Blättern:
< zum Text 40 –
zum Text 42 >
ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 4, Text 41 (S. 481-484)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor: eventuell
Huszty, Zacharias Gottlieb
Zuordnung: Medizin, Kuriosa
(481)
41. Ankündigung. Versuch einer medicinischen Abhandlung von Narrheiten.
An den- oder die Herren Herausgeber des ungrischen Magazins.
Mein- oder meine Herren!
In einem Magazine muss Platz genug seyn! muss alles gut und sicher gehalten seyn!- So möch-
(482)
ten Sie dann dieser Abhandlung da ihr Plätzchen auch anweisen!
Dem Verleger wird sie nicht zu Schaden seyn! Denn gewiß ist es der aufrichtige Wunsch des Verfassers, daß man sein Magazin von
Steepeland bis auf
Spiringsbaye liest, daß er dreyßig Auflagen macht, und daß da die Leute noch todt sich drum schlagen, wie um's liebe Brod in einer Hauptstadt, wo Hungersnoht ist! -
Ihnen meine Herren - nicht ein Bißchen Mühe oder Verdruß kann sie Ihnen verursachen! Der Verfaßer ist ein stiller, frommer, lieber Mann, - wenn ichs doch schon selber sagen muß, da hinausgeworfen in eine Ecke, weit aus der Metropolis; und ein Mann wie niemals einer im
Catalogo librorum prohibitorum steht; - das heißt, ein Arzt - und so seine Schrift!
Der Welt hingegen, meine
Hochzuverehrende Herren, muß es ein wichtiger Dienst werden! - Der Litteratur unseres braven Vaterlands? Dem Magazine, dieser armen guten Anfängerinn? - "Das können wir nicht wissen"! - Aber eine medicinische Abhandlung von Narrheiten kann nicht anders als gemein brauchbar seyn! Denn, was haben auch die meisten Leute viel von Münzen, und Innschriften, und Geschichte - alte oder neue, Natur- oder Philosophische Geschichte, und solchen Zeugs!
Sie werden mir vorwerfen:
Non nihi si linguae centrum sint, oraque centrum,
Ferrea vox, omnes fatuorum evolvere formas,
Omnia stultitiae percurrere nomina possim!*
Aber lassen Sie nur mich machen! - Oeconomico-Systematicum, wie unser Sekulum ist, ist schon für alles gesorgt! Der kleinste Narr soll uns nicht ent-
*Erasmus Rotterodamus. Und heißt nach einer freyen Uibersetzung:
Wer wird die Narren alle zählen!
Ihr sind so viel wie Sand am Meer.
(483)
gehen! Ich habe Systeme -
Morologische - wenigstens dreyßig, wie die Herren
Linnés auf Schnecken und Pflanzen; und Affinitätstabellen der Narrheiten untereinander, nach allerhand Fuß, - unter welchen allen wir alsdann seiner Zelt die beßten heraussuchen wollen! Kurz, es muß an nichts fehlen, - ausgenommen was der Verfasser selbst nicht weis; und was seine Bücher ihm Nicht zu sagen wissen, wenn er nachschlägt; und etwan wenn ihm selbst hier und da, - denn wahrhaftig, matt hat sich in Acht zu nehmen, wenn man einmal den Narrheiten allen so nahe ist.
Das Publikum - das theure, liebe, Hoch und tiefzuverehrende Publikum - müßen Sie meine Herren schon ein wenig die Güte haben zu benachrichtigen: was für erschreckliche Mühe und Arbeit, und Kummer und schlaflose Nächte, dem Verfasser diese Abhandlung gekostet hat; wie er dieses Fach in seiner langen, bereits sechsjährigen, ohne Ruhm gesagt, gar nicht häufigen Praxis, vorzüglich zu studieren Gelegenheit gehabt; und wie er sich endlich - alles aus Menschenliebe, und besonderer Hochachtung gegen Ein Hoch und tiefzuverehrendes Publikum - und so weiter!
Meine Herren Kollegen, - wegen des Verrahts ans dem Heiligthume Frauen Hygienens - und wegen mancherley schönen Sachen, die etwan denen Herren zu sagen, da auch vorkommen möchten - ec. - da werde ich schon selbst immer in persona kommen, in der anbetenden Stellung eines jungen Praktikers, vor der erfahrungsvollen Perücke des Herrn Seniors, - oder, wenn das nicht tief genug ist, in erbarmungswürdiger Positur einer nach einem Physikate lechzenden, vor dem gnädigen Blicke des Herrn
Archiater oder
Präses, - oder dergleichen.
(484)
Noch einmal, meine Herren! und nun gewiß kurz: Sie geben meiner Abhandlung ein Plätzchen im Magazine, und sie ist zu Ihrem Befehle!
Ich bin – –
Sollte wohl eine solche Abhandlung nicht den meisten Lesern des Ungrischen Magazins ganz willkommen seyn? Ich glaube es gewiß, und ersuche daher den unbekannten Verfasser, sie bald einzusenden, damit solche dem zweyten Bands dieses Magazins einverleibet werden könne.
Der Herausgeber.