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I. Jahrgang, III. Stück, den 17. Julii 1771.

I. Allerhöchste Verordnungen.

Nachdeme wegen der angehaltenen kalten Witterung, die künftige Erndte gegen andere Jahre später erfolget: so haben Ihre kaiserl. königl. apost. Majest. aus angestammter landesmütterlicher Milde, die bekanntermassen auf die Körnereinfuhr, aus dem Königreiche Ungarn, und fremden Ländern, in die k. k. Erbländer; dann aus einem Erbland in das andere, vorhin bis letzten Junii allergnädigst eingestandenen Begünstigungen, vermög eines den 22ten verflossenen Monats Junii durch die hochlöbl. Niederösterreichische Regierung bekannt gemachten Patents, bis den letzten künftigen Augustmonats allermildest zu erstrecken geruhet.

II. Beförderung.

Wahre Verdienste zu belohnen, ist jederzeit das Augenmerk unserer allerdurchlauchtigsten Landesfrau. Ihrer kaiserl. königl. apost. Majestät haben allergnädigst geruhet, Sr. Excellenz dem Herrn Grafen von Hadik, des Militär-Mariä Theresiä-Ordens Großkreuz, k. k. geheimden Rath, Generalen der Kavallerie bestellten Obersten über ein Regiment Husaren und Gouverneurn zu Ofen, das Prädicat von Futak unter dem 26. May dieses Jahrs allermildest zu verleihen. Allerhöchstdieselben haben die Herrschaft dieses Namens, welche in dem von der Bacser-Gespannschaft Ao. 1747 abgesonderten Bodroger Comitate, ohnweit dem Zusammenfluß der Donau und Theiß in einer schönen Ebene liegt; bereits im jahre 1769 der 13. December ihme und seinen Nachkommen allergnädigst übergeben.

III. Stiftung.

Beförderer der Glückseligkeit und wahre Menschenfreunde sind des größten Ruhmes würdig. Unter die-

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se zählen wir billig den Herrn Stephan Szentzj, Abten zu U. L. Frauen von Babolcsa, Cantor und Canonicus des Domstifts in der bischöflichen Residenz Großwardein in Oberungarn in Biharer Comitat. Dieser würdige Mann hat daselbst ein Ursulinenkloster für 6 Religiosen gestiftet. Die Ursache hiezu ware: weil dieser Frauenorden in Gemäßheit seines Instituts immerfort rühmlich beflissen ist, der menschlichen Gesellschaft, durch Erziehung und Bildung der Jugend seines Geschlechts, nützlich zu seyn; sonst aber in diesen Gegenden die Auferziehung der Mägdgen mehrentheils versäumt wird: dahero sollen sie in diesem neuen Kloster lesen und schreiben lernen: auch eine Anleitung zur Tugend überkommen: wiederum, neben dem Unterricht, in allerley Frauenzimmerarbeiten, zugleich eine Unterweisung erhalten, jene Sprachen, welche nach gegenwärtigen Umständen unentbehrlich sind, sich eigen zu machen, nämlich: die ungarischen Mägdgen sollen die deutsche, und diese jene Sprache erlernen.

Zu diesem Ende hat der Herr Stifter ein Haus für 8000 Gulden angekaufet, welches zwischen beyden Städten bequem liegt, und genugsamen Raum enthaltet. Das zur Versorgung der 6 Religiosen gewidmete Vermögen besteht in einer Stiftung von 20000 Gulden, wovon, nach landesüblichen Interesse 1200 Gulden jährlich abfallen. Von diesen sind 200 Gulden sind für die Frau Aebtißinn bestimmet; 450 Gulden für drey Lehrmeisterinnen; 300 Gulden für zwo Laischwestern, und 150 Gulden für drey Mägde.

Dies Gesetze der Stiftung enthalten unter andern folgende: Die Religiosen sollen alle Mägdgen, sie mögen adelich, bürgerlich, oder ganz gemeiner Abkunft seyn, ohnentgeltlich unterrichten. Wenn eine von ihnen mit todt abgienge; so darf ohne Vorwissen und Einwilligung des zeitlichen Herrn Bischofs, oder im Falle des erledigten Bißthums, ohne Anmeldung bey dem löblichen Capitel, die Stelle nicht ersetzt werden.

Diesen unter dem 9. März 1771 ausgestellten Stiftungsbrief hat das Ursulinerkloster zu Caschau, aus welchem die Religiosen gewählet wurden, den 20.April angenommen; und des Herrn Grafen Karl Esterhasy, Bischofs zu Erlau Excellenz, in deren Kirchsprengel sich selbe befinden, haben hierzu unterm 26. April: Se. Excellenz Herr Adam Freyherr Patachich de Zajezda, Bischof von Großwardein, aber unterm 4. May die erforderliche Einwilligungsurkunde ausgestellet: worauf der Herr Stifter bey Ihro kaiserl. königl. apost. Majestät um die allergnädigste Bestättigung allerunterthänigst gebethen: welche ihm auch unter dem 10. Junius allermildest ertheilet werden.

IV. Von Fabricken.

Wir haben im vorhergehenden Blatte den Anfang mit Beschreibung

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der vornehmsten Landesfabricken gemacht; wir fahren dahero fort, solche dem geneigten Leser, so wie sie uns bekannt werden, mitzutheilen.

Die dem verstorbenen Herrn Engelbert König, und nun seiner hinterlassenen Frau Wittib, gehörige Fabricken, werden hier unter der Raggion: Engelbert König und Compagnie fortgeführet. Sie sind beyde auf der Wieden in dem sogenannten Tempel Salomonis Pro. 54. In der einen Fabrick werden alle Gattungen von Sammet in allen Farben, als: sogenannte Hamburger – Holländer – Genueser – und so weiter, verfertiget. Desgleichen glatte Mantini – Tasset von unterschiedenen Preisen. Diese Sammete finden starken Absatz, sowohl wegen ihrer Güte als Feinheit. In der Fabrick zählet man über 30 Gesellen, die alle aus Hamburg hierher verschrieben worden sind, und genugsame Arbeit haben.

Die zwote Fabrick besitzt die Kunst, die eigentliche Papierspallier aufs beste nachzumachen, und zwar von allen möglichen Gattungen. Hier arbeiten täglich über 40. Gesellen, die ihre Hände voll zu thun haben; so schr macht sich diese darin verfertigte Waare beliebt. Die schönsten Modelle, artigsten Erfindungen, gute Zeichnungen, nebst den lebhaftesten Farben empfehlen diese Fabrick.

Ein Stück enthält beyläufig 14 hiesige Ellen. Der Preis ist nach der Güte folgendermassen:

Ohne Wolle von 2 bis zu 4 Guld.
Mit Wolle . . . 3 . . . 4½
Mit Gold und Silber . . . 5 . . . 8 -
Mit Wolle, Gold und Silber . . . 7½ . . . 8 -


Die k. k. privilegierte Nadelburger Meßingwaaren Fabrick hat sich sehr empor geschwungen. Sie liefert in die k. k. Erbländer einen großen Theil dieser nöthige Waare, wodurch nicht wenig Geld im Lande verbleibet, welches sonst nach Sachsen und ins Reich verschicket wurde. Wie beglückt sind die Zeiten, in welchen die österreichischen Erbstaaten sich mit den Natur- und Kunstprodukten selbst versehen können.

Wir wollen die vornehmsten Stücke von den Erzeugnißen dieser Fabrick nebst ihrem dermaligen Preise hier anzeigen.

Leuchter.

Fl. Kr.
Spielleuchter mit Blättchen der Bund . . N. 3 a 8 für 1 52½
Detto Starke Sorten - 2 12
- mit festen Blättch. - 2 -
- ohne Blättchen 4 a 8 1 36
- starke Sorten - 1 42
Blezleuchter 1 a 8 1 52½
Handleuchter mit einem Stiehl 3 a 8 1 54½
Wand- oder Armleuchter ... ¾2 a 6 1 52½
Dögel- oder Ringelleuchter ... 3 a 8 1 52½

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Fl. Kr.
Altarleuchter nach den Nris . . . 1½ a 3 1 52½
Silberleuchter . . 3 a 12 1 54½
Dratleuchter das Stück    
N. I. für - 38
N. II. - - 34
N. III. - - 30
N. IV. - - 27
N. V. - - 24
Röhrenleuchter das Stück    
N. I. - - 50
N. II. - - 45
N. III. - - 40
N. IV. - - 38
N. V. - - 34
Handleuchter mit hohlen Röhren    
N. I. - - 38
N. II. - - 32
Gabelleuchter von Messing und Composition das Stück . . . . . - 1 -
Achteckige Leuchter mit geschliffenen Röhren das Paar    
N. I. - - 50
N. II. - 1
N. III. - 1 10
N. IV. - 1 15
N. V. - 2 2
Flaschen- oder Feldleuchter, flache und halbrunde    
N. I. - - 47
N. II. - 1 39½
N. III. - 1 28
Tafelleuchter mit gewundenen Röhren von Messing u. Composition das Stück 2 30
Detto mit festen Blättchen 2 45
Judenleuchter    
N. I. - 3 6
N. II. - 2 30

Fl. Kr.
Judenleuchter N. III. für 2 -
Schwere Tafelleuchter von Messing und Composition . . .    
N. I. - 2 45
N. II. - 2 45
N. IV. - 2 20
N. VIII. - 2 15
Tafelleuchter mit zween Armen das Paar . . . . . 5 -
Hängeleuchter von Messing zu 4, 6, 8, 12, 18, 24 Lichter das Wienerpfund - 38½
Detto von Composition . . - 45
Judenleuchter von Messing - 42
Detto von Composition . - 45
Glatte Altarleuchter das Wienerpfund in Sorten - 37½
Dreyeckigte detto von Messing und Composition 1 -

Rauchfäßer.

Rauchfaß mit eisernen Ketten der Bund N. 1½ a 5 für 1 52½
Detto mit messingenen Ketten der Bund N. 1½ a 5 - 2 15
Detto Schüfel N. 2 a 5 1

Lampen von verschiedener Gattung.

Fl. Kr.
Glatte und durchbrochene Lampen N. 1 ½ a 8 für 1 52½
Judenlampen von Messing das Wienerpfund . . - - 38½
Detto von Composition - - 45
Detto Weyhnachtslampen das Stück . . . . . - 6 -

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Fl. Kr.
Florentiner Kirchenlampen mit Engelsköpfen das Stück . . . .    
N. I. für 6 -
N. II. - 5 20
N. III. - 4 15
N. IV. - 3 40
N. V. - 3 -
N. VI. - 2 30
N. VII. - 2 -
N. VIII. - 1 45
Florentiner Nachtlampen von Messing und Composition ohne Blenden das Stück . . . . .    
große 6 15
mittlere 4 30
kleine 3 15
Gewöhnliche Nachtlampen das Stück . . . . . . - 42

Glutpfannen.

Glutpfannen der Bund N. 1 a 8 für 1 52½
Detto mit kupfernen Schüßeln das Stück . . . - 2 45
Rechaud von Messing das Stück . . . .    
große 2 45
mittlere 2 15
kleine 2 -

Mörser.

Ordinari Mörser das Wienerpfund zu . . . . - 37½
Apothecker-Mörser das Wienerpfund zu . . . . - 37½

In den folgenden Blättern wird das Vergleichniß der übrigen in der beliebten Radelburger–Fabricke erzeugten Waaren nachgeholet werden.

V. Von Künstlern.

Reisende bewundern, unter vielen andern Merkwürdigkeiten in Wien, auch besonders die fürstl. Lichtensteinische Gallerie, deren Beschreibung 1767 das Publikum in wälscher Sprache erhalten, und mit Beyfall aufgenommen hat. Der Verfasser ist der an eben dieser Gallerie stehende Inspector Herr Vincent Fanti; ein Mann, der unter seinem berühmten Herrn Vater die besten Gründe der Mahlerey und Baukunst erlernet, und beyde Künste aufs beste zu excoliren sich jederzeit beflissen hat. Besonders besizt er die wahre Theorie, an deren genugsamen Einsicht so viele strauchlen. Seine Praxis ist sowol durch vorzügliche Gemählde, als richtige Zeichnungen bekannt genug. In der Baukunst wollen wir nur das einzige, bey jedermann noch frischen Andenken stehende Kunststück anführen: den Saal zum Festin des Beylagers des Königs von Neapel mit der durchl. Erzherzoginn Maria Charlotta. Diese stunde in Sr. Excellenz des Hrn. Reichshofrathspräsidentens, Grafens von Harrach Hause, im Hof, und war durch die Construction des Holzgebäudes, wie auch der inwendig ausgetheilten Architectur, so gut angeordnet, daß es schiene: alles zusammen, das Stein- und Holzgebäude seye nur ein einziger Bau, welches Kenner bewundert haben. Diese schon lang vorher bekannte Einsichten, sowol seiner Geschicklichkeit, als nachahmungswerthen Aufführung, haben ihme die Stelle

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eines Professors der Zeichnung bey der durchlauchtigsten kaiserlich – königlichen Famille zuwege gebracht, welche er auch durch 19 Jahre hindurch mit allem Ruhme bekleidet hat. Die weltberühmte Akademie der Mahler und Bildhauer zu Florenz, zu Bologna, und die kaiserlich franziscische Akademie in Augsburg, verehren ihn, als ihr würdiges Mitglied. Auf Verlangen guter Freunde hat er die deutsche Uebersetzung seines vorhin angezeigten Werkes bereits geendiget, und mit vielen Anmerkungen vermehret, welches nächstens der Presse übergeben werden soll. Sein Lebenslauf befindet sich nebst seiner wahren Abbildung in dem großen Werke, welches vorgedachte florentinische Akademie, von allen ihren berühmten Künstlern und Mitgliedern, herausgegeben hat.

VI. Optische Instrumente.

Auch dieses gehört mit unter die Vorzüge einer Stadt, wenn sie Künstler von allerley Art ernähret. Ein Beweis, daß die Liebhaber von Kunstprodukten nicht mehr nöthig finden, solche Sachen aus Paris und London verschreiben zu lassen, die sie daheim eben so fein und gut gearbeitet antreffen. Wir rechnen hierher billig die optischen Instrumente, welche uns Hr. Andreas Schulz, wohnhaft nebst der Mariahülferlinie im Zimmermeisterischen Hause Nro. 3, um beygesetzte Preise liefert:

Telescopia 2 Schuh lang mit einem messingenen Fuß zu 30 Gulden.

Eben solche von 18 Zoll zu 24 Guld.

–––– –––– –––– 14 ––– –– 20 ––––

–––– –––– –––– 1 Schuh 16 ––––

Zusammengesetzte Microscopia von verschiedener Größe: um Preise von 16 bis 50 Gulden; nachdem sie verlanget und bestellet werden.

Einfache zu 3, 4, bis 6 Gulden.

Luftpumpen einfache zu 25: und mit zween Stiefeln zu 40 Gulden. Auch nach der Größe bis auf 200 Gulden.

VII. Inländischer Handel.

Unter den erbländischen Naturproducten sind die Fische keines von den geringsten. Die vielen Flüße, welche die verschiedenen Königreiche und Provinzen durchströmen, bringen davon in verschiedenen Gegenden einen solchen Ueberfluß, daß der größte Theil derselben zu Grunde gehen und unbenutzt verderben muß. Bisher hatten sie nur in den strengsten Wintern, bey lang angehaltener Kälte in entfernte Oerter geführet, und daselbst verkaufet werden können. War der Winter gelinde, oder die Kälte nicht anhaltend; so fand auch dieser Handel keine Statt, und der vorhande[de]ne Ueberfluß an Fischen, gieng ohne allen Vortheil für den Staat, und ohne allen Nutzen für dessen Bürger, in solchen Jahren gänzlich verlohren. Diese Betrachtungen haben einen pa-

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triotisch gesinnten Mitbürger bewogen, 50 kais. Dukaten für denjenigen zu widmen, der eine bewährte Art der Zubereitung ausfindig machet, und in Vorschlag bringet, nach welcher eine, oder die andere Gattung, der in den erbländischen Seen und Strömen in Menge vorhandener Fische, lange erhalten, und zu Kaufmannsgut gemacht werden könnte. Die Vorschläge werden wie gewöhnlich eingerichtet, unter der in der Ankündigung empfohlenen Addresse postfrey eingeschicket, und bis den 1. Jänner 1772 angenommen. Vielleicht findet sich auch für eine Gattung inländischer Fische ein Wilhelm Brückels, durch dessen Erfindung die Heringe bey ihrem Geschmack erhalten, und seitdeme allenthalben leichter verführet werden. Wie viele 1000 Gulden könnten durch einen solchen wohlgerathenen Vorschlag in denen Erbländern erhalten werden, welche dermalen für Lapredons und Heringe hinausfließen?

VIII. Dienstsuchende, oder gesuchte fähige Personen.

Ein in einer entfernten Stadt bediensteter Mann suchet eine anderweitige Stelle. An recht guten, an Universitäten erlernten Grundsätzen in der Naturlehre, Weltweisheit, Stadt- und Landwirtschaft, u. d. gl. mangelt es ihme so wenig, als an einer bekannten guten Aufführung. Verschiedene durch ihn gefertigte gelehrte Abhandlungen zeugen von seinem Fleiße und Einsicht. Er besitzt sowohl verschiedene Sprachen, als die neueste deutsche Schreibart. Bloß die Begierde mehrers zu sehen und zu erfahren, hat ihn veranlasset, die Veränderung seines Aufenthalts zu suchen. Möchten hohe Herrschaften ein Verlangen tragen, diesen Mann in ihre Dienste zu nehmen; so ersuchet man dieselbe, die deutliche Anzeige des Dienstes, nebst der davon abhangenden Besoldung, dem Herrn Ausgeber dieses Blattes zuzuschicken, worauf die weitere Nachricht, sowohl der respective Herrschaft, als der verlangten Person ertheilet werden sollte, damit beyde, der Herr und der Diener auf alle Weise versichert werden.

Eine Person, welche die Handlung erlernet, und in verschiedenen berühmten Handlungen gestanden, auch in Manufakturen sehr erfahren, so, daß sie einige Jahre bereits einer wichtigen Fabricke vorgesetzt ware, sucht anitzo ihre Stelle zu verändern, und wünschet: einer Fabricke, von welcher Gattung sie seye, oder einem sonstigen Negotium auf dem Lande vorzustehen. Mehrere Nachricht ist bey Ausgebern dieses zu haben.

Nachfrage nach einem Portraitmahler.

In einer k. freyen Stadt in Oberungarn wünschet man einen guten Portraitmahler zu haben. Die Stadt hat eine der angenehmsten Lagen: die herr-

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schende Sprache ist die Deutsche; der Umgang ungezwungen; die Lebensbedürfnisse wohlfeil; die Bürgerschaft wohlhabend, und der benachbarte Adel zahlreich. Zu nähern Auskunft wird in der Emerich Felix Baderischen Buchhandlung die Anleitung gegeben werden.

IX. Vermischte Nachrichten.

Auszug aus einem Schreiben an die Gesellschaft.

Ich habe mit Vergnügen die Ankündigung und das erste Stück ihres nützlichen Wochenblattes gelesen etc. etc.

Wann Menschenfreunde, Gelehrte, Kaufleute, Künstler und gute Wirthe, sich um die Wette bemühen, zur allgemeinen Wohlfarth eines Staats, ihre Gedanken der Welt mitzutheilen; dann gehet es gut. Bald werden wir den geschickten und fleißigen Ausländern den Vorzug streitig machen können; wer zum Nutzen des gemeinen Wesens und des Bürgers besser gearbeitet habe? Bereits haben wir es der wachsamen Versorge Ihrer Majestäten zu verdanken, daß, durch weise Anstalten, der erschröckliche Brodmangel von unsern Gränzen entfernet worden. Möchte doch dieses einen jeden rechtschaffen denkenden Landwirth aufmuntern, an seinem Theile, alle nur mögliche Sorge zu tragen, wie er eine solche Noth von sich und seinen armen Rebenmenschen ins künftige abwenden möge! Es sind freylich hievon verschiedene Vorschläge in diesem jahre bekannt worden, wovon vornämlich das schweitzerische Blatt zeuget. Alleine! diese Gedanken sind vielmehr zur Stillung des Hungers selbst, als zur Abwendung der Hungersnoth, wo nichts zu haben wäre, anzuwenden. Sie erfordern einen Vorrath an Erdäpfeln, Kürbeß, gelben und weißen Rüben: und wo sind diese herzunehmen, wann sie nicht vorher angebauet worden? Ich wünschete dahero, daß die Landleute, die zum Getreide nicht bestellten Plätze, zum Erdäpfel- und Türkischenweizenbau anzuwenden aufgemuntert würden. Wie manches Stück Erdreich stehet in eines jeden Bauern seinem Felde und Garten unbebauet, wo diese höchst nützliche Gewächse, ohne viele Mühe mit den besten Erfolge, eingesäet werden könnten? Beyde Pflanzen nehmen, wie bekannt, mit fast jedem Boden vorlieb. Sie sind bey der Landwirtschaft von manigfaltigem Nutzen, und lassen sich auch, getrocknet und in Mehl verkehret, verschiedene Jahre aufheben. Ich halte es nicht für nöthig, ihre Cultur und sonstigen Gebrauch allhier zu beschreiben, weil dieses in vielen Büchern zu finden, und dem Landmann selbst auch nicht unbekannt ist.


Wien gedruckt mit von Ghelenschen Schriften, und zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r13 - 07 Apr 2012, ValerieSeidler
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