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IV. Jahrgang, XL. Stück, den 5. October 1774.
I. Wissenschaften
Litteratur.
Beschluß der Recension, der Abhandlung des Herrn Professor Pütters, vom Büchernachdruck. [ Siehe das XXXIX. St.]
Im dritten Abschnitte zeiget der H. Prof. was es, nach der deutschen Praxi, so wohl mit den landesherrlichen, als insonderheit mit dem kaiserl. und chursächsischen Bücherprivilegien für eine Bewandniß habe. Hiebey muß man sich wundern, daß ein so berühmter rechtsgelehrter nicht bessere Aufmerksamkeit gegen die deutsche Reichsverfassung bezeige; und dagegen seiner Feder freyen Lauf lasse, um folgenden juristischen Machtspruch her zu setzen: "Mit dem Verfall des Buchhandels auf der Frankfurter Messe sind die kaiserlichen Privilegien unwürksamer geworden, als die Sächsischen." Ein jeder anderer Rechtsgelehrter würde von dieser Sache bescheidener reden, weil die Würksamkeit eines Privilegiums nicht von der Willkühr der Buchhändler abhängen kann. Bücher, die mit churfürstlich-sächsischen Privilegien prangen, enthalten oft Ausdrücke und Sätze, die einem so gut und fromm denkenden Hofe ohnmöglich gefallen können.
Der dritte Abschnitt beschließet diese Abhandlung mit folgender Anmerkung. „Die kaiserlichen Privilegien, heißt es, waren sonst auch auf die Oestreischischen Erblande mit gerichtet; aber seit 1740. nicht mehr u. s. w.“
Mit wem streitet also der Herr Prof. da die kaiserl. Bücherprivile-
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gien schon seit 1740. nicht mehr auf die Oestreichischen Erblande gerichtet sind? Sollen etwann die Sächsischen seyn?
V.
II. Topographische Nachrichten.
Fortsetzung der Beschreibung des Königreichs Bosnien.
Bey diesem Ausflusse, welcher seitwerts, vier Stunden von Banjaluka geschiehet, befindet sich die Festung Kotor, wleche nur eine Ringmauer, und etliche kleine Kanonen, auch eine Vorstadt, von beyläufig 70. Häusern hat. — Nicht weit davon gegen Sonnenuntergaug stehet ein kleines unerhebliches Schloß Vranith genannt, welches mit einigen eisernen Kanonen versehen ist. Von der mitternächtigen Seite dieser zween festen Plätze, erheben sich die Berge Skatowitza und Lilplia, die den Zugang zu denselben überaus beschwerlich machen. Unter dem lezten Berge stehet ein ödes Kloster gleiches Namens, an beyden aber verschiedene christliche Dörfer. — Dieser ganze Bezirk wird Schupa von Banjaluka genannt, und erstrecket sich von Werbas, bis an den Bach Ukrina, von dannen aber bis an den Saustrom. Berührter Bach nimmt seinen Ursprung aus dem Gebirge Snegotinja und fließet gegen Mitternacht, zwischen den Gebirgen Ljubich und Krenick, oberhalb Klakar in die Sau. In dieser Gegend befinden sich viele Oerter, die außer den Marktflecken Leßnia, und Bernjavor, jedes bey 8o. Häusern, und dem Dorfe Kobaß, worinnen Türken wohnen, mit lauter Christen besezet sind.
Bey Swinjar ergießet sich der Fluß Werbas in den Saustrom. Jenseits desselben ist eine grosse Ebene, welche Lepesche heißet, und auf dieser befinden sich 20. christliche Dörfer, und ein türkischer Marktflecken, von hundert etlich und achzig Häusern, Vakup genannt. Durch diese Dörfer gehet eine sehr gute Strasse von Gradiska, nach Banjaluka.
In türkisch Gradiska, sind bis 140. Häuser, und bey Banjaluka eine sehr weite Ebene. Das Kommando in der Festung hat ein Oberkapitän, und unter demselbcn stehen ein Mußelim, (Vicekommendant) ein Staabsauditeur, 6. Agen, und 3. Beghs, welche leztere die Reiterey zu kommandiren pflegen. Dieser Bezirk, ist ziemlich groß, und mit Christen so sehr bevölkert, daß nur diejenigen, welche den Kontributionszettel (Teskera) lösen, auf zwölftausend gerechnet werden. Rechter Hand, unweit der Stadt, zu der Abendseite, sind einige Dörfer, Kola genannt, die auf einer schönen Ebene liegen. Durch diese kann man über das Ge-
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birg Dobrinsko Polje und Smianje mit einer Armee, bis an den Schwarzwald, und den Flecken Nawartzev Vakup vordringen. Die dortige Gegend ist stark bevölkert, und, außer der kleiner Festung Sitnitza, die auf einer Anhöhe lieget, einen Begh zum Befehlshaber, und lauter Türken innen hat, von lauter Christen bewohnet. — Unweit dieser Festung fließet der Sanna, welcher seinen Ursprung in dem Schwarzwalde hat, und sich bey Costeinzitza in die Unna ergießet. In einiger Entfernung davon, stehet das alte Schloß Klusch, welches aber völlig im Verfalle ist. Es befindet sich in demselben ein Kapitän und ein Kadia, und in der Vorstadt zählet man 132 Häuser. An erstberührtem Fluße sind einige Dörfer, die man Czerljentzi nennet, und der kleine Flecken Kamenska, bey welchem eine Brücke über das Wasser geschlagen ist. Diese Brücke, und das dabey befindliche Dorf heißen Tomina, welches leztere sowohl Christen, als Türken bewohnen. In diesem Dorfe, nahe an der Brücke, stehet ein großer Thurm, der Miral Begowa Kula heißet, vier Stockwerke hoch, und mit vier eisernen Kanonen besezt ist. Hart daran ist die Residenz eines sogenannten Kurbegl, weiterhin das Dorf Manjac, und ein Bergwerk.
Von da gegen Banjaluka fließet die Somionitza gegen Aufgang, welcher sechs Hammerschmieden treibet, die in Eisen und Aerzt arbeiten. Dieser Fluß theilet sich in einen Arm, der Siranitzka heißet, an welchem ebenfalls eine Hammerschmiede stehet. — Er entspringt auf der mittägigen Seite des Gebirges Smiantza bey Sokoliewognieselo, fließet durch Timar, und fällt oberhalb Nowigrad in den Sanna. Er nimmt auch den starlem Bach Berkolaßa, der seinen Ursprung auf dem Gebirge Kosara hat, zu sich. Die Gegend von Timar, gehört unter den Banjalukaer Distrikt, und wird von einem Ferrat Pascha besorget.
Unterhalb Timar befindet sich das Schloß Kosaratz, welches ziemlich fest ist, zwölf Kanonen hat, und erst unlängst verneuert worden. In ihrer Vorstadt sind ungefähr hundert Häuser. — Bey dem Außflusse der Unna, welche bey Jeßenowatz in die Sau fällt, stehet Nowigrad. An der Sanna, gegen Kostejnitza über ist, sie stark befestiget, hat einen tiefen Wassergraben, und 16. Kanonen. Man kann ihr aber sehr leicht beykommen, indem alles sehr eben ist, und rings herum sich starke Waldungen befinden. — Von dieser Vestung bis Banjaluka, sind zwo starke Tagreisen, und aufwerts an dem Fluße Sanna ist ein Kaludjerkloster Somionitza genannt, nebst einem dazu gehörigen Eisenbergwerke. Die Gegend jenseits des Flusses bemeldtem Kloster gegenüber, heißet Braßko, in welcher sich etliche christliche Dörfer befinden;
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und zween Bäche, nämlich: Dabar und Sanitza durchfließen, wovon ersterer sich bey Kaminska in die Sanna,letzerer aber bey Starog ebenfalls dahin ergießet, wo einige 60. türkische Häuser, und ein Eisenbergwerk stehen. Unweit davon ist die Festung Bihatsch, welchemit 28. Kanonen versehen ist, einen Kapitän zum Kommendanten, und einen Kadia hat. Die Gernison bestehet aus 700. Mann, und die zeimlich große Vorstadt, bewohnen lauter Türken. Das Schloß Buschin ist eben nicht weit davon, nicht groß, stehet aber auf einer Anhöhe, und secundirt die Festung. Ihre Vostadt zählet nicht über 50. Häuser. — Neben Lika befinden sich noch zwey unerhebliche Schlösser, und unterhalb denselben eine Ebene Belajßko Polje genannt, die mit etlichen christlichen Dörfern besezt ist.
Weiterhin stehet die alte jedoch ziemlich gute Festung Petrowatz, darinnen ein Begh kommandiret, der Pascha, von einem Roßschweife ist. Unter derselben ist das Land eben, welches der Unatz durchwässert, und etliche Dörfer zählet. Diese Ebene wird durch die Berge Czarewitza und Klenowatscha eingeschlossen, welche den beyden Wässern Unatz und Unna den Ursprung geben, die sich bey dem Kloste Hermanja vereinigen. Den Schwarzwald oder Cschernagora, kann man gegen der Festung Glamotsch umgehen. Herwerts derselben aber eröfnet sich eine große Ebene, mit vielen Dörfern, die meist von Christen bewohnet sind. --- Glamotsch, ist ziemlich befestiget, aber fast gar mit keiner Artillerie versehen, und stehet an der Gränze von Dalmatien. In dieser Gegend ist ein altes Schloß Kupers genann, unter welchem nur wenig Türken wohnen. Das Schloß hat eine Ringmauer, aber wenig Artillerie, und lieget gegen Mittag. In einiger Entfernung davon sind die Gebirge Schuitza und Malowan. Am Fuße des erstern entspringt ein Bach, der bey dem Marktflecken Imaskow in das Meer fließet. Gegen Untergang siehet man die alte Festung Schupanatz, die eine Vorstadt von mehr als 250. Häusern, lauter Türken zählet. Vor besagter Festung ist die Ebene Dumjansko Polje genannt, die mit vielen, meist christlichen Dörfern besetzet ist. Sie wird durch das Gebirge Pawlowa Jela, bis zu der Stadt Moschtar, eingeschlossen. Bey dem Anfange dieses Gebirges stehet der Flecken Rakitna von 73. Häusern — Auf dem halben Wege nach Moschtar zu, durch erwähntes Gebirg, sind noch zwey türkische Dörfer, bey welchen der Bach Dreschnitza, welcher von Mitternacht in der Gegend vor der Festung Jaitza entspringet, vorbey fließt, und gegen Aufgang vier Stunden oberhalb Moschtar in den Fluß Neretwar fällt. Dieser nimmt seinen Ursprung aus
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den Gebirgen unweit Sarajewo, und fließet gegen Untergang. Ueber denselben, ist bey dem Orte Konjitz, eine steinerne Brücke, und zwar zwischen den Bergen Iwan und Lipeto. Kojnitz ist eine Stadt, in welcher sich fünf Moscheen, mit Bley gedeckt, und bis 350. Häuser befinden. —
In den dasigen Gebirgen, an der Strasse, sind fünf große Wirthshäuser, türkisch Haan genannt, und bey jedem ein, mit einer Mauer umgebener, mit Doppelhaken besezter Thurm, sammt einer Besatzung, welcher die Kaufleute und andere Passagiers zu convoyren pfleget. Bey den leztern dieser Wirthshäuser ist der Felsen durchgehauen, mit einem Thore, und einer Besatzung von 60. Mann versehen.
Der Fluß Neretwa gehet durch die Stadt Moschtar, und fällt bey Gabella in das Meer. — Moschtar ist eine Festung, die Stadt ziemlich weitläufig, und an den Ufern des Nerewa bebauet, über welchen eine steinerne Brücke gehet. Die Stadt hat fast eine Stunde in der Länge, und die Katholischen, nebst den Altgläubischen (graeci ritus) bewohnen, vier Gassen derselben. Alle Häuser sind steinern, die Festung aber nicht sonderlich groß, noch mit hinlänlicher Artillerie versehen. Gegen Aufgang ist eine weite Ebene, und viele Weingärten, die so wohl von Türken als Christen gebauet werden, und
guten Wein tragen. Es wachsen auch daherum, sehr schöne Feigen, Pomranzen, Oliven, und allerhand andres Obst im Ueberflusse. Unterhalb der Weingärten fließt der Buna, der aus dem Gebirge Wellis entspringt, an welchem ein Marktflecken stehet, der eben diesen Namen führt, und 800. Häuser haben mag. Das Kommando in gedachtem Wellis hat ein Oberkapitän, auch wohnt ein Staabsauditeur, und viele vornehme Türken daselbst. — Der Fluß buna ergießt sich zwo Stunden unterhalb Moschtar in die Neretwa; und daselbst befinden sich die Kaludjerklöster Schito uns Mislith, welche 28. Häuser, als ihre untergebene Bernjauer haben.
Zu Moschtar ist ein Begh Kommendant, und die Basatzung rechnet man auf 2000 Köpfe. — Nicht weit davon ist das Schloß Stolatz, welches gar nicht fest, jedoch mit einigen kleinen Kanonen versehen ist, und einen Kapitän zum Kommendanten hat. Ihre Vorstadt besteht aus 65. türkischen Häusern, und führet den Namen Ljubina. In derselben wohn auch ein Staabsauditeur, unter dem sowohl Trebinje als Popowo, und die ganze Gegend, bis an die Gränze von Dalmatien und Ragusa gehöret.
Trebinje ist eine alte Festung, in welcher ein Pascha von einem Roßschweife kommandiret. Sie ist un-
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längst repariret worden. Die dabey befindliche Stadt zählt bis 1600. Häuser, und hatte eine große altglaubische Kirche, welche die Türken vor einigen Jahren wegnahmen, und in eine Moschee verwandelten. Unweit der Stadt ist ein altblaubisches Kloster, welches mit derselben gleichen Namen führet. Von demselben gegen Mitternacht, ist noch ein altes Schloß Klobuk genannt, welches keine Aritllerie, aber immer eine starke Besatzung hat. Die Vorstadt bestehet nur aus 52. türkischen Häuern, in dem rings derselben liegenden Dörfern aber, wohnen auch viele Christen. Zwey Stunden davon gegen Anfang, sind drey Kaludjierklöster, welche Dobritschewo, Koschirewo, und Popowo Polje heißen. Die dasige Gegend hat viele Weingärten, und allerhand schönes Obst, aber starken Mangel an Getreyde.
Von Trebinja bis Tschernagora ist eine starke Tagreise, und unweit davon die Festung Podgoritza, welche ziemlich befestigt, aber nur mit wenig Kanonen versehen ist. In derselben ist ein Beghefehlshaber, der noch vier Schlösser und eine Stadt unter sich hat, in welcher letztern fast lauter Arnauten wohnen. Besagte Schlösser heißen Podgoritza, Nikschith, Kulaßin und Spusch. Die dortige weitläuftige Gegend erstrecket sich bis an das Meer und an die Stadt Pastroewitz, welche bereits über der bosnischen Gränze lieget. Sie hat den gemeinen Namen Schupa, und viel christliche Innwohner. Gegen Mitternacht und Anfang fängt sich das Land der Arnauten an, und nur in dem Bezirke Banya wohnen einige Christen, in dem Distrikte Pionjani aber lauter Christen.
Nikschith ist eine alte mit einer Mauer umgebene Stadt, die an 560 Häuser zählet. Sie ist gar nicht fest, hat aber doch einen Oberkapitän zum Kommendanten, drey untergeordnete Agen und eine Besatzung, die meist aus Arnauten bestehet. Die Gegend herum bewohnen Arnauten und andere Christen.
Die Festung Kulaßin ist gar nicht erheblich, hat auch sehr wenig Artillerie. Die Vorstadt bestehet aus hundert und etlichen funfzig Häusern, die theils Christen, theils Türken bewohnen. Die Dörfer in dieser Gegend sind ganz arnautisch, und 16 an der Zahl. —
Das Schloß Spusch, ist nicht groß, oder gut befestigt, und mit 18 schweren Kanonen versehen. — Obbemeldte 4 Filialposten haben sehr oft mit den Tschernagorern zu thun, als welche vielmal wider die Türken rebelliren; und die mit Arnauten*) bewohnte Dörfer, welche unter dem Gebirge Durmitor stehen, sind meistens
*) So werden sie von den Türken genennet. Sie stammen eigentlich aus Albanien, und sind der grieschischen Religion zugethan.
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sehr volkreich. Dieses Gebirg ist sehr hoch, und wegen der engen Passage darüber, den Arnauten Arnauten wider die Tschernagorer überaus dienlich. An demselben nimmt der Fluß Piwa seinen Ursprung. Das flache Land ist sehr gut bevölkert, und führet den Namen Herzegowina. Daselbst stehet auch ein Kaludjerkloster,*) das mit dem Fluße gleichen Namen hat, und einem altgläubigen Bischoffe zur Wohnung dienet. Zwo Stunden davon gegen Aufgang fängt sich der Distrikt Drobnjatzy an, der gleichfalls stark, und zwar mit lauter Christen, bevölkert ist, und durch den kleinen Fluß Tara gewässert wird. Dieser sowohl als der Piwa laufen gegen Mitternacht, und bey dem Marktflecken Schadith, in die Drina. Besagter Flecken bestehet aus 152 Häusern, die allein von Türken bewohnet werden.
Ueber dem Gebirge, von berührtem Kloster, erhebet sich die Ebene Gaszko, in welcher das alte ziemlich feste Schloß Klotsch, ohne alle Artillerie stehet. In der Vorstadt sind 140 Häuser, aus deren Bewohnern die Besatzung genommen wird. Die Ebene selbst zählet viele Dörfer, worunter die meisten christlich sind. Ein Marktflecken jedoch, der Ulog heißet, ist völlig türkisch.
Von dannen seitwerts, gegen Aufgang, und zwar dem Fluße Drina zu,
*) Es werden die altgläubischen Mönche genennet, welche der Regel des H. Basilius folgen, unter einen Igumen, oder Quardian stehen, und schwarze lange Kleider tragen.
stehet die Stadt Photscha, in welcher ein Allai Begh und ein Staabsauditeur residiren. Sie hat 560 Häuser, die sowohl Türken als Christen bewohnen. Von dannen neben der Drina bis zur Stadt Plewel trift man lauter türkische Dörfer an. Besagte Stadt aber wird von Arnauten und Türken bewohnt, und hat bis 600 Häuser. Oberhalb derselben ist der Berg Vratar, über welchen di Strasse von Vischegrad nach Nowy Pasar zu, gehet, und bey diesem Orte fängt sich das Principat Stary Vlach, oder das sogenannte Rajcien an.
v. W.
III. Nachricht.
Der verstorbene kaiserl. Reichshofrathsagent, auch verschiedener Reichsfürsten und Stände accreditirter Hof- und Legationsrath, Herr Albrecht Theodor v. Moll hat ein, in auserlesenen Stücken bestehendes Naturalienkabinet hinterlassen, welches er großen Theils selbst gesammelt, nacher aber durch Einverleibung der bekannten Kabinette eines Lange*), Kink, Arkenbolts**) ec. vermehret,
*) Verfasser des Werks: Historia Lapidum Figuratorum Helvetiae, 4to Venet. 1707.
**) Arckenbolts, war Fürstl. Nassauischer Bergbeamter.
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und nach einer leichten und einfachen Methode geordnet hatte, die auf ein tiefes Nachdenken, auf eine große Menge neuer Beobachtungen und Erfahrungen, und auf verschiedene Erläuterungen, so er sich durch einen langen Briefwechsel, mit den gelehrtesten Männern seiner Zeit, verschafte, gegründet ist.
Diese Sammlung, die allen Wißbegierigen jederzeit offen stund, hat den allgemeinen Beyfall der besten Kenner Europens erhalten, und Herr Guettard, dieser unermüdete und glückliche Naturforscher, hat hievon ein öffentliches Zeugniß abgelegt in seinen Observations mineralogiques &c. die den Abhandlungen der Pariser Akademie der Wissenschaften aufs Jahr 1763. Seite 218. u. s. f. eingeschaltet sind.***).
Die nachgelassene Frau Wittwe und Erbinn wünschet sehr, daß diese Sammlung, die außer allem Zweifel von einer gelehrten Gesellschaft oder selbst von einem großen Monarchen besessen zu werden verdienet, durch eine öffentliche Versteigerung nicht zerrissen werden möchte. Sie wird sich daher gerne auf billige Bedingniße einlassen, wenn jemand diese Sammlung in ihrer jetzigen Vollständigkeit zu kaufen gesinnet wäre.
Man beschäftiget sich bereits eine Zeit her mit Fertigung eines umständlichen und unterrichtgenden Verzeichnißes, und schmeichelt sich, daß es nicht minder interessant ausfallen werde, als dasjenige des Herrn D'Avila, welches man sich zum Muster gewählet hat.
Da aber von etlich tausend Stücken Rechenschaft gegeben werden muß, und diese Arbeit noch einige Zeit erfordert; so hat man nicht für undienliche geachtet, davon indessen einen kleinen Vorschmack in der kurzen Beschreibung zu geben, die in der Emerich Felix Baderischen Buchhandlung zu Wien und sonst be den vornehmsten Buchhändlern in Europa zu haben ist.
Dieses Kabinet befindet sich in der Vorstadt auf dem Neubau zur Ungarischen Krone Num. 99. Liebhaber, die solches zu sehen verlangen, wollen sich nur jedesmal den Abend vorher auf beliebige Zeit und Stunden melden lassen.
***) Diese Observations &c. sind teutsch übersetzt im 2ten Theile des 3ten Bandes der mineralogischen Belustigung, die zu Leipzig 1769. in 8vo gedruckt sind.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.