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IV. Jahrgang, XXIII. Stück, den 8. Junii 1774.
I. Wissenschaften.
Numismatik.
Gedächtnißmünze, die der Fürstinn Elisabeth Botschkai zu Ehren der Siebenbürgischen Landesstände, im Jahre 1567. prägen lassen.
I. Beschreibung der Münze.
Auf der Hauptseite dieses überaus seltenen Goldstückes, stehet das Botschkaische Geschlechtswappen, ein auf dreyen Hügeln sitzender Löwe; der in der linken Pfote, einen Pfeil empor hält. Die Umschrift ist: * ELISAB * BOCIKAI * CONSORS * ILI * PRINC * TRANSYLVANIE * D. i. Elisabetha Bochkai, Consors lllustrissimi Principis Transilvanie.
Die Gegenseite füllet folgende, in drey Zeilen bestehende Innschrift:
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* VICTRIX * CASTA * FIDES *. Welches vermuthlich der Fürstinn Wahlspruch gewesen. Oben und unten sind nach dem damaligen Geschmack, zwey blumenförmige Zirrathen angebracht. Die Umschrift bezeichnet das Jahr, in welchem diese Gedächtnißmünze, gepräget worden ist: * ANNO * DOMINI * MIL * QUING * SEPTUAGE * SEPTIMO * D. i. Millesimo, quingentesimo, septuagesimo septimo.
II. Historische Erklärung.
Vorliegendes Goldstück, ist in mehr als einer Absicht merkwürdig. Es sey ferne von uns, ihm etwa dieserwegen einen vorzüglichen Werth beyzulegen, weil die Jahrzahl darauf, mit Worten ausgedruckt ist: oder weil darauf, zwey orthographische Schnitzer vorkommen;*) als welches bey einigen Münzschreibern, so viel gilt, daß sie nach dergleichen Spielwerken die Rarität und den Werth einer Münze, zu bestimmen pflegen. Sachen, welche nur von dem elenden Geschmack, der damaligen Zeiten, und von der groben Unwissenheit der Stempelschneider, Zeugnisse abgeben, machen uns nie eine Münze schätzbar und merkwürdig. Und wir werden auch niemalen das Versehen des Stempelschneiders, oder ortographische Schnitzer, als Beweise, von dem besondern Werth der Münzen, die wir beschreiben, annehmen. Gar gerne überlassen wir solche Spielwerke denen, die tiefe Geheimniße darinnen suchen, und gutherzig genug sind, dieselben theuer zu bezahlen.
Unsere Münze zeichnet sich durch ganz andere Umstände, als vorzüglich merkwürdig aus. Sie gehöret zuerst zu denen sehr seltenen, in dem Siebenbürgischen Münzfache, welche sich in unsern Tagen, beynahe unsichtbar gemacht haben; hernach so ist dieselbe, von den Landesständen, einer würdigen Fürstinn zu Ehren gepräget worden, davon in der Siebenbürgischen Geschichte, kein Beyspiel mehr aufzuweisen ist.
Bey den Numismatikern, ist es eine festgesezte, und nur allzuwahr befundene Regel: Je weniger eine Münze, in Münzkabinetten, und gedruckten sowohl, als geschriebenen Münzverzeichnißen vorkommt; je seltener und rarer ist sie. Wie richtig trift dieses bey unserer Münze ein. Außer dem allerhöchsten kaiserlich- königlichen Münzschatz zu Wien, der Sammlung unseres hohen Mecaens, und derjenigen, welche der Herr Gubernialrath von Baußnern besitzen, treffen wir sie in keinem Kabinette an. Selbst unserer Sammlung gehet sie noch ab, ob wir gleich seit zehen Jahren, uns viele Mühe darum gegeben. Ueber dieses ist unser
*) Statt Bochkai stehet auf den Avers der Münze, Bocikai, und statt Transilvaniae Transylvanie.
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Goldstück, den meisten Numismatikern, selbst den Einheimischen, unbekannt gewesen. Der fleißige Samuel Kölescheri, dem nicht so leicht etwas, von Siebenbürgischen Goldmünzen, die er beschrieben hat, verborgen geblieben ist; wußte von diesem Botschkaischen Goldstücke nichts; so singulär muß dasselbe schon damals gewesen seyn, in dem Lande selbst, da man es ausgeprägt hatte. Martin Schmeitzel, und Joh. Tobias Köhler, haben es auch, weder im Original, noch in Münzkalogis, je zu Gesichte bekommen; sonsten würden sie dasselbe, in ihren Münzschriften angezeigt, und ersterer, wo nicht im Kupfer vorgestellt, wenigstens richtig beschrieben haben. In des vollständigen Thalerkabinets 1sten Theil Nro. 1597. finden wir diese Gedächtnißmünze zuerst; und dann, viel richtiger in des gelehrten D. Schwarz, Recensione Critica Seite 23. beschrieben. Im Kupfer gestochen, kommt sie, so viel uns bekannt ist, nirgend vor, es sey denn, in dem prächtigen Werk: Monnoyes en or, qui composent une des differens parties du Cabinet de la Majesté l'Empereur, depuis les plus grandes Pieces, iusqu' aux plus petites*). Wir machen uns daher kein geringes Vergnügen daraus, diese sehr seltene Münze, den Münzliebhabern accurat im Kupfer gestochen, zuerst vorzulegen.
Die Entstehungsgeschichte unserer Gedächtnismünze würde ein numismatisches Geheimniß geblieben seyn, wenigstens würde man zu lauter Vermuthungen seine Zuflucht haben nehmen müssen; wenn nicht der gelehrte Siebenbürgische Canzler Graf Wolfgang von Bethlen, in seinem historischen Werk, uns dieselbe aufbewahrt hätte. Hier ist seine Erzählung davon: Succedente anno (1581) "Elisabetha Bochkay, consors Christophori Bathori, foemina, singulari in Deum & homines pietate, ac vitae Sanctimonia, insignis, Albae Juliae moritur. Quae virtutibus suis, tantum sibi promeruerat, ut sub nomine, ejus numismata, tam aurea, quam argentea euderemur, cum inreriprrone, ex una parte, penes insignia familiae Bocskayanae, Elisabetha Bocskay, Consors Illustrissimi Principis Transilvaniae. Ex altera vero parte, vitrix Casta fides**)." D. i. Im folgenden 1581 Jahre starb zu Weißenburg Elisabeth Botschkay, die Gemahlin des Fürsten Christoph Bathori, eine Frau,
*) So wird das weltberühmte Cabinet Sr. Majestät des hochseligen Kaisers Franz des ersten, bezeichnet, welches in zwey Bänden, in Regalfolio, zu Wien 1756. im Druck erschienen ist. Der 2te Theil hat diesen Titel: Monnoyes en Argent, qui composent une des ----- grandes pieces, jusqu' florins inclusivement. Ein prächtiges Werk, welches auf kaiserlich königliche Koßten gedruckt worden, und nicht verkäuflich, daher aber auch, noch zur Zeit, in nicht vieler Münzkennern Händen ist.
**) Wolfg. de Bethlen Historiarum lib. VI. p. 255.
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welche Rechtschaffenheit gegen Gott und Menschen, und Heiligkeit des Wandels vorzüglich berühmt gemacht haben. Durch ihre Tugend erwarb sie sich die ausnehmende Ehre, daß unter ihrem Nahmen Gold- und Silbermünzen ausgepräget worden sind, auf deren einer Seite; neben dem Botschkaischen Geschlechtswappen die Unterschrift war: Elisabetha Bocskay, Gemahlinn des hochwohlgebohrnen Fürsten von Siebenbürgen ec. Auf der andern Seite hingegen: victrix casta fides: d. i. keusche Treue sieget.
Aus dieser Erzählung des Grafen v. Bethlen werden uns folgende zur Erläuterung dieser Münze viel beytragende Umstände deutlich. 1) Die Siebenbürgischen Landesstände haben aus sonderbarer Hochachtung, gegen ihres damaligen Fürsten sehr würdige Gemahlinn, und die vorzüglich großen Eigenschaften derselben, ihre Rechtschaffenheit und Tugend, nicht allein zu belohnen, sondern auch zu verewigen, diese Münze prägen lassen. Ein seltenes Beyspiel, ja das einzige in der Siebenbürgischen Geschichte, und eben dieses giebt unserer Münze einen ganz eigenen Werth. 2) Es sind dergleichen Gedächtnißmünzen in Gold und Silber, um solche allgemeiner zu machen, und wir setzen hinzu, nur in dem Jahre 1577.*) geschlagen worden. 3) Endlich wird auch das Sterbjahr Fürstinn bestimmt, nämlich 1581. Alle diese Umstände lassen uns nun zuverläßig schließen, daß unsere Gedächtnißmünze weder eine Hochzeit- oder Sterbmünze, noch vielweniger, wie einige geträumet haben, eine Nothmünze**) gewesen sey: sondern da Christoph Bathori, eben in dem Jahre 1577. wie wir im IX. Stücke unserer Anzeigen erwiesen haben, die Fürstenwürde feyerlich angetretten, auch bey dieser solennen Gelegenheit, die Landesstände, seiner Gemahlinn zu Ehren, einige Gedächtnißmünzen in Gold und Silber, haben prägen lassen. Und wie hätten sie es nicht thun sollen, da die erhabensten Tugenden dieser Fürstinn, ihnen im voraus schon Versicherungen gaben, wie glücklich das Land, unter der Regierung, so würdiger Regenten seyn werde?
Die Familie von Botschkai, ist vormals nicht allein in Siebenbürgen, sondern auch in Ungarn berühmt gewesen. Das Stammhaus, und die meisten Güter dieses Geschlechts, lagen in dem jetzigen Groß-
*) Alle zur Zeit bekannte sind von dem Jahre. Es ist noch bis jetzt keine einzige, mit einer andern Jahrzahl zum Vorschein gekommen. In dem allerhöchsten k. k. Münzschatz, werden zwey dergleichen Münzen in Gold aufbewahret, beyde aber von 1577. Davon die eine zehen, die andere aber fünf Dukaten wiegt.
**) Vollständiges Thalerkabinet 1. Theil S. 523. wo auch das Sterbjahr der Fürstinn unrichtig angegeben worden.
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fürstenthum Siebenbürgen. Einer aus diesem Hause, Stephan Botschkay, der Bruder unserer Fürstinn ist 1605. zum Fürsten von Siebenbürgen gewählet worden. Davon, wie auch, von dem Botschkaischen Familienwappen, werden wir bey Erläuterung seiner Münzen das mehrere sagen. In welchem Jahre, unsere Fürstinn, mit dem Christoph Bathori, vermählt worden sey, finden wir in den Bethlenischen Geschichtsbüchern keine Nachricht: doch muß es noch vor dem Jahre 1572, geschehen seyn. Das Sterbjahr derselben ist um so viel gewisser, wie wir oben angezeiget haben. Ihr Gemahl ließ sie zu Weissenburg sammt der jüngsten Tochter, mit vielen Feyerlichkeiten begraben
*) Ob die Innschrift der Reversseite der Fürstinn Wahlspruch gewesen, trauen wir uns nicht zu bestimmen, da der Graf v. Bethlen, diesen Umstand mit Stillschweigen übergehet; der es uns doch am zuverläßigsten hätte sagen können.
II. Nachricht.
Als einen Anhang zu diesem Artikel wollen wir unsern Lesern, ein kleines Verzeichniß seltener und durchgehend merkwürdiger; nicht allein k. k. erbländischer nämlich Ungrisch-Böheimisch- und Siebenbürgischer; sondern auch königlich königlich Pohlnischer, und anderer Groschen, hier anfügen. Wir glauben den Liebhabern, besonders aber jenen, welche Groschenkabinette sammeln, einen Gefallen dadurch zu erweisen, wenn wir sie mit dieser Nachricht bekannt machen.
Die alten Groschen, sonderlich dijenigen, aus den Jahrhunderten der mittlern Zeit, verdienen eben so viel Aufmerksamkeit, als Medaillen, Dukaten, und größere Silberstücke. Ja vielmals haben sie, so unansehnlich sie auch sind, vor jenen selbst viel vorzügliches, und daher einen ganz eigenen Werth. Findet man nicht öfters auf dergleichen kleinen Silbermünzen, Begebenheiten und Vorfälle, davon man weder Medaillen, Dukaten, oder andere größere Silberstücke aufweisen kann, und vielleicht auch nie aufweisen wird; weil sie in diesem Zeitalter, zum Theil, in keiner so großen Anzahl, als kleinere Groschenstücke. Es ist
***) Wolfg. de Bethlen historiar. lib. VI. p. 355. Cui Wajwoda simul & filiae natu minori, funus Albae Juliae, decentissime celebravit.
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daher öfters an einem alten Groschen, wo nicht mehr, doch gewiß eben so viel, als an einem alten Thaler gelegen. Dieses und überhaupt die Liebe zu den Altenthümern, bewogen einen Gelehrten in unserer Gegend, allerley alte Groschenstücke, so wie sie ihm in die Hände kamen, aufzubehalten, und sie eben dadurch, für dem, der Münzwissenschaft so schädlichen, Schmelztiegel, sicher zu stellen. Der gelehrte Freund hat uns, das Verzeichnis seines kleinen Vorraths, in dieses Blatt einzurücken, um es Münzliebhabern bekannt zu machen. Vielleicht finden sich darunter Stücke, damit ein Münzsammler, sein Groschenkabinet vermehren, und vollständiger machen kann. Es bestehet diese kleine Sammlung, aus ungarischen, siebenbürgischen, böhmischen, schlesischen, pohlnischen, und andern Groschenstücken: Wir wollen sie alle besonders anzeigen.
I. Ungarischen Groschen.
N. 1.) Moneta Karoli Regis Hungarie. Der gekrönte König, mit einem königlichen Mantel umgeben, auf einem Thron sitzend, in der rechten Hand einen Liliencepter, in der linken aber den Reichsapfel haltend. R) Honor Regis Judicium diligit. Ein gespaltenes, und gegen die rechte Seite gelehntes Schild; in dessen erstem Felde, die vier ungarischen Streifen, in dem zweyten aber, fünf gestreuete Lilien, als des Königes Geschlechtswappen zu sehen sind. Ueber dem Wappenschilde stehet ein Helm, welchen eine offene Krone bedecket, aus welcher ein Strauß der im Schnabel ein Hufeisen hält, hervorraget. Es ist dieses ein seltenes Groschestück, Königes Karls des ersten, vom Jahre 1300. bis 1342. ganz untersschieden von demjenigen, welches im VII. Stück dieses Jahrganges beschrieben werden: S. daselbst die Anmerkung ** . S. 53.
N. 2. A) Moneta Regis Ladislai. Ein gespaltenes Schild, dssen erstes Feld die vier STreifen vorstellt, das andere aber ist getheilt, so daß oben der böhmische Löwe, unten aber das doppelte Patriarchalkreuz stehet. R) Regis Ungarie &c. Ein einfacher Adler, mit der erzherzoglich-östreichischen Binde auf der Brust. Ist ein halber Groschen Ladislai des 5ten vom Jahre 1453. bis 1457. welcher mit der Reversseite seltener vorkommt.
N. 3. A) Ludovicus Filius R. Unga. & Bohemi. 1508. der gekrönte dreyjährige Prinz Ludwig, auf einem Polster sitzend, mit einer offenen Krone auf dem Haupte; unter ihm stehet: Coronatus. R) 1544. ßuda. potens. & Panony. gens martia. regni. quod. fuit. esset. si. riveret, iste. Puer. V. G. in der Mitte dieser zweyen lezten Buchstaben, ein offener Turnirhelm. Ein groschenförmiges Schaustück wiegt 3. Achtelloth.
I. Siebenbürgische Groschen.
N 1. A) Ein Fürstenhut, an dessen Seiten die Jahrzahl 1613. dar-
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unter aber die Worte: Gabriel. Bathori D. G. Princ. Tran. R) Ein einfacher Adler, mit offenem Schnabel, ausgebreiteten Flügeln und Füssen, auf dessen Brust, das Bathorische Wappenschild, von beiden Seiten aber die Buchstaben N.B. Umschr. Grossus Regni Transilvaniae.
N. 2. Ein Doppelgroschen. A) Gab. D. G. Sa. Ro. Imp. & Trans. Princ. das ungarische Wappen, in dessen Mittelschilde, das Bethlenische Familienwapppen, und von beiden Seiten die Buchstaben. N. B. stehen. R) Par. Reg. Hung. Do. Sic. Comes. Op. Rat. Dux. 1626. das Bild der H. J. Maria. Ein dergleichen mit C. M. neben dem Wappenschilde, d. i. Cassoviensis moneta.
N. 3. Ein einfacher Groschen. A) Ein Fürstenhut, an dessen Seiten die Jahrzahl 1626. darunter aber Grossus Regni Transil. R) Gab. D. G. S. R. I. & Trans. Princ. &c. Das Siebenbürgische Wappen. Ein dergleichen Groschen von 1619. Unter der Krone stehet: Gabriel D. G. Prin. Tran; auf der Reversseite aber, Grossus Regni Transilvaniae.
N. 4. Ein Doppelgroschen. A) Mich. Apafi. D. G. P. Tran. Das Bildniß des Fürsten, R) Par. R. H. Dom. &. S. C. Gros. Arg. 1673. das mit einem Fürstenhut bedeckte Siebenbürgische Wappenschild, in dessen Mitte, das fürstliche Familienwappen stehet; ganz unten eine Krone, auf einem Stamm, als das Zeichen von Kronstadt, wo dieser Groschen gepräget worden.
III. Erbländische Anekdoten.
Die lange Nase.
Rudolf der 1te von Habsburg hatte eine Nase, die etwas größer war, als sie gewöhnlich sind. Einmal ereignete es sich, da er noch Graf war, und in Kyburg saß, daß der Hofnarr des Freyherrn von Regensburg auf das Schloß kam, ihm genau ins Gesicht sahe, und zu ihm sagte: Die Nase ist doch nicht so groß, wie man zu Regensburg gesaget hat. Der Graf dachte, daß man mehr, als von der Nase geredet haben möchte, und fragte den Narren: Warum sagst du das? Der Narr erzählte folgendes: Heute sind viele Herren auf Regensburg zusammen gekommen, die sagten, sie wollten nicht aus einander gehen, bis sie den Grafen die lange Nase kürzer gemacht hätten; er der Narr, wäre hierauf gleich zu Pferde gesessen, und nach Kyburg geritten, um diese lange Nase, die man beschneiden wollte, zu besichtigen. Der Graf ließ es sich gesagt seyn, hieß seine Männer sich wafnen, und zog seinen Feinden entgegen, unter welchen er ein großes Blutvergiessen anrichtete.
Rudolph war so leutselig, daß er einen Scherz über seine Nase nicht übel nahm. Da er als Kaiser sich in Zürch befand, und mit einer
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Menge von Dienern umgeben war; hatte ein gemeiner Burger viele Mühe durchzukommen, und rief daher laut genug, daß ihn der Monarch vernehmen konnte: Dieser König mit seiner langen Nase steht jedermann im Wege; ein Biedermann kann vor ihm nicht durch die Gasse kommen. Der Kaiser lachte darüber, und stellte sich auf eine Seite.
Der Kranz für ein Herzogthum.
Johannes von Oestreich, Herzog Rudolphs von Schwaben Sohn, war eben zwanzig Jahre alt, als er den Kaiser Albert, seinen Onkel öfters bath, daß er ihm die Regierung seines Herzogthums übergeben möchte. Der Kaiser wieß ihn einmal mit diesen Worten ab: Vetter! wie seyd ihr so begierig zu regieren; und ihr seyd noch so jung? Zugleich brach er einen Zweig von einem blühenden Baume ab, flocht ihn in einen Kranz, und sezte ihn, dem Prinzen auf das Haupt. In dieser Blüthe eurer Tage, fuhr er fort, steht ein Kränzchen euch besser, als eine Provinz zu regieren.
Der Held in der kleinen Statur*).
Leopold von Oestreich, des Kaisers Albrechts Sohn, hatte sich den Ruhm eines Helden erworben: Philipp, der Schöne, König in Frankreich, ward daher begierig ihn zu sehen, und gieng ihm bis in Burgund entgegen. Allein, da er ihn mit seinem Gefolge ankommen sah, und an ihm, vor andern, eine magere und kleine Person wahrnahm, die mit einem grauen Rocke am Leibe bekleidet war, und mit einer spitzigen Haube das Haupt bedeckt hatte, fieng er an, sich über die massen darüber zu verwundern, und bey sich selbst zu sagen: Es ist ein Geschenke des Allmächtigen, und nicht der Menschen, daß ein, dem Körper nach so kleiner Mensch, so viele Tapferkeit besitzet, und sich durch den Ruhm seiner Vortreflichkeit und Großmuth, und durch das Gerücht von seiner Herrlichkeit, einen so großen Namen auf der Welt vor vielen andern erworben hat.
*) Sed dum prae ceteris comitivae suae gracilem & parvae staturae vestitum tunica grisea, coopertumque capite, virgato seu acuto, pileo aspiceret, mirari ultra modum tacitus intra se coepit dicendo Divini muneris est, non humani, quod tam exiguus homo in corpore, tam magno robore vigeret, & tantae excellentiae gloria atque magnanimitatis, & fama magnivicentiae per Orbis olimata praepoleret. Ex Chronico Monachi Jeannis de Wintertur.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.