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IV. Jahrgang, XXXIV. Stück, den 24. August 1774.

I. Wissenschaften

Litteratur.

Versuch einer kurzen Geschichte der Buchdruckerey in dem Königreiche Hungarn.

Herr Ferdinand Johann Rädlitz, hat dieser Tagen, sein erstes gedrucktes Blatt allhier in Eperies, als der erste k. k. privilegirte Buchdrucker in dieser Stadt, aus seiner Presse geliefert*); dessen Erblickung uns so gleich, in Ansehung unseres schon von einiger Zeit an, vorgehabten Versuches einer kurzen Geschichte der Buchdruckerey in unserm lieben Veterlande Hungarn in Bewegung gebracht, und zur möglichsten Fortsetzung, dieser dem geehrten Publikum vielleicht nicht ganz unangenehmen Arbeit gereizt und ermuntert hat. Denn es ist ausgemacht, daß die Geschichte der Buchdruckerey eines Landes, mit der Geschichte seiner Litteratur selbst, genau zusammen hänge, und daß sich aus jener, auf die-

*) Die Stadt Eperies ist, wie bekannt, eine der vornehmsten sechs Oberungarischen königlichen freyen Städte, in der Grafschaft Scharosch, am Fluße Tartza oder Torissa gelegen. Sie hat, so viel wir wissen, bis auf izt, noch nie ihre eigene Buchdruckerey gehabt, ob sie gleich, vor den übrigen benachbarten Städten, welche ihre Buchdruckereyen hatten, solche vorzüglich aus mehr als einem Grunde, hätte haben können und sollen. Der Titel des gedachten ersten allhier gedruckten Blattes, woraus sich sein Inhalt völlig abnehmen lässet, ist dieser: Aftmundus, cruenta lethi hostia & victoria; actga per nobiles ac ingenuos Oratoriae ac Boeseos, Facultatis Archiepiscopalis - Gymnasii Eperiessiensis alumnos. Dic — Mensis — Eperiesini, Ferd. Joan. Radlitz, Civitatis Typographus. MDCCLXXIV. Wir geben diesen jugendlichen Uebungen gerne unsern Beyfall, nur das wird jedermann dabey denken, daß sie nicht die Hauptpbungen ausmachen, und daß man die Geschichte durch eine glücklicherer Auswahl zu besserm Vortheil der Jugend zu benutzen trachten könne.

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se ein nicht unrichtiger Schluß machen lasse. In dem Maaße, in welchem in einem, oder dem andern Lande, nach der Erfindung dieser bewunderungswürdigen Kunst, die Gelehrsamkeit und die Wissenschaften sind geliebet und bearbeitet worden; in eben demselben, haben sich auch in dem Lande, die Druckerpressen zur Beförderung und Bekanntmachung solcher gelehrten Arbeiten und Beschäftigungen vermehret; und sie sind auch noch itzt die besten Beweise, der in einem Lande blühenden und zunehmenden Litteratur. Deutschland, Engelland, Frankreich, Holiand können zu Exempeln dienen. Was für vortrefliche Werke haben nicht die Pressen eines edlen v. Trattnern in der k. k. Residenzstadt Wien, unter der glorreichen Regierung und großmüthigen Beförderung unserer großen Maria Theresia, der gelehrten Welt geliefert, und in was für einer geänderten ansehnlichen und prächtigen Gestalt, ist nicht die Litteratur an diesem hohen Orte, sowol, als in den benachbarten Erbländischen Provinzen, vor das Publikum getreten? Eben so gedenken wir demnach auch, durch diesen unsern kleinen Versuch, den ehemaligen und gegenwärtigen Zustand der Litteratur unserm lieben Vaterlande einigermaßen vorstellig zu machen, und auf das unpartheische zu zeigen; in welchem Zustande sich dieselbe, nach der Beschaffenheit dieses Hülfs- und Beförderungsmittels, von der Zeit seiner glücklichen Erfindung an, wirklich befunden, und was das größere Wachsthum derselben verhindert habe? was für eine Gestalt dieselbe jezt annehme, und was nach der glücklichen Beschaffenheit der Zeiten, darinn uns die Vorsehung leben lässet, von hievon mit gutem Grunde in der Zukunft zu hoffen ist.

Es gereichet der Ungarischen Nation, welches nun auch die gelehrten Ausländer gerne zugeben, zu nicht geringem Ruhme, daß sich unter derselben zu allen Zeiten, und selbst bey den, durch die steten Türkenkriege und innern Revolutionen verursachten größten Hindernissen der Litteratur, dennoch immer einige außerordentlich fähige Köpfe hervorgethan, welche sich durch ihre schöne Einsichten und Fähigkeiten in der gelehrten Welt Ruhm erworben, und die dieser Nation aus Mangel genauerer Käntniß, von einigen gelehrten Ausländern, ehedem gemachten übereilten Vorwürfe, durch ihr Beyspiel völlig wiederleget haben*). Man darf nur die Namen eines Janus Pannonius, Nicolaus Olahus, Sambucus, Henisch, Foris, Bel, Peterfi, Kollar, Schwarz, Pray, Segner und vieler andrer, zum Theil noch lebender, gelehrter und berühmter

*) Am härtesten und unbilligsten hat von der Ungarischen Litteratur geurtheilet, Reimannus in seiner Manuduct. ad Hist. litt. der aber durch den Mich. Rotarides in seinen Elementis Hist. Hung. Litterariae seine verdiente Abfertigung bekommen.

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Männer aus dieser Nation, nennen hören, und dieselben genauer kennen; so ist man davon vollkommen überführet**). Freylich sind diese Ungarische ingenia, wie in ältern, also auch in neuern Zeiten, meistentheils außer ihrem Vaterlande ausgebildet worden; allein es ist schon genug, daß man daraus siehet, daß es dennoch ingenia Hungarica sind, die einer solchen vorzüglichen Ausbildung fähig gewesen, und daß diese in verschiedener Betrachtung edle und berühmte Nation, zu allen Zeiten unter sich, wenigstens einige Männer aufstellen könne, die den berühmtesten Dichtern, Rednern, Geschichtschreibern, Naturforschern, Mathematikern u. s. w. an die Seite gesetzet zu werden verdienen. Auch in den schänen Künsten, der Mahlerey, Kupferstecherey und andern, zeiget diese Nation Leute von vorzüglicher Geschicklichkeit. Dürer, Kupetzky, Man-


**) Georgius Henischius, war von Bartfeld gebürthig, und einer der vornehmsten instauratorum der Griechischen und Lateinischen Litteratur. Er war D. Medic. und Professor bey dem Gymn. zu Augsburg nat. 1549. mort. 1618. Siehe des berühmten Bruckers Ehrentempel, wo auch sein Porträt stehet. von den übrigen ältern vid. Dav. Czvittingeri Spec. Hung. Literatae, bis das vielleicht schon unter der Presse sich befindende Werk des gelehrten P. Horani, von diesen,und den neuern, zum Theil ncoh lebenden berühmten Männern dieser Nation ein mehreres mittheilen wird. Vom Peterfi und andern Gelehrten, giebt der P. Kaprinai in seiner Hung. Diplom. in den Noten auch viele gute Nachrichten.

foki sind hierinne berühmte Namen*) es kommt blos darauf an, wie man e bey der gegenwärtigen glücklichen Beschaffenheit der Zeiten, mit Grund erwarten kann, daß dieser Nation durch alle dazu nöthige Veranstaltungen, nur die gewünschte Gelegenheit zu möglichster Ausbildung ihrer Fähigkeiten, nach allen Theilen der Gelehrsamkeit verschaffet werde: so soll die Zeit gewiß bald da seyn, wo man die Nahmen der Gelehrten und Künstler von allen Klassen, eben in solcher Anzahl, wie in andern, in Ansehung des großen Flors der Wissenschaften und Künste berühmten Ländern, wird hernennen können.

Doch wir kommen von dieser kleinen Ausschweifung näher zur Sache, und nehmen daraus Gelegenheit, in Absicht auf diesen unsern vorhabenden Versuch, gleich im Anfange eines Mannes aus unsrer Nation zu gedenken, der sich, wie durch seine übrige gründliche Einsichten und Känt-


*) Der berühmte Dürer, Mahler und Kupferstecher zu Nürnberg, im XV. Jahrhundert, . war eines Ungarischen Goldschmiedes Sohn. Siehe Bruckers Ehrentempel. Von dem berühmten Mahler Johann Kupetzky, der im Jahre 1667. zu Pösing in Niederungarn gebohren, kann das dritte Stück der Nürnbergischen Münzbelustigungen, und die darinn vorkommende Beschreibung einer auf ihn geprägten Schaumünze nachgelesen werden. Johann Manyoki war des Franz Rakotzi, und alsdenn königl. Pohlnischer Hofmahler; von dem wir bey einer andern Gelegenheit noch einige Andenken anführen werden.

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niße, also auch besonders durch seine sehr grüdnliche, und praktische Einsicht in die edle und vortrefliche Buchdruckerkunst, einen nicht wenig berühmten Nahmen gemacht hat. Es ist derselbe, der in der gelehrten Welt bekannte Paulus Pater, welcher zulezt als Professor der Mahtematick bey dem akademischen Gymnasium zu Danzig gestanden, und um das Jahr 1712. gestorben ist. Seine große Einsicht in diese edle Kunst, nach ihrem ganzen Umfang, hat er besonders in der schönen Schrift an den Tag gelegt, die er im Jahre 1710, zu Leipzig bey Johann Friedrich Gleditsch in Quarto drucken lassen, unter dem Titel: de Germaniae miraculo optimo maximo, Typis litterarum, earumque differentiis, Dissertatio, qua simul Artis Typographicae universam rationem explicat, Paulus Pater P. P. Er träget darinne, die ganze Geschichte dieser Kunst, so wie er sie aus den damals vorhandenen besten Quellen geschöpfet, auf eine sehr angenehme und beliebte Weise vor, und machet nach seiner gründlichen Einsicht und Erfahrung, in dieser Kunst, von allem dazu gehörigen, dem Leser den deutlichsten Begriff. Das schönste ist; daß die ganze Abhandlung und Schrift, ob sie gleich in ihrem Zusammenhang, ununterbrochen fortgehet, dennoch so eingerichtet ist, daß die Schriften, nach allen ihren Arten, im Lateinischen und Deutschen beständig abwechseln, so daß dadurch dem Leser, alle besondre Arten und Gattungen derselben, durch den wirklichen Abdruck auf das angenehmste vor Augen gestellet werden. der Anhang enthält, in lauter, zum Zweck gehörigen, wohl gewählten Aufsätzen, den Typus von der Griechischen, und zulezt von allen Arten der morgenländischen Sprachen*). Wir haben uns mehrmalen darüber gewundert, daß eine, von einem so würdigen Landsmanne herrührende, und, ihrem Inhalt nach, ungemein lesenswürdige Schrift, die dazu nicht gar alt ist, in diesen Gegenden so gar rar, und fast völlig unbekannt sey. Die Vorstellung der deutschen Schriften, und ihrer Arten und Gattungen, beschließet er mit einem kurzen Gedichte auf die edle Buchdruckerkunst vom An-

*) Paulus Pater, wie Czwittinger l. c. berichtet, war zu Trentschin in Oberungarn gebohren, und stund nach vollendeten Akademischen Studien erstlich in der Stadt Thorn in Poblnischreußen, als Rector Gymnasii, worauf er nacher Danzig kam. Er führt viele seiner Schriften an, hat aber dieser besonders schönen Dissertation, die ihm vielleicht nicht bekannt worden, nicht erwähnet. Vielleicht thun wir einigen geehrten Lesern einen Gefallen, wenn wir ihren Inhalt genauer mittheilen. Es ist folgender: Caput. I. quae causa scribendi? de etymo, autore, loco & tempore inventioms typorum ; Cap. II. de prisca & nova typorum materia & forma, praeparatione, atramento, prclo & charta typica; Cap. III. de differentia typorum, & varia eorum appelatione. Cap. IV. de libris primum typis editis. Cap V. de viris litterarum & typorum gloria claris. Cap. VI. de sumtibus in rem typographicam & fructu hinc redundante Coronidis loco, qaestiones miscellaneae huc pertinentes, proponuntur & resolvuntur.

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dreas Tscherning, mit der darüber gesezten Benennung, des dabey gebrauchten Typus; Colonelfractur und Perlenschwabacher.

Vielleicht wird es unsern Lesern nicht unangenehem seyn, wenn wir es in der nämlichen Gestalt hersetzen:

1.

Gerne laß ich andre zanken,

Wer der edlen Druckerey

Eigentlich Erfinder sey?

Mir gefallen die Gedanken:

Fuster hat den Grund gelegt;

Guttenberger fort getrieben

Fausten ist der Ruhm geblieben,

Wie man heute Bücher prägt.

2.

Gnug ist, daß wir dieses wissen,

Deutschland aller Erden Pracht,

Habe solche Kunst erdacht,

Die wir heute noch genießen;

Unser ist die Druckerey!

Auf den Deutschen wird sie bleiben

Alle Länder unterschreiben,

Daß sie unser eigen sey.

3.

Wer ein ander Urtheil fället;

Recht zu sagen dünket mich,

Daß er jenen Greissen sich,

Bey den Scythen änlich stellet,

Die das Gold in großer Zahl

Selber zwar nicht brauchen können

Dennoch keinem Nachbar gönnen

Und verjagen allzumal.

4.

Wir behalten schon die Wiegen,

Der erzeugten Druckerkunst,

Ohne, wie mir auch noch sonst

Mit Carthaunen sind gestiegen,

Welcher Ruhm uns auch gehört.

Jezt gebührt uns Gott zu loben

Daß er dieses Pfand von oben

Auch in unser Land verehrt.

(Die Fortsetzung folgt.)

II. Ungarische Geschichte.

Kurzer Auszug, aus der Lob- und Leichenrede, welche zu Ehren des Grafen und Palatinus, Georg Thurso, im Jahre 1617. zu Bitsche in der Trentschiner Gespannschaft von Isaac Abrahamides gehalten, und in der königl. Stadt Leutschau in dem nämlichen Jahre in 4to gedrucket worden ist, nebst einer kurzen Nachricht von dem Geschlechte der Freyherrn und Grafen Thurso von Bethlehemsdorff.

Ehe und bevor ich einen kurzen Auszug, aus der Lob- und Leichenrede des Grafen und Palatinus Georg Thurso liefere, will ich trachten, einige merkwürdige Umstände von desselben Vorfahren hier anzumerken.

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Die so uralte, alsberühmte Thursonische Familie hat sich in Oestreich, Schlesien, Mähren und Pohlen, absonderlich aber in unserm Königreiche Ungarn sehr berühmt gemacht.

Der älteste Wohnsitz derselben mag in Oestreich gewesen seyn. Man schließet dieses aus dem Necrologio. Rever. P.P. Minorum Convent. Vienens. welches bey Hieron. Pez, in Scriptoribus rerum Austriacarum T. II. anzutreffen ist. S. 485. findet man alldorten einige Nachricht.*)

Von Otto Thurso und seiner Grabschrift, wird man aus unserer Lob-und Leichenrede, etwas unten anführen.

In Schlesien hat Johann der II. das Bistzum Breßlau gehabt, sein Bruder Stanislaus aber war Bischoff zu Olmütz in Mähren. Beyde waren in der gelehrten Welt ziemlich bekannt, und den letzern hatte besonders der bekannte und berühmte Desider. Erasm. Roterodamus sehr hoch geschätzet.

Der dritte Bruder Johann hat im Jahre 1517. das schlesische Für-


*) Anno millesimo trecentesimo sexagesimo Johanna relicta Domini Reinperti Tursonis de Sunberg, obut. hic. sepulta & S. 509. zum Jahre 1301. Catharina Tursiana Consors Domini Reinperti Turzonis de Marchberg (est sepulta) Und bald darauf Donna Johanna relicta Reinperti Tursonis de Sonnberg, obiit l300. 6. 1dus Maj.

stenthum Wolau gekaufet, im Jahre 1524. aber solches, aus gewissen Ursachen, Friedrich dem II. Herzog zu Liegnitz, und Brieg wieder käuflich überlassen; indessen hatter er hernach die in Oberschlesien gelegene Herrschaft Plessen an sich gebracht, und wurde unter die Schlesischen Freyherren gezählet. Man will von ihme behaupten, daß er in Schlesien sehr unruhig gelebet, und sich in viele Händel eingelassen habe. Er soll erst im Jahre 1558. gestorben seyn, davon die Schlesischen Geschichtschreiber nachzulesen sind. Der ist aber nicht in Schlesien, sondern in Ungarn aus der Zeitlichkeit gegangen, und in der königlich freyen Stadt Leutschau beygesezt worden. Die ihm zu Ehren vorhandene Grabschrift ist in der Note angeführet*). Wenn sie nicht übertrieben ist, so wird er von schlesischen Geschichtschreibern ohne Grund, als ein unruhiger Kopf beschrieben.

Der Vater von diesen drey Brüdern, Johann, hat aus den Ungarischen Bergwerken, über die er gese-


*) Hic jacet Magnificus Dominus Johannes Thurzo de Bethlemfalva, Comes Comitatus Scepusiensis, qui proprio quodam instituto celebris, ad summum usque diem, vixit, pacis, quietis, justitiae amans, suo contentus, alieni minime appetens: obiit aetatis suae anno '66 a nato antem liberatore anno 1558 Math. Bel in Hung. anitquae & novae prodromo S. 89.

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tzet war, sehr große Schätze gesammlet. Seine Wohnung ist in den lezten Jahren zu Krakau gewesen. Auch dieser soll zu Leutschau begraben seyn, und nachfolgende kurze Grabschrift bekommen haben: Hic situs est Magnificus Dominus Joannes Thurzo de Bethlehemfalva, Bel in prodromo S. 89.

Den größten Ruhm, und daß größte Ansehen hat dieses Geschlecht vorhin schon im Königreiche Ungarn behauptet gehabt. Es hat nämlich im Jahre 1452. Georg Thurzo, sich von der königlich freyen Stadt Leutschau, auf die, in diesem Jahre zu Wien gehaltene Versammlung, der Ungarischen, Böhmischen und Oestreichischen Stände abschicken lassen, wie dieses aus derjenigen Urkunde erhellet, welche P. Georg Pray, in Annalibus Regum Hung. P. III. S. 89. anführet. Es wird darinnen Georgius Thurzo der Leutschovia pro Civitate Leutschoviensi (ablegatus) genennet, worasu zu schließen, daß die Thursonische Familie das Dorf Betlehemfalva (Betlehemsdorf) davon sie nach der Zeit die Benennung führte, damals noch nicht im Besitz gehabt habe.

Im Jahre 1474. war Thomas Thurso Schloßhauptmann von dem Schlosse Arwa, welches ein Gunstbrief bezeugt, kraft dessen einem gewissen Urbano Grundstücke geschenket worden, die zu der Herrschaft Arwa gehörig, und bey dem Dorfe Poraba gelegen sind.

Im Jahre 1505 wohnten schon zween aus diesem Hause, nämlich Sigismund, und Petrus Thurso, dem Ungarischen Landtage bey, welcher auf dem Gefilde Rakosch, bey Pest, gehalten worden ist, und zwar jener, als Bischoff von Siebenbürgen, dieser aber als Abgeordneter von der Gespannschaft Abaujwar, wie solches aus der Urkunde, welche P. Pray in Annal. Regni Ungar. P. IV. S. 313.anführet, zu ersehen ist. Ob sie Brüder gewesen sind, und einen und den nämlichen Vater gehabt haben, oder nicht; kann ich aus Mangel an Nachrichten nicht darthun. Auf der Geschlechtstafel der Freyherren und Grafen von Thurso, welche bey Sommersberg in Scriptor. rerum Silesiacarum T. II. S. 378 anzutreffen ist; kommet nur der Name des erstern vor. Diese Geschlechtstafel ist demnach unvollständig, und auch zum Theil fehlerhaft. Sigismund wird auf derselben als Bischoff von Großwaredein, und als ein Sohn des Theophilus

*) Nos igitur Mathias Dei gratia Rex Hungariae — omnibus fidelibus nostris -Capitaneis castri nostri Arva , & signanter Egregio Thomae Thurzo dicto, nunc in castro nostro Arva constituto, aliis etiam Capitaneis nostris in castrum id nostrum, universis & singulis dicatoribus - horum ferie firmiter praecipimus & mandamus & c. Datum in oppido nostro Rosenberg, feria sexta proxima ante Dominicam ramis palmarum anno Dom. 1474. &. c.

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Thurso de Bethlemfalva, angegeben. Johann Thurmschwamb, der Herrn von Fugger gewesener Faktor in Neusohl, welches unter Ferdinand dem I. eine merkwürdige Beschreibung des Mitternhaus in Neusohl gelegen, sammt andern, was sich in der Kron Ungarn zugetragen, im tausend fünfhundert drey und sechzigsten Jahre beschrieben, will Hansen Thurso, der die lezten Jahre seines Lebens zu Krakau zugebracht hat, Sigmunden zum Vater, die Bischöffe aber Johann und Stanislaus zu Brüdern geben. Ich will seine eigene Worte anführen: Und ist sich wohl zu verwundern, daß der alte Hans Thurso drey Söhn gehabt, die Bischöff seyn gewesen, und ich ihrer zwey gekannt habe, der Sigmund ist zu Wardein Bischof gewesen, der Johannes zu Breslau Bischof, und Stanislaus zu Olmütz Bischof. Ich habe mehr Ursachen den Thurnschwamb, als dem Verfasser jezt gedachter Geschlechtstafel, der Freyherren und Grafen Thurso zu folgen; weil er bey den kaiserlich königlichen Bergwerken in Ungarn, als ein Beamter gestanden, und mit Georg II. Thurso von Bethlemfalva, der über das ganze Bergwesen in Ungarn gesetzet war, und seinem Bruder Alexius viel zu thun gehabt hat.

Das Dorf Bethlenfalva oder vielmehr Bethlehemfalva, Bethlehemsdorf (izt Bettelsdorf) davon alle Freyherren und Grafen von Thurso, welche im XVI. und XVII. Jahrhunderte in Ungarn gewohnet, ihre Benennung gehabt, liegt in der Zipfer Gespanschaft in Oberungarn, und gehört zu dem kleinen Stuhl (sedes decem lanceatorum) welcher seine besondere Gerichtsbarkeit, seinen eigenen Vicegespann, und übrige Gespannschaftsbeamte hat, und dem größeren Stuhl (Sedi majori Comitatus) gar nicht unterworfen ist.

In diesem Dorfe wird das erste erworbene Gut in Ungarn, des Thursonischen Geschlechts gewesen seyn, und man will behaupten, daß nur ein Theil desselben ihnen zugehöret habe.

(Die Fortsetzung wird folgen.)


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 08 Sep 2011, AgostonBernad
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