arrowbleft INHALTSVERZEICHNIS PRIVILEGIRTE ANZEIGEN

Blättern: arrowbleft I. Jahrgang, IX. Stück - I. Jahrgang, XI. Stück arrowbright

TODO



(73)

I. Jahrgang, X. Stück, den 4. September 1771.

I. Merkwürdige Beförderungen.

In dem Königreiche Böheim.

Beyde allerhöchst kais. königl. Majestäten haben aus angestammter preiswürdigster Milde dem hoch- und wohlgebohrnen Herrn, Herrn Philipp Krakowsky, des heiligen römischen Reichs Grafen von Kollowrat, allerhöchst Dero wirklich geheimen Rath, und Kämmerer, des goldenen Vließes Rittern, und obersten Burggrafen in dem Erbkönigreiche Böhmen allergnädigst zu gestatten geruhet, in Rücksicht seines erreichten hohen, und den landesfürstlichen landesfürstlichen Diensten unausgesetzt gewidmeten Alters, das bis nun, mit allerhöchster Zufriedenheit bekleidete Präsidium des dortigen königl. Landesguberniums, und damit verknüpfte Protektorat des königlich-freyadelichen Damenstifts in der Neustadt Prag abzulegen, folglich diesem verdienstvollen Minister, nach allen, bis zur Verwaltung der obersten Landesstelle, rühmlichst durchgedienten Ehrenstuffen, seine übrige Täge, die so nöthige Ruhe, von der Last der öffentlichen Geschäfte, allerhuldreichest angegönnet.

Dessen erledigtes wichtiges Landesamt aber ist dem hochgebohrnen Herrn, Herrn Karl Egon, des heiligen römischen Reichs Landgrafen und Fürsten zu Fürstenberg, in der Baar und Stüllingen, Grafen zu Heiligenberg und Wartenberg, Ihrer kais. königl. Majestäten wirklichen geheimen Rath, Kämmerer, und letzthin, an dem höchstpreislichen kais. und des heil. röm. Reichs Kammergericht zu Wezlar, gestandenen kais. Kommissarius bey der Reichskammergerichtsvisitation, in Betrachtung desselben bey der ehemaligen kaiserl. Repräsentation in Böhmen, und verschiedenen dahin einschlagenden Kommißionen, von dasiger Landesverfassung erworbener gründlichster Kenntniß, allermildest verliehen worden.

v. V.

(74)

II. Wissenschaften.

Ungarische Geschichte.

Noch im vorigen Jahre ist bey Wilhelm Gottlieb Sommer in Leipzig herausgekommen: Joannis Severini Ungarini, Pannonia veterum Monumentis illustrata, cum Dacia Tibissana in 8v. 379 S. ohne Register und Vorrede, und ohne der Zueiguungsschrift, an die Gönner des Herrn Verfassers, nämlich den Freyherrn Georg von Hellenbach, den k. k. Rath, Herrn Ladisl. Pronay von Toth-Prona und Blatnicza, den Herrn Adam Bene von Nandor und Herrn Paul Pronay von Toth-Prona und Blatnicza.

Es ist bekant, daß fast alle Geschichtschreiber des Königreiches Ungarn, nur alleine die Thaten der Hunen, die Feldzüge der Avarer und Ungarn beschrieben: die Geschichte jener Völker aber, welche vor der Ankunft dieser Nationen, Pannonien, und besonders die Landschaft jenseits der Donau bewohnten, mit Schweigen übergangen haben. Um nun diesen Mangel zu ersetzen, hat der Herr Severini durch die Liebe zu seinem Vaterlande angetrieben, die rühmliche Entschließung gefaßt, die älteste Geschichte desselben zu bearbeiten, und sie in ihrem Lichte darzustellen. Bereits vor 4 Jahren verfaßte er eine Abhandlung von den alten Innwohnern des Reichs, welche jenen Theil, der sich von der March, bis an den Theisfluß erstrecket, inne hatten. Er handelte darinnen von den Stammvölkern dieses Landes, sodann von den Jazygen, Quaden, Osiern, Gothinen, Wandalen, Gepiden, Herulern, Rugiern, Scyrren, Longobarden, Slaven, Crobaten, Deutschen u. s. weiter; von den Sitten aller dieser Völkerschaften, ihren Sprachen, ihrer Religion und Kriegen. In einer andern kurzen Schrift aber, welche unter dem Titel: Conspectus Historiae Hungaricae 1769 ebenfalls in Leipzig gedruckt worden ist, hat er die Geschichte der Hunen, Avarer und Ungarn, auf eine solche Art beschrieben, daß er den Leser begierig macht, die Fortsetzung davon bis auf unsere Zeiten vollführt zu sehen.

In dem Werke, welches wir itzt anzeigen, handelt der Herr Verfasser, von dem Theile seines Vaterlandes, der in alten Zeiten Pannonia und Dacia Tibissana hieß, in 10 Büchern, und zwar in dem 1ten von der eigentlichen Benennung dieses Landes , dessen verschiedenen Gränzen, Eintheilungen, Bergen, Seen, Flüßen und Städten. 2. Von den ersten Bewohnern desselben, und dahin angekommenen Fremden, ihren Sitten, Gesetzen, Religion, Sprache und Thaten. 3. Von der römischen Eroberung dieses Landes, und dessen Schicksalen unter den verschiedenen Kaisern; von Octaviano an, bis auf Constantinum den Großen. 4. Von der Aufnahme der Vandaln in Pannonien: von verschiedenen zu dieser Zeit durch die römischen Kaiser geführten Kriegen: von

(75)

der Kirchenversammlung in Sirmium. 5. Beweis, daß die Hunen, weder im Jahre 373 noch 377 nach C. G. wie es doch die meisten behaupten wollen; sondern erst ohngefähr im Jahr 404. Pannonien, und zwar theils mit Gewalt, theils durch Vorträge eingenommen haben. 6. Von der ostrogotischen Regierung, und zugleich von derselben Ursprung, Unterschied und Kriegen, nicht minder von den Gewohnheiten dieser Völker; von den Herulern, und Scamaren. 7. Von den Longobarden, und ihrer Besitznehmung von Pannonien, unter dem König Audoin, von ihren schweren Kriegen mit den Gepiden kürzlich. Die Longobarden ziehen nach Italien, und machen den Avaren Platz: von ihrer Verfaßung und Gesätzen. 8. Wird abermal in der ungarischen Geschichte ein Fehler gezeiget, uud bewiesen, daß die Avaren vor dem Jahre 602, wie es sonst geglaubet worden, in diese Gegenden nicht eingerücket sind. Von der Lebensart dieses Volkes. 9. Von der Oberherrschaft der Franken unter Karl dem Großen in Pannonien: Oberherrschaft der Mähren unter dem Suatoplucus und der Errichtung des großen Königreichs Mähren. Von der Mähren Gemüths- und Liebesbeschaffenheit. 10. Beweis, daß die Ungarn nicht im Jahre 744. wie Thurocz und andere; auch nicht im Jahre 889. wie neuere Schriftsteller behaupten wollen; sondern erst im Jahr 900. Pannonien unter ihre Bothmäßigkeit gebracht haben. Von der Art und Weise, wie sie das ganze Königreich eingenommen. Von dem Zustande des Reiches unter den Herzogen, und unter dem Könige Geisa. Von der Gemüths-und Leibesbeschaffenheit der Nationalen.

Der Herr Joannes Severini, hat mit eben so vielem Fleiße, als Gründlichkeit geschrieben und sich in allem, auf bewährte Schriftsteller und Urkunden bezogen.

Wir vermuthen, daß seine Leser, die in diesem Werke gebrauchte Schreibart, jener in dessen vorigen Schriften, welche Kenner gelobet haben, vollkommen ähnlich finden werden. Er macht uns Hofnung, auch den zweyten Theil seiner ungarischen Geschichte, in Kurzem zu liefern. Welches um so mehr zu wünschen wäre; weil bisher noch kein vollständiges Compendium von der Historie dieses Königreichs vorhanden ist. Wir müßen diesem würdigen Patrioten noch die verdiente Gerechtigkeit widerfahren lassen, und anzeigen, daß er als wohlverdienter Vorsteher der Trivialschule in der königl. freyen Bergstadt Schemnitz in nieder Ungarn, an diesem so wichtigen Werk, nur in Nebenstunden arbeiten könne.

v. K.

III. Von Künstlern.

Fernere Fortsetzung von den Mitgliedern der kaiserl. königl. Academie der Mahler- Bildhauer- und Baukunst, und ihren Kunstwerken.

(76)

Herr Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, zweyter Architekturprofessor der kaiserl. köngl. Akademie.

Sein Aufnahmstück ist ein Theil von einem vornehmen Pallaste nach römischer Ordnung; und eine prächtige Facciata zu einer Kirche.

Unter vielen andern Werken, die von ihm erbauet, ist das Theater in dem k. k. Lustschloße zu Schönbrunn, und der marmorsteinene Hochaltar auf der Herrschaft Guttenbrunn, dessen Höhe sich auf 66 Werkschuhe erstrecket, zu sehen.

Der Altar im Sonnenhof und die Zeichnungen zu den Seitenaltären sind von seiner Erfindung.

Wir übergehen die Menge von Triumphorten, Festins- und Theatraldekorationen.

Seine Sammlung von Zeichnungen, die er mit eigener Hand verfertiget, und sehr hoch gebracht hat, verdienet nicht nur von Liebhabern betrachtet, sondern auch dem Publikum bekannt zu werden.

Die von ihme verfertigten Kupferstiche ziehen das Auge des Liebhabers auf sich; indeme sie den Kenner zur genauen Betrachtung reißen.

Das ultverdächtigste Lob so man diesem Meister beylegen kann, sind seine Werke selbst, besonders aber jene, wo er sich seinem Genie im Theatralgeschmacke überlassen können.

Herr Caspar Schwab.

Sein Aufnahmstück ist ein Kupferstich nach Paul Troger die H. Mutter Gottes mit dem Kind Jesu, wie sie der Schlangen den Kopf zertritt.

Von ihme sind folgende Kupferstiche verfertiget worden: In Paris le Moulin d'Attrape und la Curiosité punie, nach der Mahlerey des Herrn Schenau.

In Londen: die Historie von Wilhelm Tell, wie er vom Gouverneur den Befehl erhalten, den auf dem Kopfe seines noch jungen Sohnes liegenden Apfel mit einem Pfeile hinweg zu schießen. Er hatte hierbey die Zeichnung des Hr. Anton Zucchj zum Vorbilde.

In Wien: Recreation flamande, nach der Mahlerey des Hr. David Teniers; und Narcisse, nach jener des Hr. Johann Spilbergers: wodurch er besonders den Beyfall der Liebhaber erlanget, und nach dem unpartheyischen Urtheile berühmter Kenner sich selbst übertroffen hat.

Herr Johann Christoph von Reinsperger, Ihro königl. Hoheit des Herzogs Carl von Lothringen Großdeutschmeisters etc. etc. Kupferstecher und Miniaturmahler hat in Kupfer gestochen: erstlich die ovidische Vorstellung Adonis, da er auf der Jagd verwundet liegt:

Hernach die verwittibte höchstselige Kaiserinn Elisabeth, als ein Brustbild in Lebensgröße, nach des Hr. Liodards Mahlerey in Pastel.

Ferner 7 türkische und griechische Trachten, die sehr wohl aufgenommen worden.

Ueber dieses 5 Frontispices nebst Vignetten, so für die bey dem k. k. Hofe aufgeführten Opern gehörten.

(77)

Auch ist von seiner Arbeit noch zu sehen: ein Lautenschläger, nach einem Gemählde, welches sich in der k. k. Bildgallerie von der Hand des bekannten Prete Genuese befindet.

Für Ihro k. k. apost. Majest. hat er die allerhöchste Gnade gehabt, ein Famillenstück in Miniature zu verfertigen, welches in den Bildnissen des höchstsel. Kaisers Leopold, der Kaiserinn Eleonora, des glorwürdigsten Kaisers Carl des VI. und der Kaiserinn Elisabeth bestehet.

v. P.

IV. Naturalien. Fortsetzung der Schnecken- und Muschelnsammlung.

Die erste Abtheilung.

Pectines.

Hievon sind 226 Stücke, darunter 58 Paar von verschiedenen Figuren und allerley Farben, anzutreffen. Besonders siehet man noch zwey Paar Amusia genannt: davon die eine Hälfte außerhalb röthlicht, innen aber ganz weiß; die andere Hälfte ist von außen weiß, und innwendig zeiget sie weiße Linien. Diese sind wegen ihrer Seltenheit und Zärte besonders rar.

Vierte Abtheilung.

Tellinae.

Drey Paar von den Pinnis albis: diese sind durchsichtig und dünn, gleich einem Glase, mit gezahnten Rippen, an deren Untertheil ein Bart oder Büschel Flachs hänget.

Zehen patellae gleich einem Schilde, theils rund, theils oval mit braungesprengten Rippen. Einige sind am Rande ausgekappet, andere auch ohne Rippen braun und weiß gesprenget: darunter eine noch mit natürlichem Moos bewachsen ist.

Die Zahl dieser Art von Muscheln erstreckt sich auf 142 Stücke, darunter 40 Paar befindlich sind.

Die völlige Summe dieser Muschelnsammlung beträgt 663 Stücke.

Schön glatt polirte Korallenbäume.

Ein besonders großer hellrother Korallenbaum mit Aesten, wiegt 8 Loth 3 Quint.

Noch sechs andere von theils dunkel- theils, hellrother Farbe; am Gewichte zu 7, 6, 5 und 4 Lothen; wie auch verschiedene kleine Aeste, die zusammen 5 Loth, 2 Quint, und 3 ? wiegen.

Hiernächst befindet sich auch eine Sammlung von kleinen Schnecken und Muscheln, die 2769 Stücke, von allerhand Farben und Figuren, enthält.

Ferner eine trefliche Sammlung von Sommervögeln, von Käfern, Raupen und dergleichen, mehrentheils aus Surinam in Amerika.

See- und Erdgewächse.

Eine große Anzahl, worunter viele rare Stücke zu finden.

(78)

Mineralien und Foßilien

Mehrentheils aus deutschen Bergwerken zusammen getragen. Hierunter befinden sich an Goldstuffen 3 Stücke, und 2 Goldkörner, welche zu Ulm in dem Magen einer Ente gefunden worden.

An Silberstuffen 33 Stücke.

An Kupferstuffen 51 Stücke.

An Bleyerzt 36 Stücke.

An Zinnerzt 15 Stücke.

An Eisenerzt und Blühte 34Stücke.

An Schwefelkieß 33 Stücke.

An Quecksilbererzt 27 Stücke.

Arsenikum 5 Stücke. Wiesmuth 6, Kobolderzt 16, Antimonium 5, Vitriol 6, Schwefel 16, Amianth 9, Talk 26, Marmorsteine 18, Achat 24, Crystalle 25 Stücke. Hierbey ist eine Drüse von 11 1/2 Pfund schwer. Auch etliche Schmaragdsteine und Perlen, welche bey Regensburg in dem Fluß Regen gefunden worden.

Diese Foßiliensammlung enthält verschiedene rare Stücke, die aus Italien, England und Indien her sind.

Mancherley Erden und Steinverhärtungen.

Auch mehrentheils deutsche Stücke an der Zahl 239.

Künstlich geschnittene ächte Steine.

Hierunter befinden sich rare und merkwürdige Stücke. An der Zahl 63.

Von figurirten-und andern wohlgearbeiteten Marmorarten, geschliffnen und polirten Steinen: geschnittenen und geschmelzten Gläsern von venetianischer Arbeit; desgleichen von Rubinflüssen etc. ist auch eine starke Sammlung vorhanden.

D.

V. Von der Landwirthschaft.

Von diesem so wichtigen Theile unserer Erhaltung, ist bereits so vieles geschrieben, und zu dessen Vermehrung, so verschiedenes angerathen worden, daß man billig glauben sollte: der Getreidebau wäre derjenige Zweig der Landwirthschaft, der am besten getrieben würde, und dessen Cultur aufs höchste gebracht worden ist. Die schauernde Rücksicht des erst abgewichenen großen Brodmangels, und desjenigen, der vor einigen Jahren in Italien gewesen, sollte uns wohl aufmerksam machen, alles zu untersuchen, was immer zur Beförderung und Vermehrung dieser höchstedlen Frucht aufgezeichnet ist.

Es ist wahr, daß man sehr selten zum Getreidebau mehr Aecker bestellen kann, als bereits vorhanden, und dazu ausgezeichnet sind; es wäre dann, daß man die unfruchtbaren Heiden hierunter rechnen wollte; die aber noch unendlich viele Mühe und Unkosten erfordern, wenn sie zum Fruchttragen geschickt gemacht werden sollen. Hier muß die Gedult nicht ermüden. Fleiß und Belohnung können Berge versetzen. Sollten unsere Vorfahren uns hierinn übertreffen? wie uns dessen

(79)

Egpyten, Rom u. d. gl. durch die Ueberbleibsäle ihrer erstaunenden Werke überzeugen? das sey ferne. Geschieht dieses auch nicht in unsern Tagen; so werden es unsere Nachkömmlinge thun. Wir wollen aber, bey unsern bereits vorhandenen Saamenfeldern stehen bleiben; und so entstehet die Frage: können sie verbessert und einträglicher gemacht werden? wäre es nicht möglich durch eine andere Düngungsart das Brachliegen gänzlich aufzuheben? Die Gleichheit bey der Düngung der Acker wird nicht jederzeit so in acht genommen, wie es seyn sollte. Mancher Bauer hat aber nicht Vieh genug, sie durch den Dung fett und fruchtbar zu machen.

Daher kömmts, daß er öfter aus Roth einige Aecker brach liegen läßt, indeme auch die übrigen nicht genugsam Dung überkommen können.

Von dieser Wahrheit kann man sich alle Sommer überzeugen, wenn man die Aehren auf manchen Plätzen zu sehr entfernt von einander antrift; und dann, wenn sie an andern Oertern, wieder aufs dichteste beysammen stehen. Ein Schade, der dem Dung, der verschiedenen Güte des eingesäeten Saamens, und überhaupt dem Anbauen ohnfehlbar beyzumessen ist. Der Dung, selbst von einerley Thieren, ist unterschieden; weil das Futter, dem Vieh, nach dem Vermögensstande seines Besitzers, abgereichet wird. Noch über das, ist es bekannt, daß wenn er bereits auf dem Felde lieget, seine Kraft durch die Witterung gar sehr vermindert werden kann.

Wir möchten daher, neben der gewöhnlichen Art zu düngen, noch eine andere anrathen. Diese wäre: das Abbrennen der Stoppeln nach der Erndte, welches etwa Anfangs des Monats Septembers geschehen könnte, wenn die Stoppeln dürre genug sind. Es ist dieses eine Düngungsart, deren man sich in Pommern, im Meklenburgischen, Hollsteinischen u. s. w. bedienet, wo hernach das Getreide, auf das Beste aufgehet, und sich vermehret. Wir gebrauchen aber hierzu, wie in Schweden, kein Holz. Uns ist genug, wenn der Acker wieder einen Theil seines Erzeugnisses zu seiner Befruchtung erhält.

Unsere Stoppeln sind bisher untergeackert worden; sie konnten aber dem Grunde nicht ehender wieder zur Nahrung dienen, als bis sie aufgelöset, das heißt: in Dungsalz verkehret worden, welches, wie es jederman leicht einsiehet, erst in etlichen Jahren geschehen kann. Durch den Weg des Verbrennens hingegen, erlanget man den Vortheil, daß das dadurch erzeugte Salz, noch ein mehrers aus der Luft an sich ziehet, und den Acker geschickt macht, sogleich das andere Jahr wieder Früchte zu tragen. Ich werde dieses bey einer andern Gelegenheit noch deutlicher beweisen. Die Wege der Natur sind nicht bekannt genug. Wir halten uns zu stark an das gewöhnliche: die Eigenliebe hindert uns das Mangelhafte wahrzunehmen, und dessen Folgen für schädlich zu halten.

M.

(80)

VI. Vermischte Nachrichten.

Feuerspritzen von verschiedener Gattung.

Der große und oft unersetzliche Schade, welchen Feuersbrünste auf dem Lande sowohl als in Städten, in wenig Stunden anrichten können, und die damit verknüpften traurigen Folgen, haben nicht allein zu verschiedenen Gegenanstalten, und zur Verfassung vieler vortreflicher Feuerordnungen; sondern auch zu mancher nützlichen Erfindung Anlaß und Gelegenheit gegeben. Erst neulich ist eine vom Herrn Joseph Bockal, einem auf der neuen Wieden wohnhaften bürgerlichen Leinwanddrucker, erfundene sogenannte Feuerlöschmaschine dem Publikum in öffentlichen Blättern angepriesen worden. Dieselbe bestehet in einem wohlproportionirten dauerhaft eingerichteten hölzernen Gefäße, das mit Wasser gefüllt, in Bereitschaft gehalten, und bch etwan entstehender Feuergefahr, von einem Ort zu dem andern, durch zwo Personen, sehr leicht gebracht, und überhaupt zum nöthigen Wasserzutragen bequem gebrauchet werden kann. Und diese Erfindung verdiente allen Beyfall.

Dermalen wollen wir die, von dem Herrn Joseph Schönöker verbesserten und theils neu erfundenen Feuerspritzen empfehlen. Er verfertiget sie in verschiedenen Preisen, je nachdem solche groß oder klein bestellet werden.

Wir wollen ihn nur von einigen hersetzen:

Eine ziemlich große Räderfeuerspritze 600 Fl.

Eine von mittlerer Gattung 100 Dukaten.

Eine Tragfeuerspritze 180 Fl.

Eine Buttenspritze von Meßing 80 Fl.

Eine Zuberspritze von Metall, zum Aufziehen gerichtet 80 Fl.

Dieser fleißige Arbeiter, ist seit einiger Zeit mit Verfertigung einer neuen, besonders großen und recht künstlichen Feuerspritze beschäftiget, von welcher er eine ausnehmende Wirkung verhoffet. Wegen seiner Geschicklichkeit, nicht allein in diesen, sondern auch andern Eisen- und Stahlarbeiten, hat derselbe die hohe Erlaubniß erhalten, alle bey Manufakturen und Fabriquen erforderliche Maschinen und Werkzeuge machen zu därfen. Seine Werkstadt ist bey den drey Hakeln in der neuen Gasse auf der Wieden.

v. S.


Wien gedruckt mit von Ghelenschen Schriften, und zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r21 - 24 Feb 2012, AgostonBernad
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback