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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, I. St\xFCck - IV. Jahrgang, III. St\xFCck >
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IV. Jahrgang, II. St\xFCck, den 12. Jenner 1774.
I. Wissenschaften.
Fortsetzung der Recension der chirurgisch-praktischen Abhandlung von der Phlegmone und ihren Ausg\xE4ngen.
„Ohne Theorie, sagt ihnen der Hr. Brambilla w\xE4ren wir blind, und giengen, wie der Empiricker, dummdreust darein, die von ungef\xE4hr einige Kranke heilen, und ungleich mehrere t\xF6dten, welche unter erfahrnen H\xE4nden gar leicht h\xE4tten genesen k\xF6nnen. Wie k\xF6nnte, ohne Anatomie ein Wundarzt, bey Verwundungen, die verletzten Theile unterscheiden; wenn er die menschlichen Eingeweide nie gesehen h\xE4tte, und ihre nat\xFCrliche Lage nicht w\xFC\xDFte? Er w\xFCrde in gewissen F\xE4llen nicht kennen, was f\xFCr Theile aus der Bauchh\xF6le heraus getretten sind, die wieder zur\xFCckgeschoben werden m\xFCssen. Die Angiologie, oder die Lehre von den Gef\xE4\xDFen, zeiget die Verschiedenheit und den Gebrauch der Schlag- und Blutadern. Wie k\xF6nnte er ohne dieselbe das Schlagaderblut, das aus einer Wunde flie\xDFt, unterscheiden, wenn er nicht w\xFC\xDFte, da\xDF es lebhafter, als aus den Blutadern ist, und von der wechselweisen Erweiterung und Zusammenziehung des Herzens mit Gewalt und sto\xDFweise herausgetrieben wird? Wie kann er wissen, wo er die Schlagader unterbinden oder zusammen drucken soll?“
Nach Anf\xFChrung aller \xFCberigen Wissenschaften, die ein Wundarzt kennen mu\xDF, warnet der Hr. V. noch vor den unn\xF6thigen Subtilit\xE4ten, welche sie um die edle Zeit bringen, die zu nothwendigern Besch\xE4fftigungen zu verwenden ist. Er erkl\xE4ret seine Gedanken die\xDFfalls durch zwo merkw\xFCrdige Geschichten, und berufet sich auf die Erfahrung, da\xDF tiefgelehrte M\xE4nner \xF6fters Kranke f\xFCr unheilbar ausge-
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ben welche hernach durch M\xE4nner, die in keinem besondern Rufe der Gelehrsamkeit stehen, die aber in der Heilung ge\xFCbet sind, hergestellet werden. Vielmals geschiehet es auch, da\xDF diese hochgelehrte Aerzte einige Krankheiten gering sch\xE4tzen; und die Kranken sterben indessen wider Vermuthen.
Er l\xE4ugnet nicht, da\xDF zum Beyspiel, die Statik des Santario zu Padua, die Beobachtungen eines Keils in England, die Versuche eines L\xF6wenh\xF6ck ec. zur Zierde des Verstandes so wohl, als zu n\xFCtzlichen Entdeckungen dienen k\xF6nnen: doch macht er eine Vergleichung unsrer Aerzte mit der Gr\xFCndlichkeit der alten, und verweiset sie auf die Hochsch\xE4tzung, die man heut zu Tage ihren Schriften beyleget.
Es ist aber dieses noch zu w\xFCnschen, da\xDF auch alle Anf\xE4nger in der Chirurgie sich mit dem so ausnehmend guten moralischen Charakter, welcher den Hrn. V. durch das ganze Werk so kenntlich mach, versehen m\xF6chten, damit ihnen ihr Unternehmen desto besser von statten g\xE4nge. So viel sehen sie augenscheinlich, da\xDF dieser Schriftsteller, voll von seiner Kunst, und voll vom Eifer f\xFCr das Wohl der Menschlichkeit , schreibe, und durch sein eigenes Beyspiel zeige, wie sein Monarch, auch in dieser Kunst, die Mittelm\xE4\xDFigkeit untertr\xE4glich finde.
Man hat endlich auch nichts ermangeln lassen, um den Druck dieser Uebersetzung zu versch\xF6nern. Doch wird zu Ende des zweyten Theils ein besonderes Blatt angehangen werden, auf welchem man die, wider Vermuthen, eingeschlichenen Druckfehler anmerken und den Verleger anhalten wird, in dem zweeten Theile f\xFCr eine genauere Korrektur zu sorgen, als er diesem ersten Theile gethan hat.
Einigen unserer Leser zu gefallen, wollen wir auch den Bemerkungen des Herrn Verfassers, welche er in Ansehung des Idiosynkrasie*) gesammelt hat, besonders einheimische Beyspiele, jedoch ohne Auswahl, anf\xFChren.
S. 82. erz\xE4hlet Er: Ein kaiserlicher Th\xFCrh\xFCter hatte vor einigen Jahren ein Entzungungsfieber, nach welchem er in eine ziemlich wunberbare Idiosynkrasie verfiel, die zwar demjenigen, der ihn ansieht, verwunderlich, ihm aber sehr beschwerrlich ist. Wenn man ihn gerade ansieht, oder vor ihm eine Verbeugung, oder andere Geb\xE4rden macht; so mu\xDF er sie alsogleich nachmachen, und so lange damit anhalten, bie der andere aufh\xF6ret. Giebt sich einer eine Maulschelle, so giebt er sich eine st\xE4rkere. Wollte sich einer aus Verstellung den Hals oder einen andern Theil abschneiden: er w\xFCrde es gewi\xDF nachmachen, wenn
*) Idiosynkrasie wird derjenige ungew\xF6hnliche besondere Umstand genennet, welchem ein Temperament, von was immer f\xFCr einer Gattung, zuweilen unterworfen ist. S. 80.
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er nur ein Messer, oder ein anderes schneidendes Instrument bey sich h\xE4tte, und es sind noch mehrere Sachen, die er wider seinen Willen nachzumachen gezwungen ist.
S. 84. Der seelige Hauptmann Nachtigal, von dem l\xF6bl. Lascischen Regiment, wurde bey dem Eintritte in ein Zimmer, worinnen eine Katze versteckt war, bla\xDF, halb ohnm\xE4chtig: ein kalter Schwei\xDF brach an seinem K\xF6rper aus, und es blieb ihm nicht so viel St\xE4rke und Gegenwart, aus dem Zimmer, zur\xFCck zu kehren. Sobald die Katze, ohne da\xDF er sie gesehen hatte, aus dem Zimmer war, merkte er es, kam, im vollen Schwei\xDFe, zu sich, und athmete schwer. Die Wirkung dieser Idiosynkrasie mu\xDFte ein seiniger junger Bruder, der Kapuciner war, mit dem Leben bezahlen: indem er in einem Zimmer allein unvermuthet eine Katze gewahr wurde, und dar\xFCber todt niederfiel.
Eben auf dieser Seite: Ein Pfarrer bracb in ein lautes Gel\xE4chter aus, da er bey einer Tafel eine Pastette auftragen sah, in welcher ger\xE4uchertes Schweinefleisch eingeschlagen war. Er w\xE4re, wie es Hr. Planque versichert, lachend gestorben, wenn man die Pastette nicht weggenommen h\xE4tte.
S. 87. Pr\xE4parirte Krebsaugen verursachen, nach dem Berichte praktischer Aerzte, jenen, die rothe Haare haben, ein heftiges Erbrechen.
V.
II. Ungarische Numismatik.
Die Numismatik ist in unsern Tagen eine Lieblingswissenschaft, welche seit einiger Zeit, mehr, als nur eine geschickte Feder besch\xE4fftiget. Ja selbst die Anzahl derer, nimmt von Zeit zu Zeit zu, welche aus Liebe zu ihrem Vaterlande, und aus Eifer, die Geschichte desselben, durch alle nur m\xF6gliche Hilfsmittel aufzuheitern und zu bew\xE4hren, eigene Sammlungen vaterl\xE4ndischer M\xFCnzen anlegen. Gewi\xDF unsere Zeiten, haben hierinnen vieles zum voraus, welches unsern V\xE4tern, zum gr\xF6\xDFten Nachtheil der vaterl\xE4ndischen Staats- und Reichsgeschichte, noch gefehelet hat, ob es ihnen gleich leichter, als uns gewesen w\xE4re, dergleichen gelehrte Sch\xE4tze und Alterth\xFCmer aufzusammeln, und f\xFCr die Nachkommen aufzubewahren. Nicht nur Gelehrte, verdienstvolle Gelehrte, widmen ihre Nebenstunden, und ihre Bem\xFChungen, dem Studium der M\xFCnzen; sondern selbst Personen von hohem Range, w\xFCrdigen diesen Gegenstand, einer ganz eigenen Aufmerksamkeit. Und gewi\xDF der starke Einflu\xDF, den die Numismatik auf die Geschichte, das allgemeine Staatsrecht, Steuerrechnungen, Pfandschaften, Verschreibungen, ja den s\xE4mmtlichen Handel und Wandel, eines Landes hat, empfiehlt solche Bem\xFChungen zu ihrer Aufnahme, auf das allernachdr\xFCcklichste. Unsere Sache ist
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es jetzt nicht, diesen Umstand hier weitl\xE4ufig auszuf\xFChren, und den Werth und Nutzen des Studiums der M\xFCnzen, mit neuen Lobspr\xFCchen zu erheben, da solches bereits angesehene Gelehrte, \xFCberzeugend genug dargethan haben. Wem sind noch die Namen eines um die M\xFCnzkunde, so sehr verdienten K\xF6hlers, eines Joachims, eines Heusingers, und andere mehr, die besonders diesen Gegenstand ausgef\xFChret haben, unbekannt? In ihren Schriften wird man alles finden, was nur dar\xFCber gesagt werden kann.
Fast jedes Land, kann schon Erl\xE4uterungen, und historisch- kritische Beschreibungen, seiner M\xFCnzen aufweisen, die meistens von einheimischen Gelehrten, mit dem gr\xF6\xDFten Flei\xDF ausgearbeitet worden sind. Nur Ungarn allein ist immer noch zur\xFCcke geblieben, und hat bis jetzt nichts eigenes und besonders \xFCber diesen so n\xFCtzlichen, als anmuthigen Gegenstand aufzuweisen. Wir l\xE4ugnen hiermit keinesweges, da\xDF nicht schon verschiedene, verdienstvolle M\xE4nner, und einige darunter sehr gl\xFCcklich, einzelne Ungarische M\xFCnzen erl\xE4utert haben*) Nur dieses wollen wir sagen, da\xDF noch kein Ungarischer Schriftsteller vorhanden sey, der die Bearbeitung der vaterl\xE4ndischen Numismatik vorz\xFCglich gew\xE4hlt, und alle, zur Zeit bekannte alte und neuere M\xFCnzen, mit ihrem Alter, Metall, Gepr\xE4ge, Werth und andern dergleichen Dingen, historisch und kritisch beschrieben h\xE4tte.
Von Siebenb\xFCrgischen M\xFCnzen, haben wir drey, mit vielem Flei\xDF, ausgearbeitete M\xFCnzschriften von eben so viel vaterl\xE4ndischen Gelehrten. Zuerst hat Samuel K\xF6lescheri, Gubernialsekret\xE4r des Gro\xDFf\xFCrstenthums Siebenb\xFCrgen in seiner Auraria Romano-Dacica, welche zu Hermannstadt 1717. in 8vo herausgekommen, im 3ten Kap. alle Siebenb\xFCrgische, gangbare und Denkm\xFCnzen, im Golde, richtig angezeigt, und beschrieben. Nach ihm, hat gab der ber\xFChmte h\xE4llische Professor Martin Schmeizel ein Siebenb\xFCrger heraus: Erl\xE4uterung Gold- und Silberner M\xFCnzen von Siebenb\xFCrgen 1748. in 4. darinnen des verdienstvollen K\xF6lescheri Arbeit erweitert, in vielen Stellen verbessert, und mit der Beschreibung der Siebenb\xFCrgischen Sielberm\xFCnzen stark vermehret worden ist. Endlich hat unser ge-
*) So hat der Herr O. Schwarz den silbernen Denarium vom K. Samuel, oder Aba, in einer besondern Abhandlung: Samuel Rex Hungariae, qui vulgo Aba audit, ex historico & simul numario monumento, tam nomini, quam populo suo, restitutus, sehr gr\xFCndlich erl\xE4utert. Auch haben wir von ihm: Specimen rei numariae e medio aevo, darinnen eine Kupferm\xFCnze der beyden ungarischen K\xF6nige Bela IV. und Stephan V. beschrieben wird. In seiner Recensione Critica besonders aber in den floribus sparsis ad tabulas pignori relictarum XIII. Civitatum Saxonicarum Terrae Scepusiensis, wird von verschiedenen ungarischen M\xFCnzen eine kurze aber gr\xFCndliche Nachricht gegeben. Franciscus Carolus Palma hat in Specimine Heraldicae Regni Hungariae, welche zu Wien 1766, in 4 ans Licht getreten, viel sch\xF6nes, die ungarischen Numismatik betreffend, angemerket.
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lehrter Landsmann, der ber\xFChmte Hr. Doktor und Professor Schwarz zu Kinteln, die Schmeizelische Arbeit, in einer mit vielem Flei\xDF ausgearbeiteten M\xFCnschrift, noch mehr berichtigt und erweitert, welche 1764, in 4. unter folgendem Titel, zu Kinteln ans Licht getreten ist: Recensio Critica Schmeizeliani de Numis Transilvanicis Commentarii, supplementa, emendationes & Illustrationes perpetuas continens. Eine Schrift voll von Bemerkungen und Zus\xE4tzen, welche dem w\xFCrdigen, aber sehr gesch\xE4tzten Scheizel, theils damals noch unbekannt gewesen sind. Nur Schade, da\xDF dieser vortreflichen M\xFCnzschrift keine Abdr\xFCcke derjenigen M\xFCnzen, womit Hr. D. Schwarz, das Siebenb\xFCrgische Fach bereichert hat, beygeleget werden konnten.
Es hat zwar Jacob von Mellen und Burghard die Ungarischen Goldgulden, oder sogenannte Dukaten, in einer Abhandlung: Series Regum Hungariae ex numis aureis*) erl\xE4utert. Aber wie viele Erg\xE4nzungen und Verbesserungen hat diese Arbeit n\xF6thig. In der Folge unserer Bl\xE4tter werden wir Beweise davon geben. In Joh. Tobias K\xF6hlers vollst\xE4ndigem Dukatenkabinets ersten Theil werden von S. 211. bis S. 252. alle Ungarische Dukaten, die jemals noch vorgekommen sind, sehr kurz, wie es der Zweck einer solchen Schrift mit sich bringet, und ohne beygef\xFCgte Kupferstiche beschrieben: so wie in Ansehung der Ungarischen Thaler und thalerf\xF6rmigen Silberst\xFCcke von dem flei\xDFigen Herrn Hofrath v. Madai ein gleiches geschehen ist, in seinem vollst\xE4ndigen Thalerkabinet. Einige ungarischec Silberm\xFCnzen sind in des neu er\xF6ffneten Groschenkabinets ersten Bande von S. 126. bis S. 144.: Noch mehrere und seltenere aber, in des 2ten Bandes zweytem Supplemente von S. 641. bis S. 679. in Kupfer gestochen, beschrieben und k\xFCrzlich erkl\xE4ret. Der verdienstvolle Professor Joachim hat in seinem neuer\xF6ffneten M\xFCnzkabinet, ersten und zweyten Theil, viele sehr seltene ungarische meist alte Silberm\xFCnzen, recht sauber in Kupfer stechen lassen, und solche mit gelehrten Anmerkungen erl\xE4utert. An welchen Anmerkungen zwey Siebenb\xFCrgische Gelehrte,
*) Der Graf zu Schwarzburg- Arnstadt, hat zuerst Dukaten gesammelt. Man hat mit den ungarischen Dukaten, den Anfang gemacht, die gleichsam die K\xF6nige unter den Dukaten sind, und vom feinsten Golde von sch\xF6nem Gepr\xE4ge und von richtiger Folge. Eben auf Anstalten des Grafen von Schwarzburg-Arnstadt wurden dieselbe in allen Hansseest\xE4dten gesammelt. Daher Jakob von Mellen, Pfarrer bey St. Maria zu L\xFCbeck, eine Seriem Regum Hungariae e numis aureis herausgegeben, Joh. D. K\xF6hler Anweisung f\xFCr reisende Gelehrte S. 107. Zuerst kam dieses Werk zu L\xFCbeck heraus 1699. mit einer Zueignungsschrift an Leopold den Gro\xDFen; hernach mit einer deutschen Uebersetzung, und vielen Zus\xE4tzen, davon aber die wenigsten zu Numismatik, etwas beytragen, von Gottfr. Heinrich Burghart zu Bre\xDFlau 1750. in 4. Au\xDFer dem hat der gelehrte v. Mellen, noch herausgegeben: Sylloge Numorum Uncialium ex Argcnto, quos Imperatores & Reges Romanorum, nec non Aust. Archiduces signari iusserunt. Lubeccae 1698. in 4. Ein sehr rares Buch, welches eine neue Auflageet und Fortsetzung, bis auf unsere Zeiten verdient.
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Herr Daniel Cornides und Hr. Helmer vielen Theil nahmen.
Alles dieses sind zwar gute Materialien und brauchbare Vorbereitungen zur Aufkl\xE4rung der ungarischen Numismatik; aber doch noch keine eigentliche und vollst\xE4ndige Erl\xE4uterungen der vaterl\xE4ndischen M\xFCnzkunde, und aller zur Zeit bekannten Geldsorten. Au\xDFer dem sind alle diese Beschreibungen und Nachrichten, in unz\xE4hligen B\xFCchern zerstreut, unvollst\xE4ndig, und an vielen Stellen unrichtig. Wir w\xFCnschten daher unserm Vaterlande einen flei\xDFigen, und in der Numismatik ge\xFCbten Adauer Voigt, der die Ungarische M\xFCnzkunde, eben so gr\xFCndlich und anmuthig auf heitern und aufschlie\xDFen wollte, als jener sch\xF6ne Geist B\xF6hmens, eben jetzt die B\xF6hmische, mit vielem Beyfall erl\xE4utert.
Indessen unterst\xFCtzt, durch den gro\xDFm\xFCthigen Vorschub eines M\xE4cens vom ersten Range, der eine zahlreiche Sammlung ausgesuchter Ungarisch-Siebenbirgischer M\xFCnzen, besitzet, wovon der gr\xF6\xDFte Theil schon, und zwar akkurat und zierlich in Kupfer gestochen worden, wollen wir es wagen, ungarische M\xFCnzen von allerley Gattungen, Alter und Gepr\xE4ge in unsern Bl\xE4ttern zu erl\xE4utern; sondern da wir nun im Stande sind, wie wir es im LI. St\xFCcke des vorigen Jahrganges S. 408: gemeldet haben, die Abdr\xFCcke derselben unsern Lesern mitzutheilen.
Wir werden uns hiebey an keine Zeit, an keine Familie der ungarischen K\xF6nige, oder sonst dergleichen Umst\xE4nde mehr, binden: wir werden die erl\xE4uterten M\xFCnzen unserm Blatte so einr\xFCcken, wie wir sie, ohne auf einige Ordnung zu sehen, in die H\xE4nde bekommen werden; und wie man uns die Ausarbeitungen einschicken wird. Ja nicht ungarische M\xFCnzen allein; sondern auch Siebenb\xFCrgische, und jene von anderen Provinzen, welche zu dem K\xF6nigreiche Ungarn eigentlich geh\xF6ren, sollen unsern Flei\xDF besch\xE4fftigen.
Wir wissen zwar, was eine solche Arbeit auf sich habe, und welche Kenntni\xDFe dazu erfordert werden: wir sind auch nie so eitel gewesen, uns alle diese Kenntni\xDFe und Einsichten in die vaterl\xE4ndische M\xFCnzkunde anzumassen. Wir versprechen daher unsern Lesern, nicht sogleich etwas Vollkommenes. Und ist wohl, zumalen ein Werk von solcher Art, gleich im Anfange, vollkommen erschienen? Indessen leben wir doch der guten Hofnung, da\xDF, indem wir uns an die Ungarische M\xFCnzkunde wagen, dieser Versuch gelehrten vaterl\xE4ndischen M\xFCnzkennern zur Aufmunterung, an einem so gemeinn\xFCtzigen Gegenstande mitzuarbeiten, gereichen; da\xDF mit der Zeit, aus diesen unsern Beytr\xE4gen etwas Vollst\xE4ndiges erwachsen, und es verdienen werde, in einem ganz andern Gewande zu erscheinen: wie uns dann alle Aufs\xE4tze, Erinnerungen und Anmerkungen, welche die mehrere Aufkl\xE4rung und Bew\xE4hrung dieses Gegenstandes betreffen, jederzeit ange-
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nehm seyn und von uns mit allen Danke angesehen werden sollen.
J. A. v. C.
III. Vermischte Nachrichten.
Anzeige von einer sehr alten Handschrift, der Creutziger genannt.
Dieses Werk bestehet aus 114 Bl\xE4ttern von Pergament, in klein Folioformate mit doppelten Kolumnen, auf jeder bey 28 Verse. Zu Anfange des Gedichtes stehet an der Stelle einer Leiste, das Bildni\xDF des Verfassers in seiner Ordenskleidung gemalt, als eine noch junge Mannsperson, aus deren linken Hand ein Zettel flattert, worauf die Worte befindlich sind: Frater Johanes de Franchenstain. Die Vorrede lautet folgendermassen:
Ich han geticht die redde starch
Auz sineloses Herzens arch
Von unsers Herrn martir vrone
Darumb ich muete mir zu lone
Seliger Leute guet gedenchen
Und mit wunschen auf mich wenchen
Daz mir got genedich wese ec.
Worauf sich das Gedicht selbst anf\xE4ngt, dessen Inhalt in zween Versen mit Silber geschrieben, also lautet:
Hie hebt sich an der chreuziger
Die Vorrede sagt die erste mer.
Der Anfang ist nach Art der Epopeen, eine Anrufung zu Gott dem Sch\xF6pfer Himmels und der Erde:
Allmechtig Schepper und got
In des gnaden und gepot
Alle creatur swebet,
Und in wessens Orden Strebet
Hymel erde und beres grunt
Und waz darine hat lebens vunt
Geiste leute und auch tyer
Darzu die elementen vier
Luft erd wasser und daz feuwr
Auch was geheuwr und ungeheuwr
Ist erchant. daz hat sein ding
Von dir und wernden vrspring ec.
Und die\xDF ist der Schlu\xDF:
Sint dem virwar ist also
Du obrister furst alpha et o
Der erste, und der leste
Altissimus der peste
So man ich und pite dich
Daz du hie begabest mich
Mit redelicher Weisheit
Ezu dieser sweren arbait
Der ich begtinnen wil alhie
O starcher got adonale
Send mir deines geistes gunst ec.
Und an Gott den Sohn:
Du gotes son ihesu christ
Wan du der rechte maister pist
Der alle sinelosen
Chan leren mit der glosen
Unt mit ganczer witze gunst
Daz sie eruarn die recht chunst
Schepper aller Schepphenunge
Geruch laiten meine czunge
Die rede und die sinnen mein
Daz ich von der marter dein
Etteswas getichte
Und zu deutsche richte
Als ich ez vind zu laitein
Darnach stet der wille mein
Und daz ich mit clugen listen
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Von den vier evangelisten
Czufamen pringe den passion ec.
Den ganzen Eingang des Werks schlie\xDFt er also:
Allmechtig ymerweredner Ely
F\xFCr dich bieg ich meine chny
Vlehende mit gedinge
Daz ich diez volpringe
Mit enczichlichen vleis alhie
In nomine domini
Daz spricht in gotes namen
Var ich hilf her mir amen.
Darauf hei\xDFt es:
Nach den gesprochenen prologum
Set da\xDF eveanglium
Worauf sich das Heldengedicht unmittelbar selbst anf\xE4ngt, welches hin und wieder mit lateinischen Noten, und Einschaltungen aus der Vulgata, die best\xE4ndig mit gr\xF6\xDFerer Schrift geschrieben, und roth unterstrichen worden, untermengt ist. In der Anrufung z. E. an Gott den Vater, k\xF6mmt nach den Worten
Wenn dein helf nicht wonet bei
Der bleibet alles werches drei
Joh. Sine me nihil porestis facere.
Und beym Beschlu\xDFe derselben:
Accende lumen sensibus &c.
Von dem Namen des Werks sagt er gegen das Ende:
Diez purch nen ich den chreuzer
Wan er chundet uns di mer
Von der Marter iesu christ
Der der erst chreucziger ist
Gewesen. und trug das chreuz ec. .
Von sich aber giebt uns der Dichter folgende Nachricht.
Auch ich des pueches tichter
Gewesen pin ain chreucziger
Ein pruder der sand Johanser
Als daz wolt unser her
In den orden sand iohan
Geparn was ich von polan
Dem Lande. anz ainer stat
Die Franchenstain den Namen hat
Johannes was ich anch genant
Von seurperig mein pfleger sant
Mich in daz haus sand johan
Daz man siecht noch heute stan
Ze Wien in der cherner strazz
Ich begund in der maz
Diez puechel tichten an der stat
Ein gueter freunt mich des pat
Der des Ordeens Diener
Was und des Haus Schaffer
Seidel was der namen sein
Er het daz puech zu latein
In deutsch ich im daz verchart
Ain tail cham ez mich an hart ec.
Letztens berichtet er auch, wenn er dieses Buch \xFCbersetzet hat.
Czu wellcher czeit geschehen dis
Sei. ich main daz tichten
Des wil ich euch verrichten
Es waz in den iaren
Die vergangen waren
Nach christ gepurt besundert
Tausend und dreu hundert.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.