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V. Jahrgang, XXII. Stück, den 31. May 1775.
I. Wissenschaften.
Ungarische Litteratur.
Der berühmte Herr D. Schwarz in Rinteln, der bey seinen häufigen gelehrten Arbeiten, doch noch immer einige Nebenstunden, der Geschichte seines geliebten Vaterlandes widmet, hat zu Ende des vergangen Jahres, eine lesenswürdige Schrift, durch den Druck bekannt gemacht. Hier ist der vollständige Titel derselben: D. Godofredi Schwarz, Recensio critica Epitomes Rerum Ungaricarum, auctore Petro Ranzano Siculo, cum triplici Appendice, insignium ad Memoriam diplomatum duorum, & criseos singularis editionis Epitomes Tyrnavio. Budensis, Prostat Lemgoviae, in Bibliopolio Meyeriano 1774. auf 72. Seiten, in Quarto.
Es enthält diese lesenswürdige Schrift so viel Schönes, und zum
Theil noch Unbekanntes aus der ungarischen Litteratur und Civilgeschichte, daß wir es uns zur Pflicht anrechnen anrechnen, dieselbe unsern Lesern, sonderlich dejenigen, die auf alles, was in die erbländische Litteratur einschlägt, aufmerksam sind, in einem körnigten Auszuge bekann zu machen.
Die kritische Recension Ranzans, von Seite 1. bis 21. bestehet aus vierzehen Paragraphen, und enthält eine vollständige Anzeige und Beurtheilung, seines historischen Werkchens. Nach dem Thurocz, heißt es, §. 1. ist Peter Ranzan, der nächste, unter den ältern ungarischen Geschichtschreibern, der seine Epitomen rerum Ungaricarun dem Könige Mathias Corvinus, an dessen Hofe er drey Jahre, als Gesandter, des damaligen Königes von Neapel, Ferdinans, gestanden, zugeschrieben hat. §. 2 Die Zeit wenn Ranzan, diesen Auszug der ungarischen Geschichte geschrieben, kann so genau nicht be-
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stimmet werden. So viel ist indessen gewiß, daß er solchen nach dem Jahre 1487. aber doch noch vor dem Jahre 1490. welches das Sterbejahr des Königs Mathias gewesen, folglich ohngefähr um das Jahr 1489. geschrieben habe.
§. 3. Die Quellen und Hilfsmittel, deren sich Ranzan, bey der Ausarbeitung seines Werkchenss bedient hat, sind die nämlichen alten ungarischen Chroniken, aus welchen Thurocz und Bonfinius, die ungarische Geschichte zusammengeschrieben haben. Sambucus behauptet dieses *), und die Zueignungsschrift Ranzans an den König Mathias Corvinus, setzt es außer allen Zweifel. Ranzan hat im übrigen diese alten Handschriften, so getreu ausgeschrieben, daß er alle diejenigen Irrthümer, ohne weiterer Untersuchung, in seine Epitomen, eingetragen, welche in dem Thurocz und Bonfinius stehen. Zum Beweiß dessen, führt Herr D. Schwarz, die sehr unrichtige und verworrene Chronologie an, Bela des IV. Stehphan des V. und seines Sohnes und Nachfolgers Ladislaus, welche alle drey Geschichtschreiber beybehalten haben; wodurch dann die Chronologie, aller nachfolgenden Könige, äußerst verwirrt, und verstimmelt worden ist.
*) In Epitomes Ranzani dedicatione ad Maximilianum, Regem tunc Bohemiae &c. pag. 200.
§. 4. Hieraus könnte man einwenden, ob nicht etwa Ranzan, nur den Thurocz ausgeschrieben habe. Der Herr Verfasser sagt: nein. Denn man findet vieles in der Chronik des Thurocz, welches Ranzan, auch nicht mit einem Worte berührt; dagegen erzählet Ranzan Begebenheiten, von welchen Thorocz nichts wußte. Außer dem fände man nicht wenige Erzählungen, darinnen sich beyde Geschichtschreiber, wiedersprächen; welches mit einem Beyspiel bewiesen wird.
In den 5. §. kommt Herr D. Schwarz auf den Inhalt, und die Einrichtung, des historischen Werks, unseres Ranzans. Es bestehet dasselbe aus 36. Abschnitten, welche es dem Ranzan, Indices, zu betiteln beliebte, dazu noch Sambucus sein Heraugeber drey Indices hinzugethan hat. Die zwey ersten Indices in der Epitome des Ranzanus, enthalten eine geographische Beschreibung, des Königreichs Ungarn, und des ganzen Donaustroms. Diese Beschreibung ist so seichte, fehlerhaft, und mit so wenig Fleiß abgefaßt, daß sie einen sehr geringen Werth verdient. Ranzan entschuldiget sich zwar, er hätte bey allem seinen Forschen, niemanden ausfündig machen können, der ihm alle Gespannschaften des Königreichs Ungarn, richtig und ordentlich angezeigt hätte. Ist dieses wohl möglich gewesen, da Ranzan, nicht in einem Winkel steckte; sondern in der großen Welt, am Hofe
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des Königes selbst lebte? Es sey dann, daß damals noch die Unwissenheit, den Fleiß des Historikers, ein Land und dessen Beschaffenheit richtig zu beschreiben, Verrätherey nannte. Dem Himmel sey Dank, daß ein so elendes Vorurtheil nun meist verschwommen ist!
§. 6. Die nachfolgenden historischen Abschnitte oder Indices, ob solche gleich Ranzan aus den nämlichen handschrifltichen Annalen zusammengetragen, welche Thurócz und Bonfin nutzte, sind dennoch, an vielen Stellen, richtiger und zuverläßiger als dieser beyden Geschichtschreiber. Ja er hat sorgfältiger, als jene, das offenbar fabelhafte, in der alten Geschichte vermieden: doch dieses nicht sowohl aus Scharfsinn, oder einer reifen Urtheilskraft; als vielmehr der von ihm beliebten Kürze wegen. Denn er hat auch seine eigene Fabeln; Fabeln, davon die andern nichts wissen. Es ist demnach das Urtheil, welches sein Herausgeber und Panegyrist Sambucus, von ihm gefället hat, zu übertrieben, wenn er in der Zueignungsschrift *), der Epitome des Ranzanus, davon rühmt: Daß darinne kein einziger historischer Umstand, von Wichtigkeit weggelassen worden ist; ingleichem, daß man aus seinen Erzählungen, alles
*) In Dedicatione ad Maximilianum. pag. 200. ex edit. Francofurt. an. 1600. in scriptoribus rerum Hungaricarum.
fehlerhafte und unrichtige in den Geschichtsbüchern des Bonfinius vollkommen berichtigen könnte. Herr D. Schwarz, zeigt in diesem und den 7ten Paragraph, daß Gegentheil, in verschiedenen erheblichen Beyspielen; und fällt sodann
§. 8. folgendes billige und gegründete Urtheil: Das einige Verdienst der Epitome des Ranzanus, ist die beliebte Kürze in seinen Erzählungen, und die bewunderungswerthe Leichtigkeit und Nettigkeit des lateinischen Stils dabey aber doch auch hin und her, Barbarismen vorkämen. Will daher jemand den Thurocz und Bonfin lesen, der kann die Lesung des Ranzans immerhin bleiben lassen. Wer hingegen nur aus dem Ranzan allein die ungarische Geschichte erlernen will, dem wird vieles unbekannt und dunkel bleiben, welches er aus dem Thurocz und Bonfin erlernet hätte. Indessen können dennoch einige unrichtige Lesarten, des Bonfins, aus unserm Ranzan verbessert werden; weil, bey den ersten Abschnitten des Werks, entweder einer den andern ausgeschrieben; oder, weil beide, die geographische Beschreibung, aus einer und eben derselben Quelle, hergenommen haben.
§. 9. Ranzan schließt seine historische Arbeit, mit der Erzählung, wie Mathias Corvinus, Oestreich, und desselben Hauptstadt Wien, unter seine Bothmäßigkeit gebracht hat: das ist mit dem Jahre 1485. Se???
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Herausgeber Sambucus, setzt dann die Geschichte fort, in dem von ihm beygefügten Anhange, bis zu den ersten Regierungsjahren Ferdiand des I. Die nämlichen Supplemente hat er auch, den Decaden des Bonfins fast mit eben den Worten, aber viel schwülstiger noch angehänget.
§. 10. und 11. werden die verschiedenen Ausgaben, der Eiptome unsers Ranzans angezeiget, im 12. §. aber, jede derselben, critisch beurtheilet. Die allererste hat Sambucus zu Wien, im Jahre 1558. in klein Folio, bey Raphael Hofhalter veranstaltet, unter dem Titel: Epitome rerum Ungaricarum, velut per Indices descripta, auctore Petro Ranzano, apud Matthiam Regem, triennium olim legato. Nunc primum edita, una cum Appendice quadam, opera Joannis Sambuci Tyrnaviensis Pan. Viennae Austriae excudebat Raphael Hofhalter, an. 1558.Diese Ausgabe ist voll grober und recht unverantwortlicher Fehler, daß sie vor allen Editionen des Ranzans, einen fleißigen und geschickten Verbesserer bedarf. Sambucus hat derselben einen doppelten Anhang hinzugethan; der erste: Narratio rerum ad Agriam, an, 1552. gestarum; der andere: Descriptio Obsidionis Zigethiensis ab Aly Eunucho an. 1556. susceptae. Keinen aus beyden, hat weder Jakob Bongars, noch auch der Herr von Schwandtner in die von ihnen veranstalteten Sammlungen der ungarischen Geschichtschreiber eingetra-
gen Beide aber sind den Decaden des Bonfins, der Baßler- und Frankfurter Ausgabe angehänget; und daraus in den Syndromum rerum Turcico-Panonicarum, eingetragen worden.
Die zweyte Edition des Ranzans, kam zu Tyrnau zum Vorschein, im Jahre 1579. in klein Oktav. Dem Herrn Doktor Schwarz, ist sie noch nicht zu Gesichte gekommen. Wir besitzen dieselbe, und wollen daher den ganzen Titel hersetzen: Epitome rerum Hungaricarum, velut per indices descripta, auctore Petro Ranzano, apud Matthiam Regem, olim Regis Neapolitani triennium legato. Impressum Ternaviae Elimatione & relectione Lucae Peechi Pannonii MDLXXIX. Pecchius hat seine Ausgabe, dem damaligen Fünfkircher Bischof Nicolao Telegdino dedicirt. Wir werden davon noch etwas sagen, bey dem dritten Anhange dieser Recension.
Die dritte befindet sich, in der Sammlung verschiedener ungarischer Geschichtschreiber, welche Jakob Bongarsius mit vielem Fleiß zu Frankfurt am Mayn, im Jahre 1600. in Folio, herausgegeben hat, von Seite 199., bis 268. Sie ist viel correcter, als die Wienerische des Sambucus, aber doch auch noch sehr fehlerhaft.
Die vierte ist, in der neuesten Wiener oder vielmehr Leipziger Sammlung, der Scriptorum rerum Hungaricarum Schwandtneri, Tom. I. von Seite 232. bis S. 412. abgedruckt worden. Auch diese ist nicht fehlerfrey, und so correct, als man es wünschte.
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Von der fünften oder allerneuesten Ofner Edition, wird im dritten Anhang gehandelt.
§. 13. Hat Herr D. Schwarz, die Zeugnisse des großen Lieterators, Gerhard Johann Voß, aus seinem Commentario de historicis latinis Lib. III. und des Bonfins, Rerum Ungaricarum Dec. IV. Lib. VIII. von unsern Ranzan angeführt; und endlich §. 14. diese Recension, mit einem kurzen Abriß des Lebens Ranzans beschlossen, welches in dem ersten Anhang umständlich beschrieben wird, davon wir in dem nächsten Blatte etwas sagen wollen.
II. Geschichte.
Fortsetzung des Versuchs, einer kurzen Geschichte der Buchdruckerey in dem Königreiche Ungarn.
[S. XXI. Stück dieses Jahrg. N. 1.]
Zu Bartfeld war die Buchdruckerey in jenen Gegenden, um diese Zeit, ohnstreitig im größten Flor, und die beyden Buchdrucker, die gleichsam im Wetteyfer arbeiteten, waren David Guttgesell und Jacob Klöß, wie wir meynen, der ältere. Der Typus bey beyden, und besonders bey Gutgeselln, ist im Deutschen
und Lateinischen, ja auch im Griechischen recht schön, wie die in unsern Händen sich befindende Werke, die aus diesen Pressen ans Licht gekommen sind, genugsam zeugen *). Daß zu Debrezin in der Biharer Gespannschaft, um das Jahr 1565. schon eine Buchdruckerey gewesen, wie Peter Bod in seinem bereits angeführten Werckchen behauptet, ist an sich richtig; aber der gute Mann irret sich, wenn er versichert, daß Raphael Hofhalter, der Buchdrucker dieser Zeit, an diesem Orte gewesen, und daselbst des Peter Melius, ungarische Uebersetzung des N. T. aus seinen Pressen ans Licht gestellt habe, wozu er sich, ohne Zweifel, durch das Datum Debrecini, in der Dedication verleiten lassen. Denn Raphael Hofhalter, wovon schon der Name selbst zum Beweis dienen kann, war
*) Mentonis Gogrevii D.Theol. & Past.Cassov. und hernach des Hans Rueber, k. k. Feldobristen in Oberungarn Hofpredigers, Buch: von der wesentlichen Gegenward des Leibes und des Blutes Christi im H.A. ec. kam zu Bartfeld bey Guttgesell im Jahre 1579. in 8vo heraus; und in dem Libello Posthumo Magnif. & Gen. Domini Gregorii Horvath Stansith, welchen M. Nic. Erhardi Rect. Gymn. Neerensis Anno 1597. zu Bartfeld durch ihn drucken lassen, heißet es unter andern: in praemissa Epistola ad Severinum Sculteti Past Bartph. & quinqueLib.Civ.Sen. von ihm, „rogoque integerrimum virum D. Davidem Guttgesell, typographum industrium, communem amicum nostrum conveniat &c. und ferner: „Neque vero difficilem D. Typographum futurum puto: ut qui ad promovendam gloriam Christi & discentium studia videtur esse natus.
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niemals ein Buchdrucker zu Debrezin, wohl aber, um diese Zeit ein berühmter Buchdrucker zu Wien, wie die unten angezeigte, von ihm abgedruckte Schrift, solches deutlich beweiset **); so daß hieraus mit Gewißheit zu ersehen, daß dieses Buch, wie manche andere zum Gebrauch dieser Nation, zwar von Raphael Hofhalter, aber nicht zu Debrezin, sondern zu Wien ohne geschehener Anzeige des eigentlichen Druckorts, an das Licht gestellet worden. Zu Debrezin war um diese Zeit Michael Töröck der Typograph, wie wir es aus einem von ihm abgedruckten Werckchen ersehen. Doch muß seine Einrichtung ziemlich schlecht gewesen seyn; weil die größeren Werke, wie wir gezeiget, theils zu Wien, theils aber auch zu Clausenburg in Siebenbürgen in der Heltaischen Buchdruckerey abgedrucket werdne müßen *).
**) Triumphus D. Ferdin. I. Rom. Imp. Invictiss. P. P. &c. Archigymnasii Vienensis nomine renunciatus &c. Viennae Auftriae exudebat Raphael Hofhalter. Anno M. DLVIII. in 4to. Man beliebe sich auch zu erinnern, was von diesem Raphael Hofhalter, zufälliger Weise auf der 172. S. dieses Blattes vorgekommen.
*) Caspar Heltai, ein Gelehrter und Typograph zugleich, ist bekannt. Czvittinger, Kaptinar, Bod geben von ihm und seinen Schriften Nachricht. Nach seinem Tode setzte seine Witwe die Buchdruckerey fort, und bey derselben ist unter andern, um diese Zeit auch des Petri Melii Past. Debrec. herbarium gedruckt worden .Im Jahre 1577. kam zu Debrezin des Georgii Gönci Past. Eccl. Debrec. Buch: de disciplina Ecclesiastica &c. & eodem anno auch des Thomae Felegyházi Past ejusdem
Nach der uns durch den Herrn von Kaschai aus Debrezin ertheilten Nachricht, ist eine der ältesten Buchdruckereyen daselbst, auch eine gewisse Karantschische gewesen, welche, nach der gemeinen Sage, an dem Orte, wo jetzt zum Theil die neue Reformierte Kirche stehet, soll gestanden seyn, und durch folgenden besondern Vorfall vernichtet worden ist. Als nämlich einsmals unter den Bürgern, welches in den damaligen unruhigen Zeiten nichts ungewöhnliches war, ein starker Tumult entstanden ist, so machte sich eine Parthey, um sich mit dem nöthigen Bley zur Attaque der Gegenparthey zu versehen, an diese Buchdruckerey des Karanschi, lud das Gewehr mit den Lettern, schoß auf die Gegenparthey wacker los, und brachte sie durch die Kraft dieses gelehrten Geschößes glücklich zum Weichen. Ein gewisser uralter Greiß von hundert und drey Jahren, mit Namen Paul Horog, welcher etwa vor zehen Jahren verstorben wuste den Herrn von Kaschay *), von
Eccl. N. T. hungaricum in 4 o heraus: mehrerer Schriften nicht zu gedenken. De Petro Melio & reliquis vid. Czvitt. & Petri Bod a Szent Bibl. Histor p 142.
*) Herrn Samuel von Kaschai, ein berühmter Apotheker in der Stadt Debrezin, ist von eben so guter Geburth, als schöner Gelehrsamkeit und besondern Verdiensten. Seine kostbare Sammlung von den ältesten und raresten Büchern, wird in dem Vaterlande wenige ihres gleichen haben: seiner schönen Sammlung den Nummis, Gemmis, Statuis und andern solchen antiquen Sachen, nicht zu gedenken. Unter den, für das Vaterland besonders gehörigen Manuscripten,
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diesem merkwürdigen bürgerlichen Scharmützel, der zwischen denen Gärten bey Boldogfalva am blutigsten gewesen seyn soll, aus den Nachrichten seiner Vorfahren, noch verschiedene Anekdoten zu erzählen; und als vor einigen Jahren, in oben gedachter Kirche, ein Pfeiler, auf welchem das Gewölbe ruhet, etwas zu wanken angefangen, und man dahero das Fundament zu untersuchen genöthiget worden, fand man noch einige Ueberbleibsel von dieser Buchdruckerey; so daß Herr Kaschai selbst einige Lettern davon zum Andenken aufgehoben. Uebringens war das Schicksal, welches dieses Karantschische Buchdruckery erzählter massen betroffen, nach ihrer Beschaffenheit, für sie nicht zu hart: denn der Typus soll so schlecht gewesen seyn, daß noch jetzt in Debrezin eine schlechte und unsaubere Schrift, Spott- und Sprichwortsweise, eine Karantschische Schrift oder Typus genannt wird. Zu Wischol, ungrisch Visoly in der Abauivarer Gespannschaft, einem etwa zwo Meilen hinter Kaschau, gelegen Tallya zu, gelegenem Dorfe ist im Jahre 1590. die große ungarische Bibel des bekannten Kaspar Karoli,
besitzt er besonders eine vortrefliche ungrische Uebersetzung, von der Aeneis der Vergilius, die durch die Förderung eines würdigen Patrioten, den Druck meritierte. Der Autor, wie die Anfangsbuchstaben, der seiner Vorrede angehängten ungarischen Verse zeigen, ist Stephanus Gyarfasch, oder Gyarfas Istvan, den bisher noch niemand genennet hat, wovon wir eine andermal handeln wollen.
in zwey Foliobänden, aus seiner daselbst angelegten Buchdruckerey an das Licht getretten **). Dieses mag in Ansehung des XVI. Jahrnunderts genug bey diesem kleinen Versuche seyn.
[Die Fortsetzung in Absicht auf das XVII. Jahrhundert wird folgen.]
III. Vermischte Nachrichten.
Von den verschiedenen Namen und Benennungen der Zigeuner überhaupt.
Es hat dieses Volk, in Ländern, wo dasselbe herumgestrichen, und von den Nationen, bey denen es sich lange oder kurz aufgehalten, mancherley und zuweilen von einander ganz unterschiedene Namen erhalten; je, nachdem dieser oder jener Umstand dazu Gelegenheit an die Hand gegeben. In Frankreich nannte man sie unter andern , Bohemiens oder Böhmen *) muth-
**) Kaspar Karoli, war Pastor zu Gönz im Abaujvarer Komitat, welcher Ort nicht weit von Wischol liegt. Mehrere Nachrichten von ihm kann man beym Czwittinger lesen.
*) Jac. Tollii Ep. Itiner edit. Henninianae anni 1714. Epist V. pag. 20. Hic (Pesthini) ego plurimos vidi, quos Germani vocant Zigeuner, Galli Aegyptiens aut Bohemiens, Batavi Gcrmanique inferiores appellant Heidens Conf. Vulcan um Burgense in libro de litcris & linqua Getar.
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maßlich aus dieser Ursache; weil sie aus Böhmen die erste Nachricht von ihnen bekommen, oder wie einige, wie wohl sehr irrig dafürhalten, daß die Sprache der Böhmen und Zigeuner fast einerely wäre. Bey den Holländern und in Niedersachsen heißen sie Heyden; anderer Orten Taten oder Tartarn, Saracenen oder auch verdorben Zagareni, und am meisten Egypitier, als wofür sie sich allenthalben selbst ausgegeben hatten. In Siebenbürgen nennet man fie Faroner
*) oder eigentlich Pharaoner, wovon sie den Namen auch in Ungarn lange Zeit führeten, nicht allein in öffentlichen Schriften **), sondern auch im gemeinen Sprachgebrauch Pharao népek, oder auch Pharao-nemzetség genannt wurden; ohnfehlbar
**) Toppelt. origines & occasus Transyvanorum pag. 54. & 55. Daci Transylvani ipsos (Scib. Cingaros) vocamus d'Faroner, id. est, Pharaones.
***) Wir werden in der Folge Gelegenheit haben, einen Freybrief anzuführen, den ein gewisser Zigeuner Thomas Bolgar, von dem König Uladislaus, im Jahre 1496. erhalten, und darinnen er Wajvoda Pharaonum, und sein Gefolg Pharaones genennet werden. Mart. Kelpius schreibet in Natalibus Saxonum Transilv. Cap. II. §. 14. Not. c) Vulgo dicuntur Pharaones Hung. Pharao népek, id est populi Pharaonis, habenturque Aegyptii.
daher, weil sie sich für Nachkömmlinge oder wenigstens für Unterthanen der ehemaligen Könige Pharao in Egypten, ausgegeben hatten, und für solche angesehen seyn wollten. Bey einigen gelehrten, die dieses Ziegeunergeschlecht aus dem Königreiche Nubien herholten, heißen sie Nubianer
**) und bey denen neuen Griechen , wenn anders das Zeugniß einiger Schriftsteller *) richtig ist, Attingani, oder Attigani.
(Die Fortsetzung folgt.)
****) Kelpius in Natal. Saxonum Transilv. 1. c. Vulcanio vocantur Nubiani. Dieser Bontventura Vulcanius, war ein gelehrter Niederländer und 1578. zu Leyden Professor der griechischen Sprache. In seinem Buche, de linqua Getica seu Gonca, schreibt er: Nubiani, inferioris Aegypti partibus contermini, sub Patriarcha Alexandrino sacra lingua Elkupti celebrunt. — Ante hos centum & sexaginta plus minus annos a Sultano Aegypti sedibus suis pursi, Palaestinam, Syriam & Asiam minorem mendicorum specie pervagantes, trajecto Hellesponto Thraciam, & Circum - Danubianas regioncs incredibili multitudine inundarunt, Itali Cingaros vocant, Galli Bohemos, quod indidem ex Bohemia, prima illorum esset notitia. Item Aegyptos, quod Nubiam, etiam ipsi Nubiani minorem Aegyptum vocant.
*) Peucer. c. VII. de divinat p. m. 322. Phil. Lonicerus promtuar. Hondorf p. m. 84.