Bl\xE4ttern:
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XXXV.
(P273)
Beschlu\xDF von den Mitteln Wider die Fliegen.
Einige stossen diesen Pfifferling, und lassen lhn bedeckt stehen, bis er zerflossen ist, und sich in einen Leim oder z\xE4hen Schleim verwandelt hat. Mit diesem milchigen Schleime bestreichen sie, vermittelst eines Pinsels, die Ritzen der W\xE4nde, und wiederholen dieses allemal nach Verlauf eines Monates zwey bis dreymal. Hievon entsteht ein widerlicher Geruch, der kaum 3. oder 4. Stunden dauret, wovon aber nebst den Fliegen , auch alle andere Insekten sterben sollen.
Cardanus schlagt dieses Mittel unbekannte Schw\xE4mme in Milch zu legen, als einen Versuch vor, ob sie e\xDFbar sind. Denn, wofern sie giftig w\xE4ren, sagt er, m\xFC\xDFten die Fliegen alle sterben, die von der Milch kosten.
(P274)
Den Eigenth\xFCmern guter Pferde will ich noch einige Mittel vorschlagen, diese n\xFCtzlichen Thiere wider die unm\xE4\xDFigen Anf\xE4lle der stechenden Fliegen zu vertheidigen. Das allerbekannteste sind leichte Decken \xFCber den Leib der Pferde, oder im Reiten, die Fliegennetze. Einige Pferdefreunde aber rahten noch \xFCberdie\xDF, gestossene Lorbeeren in Wasser zu sieden und sie damit zu bestreichen, oder sie mit K\xFCrbisbl\xE4ttern \xFCberall zu reiben. Die Fuhrleute ziehen auf der Reise Hanf aus der Erde, und beh\xE4ngen damit ihre Pferde. Andere sieden Wermuht mit Osterlucey, noch andere Tannenzapfen, oder Gipfel von Birken, und bestreichen mit dieser Infusion die Pferds wodurch sie vor den Anf\xE4llen der Fliegen gesichert werden.
Wenn die Fliegen, den Hunden die Ohren wund stechen, darf man diese nur mit Baum\xF6l, oder mit gekochten Wermuht reiben, welche letzterer \xFCberhaupt diesen Insekten sehr zuwider ist.
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Verwahrungsmittel wider die Feuchtigkeit neuget\xFCnchter W\xE4nde.
Man scheuet mit Recht die sch\xE4dlichen Wirkungen neuget\xFCnchter und noch nicht ausgetrockneter W\xE4nde. Es liegt eine lobw\xFCrdige Vorsicht darinn, wenn man ein neues Haus nicht eher bezieht, bis die W\xE4nde gut ausgetrocknet sind. Die elende Gesichtsfarbe der meisten T\xFCncher, welche selten ein hohes Alter erreichen, zeugt schon von der Sch\xE4dlichkeit des feuchten Kalks. Die Gesundheit ist es aber nicht allein, die in diesem Falle Gefahr lauft. Die Feuchtigkeit neuer Mauern verdirbt alle Meublen, die man ihnen zu nahe bringt. Eine Tapete wird vor Verlauf einer Jahresfrist davon zerfressen. Ein gewisser Gelehrter hat auf solche Weise seine ganze B\xFCchersammlung verderben sehen, weil seine B\xFCcherbretter hinten nicht mit einem Boden versehen waren. Wem wird also nicht damit gedient seyn, ein leichtes und sichres Mittel zu wissen, wodurch er seine Gesundheit, seine
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Meublen, seine B\xFCcher u. s. w. wider die sch\xE4dliche Feuchtigkeit der W\xE4nde vertheidigen kann?
Man nimmt, um diesem Uibel Einhalt zu thun, abgekochtes Nu\xDF\xF6l, und \xFCberstreicht damit die neuen W\xE4nde zwey-bis dreymal, doch l\xE4\xDFt man jedesmal eine dreyt\xE4gige Frist zwischen der vorigen Operation hingehen, bis die erste Lage v\xF6llig getrocknet ist. Alsdann l\xE4\xDFt man, wenn es beliebig ist, die W\xE4nde mit Oelfarben mahlen. Der Anstrich des siedenden Oels dringt in die Zwischenr\xE4ume so fest ein, da\xDF die sch\xE4dliche Feuchtigkeit unm\xF6glich ausduften kann, sondern in der Mauer zur\xFCckbleiben mu\xDF. Wollte man eine solche Wand, ohne dem vorhergehenden Anstrich mit Nu\xDF\xF6l, malen lassen, so wurde die Oelfarbe zwar die Feuchtigkeit abhalten; allein da die Farbe alsdenn auf der blossen Mauer liegt, so setzt sich die Feuchtigkeit zwischen dieser und der Farbe, l\xF6st die aufgetragnen Farben nach und nach ab, verursacht Risse in der Farbenlage, welche hernach schuppenweise abf\xE4llt, und der so lange zur\xFCckgehaltenen Feuchtigkeit einen freyen Ausbruch verstattet.
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Der Nutzen dieses Vorschlags ist offenbar, der Erfolg zuverl\xE4\xDFig, und die darauf zu verwendenden Kosten unendlich gering, in Betrachtung des Schadens, welcher dadurch verh\xFCtet werden kann.
Betrachtung \xFCber den Himmel.
Betrachtet man den Himmel auch nur mit sinnlichen Augen, so erblickt man schon den allerpr\xE4chtiqsten Bau der das Herz r\xFChren, und mit Bewegung erf\xFCllen mu\xDF. Wie sch\xF6n gl\xE4nzt dieses saphirne Gew\xF6lbe, diese \xFCber alle Massen k\xFCnstlich zubereitete Hecke ; zumal wenn zur Nachtzeit der Mond seinen sanften Schein an derselben aus breitet, oder wenn sie mit funkelnden Sternen bes\xE4et ist! Wer hat jemals seine Augen zu dieser H\xF6he aufgehoben, ohne Bewunderung und Vergn\xFCgen bey sich empfunden zu haben? Noch vielmehr Wunder aber entdeckt man, wenn man diese weiten R\xE4ume mit einem forschenden Geiste durchwandert, und
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dabey vern\xFCnftige Betrachtungen anstellt. Wo sind die Gr\xE4nzen derselben, und wo soll man ihren Anfang, oder ihr Ende finden? Ein ungeheurer Kreis steht \xFCber und neben dem andern, und der Geist des Menschen, der sie mit seinen Gedanken durchfliegen will, mu\xDF eher erm\xFCden ; als da\xDF er auch nur einen m\xE4\xDFigen Theil davon sollte zur\xFCcklegen k\xF6nnen. Eine reine, und \xE4therische Luft, der an Feinigkeit nichts gleich ist, erf\xFCllt diesen Raum; und dennoch ist sie im Stande, K\xF6rper von ungeheurer Gr\xF6\xDFe und Schwere zu tragen, und ihnen Bahnen zu machen, in welchen sie sich unaufh\xF6rlich herumw\xE4lzen m\xFC\xDFen. Weder S\xE4ulen noch St\xFCtzen tragen dieses unerme\xDFliche Gew\xF6lbe und die entsetzlichen Lasten, die es beschweren. Es ist an nichts aufgeh\xE4ngt oder befestiget, und dennoch hat es schon so viele tausend Jahre ohne die geringste Zerr\xFCttung gestanden, und wird noch ferner dauern. Wie erstaunlich ist nicht die Gr\xF6\xDFe und Anzahl der K\xF6rper, mit welchen die reine Himmelsluft angef\xFCllt ist! wie vielmal \xFCbertrift die Gr\xF6\xDFe der Sonne und einiger Planeten, die sich um sie w\xE4lzen, die Erde, welche wir bewohnen! Und wer wei\xDF, wie viele unter den
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\xFCbrigen Sternen sind, die ihnen an Gr\xF6\xDFe nichts nachgeben, oder auch noch weit gr\xF6\xDFer als sie sind. Ihre weite Entfernung macht es, da\xDF sie nur wie kleine Lichter am Himmel schimmern. In der That aber sind sie ungeheure Sonnen, deren Umkreis mit viel tausend Millionen nicht auszumessen ist. Dem blossen Auge erscheint schon eine unz\xE4hlige Anzahl von K\xF6rpern, wenn zur Nachtzeit die Abwesenheit des st\xE4rksten Lichtes der Sonne, ihren funkelnden Straal zu erblicken erlaubet. Und wie viel entdeckt nicht au\xDFerdem das durch das Seherohr gest\xE4rkte Auge! Ja, wie viele lassen sich nicht durch h\xF6chstwahrscheinliche Muhtmassungen zu den \xFCbrigen hinzu thun? Wir sagen nicht zu viel, wann wir behaupten, da\xDF viele tausend Tonnen und Welten, in der himmlischen Luft schwimmen, und da\xDF unser ganzes Sonnensystem mit seinen Planeten in dieser Erdkugel, nur ein sehr geringer Theil von dem Heere ist, das in jenen H\xF6hen in der sch\xF6nsten Ordnung gestellt stehet. — Billig k\xF6mmt uns alles dieses wunderbar vor. Allein es sind doch noch gr\xF6\xDFere Wunder, die ein vern\xFCnftiges Nachdenken an dem Himmel zu entdecken vermag. Alle diese K\xF6rper sind
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st\xE4ndig in einer unaufh\xF6rlichen Bewegung die an die unver\xE4nderlichsten Gesetze gebunden ist. Sie walzen sich alle best\xE4ndig um ihre eigne Achse, und ein grosser Theil von ihnen mu\xDF auch den weitesten Umkreis um andere Korper umschreiten. Einem jeden von ihnen ist auch eine gewisse Bahn angewiesen, die sie aufs richtigste beobachten. Sie sind mit dem allerst\xE4rksten und geschwindesten Fluge befl\xFCgelt. Sie haben die Kraft, sich von ihren Mittelpunkten zu entfernen, und dennoch werden sie auch mit einer eben so starken Kraft zur\xFCckgehalten, und m\xFC\xDFen in ihren angewiesenen Gelaisen bleiben. Ungeachtet ihrer so viele tausend sich durch einander walzen, so hindert doch nie einer den andern, sondern ein jeder beobachtet die Ordnung, die ihm vorgeschrieben ist. Wie verworren auch unserm Auge der Stand der Sternen vorkommen mag, so herrscht doch
die gr\xF6\xDFte Ordnung und Uibereinstimmung in denselben. So viele tausend Jahre sind sie nun schon auf die gleiche Weise auf- und untergegangen, und die Sternkundigen sind durch ihre Betrachtungen in den Stand gesetzt worden, ihren Stand und ihren Lauf aufs genaueste vorher zu bestimmen. Wie sehr w\xFCrden wir endlich nicht erstaunen, wenn wir von den Einrichtungen dieser Weltgeb\xE4ude mit mehr Gewi\xDFheit reden k\xF6nnten! Wir sind nur allein im Stande, von demjenigen zu reden, zu welchem unser Erdboden geh\xF6ret, und welches die Sonne gleichsam beherrschet.
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