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IV. Jahrgang, II. Stück, den 12. Jenner 1774.

I. Wissenschaften.

Fortsetzung der Recension der chirurgisch-praktischen Abhandlung von der Phlegmone und ihren Ausgängen.

„Ohne Theorie, sagt ihnen der Hr. Brambilla wären wir blind, und giengen, wie der Empiricker, dummdreust darein, die von ungefähr einige Kranke heilen, und ungleich mehrere tödten, welche unter erfahrnen Händen gar leicht hätten genesen können. Wie könnte, ohne Anatomie ein Wundarzt, bey Verwundungen, die verletzten Theile unterscheiden; wenn er die menschlichen Eingeweide nie gesehen hätte, und ihre natürliche Lage nicht wüßte? Er würde in gewissen Fällen nicht kennen, was für Theile aus der Bauchhöle heraus getretten sind, die wieder zurückgeschoben werden müssen. Die Angiologie, oder die Lehre von den Gefäßen, zeiget die Verschiedenheit und den Gebrauch der Schlag- und Blutadern. Wie könnte er ohne dieselbe das Schlagaderblut, das aus einer Wunde fließt, unterscheiden, wenn er nicht wüßte, daß es lebhafter, als aus den Blutadern ist, und von der wechselweisen Erweiterung und Zusammenziehung des Herzens mit Gewalt und stoßweise herausgetrieben wird? Wie kann er wissen, wo er die Schlagader unterbinden oder zusammen drucken soll?“

Nach Anführung aller überigen Wissenschaften, die ein Wundarzt kennen muß, warnet der Hr. V. noch vor den unnöthigen Subtilitäten, welche sie um die edle Zeit bringen, die zu nothwendigern Beschäfftigungen zu verwenden ist. Er erkläret seine Gedanken dießfalls durch zwo merkwürdige Geschichten, und berufet sich auf die Erfahrung, daß tiefgelehrte Männer öfters Kranke für unheilbar ausge-

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ben welche hernach durch Männer, die in keinem besondern Rufe der Gelehrsamkeit stehen, die aber in der Heilung geübet sind, hergestellet werden. Vielmals geschiehet es auch, daß diese hochgelehrte Aerzte einige Krankheiten gering schätzen; und die Kranken sterben indessen wider Vermuthen.

Er läugnet nicht, daß zum Beyspiel, die Statik des Santario zu Padua, die Beobachtungen eines Keils in England, die Versuche eines Löwenhöck ec. zur Zierde des Verstandes so wohl, als zu nützlichen Entdeckungen dienen können: doch macht er eine Vergleichung unsrer Aerzte mit der Gründlichkeit der alten, und verweiset sie auf die Hochschätzung, die man heut zu Tage ihren Schriften beyleget.

Es ist aber dieses noch zu wünschen, daß auch alle Anfänger in der Chirurgie sich mit dem so ausnehmend guten moralischen Charakter, welcher den Hrn. V. durch das ganze Werk so kenntlich mach, versehen möchten, damit ihnen ihr Unternehmen desto besser von statten gänge. So viel sehen sie augenscheinlich, daß dieser Schriftsteller, voll von seiner Kunst, und voll vom Eifer für das Wohl der Menschlichkeit , schreibe, und durch sein eigenes Beyspiel zeige, wie sein Monarch, auch in dieser Kunst, die Mittelmäßigkeit unterträglich finde.

Man hat endlich auch nichts ermangeln lassen, um den Druck dieser Uebersetzung zu verschönern. Doch wird zu Ende des zweyten Theils ein besonderes Blatt angehangen werden, auf welchem man die, wider Vermuthen, eingeschlichenen Druckfehler anmerken und den Verleger anhalten wird, in dem zweeten Theile für eine genauere Korrektur zu sorgen, als er diesem ersten Theile gethan hat.

Einigen unserer Leser zu gefallen, wollen wir auch den Bemerkungen des Herrn Verfassers, welche er in Ansehung des Idiosynkrasie*) gesammelt hat, besonders einheimische Beyspiele, jedoch ohne Auswahl, anführen.

S. 82. erzählet Er: Ein kaiserlicher Thürhüter hatte vor einigen Jahren ein Entzungungsfieber, nach welchem er in eine ziemlich wunberbare Idiosynkrasie verfiel, die zwar demjenigen, der ihn ansieht, verwunderlich, ihm aber sehr beschwerrlich ist. Wenn man ihn gerade ansieht, oder vor ihm eine Verbeugung, oder andere Gebärden macht; so muß er sie alsogleich nachmachen, und so lange damit anhalten, bie der andere aufhöret. Giebt sich einer eine Maulschelle, so giebt er sich eine stärkere. Wollte sich einer aus Verstellung den Hals oder einen andern Theil abschneiden: er würde es gewiß nachmachen, wenn

*) Idiosynkrasie wird derjenige ungewöhnliche besondere Umstand genennet, welchem ein Temperament, von was immer für einer Gattung, zuweilen unterworfen ist. S. 80.

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er nur ein Messer, oder ein anderes schneidendes Instrument bey sich hätte, und es sind noch mehrere Sachen, die er wider seinen Willen nachzumachen gezwungen ist.

S. 84. Der seelige Hauptmann Nachtigal, von dem löbl. Lascischen Regiment, wurde bey dem Eintritte in ein Zimmer, worinnen eine Katze versteckt war, blaß, halb ohnmächtig: ein kalter Schweiß brach an seinem Körper aus, und es blieb ihm nicht so viel Stärke und Gegenwart, aus dem Zimmer, zurück zu kehren. Sobald die Katze, ohne daß er sie gesehen hatte, aus dem Zimmer war, merkte er es, kam, im vollen Schweiße, zu sich, und athmete schwer. Die Wirkung dieser Idiosynkrasie mußte ein seiniger junger Bruder, der Kapuciner war, mit dem Leben bezahlen: indem er in einem Zimmer allein unvermuthet eine Katze gewahr wurde, und darüber todt niederfiel.

Eben auf dieser Seite: Ein Pfarrer bracb in ein lautes Gelächter aus, da er bey einer Tafel eine Pastette auftragen sah, in welcher geräuchertes Schweinefleisch eingeschlagen war. Er wäre, wie es Hr. Planque versichert, lachend gestorben, wenn man die Pastette nicht weggenommen hätte.

S. 87. Präparirte Krebsaugen verursachen, nach dem Berichte praktischer Aerzte, jenen, die rothe Haare haben, ein heftiges Erbrechen.

V.

II. Ungarische Numismatik.

Die Numismatik ist in unsern Tagen eine Lieblingswissenschaft, welche seit einiger Zeit, mehr, als nur eine geschickte Feder beschäfftiget. Ja selbst die Anzahl derer, nimmt von Zeit zu Zeit zu, welche aus Liebe zu ihrem Vaterlande, und aus Eifer, die Geschichte desselben, durch alle nur mögliche Hilfsmittel aufzuheitern und zu bewähren, eigene Sammlungen vaterländischer Münzen anlegen. Gewiß unsere Zeiten, haben hierinnen vieles zum voraus, welches unsern Vätern, zum größten Nachtheil der vaterländischen Staats- und Reichsgeschichte, noch gefehelet hat, ob es ihnen gleich leichter, als uns gewesen wäre, dergleichen gelehrte Schätze und Alterthümer aufzusammeln, und für die Nachkommen aufzubewahren. Nicht nur Gelehrte, verdienstvolle Gelehrte, widmen ihre Nebenstunden, und ihre Bemühungen, dem Studium der Münzen; sondern selbst Personen von hohem Range, würdigen diesen Gegenstand, einer ganz eigenen Aufmerksamkeit. Und gewiß der starke Einfluß, den die Numismatik auf die Geschichte, das allgemeine Staatsrecht, Steuerrechnungen, Pfandschaften, Verschreibungen, ja den sämmtlichen Handel und Wandel, eines Landes hat, empfiehlt solche Bemühungen zu ihrer Aufnahme, auf das allernachdrücklichste. Unsere Sache ist

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es jetzt nicht, diesen Umstand hier weitläufig auszuführen, und den Werth und Nutzen des Studiums der Münzen, mit neuen Lobsprüchen zu erheben, da solches bereits angesehene Gelehrte, überzeugend genug dargethan haben. Wem sind noch die Namen eines um die Münzkunde, so sehr verdienten Köhlers, eines Joachims, eines Heusingers, und andere mehr, die besonders diesen Gegenstand ausgeführet haben, unbekannt? In ihren Schriften wird man alles finden, was nur darüber gesagt werden kann.

Fast jedes Land, kann schon Erläuterungen, und historisch- kritische Beschreibungen, seiner Münzen aufweisen, die meistens von einheimischen Gelehrten, mit dem größten Fleiß ausgearbeitet worden sind. Nur Ungarn allein ist immer noch zurücke geblieben, und hat bis jetzt nichts eigenes und besonders über diesen so nützlichen, als anmuthigen Gegenstand aufzuweisen. Wir läugnen hiermit keinesweges, daß nicht schon verschiedene, verdienstvolle Männer, und einige darunter sehr glücklich, einzelne Ungarische Münzen erläutert haben*) Nur dieses wollen wir sagen, daß noch kein Ungarischer Schriftsteller vorhanden sey, der die Bearbeitung der vaterländischen Numismatik vorzüglich gewählt, und alle, zur Zeit bekannte alte und neuere Münzen, mit ihrem Alter, Metall, Gepräge, Werth und andern dergleichen Dingen, historisch und kritisch beschrieben hätte.

Von Siebenbürgischen Münzen, haben wir drey, mit vielem Fleiß, ausgearbeitete Münzschriften von eben so viel vaterländischen Gelehrten. Zuerst hat Samuel Kölescheri, Gubernialsekretär des Großfürstenthums Siebenbürgen in seiner Auraria Romano-Dacica, welche zu Hermannstadt 1717. in 8vo herausgekommen, im 3ten Kap. alle Siebenbürgische, gangbare und Denkmünzen, im Golde, richtig angezeigt, und beschrieben. Nach ihm, hat gab der berühmte hällische Professor Martin Schmeizel ein Siebenbürger heraus: Erläuterung Gold- und Silberner Münzen von Siebenbürgen 1748. in 4. darinnen des verdienstvollen Kölescheri Arbeit erweitert, in vielen Stellen verbessert, und mit der Beschreibung der Siebenbürgischen Sielbermünzen stark vermehret worden ist. Endlich hat unser ge-

*) So hat der Herr O. Schwarz den silbernen Denarium vom K. Samuel, oder Aba, in einer besondern Abhandlung: Samuel Rex Hungariae, qui vulgo Aba audit, ex historico & simul numario monumento, tam nomini, quam populo suo, restitutus, sehr gründlich erläutert. Auch haben wir von ihm: Specimen rei numariae e medio aevo, darinnen eine Kupfermünze der beyden ungarischen Könige Bela IV. und Stephan V. beschrieben wird. In seiner Recensione Critica besonders aber in den floribus sparsis ad tabulas pignori relictarum XIII. Civitatum Saxonicarum Terrae Scepusiensis, wird von verschiedenen ungarischen Münzen eine kurze aber gründliche Nachricht gegeben. Franciscus Carolus Palma hat in Specimine Heraldicae Regni Hungariae, welche zu Wien 1766, in 4 ans Licht getreten, viel schönes, die ungarischen Numismatik betreffend, angemerket.

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lehrter Landsmann, der berühmte Hr. Doktor und Professor Schwarz zu Kinteln, die Schmeizelische Arbeit, in einer mit vielem Fleiß ausgearbeiteten Münschrift, noch mehr berichtigt und erweitert, welche 1764, in 4. unter folgendem Titel, zu Kinteln ans Licht getreten ist: Recensio Critica Schmeizeliani de Numis Transilvanicis Commentarii, supplementa, emendationes & Illustrationes perpetuas continens. Eine Schrift voll von Bemerkungen und Zusätzen, welche dem würdigen, aber sehr geschätzten Scheizel, theils damals noch unbekannt gewesen sind. Nur Schade, daß dieser vortreflichen Münzschrift keine Abdrücke derjenigen Münzen, womit Hr. D. Schwarz, das Siebenbürgische Fach bereichert hat, beygeleget werden konnten.

Es hat zwar Jacob von Mellen und Burghard die Ungarischen Goldgulden, oder sogenannte Dukaten, in einer Abhandlung: Series Regum Hungariae ex numis aureis*) erläutert. Aber wie viele Ergänzungen und Verbesserungen hat diese Arbeit nöthig. In der Folge unserer Blätter werden wir Beweise davon geben. In Joh. Tobias Köhlers vollständigem Dukatenkabinets ersten Theil werden von S. 211. bis S. 252. alle Ungarische Dukaten, die jemals noch vorgekommen sind, sehr kurz, wie es der Zweck einer solchen Schrift mit sich bringet, und ohne beygefügte Kupferstiche beschrieben: so wie in Ansehung der Ungarischen Thaler und thalerförmigen Silberstücke von dem fleißigen Herrn Hofrath v. Madai ein gleiches geschehen ist, in seinem vollständigen Thalerkabinet. Einige ungarischec Silbermünzen sind in des neu eröffneten Groschenkabinets ersten Bande von S. 126. bis S. 144.: Noch mehrere und seltenere aber, in des 2ten Bandes zweytem Supplemente von S. 641. bis S. 679. in Kupfer gestochen, beschrieben und kürzlich erkläret. Der verdienstvolle Professor Joachim hat in seinem neueröffneten Münzkabinet, ersten und zweyten Theil, viele sehr seltene ungarische meist alte Silbermünzen, recht sauber in Kupfer stechen lassen, und solche mit gelehrten Anmerkungen erläutert. An welchen Anmerkungen zwey Siebenbürgische Gelehrte,

*) Der Graf zu Schwarzburg- Arnstadt, hat zuerst Dukaten gesammelt. Man hat mit den ungarischen Dukaten, den Anfang gemacht, die gleichsam die Könige unter den Dukaten sind, und vom feinsten Golde von schönem Gepräge und von richtiger Folge. Eben auf Anstalten des Grafen von Schwarzburg-Arnstadt wurden dieselbe in allen Hansseestädten gesammelt. Daher Jakob von Mellen, Pfarrer bey St. Maria zu Lübeck, eine Seriem Regum Hungariae e numis aureis herausgegeben, Joh. D. Köhler Anweisung für reisende Gelehrte S. 107. Zuerst kam dieses Werk zu Lübeck heraus 1699. mit einer Zueignungsschrift an Leopold den Großen; hernach mit einer deutschen Uebersetzung, und vielen Zusätzen, davon aber die wenigsten zu Numismatik, etwas beytragen, von Gottfr. Heinrich Burghart zu Breßlau 1750. in 4. Außer dem hat der gelehrte v. Mellen, noch herausgegeben: Sylloge Numorum Uncialium ex Argcnto, quos Imperatores & Reges Romanorum, nec non Aust. Archiduces signari iusserunt. Lubeccae 1698. in 4. Ein sehr rares Buch, welches eine neue Auflageet und Fortsetzung, bis auf unsere Zeiten verdient.

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Herr Daniel Cornides und Hr. Helmer vielen Theil nahmen.

Alles dieses sind zwar gute Materialien und brauchbare Vorbereitungen zur Aufklärung der ungarischen Numismatik; aber doch noch keine eigentliche und vollständige Erläuterungen der vaterländischen Münzkunde, und aller zur Zeit bekannten Geldsorten. Außer dem sind alle diese Beschreibungen und Nachrichten, in unzähligen Büchern zerstreut, unvollständig, und an vielen Stellen unrichtig. Wir wünschten daher unserm Vaterlande einen fleißigen, und in der Numismatik geübten Adauer Voigt, der die Ungarische Münzkunde, eben so gründlich und anmuthig auf heitern und aufschließen wollte, als jener schöne Geist Böhmens, eben jetzt die Böhmische, mit vielem Beyfall erläutert.

Indessen unterstützt, durch den großmüthigen Vorschub eines Mäcens vom ersten Range, der eine zahlreiche Sammlung ausgesuchter Ungarisch-Siebenbirgischer Münzen, besitzet, wovon der größte Theil schon, und zwar akkurat und zierlich in Kupfer gestochen worden, wollen wir es wagen, ungarische Münzen von allerley Gattungen, Alter und Gepräge in unsern Blättern zu erläutern; sondern da wir nun im Stande sind, wie wir es im LI. Stücke des vorigen Jahrganges S. 408: gemeldet haben, die Abdrücke derselben unsern Lesern mitzutheilen.

Wir werden uns hiebey an keine Zeit, an keine Familie der ungarischen Könige, oder sonst dergleichen Umstände mehr, binden: wir werden die erläuterten Münzen unserm Blatte so einrücken, wie wir sie, ohne auf einige Ordnung zu sehen, in die Hände bekommen werden; und wie man uns die Ausarbeitungen einschicken wird. Ja nicht ungarische Münzen allein; sondern auch Siebenbürgische, und jene von anderen Provinzen, welche zu dem Königreiche Ungarn eigentlich gehören, sollen unsern Fleiß beschäfftigen.

Wir wissen zwar, was eine solche Arbeit auf sich habe, und welche Kenntniße dazu erfordert werden: wir sind auch nie so eitel gewesen, uns alle diese Kenntniße und Einsichten in die vaterländische Münzkunde anzumassen. Wir versprechen daher unsern Lesern, nicht sogleich etwas Vollkommenes. Und ist wohl, zumalen ein Werk von solcher Art, gleich im Anfange, vollkommen erschienen? Indessen leben wir doch der guten Hofnung, daß, indem wir uns an die Ungarische Münzkunde wagen, dieser Versuch gelehrten vaterländischen Münzkennern zur Aufmunterung, an einem so gemeinnützigen Gegenstande mitzuarbeiten, gereichen; daß mit der Zeit, aus diesen unsern Beyträgen etwas Vollständiges erwachsen, und es verdienen werde, in einem ganz andern Gewande zu erscheinen: wie uns dann alle Aufsätze, Erinnerungen und Anmerkungen, welche die mehrere Aufklärung und Bewährung dieses Gegenstandes betreffen, jederzeit ange-

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nehm seyn und von uns mit allen Danke angesehen werden sollen.

J. A. v. C.

III. Vermischte Nachrichten.

Anzeige von einer sehr alten Handschrift, der Creutziger genannt.

Dieses Werk bestehet aus 114 Blättern von Pergament, in klein Folioformate mit doppelten Kolumnen, auf jeder bey 28 Verse. Zu Anfange des Gedichtes stehet an der Stelle einer Leiste, das Bildniß des Verfassers in seiner Ordenskleidung gemalt, als eine noch junge Mannsperson, aus deren linken Hand ein Zettel flattert, worauf die Worte befindlich sind: Frater Johanes de Franchenstain. Die Vorrede lautet folgendermassen:

Ich han geticht die redde starch

Auz sineloses Herzens arch

Von unsers Herrn martir vrone

Darumb ich muete mir zu lone

Seliger Leute guet gedenchen

Und mit wunschen auf mich wenchen

Daz mir got genedich wese ec.

Worauf sich das Gedicht selbst anfängt, dessen Inhalt in zween Versen mit Silber geschrieben, also lautet:

Hie hebt sich an der chreuziger

Die Vorrede sagt die erste mer.

Der Anfang ist nach Art der Epopeen, eine Anrufung zu Gott dem Schöpfer Himmels und der Erde:

Allmechtig Schepper und got

In des gnaden und gepot

Alle creatur swebet,

Und in wessens Orden Strebet

Hymel erde und beres grunt

Und waz darine hat lebens vunt

Geiste leute und auch tyer

Darzu die elementen vier

Luft erd wasser und daz feuwr

Auch was geheuwr und ungeheuwr

Ist erchant. daz hat sein ding

Von dir und wernden vrspring ec.

Und dieß ist der Schluß:

Sint dem virwar ist also

Du obrister furst alpha et o

Der erste, und der leste

Altissimus der peste

So man ich und pite dich

Daz du hie begabest mich

Mit redelicher Weisheit

Ezu dieser sweren arbait

Der ich begtinnen wil alhie

O starcher got adonale

Send mir deines geistes gunst ec.

Und an Gott den Sohn:

Du gotes son ihesu christ

Wan du der rechte maister pist

Der alle sinelosen

Chan leren mit der glosen

Unt mit ganczer witze gunst

Daz sie eruarn die recht chunst

Schepper aller Schepphenunge

Geruch laiten meine czunge

Die rede und die sinnen mein

Daz ich von der marter dein

Etteswas getichte

Und zu deutsche richte

Als ich ez vind zu laitein

Darnach stet der wille mein

Und daz ich mit clugen listen

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Von den vier evangelisten

Czufamen pringe den passion ec.

Den ganzen Eingang des Werks schließt er also:

Allmechtig ymerweredner Ely

Für dich bieg ich meine chny

Vlehende mit gedinge

Daz ich diez volpringe

Mit enczichlichen vleis alhie

In nomine domini

Daz spricht in gotes namen

Var ich hilf her mir amen.

Darauf heißt es:

Nach den gesprochenen prologum

Set daß eveanglium

Worauf sich das Heldengedicht unmittelbar selbst anfängt, welches hin und wieder mit lateinischen Noten, und Einschaltungen aus der Vulgata, die beständig mit größerer Schrift geschrieben, und roth unterstrichen worden, untermengt ist. In der Anrufung z. E. an Gott den Vater, kömmt nach den Worten

Wenn dein helf nicht wonet bei

Der bleibet alles werches drei

Joh. Sine me nihil porestis facere.

Und beym Beschluße derselben:

Accende lumen sensibus &c.

Von dem Namen des Werks sagt er gegen das Ende:

Diez purch nen ich den chreuzer

Wan er chundet uns di mer

Von der Marter iesu christ

Der der erst chreucziger ist

Gewesen. und trug das chreuz ec. .

Von sich aber giebt uns der Dichter folgende Nachricht.

Auch ich des pueches tichter

Gewesen pin ain chreucziger

Ein pruder der sand Johanser

Als daz wolt unser her

In den orden sand iohan

Geparn was ich von polan

Dem Lande. anz ainer stat

Die Franchenstain den Namen hat

Johannes was ich anch genant

Von seurperig mein pfleger sant

Mich in daz haus sand johan

Daz man siecht noch heute stan

Ze Wien in der cherner strazz

Ich begund in der maz

Diez puechel tichten an der stat

Ein gueter freunt mich des pat

Der des Ordeens Diener

Was und des Haus Schaffer

Seidel was der namen sein

Er het daz puech zu latein

In deutsch ich im daz verchart

Ain tail cham ez mich an hart ec.

Letztens berichtet er auch, wenn er dieses Buch übersetzet hat.

Czu wellcher czeit geschehen dis

Sei. ich main daz tichten

Des wil ich euch verrichten

Es waz in den iaren

Die vergangen waren

Nach christ gepurt besundert

Tausend und dreu hundert.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 20 May 2011, AgostonBernad
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