INHALTSVERZEICHNIS PRIVILEGIRTE ANZEIGEN

Blättern: < IV. Jahrgang, XLIX. Stück - IV. Jahrgang, LI. Stück >



(393)

IV. Jahrgang, L. Stück, den 14. December 1774.

I. Geschichte.

Von dem Eingang der christlichen Religion in das Königreich Ungarn.

Es ist über keine Sache, seit 30. Jahren, in Ungarn, so heftig gestritten worden, als über die Bekehrung der Ungarn, zum christlichen Glauben: ob sie nämlich, der lateinischen, oder der griechischen Kirche, zuzuschreiben sey. Die Gelegenheit dazu haf bekannter Massen der berühmte Hr. D. Gottfried Schwarz gegeben, als er im Jahre 1740. (zu Frankfurt und Leipzig) eine Abhandlung herausgab, welche folgenden Titel führet: Initia religionis Christiana inter Hungaros ecclesiae orientali adserta. Er hat sehr viele Gründe aus der Geschichte, aus den ersten ungarischen Gesätzen, und einigen Urkunden angeführet, um zu zeigen, daß man den Ursprung der christlichen Lehre in Ungarn der Griechischen Kirche zu verdanken habe. Wie wenig aber diese Meinung in Ungarn Beyfall gefunden habe, erhellet aus vielen Schriftstellern, welche die, von dem Herrn D. Schwarz angeführten Gründe untersuchet, und sie mit vielem Fleiße zu widerlegen getrachtet haben. Die vortnehmsten unter denselben sind Johann Stilting*) Karl Peterffi**) Herr Adam Franz Kollar***) und Herr Johann Pray****).

*) In actis Sanctorum ad diem secundam mensis Septembris in vita S. Stephaniregis Hungariae, welches Buch auch zu Raab und Kaschau abgedruckt worden ist.

**) In Sacris Conciliis Ecclesiae Romano Catholicae in regno Hungariae celebratis p. 1.

***) In der gründlich geschriebenen und mit vielen schönen Urkunden versehenen histor.diplomat. juris patronatus apostolicorum regum Hungariae S. 4.5. folg.

****) In annalibus Hunnorum, Avarum & Hungarorum S. 395. f.

(394)

Daß schon gegen das 950. Jahr zween Ungarische Heerführer, nämlich Bolosudes und Gylas, die christliche Lehre und Taufe zu Constantinopel angenommen haben, hat seine Richtigkeit. So wenig man darthun kann, daß Bolosudes ein Patschinazite (Pachinacita) gewesen; so wenig Grund hat man auch von Gylas (Gyula) solches zu behaupten. Beyde werden von den griechischen Geschichtschreibern Principes Turcarum ausdrücklich genennett*). Ich gebe demnach dem Herrn D. Schwarz zu, das Gylas die griechische Religion angenommen, daß er der Vater der Prinzeßinn Sarolta, und diese die Mutter des heiligen Stephanus gewesen; daß Gylas I. einen Mönchen Hierotheus genannt, nach Siebenbürgen mit sich gebracht, und durch ihn die christliche Lehre seinen Landesleuten anzupreisen angefangen habe. Alles dieses gestehe ich dem Herrn Schwarzen zu. Nachdeme aber er, Gylas, mit dem Tode abgegangen und seines Bruders Sohn Gyula II. ihme in der Würde eines Waywoden von Siebenbürgen gefolget ist: so hat dieser das schwache Licht des Evangeliums, so in Siebenbürgen angezündet worden, sehr leicht auslöschen, und die heydnische Art Gott zu dienen, daselbst wieder einführen können. Daher folgte es, daß der heilige König Stephanus sich große Mühe gegeben, ihn und die Einwohner von Siebenbürgen auf bessere Gedanken zu bringen. Nun aber, wie es offenbar ist, würde er nicht viel ausgerichtet haben, wenn er nicht Gewalt gebrauchet hätte*).

Daß indessen die lateinische Kirche in der Fortpflanzung der christlichen Religion, in Ungarn, desto glücklicher gewesen, den Herzog Geysam, seine Kinder und Anverwandte, und einen großen Theil von ihren Unterthanen, zu Christo bekehret habe, wird von den oben angeführten Gelehrten mit vielen Gründen dargethan. Mir scheinet es, daß der gewisse Beweiß davon in den vorhandenen Decretis des heiligen Stephanus zu suchen sey. Daß solche zum Theil aus den Kapitularen der fränkischen

*) Cedrenus in hist. Tom II. Bulosudes eorum (......) princeps .........………….fidem se amplecti Christianam simulans, Constantinopolim venit, baptisatusque a Constantino est exceptus. Zonaras annalium Tom, II. Lib. XVI. nach der Pariser Ausgabe S. 194. Turci, Ungaros autem ita vocari supra diximus, provincias Romanas incursare soliti ad tempus quieti fuerunt. Nam dux corum Bulogudes (.........) & partis cujusdam princeps Gylat, Imperatorem convenerunt, amboque sacro sancto regenerationis lavacro initiati;

*) Annal Hildesheim. beym Leibnitz in script. rer. Bransuic. zum Jahre 1003. Stephanus Rex Ungariae super avunculum suum, regem Julum (Gyulam) cum exercitu venit, quem cum comprehendisset, cum uxore & filius duobus regnum (provinciam) ejus vi ad Christi anitatem compulit. Anonym. Belae Regis Notarius cap. 27

(395)

Könige hergenommen werden, und manche Kapitel aus denselben ganz ausgeschrieben sind, dieses hat der um die ungarische Geschichte unsterblich verdiente Herr Adam Franc. Kollar, in originibus, & usu perpetuo potestatis legislatoriae circa sacra Apostolicorum Regum Hungariae cap. III. und IV. gründlich dargethan. Wie würde wohl dieser König und seine Geistlichkeit, sich dieser Capituilarien haben bedienen können, wenn sie mit der grichischen Kirche und nicht mit der Lateinischen gehalten hätten? Dazu findet man in Ungarn die allerersten Stiftungen für Benedictiner und also, für lateinische und nicht für griechische Ordensgeistliche. Wie hätte dieses geschehen können, wenn man den Ursprung des Evangeliums in Ungarn der griechischen und nicht der lateinischen Kirche zu verdanken gehabt hätte.

Die ersten Bischöfe in Ungarn waren auch meistens aus Deutschland und Wälschland nach Ungarn berufene Priester. Sie waren also der abendländischen und nicht der morgenländischen Kirche zugethan. Auch die Schwester des heiligen Königs Stephanus bekam in der heiligen Taufe einen lateinischen Namen Gisela. Ihre Tochter hieß Adelheid, und wurde an Albertum Marggrafen von Oestreich verheurathet*).

Dem ohgeachtet scheinet es, als wenn die griechische sowohl als die lateinischen Lehrer sich um die Wette bemühet hätten, die Ungarn zur Annehmung der heiligen Taufe zu überreden. Jedoch diese waren in dem Bekehrungswerke viel glücklicher, als jene, und behielten auf die letzt die Oberhand.

Daß aber in einigen der ersten Kirchen in Ungarn nach griechischer Art, der Gottesdienst verrichtet worden ist, scheinet unter andern daher zu schließen zu seyn, indem der heilige König Stephanus, in der Stadt Vesprim ein griechisches Nonnenkloster gestiftet hatte. Die in griechischer Sprache verfertigte Stiftungsurkunde hat der gelehrte Herr Pray in vita S. Elisabethae viduae und beatae Margaritae Virginis (Tyrnau 1770.) S. 221. angeführet. So scheinen auch die Namen der ersten ungarischen Herzoge, als Michael, Vazul (oder vielmehr Basilius) und Ladislaus der griechischen Kirche vielmehr, als der lateinischen eigen, und von der leztern hergenommen worden zu seyn. Hierüber dörfte man sich aber nicht wundern, wenn man die Kirchengeschichte zu Rathe gezogen haben wird.

Die große Trennung, zwischen der lateinischen und griechischen Kirche, war noch nicht völlig ausgebrochen.

*) Aloldus von Peklarn zum Jahre 1040. Fugit. (Petrus) ad Adalbertum. cujus levir erat seu frater uxoris. Und zum Jahre 1055. Alhaid Adalberti Marchionis conjux devote moritur.

(396)

Einige bescheidene und kluge Regenten gaben sich noch Mühe dieser Spaltung Einhalt zu thun. Unter diesen, scheinen die Könige von Ungarn, den ersten Platz zu verdienen. Sie hielten es mit der lateinischen Kirche; sie nahmen aber auch einige morgenländische Kirchengebräuche an, und behielten sie einige Zeit. Dahin kann man rechnen, daß sie am Mondtag vor der Aschenmittwoche, und also um zwey Täge ehender, als die abendländische Kirche die große Fasten, welche man vor Ostern zu halten pflegte, angefangen haben. Ladislai Decret. Lib. I. Cap. 31., und daß die ersten ungarischen Priester, sich nur einmal in ihrem Leben, nach Art und Gebrauch der griechischen Kirch, verehelichen durften. Ladislai Decret, I. Cap. 1. 2. 3. Colomanni Decre. I. Cap. 67. Lib, II. Cap. 4. und 9. wie auch Capitula Synodalia Laurentii Strigoniensis Archiepiscopi Cap. 53. 54.

Unsere Könige hielten es für keine Sünde, sich mit griechischen Prinzeßinnen zu vermählen, und ihre Töchter an morgenländische Kaiser und einige der griechischen Religion zugethane Fürsten zu verheurathen; wovon man sehr viele Beyspiele aus den Geschichten anführen könnte. Sie gaben sich große Mühe, die, der griechischen Religion, zugethane Fürsten und Landschaften zum Gehorsam des römischen Stuhles und zur Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche zu bringen. In ihren Staaten hat es ihnen geglücket. Es scheinet, als wenn viele von der griechischen Religion mit dem Römisch -Katholischen in einer Gemeinschaft gelebet, und den römischen Pabst für das Oberhaupt der christlichen Kirche erkannt hätten. Daher ist es gekommen, daß unsere Königinnen, welche in der griechischen Religion erzogen worden, nachdeme sie nach Ungarn gekommen sind, sich zur katholischen Religion gehalten, und ihre Prinzeßinnen sowohl, als die Prinzen, in derselben erzogen haben. Man kann zum Beyspiel die erste Gemahlinn des Königs Bela III. und Mariam, welche Belam den IV. zum Gemahl hatte, anführen. Radislaus Herzog von Gallizien und Banus von Maschau (Machoviensis) war der griechischen Religion zugethan, und bekam zur Gemahlin des Königs Bela IV. Prinzeßin Tochter Annam. Er hat gar kein Bedenken getragen, seine Kinder in der katholischen Religion zu erziehen, und seine Töchter an katholische Fürsten zu verheurathen. Kunegundis bekam zum Gemahl den mächtigen König von Böhmen Ottocarus II. ihre (Schwester Griphina den Pohlnischen Monarchen Leßko, welchen man Nigrum nennete.

Und so wird man schon in XI. XII. und XIII. Jahrhunderte, Christen in Ungarn gehabt haben, welche zwar, nach der Vorschrift der griechischen Kirche, ihren öffentlichen Gottesdienst verrichtet, doch aber die Gemein-

(397)

schaft mit der katholischen Kirche gepflogen, und den römischen Pabst für ihr Oberhaupt gehalten haben. Man hat in Oberungarn, an den karpatischen Gebirgen, in den meisten Gespannschaften, sehr viele Christen, welche die griechischen Gebräuche bey ihrem Gottesdienst beobachten, und doch mit der römischen Kirche, in einer Gemeinschaft stehen, und den römischen Pabst für das Oberhaupt der christlichen Kirche erkennen. Diese scheinen Nachkömmlinge zu seyn, derjenigen Rußen, welche sich dem Herzog Arpad in Gallizien und Lodomerien unterworfen haben, und die unter seiner Anführung nach Ungarn gezogen, bey vielen Feldzügen gewesen, und zur Belohnung ihrer Treue mit Wohnsitzen in Oberungarn beschenket worden sind*). Sie werden allem Ansehen nach die christliche Religion nach Ungarn mitgebracht haben, oder aber, in kurzer Zeit darauf von Griechischen, aus Rothreußen angekommenen Priestern bekehret worden seyn. Sie werden ihrem Gottesdienst, nach den Gebräuchen der Morgenländischen Kirche, so wie sie es itzt noch zu unsern Zeiten thun verrichtet, dabey aber auch die Gemeinschaft mit der abendländischen Kirche behalten haben.

So scheinet auch das Kloster, welches der ungarische Palatinus Rado in XI. Jahrhundert in Sklavonien dem heiligen Demetrio zu Ehren gestiftet, und gebauet hat, zu den ersten Bewohnern griechische Mönche gehabt zu haben, und doch war es dem Bischof von Fünfkirchen unterworfen**).

* * *

Beschluß des Nachtrags von dem Wappen des Gräflich Thökölischen Hauses.

Kein Luchs kann es auch nicht seyn, weil, obgleich ein Corpus maculatum, oder vielmehr punctatum sich an dieser Figur zeigt, dennoch eine Cauda elongata, nicht aber truncata, die dem Luchs zukommet, da ist; daß also, nach dieser unserer genauen Beobachtung, nichts mehr übrig bleibet; als daß die Hauptfigur dieses Wappens, nach allen Merkmalen ein Parter, oder vielmehr ein Tyger seyn muß. Die Verwechslung dieser Thiere, besonders in aufgerichteter Stellung, und im Kleinen, ist inzwischen, um so begreiflicher, da dieselbe selbst von dem berühmten Naturkenner Linnäus*), in seinen bekannten Natursystem in eine Ordnung und Geschlecht zusammen-

*) Anonym. Belae Regis Notarius in historia ducum Hungariae Cap. X. Similiter etiam multi de Ruthenis almo duci adharentes secum in Pannoniam venerunt, quorum posteritas usque in hodiernum diem per diversa loca in Hungaria habitat.

**) Car. Peterffi in concil. regni Hung. P. I. S. 12.

*) Vid. ejus System. Nat. edit. Lips. ann. 1743. in 8vo pag. 4. Da es Ord. 2.

(398)

gesetzet werden. So weit waren wir mit dieser unserer fast übertriebenen heraldischen Spekulationen über das Thökölische Geschlechtswappen gekommen, als uns auf einmal einfiel, daß wir hier bey einem gewissen Mahler, Paul Fürstens Wappenbuch gesehen**); Da wir uns nun dasselbe holen ließen, so fanden wir zu unserm großen Vergnüngen im Vten Tom. pag. 22. einen schönen, mit dem vorgedachten Sigill beynahe völlig übereinkommenden Kupferstich und Abbildung davon, welche alles noch mehr aufkläret, und gewiß machet. Wir wollen dahero, nach derselben, die Beschreibung geben, und bloß bey den wesentlichen Stücken stehen bleiben. Der Schild, welcher nach der ältern Art gelehnet, oder liegend vorgestellet wird*), ist ohne alle Theilung und Sektion, in welchem sich im blauen Felde, ein, auf einem dreyfachen rothen Hügel, im völligem Grimm zum Streit bereiter, schnell fortschreitender, gekrönter Tieger, mit ofnem Rachen, und in die Höhe gerichtetem Schwanz, in seiner natürlichen Farbe präsentiret; und über dem Helm, und der darauf liegenden Krone, stehet auch dieser Tieger aufgebaumt, und in der rechten Datze, mit einem kurzen breiten Türkischen Säbel bewaffnet.

Sehen wir nun mit heraldischer Einsicht auf die ganze Beschaffenheit dieses Wappens: auf die simple und einfache Einrichtung des Schildes; auf das in sehr wenigen ungarischen Wappen vorkommende Bild, eines, seiner Natur nach sehr grimmigen und streitbaren Tiegers, und seine Bewafnung und Stellung: auf die heraldischen Vorzüge, der roth und

quadruped. Nro. 5 bey dem Genere. Felis heißt 1) Felis cauda elongata floccola, thorace jubato. Leo. 2) Felis cauda elongata, maculis virgatis. Tigris. 3) Felis cauda elongata, maculis superioribus orbiculatis, inferioribus virgatis, Pardalis 4) Felis cauda truncata, corpore rufeicente maculato. Lynx. Wie nöthig ist es doch daß ein rechter Künstler, der die Originalstücke der Natur, durch die Kunst auf eine oder andere Weise recht vorstellen will, mit denselben recht genau bekannt sey. Fehlt dieses, so komen lauter Chymären zum Vorschein.

**) Paul Fürsten war ein Nürnbergischer Kupferstecher, welcher seines Vorgängers Johann Siebmachers Wappenbuch mit einer Continuation in 5. Tomis um das Jahr 1660. neu herausgegeben, welches hernach mehrmal wieder an das Licht gekommen. Siehe des gelehrten Siebenbürgers und Prof. Martin Schmeißers: Einleitung zur Wappenlehre, so im Jahre 1723. zu Jena in 8vo herausgekommen. p. 55. u. f. Ein Werkchen, das in dieser Wissenschaft, für Anfängen gewiß das Beste ist. Durch die Sorgfalt des S. Burckstallers in Preßburg ist eine kleine Sammlung von ungarischen Wappen vor einigen Jahren zum Vorschein gekommen, die wir auch besitzen, und deren Continuation mit beßerer Einrichtung und Accuratesse zu wünschen wäre.

*) Pleraque (Scil Scuta) stant hodie ercta, & si qua versus dextram inclinata, situ priscia usitatiore, reperiuntur, quae Galli, ecus couches, liegende oder gelehnte Schilde, vocant usui praeliari id originem debere crediderim &c. heißt es in dem Examinc Artis Herald. Imman. Weberi, edit tertiae Genens. 1713. p. 27.

(399)

blauen Farbe oder Tinktur, und hauptsächlich, auf den darinn, so wie in dem Palfischen, und einiger anderer vornehmer und uhralter Familien Wappen, vorkommenden Tricollem oder dreifachen Berggipfel, welcher aus dem Wappen des Königreichs hergenommen ist: so lässet sich aus dieser ganzen Verknüpfung heraldischer Ideen, sehr viel, auf das hohe Alterthum, vorzügliche Ansehen, und die, durch tapfere Kriegsthaten um das Vaterland erlangten großen Verdienste dieses Geschlechtes schlüßen. Daß der Tieger, besonders von der ungarischen Nation, als ein vorzügliches Bild der Tapferkeit und eines beherzten Kriegshelden, angesehen werde, lässet sich unter andern daraus abnehmen, daß dieselbe zu allen Zeiten, und auch ohne jetzo, bey den feyerlichsten und pompösesten Erscheinungen, den übrigen sehr prächtigen Kleiderschmuck, auch noch besonders durch das Umhängen kostbar zubereiteter Tiegerhäute, vermehret; wie davon, besonders die vorhandenen ältern und neuen Beschreibungen öffentlicher Einzüge häufig zeugen*), und wir selbst im Jahre 1751. bey dem prächtigen Einzug beyder kaiserl. königlichen Majestäten, in die Stadt Preßburg, solches unter einem Hauffen von vielen tausenden, als ein Augenzeuge mit anzusehen, das seltene Stück und Vergnügen gehabt haben. Vielleicht beziehet sich diese Wappeneinrichtung des Thökölischen Geschlechts, wenigstens zum Theil (denn sie kann der übrigen wesentlichen Einrichtung nach, wie auch sehr glaublich, noch in ein weiteres Alterthum hinausgehen) auf diejenigen, gleich im Amfang der von uns in diese Blätter eingetragenen Geschichte dieses Hauses, gemeldten besondern Heldenthaten, des Andreas und Nikolaus Thököly, welche sie, wie Mathias Corvinus selbst an den Kardinal von Erlau nach Rom berichtet hatte, bey Temeschwar, gleichsam in seiner Gegennwart und vor seinen Augen, mit einem rechten Tiegermuth verrichtet haben. Wenigstens kann es seyn, daß ihnen von diesem König, bey dieser Gelegenheit der aus dem ungrischen Reichswappen kommende Tricollis, dessen Gebrauch, wie Herr von Palm l.c. zeiget, zu diesen Zeiten erst recht eingeführet worden, zur besondern Auszeichnung ihrer Verdienste um das Königreich, als ein neues vorzügliches Ehren- und Gnadenzeichen zugestanden worden. Und hier wollen wir nun mit dieser Untersuchung stehen bleiben. Wir haben dabey bloß darum etwas weitläufiger seyn wollen, um auch durch dieses Exempel recht überzeugend darzuthun, was Unachtsamkeit, und Manges nöthiger Kenntniß, auch hierinn für Verwirrung anrichte, und mit wie vieler Mühe und Untersuchung man sich aus derselben herauszuhelfen genöthiget

*) Siehe die Beschreibung des pomposen Einzugs Jospephi I. Röm. Königs, und Wilhelm. Amaliae Röm. Königinn ec. den 24. Febr. im Jahre 1699.

(400)

werde. Ein einziger Blick in einen etwa von diesem Hause noch irgendwo vorhandenen Donations- und Adelsbriefe, würde die ganze Beschaffenheit seines ehedem geführten Wappens völlig entdecket, und alle diese Untersuchungen unnöthig gemacht haben. Wie sehr muß nicht der Werth des Studiums der Diplomatik, jedermann, auch hiedurch einleuchten; unb da dasselbe auch in unserem lieben Vaterlande nun so sehr in Flor kommt, was kann sich nicht auch die Heraldik von ihm vortheilhaftes versprechen. Wir schlüssen diese Untersuchung, und mit derselben diesen ganzen Nachtrag, mit den hieher gehörigen guten und wahren Gedanken und Urtheil des vortreflichen Bels: Bey dem Adel kommt es nicht sowohl darauf an, ob er alt oder neu; sondern ob er auf wahre Tugend und Verdienste gegründet sey. Dieses ist die rechte Hauptfigur*).

Nobilitat virtus hominem, virtute remota

Migrat in exilium, nobilitatis honos.

K. -- l.


*) Sed neque probrosum esse poterit cuiqam (sunt ejus verba) suapte virtute emersisse; nam & novi homines siunt veteres, & qnorum nunc veneramur nomina, cana illa aetate celebria, novaea fuerre, cum primum in ore omnium esse coepissent. Prodrom. p. 122.

II. Erbländischer Alterhümer.

Fortsetzung: Von einem zwischen Deutsch Altenburg und Petronell gefundenen römischen Hausbade. (XLVI. St. S. 366.)

Es ist wahr, daß dieser Kaiser (Marcus Aurelius) mit den Markomanen und Quaden verschiedene Kriege führte, und die letztere nicht auf einmal zerstreuete. Sie machten öfter Friede: aber sie brauchen ihn auch so oft, als sie Gelegenheit fanden, in die römischen Provinzen einzufallen. Doch es wäre zu weitläufig, hier alles umständlich anzuführen; genug ist es, daß er nicht aus Deutschland, und Pannonien gieng, bis er diese Völker völlig bezwungen hatte. Sein Sieg bey Geta über die Jatziger, das Wunderwerk so dabey, durch die Legio fulinimtrix, oder melirensis, oder christinana, geschehen, und dawider die Schriftsteller noch vieles einwenden, gehöret nicht hieher; auch will ich nicht entscheiden, ob dieser Kaiser in Syrmien, oder Vindobona verstorben sey. Zu meinem dermaligen Endzwecken ist es genug daß dieser Kaiser ein großer Verehrer der Wissenschaften, und besonders der Arzneygelehrsamkeit war.

(Die Fortsetzung folgt.)


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 27 Oct 2011, AgostonBernad
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback