Bl\xE4ttern: < zum Text 33zum Text 35>

XXXIV.

(P265)

Anweisung leinen Garn und Leinwand zu bleichen.

Aus dem Universalmagazine.

Die beqwemsten Sachen zum Bleichen sind Pottaschen; inzwischen sind die gemeinen Aschen, welche von Holz und Kraut gebrannt werden, hinl\xE4nglich dazu; wenn nur die Leinwand nicht gar zu fein ist. Es ist nohtwendigf damit das Bleichen wohl von Statten gehe, da\xDF man ein gutes Bleichhaus und Bleichplatz habe, auch mit dem rechten Zugeh\xF6r und Ger\xE4hte wohl versehen sey. Der Bleichplatz mu\xDF beydes im Winter und Sommer keinen Mangel an weichem Wasser haben. Im Bleichhause mu\xDF ein Vorraht seyn von guten Pfannen und Kesseln, guten K\xFCbeln, Zubern oder Wannen verschiedener Art zum Beuchen, auch

(P266)

Gestellen und Tonnen, denen einige zu Aufbewahrung der unterschiedlichen Laugen, andere zur Milch, und die Leinwand darinn einzumilchen, dienen. Beym Garnbleichen mu\xDF man zuf\xF6rderst jedes Bund \xF6fnen, und in den Beuchk\xFCbel legen. Hiern\xE4chst gie\xDFt man kaltes Wasser darauf, bis es damit bedecket wird, l\xE4\xDFt es ungef\xE4hr neun Stunden lang weichen; nach welcher Zeit das Wasser, vermittelst eines unten am K\xFCbel befindlichen Hahnen abgezapfte, und frisches darauf gegossen wird. Mit dieser Art das Garn einzuweichen, und es von seinem Schmutze zu s\xE4ubern, f\xE4hret man so lange fort, bis man merket, da\xDF das abgezapfte Wasser gar nicht mehr unrein ist. Alsdann nimmt man das Garn aus dem K\xFCbel, sp\xFChlet es in klaren Wasser, windet es trocken aus, und legt es auf dem Bleichplatze in die Sonne ; doch mu\xDF man sich wohl in Acht nehmen, dasselbe niemals zu schlagen oder auszuklopfen. Wenn das Garn vollkommen trocken geworden, mu\xDF man eine zum Beuchen taugliche Lauge zubereiten. Die erste Beuche, so dem Garn gegeben wird, mu\xDF mit der strengsten Lauge geschehen. In dieser tunket man zur Zeit drey oder vier Bund des ganz

(P267)

trockenen Garns ein, und leget, sie in dem Beuchkubel, so ordentlich und eben, als es m\xF6glich ist, doch ohne da\xDF, man sie zu sehr eindr\xFCcke, damit die Lauge jeden Haben desto besser durchdringen m\xF6ge. Wenn alles Garn auf diese Weise in dem K\xFCbel ist, thut man die \xFCbergebliebene Lauge, worinn dasselbe eingeweichet worden, in eine Pfanne, giebt ein schwaches Feuer darunter, und tr\xE4gt Sorge, da\xDF dieselbe in den ersten f\xFCnf Stunden nicht hei\xDFer werde, als da\xDF man die Hand darinn leiden kann. w\xE4hrend dieser Zeit nimmt man \xF6fters etwas von dieser Lauge, und gie\xDFet sie \xFCber das im K\xFCbel befindliche Garn. Nachher vermehret man das Feuer nach und nach, aber so unvermerkt, da\xDF die Lauge wenigstens innerhalb vier Stunden nicht koche; unter der Zeit man fortf\xE4hret von dieser Lauge, jedoch nur wenig auf einmal, aus dem Kessel auf das Garn zu gie\xDFen. F\xE4ngt die Lauge an zu kochen, so mu\xDF sie drey Stunden lang im Kochen gehalten werden, und davon best\xE4ndig ausgesch\xF6pfet und zu dem Garne im Beuchk\xFCbel gethan werden. Ist die Lauge streng und gut, und der Flachs wohl bereitet gewesen, so wird das Garn eine gelbe Farbe bekommen, sollte dieses

(P268)

aber gar nicht, oder auch zum Theile nicht geschehen, mu\xDF man die Beuche so lange wiederholen, bis das Garn die gelbe Farbe bek\xF6mmt. Ist das Garn also genugsam gebeuchet, so nimmt man dasselbe aus dem K\xFCbel, sp\xFChlet es im kalten Wasser, und windet es wohl aus, wobey man nur drey oder vier B\xFCnde zu gleicher Zeit nimmt; auch sich h\xFCtet, es nicht auszuklopfen. Hierauf wird es auf dem Bleichplatze ausgebreitet, woselbst man es drey oder vier Tage an der Luft liegen l\xE4\xDFt; alsdann wendet man dasselbe um, und la\xDFet es liegen wie zuvor, bis die Seite, die zuerst unten gelegen, eben so gut von Farbe geworden als andere. So lange das Garn auf dem Bleichplatze lieget, mu\xDF es oftmals begossen werden, durch welche Vorsorge solches desto eher bleichen wird. Dieses Bleichen geschiehet nicht deswegen, damit das Garn ganz wei\xDF werde, sondern haupts\xE4chlich da\xDF der Schmutz, den es gew\xF6hnlich hat, herausgebracht, und die Leinewand desto dicker und fester werde, auch geschwinder eine gute Farbe, wenn es recht gebleichet werden soll, bekommen m\xF6ge. Billig sollten also alle Arten von Garn, bevor man sie webet, gebleichet werden,

(P269)

ausgenommen diejenigen, wovon man Kammer- oder Nesseltuch machen will. Das Bleichen der Leinewand betreffend, so mu\xDF man es damit eben wie mit dem Garne anfangen, indem man solche neun Stunden in Kalten Wasser einweichet, darauf, wie vorhin bey dem Garn gezeiget worden, das Wasser so lange ver\xE4ndert, bis es g\xE4nzlich klar wird, sie nachher sp\xFChlet, auswindet und zum Bleichen ausleget, auch \xF6fters begie\xDFet, damit sie nie zu trocken werde. Wenn sie solchergestalt drey oder vier Tage auf dem Grase gelegen, und man sie trocken werden lassen, fasset man jedes St\xFCck besonders bey seinen Randen an, und ziehet es, da man es best\xE4ndig so eben als m\xF6glich fasset, zu sich, bis man das vordere Ende desselben erreichet. Man bindet alsdann mit den Zipfeln desselben die Leinewand in der Mitte der Falten stark zusammen, und leget sie mit den beyden R\xE4nden aufw\xE4rts gekehret, in den Beuchkubel. Solchergestalt leget man so viele Leinewand ein, bis der Boden des K\xFCbels bedecket ist. Man h\xFCte sich aber sie zu feste zusammen zu packen, damit die Lauge \xFCberall in gleicher Maasse durchdringen k\xF6nne. Noch eine Sorgfalt ist dabey

(P270)

nothwendig, da\xDF man n\xE4mlich die Leinewand niemals anders, als wenn sie g\xE4nzlich trocken geworden, beuche. Ist die erste Lage Leinewand im K\xFCbel geleget, so gie\xDFt man darauf so viele Lauge Milchwarm, als hinl\xE4nglich ist sie \xFCberall zu benetzen. Alsdann macht man eine neue Lage, und macht es wie zuvor; f\xE4hrt auch auf diese Art fort, bis der K\xFCbel voll ist. Wenn dieses geschehen, f\xE4ngt Man die Beuche an, und f\xE4hrt damit zw\xF6lf Stunden lang fort, wobey man sich in Ansehung des Feuers eben so wie oben beym Garne gezeiget worden, verh\xE4lt. Die zwo ersten Beuchen m\xFC\xDFen mit sehr strenger Lauge geschehen, nachher aher, und wie die Leinewand immer wei\xDFer wird, darf man sich nur einer schwachen bedienen, indem man Gefahr l\xE4uft, da\xDF sie in einer gar zu starken verderbe. Nach jeder Beuche wird sie gleich auf den Bleichplatz gebracht, woselbst sie acht und vierzig Stunden liegen bleibt. Dieses mu\xDF man ohngefehr zehnmal, nach Beschaffenheit der Leinewand, wie derholen. ehe man anf\xE4ngt sie mit Milch zu behandeln. Nach den beyden ersten Beuchen macht man die Lauge nach und nach schwacher, und vergi\xDFt nicht die Leinewand auf dem Grase zu begie\xDFen,

(P271)

so, da\xDF sie w\xE4hrend dieses Bleichens nie zu trocken werde. Es ist aber unm\xF6glich hierinn eine gewisse Regel vorzuschreiben, oder die Anzahl der Beuchen genau zu bestimmen, als welche von der Verschiedenheit der zu bleichenden Leinewand abh\xE4ngt , daher sich dann hierinn der Bleicher auf sein Urtheil und Erfahrung verlassen mu\xDF. Feine d\xFCnne Leinewand bleichet viel fr\xFCher, als feste und steife; aber beyde Arten m\xFC\xDFen, ehe sie in die Milch kommen, ganz trocken seyn. Das Behandeln der Leinewand mit Milch ist zwar eine sehr sp\xE4te Erfindung; allein die Erfahrung hat gelehret, da\xDF es viel beytrage, der Leinewand eine gute Farbe zu geben. Es ist oben schon erinnert worden, da\xDF man grosse Wannen oder Tonnen zu Aufbewahrung der Milch in Bereitschaft halten m\xFC\xDFe. Diese Wannen, deren jede das Maa\xDF einer Tonne und dar\xFCber halten soll, m\xFC\xDFen mit Buttermilch, saurer Milch, Molken und dergleichen gef\xFCllet werden, welche darinn durch einander gemenget, g\xE4hren, bis man Gelegenheit bek\xF6mmt, sie zu gebrauchen. Es tr\xE4gt sich selten zu, da\xDF die Milch gar zu sauer werde, sollte es aber dennoch zu Zeiten seyn, kann

(P272)

man deren S\xE4ure mit Zugie\xDFung kalten Wassers d\xE4mpfen. Ist die Leinwand nun trocken und zum Einmischen bereit, so setzet man eine weite Wanne halb in die Erde, und gie\xDFt eine geh\xF6rige Menge Milch hinein. In diese thut man die Leinewand, und wenn solche wohl durchgeweichek ist, dr\xFCcket man sie mit schweren Brettern oder Gewichtern nieder, damit nicht die G\xE4hrung, die in der Milch bald nach dem Einlegen der Leinewand entstehen wird, dieselbe in die H\xF6he treibe. Man mu\xDF ja nicht zu leichtes Gewicht nehmen, indem die Gewalt, welche die G\xE4hrung hervor bringet, kaum zu begreifen ist. Auch mu\xDF man Sorge tragen, da\xDF die Bretter weder von neuen Eichen- noch Buchenholze seyn, welches gar viele Flecken in die Leinewand, eben als wenn alle Arten der Steine an dieselbe, entweder im K\xFCbel oder auf dem Felde geleget w\xE4ren, bringen w\xFCrde. Das Uibrige k\xFCnftig.


Bl\xE4ttern: < zum Text 33zum Text 35>

Topic revision: r5 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback