Die Korrespondenz zwischen Daniel Cornides und Tam\xE1s R\xF3th
Bl\xE4ttern:
< zu Brief 2 –
zu Brief 4 >
Daniel Cornides an Tam\xE1s R\xF3th de Kir\xE1lyfalva
Pest, 31. Januar 1776
Cornides beschwert sich dar\xFCber, dass R\xF3th ihm das Werk
Johann Eberhard Fischers zur\xFCck geschickt hatte, wahrscheinlich ohne Kommentar.
In diesem Brief erw\xE4hnt Cornides das erste Mal die alten St\xE4be der ungarischen Dichter – die Kerbst\xE4be.
Pater Georg Pray lie\xDF ihm ein altes im 14. Jahrhundert niedergeschriebenes Lied zukommen, das seit der ersten Ankunft der Magyaren in
Pannonien gesungen wird. Cornides meint, dass dieser Text damals in Kerbschrift festgehalten worden sein musste.
Cornides schreibt, dass er die Werke
Schl\xF6zers, Nordische Geschichte und Gro\xDFe Russische Annalen, noch nicht beim Buchh\xE4ndler bekommen, diesen jedoch um Bestellung gebeten habe. Au\xDFerdem konnte er den 5. Band des Brietius ebenfalls noch nicht besorgen. Der Buchh\xE4ndler behauptete, dass dieser Band noch nicht erschienen w\xE4re. Die ersten vier B\xE4nde seien bereits vom
Graf Teleki gekauft worden.
Cornides berichtet von Antal G\xE1n\xF3czys Dissertation \xFCber den Hl. Ladislaus, in dem er
Prays und seine Arbeit kritisiert. Der Obergespan vom
Komitat B\xE1cs ist nun nicht mehr der
Erzbischof von Kalocsa. Zum neuen Obergespan ist
Andr\xE1s Graf Hadik, der Vorsitzende des Obersten Kriegsrates, ernannt worden. Die Bestellung vom 7-j\xE4hrigen Sohnes des Grafen K\xE1rolyi zum Obergespan von
B\xE9k\xE9s, die per Handbillet der Kaiserin erfolgte, ist die gr\xF6\xDFere Sensation.
Illustris Domine,
Patrone mihi Gratiosissime!
Ingenti me voluptate affecerunt Litterae benignissimae aeque ac eruditissimae, quas mihi nihil tale merenti es scribere dignatus. Responderem ad singula momenta mihi proposita; sed quia res continent altioris indaginis, quam ut expediri opera extemporali possint, et quia urget Tabellarius: uberiorem doctissimae epistolae discussionem in tempus differo magis opportunum. Bonum in praesentiarum dixisse suffecerit, Illustrissimum Dnum Comitem, Maecenatem meum indulgentissimum, cui Litteras eas praelegi, et diffusam lectionem TUAM, Illustris Domine, et patriarum rerum cognitionem summam, et animadversiones TUAS plenas bonae frugis, una mecum fuisse demiratum maximopere.
Fischerum non ideo misi, ut mihi remitteretur, sed ut qualecunque summae meae in TE pietatis exstaret argumentum. Levidense quidem munusculum est, neque Illustri TUA persona dignum: sed illud non tam ex intrinseco suo valore, quem scio esse perexiguum, quam ex dantis animo, velim, metiaris. Quoniam vero displicuit Fischerus nudus, curabo ut vestiatur, beneque vestitus ad TE, Illustris Domine, perferatur propediem. Adiiciam etiam prolixam cantilenam Hungaricam Saeculi XIV. a Cl. Prayo mihi missam, quam ego non solum ob argumenti praestantiam, /: recitat enim primum Hungarorum in Pannoniam adventum :/ sed etiam ob rudis veteris Po\xEBseos Hungaricae specimen, maximi facio. Schl\xF6tzeri Opus utrunque, alterum Nordische Geschichte, alterum Probe Ru\xDFischer Annalen, inscriptum, apud huiatem Bibliopolam frustra quaesivi: rogavi tamen hominem, ut libros memoratos primo quoque tempore nobis procuret, id quod omnino facturum se esse recepit. Idem asseverabat, Le Bretii Magazini Tomum 5tum nondum lucem conspexisse publicam. Priores quatuor Tomos, qui prostant venales, Illustrissimus Dnus Comes meus his diebus pro se comparavit. Significat mihi Cl. Pray, prodiisse nunc proxime Vindobonae, Reverendissimi D. Antonii Ganotzi, Canonici Varadiensis, Commentationem de S. Ladislao Rege, illi suae de S. Ladislao Dissertationi oppositam. Addit praeterea, a Ganotzio non se tantum, sed me quoque vellicari, ideoque me, ut contra communem adversarium secum caussam communem faciam, invitat. Erimus profecto Ganotzio, etsi athletam non norim, et cantare pares et respondere parati. Nova, quae perscribam, nulla habeo, nisi forte id unicum, Supremi Comitis Batsiensis dignitatem ab Archiepiscopis Colocensibus avulsam esse, iamque Excellentissimum Dominum Comitem Andream ab Hadik, Excelsi Consilii Bellici Aulici Praesidem, esse ab Augusta Supremum Comitem Batsiensem renunciatum. Illud vero, quod iam proferam, exemplum est sine exemplo. Excellmi Dni Comitis K\xE1rolyi filiolus, puer septennis, ab Augusta Supremus Comes B\xE9k\xE9siensis est creatus, quod Augusta per schedulam suamet ipsius manu exaratam, Handbillet dicunt, Excellentissimo Dno Comiti nuperrime perscripsit. Scilicet, omnia iam fiunt, fieri quae posse negabam. Quod reliquum est, me Gratiae TUAE singulari, summo animi cultu, porro quoque commendo, ad cineres usque perseveraturus
Illustris TUI nominis
devotissimus Cultor, et obsequentissimus servus
Daniel Cornides.
Pestini, d. 31. Januarii. 1776.
[BEIGEF\xDCGTER BRIEFUMSCHLAG:]
Monsieur
Monsieur Thomas Roth
de Kir\xE1lyfalva, Premier Asseur de plusieurs Comitats &c.
\xE1 Szir\xE1k
[Notiz von R\xF3th auf der Kuvertlasche:]
1776. 31. Jan Cl. D.Cornides
Szirakia
Deutsche \xDCbersetzung des Briefes:
Vornehmer Herr,
mein Gn\xE4digster Schutzherr!
Der wohlwollendste und auch gebildetste Brief erf\xFCllte mich mit sehr gro\xDFem Vergn\xFCgen, den Du mir, zu nichts derartig w\xFCrdigem, w\xFCrdig hieltest zu schreiben. Ich werde im einzigen mir vorgestellten Augenblick antworten; aber warum hindert er die Sache der h\xF6heren Jagd, so kann sich das Werk unvorbereitet entwickeln; warum dr\xE4ngt der Briefbote: ich verschiebe die fruchtbare Diskussion der gelehrten Briefe zu einer vorteilhafteren Zeit. Es hat in der Gegenwart gereicht, dass der gute und vornehmste Herr Graf, mein gewogenster M\xE4zen, dem ich dies vorgelesen habe, gesagt hat, dass er sehr neugierig war mit mir zusammen auf Deine ausgedehnte Lekt\xFCre, Vornehmer Herr, die h\xF6chste Kenntnis der Sache der Heimat und Deine reichen Beobachtungen der Rechtschaffenheit.
Ich schickte Fischer nicht deshalb, damit er mir zur\xFCckgeschickt wird, sondern damit wie auch immer ein Beweis meines h\xF6chsten Pflichtgef\xFChls zu Dir vorhanden sei. Es ist gewiss ein geringes Geschenk und Deiner Illustren Person nicht w\xFCrdig: aber ich will, dass Du jenes nicht so nach seinem inneren Wert, von dem ich wei\xDF, dass er sehr gering ist, sondern nach seiner Absicht beurteilen m\xF6gest. Weil der nackte Fischer wahrlich missfiel, werde ich mich darum k\xFCmmern, dass er bekleidet wird und gut gekleidet zu Dir, Illustrer Herr, in den n\xE4chsten Tagen geschickt werde.
Denn ich sch\xE4tze das beigef\xFCgte von Pater Pray mir geschickte lange ungarische Lied aus dem 14. Jahrhundert, nicht nur wegen der Vorz\xFCglichkeit des Inhalts,
/: denn man singt es seit der ersten Ankunft der Ungarn in Pannonien :/ sondern auch wegen des Beweises der alten St\xE4be der ungarischen Dichter sehr. Ich habe beide Werke Schl\xF6zers, das eine Nordische Geschichte, das andere Gro\xDFe Ru\xDFische Annalen betitelt, vergeblich beim Buchh\xE4ndler gesucht: ich habe jedoch den Mann gefragt, ob er uns die erw\xE4hnten B\xFCcher zun\xE4chst auch besorgt, und dass er uns zugleich eine Rechnung schreibt. Derjenige behauptete, dass der 5. Band des Magazins Briet noch nicht das \xF6ffentliche Licht erblickt hatte. Die vorherigen vier B\xE4nde, die zum Verkauf angeboten werden, hat mein Illustrer Herr Graf in diesen Tagen f\xFCr sich gekauft. Der ber\xFChmte Pray hat mir angedeutet, dass er nun \xF6ffentlich nahe Wien aufgetreten ist gegen den Kommentar des Reverend Herr Antal G\xE1n\xF3czy, Kanonikus in Gro\xDFwardein, \xFCber K\xF6nig St. Ladislaus, der jenem seiner Dissertation \xFCber St. Ladislaus entgegengesetzt ist. Ferner f\xFCgt er hinzu, dass nicht so sehr er, sondern auch ich von G\xE1n\xF3czy verschm\xE4ht worden sei, und deshalb l\xE4dt er mich ein, dass ich gegen die feindliche Gemeinde mit ihm vorgehe. Wir werden bereit sein, dem hervorragenden G\xE1n\xF3czy, auch wenn wir den K\xE4mpfer nicht verletzen, sowohl zu predigen als auch zu antworten. Neuigkeiten, die ich geschrieben habe, habe ich sonst nicht, wenn nicht jenes starke Unikat, dass die W\xFCrde des Obergespans von B\xE1cs vom Rang des Erzbischofs von Kalocsa abgetrennt worden ist, und schon ist der Exzellente Herr Graf Andr\xE1s von Hadik, Vorsitzender des obersten Kriegsrats, von der Kaiserin zum Obergespan von B\xE1cs ernannt worden. Jenes wahrlich, was ich noch vortragen werde, ist ein Beispiel ohne Beispiel. Das S\xF6hnchen des Exzellenten Herrn Grafen K\xE1rolyi, ein siebenj\xE4hriger Knabe, ist von der Kaiserin zum Obergespan von B\xE9k\xE9s bestellt worden, was die Kaiserin per Handbillet neulich dem Exzellenten Herrn Grafen geschrieben hat. Wohlgemerkt, alles wird schon, was ich bezweifelte, dass es werden k\xF6nne. Was \xFCbrig ist, ich empfehle mich auch weiter Deiner einzigartigen Gnade, mit h\xF6chster Verehrung der Seele, und verbleibe bis zur Asche
Deines Vornehmen Namens
unterw\xFCrfigster Verehrer
und gef\xE4lligster Diener
Daniel Cornides
Pest, 31. J\xE4nner 1776.