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V. Jahrgang, V. Stück, den 1. Horn. 1775.
I. Wissenschaften.
Wien.
Zu Ende des abgewichenen Jahres hat hier die von Trattnerische Presse verlassen: Cassandra, melyet Franziaból forditott, Barotzj Sandor, Magyar Nemes Testörzö. d. i.
Kassandra, welche aus dem franzöischen (in das Ungrische) übersezt hat Alexander von Barotzi, königl. Ungrisch-adelicher Garde.
Die Heldengeschichte der Kassandra, welche den Herrn de la Caprenede zum Verfasser hatte, und ihrer Zeit so großen Beyfall fand, daß davon mehrere Auflagen erfordert wurden, dürfte verschiedenen unserer Leser nicht unbekannt seyn. Wir gedenken daher bey Erzählung ihres Inhalts, uns nur in soferne aufzuhalten, als es nöthig seyn will, die Wahl des Herrn Uebersetzers zu rechtfertigen.
De la Calprenede legte bey dem Entwurfe seiner Erdichtung, die Geschichte Alexander des Großen zum Grunde, so wie man sie im Kurtius, Plutarchus und Justinus lieset: er nahme sich dabey die Freyheit, nicht nur von verschiedenen bekannten Begebenheiten, andre Ursachen anzugeben: sondern er ließ auch aus dem entlegensten Scythien einen Helden auf den Schauplatz tretten, der an Tapferkeit und Tugenden dem großen Alexander nicht weichet, und der ihn an Standhaftigkeit in Widerwärtigkeiten noch weit übertrift. Um ein für die Leser interessantes Gewebe zu wirken, läßet er ihn zur Persischen Prinzenßinn Skatira eine heftige Liebe gewinnen, welche ihn zwinget (er ist noch ganz jung) seinen Vater und sein Vaterland zu vergessen; sich bey den Persern aufzuhalten; durch wichtige Dienste die Gunst des Darius zu
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suchen; für ihn, wider sein eigenes Volk und seinen Vater, die Waffen zu führen; dann wider die Macedonier und Alexandern zu streiten; nach dem Tode des Persischen Königes, und der Vermählung der Skatira mit Alexandern, sein Leben und seine Freyheit zu wagen: nach dem Absterben Alexanders aber sich neuen Gefahren aussetzen. Hier bringet der Verfasser alles zusammen, so wol an dem vormals sehr prächtigen persischen Hofe, als bey dem siegreichen Heeres des großen Weltbezwingers, um seinen Helden desto mehr zu erheben, und das Gemälde vollkommener zu machen. Er hat um seinen Endzweck zu erreichen, in dieser Scene so gar die Schwester des Prinzen, Berenice erscheinen, und die Helden aus Scythien dabey mitwirken lassen.
Wir haben dieses hier darum angemerkt, damit der Herr Uebersetzer in der Zueignungsschrift, aus der wir einige Stellen hersetzen wollen, desto verständlicher werde.
Diese ist an die ungarische Nation gerichtet. Er sagt darinn: Wem könnte ich die Denkwürdigkeiten verschiedener Helden des Orients, besonders aber die Begebenheiten eines Prinzen und einer Prinzeßinn von Scythien mit mehr Rechte zueignen, als jener edlen Nation, die nicht allein von diesem berühmten Volke abstammet, sondern auch das Heldenblut bis auf unsere Zeiten forgepflanzet, nach so vielen Jahrhunderten, bekannte und denkwürdige Beweise
davon gegeben hat. — — Man findet, fährt er fort, bey den Ungarn Beyspiele in den mitlern und auch neuern Zeiten, von den erhabenen Eigenschaften, welche ehemals an diesen ihren Vorfahren die Welt bewundert hat.
Er nennet einige berühmte ungarische Helden; und macht auch des Ungars Erwähnung, welcher zu Belgrad, da er einen Türken, der den Belagerern ein verabredetes Zeichen zu geben trachtete, daran nicht anders verhindern konnte, sich mit ihm mit unvermeydlichen Verluste seines Lebens vom Thurn hinabgestrürzet hat. Dieser Ungar sagt der Herr Uebersetzer, schläft in der Vergessenheit, und wenn seine ausnehmende That nach Verdiensten nicht erhoben worden; so ist nichts anders Schuld daran, als daß es uns weiwelch trauriges Schicksal: an beliebten
Geschichtschreibern fehlte.
Es untersützet dieses mit einer hierauf sehr wohl passenden nachdrücklichen Stelle aus dem Horaz, die wir nicht ungern hersetzen:
Vixere fortes ante Agamemnona
Multi, sed omnes illacrimabiles
Urgcntur, ignotique longa
Nocte, carent quia vate sacro .
Es gereichet der königlich ungarisch - adelichen Garde zu einem besondern Ruhme, hiedurch ein Beweiß an den Tag geleget worden,
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wie ihre Nabenstunden zum Nutzen und Dienste ihres Vaterlandes verwendet werden. Und die ungarische Nation wird sowol dem Herrn von Barotzi für den bey der wohlgerathenen Uebersetzung, nicht im geringsten gesparten Fleiß sehr verbunden seyn: als dem Herrn Verleger vielen Dank für die schöne Herausgabe wissen, welche nicht weniger die neu gegossenen ungarischen Lettern, als die dazu
gestochenen Stücke bestens empfehelen, und zum Beweise dienen, daß der Herr v. Trattnern keine Gelegenheit vorbey laße, seinem Vaterlande die für dasselbe hegende Liebe zu bezeigen.
II. Policey.
Fortsetzung, der im IVten Stücke abgebrochenen Untersuchung wegen der fremden Gold- und Schatzgräber.
Er schützte seine Unschuld vor und erzählte, auf was Art und Weise er in dieses Land gekommen; daß er für seine Aufrichtigkeit und Willfährigkeit von seinem Reisegefährten angeführet, und wie er nun sehen kann, von ihm gänzlich verlassen worden wäre. Nachdem aber diese Kurzweil lange genug gedauert hatte, so nahm er den geängstigten Bauern in seine Wohnung hinein, gab sich ihm zu erkennen, und redete eben so vertraut und freundlich mit ihm, als er es ehedem zur Gewohnheit hatte. Hierauf zeigte er ihm den Pracht und alle Reichthümer seines Hauses, mit diesen Worten: Alles dieses kommet aus eurem Gebirge; sehet, so reich seyd ihr, und solche Schätze liegen in eurem Lande in großer Menge; allein Gott läßet euch nicht zu ihren Besitz kommen; indem er weiß, daß ihr dabey den Fleiß und die Tugend verlassen, und euch selbst den Wollüsten und allen Lastern aufopfern würdet. Uns aber, die wir so weit entfernet sind, hat Gott zu diesen Schätzen und Reichthümern die Thüre eröffnet. Nach diesem bewirthete er seinen getreuen Hauswirth auf das beste, und beförderte ihn wiederum mit einer guten Gelegenheit, nachdem er ihn mit einer Belohnung von sich ließ, bis in seine Heimath *). Nach Verlauf dreyer
*) So viel ist von diesem Paul Knot zuverläßig und gewiß, daß er um eben diese Zeit in groß Lomnitz lebte, und endlich auch daselbst gestroben sey. Ein leiblicher Sohn dieses Mannes ist erst vor zwey Jahren gestorben, und ein Enkl von ihm ist ncoh am Leben. Dieser aber weiß, außer dem, was er von andern gehöret hat, nicht das mindeste von einer solchen Wanderschaft seines verstorbenen Großvaters. So viel kann wohl an der Sache seyn: daß dieser Paul Knot mit einem Maußfallträger oder sonsten mit einem Ausländer von solcher Art, der in seinem Hause einzukehren gewohnet war, und den er wohl kannte, eine solche vierteljährige Reise mag gethan haben:
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Monathe soll dieser Mann glücklich wiederum in sein Haus gekommen seyn, und auch einiges Geld mit sich gebracht haben, ohne zu wissen und sagen zu könne, in was für einer Stadt oder in welchem Lande er gewsen sey.
Eine ziemlich änliche Begebenheit soll sich auch in ehemaligen Zeiten mit einem Tuchmacher, dessen Name aber bereits in die Vergessenheit gerathen ist, in der königl freyen Stadt Käßmark ereignet haben. Ein unbekannter Ausländer kam, wie man sagt, in das Haus dieses Tuchmachers, und verlangte von ihm gegen richtige und baare Bezahlung, etliche Ellen von dem gröbsten Tuche, welches er in seiner Werkstatt hätte. Der Tuchmacher war damit versehen, und legte es dem Käufer vor. Allein so bald es dieser ansahe, so sezte er den Fehler daran aus; daß es die erforderliche Breite nicht hätte, und solcher Gestalt zu seinen Absichten untauglich wäre. Der Geldbegierige Tuchmacher war in dem Augenblicke mit seinem Vorschlag fertig, wie diesem Mangel abzuhelfen wäre, nämlich auf solche Art; daß man das Tuch doppelt zusammenheften, und dadurch die gehörige Breite zu Stande bringen sollte. Dieser Gedanke war dem Käufer so anständig, daß er seine vollkommene Zufriedenheit darüber bezeugte, und den Tuchmacher so wohl um die baldige Ausführung desselben, als auch um seine Gesellschaft bey seiner Unternehmung ersuchte. Dieser willigte in alles und machte nicht allein das Tuch zu rechte; sondern nahm auch dasselbe und folgte dem Unbekannten nach, in das karpatische Gebirge. Nachdem nun diese bey einige Thäler durchgewandert hatten, so kamen sie endlich zu einer anmuthigen Wasserquelle. Hier hier stunden sie stille, und der Ausländer nahm das erkaufte Tuch in seine Hand und breitete es bey den Ausfluß des Wassers auf den Erdboden aus; der Tuchmacher hingegen sahe ( nicht ohne Erstaunen und Verwunderung) einen glänzenden Sand mit dem Wasser zugleich aus dieser Quelle herausrollen, der sich an das ausgebreitete Tuch
besonders zu einer solchen Zeit, da er in seiner Haushaltung nicht vieles zu versäumen hatte, und nebenbey von diesem Ausländer (von welchem er ohnfehlbar dazu bedungen wurde, damit er ihm sein Werkzeug und Geräthe helfe im Lande herumtragen) etwas verdienen konnte. Nach Verlauf dreyer Monate kam Paul Knot wieder in sein Haus, brachte etwas von seinem verdienten Gelde, und jedermann verwunderte sich über seinem langen Ausbleiben, und erkundigte sich wegen seiner Reise und Verrichtungen. Knot wurde dessen überdrüßig und müde, und wußte des neugierigen Pöbels auf keine andere Art loß zu werden, als durch eine Erzählung, in welcher das ungereimte und erdichtete jedermann wahrnehmen konnte. Doch fanden sich solche die es glaubten, und diesen Scherz, worüber Knot in seinem Herzen lachte, als eine wahre Geschichte ihren Kindern beybrachten, diese aber solche wiederum andern mit mehrerer Versicherung erzählten, weil sie es von ihren Eltern vernommen haben, und so mag das Märchen von des Knots Wanderung ganz natürlich zu Stande gekommen seyn.
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festsezte. Nachdem man des Sandes genug hatte, wurde das Tuch aufgehoben, der Sand zusammen gerollet, eingepakt, von diesem Ausländer mitgenommen, und die Stelle verlassen. In der Zurückreise gestund der Fremdling, daß er Gold gesammlet hätte, eröfnete das Geheimniß dem Tuchmacher, und hinterließ ihm folgenden Unterricht: daß wenn er ja in Zukunft eines so schätzbaren Sandes habhaft werden wollte, so sollte es ihm erlaubt seyn, zu dieser Quelle zu gehen, und die Sache so, wie er es von ihm gesehen hat, anzustellen; nur das einzige wäre dabey unumgänglich und nothwendig; den Tag, die Zeit und Stunde genau zu beobachten. Der gute Tuchmacher freuete sich schon zum voraus über das Glück und über den Reichthum, den er nun ganz gewiß in seiner Gewalt zu haben glaubte. Er merkte sich die Zeit, den Tag und die Stunde auf das fleißigste, und sahe seinem Glücke ein ganzes Jahr entgegen, welchem er sich täglich und stündlich zu nähern vermeinte. Er gieng beständig mit diesen Gedanken um, und machte allerhand Entwürfe. Und kaum war dieser lange gewünschte Tag im folgenden Jahre angebrochen, so befand er sich bereits auf dem Gebirge, und wandte sich bald hie bald da, voll Hofnung und Begierde, damit er dieser reichen Quelle bald ansichtig werden möchte: allein nach vielem herumgehen und suchen, fand er doch zulezt diese gesuchte reiche Quelle nicht, und mußte endlich mit vereytelter Hofnung trostlos wieder an seine Werkstatt gehen, in welcher er zwar nicht eine so reiche, doch aber viel sicherere Geldquelle fand.
(Die Fortsetzung folgt.)
III. Staatswirthschaft.
Anmerkung
Ueber die Bepflanzung der Landstrasse mit Bäumen.
Der erhebliche Nutzen, welcher aus der Bepflanzung der Landstrassen mit Bäumen entspringen würde, ist die Vermehrung des Holzes, über dessen Mangel und Theurung, man fast in allen europäischen Ländern, gleiche Klagen führet. Es würde daher unter andern Mitteln, denselben abzuhelfen, gewiß eines der vornehmsten seyn, wann sowol die Landstrassen, und Wege, als die Ufer der Flüsse und Bäche, auch andere öde oder zu Aeckern und Wiesen untaugliche Plätze mit Bäumen besetzet würden. Und wie viel solche Plätze trift man nicht überall an, auf welchen eine unglaubliche Menge Bäumer stehen könnten! — Eine Meile enthält 4000 geometrische Schritte, und ein geometrischer Schritt 5 gemeine Schuhe. Wann nun ein jeder Baum 3 geometrische
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Schritte, oder 15 gemeine Schuhe von einander gepflanzt wird, so kommen in einer Reihe, auf einer Länge von einer Meile 1333, und in einer gedoppelten noch einmal so viel Bäume zu stehen. Und nun überrechne man den Nutzen, der aus dem Holze derselben, nothwendigerweise entstehen muß!
Bey einer solchen Bepflanzung aber, wenn sie anderst den gewünschten Endzweck erreichen soll, muß man nicht ohne Einsicht, und Kenntniß verfahren. Man muß dabey hauptsächlich auf den Grund und Boden sehen; denn, alle Arten von Bäumen kommen nicht überall fort; aber es giebt keinen so schlechten Grund, in welchem nicht wenigstens eine oder die andere Gattung von Bäumen wachsen sollte. Aus dem letzteren folget zwar, daß man keine einzige Gattung ganz auschließen müßte, denn auch die schlechteste ist nicht ganz ohne Nutzen; denn ädlern Arten derselben muß man zwar den Vorzug einräumen; aber auch von diesen würde ich nicht alle ohne Unterscheid anrathen, um damit die Landstrassen, und andere Wege zu besetzen. Alle fruchtbringende Bäume würde ich ganz davon ausshließen; denn sie sind dem Bestehlen zu sehr ausgesezt, und etliche Birnen oder Aepfel zu erhaschen, zerbricht der lüsterne Wanderer oft die stärksten Aeste: sie werden überdieß, weder groß noch alt, und können auch nicht geholzet werden. Auch Eichen und Buchen halte ich nicht geschickt dazu, weil sie zu viel Zeit brauchen, bis sie groß und schlagbar werden. Birken lasse ich in sandigten, Weiden und Erlen im nassen Boden gelten; wo aber nur mittelmäßiges, und nicht gar zu dürres Erdreich sich befindet, würde ich vorzüglich die Esche empfehlen, welche fast zu dieser Absicht geschaffen zu seyn scheinet. — Dieser Baum hat eine überaus angenehme Gestalt, einen geraden, hohen und glatten Stamm, bekommt auch eine sehr schöne und dicke Krone. Seine Blätter die etwas spät ausschlagen, und seine dem Auge sehr angenehme hellgrüne Farbe haben, sind ein überaus gutes Futter, sowohl für die Schaafe, als das Hornvieh *). Er kömmt in trocknen Boden sehr gut fort, und giebt in 20 bis 25 Jahren Bauholz von 8 bis 10 Zollen im Quadrate. Dieses Holz wird wegen seiner Zähe und Festigkeit von den Wagnern sehr stark gebraucht, und die Tischler verarbeiten auch viel
*) In Deutschland giebt es Dörfer, die rund herum mit diesen Bäumern besezt sind. Die Bäumer pflegen sie alle Sommer abzuköpfen, das Laub auszutrocknen, und damit den Winter über ihre Schaafe und Rinder zu füttern, die es nicht nur gern fressen, sondern dabey auch ganz gesund bleiben. Damit sie aber mehr Laub davon gewinnen, so pflegen sie das Abköpfen öfter zu wiederholen; und ob gleich dieses meist zu Unzeit geschieht, so schadet es doch diesen Baume nicht, ja er treibt wegen seines häufigen Safts, und weiten Markes, nur desto stärker wieder aus.
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davon; besonders aber werden die Wurzeln und Masern, wegen ihrer buntgestammten Adern, und der Härte, zu allerhand eingelegten Arbeiten verwendet, auch verschiedene musikalische Instrumente aus diesem Holze verfertiget**).
Zur Feurung ist es ebenfalls hart genug; und an Dauer in der Erde, übertrift es alle uns bekannte Holzsorten. Ueberdieß aber hat dieser Baum die Art, daß, wann er abgehauen wird, seine Wurzel eine Menge Sprossen hervortreibt, die in einer Zeit von drey Jahren, wenigstens 10 Schuhe hoch werden. Man ziehet diese Bäume, entweder aus dem Saamen, oder aus Abschlößlingen der Wurzel; und wann ihre Stämme einen Zoll im Durchschnitte haben, sind sie am besten zu versetzen. Sie sind auch jung so steif, daß sie nicht einmal diue Pfähle nöthig haben.
Diesen so schönen und nutzbaren Baum, würde ich also empfehlen, um damit, sowohl die Landstrassen, als andere unbrauchbare Oerter zu bepflanzen. Und es ist gewiß zu bedauern, daß man ihn bisher so wenig angebauet hat, da er doch einen so beträchtlichen Nutzen abwirft; so schnell wächst, und in dem schlechtesten Boden so gut fortkommt. —
Es ist mir zwar nicht unbekannt, daß man wider die Bepflanzung der Wege und Strassen, eine menge Einwendungen zu machen pfleget, die jedoch sehr leicht widerleget, und vernichtet werden können. — Die Strassen sagt man, würden wegen des beständigen Schattens, den die Bäume machen, nicht so gut und bald austrocknen, als wann sie in der freyen Luft bleiben. — Doch, dieser Einwurf kann gar leicht gehoben werden, wenn man die Landstrassen, bey uns in Ungarn eben so, wie in Oestreich zurichtete, und ihnen einen harten, und dauerhaften Grund verschaffte. Man weiß, daß solche allezeit vor dem andern Erdreiche erhöhet, und auf beyden Seiten mit Gräben, in welche das Regenwasser abfließet, versehen sind. Hinter diesen Gräben würden die Bäume gar füglich gesetzet werden, und ohne dem mindesten Schaden stehen können.
Ein anderer Einwurf betrift den Schatten, welchen die Bäume auf die an dem Straßen liegende Aecker machen, und dadurch dem Wachsthume der Früchte nachtheilig werden sollen. — Dieses würde gelten, wann der Schatten immer an einem Orte
bliebe, da er aber, vermöge des Laufs der Erde um die Sonne, nicht
**) Ihre Rinde soll gegen das dreytägige Fieber eben so wirksam, wie die Peruanische seyn, nur, daß sie in stärkerem Gewichte genommen werden muß. Siehe hievon Heisters Dißert. Ac medicamentis germaniae indigenis.
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einmal eine ganze Stunde an einem Orte bleibet; so gehört dieser Einwurf unter die Vorurtheile, welche die gröbste Unwissenheit ausgehecket hat.
Ferner sollen auch die Wurzeln der Bäume, welche oft sehr weit fortschleichen, dem Wachsthume des Getraides nachtheilig seyn; da uns doch die Erfahrung lehret, daß die Seitenwurzeln der Bäume meist zween Schuhe tief liegen, und ihre Nahrung größtentheils aus der untern Erde ziehen, die Wurzel der Körner aber, mehr nicht, als zween Schuhe Erde nöthig haben. .
Auch das Vieh, sagt man, welches meist auf den Strassen getrieben wird, würde die Bäume abfressen, oder sonst beschädigen. Da die Bäume aber, wie ich oben gemeldet, über den Graben gesetzet werden müßten; so wäre es dem Vieh ohnehin unmöglich dazu zu gelangen. Ueberdieß aber mußten die Hirten auch besonders darauf Acht haben, daß durch ihre Heerde kein ähnlicher Schade geschähe.
Endlich glaubt man, würden die vielen Aufseher weit mehr kosten, als man von dem zu erzielenden Holze hoffen könnte. Aber die Kosten würden hier auch so groß nicht seyn: denn jedes Dorf oder jede Gemeinde hat ohnehin ihre Feldhüter, die zugleich auch die Aufsicht über diese Anstalten sehr leicht versehen könnten; und ein bestimmendes Pfandgeld, welches ihnen von denen, welche einen solchen Baum beschädigten, ausgemacht werden sollte, könnte ihren Fleiß und Aufmerksamkeit um ein merkliches vermehren. —
Ich wünsche daher, daß diese wenige Anmerkungen dem patriotischen Publikum zu weiterem Nachdenken dienen, und dasselbe reitzen mögen, mit diesem Vorschlage einige Versuche anzustellen: geschieht dieses, so bin ich versichert, daß sich der große Nutzen davon, zum Vergnügen des Landesherrn sowohl, als zum Vortheile meines Vaterlandes, nach wenigen Jahren, veroffenbaren und bewähren werde.
v. W.
In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.