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II. Jahrgang, XXXVI. Stück, den 2. Sept 1772.

I. Allerhöchste Verordnungen.

1.) Wegen Einrichtung neuer Wegmauthschranken. Vom 20sten Junius 1772.

Nachdeme an der von Stockerau bis an die böhmische Gränze führenden Hornerstrasse 43891. Klafter; an der sogenannten Mariazeller Strasse 26923; an der Gutenbrunnerstrasse, die ganze Strecke bis auf 3000. und auf der Zwettler- und Langenloyser Strasse 25873. Klafter wirklich erbauet, und ordentlich gebahnet: auf allen diesen Strassen aber bisher noch gar keine Wegmauth abgenommen worden: so ist auf die, von dem kaiserl. königl. Weg-und Bruckenamtsdirektor Hrn. von Geißler deswegen erstattete berichtliche Vorstellung zum Behuf des ohnehin schwachen Wegfundi, und um denselben in Ansehung des auf die Herstellung dieser Strassen gemachten Aufwands den billigmäßigen Gegengang zu verschaffen, die allergnädigste Entschließung erfolget, daß auf diesen Strassen neue Wegmauthschranken errichtet werden sollen, und zwar

Auf der Hornerstrasse zween, nämlich: zu Weikersdorf und zu Horn:

Auf der alten Mariazeller Strasse auch zween, in den Stationen: Brunn am Gebirg und Lilienfeld. Nebst einer Wehrmauth zu Mödling, gegen Ausnehmung der, ihrer Wirthschaft halber, auf dieser Strasse auf und abfahrenden, und nicht üiber das Gebirg weiters abgehenden Insassen, dann Haus- und Grundstückinnhabern: endlich

Auf der Gutenbrunnerstrasse einer zu Meidlingthal; auf der Zwettler und Langenloyser Strasse, einer in dem Ort Gfäll.

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2) Die Ungültigkeit der von Welt-oder Ordensgeistlichen gemachten oder mitgefertigten Te-

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stamente betreffend. Vom 25. Julius.

Unter dem 4ten September des verflossenen 1771sten Jahres ist durch ein kundgemachtes Patent gesätzmäßig verordnet worden; daß für das Künftige in allen und jeden Fällen, keinen ausgenommen, die für einen dritten, sowohl von den Welt-oder was immer für Ordensgeistlichen, gemachten Testamente; als auch die von den Ordensgeistlichen, ohne Ausnahme, als Zeugen mitgefertigte letzte Willen für ungültig gehalten werden sollen.

Um nun jenes Mittel aus dem Wege zu räumen, durch welches getrachtet werden konnte, diese heilsamste Absicht, zu vereiteln: so ist, in allergnädigster Erwägung: Wie es leicht möglich sey, und bisher sich vielleicht ereignet haben dürfte, daß die noch itzo, und nach dem kund gemachten Gesätz von den Welt- oder Ordensgeistlichen verfertigte, oder von den Ordensgeistlichen als Zeugen unterschriebene Testamente, von der Zeit des nunmehro bestehenden Gesätzes zurück datirt würden: und damit einer Seits dieser mit gutem Grund vorsehenden Vereitlung des Gesätzes wirksam gesteuret werde; anderer Seits aber sich niemand entschuldigen könne, daß es an Zeit und Gelegenheit gemangelt habe, das dem Vorgaben nach, bereits ehedem von einem Welt-oder Ordensgeistlichen unverfertigte Testament von jemand andern neuverfertigen, oder durch andere taugliche Zeugen unterschreiben zu lassen:

Unter dem abgewichenen 25sten Julius ein Termin von zweyen Monaten, von dem Tage der beschehenen Kundmachung dieser landenfürstlichen Verordnung an, allerhöschst bestimmet worden, daß binnen solcher Zeit, alle etwa noch vorhandene von den Welt-oder Ordensgeistlichen verfertigte; oder von den Ordensgeistlichen mitgefertigte Testamente, durch andere taugliche Personen gemachet, und unterschrieben, nach Verfliessung bemeldten Termins aber, alle dergleichen, von was immer für einem Jahre, vorkommende Testamente, für null und nichtig erkennet werden sollen.

v. P.

II. Wissenschaften.

Historische Bücher.

Mit Gregor Menhardtischen Schriften ist zu Stadt Steyer in Oberösterreich in diesem Jahre herausgekommen: Seculum sextum inchoatae ad Cellas Marianas in Styria Sacrae perigrinationis, subjunctis relationibus, in lucem Anno 1758. sermone germanico editum a Reverndissimo ac Amplissimo Domino Domino Bertholdo liberi & exemti monasterii ad S. Albertum & Cellas Marianas Ord. S. Bendedicti Abbate, tum thesaurio ibidem. Dein ab ejusdem Monasterii Professo latinitate donatum. Cum facultate Superio-

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rum. In klein Oktav. 328. Seiten stark. Da dieses Werk eine Uebersetzung ist, so wollen wir den Titel der Urschrift, welche seit ihrer Herausgabe, sehr selten worden, hersetzen; und dann den Inhalt derselben kürzlich anzeigen: Sechstes Jahrhundert der zu Mariam nach Zell in Steyermark angefangenen Wallfahrt, mit dazu gehörigen Nachrichten, herausgegeben von P. Bertholdo Sternegger, des H. Benediktiordens im Stift St. Lambrecht Professen, und Schatzmeister alldort. Cum licentia Superiorum. Steyr gedruckt bey Gregori Menhardt, im Jahre 1758. in obigem Formate 445. S. stark. Die Zueignungsschrift ist an unsern allergnädigsten Kaiser Joseph den II., als damaligen Kronprinzen zu Hungarn und Böheim ec. gerichtet; und wird durch eine sechs Blätter lange Erinnerung an den Leser, begleitet. Die verschiedenen Gegenstände, welche in diesem Buche abgehandelt worden, sind in 9. Abtheilungen abgesondert, die am Ende noch einen besondern Anhang haben. Die erste Abtheilung, von dem Stift St. Lambrecht, enthält desselben Geschichte; weil, wie der berühmte Hr. Verfasser S. 1. sagt) das Gnadenhaus Maria zu Zell dazu gehörig uno dessen edelster Schmuck und beträchtlichster Antheil gewesen ist: folglich die Geschichte von beeden einen nothwendigen Zusammenhang, hat.

An der Einrichtung des heutigen Stifts St. Lambrecht hat Kaiser Otto IIl. (nach S. 7.) schon im Jahre 989. Theil genommen; indem er die alte Kirche des H. Martyrers Lamberti mit neuen Güthern beschenket, und denen daselbst sich befindenden Geistlichen viele herrliche Vorzüge und Freyheiten zugestanden hat: Marquardus, ein Sohn Adalberonis oder Adalberti Grafens in Mergthal und Afflenz, legten zum heutigen Stift St. Lambrecht im Jahr 1073. den Grundstein. S. 10. das angefangene Gebäude konnte von ihm nicht fortgeführet werden, weil er sich mit Ausrüstung einiger Hülfsvölker zum Dienste des Königes Salomon in Ungarn, seines Schwagers, die er selbst dahin begleitete, beschäftigen mußte; wo er sodann in einem unglücklichen Treffen nicht nur hart verwundet, sondern zugleich gefangen wurde; ja endlich da er seine Freyheit wieder erhalten, im Jahre 1277. den 16ten Junius gestorben. Sein dritt gebohrner Sohn Henrikus, welcher seinem Bruder Luipoldo in dem Herzogthum Kärnthen 1090. folgte, beschleunigte (nach. S. 13), den angefangenen Klosterbau der Gestalt, daß die ganze Abbtey noch vor Ausgang 1296. in vollkommenen Stand gelangte.

Nach S. 14. ist der ausgefertigte Stiftungsbrief in der allgemeinen Reichsversammlung vorgelesen, und 1104. von gesamten hohen Reichsständen gutgeheißen; auch die neue Abtey im Jahre 1109. von Paschal II. für frey und exemt erkläret; und diese Erklärung nebst andern der dortigen Geistlichkeit beygelegten Vorzügen, im Jahre 1114. durch abermal

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erfolgte kaiserl. Genehmhaltung bestättiget worden.

Nach S. 15. war der erste Abbt Hartmann oder Hermann, ein Sohn Marquards und Bruder des Stifters Henrici

v. * * *

III. Naturgeschichte

§. 10. Von den Höhlen des karpatischen Gebirges.

Berghöhlen (antra, specus) sind unterirdische Klüfte, die zuweilen viele Klaster , breit und hoch sind , weit in die Berge hineingehen, und an einigen Orten, wegen ihrer erstaunenden Tiefe, beynahe unergründlich bleiben. Die Natur hat das karpatische Gebirge, nicht durchgängig, fest und dicht zusammen gesetzet, sondern an unterschiedenen Orten gleichsam untergegraben, so daß man viele und ungeheure Höhlen daselbst antrift. Wie fürtreflich schickt sich hieher, was Seneka, Natural. Quaest. Lib. lll. c. 16. sagt: Crede infra, quidquid supra vides: sunt enim illinc specus vasti, sunt ingentes recessus, ac spatia, suspensis hinc inde montibus saxa, sunt abrupti in infinitum hiatus. Die Naturkündiger geben verschiedene Ursachen an, von dem Ursprunge der Berghöhlen und Klüfte; die wir hier weder anführen, noch untersuchen können. Unsere Leser, mögen die gründliche Abhandlung des scharfsinnigen Johann Georg Sulzers von dem Ursprung der Berge, und anderer damit verknüpften Dinge nachschlagen, wo. pag. 39. §. 49. diese Sache vortreflich abgehandelt wird.

Einige der karpatischen Berghöhlen sind, nach der Erzählung derer, die sich hineingewagt haben, so breit und geräumig, daß man aufrecht und bequem in die Höhle hineingehen kann; andere im Gegentheil so rauh und steinicht, daß man mit vieler Beschwerlichkeit hineinkriechen, und sich recht mühsam durchdringen muß. Viele sind ganz und gar unzugänglich, weil die Oeffnung allzu enge, und der Abgrund allzu steil ist. Viele haben vom Anfang eine kleine Oeffnung, sie werden aber je länger je weiter. Andere haben einen so steilen Eingang, daß man sich an einem Seil, mit der größten Lebensgefahr herablassen muß. Noch andere haben so viele krumme Umwege, daß man sehr bald irre gehen, und den Ausgang nicht so leicht wieder finden kann; ja wo die Lichter auslöschen möchten, ihn nimmermehr wieder antreffen würde.

In einigen dieser unterirdischen Höhlen werden allerley Beingeribbe von ungewöhnlicher Gestalt und Größe gefunden, die der gemeine Mann, für Drachenknocken ausgiebt, und viel fabelhaftes davon zu erzählen weiß. Soviel ist indessen gewiß, daß es Beine seyn müssen, von uns ganz unbekannten wilden Thieren, welche von außerordentlicher Größe und ganz ungeheurer Gestalt gewesen seyn mögen. Denn der Augenschein zeiget es deutlich genug, es müßte nur ein ungeheures Thier gewesen seyn, von

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dem die überbliebenen Beingeribbe selbst der Zeit trotzen und noch so ungewöhnlich groß aussehen:

Der gelehrte Belius hat einen schönen Vorrath von dergleichen Beingeribben ausgesammelt, und war gesonnen, sie in Kupfer stechen zu lassen, um sie seiner ungarischen Naturgeschichte beyzulegen. Man besehe davon seine Notit. Hung. novae Tomo II. p. 522. not. (h) ingleich. in Prodromo pag. 76. § 151.

Außer diesen Beingeribben, wovon viele schon mit einer steinartigen Rinde überzogen sind, findet man in andern dieser Berghöhlen, den schönsten Tropfstein (Stalactites) theils in großer Menge, theils auch von sehr verschiedener Gestalt. Diese Tropfsteine werden von dem herabtriefenden Wasser erzeiget, und stellen allerhand Figuren vor; je nachdem die Wassertropfen, entweder einzeln oder mehrere zugleich herabfallen: doch mehrentheils sind sie Eißzapfen ganz ähnlich, und hengen, eben wie diese an den Dächern, hier an Bergen und Steinen. In Ansehung der Gestalt sind sie bald rund, wie eine Erbse, bald kegelförmig, röhrig, dicht, und zu-weilen ganz figuriret. Sie dienen, so viel dermalen noch bekannt ist, zu nichts, und nur die Curiosität und Belustigung reizet die Leute,sie zu sammlen, und in den Naturalienkabinetern aufzuheben.

§. 11. Von den Steinarten des karpatischen Gebirges.

Das karpatische Gebirge ist eine reiche Schatzkammer verschiedener Mineralien und Foßilien. Es ist solches von inn- und ausländischen Gelehrten angemerkt worden, als: von P. Szentivani S.J. in curiosis Miscellaneis, und in memorabilibus regni Hungariae; von Matth. Belio, in Prodromo Hung. antiquae & novae, und in seiner Notitia Hung. novae Tomo II. ingleichem in des gelehrten Brukmanns, epistolis itinerariis, und in dessen unterirdischen Schatzkammer aller Königreiche und Länder: Part. I. p. 257. 258. part. ll. pag. 1002. sequ., und ganz besonders. P. Gabriel Rzaczynsky historia naturali curiosa Regni Poloniae, tract. III. sect. 1, p. 101. sequ. Der gelehrte Laurentius Mizler hat davon einen Auszug geliefert, in seiner Warschauer Bibliothek. Das allermeiste Licht würde uns bey unsrer Beschreibung geben können, des Medici Christian abHortis schöne Abhandlung de gemmis Hungariae, wenn sie noch irgendwo anzutreffen wäre. Henr. Chr. Henninius schreibt davon in seinem Observat. ad epist. ltiner. Jacobi Tolli. p. 210. also : Utinam exstaret Christ. ab Hortis, viri doctissimi, qui ad radices Carpati montis, in nobili vixit praedio, labor de Balsamo Hungariae Carpatico unacum libro, de gemmis Hungariae! sed mors intercepit. editionem, a qua mort dein vidua, & impuberes liberi, rarissimam Bibliothecam, una cum his manuscriptis sparsim vediderunt vicinis Polonis, testante Sachsio, in scholio ad obs. 28. p. 57. Eph. N. C. Dec. I. an. 2.

Wir wollen nun von jedem so viel anführen, als wir, theils aus eige-

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ner Erfahrung, theils aus sichern Nachrichten, theils aus diesen Schriftstellern davon gesammelt haben. Wir machen den Anfang, von den Edelgesteinen des karpatischen Gebirges, deren zur Zeit folgende entdecket worden sind, als: Diamante, Topaße, Granaten, Jaspiße, und Carniole.

Die karpatischen Diamanten, sind nichts anders, als kleine sehr feine und harte Krystalle, die an beyden Enden in Pyramidalspitzen zusammenlaufen. Sie sind in Ansehung ihrer Farbe, und Klarheit unterschieden. Einige derselben sind klar und ungefärbt, wie Wasser; andere unlauter, fieckigt, auch zum Theil undurchsichtig. Wenn man die klaren und reinen schleifen und fassen läßt; so wird gute Kenntniß erfordert, um selbige von wahren Diamanten zu unterscheiden. Denn sie haben einen Glanz, und spielen wie die aus Ostindien, nur daß sie nicht so hart sind, wie jene; doch aber besitzen sie die Eigenschaft, daß sie im Feuer aushalten. P. Csiba urtheilet davon loc. cit. folgendermassen : Adamantes e montibus Carpatiesis non aequant i duritie orienntales, & ideo fortassis sunt medium quid, inter veros adamantes & crystallum: sunt enim hoc duriores, illis vero molliores: sunt tamen Bohemicis praestantiores, a quibus pondere, facile internoscuntur.

Die sogenannte Topasse, welche in großer Menge auf dem karpatischen Gebirge, meist aber an fast unzugänglichen Orten gefunden werden, sind eigentlich auch nur Krystalle, von verschiedener Figur, und Farben. Einige derselben sind durchsichtig und klar, andere undurchsichtig. Die meisten sind ungefärbt, wie Wasser, von sechseckigter Figur, bald wie ein Prisma, bald wie zwey zusammenstossende fechseckigte Pyramiden. Es giebt aber auch dunkele Topasse, entweder schwarzer oder brauner Farbe, meistens sechseckige, und durchsichtig. Alle diese Topaßarten sind hart, und geben gegen den Stahl stark Feuer. Sie nehmen, wenn sie geschliffen werden, eine seine Politur, und einen höhern Glanz an. Bey unsern karpatischen Topassen, muß auch das noch, als etwas sonderbares angemerket werden: daß man in vielen derselben allerley fremdartige Dinge, als Mooß, Graß, kleine Insekte, auch Tropfen Wassers, u. d. gl. eingeschlossen findet. Doch dergleichen Stücke kommen selten vor, und sind keine geringe Zierde eines Naturalienkabinets.

Wir kommen nun auf die karpatischen Granaten. Sie sind von verschiedener Größe. Einige sind so klein wie ein Sandkorn, andere als eine Linse, noch andere, als eine große Erbse, einige auch wie eine Haselnuß. Eben so sind diese Granaten auch an Farbe unterschieden. Einige derselben sind dunkelroth, andere, fallen mehr ins purpurrothe, alle aber sind weich, unrein, und undurchsichtig, nehmen daher, wie wir selbsten Proben anstellen lassen, keine Politur an. Sie brechen oberhalb Gerlsdorf, an einer hohen -Felsenwand, wie wir §. 8. angezeigt ha-

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ben. Möglich wäre es, wenn man tiefer in den Felsen graben wollte, daß man viel reinere und härtere, folglich auch zum Schleifen und Poliren tauglichere finden dörfte. Es liegen diese Granaten in einer besondern Bergart, oder sogenannten Mutter (matrix) und zwar entweder auf der Fläche derselben, oder, als in ganz eigenen abgesonderten Fächern eingeschlossen. Der berühmte ehemalige D. Fischer zu Käßmark hat diese Granatenmutter chemisch untersucht und befunden, daß sie eisenhaltig sey. Denn das gebrannte Pulver derselben, ziehet der Magnet an sich. Man kann das mehrere davon, in seiner schönen Abhandlung lesen: Descriptio lapidum granatorum in Carpato Scepusienis inventorum, welche Bruckmann im 2ten Theil seiner unterirdischen Schatzkammer p. 1003. eingerückt hat. Ob man kleine Granaten in den Bächen des karpatischen Gebirges finde; ingleichem Smaragde, Opale, und Hyrcinthe, wie einige behaupten wollen, davon können wir, weil es uns noch an genügsamen Stoffe mangelt, nichts mit Gewißheit sagen.

Der karpatische Jaspis ist roth, auch grün und roth zugleich, der Carniol aber bleichroch und fleckigt.

Außer diesen Edelgesteinen, findet man auch auf dem karpatischen Gebirge Blutstein an verschiedenen Orten, besonders aber in den so genannten Blutsteinhölen auf dem Käßmarker Gebiete; Alabaster, sonderlich auf der polnischen Seite, doch meistens, an unzugängigen Orten; einige sehr wenige Marmorarten, die im 4ten St. des ll. Jahrganges dieser Anzeigen p. 56. angemerket worden. Silberglanz, Glimmer, einige Schieferarten, als Sandschiefer, und Hornschiefer, endlich gelb- und weiße Siegelerde.

Zum Beschluß unserer Beschreibung von den karpatischen Steinarten, müssen wir auch noch Erwähnung thun, des so berühmten karpatischen Karfunkelsteines, von dem der gemeine Mann, soviel fabelhaftes zu erzählen weiß. Wir wollen zu dem Ende dasjenige hier anführen, was der ehemalige Käßmarker Rektor Buchholz in die Breßlauer Kunst- und Natursammlungen von 1726. p. 81. davon einrücken lassen. Sein Bericht lautet also: ,,Ein gewisser hiesiger Burger, sahe einen Stern, neben der -karpatischen Käßmarker Spitze, welcher zwischen den Wolken schön und hell hervorleuchtete, und weil der Mond im ersten Viertel, allhier mit Wolken verhüllet war, den Schnee des Gebirges aber dennoch ein wenig aushellete, so vermeynte der obgedachte Bürger, es seye derjenige Karfunkel, von welchem so vieles Fabuliren unter dem gemeinen Manne, wie er denn solches andern vermeldet, und alsobald Beyfall gefunden. Als ich solches vernommen, nahm ich mir Gelegenheit, selber mit dem Manne zu sprechen; wo ich denn aus allen

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accurat nachgeforschten Umständen die Beschaffenheit dieses vermeynten Karfunkels leicht errathen können.“

J. A. Cz.

IV. Vermischte Nachrichten.

Der menschliche Witz und Fleiß unternimmt oft solche Dinge, welche er durch erstaunliche Mühe und Arbeit zur vollkommenen Ausbildung bringen muß. Endlich werden sie freylich als Kinder der Kunst » angesehen und bewundert: ob sie gleich dem gemeinen Wesen nicht sonderlich nützen können.

Wir zählen hierunter die sehr kleinen in Agat, Karniol, und andern Steine; in Elfenbein und Holz geschnittenen; oder gedrehte Figuren, welche hier und da in den Kunstkabinettern großer Herren angetroffen werden.

Unter vielen andern dergleichen sehr mühesamen Kunststücken, welche das Alterthum überliefert hat: und zum Theil von neuern Künstlern, uns zu Gesichte kommen, verdienet auch gegenwärtige Anzeigung einer verkäuflich stehenden Kunstschrift, einen Platz in unsern Blättern. Diese ist so klein, daß die 5. Bücher aus der heiligen Schrift, als:

Das Buch Ruth.

Der Prediger Salomo.

Das hohe Lied Salomonis.

Das Buch Esther.

Die Klaglieder Jeremiä.

nach ihrem ganzen Innhalte, auf einer einzigen Seite von Pergament in klein Folio, sich befinden. Bey diesen 5. Büchern stehet man auch kleine zum Innhalt schickliche Bilder. Die Länge der Materien, und der sehr geringe Raum erreget schon Bewunderung. Wie groß wird aber diese, wenn wir unsern Lesern sagen, daß diese 5. Bücher der heiligen Schrift zugleich in 5. Sprachen, als in der deutschen, hebräischen, lateinischen, chaldäischen und französischen Sprache, auf dieser einzigen Seite, so deutlich geschrieben sind, daß man eine jede ganz leicht und ohne Mikroscopium sehen und lesen könne?

Der Besitzer versichert, daß nur noch ein Exemplar von dieser Größe und Innhalt in einer der vornehmsten Bibliotheken in Deutschland anzutreffen wäre. Liebhaber dieses recht seltenen Kunststückes können den Besitzer und den Preiß in der Emerik Felix Baderischen Buchhandlung erfahren.

v. K.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r3 - 10 Dec 2010, AgostonBernad
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