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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, IX. St\xFCck - IV. Jahrgang, XI. St\xFCck >



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IV. Jahrgang, X. St\xFCck, den 9. M\xE4rz 1774.

I. Wissenschaften.

Wien.

Pauli Josephi a Riegger, Eqs. S. C R. Apost. Maj. Consil. Aul. Act. Juris Eccl. P. O. Speciminis Corporis Jurisprudentiae Ecclesiasticae Inclyti Regni Hungariae, & partium eidem annexarum, in quinque libros secund. Ord. Decretalium Gregorii IX. P. digesti & coordinari. Pars II. libros III. IV. & V. continens. Vindobonae typis Joan.Thom. Nob. de Trattnern.MDCCLXIII. in gr. 8. auf 816. S.

Die gro\xDFen Verdienste des ber\xFChmten Herrn Verfassers, um die geistliche Rechtsgelehrsamkeit, sind dem gelehrten Publiko, aus den h\xE4ufigen und gr\xFCndlich geschriebenen Werken desselben, \xFCber diesen Gegenstand, so bekannt, da\xDF schon der Name, des Herrn Hofraths v. Riegger, jeden, von der Vortreflichkeit, und ganz eigenem Werthe dieser Schrift, die wir hier bekannt machen, \xFCberzeugen kann. Es bedarf das sch\xF6ne Werk, unserer Empfehlung im geringsten nicht; denn nur schon die Anzeige einer Schrift, welche aus der Feder dieses gro\xDFen Rechtsgelehrten geflossen ist, erwecket sogleich das Verlangen, das Buch selbst ganz zu lesen, und mit eigenen Augen, das Gr\xFCndliche und das Neue darinne, im ganzen Zusammenhange durchzuschauen. Noch im Jahre 1768. kam der erste Theil dieses Werkes, in dem von Trattnerischen Verlag, auf 520. S. ans Licht. Der gelehrte H. Verfasser hat demselben in der Vorrede eine Abhandlung, von der Nothwendigkeit des Kirchenstaatsrechts, vorgesetzt; welche jeden, der sie ohne Vorurtheil lesen wird, zu \xFCberzeugen verm\xF6gend ist, da\xDF man in den kanonischen Wissenschaften, ohne eine gr\xFCndliche und vollst\xE4ndige Kenntni\xDF dieses Kirchenstaatsrechts, nur ein blo\xDFer Dekretalist bleiben und nichts or-

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dentliches und bew\xE4hrtes, zu Markte bringen werde.

Sobald der erste Theil die Pre\xDFe verlie\xDF, nahm das bessere Publikum, das Geschenk mit Freuden an, und w\xFCnschte recht sehnlich, die Fortsetzung desselben; welche nun der verdienstvolle Herr v. Riegger, mit dem zweyten und letzten Theile, ans Licht tretten l\xE4\xDFet. Und hiemit hat der gelehrte Herr Verfasser, ein eben so m\xFChsames, als n\xFCtzliches Vorhaben, mit vieler Geschicklichkeit, und mit besten Flei\xDFe, ausgef\xFChret. Ungarn hatte bis jetzt kein eigentliches Corpus Juris Ecclesiastici, oder, eine eigene, unter gewisse Titel gebrachte Sammlung, aller, von Zeit zu Zeit, von dem ersten christlichen K\xF6nige an, gemachter Verordnungen, Gesetze und Rechte der Kirche, ihrer Vorsteher, und der zur Religion geh\xF6rigen Dinge. Die Materialien dazu, waren vorhanden, wir meynen, die Landesverordnungen die in Kirchensachen, zu verschiedenen Zeiten, im Vaterlande gemacht worden sind, und die Schl\xFCsse der Kirchenversammlungen.*) Aber alles dieses war sehr zerstreuet, in dem Decreto generali, und \xFCberhaupt im Corpore Juris Hunigarici, dann in des Caroli Peterfii Conciliis Regni Hungariae.**) Niemand von den Ungarl\xE4ndischen Kanonisten dachte jemalen daran, das, in so vielen Dekreten, Privilegien und Synodalkonstitutionen zerstreuet gewesene, zusammengetragen, in ein System zu bringen, und auf diese Weise, ein eigenes Corpus Juris Ecclesiastici Hungarici, auszuarbeiten. Der ber\xFChmte

*) Die Ungarischen K\xF6nige, erlangen mit der Krone alles, was ihnen den Supremat in ihrem Lande geben kann; folglich haben sie die h\xF6chste Gewalt in der Kirche, und die Macht Kirchengesetze zu geben. Und daher erhalten die Schl\xFCsse der Kirchenversammlungen, oder die Kirchensatzungen, und dann erst ihre G\xFCltigkeit, wenn sie der K\xF6nig vorhero zu Gesetzen best\xE4ttiget hat. Auf das allergr\xFCndlichste und ganz unwiderleglich, ist dieses alles erwiesen worden, in des hochber\xFChmten Hrn Hofraths v. Kollar, vortreflichem Werke: De originibus & usu perpetuo potestatis legislatoriae circa Sacra Apostolicorum Regum Hungariae.

**) Der Titel des Werkes ist dieser: Sacra Concilia Ecclesiae Romano-Catholicae in Regno Hungariae celebrata ab anno Christi MXVI. usque ad ann. MDCCXV. Accedunt Regum Hungariae & Sedis Apostolicae legatorum constitutiones Ecclesiasticae, ex MSS. potissimum eruit, collegit, illustravit P. Carolus Peterffy. Es kam dieses Werk zu Pre\xDFburg 1741. in sol. in 2 B\xE4nden heraus. Den ersten Stof dazu, hat der gelehrte Franciscus Foris Otrokotsi gelegt. Aus seinen Papyren, und historischen Collectaneis, hat es hernach Peterffy, mit starken Zus\xE4tzen herausgegeben. Die vielen alten, in Kupfer gestochenen Siegel, und die sehr akkuraten Bildni\xDFe, der Erzbisch\xF6ffe von Gran, welche mit dem unsterblichen Olaho anfangen, geben diesem Werke einen besondern Werth. Nur m\xF6chte die Schreibart etwas gem\xE4\xDFigter und manches Unn\xFCtze, dahin gar nicht geh\xF6rige, weggeblieben seyn. Wer es mit Nutzen lesen will, der lese vorher des ber\xFChmten Herrn Hofraths v. Kollar zwey historische Werke, welche voller Gelehrsamkeit sind, wir meynen die erst benannte Schrift: De Originibus & usu perpetuo &c. und Historiam diplomaticam juris patronatus Apostolicorum Hungariae Regum, welche 1762, zu Wien in gr. 4 herausgekommen ist.

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Herr Hofrath v. Riegger, sahe diesen Mangel, und entschlo\xDF sich daher, aus einem so r\xFChmlichen Eifer, als \xF6ffentlicher Lehrer der geistlichen Rechte, demselben abzuhelfen. In der Vorrede zum ersten Theile, zeiget er am Schlu\xDFe derselben, die Ursachen an, welche ihn bewogen haben, sein Specimen Corporis Juris Eccelesiastici Regni Hungariae herauszugeben. Er sagt: Als \xF6ffentlicher Lehrer der Kirchenrechte, auf der weltber\xFChmten \xE4ltesten hohen Schule zu Wien, h\xE4tter er schon zum Besten seiner Zuh\xF6rer, das Corpus juris publici & ecclesiastici Germaniae, imgleichen das Corpus Juris ecclesiastici Austriaci, herausgegeben. Da aber unter der Zahl seiner Zuh\xF6rer, auch einige Ungarn w\xE4ren; so entschlo\xDF er sich auch f\xFCr diese, ein System von den Ungarischen Kirchenrechten auszuarbeiten, um ihnen dadurch, die Erlernung derselben zu erleichtern.

Es hat im \xFCbrigen der gelehrte Herr Hofrath, sein Specimen, nach Ordnung der Dekretalen Gregorii des IX. in f\xFCnf B\xFCcher abgetheilet*); und alles, was in dem Corpore juris Hungarici, und in des Peterfii Conciliis Regni Hungariae, hieher geh\xF6riges anzutreffen ist, m\xFChsam zusammengetragen, jedes unter seinen geh\xF6rigen Titel, und das Ganze in ein ordentliches System gebracht. Jedem Titel sind Ueberschriften vorgesetzet, welche anzeigen, woher jedes genommen worden. Bey vielen Titeln hat Herr v. Riegger die schon belobte Historiam juris patronatus apost. Hung. regum, flei\xDFig zu Rathe gezogen. Und dadurch ward Er auch in den Stand gesetzet, manches Unrichtige besser zu bestimmen, das noch Dunkle in ein gr\xF6\xDFeres Licht zu setzen, und vielen Titeln seines Versuchs, ein ganz besonderes Gewicht zu geben. Wir m\xFCssen gestehen, da\xDF wir das Buch mit dem gr\xF6\xDFten Vergn\xFCgen gelesen haben; und es kann gewi\xDF demselben nie an Liebhabern fehlen. Lehrer werden es bey ihren Vorlesungen, \xFCber die geistliche Rechtsgelehrsamkeit, mit gro\xDFem Vortheil gebrauchen k\xF6nnen; die Studirenden aber werden es immer mit Nutzen, und zu mehrerer Einsicht, in das ungarische geistliche Recht, lesen.

v. Cz.

*) Der Pabst Gregorius der IX. hat im 13ten Jahrhundert ein ordentliches Corupus Juris, von dem Kirchenrechte herausgegeben. Gratianus ein Benedictiner M\xF6nch hatte zwar schon im 12ten Jahrhundert, ein Compendium Juris Canonici, aus den Schl\xFCssen der Kirchenversammlungen und aus den Verordnungen der P\xE4bste gesammelt. Allein diese Sammlung war nicht hinl\xE4nglich; sondern es war n\xF6thig, auch die neuen Verordnungen der P\xE4bste, welche man Decrctales nennet, hinzuzuf\xFCgen. Gregorius der IX. that es, und lie\xDF diese Decretales in eine Sammlung von f\xFCnf B\xFCchern bringen.

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II. Naturgeschichte.

Versteinerte Conchilien.

Wir haben bereits oben in dem Vten St\xFCcke dieses Jahrganges, bey Gelegenheit der Versteinerungen von vierf\xFC\xDFigen Thieren, etwas von versteinerten Muscheln ber\xFChret, die man in Siebenb\xFCrgen antrifft; hier ist nun der Ort, wo wir so wohl von diesen, als auch von denen in Ungarn, etwas ausf\xFChrlicher reden k\xF6nnen. Verschiedene Gegenden unsers gl\xFCcklichen Vaterlandes, sind auch mit diesen Naturseltenheiten reichlich begabet; insbesondere aber k\xF6nnen gewisse Gespannschaften, als Zips, Liptau, Pilis, Borschod, Bihar, und andere mehr, so viel man noch wei\xDF, sich dessen vorz\xFCglich r\xFChmen. Im Jahre 1767. wurde bey Schalgo und in den umliegenden Gegenden im Neograder und Neutrer Komitat eine unz\xE4hlbare Menge von versteinerten Muscheln und Schneckenschalen, mit verschiedenen andern Versteinerungen zugleich entdeckt. a) Wir wollen hier nur folgende Arten besonders anmerken:

1) Versteinerte ganze Schnecken, bey welchen nicht allein die Schale, sondern auch das darinne befindliche Thier in einen Stein verwandelt worden ist. Diese findet man in Siebenb\xFCrgen, in den Walachischen Dorfe Kempen, ohnweit der bekannten Bergstadt Abrud-Banya, allwo drey gro\xDFe Felsen mit dergleichen Schnecken gleichsam versetzt zu seyn scheinen. Ihre Gr\xF6\xDFe ist verschieden; einige davon sind nur einen Daumen dick; andere hingegen so gro\xDF, wie eine Faust, und nach dem Verh\xE4ltni\xDF ihres Umfangs von der Rundung, besitzen sie auch eine geh\xF6rige und proportionirte L\xE4nge. Sie sind etwas l\xE4nglich, gehen unten spitzig zu, und die Gewinde daran ziehen sich von der untersten Spitze bis gegen die Oefnung spiralisch hinauf, bey welcher sie insgemein b\xE4uchig und am dicksten zu seyn pflegen, also, da\xDF sie der \xE4u\xDFern Gestalt nach, derjenigen Art von Muscheln am n\xE4chsten kommen, die man Bukciniten, oder auch Spitzh\xF6rner nennet. Inwendig haben sie keine H\xF6hlung; sondern sind durch und durch in einen so harten Stein verwandelt, der sich auch poliren l\xE4\xDFet, und am Stahl geschlagen Feuer giebt. Von au\xDFen sehen sie beynahe wie ein ordentlicher Felsstein aus, etwas rauh und h\xF6ckericht; wenn aber eine solche Schnecke, der L\xE4nge nach, in zwey gleiche Theile geschnitten wird; so kann man das Thier selbst von der Schale sehr wohl durch die Farbe unterscheiden; indem jenes schw\xE4rzlicht, diese hingegen wei\xDFgrau ist. Ja man findet so gar einige St\xFCcke, in denen man beym Durchschneiden, den Unterschied des Kerns und der Schale

a) S. Pre\xDFburger Zeitungen vom Jahre 1767 Nro. 89.

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nicht blo\xDF mit Augen beobachten, sondern auch mit leichter M\xFChe und zwar nur mit den Fingern, eines von dem andern trennen und abl\xF6sen kann.

2) Versteinerte Schnecken ohne Schale. Diese werden zwar in Ungarn, allein sehr selten, zwischen andern Versteinerungen von dieser Art, gefunden. So selten aber diese Versteinerung ist, so ansehungsw\xFCrdig ist auch dieselbe f\xFCr einen Liebhaber von Naturalien; indem dasjenige Thier, welches in den bekannten Schneckenh\xE4usern w\xE4chst und wohnet, und welches die Menschen auch zum Genu\xDF und zur Speise anzuwenden pflegen, die v\xF6llige Gestalt, Gr\xF6\xDFe, und welches noch mehr zu bewundern ist, auch so gar seine nat\xFCrliche Farbe, bey der Versteinerung beybehalten hat, und in diesem Zustande, in eben derselben Windung lieget, als es sonsten lebendig in seinem Geh\xE4use zu liegen gewohnt war.

3) Versteinerte Meermuscheln. Von diesen findet man sowohl die Schalen, als auch den Kern (conchiliarum nucleus) von der Schale befreyt und abgesondert. Die erstern sind gr\xF6\xDFtentheils Arten von zweytheiligten Muscheln, die man Strahlmuscheln nennet; sie bestehen entweder aus einem wei\xDFen, oder graulichten Mergelstein: die letztern hingegen sind solche Steine, welche in der H\xF6hlung der Conchilien gebildet sind, und durch ihre \xE4u\xDFerliche Gestalt der Conchilien inwendiges Geb\xE4ude zeigen. Es giebt einige, die auf der Oberfl\xE4che glatt und der L\xE4nge nach mit rothgelben Streifen bezeichnet sind, in eben der Ordnung, wie man die hohlen Streifen an den Strahlmuscheln, an welchen sich dieselben vom Mittelpunkt gegen den Rand hinziehen, wahrnimmt, daraus eben zu schlie\xDFen, da\xDF es Steink\xF6rner von dergleichen Art Muscheln seyn m\xFCssen. Es giebt aber auch andere, welche wei\xDFgrau aussehen, und zuweilen ein St\xFCckchen von der Schale auf ihrer Fl\xE4che haben. Es ist merkw\xFCrdig, da\xDF dergleichen Steink\xF6rner von Conchilien, in Steinbr\xFCchen, und zwar in den festen Mauersteinen, gefunden werden. In dem n\xE4chst verflossenen Jahre fand man den augenscheinlichen Bewei\xDF davon, in der k\xF6nigl. ungarischen XIII Stadt Iglo. Ein Maurer schlug mit seinem Hammer, einen von dergleichen Steinen, bey seiner Arbeit entzwey, und er traf in der Mitte desselben etwas an, welches ihn aufmerksam machte, und bey einer genauern Betrachtung, sah man den Kern eines Nautiliten in seiner vollkommenen Gestalt und Form versteinert. Und obgleich die Bestandtheile dieses Muschelkerns eben von dieser Steinart sind, aus welcher der Mauerstein zusammengesetzt ist, so lie\xDF sich doch jener von diesem so gut abl\xF6sen, da\xDF man alle Z\xFCge und R\xFCgen daran, wie an der Muschel selbst, wahrnehmen konnte. Die k\xFCnftige Zeit wird uns bey einer aufmerksamen Untersuchung und flei\xDFigen Beobachtung auch noch mehrere Arten

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von dergleichen Versteinerungen entdecken kann.

4) Mineralisirte Schnecken oder Muscheln. Der schon mehrmal angef\xFChrte Turocius giebt uns in seinem Werke S. 315 einen Bericht von solchen Sachen, die mit mineralisirten K\xF6rpern von Thieren, wenigstens eine Aehnlichkeit haben. Seine eigene Worte sind: Sub eodem monte (setl. Chotfch) fons est, in quo Marcasita auri, argenti, serpentes, limaces, & pira referens invenitur. Allein der Inhalt dieser Worte zeiget es sogleich an, da\xDF man darunter keine wirklich mineralisirte Schlangen oder Schnecken verstehen m\xFCsse; sondern nur blosse Abbildungen davon, in St\xFCcken von Markasit. Man trifft dergleichen auch in den Schemnitzer Gruben, und in einigen Gegenden des karpatischen Gebirges nicht selten an; wo entweder ein Klumpen von Markasit eine besondere Figur hat, oder auf der Oberfl\xE4che eines platten St\xFCcks von dergleichen Materie, wie in einem zusammengeschmolzenen Metalle, sich allerhand Figuren darstellen, aus welchen eine gesch\xE4fftige Einbildungskraft, bald dieses, bald jenes machen kann.

Wir k\xF6nnen aber dem ohngeachtet auch wirklich mineralisirte Schnecken in Ungarn aufweisen. Man findet dergleichen an den Nordischen Gr\xE4nzen des Zipser Komitats, bey dem Schlo\xDF Dunawetz, (deutsch Ri\xDFner Schlo\xDF). In dieser Gegend, sowohl in Bergen, als Th\xE4lern, trifft man diese Schnecken hie und da zerstreuet an, wo sie in einem schwarzbrauenen Letten, als in ihrer Mutter liegen. Man nennet sie hier Cornua Ammonis; weil sie eben die Gestalt solcher Muscheln haben, die Leister in Hist. Animal. mit diesem Namen beleget hat, und wleche im Deutschen das Posth\xF6rnchen hei\xDFen. Sie sind konvex gewunden, und schlie\xDFen sich nicht in eine Spitze, sondern sind platt und rund, ihre Spitze aber ist in dem Mittelpunkte ihres Zirkels, welchen sie durch ihre Windung machen, eingezogen; doch aber sichtbar und kennlich. Die Bestandtheile dieser Muscheln sind nichts anders, als ein blosser Markasit, welcher, wie einige vorgeben, zugleich goldh\xE4ltig seyn soll. Von au\xDFen sehen sie metallf\xE4rbig, glatt und sch\xF6n gl\xE4nzend aus. In der Gr\xF6\xDFe sind sie sehr verschieden. Die meisten, die man antrifft, kann man mit einem Silbergroschen oder mit einem Zehenkreuzerst\xFCcke bedecken. Die dieses Gr\xF6\xDFenma\xDF \xFCbertreffen, sind schon seltener. Doch aber hat man auch schon solche gefunden, die im Durchmesser drey Zoll, auch etwas dar\xFCber hatten. Die gr\xF6\xDFte von dieser Sorte, besa\xDF eben auf dem vorerw\xE4hnten Schlo\xDFe, der Herr Baron Joanelli, welche ohngefehr 12. Zoll im Diameter hatte.

5) Unver\xE4derte unterirdische Conchilien. Diese sind weder mineralisirt, noch in einem Stein verwandelt, sondern au\xDFer ihrem Element, in ihrem nat\xFCrlichen Zustand

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erhalten worden. Dergleichen scheinen insbesondere diejenigen zu seyn, die im Neograder Komitat, bey dem Dorfe Sirag, in den W\xE4nden der tiefen Wege gefunden werden; dieweil sie ihre nat\xFCrliche Gestalt haben und dabey durchsichtig sind. Sie haben die Gestalt der Trochiliten, sind aber so klein, da\xDF sie in der L\xE4nge kaum einen halben Zoll erreichen, und wo sie in ihrem Umfang am dickesten sind, die Dicke eines Federkiels selten \xFCbertreffen. Eben von solcher Art Schnecken sollen auch bey Gro\xDFwaredein in Menge gefunden werden, und im Borschoder Komitat nahe dem Dorfe Tscherebfalu, ist ein Brunn, wo man dergleichen Conchilien, sowohl auf der Erde, nahe bey dem Brunne, als auch in dem Brunn selbsten antrift. Ihren Ursprung m\xF6gen sie allem Ansehen nach, aus dieser Wasserquelle haben, aus welcher sie zuweilen auf den umliegenden Erdboden ausgeworfen werden. Die Gewinde gehen in diesen kleinen Schnecken ganz regelm\xE4\xDFig von der untersten Spitze gegen die Oefnung zu, und haben von au\xDFen lauter kleine Knotten, welche, in einer doppelten Reihe, paralell sich in eben der Ordnung, als die Gewinde von unten bis oben hinauf ziehen, und dadurch der Muschel zu einer Zierde dienen.

6) Abdr\xFCcke von Conchilien. Diese werden meistens in einem kalkartigen wei\xDFgrauen Steine gefunden, und zwar nicht allein auf der Oberfl\xE4che desselben, sondern auch in seiner Mitte. Zerschl\xE4gt man einen solchen Stein, so entdeckt man in demselben allenthalben gro\xDFe und kleine Gruben und H\xF6hlungen, in welchen man die feinsten und deutlichsten Abdr\xFCcke, sowohl von gewundenen Schnecken, als auch zweitheiligten Muscheln wahrnimmt. Man findet dergleichen Steine am h\xE4ufigsten bey dem Schlo\xDF Schambeck, ohngef\xE4hr 2 Meilen von Ofen, in einem ordentlichen Steinbruch, wo sie zwischen andern Mauersteinen liegen, und mit denselben zugleich ausgebrochen werden.

So viel von Versteinerungen aus dem Thierreiche.

III. Anekdoten.

Wohlfeile Zeit in Ungarn.

Wie wohlfeil es vor zwey hundert Jahren in Ungarn zu leben gewesen, will ich hier eine kleine Probe geben, und unsere Leser, welche nicht ohne Ursache, \xFCber die itzige Theurung der Lebensmittel klagen, nach dieser Wohlfeilkeit l\xFCstern machen.

Als im Jahre 1563 Maximilian, der Prinz Kaiser Ferdinand des ersten, zum hungarischen K\xF6nige

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gekr\xF6net werden sollte, ward de\xDFwegen ein Landtag nach Pre\xDFburg ausgeschrieben. Damit aber w\xE4hrend desselben, mit den Lebensmitteln kein Wucher getrieben werden m\xF6chte; so ward der Prei\xDF derselben, durch eigene dazu verordnete Kommissarien bestimmet. Wir wollen hier ein Verzeichni\xDF aus dem Listhius*) mittheilen:

1 Metzen Mundmehl Denary**) 20

1 " Haber .............................15

1 " Gersten. .........................13

1 " Rogken ......................... .10

1 J\xE4hriger Kapauner ................. . 6

1 Heuriger " ,.......................... …..5

1 Gro\xDFes Huhn ........................... ...3

1 Kleineres " ..................................2

1 Henne .........................................4

1 Fette Gans ..................................6

1 Spannferkel ............ Denary 9

1 Pfund ger\xE4ucherter Speck …... 4

1 „ Frischer ..............................3

1 „ Rindfleisch ............................ 2

1 „ Kalbfleisch ............................. 2

1 Sch\xF6pfenfleisch .....................1 1/2

1 Guter K\xE4\xDF............................ 3

1 Butter .............. …………. 7

1 Kerzen ............................ 4

1 Haufen................................ 6

1 Hecht ....................................... 6

1 Karpfen ................................... 4

1 Scheiden ................ ………….. 4

5 Eyer pr. ................................... 1

Brod f\xFCr drey Personen .............. 1

1 Fuhr Heu durch 6 Ochsen …….60

1 „ Stroh 4 Pferd gezogen…... 40

1 „ Stroh der Halbe Prei\xDF des Heues

1 Fuhr Holz durch 4 Ochsen …...25

1 Maa\xDF Erbsen…………............. 2

1 " bester Wein .................... . 4

1 ,, mittlerer „ ..................... 3

1 „ Honig ............................. 5

v. W.

*) In seinem Commentario de coronatione Maximiliani II.

**) Denary, hungarisch, ist die bekannte Scheidm\xFCnze in Ungarn, von welcher f\xFCnfe einen Groschen ausmachen.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r7 - 06 Jun 2011, AgostonBernad
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