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IV. Jahrgang, XXXVII. Stück, den 14. September 1774.

I. Wissenschaften

Nützliche Bücher

Wien.

In der von Trattnerischen Buchhandlung ist vor kurzer Zeit erschienen, der zweyte Theil eines Werks, dessen Vollendung man, mit eben so vielem Verlangen wünschet, als man dieser Fortsetzung entgegen gesehen hat. Hier ist der vollständige Titel desselben: Analecta Scepusii Sacri & profani, Pars II. complectens Scriptores Rerum Scepusiacarum, quibus accedunt inscriptiones templorum Scepusiensium. Collegit & notis illustravit Carolus Wagner, SS Theologiae in Universitate Tyrnaviensi Doctor in groß Quart auf 357. Seiten 1774.

Den Plan dieses historischen Werks, haben wir bey Recension des ersten Theils im XV. Stücke unserer Anzeigen, dem gelehrten Publikum vorgelegt. Es war dieser erste Theil, wie es unsern geehrten Lesern, noch im frischen Andenken seyn wird, diplomatisch. Der vorliegende zweyte nun, enthält Schriftsteller, und am Ende einige Innschriften, dadurch die Kirchen- Civil und Familiengeschichte von Zipß, viel Licht bekommt. So viel Mühe sich der verdienstvolle Herr Wagner auch gegeben, seine Sammlung zipßerischer Schriftsteller, als nur möglich, vollständig zu machen; so schwer wurde es ihm dennoch, bey allem Forschen und Nachtragen, seinen löblichen Zweck zu erreichen. Der Eigensinn einiger Leute, die von elenden Vorurtheilen geblendet, unerbittlich sind, dergleichen Alterthümer den Gelehrten zum Gebrauch herauszugeben, vereitelte seine besten Bemühungen. Dazu kam noch dieses, daß unser Zipß würklich arm ist, an solchen Schriften, die besonders in das graue Al-

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terthum hineingehen, woran theils die Nachläßigkeit unserer Vorfahren schuld ist, theils die häufigsen tartarischen Verheerungen der Grafschaft Zipß. Indessen hoffet der Herausgeber, und das nicht ohne Grund, die Seltsamkeit, der von ihm ans Licht gestellten Schriftsteller, werde den Mangel derselben hinlänglich ersetzen. Und wir müssen es gestehen, es erscheinen in diesem Bande, meist Schriftsteller, die zur Zeit, den wenigsten, selbst in unserm Zipß, bekannt waren; die auch immer noch, unter dem Staube liegen würden, wenn nicht der Fleiß des H. W. sie hervorgezogen, und der gänzlichen Vergessenheit, entrißen hätte.

Unser Sammler gestehet zwar in der Vorrede, daß er bey der Herausgabe dieses zweyten Bandes, anfangs mit sich selbst gestritten habe; ob er es wagen dürfte, ohne von den gelehrten Alterthumsforschern nachtheilig beurtheilt zu werden, eine solche Sammlung, den scharfsichtigen Augen, des gelehrten Publikums vorzulegen. Denn einige dieser hier abgedruckten Schriftsteller sind zu neu, von andern hätte er keine Originale, sondern nur Abschriften in die Hände bekommen; und noch andere, wären gar aus gedruckten Werken, aus Werken, die eben nicht so rar sind, entlehnet, und aufs neue abgedruckt worden. Allein, nachdem der Herausgeber, der Sache weiter nachgedacht, so schien ihm dennoch seine Bemühung, nicht ohne allen Nutzen zu seyn; welches auch jeder billig denkende Leser und Kunstrichter, ihm wird gelten lassen. Wer wird wohl, bey einem allgemeinen Mangel der Schriften aus den ältesten Zeiten, mit Recht fordern können, nur dergleichen Schriften, die in diesem Zeitalter geschrieben worden, ans Licht zu stellen? Und verdienen nicht auch solche den Beyfall, des forschenden Publikums, die, ob sie zwar in neuern Zeiten gelebt, die ältere Geschichte aber, aus den besten Quellen, die sie noch damals in Händen hatten, mit Fleiß und Warheitsliebe beschrieben; und ihre eigene Zeitbegebenheiten, genau und umständlich aufgezeichnet, folglich eben dadurch der gänzlichen Vergesseneheit entrißen haben. Daß aber H. W. aus gedruckten Werken, einige Fragmente, diesem Theile eingetragen, ist lediglich deswegen geschehen, um nichts auszulassen, woraus die Geschichte der Grafschaft Zipß, auch nur einiges Licht erhalten kann.

Die Ordnung welche der Herausgeber, bey dem Abdruck, der von ihm gesammelten Schriftsteller, beobachtet, ist diese. Ohne Rücksicht auf des einen und des andern Zeitalter, folgen sie in dem Werke so aufeinander, wie jeder von ihnen, die Begebenheiten der Grafschaft Zipß, beschrieben hat. Diejenigen gehen voraus, welche die ältesten, folglich die allerersten Begebenheiten des Zipßerlandes beschrieben haben; dann erhalten diejenigen eine Stelle, welche

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mit ihren Erzählungen, unserm Zeitalter immer näher kommen. Jedem Schriftsteller, ist eine kurze historische Einleitung, von desser Alter, Ansehen, und Gebräuche vorgesetzet, dem Text aber erläuternde Anmerkungen beygefüget worden. Nun wollen wir, die in diesem Theile, abgedruckten Schriftsteller selbst anzeigen.

Zuerst, von Seite 1. bis 45. kommt vor, ein Auszug, der so genannten Zipßer- oder Leutschauerchronik, davon der Herausgeber, das Original nicht haben konnte. Wir haben es genutzt, und wollen nun, als Augenzeige, das Nöthigste mit aller Wahrheitsliebe davon sagen. Das Original wird in Leutschau t aufbewahret, und hat folgenden Titel: Zipßerische oder Leutschauerische Chronika, und Zeitbeschreibung; der lieben Posterität zur Nachricht zusammengetragen, von Caspar Hain. Der Chronologist fänget an, mit dem Jahre nach Christi Geburth 382. und gehet dann fort mit seinen Erzählungen, bis zum Jahre 1678. die Geschichte der ältesten Einwohner von Zipß, welche Herr Hain und seine Vorgänger, aus dem Jornandes, Aeneas Sylvius, und andern nicht genug sichern Quellen geschöpfet haben, ist ein Gewebe, leerer Wortspiele, erzwungener Meinungen, und nie erwiesener Muthmassungen. Das rühret aber her, theils aus dem Mangel an Urkunden; theils aus dem verdorbenen historischen Geschmacke der Zeiten, wo man von denjenigen Völkern, welcvhe ein allgemeines Vorurtheil, zu den ersten Einwohnern des Zipßerlandes macht, geschrieben hat. Die Erzählungen derjenigen Epoche hingegen, wo mit mehr Gewißheit, und aus sichern Quellen schon, geschrieben werden konnte, sind ob gleich nicht durchgängig, und nach allen Umständen, vollkommen richtig; dennoch aber meist wahr, und unverdächtig. Denn wir finden die meisten dieser Erzählungen, den noch vorhandenen schriftlichen Urkunden, welche im ersten Theile dieses Werkes bekannt gemacht worden sind, und wovon wir noch einen guten Theil in Handschriften besitzen, gleichlautend. Das endlich, welches vom Jahre 1515. bis zum Schluß der Chronik, erzählet wird, hat das Gepräge der Wahrheit, von allen Seiten. Herr Hain, ein Mann von Wissenschaften, und gutem Verstande*), hat die Erzählungen dieser Jahre, aus unverdächtigen Handschriften entlehnt, welche Zeitgenossen aufgezeichnet haben; und er war zu ehrlich, als daß er sich ihrer unrecht hätte bedienen sollen. Ueber dieses hat er auch Begebenheiten, die er selbst erlebte, beschrieben.

*) Caspar Hain, aus Kaschau gebürthig, war zuerst Rektor des Gymnasiums zu Leutschau, dann Rathsherr, und endlich Richter dieser Stadt. Er starb im Jahre 1687. nachdem er vorher, durch viele edle Handlungen, sein Andenken verewigt hatte.

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Die andre Schrift, von Seite 46. bis 68. betitelt Herr Wagner: Selecta ex Chronicis Leibitzerianis. Joachim und Israel Leibitzer, Vater und Sohn, beyde protestantische Prediger im Zipß, haben diese Chronik, darinnen wichtige, und minderwichtige Begebenheiten, die Gleichzeitigen aber, ziemlich umständlich aufgezeichnet sind, zusammen geschrieben. Es fänget dieses Jahrbuch an, vom Jahre 1241. und endiget sich mit dem Jahre 1637.

Die dritte Schrift, führet den Titel: Anonymi Cartusiani, fundatio lapidis Refugii, seu Monasterii B. Joannis Baptistae; von S. 69. bis 79. der Verfasser dieser Erzählung nennet sich nicht mit Namen, dem die Geschichte seines Klosters, auf dem so genannten Zufluchtsberge, ohnweit Kabbsdorf, die er hier beschreibt, bekannt war, ja auch bekannt seyn konnte; da er die schriftlichen Urkunden, Protokolle und Kirchenbücher desselben, damals noch in Händen hatte, und also zu seinem Gebrauche anwenden konnte. Seine Erzählung fänget an, mit dem Jahre 1241. und gehet dann in einer chronologischen Zusammenkettung der Schicksale dieses Klosters, bis zum Jahre 1517. H. W. urtheilet aus der Schrift des Originals, und dem darinn gebrauchten Stiel, daß diese Geschichte, gleich zu Anfange des 16. Jahrhunderts, mag aufgezeichnet worden seyn. Wir haben sie im übrigen übereinstimmend gefunden, denen noch wenigen Ueberbleibsälen des Alterthums, von diesem nun völlig eingegangenen Karthäuserkloster, davon nichts mehr, als einige Ruinen noch zu sehen sind.

(Die Fortsetzung folgt.)

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Litteratur.

Fortsetzung, des Versuchs eine Geschichte der Buchdruckerey in Ungarn.

Am ersten wurde dieses von der Erzbischöflichen Residenzstadt Gran, in Ansehung des damaligen sehr berühmten Erzbischoffes und Primaten, Johann Vitis, (Vetéz) der nach dem Könige Matthias Corvin, dessen Liebling er war, der gröste Maecen und Wissenschaftsförderer im Lande gewesen, und die damalige Preßburger Akademie, welche den Namen der Academia Istropolitana oder der Donauakademie führte, gestiftet hatte, gesaget werden können: weil bey seiner Bemühung, diese seine Erzbischöfliche Residenz, nach dem Beyspiel seines großen Königes, mit der kostbarsten und zahlreichsten Bibliothek zu zieren, die Bemühung, um die Aufnahme und Förderung dieser dazu dienenden vortreflichen Kunst, nicht

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wohl vermißet werden können*). Ja, es kann seyn, daß auch in der Stadt Preßbug, besonders wegen der von diesem großen Manne, wie nur jezt gemeldet worden, darinn gestifteten Academie, von dieser Kunst zur damaligen Zeit einiger Gebrauch gemachet worden. Doch wissen wir davon auch keine gewisse Spur anzuzeigen, und der vortrefliche Bel, gedenket in der ausführlichen Beschreibung dieser Stadt, und aller ihrer Merkwürdigkeiten, die im I. Tom seines großen Werkes befindlich, hiervon auch gar nichts;

(Die Fortsetzung folgt)

II. Erbländische Geschichte.

Nachtrag zu der Geschichte der Gräflich Thökölischen Hauses.

Wir halten unser, bey der, in diesen Blättern mitgetheilten Geschichte des Thökölischen Hauses, gethanes Versprechen, und fangen hiemit an, eines und das andre, theils zur Bestättigung, theils zur weitern Berichtigung derselben nachzutragen. Unter andern ist uns,


*) Siehe die gedachte Comment. Pauli Fabri §. 2. 3.

vor einer kurzen Zeit ein schönes lateinisches historisches Gedichte in die Hände gekommen, welches den ganzen Lebenslauf Stephan Thököli des ältern in sich enthält; verschiedenes, das wir bisher nur Muthmaßungsweise angeführet haben, außer Zweifel sezt; manches andre aber, was wir mit gutem Grund behaupteten, noch mehr erhärtet und bestättiget*).

In Ansehung des alten Adels dieses Hauses, wird unsre vorgetragne Meinung darinn bekräftiget, und Sebastian Thököli, der Vater dieses Stephan des Aeltern, so wie es von uns geschehen, nur als der eigentliche Stifter und Urheber seines leztern herrlichen Zustandes, und zwar unter dem, auch von uns, nach andern historischen Gründen, gemachten guten Portrait, vorgestellet. Seine Gemahlinn, die Mutter Stephans des ältern, wird ausdrücklich Susanna, aus dem sehr alten und vornehmen Geschlechte derer von

*) Der Titel dieser Schrift ist: Sertum semper virens supra sandapilam Spectab. ac Magnif. Dn. Stephani Thoekoeli Senioris L, B. in Kesmark, Schawnik &c. — — reverenter apptusum manu Johannis serpilii Past. Kesm. & Contubernii Past. Eccl. ad inferiorem fluvium Poprad Senioris. Ein jeder Abschnitt, deren neune sind, fängt mit den Versen an:

Popradae Nostro Musae contexite sertum semper virens Thoekoelio!

Man kann von den berühmten Serpiliis oder eigentlich Quendeliis den Czvittinger lesen.

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Doczy genannt, und hiemit alle andre Namen, die man ihr beylegt, für falsch erkläret*).

Besonders wird darinn, aus den eigenen Aufsätzen, und vorzüglich aus dem ausführlichen Tag- und Reisebuch dieses Stephan Thököli, seine ganze Auferziehung, viele und zwar gelehrte Reisen, und alles übrige Merkwürdige seines Lebens, bis zu seinem Tode erzählt**).

Die ersten Anfangsgründe aller Wissenschaften wurden ihm in seiner Geburthstadt Käßmark, auf dem dasigen väterlichen Residenzschlosse beygebracht, worauf er der reinen deutschen Mundart wegen, auf das Gymnasium der Stadt Leutschau***), und sodann, wegen der Ungarischen Sprache auf das damals ebenfalls berühmte Gymnasium Scharosch-Patak verschicket worden****).

Im Jahre 1595. und also schon im vierzehnten Jahre seines Alters, gieng er unter der Aufsicht eines würdigen Hofmeisters bereits auf Reisen, und zwar zuerst nach Brieg in Schlesien, allwo er sich eine geraume Zeit bey dem herzoglichen Gymnasium, zu seiner nöthigen Uebung, in allen für sein damaliges Alter sich noch vorzüglich schickenden Wissenschaften aufgehalten, und bey dem herzoglichen Hofe, als seiner ersten Hoffschule, ungemeine Gunst und Gnade genossen hat. Von hieraus gieng er nach Breßlau, und von dort aus, durch die Lausitz nach Sachsen, sodann durch Franken bis an den Rhein nach Heidelberg, wo er am längsten, und mit dem größten Eyfer studirte, sich

*) hievon heißet es gleich im ersten Abschnitte: Antc al a eximiae virtutis laude Parentes referre praeclarissimos ips pater, Patriae fidus desensor & acer ...tyranni Turcici, Tempestate sua, vignit, non sumptibus ullis parcens, Bonum qua publicum. Virtutis propriae, quam maximé honore celebris SEBASTIANUS, stemmata Qui THOEKOELIADUM fastigia vexit ad alta vehenda posthac altius. Mater, Magnifico, veterique e stemmate nata, SUSANNA, quondam Docia Foeminea nulli pietate & laude secunda TABITHA sicut altera &c.

**) Dieses eigene Tag und Reisebuch wird bey dem Schluß des dritten Abschnittes mit diesen Worten angezeiget: Cetera, quae chartis signavit sponte tacentur, vel gratia Compendii.

***) Die Stadt Leutschau ist die vornehmste königl. freye Stadt in der Grafschaft Zipß, von welcher Bel in seinem Prodromus die ausführlichste Beschreibung gegeben.

****) Scharosch Patak liegt in der Grafschaft Zemplin, und war ehedem eine königl. freye Stadt, hat aber solche Rechte verlohren, und ist jezt nur noch ein berühmter Marktflecken, besonders nachdem auch das dabey gewesene Schloß, bey dem lezten Rakozischen Unruhen völlig demoliret worden. Zur damaligen Zeit war daselbst ein wohlbestelltes Lutherisches Gymnasium durch die Fundation des berühmten Pereny; izt haben die Reformirten an diesem Orte ein berühmtes Collegium.

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vielmal öffentlicht im Disputiren hervorthat, und besonders, bey dem zur selbigen Zeit, sich daselbst aufhaltenden Churfürstlich Pfälzischen Hofe, bey dem er den freyesten Zutritt hatte, sich in allen Hofqualitäten noch mehr ausbildete. Nach einem langen Aufenthalt daselbst, gieng er weiter nach Straßburg, Basel und durch die Schweitz nacher Savoyen, und von da aus nach Frankreich, und besonders nach desselben weltberühmten Haupt- und Residenzstadt Paris, wo er sich wieder eine geraume Zeit aufhielte, und mit alle dem was darinn merkwürdig, besonders aber mit den vornehmsten und berühmtesten Gelehrten und Staatsmännern, sich bekannt machte, welches ihm um so leichter gewesen, da er selbst bey dem damaligen königl. Hofe Heinrich des IV. öftern Zutritt gehabt, und viele vorzügliche Gunst und Gnadenbezeugungen genossen.

Aus Frankreich schifte er hinüber nach England, und machte sich besonders mit allen Merkwürdigkeiten der königl. Residenzstadt London, und ihren damaligen berühmtesten Leuten aus allen Ständen bekannt, und genoß an dem damaligen prächtigen Hofe der Königinn Elisabeth gleiche Vortheile, als in Frankreich. Aus England gieng er über Dünkirchen nach den Niederlanden, und hielt sich besonders an den berühmten Orten, Amsterdam, Rotterdam, Leiden und Franequer am längsten auf. Nach verschiedenen auf allen Seiten dieser sehenswürdigen Provinzen gethanen Nebenreisen, kam er endlich durch die heßischen Lande wieder nach Heidelberg zurück, um daselbst bey der, zu selbiger Zeit höchstberühmten hohen Schule, seine Studien noch völlig zu vollenden, und die weitere Willensmeinung seines Herrn Vaters, nebst dem neuen Geld- und Reisesuccurs zu erwarten. Nachdem beydes eingelaufen, und seinem Herrn Vater Sebastian die Fortsetzung seiner Reisen beliebete; so gieng er mit allem reichlich versehen, im Jahre 1600. nach Italien, und besonders in die, über alles berühmte und sehenswürdige Stadt Rom, wo er, bey einem ziemlich langen Aufenthalt, besonders bey dem damaligen Jubiläum, seine Begierde, an allem, was er nur zu sehen wünschte, vollkommen ersättigen konnte. Von Rom gieng die Reise, nach der nicht weniger berühmten Stadt Venedig, wo er wiederum, bey dem freyen Zutritt an den größten Häusern, alles Merkwürdige in ungerhinderten Augenschein zu nehmen, die gewünschte Gelegenheit gefunden; und von dort aus, nach der eingelaufenen Ordre von seinem Herrn Vater, über Tyrol und Cärnthen, nach Oesterreich, und der berühmten Haupt- und Residenzstadt Wien. Hier ruhete er besonders von seinen leztern etwas beschwerlichen Reisen eine geraume Zeit aus, und machte sich seinen Aufenthalt, durch den Umgang mit den ansehnlichsten Männern, und besonders durch seine öftere Aufwartung, bey dem damali-

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gen Erzherzoglichen Hofe, des Erzherzogs Matthias, bestmöglichst zu Nutze. Als er darauf, durch ein von seinem Herrn Vater an ihn abgelassenes Schreiben, die Nachricht von dem Tode seiner Mutter, Susanna von Doczy erhalten, und zugleich das väterliche Verlangen, in Ansehung seiner völligen Rückkunft, daraus ersehen, gieng er ungesäumt von Wien ab, und traf bald darauf im Jahre 1603. nach einem völligen siebenjährigen Außbleiben, zum größten Troste seines allbereits alten und verwittweten Herrn Vaters glücklich auf dem Schlosse zu Käßmark ein*); gieng aber, nach einer genossenen Ruhe, nach dem Willen seines Herrn Vaters, wieder nach Wien, und von dort aus selbst nach dem damalig kaiserl. königl. Holflager zu Prag, in Böhmen Kaiser Rudolph des II. von welchem er, nach einigem Aufenthalt, nach Wien zurückkehrte, und bey dem Hofe des Erzherzogs Matthias, welcher sodann seinem Bruder Kaiser Rudolph succedirte, ganzer fünf Jahre in den vornehmsten Hofbedingungen, seine ungemeine Brauchbarkeit und Geschicklichkeit zeigte; bis er endlich durch den, im Jahre 1607. erfolgten Tod seines Vaters Sebastian genöthiget worden, den Hof zu verlassen, und als der einzige Universalerbe, die reiche Verlassenschaft desselben, zu eigener Verwaltung zu übernehmen; worauf er bald erstlich die Sophia von Hoffmann, und nach ihrem erfolgten To, die Catharina von Thurso geheurathet, wie solches, nebst dem übrigen, bis zu seinem Tode, in der Geschichte dieses Hauses ist gemeldet worden.

(Die Fortsetzung folgt.)

*) Susanna von Doczy war also wirklich, wie wir behauptet haben, die einzige Gemahlinn Sebastians, die er in einem so blühenden Alter geheurathet, daß sie ihm noch im Jahre 1603, in welchem sie gestorben, einen Sohn, nämlich Andreas hat gebohren können, und dem zufolge, gewiß nicht bloß in Ansehung seines Geldes; sondern auch in Ansehung seines guten alten Adels und Ansehens, seine Braut geworden. Man sehe hierüber zurück in unsre Geschichte.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 26 Sep 2011, AgostonBernad
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