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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 4, Heft 4, Text 23 (S. 407-414)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1787
Autor: o.N. (d.i.
Johann Seivert)
Zuordnung: Numismatik
(p 407)
23. Eine kupferne Gedenkmünze des K. K. Feldherrn Kastaldo, in Siebenbürgen.
Aw. IO. annes BA. ptista CAS. taldus, CAR.oli qVinti CAE.saris, FER.dinandi RO.manorum REG. is. ET (Maximiliani) BOE. miae RE. gis EXERCIT. us DUX. Des
Kastaldo geharnischtes Brustbild von der linken Gesichtsseite, mit kurzen Haaren und langem Barte. Unter der Schulter der verkürzte Name des Stämpelschneiders: ANIB.
Rew. TRANSILVANIA CAPTA. Ein nackendes Frauenzimmer mit einem Gürtel um dem Leibe, liegt in einer fruchtbaren und wohlbewohnten Landschaft, unter aufgethürmten Felsen, darauf ein präch-
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tiges Siegeszeichen errichtet ist. In der rechten Hand führet es einen Zepter, und stützet sich auf. den Ellenbogen; in der linken hält es die h. Ungrische Krone empor, die es gleichsam jemandem darbietet. Am Fusse der Felsengebirge liegt ein bärtiger und mit Schilf bekränzter Wassergott, führet in der linken Hand eine Schlange, und ruhet mit dem rechten Ellenbogen auf einer umgestürzten Urne, daraus sich der
Maroschfluß ergießet, der durch MARUSCIUS. angezeigtet wird.
Erläuterung.
Diese Denkmünze von Thalergröße, ist zwar nicht die einzige, die uns das Gedächtniß der kriegerischen Thaten eines tapfern Kastaldo erhält: sie ist aber meiner Kenntniß nach, eine Anekdote in der Numismatischen Welt. Sie ist eine Zierde des prächtigen Münzkabinets des verdienstvollen
Herrn Grafens von Festetitsch; zwar nur von Kupfer, und also wahrscheinlich nur eine Stempelprobe; da aber noch keine goldenen oder silbernen Originale bekannt geworden, so bleibet ihr Wehrt wohl so groß, als ihre Seltenheit. Ihrem Meister machet sie Ehre, der vielleicht, Hannibal geheißen hat.
Kastaldo nennet sich auf dieser Münze, einen Obersten Feldherrn des Kriegsheers
Kaisers Karls des Fünften, des
Römischen Königs Ferdinand, und des Königes von Böhmen. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich unter dem Könige von Böhmen, den
Maximilian verstehe. Im Gegentheile würde das wiederholte Wort: Rex, sehr überflüßig seyn.1) — Kaiser Karl,
1) König Ferdinand nennet ihn in seinem Schreiben an die Königinn Isabelle ausdrücklich: Sereniss. ac. Chariss. Filiie no-
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der des Kastalds Verdienste kannte, überließ ihn seinem Bruder, dem Könige Ferdinand, sich desselben bey den wichtigen Angelegenheiten Siebenbürgens zu bedienen. Dieses Vertrauens machte sich Kastaldo vollkommen würdig, indem er ohne Ströme von Blut Siebenbürgen dem Allerdurchleuchtigsten Erzhause von Oesterreich glücklich unterwarf. Mit ungefähr 7000 Mann, und einigen Ungrischen Truppen, drang er 1551. glücklich in Siebenbürgen ein, ohne von
Melchior Balascha bemerkt zu werden, der Befehl hatte ihm die Wege zu verlegen. Der Bischof und Vormund des
jungen Prinzen,
Martinuzzi, die Triebfeder dieser ganzen Maschine, sah, seiner Ankunft mit Sehnsucht entgegen. Beyde unterredeten sich mit einander zu
Groß - Enyet, und beschlossen den Plan der neuen Staatsveränderung von Siebenbürgen. Die
Königinn Isabelle, im Gedränge, ohne Macht und ohne Freunde, bewilligte endlich zu
Mühlenbach dem Kastaldo alles. Sie wollte gegen die Zusagen des Königes Ferdinand, die königlich Ungrische Krone ausliefern, und Siebenbürgen, nebst den dazu gehörigen Ungrischen Gespanschaften abtreten. Diese geheimen Verbindungen wurden auf dem Landtage zu
Klausenburg den versammelten Ständen öffentlich bekannt gemacht, und die Königinn sah sich so verlassen, daß alles auf das feyerlichste bestätiget wurde. Isabelle erfüllte also ihre Zusagen, nahm von den Ständen einen rührenden Abschied, nicht ohne Trähnen, und begab sich darauf unter einer starken Bedeckung nach
Kaschau.
Also nahm Kastaldo den 18ten des
Heumondes, ohne allen Unruhen vom Fürstenthume Besitz, über-
stri, Regis Maximiliani, bellicus Locumtenens, Wolfgang Bethlen. S. 176.
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schickte die heilige Krone nach
Tokay, und versorgte die erhaltenen Festungen,
Temeschwár,
Lippa,
Karanschebesch und
Lugosch, mit nöhtigen Besatzungen und Kriegsbedürfnissen. — Auf diese Uibergabe Siebenbürgens ist wohl des Kastaldo Münze geprägt worden. Sollte man aber nicht nach ihrer Aufschrift: Transilvania Capta, denken müßen, es wäre durch Gewalt der Waffen erobert worden?
Basta konnte wohl auf seiner Denkmünze sagen: Dacia recuperata, nachdem er alle Versuche des
Woywoden Michael des
Fürsten Siegmund Báthori, und des
Moses Sékel, vernichtet hatte. Allein, wie kann Kastaldo mit
Trajan, Siebenbürgen ein erobertes Land nennen? - Ich weiß nicht, ob der Stämpelschneider einige Absicht auf Isabellen gehabt habe; das ist aber gewiß, daß das niedergeworfene und ganz entkleidete Frauenzimmer, welches den Zepter sinken läßt, sich in die Höhe richtet, und die Krone darbietet, ein treffendes Bild Isabellens in ihrem damaligen Zustande ist. —
Martinuzzi, die Seele dieser merkwürdigen Revolution, erhielt nicht nur die Bestätigung seiner Schatzmeisterwürde, sondern auch die Statthalterschaft, und die sichere Anwartschaft auf den Kardinalshut. Eine Achtung, die er wohl verdienet hätte; wenn Redlichkeit und Treue sein Charakter gewesen wäre. In der That war er, nebst der sächsischen Nation, die größte Stütze der Ferdinandischen Oberherrschaft. Allein, bey allem Glanze seiner Ergebenheit, und seines Eifers für den König Ferdinand, hegte er doch keine andere Absicht, als seine eigene Erhöhung. Deßwegen ward ihm die Einschränkung seiner willkührlichen Macht und die Abnahme seines Ansehens so unerträglich, daß er öfters im Scherze, doch nie ohne tiefen Seufzer sagte: Wir haben so viele Gäste zu dieser Tafel geruffen, daß sie uns selbst davon verdrängen. — Er machte
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also neue Entwürfe zu seinem Glücke, suchte das erbitterte Gemüht des
Sultan Süleyman durch Tribut, Abgesandte, allerley heimliche Dienste, und verderbliche Anschläge wider den König Ferdinand, zu besänftigen, und in seine Vortheile zu ziehen. Ferdinands Waffen fanden überall von ihm gelegte Hindernisse. Durch seine Veranstaltungen zogen sich die aufgebotenen Truppen wider den
Begler Beg Mehmed aus
Ofen, ganz langsam bey Lippa zusammen, und giengen unthätig wieder auseinander; wodurch Mehmed freye Bahn erhielt, in kurzer Zeit wichtige Eroberungen in Ungern zu machen. Und hatte sich die Besatzung zu Temeschwár nicht so lange muhtig vertheidigt, bis die späte Jahreszeit den Mehmed zum Abzuge nöhtigte: so wäre Siebenbürgen verloren gewesen. Dadurch aber gewann Kastaldo Zeit, sein Heer aus Ungern und Siebenbürgen zu verstärken, auch 3000 deutsche Truppen, nebst 200 Pferden unter dem
Sforzia Pallavicini, an sich zu ziehen. Martinuzzi bezeigte in Sammlung Siebenbürgischer Kriegsvölker einen ausnehmenden Eifer, aber gar keinen, grosse Thaten mit ihnen zu thun.
Nun eilte Kastaldo Temeschwár zu entsetzen. Da er aber die Belagerung aufgehoben fand, gieng er auf Lippa los, welches er bey allen Martinuzzischen Ränken, dennoch den 18ten Nov. glücklich eroberte.2)
2.) Auch auf diese Eroberung haben wir eine Kastaldische Denkmünze, die Jakob Luk in Sylloge Numismatum elegant. 1622. und aus ihm Schödel, de Regno Hung. bekannt gemacht hat. Die Hauptseite zeigt des Kastaldo unbedecktes und geharnischtes Brustbild von der rechten Gesichtsseite, mit einem Mantel um die Schulter. Die Umschrift: IO. BAPT. CASTALD. CAR. V. IMP. MAX. EXERC. DUX. Auf der Kehrseite sitzet, ein Frauenzimmer unter
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Martinuzzi, nunmehr Kardinal, that alles Mögliche, diese Eroberung zu verhindern. Die willige Besatzung zur Uibergabe, ließ er zur tapfersten Gegenwehr anfeuern, und des Kastaldo Völker suchte er durch Hinterhaltung der nohtwendigsten Bedürfnisse zu ermüden, oder aufrührisch zu machen. — Doch erlangte er hierdurch so viel, daß Kastaldo, aus Furcht, sich zuletzt ohne Armee zu sehen, den Feinden einen freyen Abzug bewilligte. Der Kardinal unterredete sich lang mit ihrem Befehlshaber, und ließ ihn mit reichlichen Geschenken von sich.3)
Ein solches Betragen des Kardinals setzte den Kastaldo, und die Sache seines Monarchen in die äußereste Gefahr. Keine Wahl blieb ihm übrig, als entweder alles verloren zu geben, oder den Martinuzzi der allgemeinen Wohlfahrt aufzuopfern. — Er wählte das letztere, und wie man sagt, nicht ohne höhern Befehl. Martinuzzi und Kastaldo befanden sich zu
Alwinz. Den 17ten des
Christmonats 1551, Morgens um vier Uhr, sah sich der Kardinal unter dem Vorwande, einige Depeschen an den König Ferdinand zu unterschreiben, überfallen, und ward nach einiger Gegenwehr mit vielen Wunden hingerichtet.4) Man fand nach seinem
einem errichteten Siegeszeichen von Türkischen Waffen. Traurig stützet es sein Haupt auf den rechten Ellenbogen, und seine linke Hand ist auf den Rücken an das Siegeszeichen gebunden. Vor seinen Füßen strömet die Marosch, die ein Wassergott aus einer Urne gießet. Die Aufschrift ist: LIPPA CAPTA.
3) König Ferdinands Schreiben an Isabellen, decket diese Untreue des Kardinals ganz auf. Wolfgang Bethlen, Seite 175.
4) Umständliche Nachricht von seinem Tode, geben uns der Bischof Franz Forgátsch, in Commentar. sui temporis. Lib.
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Tode fürstliche Reichthümer; unter andern 872 Pfund rohes Gold, und 20 Pfund Goldkörner. An rohem Silber 2387, in Stangen aber 466 Pfund, und 4000
Lysimachische Goldmünzen.5)
Miles setzet noch eine goldene Schlange hinzu. Kastaldo bemächtigte sich aller seiner Schätze, Schlößer und Güter:
Alwinz und
Borberek, die
König Johann der Sächsischen Nation entrissen hatte,
Samosch-Ujwár, welche Festung Martinuzzi, auf Unkosten des Landes, doch nur für sich von Grund aus erbauen lassen; und
Branitschka, ein Schloß am
Samoschflusse.
Martinuzzi starb ungerochen, und von Patrioten unbeklagt. Zwar drohten die
Sekler Rache, versammelten sich auch zu Anfange des Jahres 1552, in großer Menge bey
Neumark. Allein Kastaldo wich die-
Imo. und Wolfg. Bethlen, S. 173. In Absicht des Tages sind die Nachrichten bis zum Aergernisse verschieden. Daß es der 17te Dezember gewesen, bezeugen Forgatsch und unser Siegler, gleichzeitige Schriftsteller; und der berühmte Pray versiegelt es mit einem eigenhändigen Schreiben des Kastaldo. Hierarch. Hunga. Parte Ima. pag. 179 --- 80.
5) Wolfg. Bethlen, S. 174. Schmeizel beruft sich vergebens auf dessen Zeugniß, wenn er behauptet, Johann II. hätte diese Schätze hinterlassen. Noch sonderbarer ist es, wenn sie Herr Fridwaldsky in seiner Mineralogie, S. 42. dem Wolfg. Bethlen selbst zueignet, und sich dabei auf Köhlescheri Aurar. Romano Dac. beruft. Kölescheri hat gewiß solches nicht einmal geträumt, wohl aber zweifelt er an der vorgegebenen Entdeckung des dezebalischen Schatzes in der Stelle, dessen unsere Annalisten gedenken, und davon diese Lysimachen herkommen sollen. Auch mir ist es sehr wahrscheinlich, daß die ganze Sache vom Martinuzzi aus Staatsabsichten veranstaltet worden. Ich selbst habe verschiedene Lysimachen, von seinem Golde, aber sicher neuerm Gepräge, gesehen.
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sem drohenden Ungewitter klüglich nach
Hermannstadt aus, auf deren feste Mauern, noch mehr aber auf die Treue ihrer Bürger er sich sicher verlassen konnte. Sie hatten schon bisher überzeugende Beweise davon gegeben, daher auch Kastaldo seine Kriegsvölker so viel als möglich, im Sächsischen Gebiete unterhielt, und die Kaiserlichen Kommissarien 1552, die Sächsische Nation der königlichen Gnade und Fürsorge, auf vorzügliche Weise empfohlen.6)
Das tragische Ende des Kardinals befreyte den Kastaldo seines fürchterlichsten Feindes. Er hatte nun Ursache zu glauben, Siebenbürgen für den König Ferdinand ruhig behaupten zu können: allein die Vorsehung hatte diesem Fürstenthume die goldne Periode noch nicht zugedacht, die es erst nach zwey Jahrhunderten unter der grossen
Theresia genießen sollte. — Isabellens Unzufriedenheit mit ihrem ungleichen Tausche, der mißvergnügte Adel, und die furchtbaren Drohungen der mächtigen Pforte, stürzten nach wenigen Jahren diese glückliche Staatsverfassung wieder um. Isabelle erhielt nebst ihrem Prinzen:
Johann Sigismund, 1556. den Besitz von Siebenbürgen auf das Neue, und König Ferdinand konnte es nicht verhindern.
6) In ihrem Berichte von Siebenbürgens Einkünften, schreiben sie: Negari non potest, quin istae civitates, & generaliter Saxones, digni sunt omni gratia, & clementia Regiae Majestatis, ac promerentur prae aliis nationibus Transivanicis, ut earum ratio habeatur.