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V. Jahrgang, XXXVII. Stück >
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V. Jahrgang, XXXVI. Stück, den 6. September 1775.
I. Geschichte.
Versuch einer Geschichte der königl. freyen Stadt Eperies in Oberungarn
§ I.
Die Oberungarische königliche freye Stadt Eperies, liegt in der Grafschaft Scharosch, und ist in Vergleichung, mit den zwo übrigen ebenfalls darinn liegenden königlich freyen Städten Barthfeld und Zeben, die erste und ansehnlichste. Die Anmuth ihrer Lage hat wenig ihres gleichen: Mit den schönsten fruchtbarsten Gärten, Feldern, angenehmen Hügeln, Bergen und Wäldern, von allen Seiten, doch mit genug offener freyen Aussicht, umringt, besitzt sie alles, was das Leben ihrer Inwohner glücklich und vergnügt machen kann. Sie hat in der Nachbarschaft drey alte wüste Bergschlösser, nämlich das Scharoscher, auf einem hohen kegelförmigen ganz abgesonderten Berge, das Schloß Kapiwar, dann das bey Scharoschwaralja; und außer dem eine schöne Anzahl von beträchtlichen Dörfern, mit herrschaftlichen Landsitzen und Kastellen im Gesichte. Ihre Mauern, Gräben und alten Vestungswerke sind noch in ziemlichem Stande. Sie ist an Größe der vier Meilen davon in dem Abaujvarer Komitat gelegenen Stadt Kaschau, fast völlig gleich, und länglicht, wie dieselbe, gebaut, auch nach dem Verhältniße ihrer Größe volkreich. Sie hat zwey Thore, und fast mitten an der Abendseite ein Pförtel; und wird von dreyerley Nationen bewohnt, darunter die Deutsche, die ansehnlichste, die Böhmische oder Slovakische die zahreicheste, und die Ungrische die schwächste ist. Die Stadt- und Hauptkirche zum H. Nicolaus stehet auf dem Markte in dem Obertheil der Stadt, mit einem schönen hohen Thurm, auf welchem die Stadtuhr, und die Glocken befindlich sind: gleich dabey ist die ehemalige Ungri-
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sche und nachmalige eigentliche Jesuiterkirche, welche durch einen über einem Schwibbogen angebrachten Gang, mit der Residenz der Väter dieser Gesellschaft zusammengehangen, deren Theil der itzige Stadtpfarrer bewohnet: und so dann die Schule. Das Franciscanerkloster liegt auf dem erhabenen Theile der Stadt, an der so genannten Windischen Gasse; und durch die vorzügliche Freygebigkeit des Gräflich Klobuschitzkischen Hauses, ist dieselbe, mit zwey Kirchenthürnen versehen, und schön und prächtig erbauet worden. Das Minoritenkloster liegt in dem untern Theil der Stadt, vest am Niederthor, mit einer gleichfalls pärchtigen Kirche und Thurn, auf welche die vornehme alte adeliche Familie derer von Ketzer, den meisten Aufwand gemacht hat. Das Rathhaus, die Wage, das Comendantenhaus, die Gräflich Klobuschitzkischen, Szyrmaischen Deschöfischen Häuser, sind sehr ansehnliche Gebäude; und überhaupt ist die ganze Stadt, besonders nach der langen, mittleren, breiten Hauptgasse, schön und ordentlich. Durch den langen Aufenthalt vieler reicher Pohlnischer Magnaten, und besonders des Fürsten von Radzivil, hat die Stadt zu ihrer manigfaltigern besseren Einrichtung in dem Bau beträchtliche Vortheile gezogen. Sie ist ganz neu gepflastert, und die etwas abschießige Lage, befördert die Reinlichkeit ungemein. Sie liegt an dem Fluß Tarcza oder Torißa, von welchem vest am Walle, ja auf demselben ein Mühlgraben vorbeygeleitet, und aus demselben durch eine gut inventirte Wasserkunst, das nöthige Wasser zum kochen und Bier bräuen, fast auf 30. Schuh in die Höhe gehoben, und also in die Cisternen geleitet wird. Am guten Trinkwasser hat sie Mangel, doch könte demselben durch eine Wasserleitung, aus nicht so entfernten Brunquellen leicht abgeholfen werden. Die verschiedenen guten Gewerbe, der Wein-Leinwand-Getreyde- und Viehandel; die zwey Wochen- und vier Jahrmärkte, welche auch aus entfernten Orten stark besuchet werden, die schöne Schlesische Tuchniederlage, die öftere Versammlung der Gespanschaft, die sich allhier befindende so genannte Dicasterial- oder Districtualtafel, die stäts zahlreiche Garnison, und der immer abwechselnde Aufenthalt verschiedener Fremden, machen den Ort sehr lebhaft.
Die Vorstädte sind beträchtlich, und der nach der Form des Schemnitzer, durch den Pater Berger, Societatis Jesu, vor einigen Jahren ungemein schön ausgebaute Kalvarienberg, welcher hinter einer anmuthigen Wiesenplaine ganz nahe, und in völlig freyem Perospect lieget, träget mit dem, in eben dieser Linie, liegenden herrlichen Gartengebäuden, der Grafen von Klobuschitzky und Szyrmay zu Verschönerung von außen sehr vieles bey.
Das ganz nahe Salzamt und Kammergut Schovar, und die verschie-
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denen Bäder und Sauerbrunnen geben bey heitern Sommertägen, zu ergetzenden Spaziergängen, und erlaubten Vergnügungen reizende Gelegenheiten.
Die Augspurgischen Confeßionsverwandten haben in der Vorstadt, nahe beym Pförtel, ein schönes Betthaus, welches im Jahre 1751. ganz neu, statt des alten aufgebauet worden; und dabey außer den Wohnungen der drey Prediger auch ein geräumiges Schulgebäude, in welchem mit allerhöchster Erlaubniß, auch die höhern Wissenschaften gelehret werden, sich befindet. Nach dieser kurzen vielleicht nicht mißfälligen topographischen Nachricht, wollen wir uns sogleich zum Versuch unserer Geschichte wenden.*
*) Wir wollen die Quellen unserer Geschichte hier kürzlich anzeigen, es sind einige wenige Archivstücke und Diplomen; und sodann verschiedene Aufsätze und Tagebücher, die über eine merkliche Reihe von Begebenheiten, in Absicht auf diese Stadt, von lauter Zeitgenossen, und größtentheils Augenzeugen; auch dabey angesehenen und geschickten Männern, geschrieben worden, als: das Diarium Melcz Civ. & Nob. Eperiensis; die schönen historischen Aufsätze, des Joh. Reßtik gewesenen Prof. in Coll. Eper. des Herrn Mich. Melcz Nob. & Senatoris Eperiens. und andere mehr; die wir theils selbst ausgesucht, theils der gütigen Mittheilung des noch immer, auch in seinem hohen Alter unermüdeten Urkunden- und Geschichtensammlers, Herrn Hauptmann Szekely von Doba, zu verdanken haben. Auch befindet sich gegenwärtig eine ziemlich vollständige topographisch-historische Beschreibung der Stadt Eperies in unsern Händen, welche der im Jahre 1754. verstorbene Herr Andreas Fucker ein gelehrter Jurist und Mathematiker bey dieser Stadt ausgearbeitet, und mire den dazu gehörigen Abzeichnungen, die er selbst in Kupfer gestochen, und wovon alle Platten noch vorhanden, dem Drucke übergeben wollen, woran ihm theils die bemerkte Unvollständigkeit des Werks, theils andere Hinderniße, theils sein Tod mögen verhindert haben. Ein junger Vetter von ihm, Herr Paulus Ginkenthaler, jetziger Vicenotarius der ersten k.k. XVI. Stadt Iglo hat das Werk in schönes Latein übersetzt, und mit vielen Zusätzen vermehret, so, daß es noch einmal an das Licht gestellet zu werden verdiente. Auch ist von diesem Andreas Fucker ein völlig zum Druck fertige schöne Kommentation vorhanden, unter dem Titel: Tokajinum illustratum, sive Celeberrimae Regionis Viniferae Hungariae Superioris in Comitatu praecipue Zempleniensi sitae descriptio, nec non de vineis & vino ejusdem Terrae brevis dissertatio.Sie ist Compreß geschrieben, 10. Bögen in IVto stark. Die Dedication war an unsere gloreiche Kais. Königin, bey Gelegenheit des Antritts ihrer Regierung in diesem Königreich im Jahre 1740. gerichtet. Die Ausführung ist topographisch, historisch, physisch, öconomisch ic. mit beygefügten schönen Zeichnungen von dem Tokayergebirge, und der ganzen Hegyallya. Man denkt diese in vielen Stücken brauchbare Arbeit, mit einiger Aenderung, oder auch vielleicht ganz ungeändert, unter die Presse zu bringen. Der Auctor war in Zipß in Ueblau gebohren, wo sein Vater Martin Fucker ein sehr ansehnlicher Mann und obrigkeitliche Person war, er studirte in Jena, lebte darauf nachdem er frühzeitig Wittwer worden und dabey sehr schwächlich gewesen, bis an sein Ende in privato, bey seinen Freunden in Eperies. Der General von Petrasch wollte ihn in Dienste nehmen, er schlug es aber aus.
§. II.
Den Namen der Stadt Eperies; giebt man in seinem Ursprung und Ableitung, so wie den Anfang und
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Ursprung der Stadt selbst, auf verschiedene Weise an. Und wenn werden sich wohl in den Unersuchungen von dieser Art keine Verschiedenheiten finden? Die gemeinste Ableitung dieses Namens geschiehet von dem ungarischen Worte, Eper (Eperj) welches eine Erdbeere bedeutet, woher auch die lateinisch-griechische Bennennung Fragopolis, auf deutsch eine Erdbeerenstadt kommt, welche deutsche Benennung aber nirgends gebraucht wird. Man nimmt den Grund dazu von der großen Menge Erdbeeren her, welche in der Gegend dieser Stadt wachsen, und die Richtigkeit dieser Ableitung sehr wahrscheinlich, wo nicht völlig gewiß, machen; wozu noch eine Erzählung und Ueberlieferung kommt, die wenn sie völlig historisch richtig würde, alles vollkommen bestimmen möchte. Es ist folgende: Der König Bela der zweyte, welcher auch der Blinde genannt wird, weil ihn der König Kolomann um ihn zur Regierung unfähig zu machen, noch in seiner Jugend, hatte blenden lassen, soll, da es die Angelegenheiten des Reichs, und besonders der durch den Borich erregte sehr gefährliche Aufstand, erforderten, mit seinem Herr und Gefolge in diese Gegend gekommen seyn, und da er aus seinem Wagen gestiegen, und sich auf einen grünen Hügel niedergesetzet, und mit der Hand um sich gegriffen, von ohngefähr ein schönes Büschel reiffer Erdbeeren gefunden, und durch die in Ungarischer Sprache geschehene Anzeige und Benennung derselben, auch zur Benennung dieses Orts Gelegenheit gegeben haben. Nun machet zwar die Geschichte dieses Königes, diese Begebenheit an sich nicht unmöglich, auch nicht einmal unwahrscheinlich, indem ihn dieselbe, an den Ungrischen und Pohlnischen Gränzen, in der Grafschaft Zipß, an der Spitze seiner Armee, seiner Blindheit, oder doch sehr schlechten Gesichts ohnerachtet, in wirklicher persönlicher Gegenwart darstellet: Allein von diesem besonderen Vorfall und Veranlassung, saget sie doch bis jetzt nichts deutliches, so daß man diese ganze Sache, bis zu mehrerer historischer Gewißheit und Anzeige, für nichts mehr, als eine blosse Tradition und unendliche Ueberlieferung halten kann, und muß. Das Büschel Erdbeeren in dem Wappen der Stadt, könnte vielleicht etwas zur Bestättigung dieser Erzählung beytragen, aber es ist, wie wir in folgenden sehen werden, zu neu, und lang vorher, sind statt desselben, drey rothe Rosen in dem Stadtwappen gewesen, doch können auch rothe Rosen und rothe Erdbeere, besonders bey der Zeichnung und Mahlerey selbiger Zeit, wie solches viele andere heraldische Beyspiele lehren, leicht miteinander verwechselt worden seyn *).
(Die Fortsetzung folgt.)
*) P. Ladisl. Thuroczius, in Ungaria suis cum Regibus edit.Tyrn a. 1768. p. 234. hac de re sic: Eperiesinum, cui locus fragorum fertilissimus denominationem impertit. Vidc & Comp. Geogr. Hung. Belii edit. a. 1767. p. 114. De Bela II. Bonfin. Prayum, & in Compendio Severinium. Borich hatte sich für einen Sohn Kolomanns ausgegeben, und wollte mit einer Parthey Pohlen und andern Anhänger das Königreich an sich reißen: aber Bela siegte.
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Fortsetzung der Beschreibung unterschiedlicher warmen Bäder und andrer Naturalien in den ungarischen Bergstädten
[Siehe das XXXIVste Stück.]
Nächst diesen bisher kürzlich beschriebenen warmen Bädern, so in den Gegenden der Bergstädte anzutreffen sind, will ich noch etwas weniges von dem Woynitzerbade
melden, welches schon außer selbigen in dem Neutrer Komitat, eine viertel Stunde weit von dem Städtel und sehr schönen Schloß Woynitz lieget; dieses nun ist sehr schön und prächtig gebauet, in der mitten zwischen zweyen kleinen Bergen, und gleichet einem viereckicht-länglichen Castell, da auf der rechten Seite die 5. absonderliche Bäder, als das Herrn- das Edle das Burger - Gemeine- und das Bettlerbad, sich präsentieren, auf der linken aber gegen dem Schloß zu, sind saubere und bequeme Zimmer und große Stallungen für die Fremden erbauet. Die Quelle ist so warm daß man die Hände nicht darinnen leiden kann, und gleich bey dem Herrnbade in Steinen eingefaßet; welches Herrnbad auch aus lauter schönen weissen Quadersteinen zusammen gesetzt ist, es ist solches in vier Ecke gebauet, zehn Schritte lang und so viele breit, auf allen 4. Seiten mit 4. steinernen Bänken sehr wohl angelegt. Das Wasser darinn ist ganz temperirt und so klar und hell, daß man einen jeden Pfenning auf den steinernen Boden sehen kann: Unter diesem wird das Wasser an das ganz nahe angebaute Edlebad durch Röhren geführet, welches eben daher sehr heiß ist, und durch ein kaltes Wasser, daß in einer Röhren hinein tröpflet, temerirt werden muß. Aus dem Edlenbade fließt es in das Burger -aus diesem in das Gemeine - und wider daraus in das Bettlerbad; so daß immer eines etwas niedriger gebauet ist, als das andere. Die vier ersten sind alle wie schon gemeldet aus Quadersteinen aufgerichtet, das letzte aber ist nur mit Brettern ausgelegt, und fast eines so groß, als das andere. Das Wasser an sich selber hat keinen besondern Geschmack, oder Geruch, und scheinet außer ein wenig Vitriol und Schwefel, wenig oder gar keine andere Bestandtheile zu haben, und demnach mehr zur Luft, als zu einigem Nutzen zu dienen; wie solches auch die Erfahrung genugsam an den Tag leget.
(Der Beschluß folgt.)
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II. Vermischte Nachrichten.
Von denen Speisen und Nahrung der Zigeuner.
Die Zigeuner können zwar alle Speisen vertragen, welche andre Menschen zu genießen pflegen; doch aber finden sie an manchen Dingen, einen ganz besondern Geschmack. Die dürftigen Lebensumstände, in welche sich der größte Theil dieses Volks, durch Unordnung und Faulheit zu stürzen gewohnt ist, haben dasselbe von undenklichen Zeiten her genöthiget und gelehret, soche Dinge zur Speise und Nahrung zu wählen, wofür sich ein anderer Mensch entsetzet, und an die er ohne Abscheu nicht einmal denken kann. Sie essen das Aas von Schaafen, Schweinen und allerhand Geflügel und Hornvieh, nicht allein ohne allem innerlichen Zwang und ohne Widerwillen, sondern so gar mit dem größten Appetit, und ohne der geringsten Verletzung, ihrer Gesundheit, So weit hat es diese Nation in solchen Stücken durch die Gewohnheit gebracht! Und wenn ihnen dessentwegen Einwendungen und Vorwürfe gemacht werden, so antworten sie darauf und sprechen: Daß das Fleisch eines solchen Thiers, welches Gott schlachtet, nothwendig besser seyn müße, denn eines solchen, welches nur von der Hand eines Menschen stirbt. Daher, wenn irgendwo auf dem Lande, oder in einer Stadt, eine unglückliche Feuersbrunst gewüstet hat, so sind am folgenden Morgen die Zigeuner gleich bey der Hand; eilen aus allen umliegenden Gegenden herzu, um das erstickte und halb verbrannte Vieh, aus der Asche herauszuziehen. Männer, Weiber und Kinder kommen Schaarenweiß, bezeugen sich sehr geschätzig, nehmen das Fleisch auf ihre Achseln und wandern damit vergnügt zu ihren Wohnplätzen. Dieses wiederholen sie zu etlichemalen, versorgen sich mit dergleichen Braten reichlich, und schmausen alsdann in ihren Hütten, so lange diese Herrlichkeit dauret. Nur das Pferdefleisch scheinen sie zu verabscheuen, und enthalten sich von dem Genuß desselben, es mag krepirt oder geschlachtet seyn, ob ihnen gleich solches von einigem auswärtigen Schriftstellern, und zwar noch mit diesem Zusatz beygemessen wurde: daß sie nicht allein das Aaß von den auf dem Schindacker geworfenen todten Pferden, Kühen, ic. fressen, sondern auch meistens roh und ungegkocht verzehren *). Keine von diesen Beschuldigungen will sich, wenigstens zu unsern Zeiten,
*) Samml. von Natur und Medicingeschichten Sommerquartal 1725. Von den Zigeunern und ihrer Lebensart in Ungarn: "Sie fressen das Aaß von dem auf dem Schindacker geworfenen todten Pferden Kühen, Schafen ic. Von den Einwohnern bekommen sie das kranke und todte Vieh,, davon sie das Fleisch in ihren Hütten, theils an der Sonnen dörren, theils räuchern und als eine große Delikatesse, meistens roh, und ungekocht verzehren.
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in Ansehung der Zigeuner in Ungarn, weder durch Erfahrung, noch durch ihr eigenes Geständniß besteättigen lassen: nachdeme diese weder rohes Fleisch essen, und noch viel weniger für Pferdefresser angesehen seyn wollen, ob sie gleich diesem Thiere, nach seinem Tode, die Haut gerne abziehen. Der wahre Grund von dieser Enthaltung ist zwar nicht in ihrer Zärtlichkeit zu suchen: denn ihr Magen verträget alles, und wer kann es wissen, ob sie diese Regel im Geheim und im Nothfalle, nicht sehr oft überschreiten; vielleicht aber mögen sie noch so viele Empfindungen für die Menschheit haben, daß sie sich schämen, das Aaß eines solchen Thieres zu genießen, dessen Fleisch jedermann für unrein achtet, und in einer solchen Absicht verabscheuet. Einige geben vor, allein mehr scherzweise, als im Ernst, um nur die Zigeuner damit zu näcken, daß sie sich von dem Fleische dieses Thieres aus einer gewissen Hochachtung gegen dasselbe enthalten: weil sie nämlich die Pferde; da sie noch am Leben sind, so sehr lieben, so ließe es die Wehmuth, die sie über deren Tod empfinden, nicht zu, ihr Aaß so zu mißhandeln, und nach ihrer Meynung zu verunehren.
Was aber hier von denen Zigeunern überhaupt angemerket worden, kann nicht von allen und jeden, die in diesem Lande wohnen, gesagt werden. Es giebt einige Familien, die sich auch in diesem Stück, eben so, wie in ihren Sitten und Verhalten, von dem großen und niederträchtigen Haufen dieses Volkes, auf eine ganz merkliche Art auszeichnen. Diese trachten durch ein ordentliches und erlaubtes Gewerbe ihre Nahrungs- und Erhaltungsmittel zu suchen, und sich in eine solche Verfassung zu setzen, damit sie ihrem Leibe einen ordentlichen Unterhalt verschaffen können, ohne auf dergleichen eckelhafte Speisen verfallen zu dürfen, die ein anderer Mensch verabscheuen muß. Nebenbey essen sie auch Brod, welches sie entweder kaufen, oder ausbetteln, oder auch stehlen, wenn es sich thun lässet: denn selbst backen die wenigsten das Brodt, weil solches weder die Beschaffenheit ihrer Wohnungen, noch übrige Einrichtung ihres Hauswesens füglich gestattet. Doch pflegen sie sich zuweilen, wenn bey ihnen das Fleisch mangelt, auch einige ungekünstelte Mehlspeisen zu kochen, oder in der warmen Asche auf dem Erdboden, Kuchen zu backen, die sie alsbald mit der größten Begierde so heiß sie sind, in sich hineinschlucken.
So wenig aber dieses Volk den Schnupftoback achtet, so sehr liebet es im Gegentheil überhaupt und allgemein den Rauchtoback, bis zu einer entsetzlichen Ausschweifung. Die Weiber übertreffen in diesem Stücke beynahe die Mannspersonen, indem sie nicht allein den Rauch von diesem Kraut in sich ziehen, sondern auch die Stängel und Blätter desselben recht begierig zwischen den Zähnen zermalmen und verschlingen. Sie schmau-
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chen am liebsten durch eine sehr kurze und kaum einen Finger lange hölzerne Röhre, um nichts von der Kraft dieses edlen Krauts zu verschwenden, und wenn durch diese Röhre, der Tobacksaft bey einem langwierigen Gebrauch, recht durchdrungen ist, so saugen und nagen sie daran, so lange ein Stück davon übrig ist. An diesem ekelhaften Dinge, finden sie vielmehr Geschmack und Vergnügen, als ein anderer Mensch, an dem allerkostbarsten und herrlichsten Gewürze. Daher man auch einem Zigeuner keinen größeren Gefallen erweisen kann, als wenn man ihn, mit einer solchen durchgebeizten Tobacksröhre beschenket, daran er sich viele Täge, wenn er wohl haushält, erquicken, und damit seinen Appetit stillen kann. Ja er ist im Stande, ohne Brod und alles Essen, mehr als einen Tag bey seiner Arbeit auszuhalten, wenn er nur ein Blatt Rauchtoback, oder ein Stückchen von einer solchen Tobacksröhre zu sich nimmt, daran kauet, und ein wenig Wasser dazu trinket.
Das ordentliche Getränk der Zigeuner, ist zwar das Wasser, sie verwerfen aber auch das Bier nicht, wenn sie es nur haben: der Wein ist für sie in manchen Gegenden unseres Vaterlandes so kostbar, und sie schätzen denselben auch nicht so hoch, als den Brandtwein, daran sie sich desto geschwinder toll saufen, und alsdenn schreyen und lärmen können.
Darum eben, wendet der Zigeuner sein Geld, wenn er ja dafür trinken soll, am liebsten, auf den Brandwein; indem er sich einbildet, daß kein Trunk seines Geldes werth sey, der ihn nicht in einigen Augenblicken, nachdem er denselben zu sich genommen, toll und halb rasend machet. Der Brandwein muß also, bey ihren Kindstaufen, Hochzeiten und allen feyerlichen Handlungen vorzüglich herhalten, und diejenigen Täge, da sie von diesem Trunk taumelten, und ihnen selbst am wenigsten bewust gesesen sind, zählen sie insgemein, unter die besten, glücklichsten und vergnügtesten Stunden ihres Lebens.