INHALTSVERZEICHNIS PRIVILEGIRTE ANZEIGEN
Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XLIX. St\xFCck -
IV. Jahrgang, LI. St\xFCck >
(393)
IV. Jahrgang, L. St\xFCck, den 14. December 1774.
I. Geschichte.
Von dem Eingang der christlichen Religion in das K\xF6nigreich Ungarn.
Es ist \xFCber keine Sache, seit 30. Jahren, in Ungarn, so heftig gestritten worden, als \xFCber die Bekehrung der Ungarn, zum christlichen Glauben: ob sie n\xE4mlich, der lateinischen, oder der griechischen Kirche, zuzuschreiben sey. Die Gelegenheit dazu haf bekannter Massen der ber\xFChmte Hr. D. Gottfried Schwarz gegeben, als er im Jahre 1740. (zu Frankfurt und Leipzig) eine Abhandlung herausgab, welche folgenden Titel f\xFChret: Initia religionis Christiana inter Hungaros ecclesiae orientali adserta. Er hat sehr viele Gr\xFCnde aus der Geschichte, aus den ersten ungarischen Ges\xE4tzen, und einigen Urkunden angef\xFChret, um zu zeigen, da\xDF man den Ursprung der christlichen Lehre in Ungarn der Griechischen Kirche zu verdanken habe. Wie wenig aber diese Meinung in Ungarn Beyfall gefunden habe, erhellet aus vielen Schriftstellern, welche die, von dem Herrn D. Schwarz angef\xFChrten Gr\xFCnde untersuchet, und sie mit vielem Flei\xDFe zu widerlegen getrachtet haben. Die vortnehmsten unter denselben sind Johann Stilting*) Karl Peterffi**) Herr Adam Franz Kollar***) und Herr Johann Pray****).
*) In actis Sanctorum ad diem secundam mensis Septembris in vita S. Stephaniregis Hungariae, welches Buch auch zu Raab und Kaschau abgedruckt worden ist.
**) In Sacris Conciliis Ecclesiae Romano Catholicae in regno Hungariae celebratis p. 1.
***) In der gr\xFCndlich geschriebenen und mit vielen sch\xF6nen Urkunden versehenen histor.diplomat. juris patronatus apostolicorum regum Hungariae S. 4.5. folg.
****) In annalibus Hunnorum, Avarum & Hungarorum S. 395. f.
(394)
Da\xDF schon gegen das 950. Jahr zween Ungarische Heerf\xFChrer, n\xE4mlich Bolosudes und Gylas, die christliche Lehre und Taufe zu Constantinopel angenommen haben, hat seine Richtigkeit. So wenig man darthun kann, da\xDF Bolosudes ein Patschinazite (Pachinacita) gewesen; so wenig Grund hat man auch von Gylas (Gyula) solches zu behaupten. Beyde werden von den griechischen Geschichtschreibern Principes Turcarum ausdr\xFCcklich genennett*). Ich gebe demnach dem Herrn D. Schwarz zu, das Gylas die griechische Religion angenommen, da\xDF er der Vater der Prinze\xDFinn Sarolta, und diese die Mutter des heiligen Stephanus gewesen; da\xDF Gylas I. einen M\xF6nchen Hierotheus genannt, nach Siebenb\xFCrgen mit sich gebracht, und durch ihn die christliche Lehre seinen Landesleuten anzupreisen angefangen habe. Alles dieses gestehe ich dem Herrn Schwarzen zu. Nachdeme aber er, Gylas, mit dem Tode abgegangen und seines Bruders Sohn Gyula II. ihme in der W\xFCrde eines Waywoden von Siebenb\xFCrgen gefolget ist: so hat dieser das schwache Licht des Evangeliums, so in Siebenb\xFCrgen angez\xFCndet worden, sehr leicht ausl\xF6schen, und die heydnische Art Gott zu dienen, daselbst wieder einf\xFChren k\xF6nnen. Daher folgte es, da\xDF der heilige K\xF6nig Stephanus sich gro\xDFe M\xFChe gegeben, ihn und die Einwohner von Siebenb\xFCrgen auf bessere Gedanken zu bringen. Nun aber, wie es offenbar ist, w\xFCrde er nicht viel ausgerichtet haben, wenn er nicht Gewalt gebrauchet h\xE4tte*).
Da\xDF indessen die lateinische Kirche in der Fortpflanzung der christlichen Religion, in Ungarn, desto gl\xFCcklicher gewesen, den Herzog Geysam, seine Kinder und Anverwandte, und einen gro\xDFen Theil von ihren Unterthanen, zu Christo bekehret habe, wird von den oben angef\xFChrten Gelehrten mit vielen Gr\xFCnden dargethan. Mir scheinet es, da\xDF der gewisse Bewei\xDF davon in den vorhandenen Decretis des heiligen Stephanus zu suchen sey. Da\xDF solche zum Theil aus den Kapitularen der fr\xE4nkischen
*) Cedrenus in hist. Tom II. Bulosudes eorum (......) princeps .........………….fidem se amplecti Christianam simulans, Constantinopolim venit, baptisatusque a Constantino est exceptus. Zonaras annalium Tom, II. Lib. XVI. nach der Pariser Ausgabe S. 194. Turci, Ungaros autem ita vocari supra diximus, provincias Romanas incursare soliti ad tempus quieti fuerunt. Nam dux corum Bulogudes (.........) & partis cujusdam princeps Gylat, Imperatorem convenerunt, amboque sacro sancto regenerationis lavacro initiati;
*) Annal Hildesheim. beym Leibnitz in script. rer. Bransuic. zum Jahre 1003. Stephanus Rex Ungariae super avunculum suum, regem Julum (Gyulam) cum exercitu venit, quem cum comprehendisset, cum uxore & filius duobus regnum (provinciam) ejus vi ad Christi anitatem compulit. Anonym. Belae Regis Notarius cap. 27
(395)
K\xF6nige hergenommen werden, und manche Kapitel aus denselben ganz ausgeschrieben sind, dieses hat der um die ungarische Geschichte unsterblich verdiente Herr Adam Franc. Kollar, in originibus, & usu perpetuo potestatis legislatoriae circa sacra Apostolicorum Regum Hungariae cap. III. und IV. gr\xFCndlich dargethan. Wie w\xFCrde wohl dieser K\xF6nig und seine Geistlichkeit, sich dieser Capituilarien haben bedienen k\xF6nnen, wenn sie mit der grichischen Kirche und nicht mit der Lateinischen gehalten h\xE4tten? Dazu findet man in Ungarn die allerersten Stiftungen f\xFCr Benedictiner und also, f\xFCr lateinische und nicht f\xFCr griechische Ordensgeistliche. Wie h\xE4tte dieses geschehen k\xF6nnen, wenn man den Ursprung des Evangeliums in Ungarn der griechischen und nicht der lateinischen Kirche zu verdanken gehabt h\xE4tte.
Die ersten Bisch\xF6fe in Ungarn waren auch meistens aus Deutschland und W\xE4lschland nach Ungarn berufene Priester. Sie waren also der abendl\xE4ndischen und nicht der morgenl\xE4ndischen Kirche zugethan. Auch die Schwester des heiligen K\xF6nigs Stephanus bekam in der heiligen Taufe einen lateinischen Namen Gisela. Ihre Tochter hie\xDF Adelheid, und wurde an Albertum Marggrafen von Oestreich verheurathet*).
Dem ohgeachtet scheinet es, als wenn die griechische sowohl als die lateinischen Lehrer sich um die Wette bem\xFChet h\xE4tten, die Ungarn zur Annehmung der heiligen Taufe zu \xFCberreden. Jedoch diese waren in dem Bekehrungswerke viel gl\xFCcklicher, als jene, und behielten auf die letzt die Oberhand.
Da\xDF aber in einigen der ersten Kirchen in Ungarn nach griechischer Art, der Gottesdienst verrichtet worden ist, scheinet unter andern daher zu schlie\xDFen zu seyn, indem der heilige K\xF6nig Stephanus, in der Stadt Vesprim ein griechisches Nonnenkloster gestiftet hatte. Die in griechischer Sprache verfertigte Stiftungsurkunde hat der gelehrte Herr Pray in vita S. Elisabethae viduae und beatae Margaritae Virginis (Tyrnau 1770.) S. 221. angef\xFChret. So scheinen auch die Namen der ersten ungarischen Herzoge, als Michael, Vazul (oder vielmehr Basilius) und Ladislaus der griechischen Kirche vielmehr, als der lateinischen eigen, und von der leztern hergenommen worden zu seyn. Hier\xFCber d\xF6rfte man sich aber nicht wundern, wenn man die Kirchengeschichte zu Rathe gezogen haben wird.
Die gro\xDFe Trennung, zwischen der lateinischen und griechischen Kirche, war noch nicht v\xF6llig ausgebrochen.
*) Aloldus von Peklarn zum Jahre 1040. Fugit. (Petrus) ad Adalbertum. cujus levir erat seu frater uxoris. Und zum Jahre 1055. Alhaid Adalberti Marchionis conjux devote moritur.
(396)
Einige bescheidene und kluge Regenten gaben sich noch M\xFChe dieser Spaltung Einhalt zu thun. Unter diesen, scheinen die K\xF6nige von Ungarn, den ersten Platz zu verdienen. Sie hielten es mit der lateinischen Kirche; sie nahmen aber auch einige morgenl\xE4ndische Kirchengebr\xE4uche an, und behielten sie einige Zeit. Dahin kann man rechnen, da\xDF sie am Mondtag vor der Aschenmittwoche, und also um zwey T\xE4ge ehender, als die abendl\xE4ndische Kirche die gro\xDFe Fasten, welche man vor Ostern zu halten pflegte, angefangen haben. Ladislai Decret. Lib. I. Cap. 31., und da\xDF die ersten ungarischen Priester, sich nur einmal in ihrem Leben, nach Art und Gebrauch der griechischen Kirch, verehelichen durften. Ladislai Decret, I. Cap. 1. 2. 3. Colomanni Decre. I. Cap. 67. Lib, II. Cap. 4. und 9. wie auch Capitula Synodalia Laurentii Strigoniensis Archiepiscopi Cap. 53. 54.
Unsere K\xF6nige hielten es f\xFCr keine S\xFCnde, sich mit griechischen Prinze\xDFinnen zu verm\xE4hlen, und ihre T\xF6chter an morgenl\xE4ndische Kaiser und einige der griechischen Religion zugethane F\xFCrsten zu verheurathen; wovon man sehr viele Beyspiele aus den Geschichten anf\xFChren k\xF6nnte. Sie gaben sich gro\xDFe M\xFChe, die, der griechischen Religion, zugethane F\xFCrsten und Landschaften zum Gehorsam des r\xF6mischen Stuhles und zur Gemeinschaft mit der r\xF6misch-katholischen Kirche zu bringen. In ihren Staaten hat es ihnen gegl\xFCcket. Es scheinet, als wenn viele von der griechischen Religion mit dem R\xF6misch -Katholischen in einer Gemeinschaft gelebet, und den r\xF6mischen Pabst f\xFCr das Oberhaupt der christlichen Kirche erkannt h\xE4tten. Daher ist es gekommen, da\xDF unsere K\xF6niginnen, welche in der griechischen Religion erzogen worden, nachdeme sie nach Ungarn gekommen sind, sich zur katholischen Religion gehalten, und ihre Prinze\xDFinnen sowohl, als die Prinzen, in derselben erzogen haben. Man kann zum Beyspiel die erste Gemahlinn des K\xF6nigs Bela III. und Mariam, welche Belam den IV. zum Gemahl hatte, anf\xFChren. Radislaus Herzog von Gallizien und Banus von Maschau (Machoviensis) war der griechischen Religion zugethan, und bekam zur Gemahlin des K\xF6nigs Bela IV. Prinze\xDFin Tochter Annam. Er hat gar kein Bedenken getragen, seine Kinder in der katholischen Religion zu erziehen, und seine T\xF6chter an katholische F\xFCrsten zu verheurathen. Kunegundis bekam zum Gemahl den m\xE4chtigen K\xF6nig von B\xF6hmen Ottocarus II. ihre (Schwester Griphina den Pohlnischen Monarchen Le\xDFko, welchen man Nigrum nennete.
Und so wird man schon in XI. XII. und XIII. Jahrhunderte, Christen in Ungarn gehabt haben, welche zwar, nach der Vorschrift der griechischen Kirche, ihren \xF6ffentlichen Gottesdienst verrichtet, doch aber die Gemein-
(397)
schaft mit der katholischen Kirche gepflogen, und den r\xF6mischen Pabst f\xFCr ihr Oberhaupt gehalten haben. Man hat in Oberungarn, an den karpatischen Gebirgen, in den meisten Gespannschaften, sehr viele Christen, welche die griechischen Gebr\xE4uche bey ihrem Gottesdienst beobachten, und doch mit der r\xF6mischen Kirche, in einer Gemeinschaft stehen, und den r\xF6mischen Pabst f\xFCr das Oberhaupt der christlichen Kirche erkennen. Diese scheinen Nachk\xF6mmlinge zu seyn, derjenigen Ru\xDFen, welche sich dem Herzog Arpad in Gallizien und Lodomerien unterworfen haben, und die unter seiner Anf\xFChrung nach Ungarn gezogen, bey vielen Feldz\xFCgen gewesen, und zur Belohnung ihrer Treue mit Wohnsitzen in Oberungarn beschenket worden sind*). Sie werden allem Ansehen nach die christliche Religion nach Ungarn mitgebracht haben, oder aber, in kurzer Zeit darauf von Griechischen, aus Rothreu\xDFen angekommenen Priestern bekehret worden seyn. Sie werden ihrem Gottesdienst, nach den Gebr\xE4uchen der Morgenl\xE4ndischen Kirche, so wie sie es itzt noch zu unsern Zeiten thun verrichtet, dabey aber auch die Gemeinschaft mit der abendl\xE4ndischen Kirche behalten haben.
So scheinet auch das Kloster, welches der ungarische Palatinus Rado in XI. Jahrhundert in Sklavonien dem heiligen Demetrio zu Ehren gestiftet, und gebauet hat, zu den ersten Bewohnern griechische M\xF6nche gehabt zu haben, und doch war es dem Bischof von F\xFCnfkirchen unterworfen**).
* * *
Beschlu\xDF des Nachtrags von dem Wappen des Gr\xE4flich Th\xF6k\xF6lischen Hauses.
Kein Luchs kann es auch nicht seyn, weil, obgleich ein Corpus maculatum, oder vielmehr punctatum sich an dieser Figur zeigt, dennoch eine Cauda elongata, nicht aber truncata, die dem Luchs zukommet, da ist; da\xDF also, nach dieser unserer genauen Beobachtung, nichts mehr \xFCbrig bleibet; als da\xDF die Hauptfigur dieses Wappens, nach allen Merkmalen ein Parter, oder vielmehr ein Tyger seyn mu\xDF. Die Verwechslung dieser Thiere, besonders in aufgerichteter Stellung, und im Kleinen, ist inzwischen, um so begreiflicher, da dieselbe selbst von dem ber\xFChmten Naturkenner Linn\xE4us*), in seinen bekannten Natursystem in eine Ordnung und Geschlecht zusammen-
*) Anonym. Belae Regis Notarius in historia ducum Hungariae Cap. X. Similiter etiam multi de Ruthenis almo duci adharentes secum in Pannoniam venerunt, quorum posteritas usque in hodiernum diem per diversa loca in Hungaria habitat.
**) Car. Peterffi in concil. regni Hung. P. I. S. 12.
*) Vid. ejus System. Nat. edit. Lips. ann. 1743. in 8vo pag. 4. Da es Ord. 2.
(398)
gesetzet werden. So weit waren wir mit dieser unserer fast \xFCbertriebenen heraldischen Spekulationen \xFCber das Th\xF6k\xF6lische Geschlechtswappen gekommen, als uns auf einmal einfiel, da\xDF wir hier bey einem gewissen Mahler, Paul F\xFCrstens Wappenbuch gesehen**); Da wir uns nun dasselbe holen lie\xDFen, so fanden wir zu unserm gro\xDFen Vergn\xFCngen im Vten Tom. pag. 22. einen sch\xF6nen, mit dem vorgedachten Sigill beynahe v\xF6llig \xFCbereinkommenden Kupferstich und Abbildung davon, welche alles noch mehr aufkl\xE4ret, und gewi\xDF machet. Wir wollen dahero, nach derselben, die Beschreibung geben, und blo\xDF bey den wesentlichen St\xFCcken stehen bleiben. Der Schild, welcher nach der \xE4ltern Art gelehnet, oder liegend vorgestellet wird*), ist ohne alle Theilung und Sektion, in welchem sich im blauen Felde, ein, auf einem dreyfachen rothen H\xFCgel, im v\xF6lligem Grimm zum Streit bereiter, schnell fortschreitender, gekr\xF6nter Tieger, mit ofnem Rachen, und in die H\xF6he gerichtetem Schwanz, in seiner nat\xFCrlichen Farbe pr\xE4sentiret; und \xFCber dem Helm, und der darauf liegenden Krone, stehet auch dieser Tieger aufgebaumt, und in der rechten Datze, mit einem kurzen breiten T\xFCrkischen S\xE4bel bewaffnet.
Sehen wir nun mit heraldischer Einsicht auf die ganze Beschaffenheit dieses Wappens: auf die simple und einfache Einrichtung des Schildes; auf das in sehr wenigen ungarischen Wappen vorkommende Bild, eines, seiner Natur nach sehr grimmigen und streitbaren Tiegers, und seine Bewafnung und Stellung: auf die heraldischen Vorz\xFCge, der roth und
quadruped. Nro. 5 bey dem Genere. Felis hei\xDFt 1) Felis cauda elongata floccola, thorace jubato. Leo. 2) Felis cauda elongata, maculis virgatis. Tigris. 3) Felis cauda elongata, maculis superioribus orbiculatis, inferioribus virgatis, Pardalis 4) Felis cauda truncata, corpore rufeicente maculato. Lynx. Wie n\xF6thig ist es doch da\xDF ein rechter K\xFCnstler, der die Originalst\xFCcke der Natur, durch die Kunst auf eine oder andere Weise recht vorstellen will, mit denselben recht genau bekannt sey. Fehlt dieses, so komen lauter Chym\xE4ren zum Vorschein.
**) Paul F\xFCrsten war ein N\xFCrnbergischer Kupferstecher, welcher seines Vorg\xE4ngers Johann Siebmachers Wappenbuch mit einer Continuation in 5. Tomis um das Jahr 1660. neu herausgegeben, welches hernach mehrmal wieder an das Licht gekommen. Siehe des gelehrten Siebenb\xFCrgers und Prof. Martin Schmei\xDFers: Einleitung zur Wappenlehre, so im Jahre 1723. zu Jena in 8vo herausgekommen. p. 55. u. f. Ein Werkchen, das in dieser Wissenschaft, f\xFCr Anf\xE4ngen gewi\xDF das Beste ist. Durch die Sorgfalt des S. Burckstallers in Pre\xDFburg ist eine kleine Sammlung von ungarischen Wappen vor einigen Jahren zum Vorschein gekommen, die wir auch besitzen, und deren Continuation mit be\xDFerer Einrichtung und Accuratesse zu w\xFCnschen w\xE4re.
*) Pleraque (Scil Scuta) stant hodie ercta, & si qua versus dextram inclinata, situ priscia usitatiore, reperiuntur, quae Galli, ecus couches, liegende oder gelehnte Schilde, vocant usui praeliari id originem debere crediderim &c. hei\xDFt es in dem Examinc Artis Herald. Imman. Weberi, edit tertiae Genens. 1713. p. 27.
(399)
blauen Farbe oder Tinktur, und haupts\xE4chlich, auf den darinn, so wie in dem Palfischen, und einiger anderer vornehmer und uhralter Familien Wappen, vorkommenden Tricollem oder dreifachen Berggipfel, welcher aus dem Wappen des K\xF6nigreichs hergenommen ist: so l\xE4sset sich aus dieser ganzen Verkn\xFCpfung heraldischer Ideen, sehr viel, auf das hohe Alterthum, vorz\xFCgliche Ansehen, und die, durch tapfere Kriegsthaten um das Vaterland erlangten gro\xDFen Verdienste dieses Geschlechtes schl\xFC\xDFen. Da\xDF der Tieger, besonders von der ungarischen Nation, als ein vorz\xFCgliches Bild der Tapferkeit und eines beherzten Kriegshelden, angesehen werde, l\xE4sset sich unter andern daraus abnehmen, da\xDF dieselbe zu allen Zeiten, und auch ohne jetzo, bey den feyerlichsten und pomp\xF6sesten Erscheinungen, den \xFCbrigen sehr pr\xE4chtigen Kleiderschmuck, auch noch besonders durch das Umh\xE4ngen kostbar zubereiteter Tiegerh\xE4ute, vermehret; wie davon, besonders die vorhandenen \xE4ltern und neuen Beschreibungen \xF6ffentlicher Einz\xFCge h\xE4ufig zeugen*), und wir selbst im Jahre 1751. bey dem pr\xE4chtigen Einzug beyder kaiserl. k\xF6niglichen Majest\xE4ten, in die Stadt Pre\xDFburg, solches unter einem Hauffen von vielen tausenden, als ein Augenzeuge mit anzusehen, das seltene St\xFCck und Vergn\xFCgen gehabt haben. Vielleicht beziehet sich diese Wappeneinrichtung des Th\xF6k\xF6lischen Geschlechts, wenigstens zum Theil (denn sie kann der \xFCbrigen wesentlichen Einrichtung nach, wie auch sehr glaublich, noch in ein weiteres Alterthum hinausgehen) auf diejenigen, gleich im Amfang der von uns in diese Bl\xE4tter eingetragenen Geschichte dieses Hauses, gemeldten besondern Heldenthaten, des Andreas und Nikolaus Th\xF6k\xF6ly, welche sie, wie Mathias Corvinus selbst an den Kardinal von Erlau nach Rom berichtet hatte, bey Temeschwar, gleichsam in seiner Gegennwart und vor seinen Augen, mit einem rechten Tiegermuth verrichtet haben. Wenigstens kann es seyn, da\xDF ihnen von diesem K\xF6nig, bey dieser Gelegenheit der aus dem ungrischen Reichswappen kommende Tricollis, dessen Gebrauch, wie Herr von Palm l.c. zeiget, zu diesen Zeiten erst recht eingef\xFChret worden, zur besondern Auszeichnung ihrer Verdienste um das K\xF6nigreich, als ein neues vorz\xFCgliches Ehren- und Gnadenzeichen zugestanden worden. Und hier wollen wir nun mit dieser Untersuchung stehen bleiben. Wir haben dabey blo\xDF darum etwas weitl\xE4ufiger seyn wollen, um auch durch dieses Exempel recht \xFCberzeugend darzuthun, was Unachtsamkeit, und Manges n\xF6thiger Kenntni\xDF, auch hierinn f\xFCr Verwirrung anrichte, und mit wie vieler M\xFChe und Untersuchung man sich aus derselben herauszuhelfen gen\xF6thiget
*) Siehe die Beschreibung des pomposen Einzugs Jospephi I. R\xF6m. K\xF6nigs, und Wilhelm. Amaliae R\xF6m. K\xF6niginn ec. den 24. Febr. im Jahre 1699.
(400)
werde. Ein einziger Blick in einen etwa von diesem Hause noch irgendwo vorhandenen Donations- und Adelsbriefe, w\xFCrde die ganze Beschaffenheit seines ehedem gef\xFChrten Wappens v\xF6llig entdecket, und alle diese Untersuchungen unn\xF6thig gemacht haben. Wie sehr mu\xDF nicht der Werth des Studiums der Diplomatik, jedermann, auch hiedurch einleuchten; unb da dasselbe auch in unserem lieben Vaterlande nun so sehr in Flor kommt, was kann sich nicht auch die Heraldik von ihm vortheilhaftes versprechen. Wir schl\xFCssen diese Untersuchung, und mit derselben diesen ganzen Nachtrag, mit den hieher geh\xF6rigen guten und wahren Gedanken und Urtheil des vortreflichen Bels: Bey dem Adel kommt es nicht sowohl darauf an, ob er alt oder neu; sondern ob er auf wahre Tugend und Verdienste gegr\xFCndet sey. Dieses ist die rechte Hauptfigur*).
Nobilitat virtus hominem, virtute remota
Migrat in exilium, nobilitatis honos.
K. -- l.
*) Sed neque probrosum esse poterit cuiqam (sunt ejus verba) suapte virtute emersisse; nam & novi homines siunt veteres, & qnorum nunc veneramur nomina, cana illa aetate celebria, novaea fuerre, cum primum in ore omnium esse coepissent. Prodrom. p. 122.
II. Erbl\xE4ndischer Alterh\xFCmer.
Fortsetzung: Von einem zwischen Deutsch Altenburg und Petronell gefundenen r\xF6mischen Hausbade. (XLVI. St. S. 366.)
Es ist wahr, da\xDF dieser Kaiser (Marcus Aurelius) mit den Markomanen und Quaden verschiedene Kriege f\xFChrte, und die letztere nicht auf einmal zerstreuete. Sie machten \xF6fter Friede: aber sie brauchen ihn auch so oft, als sie Gelegenheit fanden, in die r\xF6mischen Provinzen einzufallen. Doch es w\xE4re zu weitl\xE4ufig, hier alles umst\xE4ndlich anzuf\xFChren; genug ist es, da\xDF er nicht aus Deutschland, und Pannonien gieng, bis er diese V\xF6lker v\xF6llig bezwungen hatte. Sein Sieg bey Geta \xFCber die Jatziger, das Wunderwerk so dabey, durch die Legio fulinimtrix, oder melirensis, oder christinana, geschehen, und dawider die Schriftsteller noch vieles einwenden, geh\xF6ret nicht hieher; auch will ich nicht entscheiden, ob dieser Kaiser in Syrmien, oder Vindobona verstorben sey. Zu meinem dermaligen Endzwecken ist es genug da\xDF dieser Kaiser ein gro\xDFer Verehrer der Wissenschaften, und besonders der Arzneygelehrsamkeit war.
(Die Fortsetzung folgt.)
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.