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Georg Pray an Karl Gottlieb Windisch

Ofen, 21. November 1778

Pray schickt Windisch Informationen über den Bestand der Bibliothek in Buda und regt eine Bibliotheksgründung in Pressburg an.

Perillustri ac Cl[arrissimo] Viro Theophylo a Windisch
Georg Pray
S[alutem] P[lurimam] D[icit].
Nein, in Preßburg war ich diesen Herbste nicht; ich dachte zwar dahin, das mag vermuthlich Gelegenheit zum Irrtume gegeben haben. Daß mein Kostherr sich bey Ihnen um mich erkundigte, und das Preßburgerzeitungsblat mich nach Colocza hinab reisen ließ, da ich indessen ganz geruhig zu Hause saß, und den anderen Theil meiner Hierarchie vollendete. Nun ist es fertig, und ich hab Musse genug zum faulenzen wenn nicht ... sie kennen ja den Authorkitzel! ... aber er ficht nur junge Laiber an und wie weit bin ich schon über dieses hinaus? ... Man mag mich einen rechten Husz-Font nennen, wenn ich noch weiter ... so wenig Achtung für meine Verdienste, und ich hab doch welche, nebst diesem zwar kleine, aber doch schier tägliche Nekereien machen mir die Arbeit so eckelhaft, daß ich ... denken Sie mon Cher Cousin, wir seyen zween Bibliothecairs, und nur eine Bibliothek, und wie sieht wohl diese auch? Ich muss sie schilderen, diese Bibliothek, denn alle Bücher gingen durch meine Hände.
Sed prius ad Tuas respondebo. Catalogum Mapparum Hungariae quem mihi D. Keller olim communicaverat, frustra a me petis, vetuit enim, ne illum exscriberem. Ich werde Ihnen doch einige Auskunft geben. Primam omnium quod sciam, Hungariae mappulam forma 8va Münchenii anno 1550 in Sua Cosmographia Latina edidit: occurit eadem in ejusdem Cosmographia Germanica, qua edita est 1578, atque Basileo apud Henricum Petri. Aber es ist ein erbärmlicher Holzstich. Meam in forma phylyrae Hungariam edidit Wolfgangus Lazius quae exstat apud Ortelium in Theatro orbis Antwerpiae 1579, per Christophorum Plantium edito. Vermutlich ist diese Landcharten aus jenen, welche die Königl[iche] Bibliothek zu Wienn im Stein geätzt aufbehält, abcopiert worden, et ideo ist sie, was die Grund- und Hauptlage anbelangt sehr mangelhaft. Diese steinerne Landcharte ist unter dem Ladislaus II. verfertigt worden. Ich würde nicht übel seyn, wenn man mir gute Copien davon abdrucken liesse. Hanc Lazii mappam excipit altera emendata, et edita per Joannem Sambucum Pannonium Imp. Ms. Historicum 1579. Sie stehet auch im Ortelio ist aber nicht viel besser als die Lazische. Mappam dicavit Sambucus serenissimo principi D. Carolo archiduci, Maximiliani II fratri. Die Lazische stellt oben das Hungarische Kriegswappen vor, doch hat das Kreutz drei qwer Striche, sieht mehr einem Päpstlichen als Patriarchalischem Kreutze gleich. Hier ist die Form ‡! Die Sambucische aber enthält noch alte Hungarische Benennungen: als die Flache hinter Pest Rákmezö, Bey Kecskemet Homogságh, zwischen dem schnellen und schwartzen Körös liegt Körösköz, zwischen Maros und der Theiß Temesköz, was zwischen den Maros und schwartzer Körös liegt, heißt Scharadalja, was beym Fluß Berettö unweit Debrecin ist, heißt Szilágság, und so ferner. Das Gebirg bey Fünfkirchen gegen der Donau heißt Méczed, gegen der Drau aber Perled: Das jenige was über Ungvar hinausragt, heißt Mons Lupi. Der Tibiscus hat zwo qwelen, die Schwartze und die Weisse: die Strecke nach Großwardein heißt Land vor dem Wald etc. etc. Diese zwey Landcharten sind ohnstrittig die ersten gewesen: Le Bleau, De Vitt, Fischer, Homan, Enter, Lotter, und Miller haben vieles verbessert sed hos mappas alioquin nostri [...]. Noch eine muß ich Ihnen beschreiben: sie ist in Wellischland gestochen worden, doch von wem aber und in welchem Jahr ist nicht beygefügt. Nomina enim sunt Italica, ut settentrione Mezzo Giorno [...] occidente oriente et sie geht gegen Aufgang [...] heißt Tolna, Erlau und andere Örthern sind darvon ausgeschlossen: Sie ist vermuthlich gegen das Ende des vorigen seculi gestochen worden nach 1687. Denn die Einname der Städten durch Kayzer Leopold wird überall bezeichnet, obschon nicht am richtigsten. Exempli causa Bey Ofen steht es: de Soliman 1526. De Imp. 1686. Bey Stuhlweißenburg: de Turchi 1543. De Imp. 1601. De Turchi 1602. De Imp. 1687. etc. Nun wo blieb ich vorhin? Bey der Bibliothek, die ich schildern wollte. Lauter Alterthümer, die zwar zur Zierde dienen, aber zum Gebrauche sind sie lauter o o o o[!], mit einem Worte, unsere Bibliothek sieht einem Weingarten gleich, wo Schauer, Hagel ohne die öden Plätze wo man noch manche Grubers anbringen könnte. Wo fehlt es denn? Etwa am Gelde? Es ist genug da, wann man es nur hergäbe. Jammer Schade, dass man die Besten und für das Vatterlande nützlichsten Absichten unserer weisesten Landesmutter so schläfrig befolget: ich wünschte einen Hungarischen Colbert – dificile est – non scribere, Sie wissen schon – und diese soll mit der Zeit eine öffentliche Bibliothek werden? Secula transibunt, transibunt secula donec est Decus et nomen Bibliotheca geret. Oder: ex merito.
Ich wollte dass ich schon Morgen von einem tugenhaften Poeten ausgeschrien würde! Sed cesso ungari. Te cum Tua, et Domesticis quam optime cupio valere. A Dieu! Budae XXI. Nov. MDCCLXXVIII.
Zwey Köche verderben die Suppe! Das wissen Sie ja! Warum legen Sie keine Bibliothek in Preßburg an. Ich würde ihr meine Schriften, und Bücher widmen, es könnten sich mit der Zeit viele Betthüter finden, vielleicht würden ruhige Zeiten, und die beneficia corporis Christi et S. Andreae, würden dem publico mehr nützen als - - Vale iterum. Datum eben am selben Tage, an welchem ich ein paar‚ # Tabak erwartet habe, es ist schon τελ ?????????
Noch was: vergessen Sie ja nicht im Preßburger Comitat zu melden, dass es vorhin Zweyerley gegeben habe: der Theil in der Schütt hieß Comitatus minor: außer der Schütt, Comitatus major Posonensis. Auch im Raber Comitat gab es Zweyerley Comitatus Iauriensis, und Szolgagyöriensis, diesen bewohnten jene Leute, die zum Hofdiensten gehörten. Sie könnten auch etwas einfließen lassen von des Torontaler, Kövar, und Crasower Comitaten, die im Banat liegen, und schon lange eingegangen: melden Sie auch dass der Solther Comitat vor Zeiten ein Theil oder Processus Comitatus Albensis gewesen. Ich werde Ihnen die Anecdoten zu schicken, sobald als der Tob - - schade dass ich kein Mönch geworden, so fein und listig könnt ich betteln. A Dieu!

Hier gehet eine Schrift herum unter dem Titel: Morgenstunden des Königs in Preußen. Es sind in allen fünf Stunden: die erste handelt von Ursprunge seines Hauses: die 2. von der Religion: die 3. von der Gerechtigkei: die 4. von der Beweiskunst. Die 5. von der Stattsklugheit.

Topic revision: r2 - 18 Mar 2011, AndreaSeidler
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