Die Alte Naturaliensammlung in Wien
Erl\xE4terung: "Die erste wissenschaftlich orientierte Naturaliensammlung in Wien wurde von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, dem Gemahl Maria Theresias, angelegt. Der Kaiser, von gro\xDFem naturwissenschaftlichen Interesse erf\xFCllt, kaufte um etwa 1748 die damals f\xFCr Europa einzigartige Privatsammlung des Florentiner Gelehrten Johann Ritter von Baillou. Diese Sammlung mit etwa 30.000 Objekten - neben Mineralien und Fossilien auch Schnecken-, Muschelschalen, Korallen und Krebse - wurde in einem Teil der Hofbibliothek aufgestellt. Baillou, mit dem erblichen Direktorat dieses privaten kaiserlichen Museums betraut, ordnete die Sammlung und stellte sie nach seinem eigenen System auf. Einige Naturalien, - darunter Conchylien und Krebse - die in der Schatzkammer des Wiener Hofes aufbewahrt waren und zu der Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen geh\xF6rt haben sollen, wurden nun in die kaiserliche Privatsammlung eingereiht. Deren Vergr\xF6\xDFerung war dem Kaiser ein gro\xDFes Anliegen, f\xFCr das er betr\xE4chtliche Geldmittel zu Verf\xFCgung stellte. So soll der Ankauf einer damals als Rarit\xE4t geltenden Schale der Meeresschnecke Epitonium scalaris (Wendeltreppe) allein 4000 Gulden gekostet haben. Im Jahre 1755 wurde eine Forschungsfahrt nach Westindien unter Leitung des Botanikers und Arztes Nikolaus von Jacquin finanziert. Als Ausbeute dieser Reise - sie dauerte insgesamt dreieinhalb Jahre - vergr\xF6\xDFerten unter anderem Krebse, Conchylien, Seeigel und besonders sch\xF6ne Korallen die kaiserliche Sammlung.
Nach dem Tod ihres Gemahls 1765 \xFCbergab Maria Theresia die Sammlung ins Staatseigentum und lie\xDF sie in neu errichtete S\xE4le der Hofburg im sogenannten Augustinergang unterbringen. Erstmalig wurde die Sammlung der \xD6ffentlichkeit zug\xE4nglich gemacht.
Im Jahre 1776 wurde der Mineraloge und Montanist Ignaz von Born (1742-1791) von Prag nach Wien berufen, um die Sammlungen wissenschaftlich zu sichten und zu vergr\xF6\xDFern. Die zoologischen Sammlungen wurden von ihm nach dem systematischen Index von Linn\xE9 geordnet. Er pr\xE4sentierte f\xFCr die Conchylien einen pr\xE4chtigen Katalog (Index rerum naturorum Musei Caesarei Vindobonensis) mit handcolorierten Zeichnungen von Franz Joseph Wiedon. Durch schwere Krankheit und fehlende Geldmittel konnte Born nicht mehr die Sammlung der \xFCbrigen Wirbellosen (Crustaceen, Radiata und Zoophyten) katalogisieren.
Unter Kaiser Leopold II. wurde nach dem Tode Borns Abb\xE9 St\xFCtz (1747-1806) beauftragt, die Naturaliensammlungen neu aufzustellen, S\xE4le kamen hinzu. Die zoologische Sammlung wurde in Krebse, Rindentiere (Strahlentiere), Schaltiere (Conchylien) und Pflanzentiere (Zoophyten) eingeteilt."

Quellen: NHM, AEIOU
Topic revision: r5 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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