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IV. Jahrgang, LII. Stück >
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IV. Jahrgang, LI. Stück, den 21. December 1774.
I. Wissenschaften.
Nützliche Bücher.
Wien.
Bey Herrn Joseph Kurzböck, kaiserl. königl. Illyrisch -und orientalischen Hofbuchdrucker ist vor kurzem zum Vorschein gekommen: Buda Sacra sub priscis Regibus, Authore P. Xysto Schier, Eremita Augustiniano, opus, posthumum: in klein Quart 118. Seiten stark, nebst zwoen Kupfertafeln, deren eine den Grundriß von der königl. freyen Stadt Ofen, wie sie in den lezteren Jahren, unter den Türken, zu sehen gewesen; die andere die Ueberbleibsel der ehemaligen Kirche U. L. F. in der St. Margaretheninsul vorstellet.
Der Herr P. Xystus Schier ist, zu nicht geringem Leidwesen alljener, die seinen unermüdeten Fleiß in Bearbeitung der Geschichte, mit Wohlgefallen sahen, noch am 21. März 1772. in seinem blühendsten Jahre, nämlich im 45. seines Alters, uns durch den Tod entrissen worden.
Er sammelte und arbeitete, besonders für die ungarische Geschichte, und unter seinen hinterlassenen Werken, fand man gegenwärtige fast vollendete und zum Druck fertig liegende Abhandlung.
Wir wollen einen kurzen Auszug daraus liefern, und unsern Lesern, von dem Werthe derselben, das Urtheil überlassen.
S. 3. Wird von dem Alter und Wachsthum der Stadt Ofen gehandelt. Der berühmte Bel hat nebst dem Timon zum Entstehungsjahre dieser Stadt, das Jahr Christei 1267 gewählet; und zwar darum, weil der Kirchenbau, zum H. Johannes, im Jahre 1269. angefangen worden. Andere sind um etwas weiter gegangen, und haben das Jahr 1255 angegeben;
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indeme sie sich, auf ein vom Könige Bela IV. ertheiltes Diploma, dessen Abschrift dieser Abhandlung beygedrucket ist, gründeten.
Zur Entscheidung dieser Ungewißheit dienete dem Herrn Verfasser eine von dem mühsamen und gelehrten Herrn Kapriani, aufgesuchte und bekannt gemachte Urkunde, vom Jahre 1244. nach welcher vom Könige Bela IV. die der Stadt Pest, vorhin schon verliehene Freyheiten bestättiget worden; unter welcher Benennung solche der itzigen königl. freyen Stadt Ofen ertheilet wurden. Die heutige ebenfalls königliche freye Stadt Pest, war damals schon, und zwar zum Unterschied, der gleichen Benennung, unter den Namen klein Pest bekannt. Dieser entwickelte Umstand nun leitete den seeligen Herrn Verfasser, das Alter der heutigen Stadt Ofen, in die Zeiten Ladislaus des H. hinauszusetzen; und weiter unten, werden von ihm Muthmaßungen vorgetragen, nach welchen dieselbe noch viel älter seyn müßte. Bela der IV. legte auf dem sogenannten Pesterberge eine Festung an, und es scheinet, daß den Namen Neuofen, anfänglich, ein kleiner Theil jener Vorstadt, die an Altofen stieß, geführet habe; wodurch nach der Zeit nicht alleine der Name Pest verdrenget; sondern auch Altofen darunter vergessen worden. König Matthias Corvinus hat der Stadt, weil sie außer ihren Ringmauern wenig besaß, das Vorwerk Saschad im Jahre 1470. geschenket.
Von der geistlichen Gerichtsbarkeit in Ofen.
Ohngeachtet Ofen in dem Kirchensprengel des Bißthums Vesprim lieget; so wird gleichwolen die geistliche Gerichtsbarkeit von den Erzbischöfen zu Gran daselbst ausgeübt. Hievon wird folgende Ursache angegeben: Nachdem die betrübte tartarische Verheerung im Jahre 1243. ein Ende genommen, hatte das Capitel zu Vesprim, nach dem Beyspiel anderer durch einstimmige Wahl den Magister Zelandum (Zlandum) einen Grafen von Tariska zum Bischof gewählet: den Gewählten aber dem Könige vorzustellen unterlassen. Weswegen derselbe die Wahl für nichtig, und das Bißthum für erledigt erkläret, demselben auch verschiedene Gerechtsame und Güter benommen hat, unter welchen sich dann die geistliche Gerichtsbarkeit und der Zehend von Ofen befunden, und bey dieser Gelegenheit dem Erzbißthum von Gran unterworfen worden, daß solchergestalten die Pfarre zu Ofen unter die Exemten zu zählen ist.
Von den Kirchen überhaupt wird gemeldet, daß sie ohnfehlbar sehr prächtig gewesen seyn müssen; ehe die Stadt von den Türken erobert und verwüstet worden. Man hat noch heut zu Tage alle Ursachen über die wenigen Ueberbleibsel der vorigen Pracht zu erstaunen.
In der Kirche St. Nicolai hat der Predigerorden im Jahre 1252 eine Generalversammlung gehalten.
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Die Pfarrkirche zu U. L. F. soll nach einiger Meynung unter den Königen Ladislaus und Geysa dem II. erbauet, und dieser Bau um das Jahr Christi 1070. vollendet worden seyn. Hier wird diese Meynung zwar nicht verworfen; jedoch andere Gründe gefordert: dagegen S. 15. der Ungrund anderer, die die Erbauung der Kirche dem H. Stephanus, dem ersten Könige in Ungarn zuschreiben wollen, gezeiget, und nicht mit Unwillen zugegeben: daß der Leib des h. Martyrers Gerhardi in eben dieselbe im Jahre 1046. zu seiner Ruhe gebracht worden ist. An die Erweiterung derselben habe Bela IV. einem gethanen Gelübde gemäß zuerst gedacht: die Könige Ludwig I. und Sigmund ihre Vergrößerung vorgenommen, und fortgesetzet, welche von Matthias Korvinus mit Pracht vollendet worden; als, dessen Wappen mit der Jahrzahl 1475. noch heut zu Tage an dem Kirchthürm zu sehen ist.
Diese Kirche hatte den Vorzug, daß die erwähnten Könige, gleich bey ihrer Ankunft in die Stadt, sie vor allem besuchten: in derselben wurden die über die Feinde Ungarns eroberte Siegeszeichen aufbewahret; die geschloßenen öffentlichen Bündniße dem Volke bekannt gemacht und vorgelesen; und die königlichen Vermählungen feyerlich vollzogen. Vom Könige Karl II. oder Parvus hat man es angemerket, daß er vor seinem Einzuge in die Stadt Ofen, gerade auf die Residenz zu, ohne wie seine Vorfahren, die Hauptkirche vorher zu besuchen, seinen Weg und solche in Besitz genommen hat.
Im Jahre 1541. nachdem die Türken, die Stadt erobert hatten, wurde diese Kirche auf Befehl des Großherrn Solyman zur mahometanischen Andachtspflege gewidmet; welcher Umstand zur Versicherung und Erhaltung des Gebäudes das meiste beygetragen haben mag. Im Jahre 1686. wurde, nach Wiedereroberung der Stadt, das feyerliche Dankfest in Gegenwart der christlichen Helden, welche das kaiserliche Heer wider den Türken angeführet, darinne gehalten.
Die St. Johanneskirche.
Die Beschaffenheit des darinn gepflogenen Gottesdiensts unter Mathias Corvinus, beschreibet der päbstliche Nuncius in einem an Sixtum IV. im Jahre 1483. erlassenen Schreiben: vorgestern schreibt er, hat der König in seiner Hofkapelle nach dem rühmlichen Herkommen der Seinigen, ein feyerliches Amt absingen lassen, in Gegenwart vieler Prälaten und eines zahlreichen Adels. Wenn ich zurückkomme, werde ich mich bemühen zu erklären, mit wie großer Stille, mit wie vieler Andacht, unter welchen Ceremonien, und mit welcher Verherrlichung dieses Amt gehalten worden. Ich erröthete allerdings, und machte mir Vorwürfe, daß ich von einem weltlichen Fürsten in jenem, was den
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Gottesdienst, und die Erbauung der Seelen betrift, mich übertroffen fande.
(Die Fortsetzung folgt.)
II. Erbländische Alterthümer.
Beschluß: von einem zwischen deutsch Altenburg und Petronell gefundenen römischen Hausbade.
(XLVI. St. S. 366.)
Besonders hatte sich Gelenus seine Gnade erworben, wie er denn berichtet*): daß er mit diesem Fürsten nach Pannonien reisen sollen, welche Ehre er aber verbetten habe. Er war daher dessen Sohne, dem Commodus, als Leibartzt zugeordnet, und Aurelius befahl ausdrücklich, daß außer dem Galenus, kein anderer Arzt, seinen Sohn, wenn er krank würde, beystehen sollte. Da nun dieser Arzt von dem Kaiser geliebt, und hochgeschätzet ward, und seine meisten Kuren und Baden, und Reiben, und mittelst seines Therials verrichtete, so ist gar kein Zweifel, daß sich dieser Kaiser auch ein eigenes Bad, werden haben bauen lassen. Aber nicht allein Aureilus, sondern auch andere vornehme Römer wohnten in Carnuntum. Septimus Severus, ward als Proconsul, und Statthalter mit einer Legion hieher verleget. Er war auch hernach unter dem Commodus oder Pertinax Consul, und endlich von seiner Legion hier zum Kaiser ausgerufen.**); welches ich hier nur darum anzuführen für gut gefunden, damit es in der Beschreibung des zu erörtenden Denkmals zu mehrerer Erläuterung dienen möge. — Diocletianus und Maximianus, welche beyde im Jahre 304. nach Christi Geburt die Kaiserwürde niederzulgen, vom Galerius gezwungen worden, sollen gleichfalls, nach dem Berichte des Zosunus, nachdem sie dieser Schritt gereuet, alhier ihre Berathschlagungen, sich der Regierung wieder zu bemeistern, vorgenommen haben. Ja, der erstere, der in der Geschichte als ein Tyrannn, und Verfolger der Christen bekannt ist, soll nach der Meynung verschiedener Schriftsteller, seinen Geist zu Petronell, in einem schlechten Hause, elendiglich aufgegeben haben*). Daß Kaiser Valentinus um das Jahr Christi 370. alhier residiret, und sich mit seinem Kriegsheere eine gute Weile bey Carnuntum aufgehalten habe, ist eine ausgemachte Sache. Er kam dahin von Trier, wo er die Deutschen bestritten, und wollte hier auch die Quaden und Sarmaten bezwingen,
*) In seinem Progymnasmat. p. 459. und 461.
**) S. Spartian. in vita Severi.
*) Zofimus Libr.II. v. Managetta, in der Beschreibung des Altenburgerbades.
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welche wegen der Unterdrückungen des Probus zu den Waffen gegriffen hatten, und an der Donau große Raubereyen ausübten. Er nahm nach dem Ammianus Marcellinus, und ich kann es nicht begreifen, wie der allgemeinen Welthistorie**), Haimburg für Carnuntum setzen, und es doch 33 deutsche Meilen von Wien entfernt, angeben. Er ließ hier, seiner gottlosen Art nach, den Faustinus, wegen einer Kleinigkeit foltern, schickte den Merobandes mit einem Heere über die Donau, er selbst aber gieng nach Aeincam, welches das heutige Gran ist. Er verheerte das Land der Quaden, Jatziger und Sarmater, und kam im Herbste wieder zurück, zog mit seinen Völkern aufwärts der Donau, wollte aber nicht in Carnuntum überwintern, sondern gieng nach Sabaria***). Ammianus berichtet ferner, daß dieser Kaiser zu Carnuntum seinen Tod vorausgesaget, weil, wie es wohl zu merken, sich eine Aente auf sein Bad gesetzet hatte****) Er starb auch in Sabaria eines schnellen Todes, und zwar an einem Blutsturze.
Hieraus erhellet also ganz klar, daß, wo nicht die Kaiser, doch die vornehmen Römer ihre Bäder in Carnuntum gehabt haben. — Es ist bekannt, daß mit dem Anfange der Regierung Constantins, der seinen Sitz nach Constantinopel verlegte, auch die Macht des occidentalischen Reichs aufgehört habe. Und so ward auch Carnuntum durch die Quaden sowohl, als andere Feinde der Römer zerstöret; die Gothen aber, und ihre Ueberwinder, die Hunnen, haben dieser Stadt, den letzten Rest gegeben. Attila verschonte sie in seinen Zügen nicht, und der, um die vaterländische Geschichte so verdiente Herr Tomka Szaßky hat in seinen noch im Manuskripte liegenden Werken, von der alten Urkunde der Hunnen und Avaren dargethan, daß diese letzteren einen Hagiathum, und Rhiingum, von Wien, Petronell mitetinbegriffen, auf 10. Meilen im Umkreise gehabt haben. Hier will man, daß Kaiser Karl der Große, um das Jahr 805. bey Bezwingung der Avaren, die alte Burg von Carnuntum, einem gewissen vornehmen Ungar Namens Capcan Dietrich, nebst dem umliegenden Dörfern geschenket habe; und daß es zum Unterschiede von ungarisch Altenburg, wo dazumal die Khagans der Avaren ihren Sitz hatten, deutsch Altenburg genennet worden.
So viel habe ich von der Geschichte der Stadt Carnuntum hier voraus zuschicken für dienlich gehalten, itzt
**) Im ersten Bande a. d. 277. S.
***) Dieses ist nicht Scharvar, wie es die Welthistorie nennet, sondern der Marktflecken Stein am Anger, welcher vor Zeiten diesen Namen führte. Es wird zwar auch hier eines Bregetii gedacht, welchen Ort die Verfasser in der Insel Schütt suchen, und ihn fort sterben lassen. Doch sie sind in unserer Erdbeschreibung ziemlich fremd, indem sie die Oerter Sabaria, Bregnitz und Markelhatz, bald nahe, bald weit von Comorn und der Donau entfernt setzen.
****) S. Ammian, Marcell. Libr. XXX. hist.
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aber will ich zu meinem Endzwecke schreiten, und die bey deutsch Altenburg gefundenen Alterthümer etwas näher betrachten. — Die Ziegelsteine, die ich dabey angetroffen, waren durchaus viereckicht. Vuruv in seinem Buche de architectura, hat uns die verschiedenen Arten der bey den Römern gewöhnlichen Ziegelsteine beschrieben. Sie hatten nebst den viereckichten, auch lange, und dünne, welche sie sowohl zu den Gewölbern, als Triumpfbögen, und andern dergleichen Arbeiten gebrauchten. Das sonderbareste dabey ist, daß ihre stärksten, und schweresten Gebäude auf dem Grundsatze solcher eng aneinander gefügten, und wohl verleimten dünnen Ziegel aufgeführet wurden, wie solches die, an den bey Petronell befindlichen Thorbögen, befindlichen Ziegel bestätigen. — Die Ziegel, bey unserem Alterthume sind sehr gut ausgebrannt, und wie ich schon gemeldet habe, viereckicht. Die obere Inschrift führet die Worte: Leg. XIIII. C. welches so viel, als Legio decima quarta consularis, Carnuntensis, oder Cassiana heißet. Der einzige Buchstabe C. macht einige Schwierigkeit. Die Legiones der Römer, hatten überhaupt das Recht, wo keine Praefecti regularii vorhanden waren, daß sie diese Arbeit auf ihre Kosten, und mit ihren Gefangenen verrichten konnten. Daß Ziegelbrennen, war ein von den Römern sowohl, als andern Völkern, den Soldaten eingeräumtes Vorrecht. Die römischen Legionen hatte verschiedene Namen; und sie wurden theils nach der Zahl, theils nach den Befehlshabern, theils aber nach dem Orte ihres Aufenthalts, oder wo sie angeworben worden, benennet. Romulus hat sie nach dem Worte: Lego ex populo am ersten also benamset. Die Macedonier hatten statt der Legionen Phalanges, und die Gallier Catervas. Mit dem Anwachse des römischen Volkes wurden solche immer stärker, und da sie anfänglich nach dem Vegerius de re militari nur 3000. Mann ausgemacht: so verstärkt solche Lipsius in seinen antiquitaribus de re militari auf 6666. Genug in dem blühendsten Zustande der Römer konnte man solche auf 7000. Mann rechnen. Wir finden auch bey allen Schriftstellern, die de re militari antiqua romanorum geschrieben, daß sie sowohl Legiones hispanicas, und germanicas nach den Provinzen; als Legiones Augustam, Valeriam, Flaviam, Neronianam, Traianam, Antoniniam, ec. nach den Namen der Errichter; und nach den besonderen Werbplätze, Melitensem, Christianam, welches die fulminatrix war, Antiochenam, Parthicam, trans, & cis Alpinam, ja so gar nach den Thaten, die diese, oder jene Legion verrichtete; victricem, ferream, rapacem, und tonitrualem, wie unter dem Trajanus, gehabt haben. Selbst die Würde derer, die sie anführten, oder denen sie gehorchten, ward ihnen mitgetheilet. Die prätorianische Wache, hatte den Namen a praetorio, Imperatore, & maximo praetore, der Con - und Proconsularischen Legionen zu
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geschweigen; davon Varro, Vegetius, Livius und Polybius ausführliche Erläuterung geben. Ich will nur noch kürzlich anführen, daß eine Legion, aus zehen Cohortibus, eine Cohors aus drey manipulis, und ein manipulus aus 200 hastatis, 200. principibus, und eben so viel pilanis, nebst 10. Turmis equitum, wo eine 30. Mann ausmachte, bestanden.
Hier ist nun die Frage, was der Buchstabe C. auf den Ziegelsteinen bedeute? Ich würde solches mit mehr Gewißheit beantworten können wenn ich auch nur einen einzigen, mit der zwoten Inschrift hätte finden können. Aber der ungeschickte Fleiß der Arbeiter, hat dieses völlig unmöglich gemacht; indem sie solche fast alle zerstücket, oder sonst unkenntbar gemacht haben. Denn der unterste Absatz enthält gemeiniglich den Ort, wo sich die Legion aufgehalten, oder den Endzweck des Gebäudes. Allein eben dieses ist bei allen der beßten die ich finden können, abgebrochen, und nur ein dunkler, und unordentlicher Eindruck eines C vorhanden, welches mich vermuthen läßt, daß es Carnuntum geheißen. Bevor ich, aber meine Meynung von der ersteren Inschrift, besonders des ersten Buchstaben C eröffne: so will ich den Zustand und die Vertheilung der damaligen römischen Legionen nach dem Dio Cassius, kürzlich berühren. Unter dem Augustus bestand die ganze römische Macht nur aus 25. Legionen; unter den Kaisern Nero, Galba, Vespasianus, Domitianus, Trajanus, M. Aurelianus, und Severus aber, wuchsen solche bis auf 32, wovon, welches hier wohl zu merken, der größte Theil an der Donaz gegen die Quaden, und ihre Bundsgenossen gebraucht worden. Wann ich nun oben gemeldet, daß seit der Regierung des M. Aurelius, immer ein Prätor, oder Proconsul in Carnuntum gewohnet, Severus selbst Pro und Consul in dieser Stadt gewesen, und zu dessen Zeiten Dio Cassius, der sich aus Furcht für der prätorianischen Wache in Rom als Consul nicht zeigen durfte, alhier als Landpfleger gestanden, so glaubte ich, daß weil die Zahl XIIII. eine neuere Errichtung bedeutet, daß auch die Einpärgung des Namens nicht mehr, nach dem Seculo Augusti antiquissimo sey, sondern, daß dieses eine neue unter dem Severus errichtete Legion gewesen, welche er entweder, da er alhier gegen den Pescennius zum Kaiser ausgerufen worden, erst aufgerichtet, oder auch schon in seinem Bürgermeisteramte, welche Würde, er zu den Zeiten des Pertinax alhier bekleidete, unter sich gehabt, oder aber bey seiner eigenen Regierung dem Cassius anvertrauet. — Die zwote Unterschrift würde uns freylich das beßte Licht geben, jedoch, ob ich gleich obiges behaupte: so würde ich, bey einer besseren Erklärung, daß bemeldtes C auch eine Legionem Carnuntensem bedeute, keinen Anstand nehmen. Es sey nun aber, wie ich ihm wolle, so zeigen diese Ziegelsteine, daß das gefundene Alterthum, wirklich ein römisches Gebäude gewesen.
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Aus dem kleinen Bezirke der Rundung, welche kaum 25. Schritte im Durchschnitte beträgt, nebst der doppelten Reihe marmorner Bänke, kann ich die Meynung, daß solches ein Götzentempel gewesen, unmöglich billigen; denn, da alles übrige völlig unversehrt, auch der Marmor nebst den Steinen, nur mit vieler Mühe auseinander gebracht werden konnte: so glaube ich, daß amn in der Mitte auch Spuren von einem Götzenaltare, von Penatibus, oder zum Opfer dienlichen Werkzeugen gefunden haben würde, wenn dieser Raum zu diesem Gebrauche bestimmt gewesen wäre. Da man aber hievon nichts angetroffen, und der große und weitläuftige Wassergang, nebst den äußern zwo tiefen Abtheilungen, einen Einlaß, wenigstens einen Zusammenhang des großen marmornen Bezirkes mit demselben anzeiget: so unterstehe ich mich, zu behaupten, daß es das Hausbad eines vornehmen Römers gewesen. Ich zweifle auch nicht, wenn man die Kosten nicht scheuete, und weiter nachgrübe, daß man hier Entdeckungen von Erheblichkeit machen würde. Die Lage des Orts zeiget, daß es wegen dem Abflusse des Gewässers, an der Donau gebauet worden, und es lohnte sich allerdings der Mühe, dem großen Wassergange von Quaderstücken weiter nachzuspühren. Wer weiß, woher die damaligen Einwohner das Wasser zu ihren Bädern hergeleitet, und wer wird behaupten, daß das noch itzt so sehr berühmte stinkende Schwefelbad, nicht aus den verfallenen Ruinen einer so großen Stadt, als Carnuntum gewesen, entstehen können. So viel ist gewiß, daß der Freyherr von Ludwigsdorf, als Besitzer dieses Orts, eine nicht geringe Menge Marmor dabey gewonnen; denn auch der untere Boden dieses Gebäudes, war mit dem schönsten rothen Marmor ausgeleget. Das Kütt, war so fest, daß es dem Steine selbst nicht viel nachgab. Und die Erde, unter den aufgehobenen Platten, war ganz schwarz, und so schweflicht, daß man hieraus mit Wahrscheinlichkeit schließen kann, daß darinnen ein mineralisches Wasser aufbehalten worden.
v. W.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.