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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 1, Text 12 (S. 107-114)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Numismatik
(P107)
12. Uiber die in den ungrischen Münzen vorkommenden Buchstaben.
Die Buchstaben K und B, welche auf den ungrischen Münzen, besonders aber auf den Dukaten vorkommen , sollen, nach der gemeinen Meynung die Stadt in welcher sie gepräget worden, bezeichnen, so, daß K die Bergstadt
Kremnitz, B aber, das ungrische Wort Bánya, welches eine Aerzgrube bedeutet, anzeigen soll. Es wird daher immer der Mühe wehrt seyn, diese Meynung, welche aus einer alten, nicht recht verstandenen Gewohnheit herrühret, den Liebhabern der ungrischen Münzwissenschaft zu gefallen, hier etwas genauer zu prüfen.
Gewiß ist es, daß auf den Münzen der ungrischen Könige
Karl Roberts, und
Ludwigs des Ersten, — denn auf ältern ist es außer allem Zweifel,*— diese
*Die ältesten Münzen der ungrischen Könige, haben nebst dem Orte, wo sie geschlagen worden, auch meist die Worte Pannonea, (P108) Buchstaben stehen, so bezeichnen sie den Namen des Königs, als: B, Bela, L, Ladislaus, u.s.f. Welches die ungarische Münzkenntniß überaus beschwerlich macht ; indem, da mehrere Könige einerley Taufnamen hatten, man dabey aus dem ungeformten, und rohen Gepräge schließen muß, welches allezeit ein sicheres Kennzeichen des Alterthums ist.
(P108)
Buchstaben nicht gefunden werden. Nicht minder gewiß ist es auch, daß diese beyden Buchstaben zuerst auf die Münzen
Ludwigs des Zweyten, und
Ferdinands des Ersten gepräget worden.
Und, diesen Gebrauch hat man auf allen Münzen unserer Könige aus dem österreichischen Hause, einige wenige ausgenommen, bis auf unsere Zeiten beybehalten. Einem andern Gebrauche, der, wie ich vermuhte, unter dem
Könige Siegmund entstanden, sind auch die folgenden Könige, oder vielmehr die Kammergrafen gefolget, ohne jedoch in dem zweyten Buchstaben, der dem K, N, und H nachgesetzt worden, übereinzustimmen. Ich will aus dem
Jakob von Mellen, zur Unterstützung meiner Meynung, einige Beyspiele anführen.
Auf den goldnen Münzen des
Königes Siegmund stehen die Buchstaben V K, und dergl. aber statt dem letztern niemals ein B. Auf
Albrechts Geldstücken, findet man K, L, auch zuweilen H; demselben gegen über aber entweder ein Lamm, oder die Lettern K und P; auf denen des Statthalters
Johann von Hunyad N, und an dem Orte des zweyten Buchstaben einen Schild, mit zwey gestürzten Hufeisen. Auf den Stücken, welche
Wladislaw der Erste prägen lassen, stehet H und G, zuweilen N, und gegenüber ein Stern; und auf denen von
Ladislaus des Fünften, (Posthumus) K und G, auch öfter N, mit einer Lilienförmigen Krone, und einer Rose.
Die Münzen aber des
Mathias Korwins deren bekanntlich sehr viele geschlagen worden, sind fast alle voneinander unterschieden. Denn es giebt einige, die ein H mit einem Rade; andere die eben diesen Buchstaben mit
(P109)
einem Kreutze; noch andere ein N mit zween Hammern; oder K nebst einem abgetheilten Schilde, in dessen oberem Theile ein Löw, im unter aber ein Stern zu sehen ist; und noch andere, die den Buchstaben N mit drey Muscheln; endlich einige die K und P, welchem letztern eine Rose beygefüget ist, vorstellen. Eben so verschieden sind auch die Münzen des
Königes Wladislaw des Zweyten, indem man einige mit dem Buchstaben N, und einem demselben gegenüber stehenden Einhorn, andere mit N, und A G, oder K, und A H; und wieder andere mit H und A findet. Die vom Könige
Ludwig den Zweyten haben K und G, auch N und A T; des
Johann von Sapolya seine H und T, vor welchem letztern, ein umgekehrtes G. stehet.
Johann Siegmund, der Sohn des Sapolya hat auf seinen Münzen statt der Buchstaben, zwey übers Kreutz gelegte Schwerter, welche das Wappen der Siebenbürgischen Stadt
Hermanstadt ausmachen. — Endlich stehen auf den Münzen des Königes
Ferdinand des Ersten durchgehends die Lettern K und B, welche hernach bey allen zu
Kremnitz ausgeprägten Münzen beybehalten worden. Ein gleiches gilt auch von den zu
Nagy-Bánya geschlagenen, die seitdem immer N und B beybehalten haben. — Es findet sich jedoch eine Münze mit den Buchstaben B und C.*— Der letztere Fehler hat aus dem ersteren seinen Ursprung. Denn, wie man immer geglaubt hat, daß durch K und B die Kremnitzer Gruben, also setzte man auch außer Zweifel, daß die zu Nagy-Bánya durch N und B bezeichnet wurden. —
Der Gebrauch, die Buchstaben K und B auf die Münzen zu setzen, hat seinen Anfang unter der Regierung des Königs Ferdinand des Ersten genommen; aber nie die Aerzgrube, sondern allzeit den Namen des Kam-
*Nach den Riedmiller würden diese Buchstaben ganz richtig die Bergstadt Kremnitz bedeuten.
(P110)
mergrafen angedeutet, welche Würde damals
Bernhard Böheim bekleidete. Und daher bezeichnet der Buchstab K auf den Münzen dieses Königes, sowohl als auf denen
Ludwigs des Zweyten die Stadt
Kremnitz, B aber den Kammergrafen Bernhard Böheim. Man muß also wohl merken, daß, wie der erste Buchstabe K die Bergstadt Kremnitz, also auch der andere gegenüber stehende, allezeit den Kammergrafen angedeutet. — So kommen in den Münzen Wladislaw des Zweyten die Buchstaben K und H vor, wovon der letztere den Kammergrafen
Hanns Thurso bezeichnet.* Auf andern Münzen findet man K G, von welchen G den
Georg Thurso; und wieder auf andern K A, wo der letztere Buchstab, den
Alexius Thurso anzeiget. Ein ähnliches Beyspiel findet sich bey einigen in
Nagy-Bánya geschlagenen Münzen. Eine davon hat die Buchstaben N H, die andere aber N A. Der erstere Buchstabe bedeutet auf beyden die Stadt Nagy-Bánya; H aber, wie schon gemeldet, Hansen, und A den Alexius Thurso. — Zuweilen ward nicht nur der Anfangsbuchstabe des Taufnamens, sondern auch des Geschlechtnamens der Kammergrafen auf die Münzen gesetzt, davon wir ein Beyspiel auf einer Münze Ludwigs des Zweyten haben, wo dem N (Nagy-Bánya) gegen über A T stehet, und Alexius Thurso bedeutet. Eine ähnliche Bewandniß scheinet es auch mit einer Münze
Königs Siegmund zu haben, deren Buchstaben ich oben erwähnet, nämlich V K, wovon der erste Uj-Bánya,** oder Nagy-Bánya bedeutet, der andere aber den Tauf- und Zunamen des Kammergrafen ausdrücken. —
Nicht selten wurden auch zween Kammergrafen durch die Anfangsbuchstaben ihrer Namen auf die Münzen ge-
*Denn dazumal waren in den ungrischen Münzen lauter Deutsche, indem die Ungern diese Kunst entweder nicht verstunden, oder sie zu gering schätzten, sich mit ihr abzugeben.
**Ehedem bediente man sich beyder Benennunzen dieses Orts.
(P111)
setzet, wie solches zwey Geldstücke Königs Wladislaw des Zweyten beweisen, auf deren einem N und A G, auf dem andern aber K und A H stehet. Die Buchstaben des ersten bedeuten
Nagy-Bánya, Alexius, und Georg;die des zweyten aber
Kremnitz, Hanns, und Alexius, alle aus dem Geschlechte der Thurso.
Und auf diese Art haben die letztern über qwerstehenden Buchstaben auf den Münzen, allezeit den Namen der Kammergrafen, aber nie die Aerzgrube (Bánya) bedeutet. Wo sich aber keine solche Anfangsbuchstaben der Kammergrafen befinden, dort stehen immer an ihrer Stelle, entweder ihre eigenen, oder die Wappen derjenigen Städte, in welchen die Münzen geschlagen worden; wie solches in den Münzen des Johann von Hunyád durch die Hufeisen, in denen des
Königs Albrechts durch das Lamm, des Königs Wladislaw des Ersten durch den Löwen und Stern, die drey Muscheln, zween Hämmer, und das Wagenrad; und in Königs Wladislaw des Zweyten, durch das Einhorn ausgedrückt worden.
Das Nämliche bemerket man auch bey den Siebenbürgischen Münzen, die durch den Pempflinger geschlagen worden. In diesen stehet der Buchstab H, welcher Hermanstadt, diesem aber gegenüber ein Wappen, welches entweder das Geschlechtswappen der
Pempflinger, oder der Stadt seyn muß. — Warum aber auf den Münzen
Siegmunds und dessen Gemahlinn
Maria, diese Wappen seltener, desto öfter aber auf des Königs Mathias Korwins seinen sich finden lassen, scheint dieses die Ursache zu seyn, weil zu den Zeiten dieses Königes, und nachher die Adelsbriefe sich in unserem Vaterlande um ein Merkliches vermehret haben. Und daher ist es auch unfehlbar entstanden, daß die Kammergrafen, wenn sie von den Königen geadelt worden, ihr Wappen aus Eitelket und Ruhmbegierde, anstatt ihrer Namensbuchstaben auf die Münzen setzen lassen. —
(P112)
Ich kehre zu den Buchstaben K und L zurück, welche wie ich oben gesagt habe, unter der Regierung Königs Ferdinand des Ersten ihren Anfang auf den Münzen genommen haben, und deren letzterer nicht das Wort Bánya, sondern den Namen des damaligen Kammergrafen
Bernhard Böheim bedeutet. Dieser Gebrauch hat unter besagtem Könige so lang als der König lebte, gedauert; nach dessen Tode aber sind zu
Kremnitz keine Kammergrafen mehr, sondern nur Verwalter gewesen, die, da sie der alten Gewohnheiten und des Münzwesens völlig unkundig waren, die schon gewöhnlichen Buchstaben K und B auf die Münzen schlagen lassen. Und daher sind auch in den folgenden Zeiten dieselben immer beybehalten worden, besonders, da manl von dem K versichert war, daß es die Bergstadt Kremnitz bedeute; das B aber hat man aus Unwissenheit für Bánya erkläret. Dieser Fehler ist nun ebenfalls bey denen in
Nagy-Bánya ausgemünzten Stücken, wie ich schon erinnert habe, eingeschlichen, und hat bis gegen das Jahr 1580 gedauert, um welche Zeit
Wolfgang Roll die Würde eines Kammergrafen wieder erhielt, und nach dem alten Gebrauche neben dem K, den Anfangsbuchstaben seines Namens W nohtwendig hätte sollen setzen lassen. Aber auch dieser, der sein Recht nicht kannte, setzte ebenfalls den eingeschlichenen Fehler fort, der bis auf unsere Zeiten fortdauert, so, daß nun auf unseren Münzen die Buchstaben K B und N B allzeit vorkommen, und aus einer ganz andern Ursache, als man sie beyzusetzen angefangen hat, gebraucht werden.
In diesen Muhtmassungen hat mich
Riedmiller bestärket, da er in der Fortsetzung der Thurnschwammischen Denkwürdigkeiten hievon also schreibt: „Die zween Buchstaben, so man auf die Silber- und Goldmünze in Ungarn schlaget, bedeutet, in welcher Kammer die geschlagen ist worden, und bey welches Kammergrafen Zeiten. Also auf der Kremnitz, da der Herr
Thur-
(P113)
so die Müntz angenommen, hat man auf einer Seiten K geschlagen, und auf der andern Seiten H, bedeutet
Kremnitz und Hannß. Nach ihm hat man auf die Münz geschlagen K und A, bedeutet Kremnitz, und
Alexius Thurso; und bey seinen Zeiten hat die Königinn Maria die Kammer Kremnitz wiederum eingezogen, und ist
Bernhard Böheim Kammergraf gewest; da hat man auf die Münze geschlagen K und B, bedeutet Kremnitz, und Bernhard Böheim. Darnach ist kein rechter Kammergraf gewest, sondern allein ein Verwalter, unter andern
Thobrowitzka,
Balthasar, und
Himmelreich, die haben alles lassen bleiben. Aber jetzund mag man billig schlagen K und W, das ist, Kremnitz, und
Wolf Roll.“
„In der ungarischen Neustadt hat man auf die Münz geschlagen, weil der Thurso allda Kammergraf gewesen, N und H, bedeutet Neustadt und Hannß Thurso. Und ich habe in der ungrischen Neustadt* gemünzt Gold und Silber, und darauf lassen schlagen N und A, das ist Neustadt, und Alexius Thurso.“
„In der Herrmanstadt in Siebenbürgen hat man geschlagen auf die Gulden, H, und des Kammergrafen Wappen, und nach ihm hat man auch ein H, das ist Herrmanstadt, und des
Pempflinger Wappen ein klein Schildlein; und also hinter sich findet man auf den alten Gulden, jeder Stadt, und des Kammergrafen Namen. Ist ein groß Uebersehen, daß man auf der Kremnitz noch das B schlagt auf die Münze; so doch Bernhard Böheim nicht mehr am Leben ist, oder Kammergraf. Und wenn man die Kaiserliche oder Königliche Majestät, oder die Obristkammergrafen Herrn soll derowegen berichten, wird das B auf der Münz abgeschaft werden. Daß aber jetziger Zeit das 1580 Jahr auf die ungrische Münz B und C geschlagen, wird meines
Riedmiller Erachten nach
*Oder Nagy-Bánya, denn wie ich schon oben bewiesen habe, hat man diese Stadt ehedem sowohl Nagy- als Uj-Bánya genennt.
(P114)
verstanden, mit B Bergstadt, mit C Kremnitz, oder Kammer Cremnitz." —
Und dieses ist alles, was ich von den Buchstaben auf den ungrischen Münzen mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen können. Es wäre zu wünschen, daß wir aus den Zeiten des
Königes Siegmund, und andrer ungrischen Könige, auch einen
Thurnschwamm oder
Riedmiller hätten, aus welchen wir die Buchstaben auf den ältern Münzen gleichfalls erklären könnten; welches zur Beleuchtung der Münzwissenschaft von nicht geringem Nutzen seyn würde.
W —