Blättern:
< zum Text 15 –
zum Text 17 >
ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 2, Text 16, (S. 243-253)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1782
Autor: o. N. (eventuell
Conrad Dominik Bartsch oder
Daniel Cornides)
Zuordnung: Medizin
(p243)
16. Beobachtungen bey dem Gesundbrunne zu Füred, in der Salader Gespanschaft.
Von je her waren die Meynungen von dem Füreder Sauerbrunnen getheilt. Viele verachteten ihn, da hingegen andere ihn sehr anpriesen, und wieder andere bald gar als ein Universalmittel* ausposaunet haben.
* Die Hindernisse zu einem erwünschten Fortgange der meisten Entdeckungen in der Arzneykunst sind dazumal immer am mächtigsten, wenn man mit den entdeckten Arzneymitteln sogleich alle Krankheiten heilen will. Aerzte selbst geben dazu Gelegenheit, und an allen Medicamentalvernünftlern haben sie getreue Nachfolger. Es erhärtet dabey das Vorurtheil gegen mystische Kurarten, so , daß man ganz fanatisch in Natur und Krankheit wütet, ohne zu wissen, was beyde ertragen können. Wenn ich die ganze Materia medica durchwandere, so finde ich wenig Objekte mehr, welche nicht zur Schande der menschlichen Vernunft Paracelsisch philosophiret geworden wären; und bald hätte der Füreder Sauerbrunn das nämliche Schicksal erfahren. Wenig — welches wir aber alle nicht wissen, was es seyn konnte — fehlte nur noch , so war er fertig der Liquor Solis nativus Pannonicus. Schon kündigte man der lieben Vernunft in der Arzneykunst heimlich ihren Untergang an. Es wurden Kranke von allen Klassen der Nosologie, aber ohne unterscheidender Erkenntniß, in welche sie eigentlich gehören, zur Qwelle geschicket, und mancher wässertee da seinen Kranken auf gut Glück, ohne daß er mit den
(p244)
Sehr viele, welche die Brunnenkur bey der Qwelle selbst vollbrachten, sind von schon veralteten Krankheiten befreyet zurückgekehret; aber kaum haben diejenigen die geringste Wirkung davon erfahren können, welche sichs auch in den beßten Gefäßen zuführen ließen. Dieß machte mich so verlegen, daß ich meinen Kranken zu rahten nicht im Stande war; ich wußte nicht wie viel und mit welcher Vorsicht ich es ihnen verordnen sollte. Der beßte Raht für mich war, den Brunnen selbst zu besuchen, selbst beobachtend das Wasser zu trinken, und alles was ich an meinem gesunden Körper sowohl, als auch an kranken anderer, während meines dreyzehntägigen dortigen Aufenthalts bemerkte, fleißig aufzuzeichnen. Damit man aber die Eigenschaften der Qwelle, und die dortige gesunde Luft nach der Beschaffenheit der Gegend besser kennen lerne, will ich vorher den Blattensee selbst, und die eigentliche Natur des nahen Bodens kurz berühren.
Der
Bestandtheilen des Wassers und ihrer Verträglichkeit mit dem menschlichen Körper bekannt war. Freylich haben wir auch Aerzte, denen alle diese, und noch andere gute Sachen wohl bekannt sind, viele Kranke aber haben eine Krankheit der Seele — alles das, was sie gerade nicht wissen, besser wissen zu wollen — mir ihrer körperlichen verwickelt, und alle die guten Sachen des Arztes bleiben unbenutzt. Klagen über mißlungene Erwartungen, konnten nun nicht mehr ausbleiben; sie sollen sie aber nicht verdrängen die wahren Vorzüge dieses Gesundbrunnens, zu deren Rettung es immer noch Männer giebt, denen es am Gewirkte nicht fehlet. Den jüngsten Beweis davon habe ich der Wiener lateinischen Zeitung - Ephemerides Vindobonenses - zu danken. Es ist dieser die N. 85., 87. und 89. des letztern Jahrganges auf gewisse Erfahrung und chymischmedizinische Gründe gebaute Bekanntmachung der sichern Wirkungen dieses Gesundbrunnens. Man zog sie aus einem Briefe des Verfassers. Der Stof war immer wichtig genug, um ihn in einem Zeitungsblatte nicht hingeworfen zu lassen, und um ihn nicht auch in den Händen deutscher Leser zu wissen. Und da ich den Herrn Verfasser, welcher der ausübenden Arzneykunst schon lange in Tyrnau Ehre machet, von Seiten der ausgebreitetsten Kenntnisse in diesem Fache kenne; so trage ich desto weniger Bedenken , auch unserem Magazine so was Wichtiges nicht zu entziehen. D. M.
(p245)
Der Gesundbrunnen befindet sich zwischen einem offenem Rasenfelde, und gehöret zu dem Dorfe Füred. In einer Entfernung von dreyßig Klaftern gegen Mittag zu, sind schon die leichten Krümmungen der Ufer des
Blattensees; gegen Morgen und Abend entdecket man Abwechslungen in der Gegend; zum Theil erhabene Aecker und Weingärten , zum Theile Felsen- und auch hin und wieder Waldgebirge.
Des Sees Länge beträgt zwölf, und die größte Breite vier Meilen. Die Tiefe erträgt an den meisten Orten bis sechs Klafter. Das Ganze hier ist herrlich im Anblicke, und fordert jeden Beobachter zur Untersuchung und Bewunderung der Größe und Güte der Natur auf. Der Salafluß * und verschiedene Bäche führen dem See immer Wasser zu, welches bey dem
Dorfe
Fock einen Abfluß hat. Es ist unterdessen sehr unwahrscheinlich, daß zur Erhaltung des ganzen Sees ausser diesem Zuflusse kein anderer sey. Es muß immer sonst irgend woher Wasser zuqwillen, daß solcher an seinem grossen Umfange nichts verliere. Man weis es durch wiederholte Beobachtungen, daß des Sees Oberfläche, auch zur Zeit der Windstille, in beständiger Bewegung, und daß diese jeden dritten Tag, besonders zur Abendzeit, gegen die Ufer gerichtet sey, daß das Wasser öfters die Farbe des Meerwassers bekömmt, und dabey so heftig tobet und brauset, daß sich die Zuschauer dadurch entsetzen, und die Schiffer grosse Gefahr laufen. Daraus läßt sichs erklären, daß im Grunde des Sees eine Menge Wasser, und mit diesem nicht weniger sich entwickelnde fixe Luft hervorbrechen müße, welche vereinigt, auch bey stillen und heiteren Tagen mit Gewalt und einem erschrecklichen Getöse - welches die Einwohner Brüllen heißen — aufwärts
(p246)
und gegen die Ufer forcirt werden.* Diese beständige Bewegung, und das wiederhotte Herumtummeln der unterirdische Zufluß, und dann der Abfluß bey Fock erhalten das Wasser des Sees so frisch, daß man auch zwischen dem Rohre keinen Gestank empfindet. Ein großer Beweis, wie wenig dieses Wasser zum Verderben geneigt sey. Und dieß ist die Ursache, daß auch die Fische, welche der See in großer Menge enthält, ein festeres Fleisch haben, und schmackhafter sind, als die, welche in der Donau und andern Flüßen gefangen werden. Der vornehmste darunter ist, den die Einwohner
Fogasch ** nennen. Er hat mit dem Barsch viele Ähnlichkeit; ist von besonderer und guter Struktur, und weniger, als andere der Faulniß unterworfen. Am mittagigen Ufer findet man Eisensand, welchen die Wellen ausgeschlemmt haben, in grosser Menge. Der Magnet zieht ihn geschwind und stark an sich. Diejenigen, welche sich in diesem See baden, fühlen an ihrem Körper eine zusammenziehende Kraft, und den Pferden werden die Hufe nach wiederholtem Bade brüchig, und wenn man sie nicht sogleich mit Fett schmieret, so bekommen sie Ritze.
Das Ackerland, welches sich nahe bey dem Brunnen befindet, wacht eine beträchtliche Schicht der Erde -fast wie Bolus — aus: färbt das Papier roht, ist ober unfruchtbar. Hieran gränzen die Weingärten, und an diese das grosse reichhaltige Eisengebirg.
Das Wasser der Bäche, welche dieses Land durchschlängeln, und dem See zueilen, hat alles einen zusammenziehenden Geschmack.
* Eine ähnliche Erscheinung beobachtet man auch bey dem Neusiedler See: nur aber mit dem Unterschiede, daß sie sich nicht so periodisch verhält, und sich zu unbestimmten Zeiten mit mehr oder weniger Zwischenruhe äußert. Die Einwohner nennen diese Bewegung Grundwellen. D.W.
** Fogas.
(p247)
Nach allen diesem ist es fast bewiesen, daß so wie das ganze Stein - und Wasserreich dieser Gegend eisenhaltig, auch die Luft der Gesundheit sehr zuträglich sey.
Die Lage des Gesundbrunnens ist an einer kleinen Anhöhe, zwischen dem See und dem Ackerfelde in einem sandigten Grunde. Seine Breite beträgt zween Schuhe und vier Zolle, die Höhe aber drey und einen halben Schuh. Das Wasser ist hell, kalt, zusammenziehend, und gefrieret niemals. Es entspringt von vier Qwellen aus dem Grunde herauf, und zwar so ergiebig , daß wenn man auch zehn Eimer auf einmal damit anfüllet, dennoch nur eine kurze Zeit ein geringer Abgang dabey verspüret wird, Drey dieser Qwellen sprudeln unaufhörlich Wasser, welches oben Bläschen zum Vorscheine bringet. Die vierte und stärkste hält wechselweise, ungefähr drey Minuten lang inne, und wieder so lange erhebt sie die Oberfläche des Wassers; jedoch ohne Bläschen.
Das frischgeschöpfte Wasser schmecket angenehm weinicht - säuerlich, und läßt einen Vitriolgeschmack, welchen aber nicht jeder wohl unterscheidet, auf der Zunge zurück. Es schmecket so gut, daß, wenn jemand einmal davon getrunken hat, ihn immer darnach dürstet. Wenn man mit einem Glase öfters dieses Wasser schöpfet, so bekömmt das Glas weiße Flecke; wird aber das Schöpfen öfters wiederholt, oder man läßt wohl gar eine Zeitlang das Wasser im Glase, so überzieht sich dieses mit einer gelben Rinde, welche sich aber ohne Mühe wegwaschen läßt. Im Frühlinge kann man es nur eine kurze Zeit in den beßten wohlverwahrten Gefäßen erhalten; denn es verlieret bald einen guten Theil seiner Wirkung, und den angenehmen Geschmack. Im Sommer kann es ohne gänzlichen Verlust der Kräfte gar nicht aufbehalten werden.
Was die Bestandtheile des Brunnens betrifft, bin ich ganz der Meynung des in der Chymie und andern
(p248)
Wissenschaften hocherfahrnen
Freyherrn von Cranz. Er entdeckte darinnen einen starken Geist, ausgelöstes Eisen, die Säure dämpfende Erde, und eines auflösenden Salzes — vermuhtlich des Glauberschen Wundersalzes -eine beträchtliche Menge. Er erklärte daraus alle die durch ihn beobachteten Wirkungen des Wassers in verschiedenen Krankheiten des Magens, in kalten Fiebern, in Verstopfungen der Leber, der Milz, der Nieren, und gegen die Säure in den ersten Wegen. Meine eigenen Erfahrungen haben das Daseyn der angegebenen Bestandtheile in folgenden Krankheiten bestätiget: in solchen, welche durch Schleim, oder andere zähe Feuchtigkeiten
veranlaßt werden, in der allgemeinen Erschlappung der festen Theile des menschlichen Körpers, in kachektischen Krankheiten und ihren Folgen, in allen Verstopfungen der Drüsen, hauptsächlich aber der Gekrösedrüsen, welche oft bey hartnäckigen oder übelbehandelten Fiebern entstehen, in allen langwierigen Magenkrankheiten, in der Schwäche der Nerven und Muskeln, in hypochondrischen und hysterischen Zufällen, und besonders in der Verhaltung des Goldenaderflusses. * In allen diesen Krankheiten äußert das Wasser seine Wirkungen in einem solchem Grade, welchen andere Arzneymittel zu erreichen kaum im Stande sind. Dieser Vorzug ist nicht nur den Bestandtheilen, welche durch chymische Untersuchungen sind entdecket worden, sondern vielmehr der grossen Menge des Geistes mit dem dieses Wasser geschwängert ist, zuzuschreiben. Eine auf treue und fleißige Beobachtungen gegründete Erfahrung bestätiget es. Wir wissen zwar, daß die auslösenden Salze, die auch Eisentheilchen mit sich führen, die Verstopfungen hemmen, und daß sie, nachdem dieses geschehen, die Gefäße stärken. Es ist aber
auch
* Sollte dieses Register von Krankheiten manchem Leser nicht nosslogisch-systematisch (?) genug klingen, so beruhige er sich mit dem Gedanken, daß darum die Sache selbst nichts an ihrer Glaubürdigkeit verliere. D.W.
(p249)
so gewiß, als wunderbar, daß dieser Geist eine außerordentliche durchdringende Kraft besitze, ohne welcher die Bestandtheile sehr wenig ausrichten würden. Da man also immer das Meiste von dem flüchtigen Geiste sich versprechen kann, so ist es allerdings nohtwendig, daß das Wasser bey der Qwelle selbst getrunken werde.
Man kann es früh in einer ziemlich beträchtlichen Menge trinken, ohne daß der Magen darunter leide. Die Absonderung desselben im Körper gehet geschwind von statten, und die unmerkliche Ausdünstung, und der Abgang des Urins befördert es sehr. Personen, die einen schlappen Körper und zähe Säfte haben, bekommen davon öftere Stuhlgänge; andere weniger oder gar nicht; doch gehen solche allzeit schwarz wie Dinte ab. Auch vermehret es den Kreislauf des Geblüts, welches ein vollerer und härterer Puls, eine lebhaftere und bessere Gesichtsfarbe bey dem Gebrauche desselben zur Genüge beweisen. Mit einem Worte: die Kranken werden ganz gestärkt, und nehmen auch dabey am Gewichte zu.
Die Art der Brunnenkur ist mancherley. Einige trinken bis dreyßig Pfunde, entweder nach der Verordnung eines Arztes, oder ohne derselben. Einige trinken Koffe mit Milch, andere Chokolade, und andere essen reifes Obst in der Zwischenzeit. Wieder andere trinken es den ganzen Tag durch, auch bey der Tafel, und essen dabey ohne Unterschied alles zusammen. Daher muß aber auch der Magen und die Gesundheit überhaupt ganz zweckwidrig vieles leiden. Anstatt von den Uibeln sich zu befreyen, vergrößert und vervielfältiget man solche, und diese sonst wohlthätige Qwelle wird, ihres wahren Verdienstes ungeachtet, unverdient herab gesehet.
Wer bey dem Gebrauche dieses Wassers Vortheile ziehen will, der muß die Mäßigkeit und eine ordentliche Lebensart dabey nie aus der Acht lassen. Ich habe dieß bey der Kürze der Zeit, da ich selbst beobachten konnte,
(p250)
erfahren, und die Bemerkungen anderer haben es bestätiget.
Man muß also Morgens nüchtern in einer Zeit von drey bis vier Stunden nach und nach 6. 7. auch 8. Pfund, oder ungrische Qwarte, während, daß man sich dabey beständig mäßig beweget, trinken. Wer an Frühstücke gewöhnt ist, soll nach diesem eine Chokolade, oder eine Suppe zu sich nehmen. Für der Milch muß man sich dabey gänzlich hüten. Eine Stunde oder zwo vor dem Abendessen kann man nach Gefallen noch ein paar Trünke davon thun, und zu eben der Zeit entweder in einem Wagen oder zu Fusse auf unebenen Wegen Bewegung machen, damit die Rückbleibsel des Säuerlings welche im Körper vielleicht in eine verderbliche Gährung übergehen könnten, entweder durch die unmerkliche Ausdünstung , oder die Urinwege wegbefördert werden. Und so muß man fünfzehn, oder nach Beschaffenheit der Krankheit mehrere Tage fortfahren.
Dabey muß man sich allezeit von allem Schwerverdaulichen in Acht nehmen. Hieher gehören alle blähende , fette, eingesalzene, geräucherte oder scharfgewürzte Speisen; Schwein-und Schöpfenfleisch, Speck, blähende Kohlgewächse, Erbsen, Linsen, Bohnen, Pfeffer, Ingwer u. d. m. Das Obst, wenn es nicht zur Unzeit genossen wird, ist eigentlich nicht schädlich, dennoch muß man dabey, so wie überhaupt, mäßig seyn.
Manche, die diese Brunnenkur gebrauchen, sind damit allein nicht zufrieden; sie bedienen sich dabey auch anderer Arzneymittel, hauptsächlich dieser oder jener Magentropfen. Man muß nie ohne Noht die Gegenstände vermehren. Da unser Wasser selbst Magenstärkend ist, warum nimmt man denn noch zu andern Zuflucht, wobey es sich auch leicht ereignen kann, daß die Wirkung des Wassers durch eine entgegengesetzte gestört wird. Um den Kräften desselben allen Widerstand aus dem Wege zu schaffen, ist es vielmehr nohtwendig, daß vor dem
(p251)
Gebrauche desselben die ersten Wege durch ein gelindes Purgiermittel, als z. B. das Seignette - oder Glaubersche Salz von der überflüßigen Galle oder andern Unreinigkeilen befreyet werden. Vollblütige müßen sich zuvor Blut lassen. Und sollte ja eine Krankheit nebst der Brunnenkur noch andere Anzeigen darbieten, so muß man sich bey einenm Arzte Rahts erholen. Allen Vollblütigen, zu Entzündungen geneigten, oder an anhaltenden Fiebern Erkrankten, allen Lungensüchtigen, oder denen andere Theile gut oder übel eitern, widerrahte ich es gänzlich.
Sollte sich jemand von den Wirkungen dieses Wassers noch besser und besonderer überzeugen wollen, dem zu Gefallen will ich einige weiner Beobachtungen noch anführen.
Ein Gelehrter, schon sechszig Jahre alt, ist von langwierigen und verwickelten Krankheiten durch den Goldenaderfluß, welchen dieses Wasser bewirkte, gänzlich befreyet worden.
Während meines Aufenthalts bey dem Brunnen ist vielen dadurch zu ihrer Gesundheit geholfen worden, daß ihnen der Goldenaderfluß befördert wurde, und keiner, welcher daran gelitten hat, gieng ohne Besserung zurück.
Eine Standesperson von vierzig Jahren, welche im Felde Dienste that, befreyte sich im vorigen Jahre bey dieser Qwelle von den Hartnäckigsien Verstopfungen des Leibes, welche mit stumpfen und ängstlichen Schmerzen und Spannungen begleitet waren , und wider welche manche andere Mittel seit vielen Jahren umsonst verbraucht wurden. Im gegenwärtigen Jahre bedrohte ihn ein Rückfall des Uibels, der frühzeitige Gebrauch aber unsers Säuerlings wirkte ihm entgegen.
Ein Geistlicher von fünfzig Jahren empfand beständig eine Schwere des Hauptes, und drückende Kopfschmerzen: dabey hat sich auch eine Betäubung der Sinne, ein beschwerliches und anhaltendes Aufstossen, Mangel
(p252)
Des Appetits, und eine widernatürliche Völle der Lenden eingefunden. Er erhielt durch die Brunnenkur eine vollkommene Gesundheit.
Ein sechzigjähriger Mann war so mit Schwindel behaftet, daß er öfters dabey zu Boden fiel; er hatte auch seines schwachen Magens wegen beständig grosse Ungelegenheit von dem Getöse der Blähungen im Leibe, ohne daß er dazumal schwerverdauliche Speisen genossen hat. Hier fand er Hilfe.
Eine Dame von fünfzig Jahren hatte in der rechten Brust, seit langer Zeitverhärtete Geschwülste, sie schmerzten beim Berühren; und waren also sehr verdächtig. Dennoch verschwanden sie gänzlich durch den innerlichen Gebrauch des Sauerbrunnens.
Einer andern adelichen neun und dreißig Jahre alten Frau, war schon lange der Bauch verhärtet; sie war sehr matt dabey, ohne Appetit, und von einer verdächtigen Gesichtsfarbe. Nachdem sie zwanzig Tage das Wasser getrunken hat, schöpfte sie neue Kräfte, der Bauch ward weich, der Appetit hat sich wieder eingefunden, sie verdaute gut und war gesund.
Vielen andern, welche ich selbst gesehen, oder von welchen ich glaubwürdige Nachrichten erhielt, theils Bleichsüchtigen, und mit Mutterbeschwerden behafteten, größtentheils aber durch Mißfälle verdorbene, verhalf diese Qwelle wieder zu ihrer vorigen Gesundheit.-
Zwölft Klafter von diesem Brunnen befindet sich noch ein anderer, welcher aber größer und tiefer ist. Sein Wasser hat mit dem des vorigen, vieles gemein, nur ist es weniger geistig, und nicht so angenehm. Es wird entweder zum kalten oder gewärmten Bade gebrauchet. Durch das Kochen erhält man einen erdichten zähen Bodensatz, so, daß man ihn in Kugeln wie Seife formen kann.
Das kühle Bad stärket den Körper, und verdünnet die zähen Feuchtigkeiten; besonders aber wirket es auf die geschwächten Muskeln und erschlappten Nerven vortrefflich.
(p253)
Während meines Dortseyns sah ich, daß einige Vormittag die innerliche Brunnenkur gebrauchten, und Nachmittag hingegen nicht ohne ihren Vortheil badeten; andere aber, welche sich zweymal des Tages gebadet, und auch den ganzen Tag hindurch das Wasser getrunken haben, lernten ihren Fehler erst nach den übeln Folgen erkennen.