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IV. Jahrgang, XIX. Stück, den 11. May 1774.

I. Wissenschaften

Beschluß des Auszugs aus der Beschreibung der Höhle bey Funacza in Ungarn. (S. das XVI. XVII. und XVIII. Stück.)

Nach einem viertelstündigen Aufenthalte in diesen unterirdischen Gegenden, verließ der H. V. endlich auch die erste Höhle, nachdem er seine Führer und Begleiter, mit einer reichen Beute, die er von den verschiedenen Höhlenwänden, Säulen, Tropfsteinzapfen, Gebeinen und dergleichen zusammen gebracht, beladen hatte, und kam wieder untern freyen Himmel. So weit die Beschreibung.

Nun folgen einige Betrachtungen über die angemerkten Gegenstände. Auch diese wollen wir unsern Lesern in der Kürze mittheilen; theils um sie, mit unserm Höhlenforscher bekannter, und ihre Erwartung auf dessen künftige Bemühungen rege zu machen; theils auch um andere erbländische Unterthanen, durch dieses Beyspiel aufzumuntern, alles, was in ihren Gegenden vorkommt, mit einem forschenden Auge zu betrachten, zu untersuchen, der Natruseltenheiten wahrzunehmen, sie zu entdecken, und hierdurch diesen so wichtigen und nützlichen Theil der erbländischen Geschichte zu bereichern.

I. Anmerkung.

Von diesen Höhlen überhaupt glaubt der Herr Verfasser, daß sie, entweder mit der Erdkugel zugleich geschaffen, oder bey der, auf derselben, durch die Sündflut, vorgegangenen Veränderung, entstanden; oder aber, durch die stäts wirkende Natur, nur nach und nach, zu der itzigen Gestalt gebracht worden seyn mögen. Kunst und menschlicher Fleiß und die Begierde sich zu bereichern haben keinen Theil daran; weil hier nicht die geringste Spur von Erzten zu finden ist.

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II. Anmerkung.

Die gemeine alte Sage, nach welcher diese Höhlenkette, oder unterirdischer Gang, sich bis Torda Haschadeck im Großfürstenthum Siebenbürgen erstrecken sollte, hat er nicht gegründet befunden: indeme nicht alleine seine Mühe, aus der lezten Höhle weiter hinein zu bringen, und eine neue Oefnung zu entdecken, vergeblich; sondern auch auf dieser unterirdischen Wanderschaft nciht der allermindeste Luftzug wahrzunehmen gewesen; welches doch, wenn diese Höhlung bey Torda Haschadeck, oder wo immer sonsten, ein anderes Mundloch hätte, besonders gegen Abend beym Sonnenniedergang, wo gemeiniglich die Luft in eine kleine Bewegung geräth, ganz gewiß würde erfolget seyn.

III. Anmerkung.

Wie die erstaunliche Menge von Todtengebeinen, (S. 129.) womit viele Wägen beladen werden könnten, dahin gekommen seyn möge? Haben etwa Menschen, zur Zeit der großen Ueberschwemmung, ihre Rettung auf diesem Berg, und in dieser Höhle ihre Erhaltung gesucht? Der Herr Verfasser glaubet mit vieler Wahrscheinlichkeit, daß bey den bekannten Einfällen der Tartarn und Türken, die meisten Leute, aus Furcht für ihrer unmenschlichen Grausamkeit, sich mit dem Viehe auf die Gebirge und in die Waldungen begeben, und in solchen Höhlen, wenn sie dazu gekommen, ihre Sicherheit gesucht haben. Nun mag es leicht geschehen seyn, daß, da sie sich hier aufgehalten, entweder die Schädlichkeit der eingesperrten Luft, in der sie zu lange bleiben mußten; oder der Mangel an Lebensmitteln, oder ein anderer Umstand, ihnen das Leben gekostet habe. Welches besonders damals, als der Türk Großwardein besaß, und die benachbarte Gegend stark verheerte, sehr leicht geschehen können.

IV. Anmerkung.

Der in dieser Höhle befindliche Tropfstein, ist von vier Gattungen; wovon eine aus jener Feuchtigkeit entstehet, die aus den Wänden herfürdringet; und diese Art Tropfstein hänget größtentheils auch nur an den Wänden. Doch sahe er davon einen kleinen Hügel, der ohngefähr eine Klafter hoch, von ihm bestiegen wurde: an dem obern Theile war alles noch ganz feucht, und noch nicht versteinert; auch die Feuchtigkeit ohne Geschmack.

Die andere Gattung entstehet aus den Tropfen, die von oben aus der Gewölbung kommen: Sie ist nicht so weiß, als die Vorige, und bestehet in Zapfen, Säulen und andern Stücken.

V. Anmerkung.

Die Wände der Höhlen selbst, scheinen mit einer besondern, nämlich der dritten Gattung überkleidet zu seyn: sie ist weder so weiß, noch so

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glänzend, wie die Vorige; indeme sie Sand und Erdtheile in sich enthält.

Die vierte Gattung hat weder Weiße noch einigen Glanz: aus dieser bestehet die Steinrinde, die sich an einige Gebeine gesezt hat, und die kleinen Tropfsteine. Von diesen sind einige zerschlagen worden, und es fand sich darinne bald ein Sandkorn, bald ein kleines Stückchen Bein, theils von Menschen, theils von Vieh. Merkwürdig ist es, daß man in diesem solcher Gestalt übersteinerten Gebeinen, nicht einmal eine Spur zur Versteinerung, wahrnehmen konnte.

VI. Anmerkung.

Die Luft ist in diesen Höhlen rein, obgleich der Boden in jeder derselben feucht, ja hin und her gar naß ist. Von Ungeziefer, welches sonsten gemeiniglich an solchen Oertern angetroffen wird, fand sich nichts, bis auf eine Fledermauß, die der Herr Verfasser, beym Eingang zu der lezten Höhle gesehen hat. Es herrschet darinne die größte Stille, welche nur von Zeit zu Zeit durch den Fall der Tropfen gestöhret wird: Wäre es möglich, die Finsterniß aus diesen Oertern zu vertreiben, und ihnen das Licht zu verschaffen: so würden Liebhaber der Natur, zu ihren Betrachtungen, sich keinen bequemern Aufenthalt wünschen können.

Nach verschiedenen Versuchen, die der Herr Verfasser, besonders mit dem Tropfstein von der zwoten Gattung, angestellet hat, um eine gemeinnützige Anwendung desselben an die Hand geben zu können, hat er endlich, nach der

X. Anmerkung.

eine Masse herausgebracht, die eben |so gut, als das so genannte Kremser Weiß zu brauchen ist, ja noch vor demselben einige Vorzüge haben dörfte.

XI. Anmerkung.

Wenn dieser Tropfstein calcinirt, zu einem feinen Pulver gerieben, und mit süßer Milch vermenget und verdünnet wird; so kann man sich desselben zum Weißen der Wände, jedoch nur solcher, die mit Kalch noch nicht überstrichen worden sind, mit gutem Fortgange bedienen. Die Wirkung soll ausnehmend seyn.

Der Herr Verfasser, dem wir eine beständige Gesundheit, und bey seinem Eifer erbländische Höhlen zu besuchen und zu untersuchen, den Beystand und die Unterstützung hoher Gönner von Herzen wünschen, beschlüßet seine kleine Schrift mit folgendem redlichen Geständniße seiner geheimen Gedanken:

Ditari oportet, ut philosophemur ;

non philosophari, ut ditemur.

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II. Geschichte.

Fortsetzung, der genauen und ausführlichen Nachricht, (S.136,) vom Gräflich Thökölischen Hause.

II. Abschnitt.

Daß das Gräflich Thökölische Haus nicht so neu, noch eines so schlechten und geringen Ursprungs gewesen sey, wie wir es im ersten Abschnitte dieses Aufsatzes, nach dem Berichte eines Thuroczy und Kray (aus dessen Nachrichten unsere Blätter, einen Auszug enthalten) beschrieben haben; und wie es der gelehrte Bel*) anfänglich selbst behaupten wollen: solches hat dieser unermüdete Mann, wie bereits gemeldet worden, in seinem großen Werke, nämlich seiner Notitia Hungariae Novae Tom. II. p. 132. u. f. angemerket, und die Gründe, die ihn bewogen, seine erste Meinung zu verlassen, angeführet: Bey Beschreibung der Insel Tschepel, die

*) Bels Nahme und Verdienste sind sehr bekannt, doch denken wir, daß einigen Lesern unserer Blätter eineNachricht von ihm nicht ganz unangenehm seyn werde. Mathias Bel ist in der Ungarischen Bergstadt Otschwa im Jahre 1684. gebohren. Er studirte im Vaterlande zu Loschonz, Neusohl, Preßburg, und darauf zu Halle in Sachsen, wo er im Jahr 1707. unter D. Breithaup disputirte, und sodann, sowohl in dem dasigen Waysenhause, als auch in dem berühmten Kloster Bergen bey Magdeburg enige Zeit arbeitete, und so gar Hofnung zu einer Professur, bey der Hallischen Universität hatte. Die Vaterlandsliebe führte ihn aber im Jahr 1703 zurück nach Hause; wo er dann zu Neusohl erstlich Konrektor bey dem Gymnasium, und Adjunkt beym Ministerium: darauf Pastor bey der St. Elisabethkirche, und endlich wieder Rektor der Schule worden. Im Jahr 1714 ward er zum Rektor beym Gymnasium nach Preßburg berufen, wo er im Jahre 1719. zum Pastor, und endlich zum Ministerii Senior gewählet wurde. Er starb im Jahre 1749. Der berühmte Johann Tomka Szaszky, sein Zögling, welcher ebefalls als Rektor dieses Gymnasiums zum Besten seines Vaterlandes die Jugend bildete, hat ihm folgendes Epitaphium gesetzt:

STA VIATOR

ERRAS.

SI MORIALE.

SUB HOC LAPIDE

QUI ANIMAE.IMMORTALI SACER EST.

INCAUTUS QUAERIS.

HIC JACET.

IMMORTALIS MATTHIAS BELIUS. CONDAM

ANTISTE.S. SACRORUM. ET SAPIENTIAE.

PARITER ATQUE

HISTORIOGRAPHUS HUNGARIAE IN-

COMPARABILIS.

CUI

INGENIUM MAGNUM ERUDITIO SOLIDA

ELOQUENTIA DIVINA

ET VIRTUS FIDE CHRISTIANA ANIMATA.

SEMPITERNAM CONCILIARUNT IM-

MORTALITATEM.

ABI JAM

ET

QUAE POSONIUM POST FATA RECO-

GNOSCIT.

IMMORTALIA VIRI MAGNI MERITA,

CERNUUS

IN CINERIBUS FIIS

ADMIRATOR.

Er war ein Mitglied der Academie der Wissenschaften zu London, Berlin, Olmütz Joh. Jak. Moser giebt in seinem Lexico der berühmten Theologen Lit. B. mehr Nachricht von ihm.

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ohnweit der Stadt Ofen und Pest in der Donau gelegen ist, und ehemals dem großen Prinzen Eugen zu gehörte; N. 9. gedenket er des Orts Thököly, und, nach einer kurzen Anmerkung darüber, führet er unter andern an.*)

Auch ist die Abkunft dieser schon erloschenen Familie, nicht so neu, als ich sonst dafür hielte. Dann als Mathias Korvinus zur Regierung kam: fanden sich Thököly nicht nur unter den Hofleuten; sondern sie thaten sich auch bey der Armee hervor. Mathias selbsten bezeiget dieses von Nicolaus und Andreas Thököly in seinem Schreiben, das er an den Kardinalen von Erlau, welcher sich damals in Rom aufhielte, von Belgrad aus erlassen, und

*) "Ad famam vici pertinet, quod gens Thökölyorum, hinc prodierit. Neque vero tam sunt nuperae, familiae jam exstinctae, origines, quam id existimvimus alias. Matthia certe Corvino, rerum potiente, non in familiaribus modo regis censebantur Thökölii, sed erant etiam virtute bellica insignes: quod utrumque de Nicolao & Andrea Thököliis, ipse Mathias praedicat, in epistola, quam ad Cardinalem Agriensem, tunc Romae agentem, Nandor Alba dederat, de expeditione Pauli Kinisii in Serviam, feliciter suspecta. Fragementum ejus. quod istuc attinet, hujus modi est:" Secundo die festi omnium Sanctorum, quae erat dies Veneris, Paulus Kinisy, ita antea cum omninbus gentibus nostris, puto, duobus & triginta millibus hominum, bono modo praeparatis, ex castro nostro Tömösvar, discessit, & omnibus, qui domi suae parati, jussionem illius expectabant, intimavit, ad diem Dominicum, qui proximus erat, in vado Haram, ad se convenire; quod & factum est. Sed eadem die, cum multi domo profecti, diversis itineribus, ad illud vadum convenirent, accidit unus casus, qui tametii hostibus non incruentus exstitit; nobis quoque ob amissionem unius notabilis familiaris nostri, fuit non parum insaultus. Nicolaus & Andreas Tököly, cumk centum equitibus ipso die iter adrelli, dum alio itinere, ad vadum contendunt, quadringenti Turci, qui in insidus latuerant, subito ex nemore effusii, in eos irrunt, & nihil tale formidantes, repente Circumdant. Tum illi tanta multitudine conscpecta, cui se impares videbant, curius oneratos, ex templo circumlocant, seque intra curruum ipsorum septa, concludunt. Turci vero nemori, quod curribus contiguum erat protinus ignem, injiciunt, ut flante contra nostros vento currus comburerent. Ubi igitur currus nostrorum ardere coeperunt, nostir in pugnam cum illis congressi, ab hora nona, usque solis occubtum viriliter pugnant. Cecidit in illo conflictu magna pars Turcorum, & nemo ut fertur sine vulnere discessit. Nicolaus Tököly duabus hostis, in ipso pugnae principio trajectus, non destitit, quin usque ad finem diei, cum eisdem acriter confligeret Deinde conversis illis in fugam, ipse multis vulneribus confectus, una cum fratre suo Andrea, qui similiter plura vulnera accepit, domum suam revers sunt, & ipse quidem Nicolaus eadem die, tantummodo suspecta confessione, & communione sacramenti ex hac luce decessit; Andreas vero graviter decumbit; de quo adnuc incertum habemus, utrum recconvalescere possit? quiquaginta ex nostris in loco certamis fuerunt trucidati, nec aliquis exceptis tribus sine vulnere reversus est. "En! magnificam Thököliorum, jam tum, aetate illa, mentionem. Sed quemadmodum Kaesmarkinum, sequuitis temporibus penetrarint, emerierintque usque in Comitum fastigium dum ludibria fierent fortunae, alibi expromendi erit locus."

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worinn er ihm den glücklichen Feldzug des Paul Kinischy in Servien beschrieben hat. ec. ec.

Kürze halber, wollen wir nur jenes, was eigentlich her gehöret, aus dem Briefe hier anführen. Die andern Umstände werden unsere Leser in der Note finden:

Da Nikolaus und Andreas Thököly mit 100. Pferden an dem bestimmten Tage, nach dem Versammlungsorte Haram marschirten; wurden sie von 400. Türken, welche in einem benachbarten Walde sich verborgen hielten, plötzlich überfallen, und umringet. Da sie die überlegene Macht des Feindes gesehen, ließen sie die beladene Wägen vorfahren, und machten eine Wagenburg, um sich daraus zu vertheidigen: allein die Türken steckten die Waldung, an welche die Wagenburg anstieß in Brand; der Wind war ihrem Unternehmen günstig, und das Gepäcke wurde durch die Flammen ergriffen. Bey diesen Umständen gieng das Treffen an, und dauerte von 9. Uhr früh bis an den Abend. Es kamen darinnen viele Türken um, und ihrer keiner kam unverwundet davon. Nikolaus Thököly (von dem der König kurz vorher sagte: Notabilis familiaris noster) wurde gleich im Anfange mit zween Spießen durchbohrt; und dennoch stritte er bis an das Ende sehr tapfer fort. Endlich, als die Türken die Flucht ergriffen hatten, zog er unter vielen Bleßuren, mit seinem Bruder, der gleichfalls viel Wunden bekommen, zurück nach Hause. Nikolaus starb noch denselben Tag, nachdem er gebeichtet und die h. Sakramente empfangen hatte: Andreas aber liegt noch gefährlich krank und es ist noch ungewiß, ob er davon kommen werde. Fünfzig der unsrigen sind auf dem Platze geblieben; von den übrigen sind nur drey unverwundet davon gekommen.

Bel setzt hinzu: Ist dieses nicht eine prächtige Erwähnung des Thökölischen Namens. Wie sie aber in der folgenden Zeit nach Käßmark gekommen sind, und sich in den Grafenstand geschwungen haben, wird anderswo erzählt werden.

(Die Fortsetzung folget)

III. Naturgeschichte.

Von versteinerten Saamenkörnern, einiger Feldfrüchte.

Diese Versteinerungsart ist desto merkwürdiger, je seltener sie vorkommt, und zur Zeit noch, denen meisten auswärtigen Steinbeschreibern, unbekannt gewesen ist. Man findet Nachrichten, von versteinerten Kastanien, Eicheln, Mandelkern, Tannenzapfen, Nüssen und dergleichen Baumfrüchten mehr: allein von versteinerten Rogken, Haber, Linsen, und Gerstenkörnern, findet man nichts. Der einzige D. Bruckmann,

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so viel uns bekannt ist, hat in die Breßlauer Kunst, und Naturgeschichte, auch von diesem Ungarischen Fruchtsteinen eines und das andere einrücken lassen. D a nun diese, sonsten seltene, Petrification, eigentlich nur unser Vaterland betrift; so ist es um desto mehr billig, daß wir darauf vorzüglich unser Augenmerk richten, und unsere Gedanken darüber eröfnen.

Man trift diese Versteinerung in dem sochon mehrmal gedachten Liptauer Komitat an, und zwar so viel bisher bekannt ist, einzig und allein, nahe bey dem Dorfe Turick, welches ohnweit Rosenberg, auf jener Seite des Waagflusses, in einem Thal liegt. Der Ort selbst, wo man sie findet, ist eine ziemlich erhabene, und von der einen Seite, steile und felßigte Anhöhe, welche auf ihrem Gipfel eine Ebene ausmacht, und denen Inwohnern des Dorfs zum Ackerbau dienet. Hier wirft der Ackersmann, wenn er sein Feld bearbeitet, mit dem Pfluge Steine von verschiedener Figur und Größe aus der Erden heraus, auf deren Oberfläche, versteinerte Linsen, Haber, Rogken, Gersten und andere kleine Saamenkörner, so schön untereinander vermischt liegen, als hätte man sie mit allem Fleiße darauf gefreuet und an den Stein befestiget. Die Größe und die Gestalt ihres Urbildes stellen diese Körner so vollkommen vor, daß man sie so gleich bey dem ersten Anblick erkennet, und eine Sorte von der andern auf das deutlichste unterscheiden kann. Auch so gar dieses Gewächs (man nennet es die Korn- oder Rogkenmuster) welches in denen Kornähren unter den guten Körnern, besonders, wenn ein nasses Jahr oder Melthau einfällt, zu wachsen pflegt, und viel länger auch dicker ist, als die übrigen Körner; auswendig schwarz, inwendig aber weiß oder blaulicht; stehet man auf diesen Steinen, in seiner natürlichen Bildung und Grösse, zwischen andern, Körnern liegen. Auf manchem dieser Fruchtsteine, ziehen sich auch zwischen denen darauf liegenden Körnern, einige erhabene Steinfäden, die man vor versteinerte Strohalme, beynahe ansehen sollte. Aus dem, was schon gesagt worden, lässet sich wenigstens so viel abnehmen; daß hier nicht bloße Abdrücke von dergleichen Saamenkörnern seyn können; weil sie über den Stein, auf dem sie liegen, erhöhet sind; und eben so übereilt wäre das Urtheil davon, wenn man diese Dinge so gleich für eine Steingaukeley, oder Spiel der Natur lediglich ansehen wollte. Nun sind freylich viele Scheingründe vorhanden, die uns sehr leicht auf die Gedanken bringen könnten, zu glauben, daß diese Körper in der That nichts anders, als würklich versteinerte Feldfrüchte seyn können, denn:

1) Liegt der Ort, wo man diese Fruchtsteine antrift, in einer solchen Gegend, wo man um und um allerhand Versteinerungen, besonders aber solche, aus dem Pflanzenreiche, in der Nähe findet. Lutschka ist kaum eine

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halbe Stunde davon abgelegen, allwo das vesteinerte Mooß und die Baumblätter und andere dergleichen Dinge mehr, in einer sehr großen Menge vorhanden sind. Von der andern Seite stehet der Berg Chotsch, und von der dritten, der Berg Hradischte, auf denen man allenthalben versteinernde Wasser antrift, die die Eigenschaft besitzen, Gewächse, entweder mit Stein zu überziehen, oder auch gar in Stein verwandeln.

2. Findet man diese Fruchtsteine auf einem solchen Berge, auf dessen Feldern, eben dergleichen Arten von Feldfrüchten, davon man die Körner auf diesen Steinen siehet, und sonst keine andere, angebauet werden.

3. Werden diese Fruchtsteine auch nur in einer solchen Tiefe des Erdbodens angetroffen, als es sich begreifen läßt, daß die Saamenkörner bey der Aussaat hineingebracht werden können. Und

4. Ist die völlige Gestalt und Größe ihres Urbildes, wenn man diese Sachen mit blossen Augen betrachtet, vollkommen da.

Wenn man nun bey diesen Gründen bleibt, und keine weitere Versuche anstellet, so sollte man in der That glauben, daß sich die Sache nicht anders verhalten könne, und daß hier wirklich versteinerte Feldfrüchte vorhanden wären.

Allein um das Jahr 1759. trug es sich zu, daß der kaiserl. königl. Hofrath und ehemalige Gesandschaftssekretär am türkischen Hofe, Herr Gerhard Kornelius van den Driesch, welcher dazumal in der XIII. Stadt Georgenberg seinen Aufenthalt gehabt hatte, auf den Einfall gerieth, einige Stücke von diesen Fruchtsteinen, an Sr. hochgräfl. Excellenz den damaligen Ungarischen Herrn Kanzler Grafen Nikolaus v. Palfy, in dieser Absicht zu übermachen, um selbige des glorwürdigsten Kaisers Franz des I. Majestät, als einem Kenner und Liebhaber von dergleichen Naturseltenheiten, vorzuzeigen. Dieser Herr traute dem blossen Auge nicht; sondern nahm sogleich das Vergrößerungsglas zur Hand, und durch Beyhilfe desselben entdeckte er, an statt dieser Saamenkörner nichts anders, als lauter Muscheln, die sich an diese Steine angesetzt hatten, und in Stein verwandelt worden sind, wie er sich selbst in seiner Antwort an gedachten Herrn von Driesch darüber erkläret hat.*)

*) Caeterum grana, quae Luciwnensibus Tabellariis Praefecto tradita misisti, Caesari exhibui quidem, retinuitque, an vero Tecum, genuina avenae aut hordei germina cadem esse, sentire debeamus, haereo; adhibito enim microscopio, minutissimum concharum genus videri indubium est.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 01 Jul 2011, AgostonBernad
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