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I. Jahrgang, XIV. Stück
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I. Jahrgang, XIII. Stück, den 25. September 1771.
I. Wissenschaften.
Kaiserl. Königl. Normalschule bey St. Stephan.
Nun können wir unsern Lesern eine ausführlichere Beschreibung von der Einrichtung, und eine bewährte Nachricht von dem Nutzen der bereits im
IV. Stücke beschriebenen kaiserl. kön. Normalschule bey
St. Stephan mittheilen: nachdeme bey der, den abgewichenen 18. dieses Monats, feyerlich vorgenommenen, und vier Tage nach einander fortgesetzten Prüfung, eines Theils die Herren Lehrer, Beweise von ihrer Geschicklichkeit, von der nöthigen Schulklugheit und von ihrem bezeigten Fleiße: andern Theils die verschiedenen Schüler, Proben der beigebrachten Liebe zum Lernen, des Wetteyfers, und des in acht Monaten gemachten guten Fortganges, zur vollkommensten Zufriedenheit der in deutschen Schulsachen allergnädigst aufgestelllen k. k. Commißion, und vieler dabey erschienener k. k. Herren Hofrathe und verschiedener anderer Standespersonen, so deutlich als rühmlich an den Tag geleget haben.
Der Direktor dieses gemeinnutzigen Instituts
Hr. Joseph v. Meßmer hat zu dieser Feyerlichkeit eine besondere Schrift velfasset; welche 3 Bögen stark mit kurzböckischen Schriften, unter folgendem Titel erschienen ist:
Kurzes Verzeichniß derer Materien, worüber in der k. k. Normalschule bey St. Stephan eine öffentliche Prüfung in Gegenwart der in deutschen Schulsachen allergnädigst aufgestellten k. k. Kommißion feyerlich vorgenommen worden.
Wir wollen daraus einen Auszug liefern, um anzuzeigen, was die 8 Monate hindurch, in jeder Klasse vorgegangen ist.
Bey der I. oder niedrigsten Klasse, in welcher 66 Schüler von 6 bis 10 Jahren sind, ist gelehret worden:
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1) Von der Religion, überhaupt das, was einem jeden Christen unumgänglich nothwendig zu wissen; ins besondere aber bey jedem Stücke, die der Fähigkeit dieses Alters angemessene Erläuterungen.
2) Von der Buchstabenkenntniß, die gute und deutliche Aussprache; ferner die Eintheilung und Regeln der Aussprache.
3) Das Buchstabieren, nebst verschiedenen Regeln, Anmerkungen und deren Anwendung.
Um den Lehrern eine Anleitung zu geben, wie die Buchsiabenkenntniß und das Buchstabieren, der Jugend, nach der neu eingeführten Methode leicht beygebracht werden kann; sind 3 besonders gedruckte Tabellen verfertiget; wo die Grundsätze, die man den Schülern nothwendig beybringen muß, in der richtigsten Ordnung und möglichsten Kürze vor Augen liegen.
4) Das Lesen. Die dazu nöthigen Erklärungen, Regeln, die Beobachtung der Unterscheidungszeichen, deren Anwendung beym Lesen, und die Verbesserung der fehlerhaften Ausdrücke.
5) Etwas von der Schönschreibkunst.
Bey der zweyten Klasse, wo 55 Schüler von 19 (Druckfehler 10) bis 14 Jahren sind.
1) Aus dem Christenthume, alle Hauptstücke der Christkatholischen Lehre, und zwar was Christen glauben, hoffen, lieben, brauchen, meiden, üben, und gewärtigen sollen. Welche sämmtliche Stücke
a) durch die Buchstabenmethode dem Gedächtniße wohl eingepräget
b) Durch deutliche Erklärungen und gründliche Beweise aus der heil. Schrift, in den Verstand gebracht, und
c) Der Wille, durch ächte Bewegungsgründe nud rührende Beyspiele, verschiedener auf die Verbesserung der Sitten abzielender Lehren zur Erfüllung der Pflichten vorbereitet worden.
2) Aus der biblischen Geschichte, ein kurzer Auszug sowohl mit eigenen als des Schriftstellers Worten.
3) Das Lesen, nach Grundsätzen, mit gehöriger Abwechselung der Stimme, Bestimmung der Redetheile u. s. w.
4) Die Orthographie bis auf die 13. Regel.
5) Alle Regeln der Kalligraphie, besonders aber von der deutschen Currentschrift.
6) Von der Rechenkunst
a) Die Natur der Zahlen, und die Art sie auszusprechen und anzuschreiben.
b) Die 4 Rechnungsarten in ganzen und gebrochenen Zahlen.
c) Die Theorie der geometrischen Verhältniße und Proportionen;
d) Die daraus entspringende Regel de Tri mit wälscher Praktik,
e) Deren Anwendung in gesellschaftlichen Leben.
Bey der III. Klasse, wo 25 große Schüler von 15 bis 24 und mehr Jahren, die erforderliche Anleitung bekommen, um gute Privatlehrer ab-
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zugeben, oder als nützlich und brauchbar beym Kriegsstande, in Kanzeleyen, bey der Kaufmannschaft, bey der Oekonomie und Wirthschaftsverwaltung, und in verschiedenen herrschaftlichen Bedienungen angestellet zu werden, wurde abgehandelt:
1) Die christliche und philosophische Sittenlehre, und zwar
A) Die Pflichten gegen Gott.
a) Die innerlichen Pflichten der Religion
b) Die äußerlichen Pflichten der Religion.
B) Die Pflichten gegen sich selbst und zwar in Absicht
a) Auf die Güter des Leibes.
b) Auf die Güter der Seele, und sonderlich des Verstandes und des Herzens.
C) Die Pflichten gegen die Gesellschaft.
a) Die Familienpftichten.
b) Die Privatpftichten.
c) Die bürgerlichen Pflichten.
2) Die Kalligraphie, bey welcher alle Gattungen der Schriften nach festgesetzten Regeln geübet, und die gehörigen Tabellen erläutert worden sind. Wo die vorgezeigten Muster den guten Fortgang erprobet haben.
3) Schriftliche Aufsätze, und hierbey
a) Die Eigenschaften einer guten Schreibart.
b) Die Eigenschaften des Ausdrucks.
c ) Die Genauigkeit des Ausdrucks.
d) Die weitere Theorie der Schreibart.
e) Die Einteilung der Ausdrücke.
f ) Der vollkommenste Aufsatz.
g) Was zum Ueberreden erfordert werde.
h) Die Anordnung der Rede.
i) Die Arten des Styls.
k) Die verschiedenen Arten der Briefe.
l) Anweisung zu allen Aufsätzen, welche im gemeinen Leben vorkommen.
4) Die Geographie.
a) Die Kenntniß der Erd- und Himmelskugel.
b)) Die mathematische Geographie.
c) Die historische Geographie.
d) Die Zergliederung von den europäischen Staaten insbesondere.
5) Vaterlandsgescichte
a) Oesterreichsgröße.
b) Seine Stände.
c) Die physikalische Beschaffenheit der verschiedenen Oesterreichischen Erbländer.
d) Seine ältesten Einwohner.
e) Oesterreich unter den verschiedenen Völkern, der alten und mittleren Zeiten, ferner unter den verschiedenen Oberbothmäßigkeiten.
f) Unter dem Hause Habsburg.
g) Vorrechte der Herzoge von Oesterreich
6) Die Rechenkunst.
a) Die 4 Rechnungsarten in Zahlen.
b) Die Buchstabenrechnung.
c) Die Lehre der Gleichungen überhaupt.
d) Die Theorie der Verhältnisse, Proportionen, Progreßionen und Logarithmen.
e) Die Aufgaben des ersten Grades der bestimmten Analytik.
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f) Die Auflösung der Aufgaben des zweyten Grades der bestimmten Analytik.
g) Die gänzliche Entwicklung der bestimmten Gleichungen von allen Graden.
h) Die Auflösung der Gleichungen des ersten Grades der unbestimmten Analytik.
Wobey jederzeit auf den Nutzen, welcher diese Abhandlungen in gemeinem Leben haben können, vorzüglich gesehen wurde.
7) Die Meßkunst.
Bey der IV. Klasse, welche errichtet ist, um jenen, die Hauslehrer und Schulmeister abgeben, und sich überhaupt zum künftigen Unterrichte vorbereiten und fähig machen wollen, die Methode beyzubringen, sind erkläret worden, alle Grundsätze der verbesserten Lehrart und hierbey
1) Die Pflichten und erforderlichen Kenntnisse rechtschaffener Schulleute.
2) Die Buchstabenmethode.
3) Das Tabellisiren.
4) Das Katechisiren in allgemeinem Verstande.
5) Die vielfältigen Vortheile, welche bey Ertheilung des Unterrichts angewendet werden können, und zwar
a) Bey Erlernung der Religion.
b) Bey der Erkenntniß der Buchstaben.
c) Beym Lesen.
d) Der Schönschreibekunst.
e) Der Rechtschreibung, mit welcher verbunden wird
f) eine kurze Abhandlung der deutschen Sprachkunst; endlich
g) eine vortheilhafte und zum gemeinen Leben sehr dienliche Art zu rechnen.
Wobey einige von den Schullehrern, deren 25 an der Zahl sind, soweit gebracht worden, daß sie viele Aufgaben aus der bestimmten Analytik von dem ersten Grade schon ziemlich fertig aufgelöset haben.
Wir glauben, daß dieser Auszug genugsame Beweise, von der Vortreflichkeit der Einrichtung, von dem guten Fortgange derselben, und von der Gemeinnützigkeit der abgehandelten Materien darreichen könne.
Die itzigen Lehrer sind folgende:
1. Der Ehrwürd.
Hr. Philipp Tangl.
2. Der Ehrwürd.
Hr. Bernard Gruber.
3. Hr.
Wilhelm Bauer.
4.
Hr. Klemm.
5.
Hr. Johann Schalte.
6.
Hr. Anton Felkel.
Medicinische Schrift.
Das rühmliche Beyspiel des
Herrn Tissot für die Gesundheit des Landvolkes zu sorgen, und ihm Unterweisungen mitzutheilen: wie es dieselbe erhalten: wie es den auf dem Lande sonst gewöhnlich zustoßenden Krankheiten bevorkommen: oder sie durch Haus- und andre einfache Mittel heilen und heben könne, hat viele Menschenfreunde aufgemuntert, zum Beßten dieses zahlreichesten Theiles in
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jedem Staate, Aufmerksamkeit und Bemühungen zu vereinigen. Das Buch ist, wie bekannt, in verschiedene Sprachen übersetzet, und von jenen, welche einsehen, daß verschiedene Länder, in Ansehung ihrer Lage, unterschiedene Eigenschaften haben: daß andre Lebensarten und Sitten auch andre Krankheiten erzeugen, mit nützlichen, und diesen Umständen angemessenen Anmerkungen vermehret worden: ohne Zweifel in keiner andern Absicht: als, daß auch ihre Landsleute, mit desto mehrerm Nutzen, an dieser Anweisung Theil nehmen könnten.
Die weisen und heilsamen Anstalten, welche, aus landesmütterlicher Huld und Milde unsrer allergnädigsten Monarchinn, durch allerhöchste Anordnung der Sanitätscommissionen, und durch die, allen Comitats- und Stadtobrigkeiten, anbefohlene Aufsicht, auf die Gesundheitserhaltung des Volkes, den kais. königl. Erbländern sehr wohl zu statten kommen, verehren getreue Unterthanen in tiefster Demuth. Es zeiget hiervon der noch im abgewichenen Jahre unter dem 10. Septemb. im Druck ergangene allerhöchste Befehl, worinnen jenen, welche für die Erhaltung der Gesundheit des Volkes, wie die Herren Medici, Apotecker, Chirurgi und Weymütter vorzüglich zu sorgen haben, ihre Pflichten und Obliegenheiten umständlich vorgeschrieben sind; zu deren Erfüllung sie insgesamt eidlich verbunden werden.
Bey allem diesem wird Niemand, dem die Beschaffenheit der kais. königl. Erbländer nur ein wenig bekannt ist, solche Schriften, wodurch das Landvolk von vorfallenden Krankheiten, in seiner Muttersprache unterrichtet wird, für unnütz ansehen. Beweise hievon sind: die von Zeit zu Zeit herausgekommenen deutschen Arzneybücher, deren starker Abgang sich durch ganz Deutschland, und noch weiter, ohngeachtet aller guten Anstalten, erstrecket hat.
Die Armuth vieler Leute läßt es sehr oft nicht zu, einen, vielleicht ganz nahe wohnenden Physikus holen zu lassen, und ihn um Rath zu fragen.
Es hat daher
Herr Joseph Csapo, der Arzneygelehrtheit Doktor und Physikus in der königl. freyen Stadt Debreczin sich um sein Vaterland nicht wenig verdient gemacht, daß er es unternommen, zum Beßten des Landvolkes, in einem besondem kleinen Werke, die Krankheiten der Kinder in der Landsprache abzuhandeln. Ein Gegenstand, der um so mehr Aufmerksamkeit verdienet, als es bekannt ist, daß vornämlich dieses Alter mit den meisten Gefahren des Todes verbunden ist. Herr Tissot hat in dem XXVII. Kapitel seines bekannten Buches hiervon nur kürzlich gehandelt, weil es seine Absicht nicht anders erlaubte. Herr Doktor Csapo hingegen war beflissen, einen ausführlichen Unterricht davon zu geben. Er hat dahero gleich anfänglich die besondre Beschaffenheit und Natur der kleinen Kinder erkläret, und hierauf von den vielen Gebrechlichkeiten und Krankheiten derselben von S. 1 bis 107. gehandelt. Er zählet ihrer überhaupt 90. die er nicht nur genau be-
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stimmet, sondern auch ihre Kennzeichen, die Ursachen ihrer Entstehung, und die Merkmaale eines nach Beschaffenheit derselben bevorstehenden guten oder übeln Ausganges angiebt; hiernächst auch die Heilungsart vorschlagt: wobey außer den beßten Hausmitteln, die simplen Arzneyen aus der Apotecke angerathen, und diese sowohl, als alle darinnen angezogene Kräuter in ungarischer Sprache, öfters auf mehrerley Art, so wie sie in den verschiedenen Gegenden des Landes heißen, benennet werden.
Die bey der Wartung und Pflege der Kinder herrschenden schädlichen Gewohnheiten und begangenen Fehler werden deutlich gezeiget; mit Nachdruck mißrathen, und dagegen heilsame Vorschläge gemacht; deren Kenntniß nicht nur Müttern und Säugammen, sondern auch Wehemüttern nöthig ist.
Mit der 107. S. fängt der kurze Unterricht an, für diejenigen ungarischen Frauen, welche auf ihren Landgütern, oder in Dörfern wohnen.
Dieser besteht in folgenden:
1) Wie sie mit den neugebohrnen Kindern umgehen.
2) Wie sie solche zum Säugen angewöhnen.
3) Wie und wenn sie dieselben entwöhnen sollen.
Auf der 114. S. folgen 42. nützliche Regeln für Mütter und Ammen: worinnen ihnen empfohlen wird, was sie thun und lassen sollen, damit die Kinder keinen Schaden an ihrer Gesundheit leiden, und dagegen wohl genähret und stark werden.
Das Werk hat zu Groß Karoly bey
Stephan Pap in diesem Jahre die Presse verlassen, und ist 119. S. stark ohne Register, und ohne der, an den Stadtrath zu Debreczin gerichteten, Zueignungsschrift des
Herrn Verfassers. Es ist dasselbe durch den Physikus ord. des Szattmarer Comitats,
Herrn Doktor Martin Markowsky, und durch den Notarius ord. und Büchercensor eben dieser Gespannschaft
Herrn Joseph Zanathi vor dem Drucke geprüfet, und für gut und gemeinnützig erkläret worden: und führet im Ungarischen folgenden Titel: Kis Gyermekek Isputalaja.
Wir können nicht unterlassen, dieser Anzeige den aufrichtigen Wunsch beyzufügen, daß jene unsrer Mitbürger, welchen eine oder die andere der erbländischen Sprachen, nämlich die böhmische, schlawackische, illyrische oder wallachische eigen ist, durch das Beyspiel des Herrn Csapo aufgemuntert werden möchten, sich zum Beßten ihrer Landesleute, zu verwenden, und dieses nützliche Werk durch Uebersetzungen noch gemeinnütziger zu machen.
Das Stück kostet bey dem
Herrn Herausgeber 17. kr.
v. Q.
II. Von der Landwirthschaft.
Getreidebau wird in so vielen öffentlichen Schriften angepriesen, und auf dessen Beförderung stär-
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kern Anbau, und verschiedene zur Vermehrung dienen sollende Behandlung des Samens selbst gedrungen; allein wie das Korn in der Mühle nutzbarer ausgemahlen werden könne, daß mehr Mehl, und weniger Kleyen herauskommt; wie die Mühlsteine zu wählen, damit uns diese auch nicht einen so großen Abgang ihrer Größe und Gewichts unter das Mehl mischen; davon haben wir noch sehr wenig Verbesserungsvorschläge gelesen. Was nur diesen letzten Punkt betrifft: wie viel Sand und pulverisirte Stein geräth durch die Abreibung der Mühlsteine unter Mehl und Grütze? daß der Genuß hiervon der Gesundheit nachtheilig! dieß wird ein jeder begreifen. Könnten nun hierzu nicht härtere und weit dauerhaftere Steine aufgesucht werden? Zum Bepspiel: Wir haben in hiesigen Gegenden allerhand Marmorarten; die meisten sind bishero gar nicht benutzet worden, mithin wohl mit wenigen Unkosten zu erhalten: besonders, wenn sie in ihrer Lage selbst aufs geschwindeste herausgebrochen, und sogleich noch darinnen zugerichtet würden. Die Ursache ist diese: alle Stein- und Marmorarten sind in ihrer Lage weich, und deßwegen sehr leicht zu bearbeiten: sie erhärten aber, sobald sie an die freye Luft gebracht werden.
Und wenn auch ein solcher aus hartem Marmor verfertigter Mühlstein theuer zu stehen käme; so brächte doch dessen weit längere Dauer vor den gewöhnlichen diesen Schaden wieder ein; und dann dienet seine Härte auch zur Vermehrung des Mehls. Die weit geringere Abnutzung würde das Mehl und Grütze viel reiner und weniger schädlich machen.
Was die Kunst das Getreide zu mahlen anbelangt; so wissen wir aus der Historie: daß bereits die Römer sich viele Mühe gegeben haben, um das Getreide recht fein und nützlich mahlen zu können. Vormals rechnete man in Frankreich vier- bis fünfmal 240. Pfunde Korns für die jährliche Nahrung eines Menschen, da man itzt kaum die Hälfte braucht. Die Ursache davon ist: weil man sich daselbst seit einigen Jahren alle Mühe giebt, Mehlverbesserungen anzustellen. Ein gewisser
Cäsar Buquet hat eine ökonomische Mühle zu Dijon eingerichtet. Man erhält dadurch aus 240. Pfund Korn 185. Pfund Mehl, und für die Armen bis auf 195. Pfund: anstatt, daß aus dieser Maaße von 240. Pfund vorher nur 19. Pfund Mehl und 150. bis 160. Pfund Kleyen herausgebracht wurden. Ein großer Beweiß der Verbesserung. —
Diese sehr nützliche Art zu mahlen ist seit 1760. in Frankreich eingeführt worden. Ob die Mühlsteine härterer Natur als die in Deutschland gewöhnlichen sind, ist uns nicht bekannt Sie sind aber Strahlenweise eingeschnitten. Die Strahlen sind abgerundet, damit sie desto besser das Korn zerknirschen, ohne den Spreu zu zerschneiden. Daß der Stein nicht erhitzet wird; so mahlet man nur unter zweyen Mahlen.
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Hierzu ist ein doppelter Beutel angebracht, der durchs Wasser getrieben wird: davon der erste das feineste Mehl absondert; der andre empfängt das übrige, und vertheilt es in weißes Grieß, graues und schwarzes Grieß, und in zwoerley noch geringere Arten. Diese fünf verschiedene Mehlsorten kommen noch einmal unter den Mahlstein. Vor dem Mahlen wird das Getreide vermittelst einer Luftküste gereinigt. Das Gute muß durch eine Art einer Tobackrape fallen, wodurch es in ein deutsches Sieb geleitet, und nochmals gereiniget wird.
v. K.
III. Nachfrage nach einem Schullehrer.
In dem Königreiche Kroatien ist man eifrig befließen, nicht allein in Städten, sondern auch auf dem Lande, eine ordentliche Unterweisung für die Jugend zu veranstalten. Es werden dahero verschiedene tüchtige Schulmänner dahin verlanget: doch fordert man von ihnen, daß sie in dem Latein erfahren, und außer der deutschen entweder der böhmisch, slavonisch, oder kroatischen Sprache mächtig; ferner in der Musik, besonders aber im Orgelschlagen, auf der Violin und im Singen, so viel nämlich, diese Arten der Musik beym Gottesdienste auf dem Lande erforderlich sind, geübt seyn, hiernächst auch die Rechnung gründlich verstehen, und eine schöne deutsche Schrift haben, um die Jugend mit gutem Erfolge unterrichten zu können.
Jener Schuldienst, welchen man dermalen mit einem tüchtigen Subjecte zu besetzen suchet, ist mit einer jährlichen Besoldung von 85 fl. nebst freyer Wohnung und freyem Holze verknüpfet. Außer diesem aber zahlet ein jedes Schulkind, deren Anzahl beträchtlich ist, für den erhaltenen Unterricht besonders, und zwar monatlich im Lesen - - 17 kr.
im Schreiben - - 18 kr.
im Rechnen - - 24 kr.
im Fracturschreiben - - 24 kr.
Wann nun jemand die erforderten Eigenschaften besäße, und sich dahin zu begeben Lust hätte, der beliebe sich bey dem Herausgeber unserer Blätter zu melden, wo ihme die fernere Anleitung gegeben, auch wegen des benöthigten Reisegeldes die getroffene Verfügung bekannt gemacht werden wird.
v. P.
Wien gedruckt mit von Ghelenschen Schriften, und zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.