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IV. Jahrgang, IV. Stück, den 26. Jenner 1774.

I. Wissenschaften.

Fortsetzung der Recension, des, zu Prag herausgekommenen Werkes vom Herrn Adauctus Voigt a St. Germano: Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Münzen. Siehe S. 17. St. III.

Der zweyte Band dieses vortreflichen Werkes, hat die nämliche Einrichtung, einige kleine Abänderungen, in Nebensachen ausgenommen, als der erstere; und ist mit eben dem Fleiße und Belesenheit, als jener, geschrieben worden. „Einigen Freunden, sagt Herr Voigt, in der Vorrede S. 2. kam die Lebensbeschreibung der Münzfürsten zu weitläuftig, und zu umständlich vor: sie hielten dafür, daß, da die Historie bey meiner Arbeit, nicht das Hauptwerk wäre, ich ohne Nachtheil meines Gegenstandes, mich hierinn kürzer fassen könnte.“

Der verdienstvolle Verfasser, gab den Vorstellungen seiner Freunde in soweit nach, als er es mit gutem Grunde thun konnte. Die Lebensbeschreibungen der Herzoge erscheinen in diesem Theile viel kürzer, als in dem ersten, und enthalten nur die Hauptzüge von Charakter eines jeden Fürsten, nebst dem, was zur Erläuterung der Münzen desselben nothwendig war. „Außer diesen, fanden sich noch andere, fährt der Hr. Verfasser, an bemeldtem Orte, fort, denen die häufigen Anmerkungen, die darinn angebrachte lateinische Stellen, und die Anführung mehrerer Schriftsteller nicht gefielen. — In Ansehung dieser, sagt Herr Voigt, konnte ich mich nicht so willfährig erweisen. So sehr ich auch allem unnöthigen Gepränge, oder — aller schulmäßigen Pedanterey feind bin: so wenig kann ich mich überreden, daß die flüchtige und gar zu vorsichtliche Art — die Historie zu behandeln, ohne eine einzige Quelle, oder die geringste Be-

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währung der Erzählungen anzuzeigen, — die ächte sey.“ Wir stimmen dem gelehrten Verfasser vollkommen bey, wenn er zum Beweiß dessen S. 3. schreibet: „Die Aussagen glaubwürdiger Zeugen, sind nicht allein der einzige Entstehungsgrund aller historischen Wahrheit; sondern auch der einzige Ueberzeugungsgrund, für unsern Verstand: kann man es wohl als überflüßig ansehen, eine jeder merkwürdige Begebenheit, mit dergleichen Zeugnißen zu belegen, um den Leser ihrentwegen, so viel als möglich ist, in Sicherheit zu stellen? — Ich werde demnach fortfahren, die Gewährung meiner Erzählungen zu leisten, jedoch mit Wahl und Maaß.“

Dieser zweyte Band ist also auch voll von Bemerkungen, die sich so wohl — durch ihre innere Güte, als durch ihre Wahl empfehlen. Sie sind mit vielem Fleiße, aus den besten Schriftstellern zusammengetragen; sie sind sehr unterhaltend, und zur Kenntniß der Numismatik, besonders der Böhmischen, gut zu brauchen.

Ueber dieses hat sich der gelehrte Herr Voigt, da er als Geschichtschreiber, die Geschichte mit aller nur möglichen Genauigkeit behandeln will, bey dem zweyten Bande folgende Regel noch gesetzt: „Ich werde weder dem Dubrav, noch dem Haget, noch dem Balbin, noch sonst Jemanden in der Geschichte der böhmischen Regenten folgen; sondern dieselbe, gleich als wenn sie noch von Niemanden wäre beschrieben worden, in den Urkunden dieser Fürsten selbst, und in den Schriften der Zeitgenossen derselben aufsuchen.“ Wie männlich, und wie würdig des Geistes eines Geschichtschreibers, der sich vorgesetzt, ja der es schon gezeiget hat, daß er die Geschichte nicht bloß andern nachbäte sondern selbst studire. Ein einziger Blick in den gegenwärtigen Band, kann den Leser überzeugen, mit welchem Fleiß der Hr. V. dieser Vorschrift nachgekommen. Und er konnte es auch thun, da ihm manche schöne Handschriften, Urkunden, und andere dergleichen Hülfsmittel in die Hände gerathen sind.

Diesem zweyten Bande, hat der Hr. Voigt, eine allgemeine Einleitung, in das böhmische Münzwesen bis aufs Jahr 1300. vorgesetzt; welche er gleich beym Anfange seiner Münzarbeit, überzeugt von der Nothwendigkeit derselben, dem Publikum versprach. Er erkläret sich darüber § 1. also: „Ich habe die Nothwendigkeit einer einer allgemeinen Einleitung in die Münzgeschichte meines Vaterlandes, gleich beym Anfange dieser Arbeit erkannt; wichtige Ursachen hielten mich damals zurück, an die Ausarbeitung derselben die Hand zu legen; und erst jetzt wage ich es, einen Entwurf davon, der jedoch nur den ersten Hauptabschnitt enthalten soll, meinen Lesern vorzulegen.“ Herr Voigt theilt die Münzgeschichte von Böhmen in drey Hauptabschnitte. Der erste fänget von den

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ältesten Zeiten an, und endiget sich mit dem Ausgange des 13ten Jahrhunderts, als König Wenzel der IIte, eine ganz neue Einrichtung des böhmischen Münzwesens einführte. Dieser erste Abschnitt, wird hier in 13. Paragraphen, mit einem Fleiß und Belesenheit abgehandelt, welche dem Verfasser Ehre macht. Liebhaber der Münzwissenschaft werden darinnen, viele gründliche und wohl überdachte Bemerkungen antreffen, auch an vielen Stellen bescheidene Muthmassungen, welche ihnen gefallen müssen; welche aber auch ein vortreflicher Beweis, von dem Beobachtungsgeiste des H. V. sind, womit er dem Gange des Münzwesens, den dasselbe, in seinem Vaterlande, von einer Zeit zur andern, genommen hat, nachprüfet. Wir sehen der Fortsetzung dieser gründlichen Einleitung, mit Vergnügen, und mit einer recht ungeduldigen Erwartung entgegen.

Auf die angefangene Einleitung, folgen nun die Beschreibungen böhmischer Münzen, oder die Fortsetzung derselben, in der nämlichen Ordnung, als wir bey dem ersten Bande, angemerkt haben. Der gegenwärtige Band, bestehet aus XIV. Stücken, und einem Stück Zusätze und Verbesserungen. Im ersten Stück, werden fünf Münzen K. Wenzeslai des Iten, oder Einäugigen, welcher vom Jahr 1230. bis 1253 regiert hat, beschrieben. Hier wird besonders § 4. 5. und 6. von dem böhmischen Wappen ausführlich gehandelt; und mit Hinwegräumung alles Fabelhaften, das Zuverläßigste, mit viel Bescheidenheit und Wahrheitsliebe bestimmet. Das 2te Stück erläutert die Münzen K. Ottokar des IIten. Unter der Regierung dieses Königes, war das Münzwesen, noch immer in dem vorigen Zustande; doch scheinen die Bracteaten, mehr im Laufe gewesen zu seyn, als die auf beyden Seiten geprägten Denarii. §. 5. dieses Stücks, wird das östreichische Wappenschild, welches auf den meisten Hohlpfennigen Ottokars vorkommet, erkläret. Das 3te Stück beschreibet die Münzen König Wenzeslai des IIten, vom Jahre 1278. bis 1305., unter welchem das böhmische Münzwesen auf eine vorzügliche Art verbessert worden ist. Sonderlich sind unter seiner Regierung die ersten so genannten böhmischen Groschen (grossi denarii) im Jahr 1300. Zu Kuttenberg gepräget worden; von welchen der Hr. V. §. 3. ausführlich handelt. Das 4te Stück erläutert die Münzen K. Wenzeslai des IIIten, vom Jahre 1305 bis 1306. Das 5te die Münzen K. Johann, aus dem Hause Luxemburg vom Jahre 1310. bis 1346. In der böhmischen Münzgeschichte, sagt der Hr. V. § 4. hat sich K. Johann, ein unsterbliches Denkmal gestiftet. Er ist der erste, der eine förmliche goldene Münze, in diesem Königreiche, eingeführet hat. Diese wird §. 6 richtig beschrieben. Das 6. Stück handelt von den Münzen Karls des IVten Römischdeutschen Kaisers und Königs in Böhmen, vom Jahre 1346 bis 1378. Von

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diesem Regenten sind zweyerley Münzverordnungen aufbehalten, deren erstere das Reich, die andere aber Böhmen angehet. Beyde sind hier, mit vielen schönen Erläuterungen abgedruckt. Das 7te Stück beschreibet die Münzen Kaiser Wenzels mit dem Beynamen des Faulen, K. in Böhmen, vom Jahre 1378. bis 1419. dessen merkwürdige und vielen Widersprüchen ausgesetzte Geschichte, der wahrheitsliebende Verfasser, ganz unpartheyisch erzählet. Das 8te die Münzen Kaiser Sigismunds, Königs in Ungarn und Böhmen, vom Jahre 1419. bis 1437. unter welchem, bey so lange anhaltenden hußitischen Verheerungen, der Bergbau, und das Münzwesen, noch in einen größern Verfall, als unter Wenzel dem Faulen, gerathen. Das 9te Stück, die Münzen Kaiser Albrechts des IIten, K. in Ungarn und Böhmen, vom Jahre 1438. bis 1439. Die kurze und unruhige Regierung K. Albrechts in Böhmen, hat ihn verhindert einige Münz- und Bergwesens, auszustellen. Man hat sogar noch keine böhmische Münze vorzeigen können, welche von ihm unstreitig wäre gepräget worden. Um die Gleichförmigkeit des Werkes beyzubehalten, hat der Hr. V. gegenwärtigem Stücke einige Medaillon und Münzen vorsetzen lassen, die theils nicht gleichzeitig, theils auswärtig sind, theils ihn gewiß nicht angehen, aber doch um sein Zeitalter geschlagen worden sind. Das 10te Stück, erläutert die Münzen des K. Ladislav, mit dem lateinischen Beynamen Posthumus, vom Jahre 1439. bis 1457. Niemand wird von einem Regenten, heißt es § 10., der so kurze Zeit Böhmen, und zwar meistens nur durch Statthalter, beherrschet hat, viele Verordnungen des Berg- und Münzwesens erwarten. So viel ist gewiß, das beydes in sehr schlechtem Zustande war. Nro. III. bey Erklärung der Münzen dieses Königes, ist der 38ten Anmerkung, aus dem 2ten Supplemente des Groschenkabinets, ein schriftlicher Aufsatz von Hanns Riedmüller, ehemaligem Münzmeister zu Hermannstadt, einverleibet worden, welcher zur Erläuterung der ungarischen Dukaten, vieles beyträget. Das 11te Stück handelt von den Münzen des K. Georg von Podiebrad, vom Jahre 1457 bis 1471. Podiebrad unternahm im Jahre 1460. eine Verbesserung der einheimischen Münze, setzte zu Prag ein Wechselamt ein, und gab eine ganz neue Münzordnung im Jahre 1467, und eine andere im Jahre 1470., welche beyde sowohl böhmisch (in welcher Sprache die Urschriften verfasset sind) als auch deutsch 6. und 7. mit nöthigen Anmerkungen, abgedruckt sind. Das 12te Stück stellet vor, einige Münzen des K. Mathiias Corvinus von Ungarn, Titlarköniges von Böhmen. Die Münzanstalten dieses Königes, die er in Schlesien und in der Laußitz verfüget hat, sind zugleich für die böhmische Münzkunde nicht wenig erheblich. Seine Münzverordnung für die Stadt Breßlau vom Jahre

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1471. kommet §. 4. vor. DAs 13te Stück erläutert die Münzen des K. Wladislavs des IIten, Königes in Ungarn und Böhmen, vom Jahre 1471 bis 1516. In der böhmischen Münzgeschichte hat sich Wladislav, heißt es §. 4. ein unsterbliches Andenken gestiftet. Er unternahm eine allgemeine Verbesserung der Münze, und verfügte sich zu dem Ende im Jahre 1473. persönlich nach Kuttenberg, wo damals die vornehmste Münzstätte war, und prägte mit eigener Hand Groschen, Pfennige und Heller, von gutem Gehalte. Das 14te Stück endlich beschreibet die Münzen des Königs Ludewig in Ungarn und Böhmen, vom Jahre 1516. bis 1526., in dessen Münz- und Bergwerksgeschichte die Erhebung des Joachimthaler Bergwerks, und die daselbst häufig angestellte Ausprägung der zwey Loth schweren Silbermünzen, welche eben daher den Namen, Thaler, erhalten, von der größten Wichtigkeit ist.

Noch können wir nicht unbemerkt lassen, daß dieser zweyte Band seiner hochgräfl. Excellenz, dem hoch- und wohlgebornen Herrn, Franz Joseph, des h. K. K. Grafen von Pachta, obersten Münz- und Bergmeister im Königreiche Böhmen, einem großen Beförderer dieser Münzarbeit zugeeignet worden sey. Der Zueignung ist die, Seiner hochgräfl. Excellenz zu Ehren geprägte, unvergleichliche Medaille vorgesetzet.

Im übrigen sind bey diesem sowohl, als dem ersten Bande, Druck, Papier und Kupfer, vorzüglich schön, und gereichen dem an sich vortreflichen Worte, zu besonderer Zierde und Verschönerung. Der gelehrte Verfasser, verspricht dem Publiko auf künftige Ostern, den dritten Theil seiner Münzschrift. Wir freuen uns schon im voraus auf diesen Theil, und wünschen, daß es dem Hrn. V. Zeit und Kräfte verstatten, dies Versprechen zu erfüllen.

v. Cz.

II. Naturgeschichte.

Fortsetzung des I. Nachtrages zu Beschreibung des karpatischen Gebirges.

„Im Aufsteigen sind wir fünf oder sechsmal in die Wolken gerathen, daß es um uns ganz finster war, und wir keine Sonne sahen, sobald wir aber durch waren, hatten wir die schönste Heiterkeit, besonders auf der Spitze — Die vor uns liegenden Marktflecken und Dörfer sahen, wie Heuhaufen, aus. — Die Schlagendorfer beynahe runde Spitze, auf der wir uns bis in die zwey Stunden aufgehalten, hat zu oberst ein so großes Spatium, wie eine mittelmäßige Stube — Auf der Seite gegen die Kahlbach ist es ganz

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steil, und wie von etlich hundert Thürmen,gerade in den Grund hinunter zu sehen, das ganz erschrecklich ist, und einem das Gesicht darüber vergehet; gegen Orawa, Pohlen und Schlesien aber, kann man gut fortgehen; und erblicket man hinter diesem Gebirge, fast noch höhere Berge und Felsen, als man von dieser Zipser Seite siehet — welches ich nachher im Jahre 1680., da ich von Danzig durch Pohlen nach Ungarn zurückgereiset, noch mehr erfahren, da man mir sechs Meilen hinter Warschau, von einem Teiche, bey klarem Sonnenschein, das Schneegebirge gewiesen, davon ich eine Spitze, als einen Heuhaufen auch deutlich genug gewahr werden können. —

Aber wieder auf meine vorige Erzählung zu kommen, von dem, was wir bey der Besteigung dieses Gebirges gesehen — nämlich an vielen Orten wilde Ziegen oder Gemsen mit ihren Steinböcken, welche haufenweise zu 6. bis 20. und mehr beysammen sich sehen lassen — bey jedem Haufen war ein Bock, so auf der Wacht gestanden, und wenn derselbe eines Menschen ansichtig worden, als ein Schäfer zu pfeiffen angefangen, da dann die andern Gemsen solches hörend, schnell davon gelaufen, etliche Thürne hoch, von einem Felsen auf den andern herunter gesprungen, und sodann in dem Grund, wo die Kahlbach herausfließet, wieder zum Vorschein gekommen sind. Hier war ein gefrorner, und nur in der Mitte offener See, auf welchem sich die Gemsen und Böcke, um und um in Ordnung gestellet, und aus dem See gesoffen, denen wir eine Weile mit Luft zugesehen. — Man findet auch in diesem Gebirge, unterschiedliche Apothekerkräuter und Wurzeln, besonders die Rhabarbara, die so viel, wie die ausländische wirket — wie auch das ungemeine Limbaumholz, welches so dick, als ein großer Scheffel und zimlich hoch wächset, wovon man Breter schneidet, und davon Tische und Kästen machet, in welchen man die Kleider für den Würmern und Motten bewahren kann. — Das Holz giebet auch einen lieblichen Geruch von sich, und kann lange Zeit aufbehalten werden — Der Baum träget dicke Zäpfel, wie die Tannen und Kinnbäume, darinnen kleine Nüssel, mit sehr lieblichen, wohlriechenden süssen und gesunden Körnern wachsen, so wider den Stein und Sand dienlich sind. — Es wird auch von den Limbaum ein sehr nützlich, allerhand innerliche Schäden heilendes Oel zubereitet, welches vor 32. Jahren, von der Zeit an gerechnet, da ich dieses schreibe, nämlich im Jahre 1676. zuerst eingeführet worden, auf folgende Weise, wie künftig soll gemeldet werden.“

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III.

Von Versteinerungen in Ungarn.

Versteinerungen oder Petrificationes, sind keine große Seltenheiten, wenn man solche nur überhaupt und allgemein nennet oder betrachtet; sehen wir aber auf gewissen und besondere Arten oder Stücke davon, so finden wir einige darunter, die Kennern und Liebhabern eben so sehr werth sind, oder auch in geweisser Absicht noch viel schätzbarer, als Edelsteine. Ein und eben dieselbe Art der Versteinerung, die ein Land reichlich besitzet, kann in einem andern, als eine besondere Seltenheit gelten. Endlich kommet es auch nicht wenig auf die Materie und auf das äußerliche Ansehen und die Gestalt einer Versteinerung an; wenn sie gleich in ihrer Art betrachtet, nichts seltsames und außerordentliches wäre? So ist es z. B. versteinert Holz zu sehen, in seiner Art keine Seltenheit; weil man beynahe in allen Ländern einiges findet: allein, ein versteinert Holz von außerordentlicher Größe, besonderer Farbe, ausnehmendem Glanze, das über dieses durchsichtig, und seinem Urbilde vollkommen ähnlich ist, und es in seiner Natur deutlich vorstellet; ein solches versteinertes Holz, welches auch nur eine von diesen Eigenschaften besitzet, verdienet schon den Namen einer Seltenheit.

Hieraus ist nun leicht zu ersehen, in wie weit es nützlich und nothwendig zu einer vollkommenen Kenntniß von dergleichen Dingen sey, nicht bloß zu wissen, daß unsre Erdkugel Versteinerungen in sich enthalte; sondern auch die Versteinerungen nach ihrrem Erzeugungsorte, kennen zu lernen, zu unterscheiden, und zu beurtheilen, was diese kder jene Landschaft, besonders und vorzügliches in dergleichen Stücken vor einer andern besitze? In soferne nun hoffe ich auch, einigen Lesern nicht zu misfallen, wenn ich in einem kurzen Berichte darzulegen trachte, was Ungarn unser glückliches Vaterland, vor andern zu voraus, oder auch mit ihnen gemeinschaftliches habe? Ich vermuthe, wir werden hier Versteinerungen entdecken, die man anderer Orten vergeblich suchet; Versteinerungen von besonderem Ansehen und Eigenschaften, und einige davon in grossem Ueberfluß, die anderwärtig nur sehr selten vorkommen.

Nichts desto weniger aber, will ich mich bey dieser Beschreibung, in eine Erörterung solcher Aufgaben gar nicht einlassen, die das Allgemeine in dieser Wissenschaft betreffen, und von welchem die Auflösungen in allen Büchern dieses Inhalts zu finden sind. Es soll folglich hier nicht untersuchet werden: ob wahrhafte Versteinerungen in der Welt vorhanden seind, oder ob alles dieses ein bloßes Naturspiel sey? Noch weniger werden wir uns darum bekümmern, auf was Art und Weise die Fische, Conchilien und allerhand Muschelwerk, aus

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dem Wasser und Meer, auf die Gipfel der Berge, in die festen Steinklüfte und in die Tiefe des Erdbodens gerathen, und daselbst in einen Stein oder in eine harte Erde verwandelt worden seyn mögen? Von allen diesem ist bereits so vieles und so gründlich und deutlich geschrieben worden, daß Niemand mehr an einer Sache, die in die Augen fället, und die sich aus ganz natürlichen Ursachen begreifen läßet, zweifeln darf. Endlich bin ich auch entschlossen, um nicht unangenehm oder gar einigen unverständlich zu werden, die aus fremden Sprachen entlehnte, und in dieser Wissenschaft sonst gewöhnliche und eingeführte Kunstwörter, auf das möglichste zu vermeiden; und dagegen vielmehr die hier vorkommenden Sachen, bey ihren eigenen und in dem allgemeinen Sprachgebrauche bekannten Namen zu nennen.

Im eigentlichen und scharfen Verstande, bestehen die Versteinerungen nur lediglich aus thierischen und vegetabilischen Körpern, die unter der Erde, auf solche Art zu Stein werden, daß sie ihre Figur und natürliche Bildung beybehalten: oder wenigstens dieselbe den Erden und Steinen mittheilen, oder eindrücken. Allein nach der einmal angenommenen Redensart zählet man in diese Klasse noch verschiedene andere Körper, die ebenfalls von Stein, oder einer andern harten Materie sind, und in der Natur entweder selten vorkommen, oder auf eine besondere Art entstanden sind. . Man rechnet hierzu mineralisirte und unter der Erdc konservirte thierische und vegetabilische Körper. Ferner allerhand Steinspiele oder außerordentlich gebildete, geformte und gemalte Steine; insbesondere aber, solche steinigte Körper, die aus Wasser in außerordentlicher Gestalt zu entstehen pflegen.

Der Plan der ganzen Abhandlung soll dieser seyn: Zuerst soll von Versteinerungen aus dem Thierreiche gehandelt werden; die Versteinerungen aus dem Gewächsreiche, und was dazu gehöret, sollen den zweyten Platz einnehmen; die Steinverhärtungen im Wasser den dritten, und den Beschluß sollen einige Anmerkungen von dem Nutzen und Gebrauch der Versteinerungen machen.


Wir wollen unsern Lesern unangezeigt nicht lassen, daß der letzthin beschriebene alte Codex bereits abgenommen und von seinem Besitzer verkaufet worden.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 23 May 2011, AgostonBernad
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