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IV. Jahrgang, XLIX. Stück, den 7. December 1774.

I. Wissenschaften

Nützliche Bücher.

Wien.

unser ungarischer Historiograph, der verdinestvolle Herr Pray, fähret unermüdet fort, die ungarische Geschichte, in ein immer größeres Licht zu setzen, und dasjenige, was er davon, in seinen vortreflichen Annalen aufgezeichnet hat, theils zu prüfen und besser zu berichtigen; theils mit neuen Erläuterungen und Zusätzen zu bereichern, welche alle für die vaterländische Geschichte, von dem größten Gewichte sind. In dieser Absicht hat erst vor kurzem folgendes, mit vielem Fleiß und Belesenheit geschriebenes historisches Werk, die Presse verlassen: Dissertationes historico criticae, in annales veteres Hunnorum, Avarum, & Hungarorum, a Georgio Pray, Sacerdote coscriptae, Vindobonae, sumtibus Augustini Bernardi, Bibliopolae Universitatis MDCCLXXIV. in folio, auf 243. Seiten. Wer nur ein Theilchen gelehriger Neugierde besitzet, wird dieses gründliche Werk, mit vielen Vergnügen und Befriedigung lesen; um wie viel mehr, die ächten Liebhaber und Forscher der Geschichtskunde.

Die Geschichte ist eine Wissenschaft, die sich nie erschöpfen läßt; es ändern sich darinnen beständig Dinge, die einer mehrern und nähern Aufklärung bedürfen. In der alten Geschichte insonderheit, sind noch so viele Umstände ins Licht zu setzen, so viele Dunkelheiten zu erhellen, so viele Widersprüche zu vereinigen, das es einem Historiker, nie an Materie zum Forschen, untersuchen, und das schon geschriebene, noch mehr zu bearbeiten, und aufzuhellen, fehlen kann. Das bewog den unermüdeten Herrn Pray, dessen Feder unserm Vaterlande Ehre macht, nach dem

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Beyspiel eines Pagi, Fenellon, und anderer berühmten Gelehrten, diese Dissertationes historico - criticas, in seine Annales veteres Hunnorum, die vor zehen Jahren schon ans Licht getretten, und mit dem größten Beyfall des gelehrten Publikums, aufgenommen worden sind*), auszuarbeiten, und nun auch durch den Druck bekannt zu machen. Es haben nämlich seit der Zeit, da H. P. seine hunnische Annalen herausgegeben, einige gelehrte Männer, vornämlich aber der berühmte Schlötzer, die Geschichte der nordischen Völker, mit dem rühmlichsten Fleiß und Gründlichkeit bearbeitet**). Die gelehrten Arbeiten dieser vortreflichen Männer, insbesondere dasjenige, welches sie, von den finnischen Völkern geschrieben haben, wußte unser würdiger Historiograph, so zu benutzen, daß daraus ein neues Licht, über die älteste ungarische Geschichte sich verbreitet.

Das historische Werk, welches wir vor uns haben, bestehet aus zehen Dissertationen, deren Innhalt wir nun, doch nur summarisch anzeigen wollen; weil wir wünschen, daß sie von mehrern, in ihrem ganzen Umfange, mögen gelesen werden; um das Neue, das Gründliche, und Schöne darinnen; in seiner eigenen Gestalt und Verbindung zu lesen. In den vier ersten Dissertationen, such H. P. zu erweisen, daß die Finnen, der Sprache und dem Stamme nach, Hunnen sind; folglich daß Finnen, Hunnen, Avaren, und Hungarn, ihren ersten Ursprung betreffend, eines und eben dasselbe Volk gewesen; ob sie gleich in der folge der Zeit, in verschiedene Aeste sich getheilet, und nach der Zeit, duch besondere Namen so wohl, als auch einen ganz eigenen Dialekt, voneinander unterschieden haben. Diesen Beweiß deutlich und überzeugend zu machen, schickt der gelehrte Herr Verfasser, in der ersten Dissertation, eine allgemeine Untersuchung, von den finnischen Völkern voraus, darinnen gleich anfangs, dieser historischen Satz, erwiesen wird: Die Avaren, und die Ungarn, stammen von den Hunnen ab. Hierauf wird in der zweyten Dissertation die Sprache der Finnen, und der übrigen Völker des finnischen Stammes, mit der Ungarischen verglichen; die große

*) Hier ist das Zeugniß eines Kenners, eines der größten Historiker, unserer Zeit; des berühmten Joh. Gottlob Böhm, zu Leipzig: In his vero, --- nullus est rerum talium intelligens aestimator, quin praecipuo quodam loco judicet referendum esse Georgium Prayum, Annalium nobilissimum auctorem, Hungariae eruditae ingens incrementum. Tam ille diligens est, tamque sagax, in originibus gentis indagandis; tam studiosus fidei in rebus commemorandis; tam cultus verbis, ac toto orationis habitu decorus. Novit, quod in historia dificillimum est, obscuris lucem, vetustis novitatem, decus recentibus dare. Vid. Celeb. Böhmii epist. ad V. C. Joan. Severinum, hist. Hung. scriptorcm candidumm &. eleg.

**) August Ludw. Schlötzer, allgemeine nordische Geschichte, aus den neuesten nordischen besten Schriftstellern, und nach eigenen Untersuchungen beschrieben ec. gr. 4. Halle 1771.

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Verwandschaft derselben angezeigt, und daraus der Schluß gemacht: die Sprache der jetzigen Ungarn, kommt mit der finnischen überein; die Ungarn aber sind, nach der ersten Dissertation, ein hunnischer Stamm; folglich sind auch die Finnen der Sprache und dem Stamme nach, Hunnen. Wer da weiß, daß die Sprache des menschlichen Geschlechts, fast das einzige Monument, der ältesten Geschichte der Welt sey, der wird auch diesen Beweiß, den H. P. so mühsam und geschickt ausgearbeitet hat, nach Verdienst zu schätzen wissen — Nach diesen vorausgeschickten Untersuchungen, werden in der 8ten Dissertation die großen und merkwürdigen Wanderungen der Finnen, die eigentliche Epoche derselben, umständlich beschrieben. Eine der wichtigsten Ursachen davon, waren die sklavischen Völker, hauptsächlich die Waräger und die Chazaren, die ihnen zu mächtig und zu überlegen geworden sind. Dieser Umstand giebt dem H. V. Anlaß in der 4ten Dissert. die Geschichte der Chazarer, abzuhandeln; wobey im 6. und 7. §. eine lesenswürdige Anmerkung, von dem Anonymo Belae Regis Notario, eingeschaltet worden ist, welche viele Wahrscheinlichkeit für sich hat. In der 5ten Dissertation wird aus den Bisantinischen Geschichtschreibern, alles bemerkenswürdige von den Ungarn, oder wie sie die Bisantinischen Schriftsteller nennen, von den Türken, auszugsweise angeführt. Die 6te, enthält eine Beschreibung der Patzinaziten, Uzen, und der Cumaner; die 7te, eine Untersuchung des Ursprungs der übrigen Völker, welche ehemals, und auch jetzt noch Ungarn bewohnen. Zu dieser ganz eigenen Abhandlung, welche mit der hunnischen, und der zu dem hunnischen Stamme gehörigen Völkergeschichte, in gar keiner Verbindung steht, ist H. P. durch den berühmten Schlözer veranlasset worden, der in seiner allgemeinen nordischen Geschichte, Fragen aufgeworfen, die Völker betreffend, welche vor Zeiten, und jetzt noch, in verschiedenen Provinzen des Königreichs Ungarn wohnen. Diesem forschenden Gelehrten, ein Genüge zu thun, giebt der H. V. zerst eine Geschichte, der in Ungarn wohnenden Slaven oder Wenden, dann der Rußen, oder wie sie gemeiniglich genennt werden Rußniaken; endlich der Walachen. Diesen wird wegen Verwandschaft der Materie, die allgemeine Geschichte, der Sachsen in Siebenbürgen, der Bißener, der Armenier, und Bulgärer beygefüget; wobey viel besonderes, und meist noch unbekanntes, vornehmlich von dem Ursprung der Sachsen in Siebenbürgen, angemerket worden ist.

Die 8te und 9te Dissertation, ist den historischen Streitigkeiten gewidmet, welche H. P. mit den Berosisten, den Ursprung der Hunnen, und einige Punkte, aus der Aalanischen Geschichte betrefend, noch in den Jahren 1762. 64. und 68. wider seinen Willen, hat führen müßen;

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darüber gleich damals Briefe, und Commentationen, durch den Druck, bekannt geworden sind. Hier werden nun, der Innhalt dieser gelehrten Streitigkeiten; die Quellen, welche diese Streitigkeiten veranlaßt haben; und endlich die Gründe, mit welchen H. P. seine behauptete Meinungen vertheidiget, und die Einwürfe seiner Gegner entkräftet hat, umständlich angezeiget; aber auch neue Erlätuerungen, Beweise und wichtige Bemerkungen, sonderlich bey der atilanischen Geschichte hinzugethan. In der 10ten Dissert. endlich beantwortet der H. V. die Einwürfe noch, welche ihm von zwey gelehrten Männern, über den abgehandelten Gegenstand, in ihren historischen Schriften, mit eben so viel Bescheidenheit als Wahrheitsliebe gemacht worden sind; und beschließt dann, das ganze Werk, mit einer summarischen Wiederholung, aller Ungarischen Begebenheiten, des 9ten Jahrhunderts, welche in der genauesten chronologischen Ordnung abgefasset ist; wobey die, in den hunnischen Annalen eingeschlichenen Fehler, welche bey einer so großen Dunkelheit, der alten ungarischen Geschichte unvermeidlich sind, mit vieler Sorgfalt verbessert werden.

Das ist der Inhalt dieser zehen Dissertationen, die wir mit allem Recht Supplemente zu den hunnischen Annalen, unseres verdienstvollen Prays nennen können. Jeder, der sie liest, wird dem H. V. zugestehen müssen, daß er mit vieler Einsicht über diesen Gegenstand geschrieben habe. Wir wünschen zur Ehre der ungarischen Geschichte, daß Herr Pray noch ferner für dieselbe arbeiten möge.

v. Cz.

II. Geschichte.

Fortsetzung des Nachtrags zur Geschichte des Gräflich Thökölischen Hauses.

Wenn derjenige, der auf Bels Ersuchen, sich die löbliche Mühe genommen, ihm von dem Thökölischen Schloß zu Käßmark die nöthigen Nachrichten zu ertheilen, das Geschlechteswappen dieses Hauses, welches sich über dem Eingange des Schlosses befindet, und sammt dem Thursonischen schön und akkurat in Marmor eingearbeitet ist, wie Bel l. c. p. 193. dessen selbst gedenket, in dieser seiner Bemühung nur etwas weiter gegangen wäre, und dasselbe nach seiner Beschaffenheit richtiger beschrieben hätte, so würde diesem Heraldischen Irrthum ohnfehlbar vorgebeuget worden seyn. Vielleicht aber hat es auch bey allem Bemühen, an einem heraldischen Auge gefehlet, und an der nöthigen Kenntniß, die vorkommenden Figuren richtig zu benennen, und bey ihrer oftmaligen gro-

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ßen Aenlichkeit von einander gehörig zu unterscheiden. Würde man diese adeliche Ehrenzeichen, aus den ächten Urkunden durchgehends so herausnehmen, und beschreiben können; wie solches unter andern, der durch seinen Versuch, um die ungarische Heraldik und Wappenkunde, sich wohl verdient gemachte Herr von Palm, in Ansehung des Deschöfischen, Staraischen, Cschereischen, und einiger anderer ungarischen Geschlechtswappen gethan hat*), so würde es auch mit dieser recht adelichen Wissenschaft, so wie es bereits mit verschiedenen andern geschehen, auch in unserem lieben Vaterlande bald zu einer großen Vollkommenheit kommen. Da es aber hieran noch sehr fehlet, und noch das wenigste was hieher gehöret, mit rechter heraldischer Kenntniß und Akkuratesse bearbeitet, auch alles beynahe nur der Gewohnheit, der Willkühr, der Unwissenheit und Phantasie der Künstler überlassen bleibet; so kann es nicht anders seyn, als daß ein beträchtlicher Theil solcher adelicher Ehrenzeichen, auf mannigfaltige Weise, ihrer urkundlichen Beschaffenheit zuwider, verändert und matamophosiret werden müssen; worüber man die gerechten Klagen in Speners berühmten heraldischen Werke, beym Menetrier, Schmeistel, und besonders auch in dem kurz vorhero gedachten Versuch, des Herrn von Palm lesen kann**). Es ist aber alle gegründete Hofnung vorhanden, daß bey der gegenwärtigen fleißigen Bearbeitung der vaterländischen Diplomatik, auch die edle Heraldik vieles gewinnen, eben so wie jene, in einer immer vollkommenern Gestalt, auch in diesem Königreiche erscheinen, und der aufrichtige Wunsch, so vieler rechtschaffener Patrioten, und besonders eines unsterblichen Bels, wie in andern damit connektirenden Stücken, also auch hierinn, bald glücklich würde erfüllet worden*).

*) Siehe ejus specimen Heraldicae Regni Hungariae. Vindobonae anno 1766, edit. p. 98. 103. 118.

**) Si in mentem revoces, artificum ingenio, aut inscitia, nullas veterum scutorum imagines commutatas, a sc ipsis poenitus discessisfe; si non damno graviorc, incredibili certe corum molestia, qui nonnunquam id genus scuta ad Heraldicae leges examinanda explicandaque suscepere. Neque attinet exemplis illustrare, quod pene quotidie indignantibus intuemur oculis --- heißt es in gedachtem Specim. p. 41. wozu noch die Note Sub Litt. (n) kommt. „Novi non paucas Hungariae familias, quarum arma gentilitia sculptorum aut pictorum inscitia alias hodie, atque olim referunt imagines. Das Thökölische Wappen, das wir beschrieben, wird dieses alles schön erläutern und bestättigen.

*) Ceteroquin, vehementer cuperem (heißt es in seinem Prodromo p. 122.) si pro se quisque, quod ad gentis suae decas atque ornamentum pertinet, haud gravate mecum comnnunicaret in posterum, ut singulorum comitatum familiae possent ex domesticis monimentis illustrari. Huc vero facere, diplomata, donationes, insignia, connubia, adfinitates & tabulas genealogicas cetera, nemo non videt. De-

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Wir kommen von dieser, aus einem kleinen heraldischen Eifer, entstandenen kleinen Ausschweifung, wieder zu unsern Sache, welche dieselbe, wie wir hoffen, bey den geehrten Lesern, ganz gewiß rechtfertigen und entschuldigen wird. Hat der berühmte Bel, und verschiedene andere, vor und nach ihm, zur Hauptfigur in dem Thökölischen Wappen, den Löwen angenommen; so behauptet dagegen Johann Filetzki ein ungrisch - zipserischer Edelmann und vortreflicher lateinischer Poet, der ein Zeitgenoße, des Sebastian, und seines Sohnes Stephan Thököli des ältern, und dazu bey diesem reichen und angesehenen Hause, sehr wohl angeschrieben gewesen; daß die Hauptfigur in diesem Familienwappen nicht ein Löwe, sondern ein Luchs (Lynx) seye. Es geschiehet dieses in zwey besondern lateinischen Epigrammatis, die er, als er um das Jahr 1604. zu Prag in Böhmen studirte, auf das Thökölische Wappen verfertiget, und nebst einigen andern Gedichten daselbst zum Druck befördert hatte**).Er machet darinn seine klientenmäßige Anwendung auf seinen großen Mäcen, und will durch diese Wappenbilder dessen vorzügliche Eigenschaften und Tugenden, als durch das scharfe Luchsauge, die Schärfe seines Verstandes, seine Vorsichtigkeit und Klugheit; durch den Türkischen Säbel, den derselbe in der Pratze führet, seinen Kriegsmuth und Tapferkeit; und durch die Krone auf dem Luchskopfe, sein grosses Ansehen, und ausnehmende Verdienste um die Krone und das Königreich angezeiget wissen*) Hat nun Fi-

Decorum erit, majorum ostendere posse imagines, designare generationes, commemorare, quas gesserint dignitates, dillaudare actus, & quibus rebus de rege ac patria, bene meruerint.

**) Der Titel dieses kleinen aber raren Werkchens ist: Xenia Natalitia &c. Magnificis, Generosis &c. viris - & Maecantibus - - in recens incuntis anni, MDCIV. felix auspicium -- ab Johanne Filiczkio Farkas- saluano Hungaro -Sepusio dedicata - Forma opusculi est in 8vo etwa vier Bögen stark. Es enhält außer den Carminibus gratulatoriis an die Thököli, und andere vornehme adelige Herren der Graffschaft Zips – einige epigrammata, Odas und Elegias und am Ende stehen die Worte: Pragae typis Schumanianis. Er nennt sich hier Farkasfalvanum von dem Ort Farkasfalva, oder Farks, d.i. Wolfsdorf in Zipß; sonst aber Filitzky de Filefalva, welches sehr kleine Dörfel fest an Farksdorf lieget, und mit diesem Orte als eines anzusehen ist. Das übrige sehe man beym Czwittinger.

*) Die hier gehörigen Filitzkischen Epigramata sind folgende: In Insigma Generosi ac Magnif Dni. Dni. Sebastiani Thököli L. B. in Kaismark &c. Maecenatis liberalium artium liberalissimi.

* * *
Quam pulchre aequales, veniunt ad aratra, iuvenci,

Tam Tekeli exornant haec bene signa domum.

Nam ceu Lynx oculis procul omnia cernit acutis;

Sic abstrusa animo, dispicit ille suo.

Ses cur dextra tenet Lyncis gladium quia partus

Est virtuo illi Nobilitatis honos.

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litzki in der Vorstellung dieses Wappens nicht geirret, und in demselben Luchs, als die Hauptfigur angetroffen, so müsse man in den spätern Zeiten, eine mit disen Wappen vorgegangene Veränderung annehmen, wovon sich auch sonst mehrere Exempel finden; indem, wie wir bald zeigen werden, wenigstens unter den folgenden Thököli, weder ein Löw noch ein Luchs; sonder eine andere Hauptfigur, nämlich ein Parder oder ein Tiger angenommen werden muß. Allein wir sind geneigter anzunehmen, daß Filitzki, der, als er diese Epigrammata auf das Thökölische Namen verfertigte, noch sehr jung, und mehr auf den lateinischen guten Vers, und seine poetische Allusionen, als auf dessen rechte heraldische Vorstellung bedacht gewesen, aus Mangel genugsamer heralidischer Känntniß und dazu gehöriger Genauigkeit, in der Vorstellung desselben gefehlet; und da es nicht die Sache eines jeden ist, die verschiedenen Gattungen, besonders fremder und seltener Thiere so richtig von einander zu unterscheiden und zu bestimmen, eines mit dem andern verwechselt, und, wie andere den Tieger oder Parder, mit dem Löwen, also er diese mit dem Luchs vertauschet habe. Wir schüßen solches daraus, weil im gedachten Werkchen des Filitzki, wo diese Epigramata gleich im Anfang stehen, und als die Dedikation an seinen Mäcen anzusehen sind, zwischen der Ueberschrift: In insignia Thököliana &c. Und der unten dazu gesezten Erklärung, in diesen lateinischen Versen, ein leerer Raum, ohnstreitig zu dem Ikonismus dieses Wappens selbst, gelassen worden; welcher aber, da man vielleicht bey genauerer Vergleichung bemerkt, daß es nicht recht zusammenpasse, völlig weggeblieben ist.

Es sey nun, wie es immer wolle, so bleibet es einmal gewiß, wie wir sogleich zeigen werden, daß das Thökölische Wappen, so wie es Stephan Thököli der ältere, und also des Sebastians Sohn, der es, wie wir aus seiner, von uns gestellten Geschichte gesehen, in dem guten Geschmack, und dem rechten Gebrauch der schönen Künste, sehr weit gebracht hatte, in sein Sigillum moduli majoris sehr schön und akkurat graben und einarbeiten

Hi tituli, haec laus est: Virtus quam vivida gignit;

Non nostri nobis, quam peperere Patres.

* * *

Mirabar quid Lynx, quid acinaces iste notaret ?

Cur Lynci ornaret, sulva Corolla comam?

Cum mihi, sic augur, dubio, respondit Apollo;

Atque bibi talcs , aure repentc sonos:

Lynx signat prudentem animi, rerumque pericum,

Pectore perpendit, qui bene cuncta suo;

Expertum, Gladius, bello depingit & armis,

Qui vel pro patria, mortis adiret iter.

Magnanimos, Dialema , viros ob sortia facta,

Aeternum terris, nomen habere docct.

haec gerit, haec factis Tekeli signa exprimit: alga

Nobilium tituli, nomen inane crepat.

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lassen, weder einen Löwen, noch einen Luchs, zur Hauptfigur in sich enthält. Wir haben von einem guten Freund *), in einer, uns von ihm mitgetheilten schönen Collection, von verschiedenen wichtigen alten Litteralmonumenten, unter andern, auch einen Brief dieses Stephan Thököli an die damalige Confraternität des obern Flusses Poprad im Zipß, getroffen, wobey auch, das, auf mit weißem Papier überlegen Wachs, sehr gut und deutlich abgedruckte Sigill, und das darinn befindliche Wappen, mit vielem Vergnügen von uns entdecket worden. Das Siegel, wie aus diesem Abdruck abzunehmen, war ziemlich groß, länglicht, rund oder in Ovalform, in der Mitten, wie gedacht, das schön und sauber eingeschnittene Thökölische Familienwappen, und um dasselbe, die in den schönsten römischen Buchstaben bestehende Umschrift, in sich enthaltend: STEPHANUS THOEKOELI DE KESMARK. Nachdem wir, die Hauptfigur, die eben nicht gar so klein ausfiel, sowohl mit blossem, als auch durch einige gute Vergrösserungsgläser bewafneten Auge, oft und viel, mit größter Genauigkeit betrachtet hatten, so haben wir mit völliger Gewißheit und Ueberzeugung erkannt, daß die, sowohl im Schilde, als auch über dem Helm, sich zeigende principal Wappenfigur, weder ein Löwe, noch ein Luchs; sondern ganz gewiß ein eigentlicher Parder, oder vielmehr ein Tieger sey. Kein Löwe ist es nicht, weil weder die cauda floccosa, noch der thorax jubatus da ist, und aus eben diesem Grunde, auch kein Leopard, weil der heraldische Leopard, wie Kennern bewußt, nichts, als der Löwe selbst, in einer besondern Positur und Stellung ist, wenn er nämlich sein ganzes Löwengesicht, mit beyden Augen darinn sehen läßt.

*) Es ist Herr Martinus Lautschek, Past. zu Oberßlana im Gömörer Comitat, ein würdiger Eydam des Gelehrten, uns um die vaterländische Geschichte und Münzkunde durch seine schöne Sammlung wohl verdienten Herrn Paul Majors, gewesenen Past. zu Berseten, und so dann zu Tschetnek im Gömörer Komitat. Diese schöne Münzsammlung hat unser würdiger Herr v. Cz. an sich gekauft, und ihr Gebrauch zeiget sich zum Theil auch in unsern Blättern. Die Aufschrift dieses Thökölischen Briefes, dessen wir gleich gedenken werden, ist diese: Reverendis viris N. N. Seniori Consenioribus, nec non Almae Fraternitatis Superioris fluvii Poprad reliquis Assessoribus Dominis Amicis & Vicinis mihi observandissimis. Ex arce Kesmark, d. 12. Octobr. Anno 1629.

(Die Fortsetzung wird folgen.)


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 24 Oct 2011, AgostonBernad
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