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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XII. St\xFCck - IV. Jahrgang, XIV. St\xFCck >



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IV. Jahrgang, XIII. St\xFCck, den 30. M\xE4rz 1774.

I. Wissenschaften

Ungarische Litteratur.

Nachricht von einem seltenen Werkchen.

Mit Vergn\xFCgen ergreife ich abermals gegenw\xE4rtige Gelegenheit, dem gelehrten Publikum eine alte Schrift, die gewi\xDF in wenig H\xE4nden und eben wegen ihrer Seltenheit sehr sch\xE4tzbar ist, bekannt zu machen. Mit dieser Schrift, hat mich Herr Rufini, ein protestantischer Prediger zu Topschau, j\xFCngstens zu regaliren die Gef\xE4lligkeit gehabt. Mehr Vergn\xFCgen ist nur ganz ausnehmend, unter der Hofnung, da\xDF ich der Gegend meiner vergn\xFCglichen Wallfahrt, durch einen treuen Auszug aus dieser Schrift, einen kleinen Dienst erweisen, und dadruch meine vielgeliebte Mitb\xFCrger auf ihre Alterth\xFCmer aufmerksamer machen werde. Sie f\xFChrt den Titel: Brevis narratio devastationis & direptinis oppidi Topscha per Turcas factae. Anno 1584. den 14. October. Der Verfasser dieser Schrift ist: Daniel Chrystophorus Klesch, ein Sohn M. Daniel Klesch,*) ehemaligen Predigers zu Wallendorf in Zips. Er gab solche im Jahre 1671. zu Wittenberg in 4to heraus; sie besteht aus einigen B\xF6gen in lateinischer Sprache.**) Ich

*) M. Daniel Klesch. war nach vollbrachten akademischen Jahren 10. Jahre Konrector zu \xD6denburg, hernach in folgenden Oertern in Ungarn, als: zu G\xFCnz, St. Georgen und Wallendorf Prediger: hierauf begab er sich nach Deutschland, woselbst er endlich Superintendent zu Heldrungen geworden ist. Im Jahre 1697 starb er zu Berlin im 78. Jahre seines Alters. Sein Leben und besondere Schicksale findet man ausf\xFChrlicher beschrieben in Czwittinghers Historia litteraria Ungariae sub litt. K. wie auch in Jochers gelehrten Lexicon, eben unter dem Buchsstaben K.

**) Von seinem Sohne weis ich nichts zuverl\xE4\xDFiges, als nur soviel, da\xDF er erstlich zu Wittenberg im Jahre 1671. hernach aber zu Danzig 1674. studiret habe. In dem letzten Orte gab er folgende Schrift heraus, Wahrhafte Beschreibung und Erz\xE4hlung der besonderen Schicksale meines Vaters. Danzig 1674. in 4to.

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werde nun so viel es m\xF6glich seyn wird, jeden Paragraph mit seinem kurzen Inhalte anf\xFChren, und einige derselben mit Zus\xE4tzen vermehren.

In dem 1. \xA7. beschreibet der Verfasser, Topschaus Lage also: Topschau liegt zwischen den h\xF6chsten karpatischen***) Gebirgen, die mit ewigem Schnee bedeckt sind, und hat viele Eisenbergwerke. Dieser Ort hat merh als 30. Grundherrn****) von jeder beynahe 15. Unterthanen besitzet. Die Sprache, die man daselbst redet, ist die Deutsche.

Im 2. \xA7. erz\xE4hlet er die Ankunft der T\xFCrken in die dasige Gegend, wie solche alle Bergleute und Kohlbrenner mit sich genommen, und den Ort selbst gen\xF6thiget haben, ihnen einen Tribut zu zahlen. Die Leute, die die T\xFCrken dahin abgeschickt haben, nenn der Verfasser Plagiariof*). In dem 3. \xA7 berichtet er, da\xDF sie einige Jahre hindurch den Tribut belegen mu\xDFten, welches sie, so lange zu thun gezwungen worden, bis nicht Fillek, ein Topschau nahe liegendes Schlo\xDF, ihren H\xE4nden entrissen, und in der Christen Gewalt gebracht wurde. Nach einer kurzen Zeit, nachdem n\xE4mlich die T\xFCrken Erlau abermal erobert hatten, kam diese ganze Districkt, von der mitt\xE4gigen Seite unter ihre Bothm\xE4\xDFigkeit. Topschau mu\xDFte sich daher wieder bequemen, zur Zahlung des Tributs, und ihn an den Bascha zu Erlau entrichten.

In dem 4. \xA7. k\xF6mmt er nun auf die erfolgte Verw\xFCstung und Verheerung dieses Orts. Den 14. October, im Jahre 1584 kam der T\xFCrk abends um 4. Uhr in ein nahes Thal, welches man den Ramsengrund nennet: Hier wurde er von einem Einwohner, der eben aus dem Walde nach Hause gieng bemerket; welcher nachdem er nach Hause kam, solches gleich dem Richter des Orts anzeigte, da\xDF er in dem n\xE4chsten Thale, T\xFCrken wahrgenommen habe. Er wurde von dem Richter verlacht, der zu ihm sprach: Nachbar, ich wei\xDF wohl, warum ihr seyd hergekommen: ihr wollt gerne**) schlubern. Besch\xE4mt \xFCber die Reden des sichern Richters begab er sich weg, und sprach: Ich hab es euch gesagt, ihr m\xF6gt nun thun was ihr wollet. Hierauf nahm er sein Weib und seine Kinder, gieng zu dem hintersten Theile des Hauses

***) Damit unsere Leser nicht irre werden; so m\xFC\xDFen wir hier erinnern, da\xDF der Verfasser nicht die eigentlichen karpatischen Gebirge verstehen k\xF6nne; sondern nur durch der dasigen Berge nicht gemeine H\xF6he verleitet worden seyn m\xF6ge, ihnen den Namen der karpatischen beyzulegen.

****) Die vornemhmsten Grundherrschaften waren ehedem: die T\xF6k\xF6lische, Appafysche und Andraschische Familie.

*) Plagiarios hei\xDFen sie nach ihrer Mundart Martalossen, oder sonsten, Monscheindiebe.

**) Schlubern ist ein veraltetes deutsches Wort, welches in diesen Gegenden noch gebr\xE4uchlich ist, und so viel bedeutet, als seinen Durst l\xF6schen.

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heraus, und verbarg sich in das n\xE4chste Gestr\xE4uche.

Nach einer Stunde geschah der Ueberfall; die erste Wuth des Feindes erfuhren die M\xE4dchen; hierauf wurde die Feindseligkeit allgemein, so da\xDF man nicht einmal der Kinder in den Wiegen schonte; sondern sie grausam ums Leben brachte. Nach dieser Verheerung trieben die T\xFCrken die gefangenen Christen, wie das Vieh, vor sich hin, nach Fillek, ehe sie aber dahin kamen, sperrten sie die Heerde der Gefangenen in einem Dorfe, Stephansdorf genannt, in die Kirche ein, wo sie \xFCbernachteten. Den andern Tag trieben sie solche bis nach Fillek. Hier nun theilten sie den Raub aus; sie gaben davon den dritten Theil, nach ihrer Gewohnheit, dem Beg. Die gefangenen Christen wurden auf dem Markte \xF6ffentlich verkauft. In der Beschreibung der Grausamkeit der T\xFCrken f\xE4hrt der Verfasser bis zum 9. \xA7. fort, und mischet, die sch\xF6nsten moralischen Betrachtungen mit ein; da er \xF6fters selbst Personen redend anf\xFChret.

Im 8. \xA7. zum Beyspiel redet eine Mutter, die ihre Tochter verliehret, den K\xE4ufer also an: Warum entreissest du mir mein liebstes Herz, das ich unter gro\xDFen Schmerzen gebohren, und mit vieler Arbeit bey durchgewachten N\xE4chten erzogen habe, und bringst mich um meinen besten Schatz?***)

In dem 9. \xA7. erz\xE4hlet er, wie ein woll\xFCstiger T\xFCrke, von einer gefangenen adelichen Jungfrau, der er Gewalt anthun wollte, elendiglich ums Leben gebracht wurde. Von 10. bis 11. \xA7. h\xE4lt er eine sehr r\xFChrende Anrede an die benachbarten Zipserst\xE4dte, wie sie durch einen unstr\xE4flichen Lebenswandel, \xE4hnlichen Strafgerichten Gottes, entrinnen k\xF6nnen, und beschlie\xDFt mit folgenden Versen:

Nullus invius est DEI flagello

Locus, quin sceleri impio rependant

Insperatam aliquando talionem.

Cingant te licet aequoris profundi

Gurgites, juga montium perennem

Circumdent tibi seu velut catenam

Seu nudum tibi rupibus praealtis

Sive in aere pendulum locaris:

Cuncta pervia sunt DEI flagello.

Endlich f\xFChret er noch in den leztern 13. 14. und 14 \xA7. an, die vorhergegangenen Vorbedeutungen, dieses g\xF6ttlichen Strafgerichtes.

Die erste war: ehe sich die T\xFCrken diesen Gegenden n\xE4herten, so versammelten sich gegen 80 Knaben auf dem Markte zu Topschau: sie bunden sich kreuzweise die H\xE4nde zusammen, unwissend, da\xDF ehestens ein \xE4hnliches Schicksal auf sie warte.

***) Cur meum charissimum corculum, quod magnis doloribus genui, & multis laboribus vigiliisque educavi, mihi eripis, meque optimo meo thesauro spolias? Cur - &c.

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Die Zweyte war: Ein gewaltsames Erdbeben, so, da\xDF man solches selbst in den Bergwerken, welches doch sonst nicht geschiehet, wahrgenommen hatte.

Die Dritte war: Zur Zeit der Weinlese (und hier beruft sich der Verfasser auf das Zeugni\xDF glaubw\xFCrdiger Leute) entz\xFCndete sich das Moo\xDF, und gab eine Flamme von sich, die verschiedene nahe Sachen versengte.

Diese ganze Geschichte schlie\xDFt er in folgendes Chronostichon ein:

BIs septena Dies oCtobrIs Vt aXe refVLget

DopsChIna fLebILIter tVrCICo ab Igne perIt.*)

II. Naturgeschichte

Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.

Hier werden wir ein ziemliches Feld antreffen, von sch\xF6nen Versteinerungen, womit Ungarn reichlich versehen ist, manches zu erinnern. Verschiedene Arten vom versteinerten Holz, Baumbl\xE4ttern, Baumrinden versteinertes Moo\xDF, Gra\xDF und Kr\xE4uterwurzeln, nicht minder allerhand versteinerte Feldr\xFCchte, werden uns bey dieser Abtheilung, hinl\xE4nglichen Stoff zu mancherley Betrachtungen an die Hand geben. Au\xDFerdem hat man noch im Stein gebildete Abdr\xFCcke von Baumbl\xE4ttern, verschiedene Steinspiele und gemachte Steine, welche

*) Dieser Schrift sind noch folgende Gl\xFCckswunsche in Versen angeh\xE4ngt.

Der erste ist von seinem Vater M. Daniel Klesch.

Sic bene mi fili, de posteritate mereris,

Dum Puer exquiris, quae profutura Viro

Non tua, nec mea sunt, non autor, at editor ipse es

Ingredere ingenue, nobile laudis iter

Sed vanam fuge gloriolam, ceu spicula pestis

Turpi sit tua mens ambitione carens

Per te crescat honor, Jovae atque Ecclesia fructum

Ex te percipiat; deditus esto sacris

Dirigat ipse Deus tenerae conamina mentis

Esto tuo probior, doctior atque patre

Nil cura invidiam; poteris memor esse quod hostes

Ipse habuit; haud animae crede, vir ille oberit

Mac parte anosam patris defendito famam

Filius omnino sic benedictas eris

Sique bonae furgis fueris , Caecus ille dolebit

Mortuus, in te, sic ipse superites ero.

Der zweyte ist von seines Vaters Brudern M. Christoph. Klesch, welcher Prediger zu Georgenberg in Zips war, und im Jahr 1706. den 20. Febr. im 74. Jahre seines Alters zu Erfurt, allwo er als Prediger in der Kaufmannskirche gestanden, verstorben ist. Von ihm und seinen Schriften ist nachzusehen Motschmans Erfordia litterata.

Christophorus Daniel, praenomine dictus

Fratris Germani, filius es unicus

Sed meus est Daniel praenomine rite vocatus

Nomine Christophorus, natus & unicus hic

Ordine mutato sint omnia nomina vestra

Maximus & minumus, sint in honore pares.

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selbst die Natur mit allerhand Abri\xDFen von Geb\xFCsch und B\xE4umen auf das feineste bezeichnet und ausgezieret hat.Wir werden von allen diesen, das geh\xF6rige und nothwendige, an seinem Orte, suchen beyzubringen.

Versteinertes Holz.

Dieses befindet sich in unserm Vaterlande in einer solchen Menge und nicht allein in der Farbe, sondern auch in seinen \xFCbrigen Eigenschaften so verschieden; da\xDF es nicht einmal m\xF6glich w\xE4re, in einem kurzen Absatz eine vollst\xE4ndige und ausf\xFChrliche Beschreibung davon zu liefern; man w\xFCrde in diesem Fall gen\xF6thiget seyn, einzelnwei\xDF St\xFCck vor St\xFCck zu beschreiben, und das Besondere, welches dabey; vorkommt, anzumerken. Allein w\xE4re dieses nicht eine vergebliche M\xFChe, und ein Mittel, bey einem Leser Eckel und Verdru\xDF zu erwecken. Wer an dergleichen Sachen ein Belieben findet, der kann seinen Zweck, durch einen weit bequemern und k\xFCrzern Weg erreichen. Er darf nichts anders thun, als eine auserlesene Sammlung von versteinertem Holz in Augenschein nehmen, und \xFCbersehen, so wird er in wenig Minuten im Stande seyn, sich einen viel deutlichern Begrif, von der ganzen Sache einzupr\xE4gen, als durch die weitl\xE4uftigste Beschreibung mit Worten. In Betracht dessen, wollen wir ebenfalls von dieser Sache, hier nur lediglich das allgemeine und nothwendige anf\xFChren.

Der Hauptort in ganz Ungarn, wo sich das meiste und zugleich das sch\xF6nste versteinerte Holz finden l\xE4st, ist wohl, allem Ansehen nach, die Abaujvarer Gespanschaft, und in derselben besonders die Gegend bey dem alten Schlo\xDF Boldog - K\xF6, und bey Szanto herum, allwo man es theils auf der Oberfl\xE4che des Erdbodens, theils unter der Erde antrift. Es ist aber hier nicht die einzige Gegend, die uns Versteinerungen von dieser Art anbietet, sondern auch der bekannte Berg Matra, der Zempliner, Borschoder, G\xF6m\xF6rer, Zipser und Neograder Komitat, in welchem letzteren insbesondere in der ganzen gegend bey Schalgo und Kalonda herum, eine gro\xDFe Menge von versteinertem Holz vorhanden seyn soll, welches mit schwarzen Adern durchdrungen, eine feine Politur annimt a).

Merkw\xFCrdig ist es, da\xDF man hier zu Lande solches Holz nicht blo\xDF in kleinen St\xFCckchen und Splittern antrift, sondern ganze St\xE4mme und Wurzeln von B\xE4umen, die etliche Centner am Gewicht \xFCbertreffen. Im Jahre 1746. ist in einem nahe bey Boldog- K\xF6 gelegenen Walde, ein versteinerter Stamm gefunden worden, welcher 14. Centner und noch dar\xFCber 40. Pfund am Gewichte gehalten. b). Auf gleiche Art hat man zu Varbo, ein im Durchschnitte 8. Zoll gro\xDFes versteinertes Holz, mit sch\xF6nen Chal-

a) S. Pre\xDFburger Zeitung vom Jahre 1767. Ro. 89.

b) Lad. Turoc. S. 300.

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cedonischen Flu\xDFe \xFCberzogen im Jahre 1767 entdeckt und gefunden. c). Und noch heut zu Tage kann man in der k\xF6nigl. XIII. Stadt Iglo, den Stamm eines versteinerten Holzes sehen, welcher vor ohngef\xE4hr 3. Jahren aus der G\xF6m\xF6rer Gesapanschaft auf diese Stelle gebracht worden ist, und wenigstens 12. Centner am Gewichte haben mu\xDF. Die umst\xE4ndliche Beschreibung davon ist zu finden im IV. St\xFCck des II. Jahrg. unserer Bl\xE4tter S. 28.

Das Bedenklichste und Anmerkungsw\xFCrdigste bey unserm versteinerten Holze, ist noch folgendes: da\xDF wir dasselbe nicht in der Erde allein, sondern auch im Wasser, und in der freyen Luft antreffen und zu finden pflegen; da doch alle Naturforscher darinnen \xFCbereinstimmen; da\xDF weder im Wasser, noch in der freyen Luft eine Versteinerung entstehen k\xF6nne. Vor etlichen Jahren wurde aus dem Thei\xDFflu\xDF eine solche Versteinerung von ohngef\xE4hr herausgezogen, welche, wenn man die Gr\xF6\xDFe ausnimmt, einem versteinerten Rohr vollkommen \xE4hnlich siehet; auf der Oberfl\xE4che sch\xF6n glatt, wie polirt, inwendig so durchbrochen, wie das Mark in einem Rohre, und in der Farbe Kastanien braun ist. Nur dieses ist uns unbekannt, ob dergleichen Rohr in den dasigen Gegenden wachse, welches \xFCber 3. Zoll im Durchschnitt h\xE4tte? Doch es mag nun diese Versteinerung ein Rohr oder ein Holz gewesen seyn, so m\xFC\xDFen wir es gerne gestehen, da\xDF sich aus dieser Begebenheit noch nicht darthun oder behaupten l\xE4sset, da\xDF solche Versteinerungen auch im Wasser entstehen k\xF6nnen; indem es begreiflich ist, da\xDF dieser K\xF6rper schon in einem solchen Zustand, durch eine Ueberschwemmung oder sonsten auf eine andere Art in den n\xE4mlichen Flu\xDF gerathen seyn mag. Allein die Versteinerungen in der freyen Luft geben uns mehr Anla\xDF zum Nachdenken, nachdem man welche in einer solchen Stellung antrift, die uns durch den Augenschein leicht auf die Gedanken br\xE4chten, als h\xE4tten sie ihre Ver\xE4nderung in der freyen Luft erlitten. Ein Augenzeuge und zugleich ein Kenner von Naturalien, versicherte mich ganz zuverl\xE4\xDFig, wie er im Abaujvarer Komitat, bey dem Dorfe Arka, gleich hinter denen Hausg\xE4rten, drey versteinerte St\xE4mme von B\xE4umen angetroffen h\xE4tte, die ohngefehr 3. Schuhe hoch \xFCber das Erdreich hervorragten, und noch auf ihren Wurzeln, auf welchen sie gewachsen waren, fest stunden. Was soll man hievon sagen oder denken? Entweder, da\xDF diese St\xE4mme in der n\xE4mlichen Positur mit einem Schutt so lange bedeckt verblieben sind, bis diese Ver\xE4nderung mit ihnen zu Stande gekommen; welches aber nur lediglich ein Gedanken ist, der sich auf die blosse M\xF6glichkeit gr\xFCndet: oder da\xDF an dergleichen Orten, welches mehr Wahrscheinlichkeit hat, die versteinernde Materie ganz subtil und

c) Pre\xDFburger Zeitung l.c.

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durchdringend sey. Diese ziehet sich unter der Erden an den Wurzeln eines Baumes zusammen, und macht allda zu der Versteinerung den Anfang. Nach und nach dr\xFCckt sich diese Materie durch die innern G\xE4nge und Kan\xE4le des Holzes, immer weiter gegen den Stamm zu, und steiget so lang stufenwei\xDF in die H\xF6he, bis diese Besch\xE4ftigung der Natur durch einen andern ganz nat\xFCrlichen Erfolg unterbrochen wird. Dieser Erfolg bestehet darinnen: nachdem die obern Theile des Baumes, von der Wurzel, die nebst einem Theil des Stammes schon in einem Stein verwandelt ist, keine Nahrungss\xE4fte mehr erhalten k\xF6nnen, so m\xFC\xDFen sich diese Theile, die noch Holz sind, wie leicht zu erachten, von sich selbst von denen absondern, die bereits versteinert sind. Das heist, so viel: der Baum f\xE4llt nun, und die versteinerte Wurzel, nebst einem Theil des Stammes, bleibt auf ihrer Stelle stehen. Mit diesem Begrif kann der Satz bestehen: da\xDF in der freyen Luft keine Versteinerung ihren Fortgang habe; denn in diesem Fall geschiehet die Versteinerung nicht in der freyen Luft, sondern unter der Rinde, und in denen Innern Theilen des Holzes, wo die freye und \xE4u\xDFere Luft, den Fortgang mineralischer S\xE4fte nicht hindern kann. Hieraus l\xE4\xDFt sich eben begreifen und erkl\xE4ren: woher es komme, da\xDF solche St\xE4mme, die auf eben diese Art versteinert worden sind, mit keiner Rinde umgeben sind? Weil diese der freyen Luft ausgesetzt unm\xF6glich versteinert werden konnte. Ferner: warum man an solchen St\xE4mmen oben auf ihrer Oberfl\xE4che, entweder Narben und H\xF6lungen, oder auch noch Theile von halbvermodertem Holz antrefe? Weil n\xE4mlich durch die Rinde an einigen Stellen, die \xE4u\xDFere Luft durchgedrungen ist, und die Versteinerung gehindert hat. Aus eben diesem Grunde, kann man auch einsehen, was die eigentliche Ursach seye, da\xDF manche St\xFCcke zum Theil aus Stein, zum Theil aber noch aus einem ordentlichen Holze bestehen? Ja endlich auch dieses, warum in einigen St\xFCcken das Mark gla\xDFartig und durchsichtig ist, da doch das \xFCbrige aus einem undurchsichtigen Stein bestehet? Weil in jenes die versteinernde Materie einen geschwindern und bessern Eingang gefunden hat, auch vor der \xE4u\xDFern Luft mehr, denn die \xFCbrigen Theile gesichert war. Man findet zwar und beobachtet, an vielen St\xFCcken, auch das Gegentheil, wo n\xE4mlich die \xE4u\xDFern Theile des Holzes in einen festen Stein verwandelt sind, das Mark aber hat sich g\xE4nzlich daraus verlohren. Es mu\xDF demnach bey so gestalten Sachen, an der Situation oder Lage des Holzes, in welcher sich dasselbe dazumal befindet, wenn es versteinert wird, vieles gelegen seyn, oder aber senkrecht hinauf stehet. In dem ersten Fall, nimmt die Versteinerung wahrscheinlich den Anfang unter der Rinde des Holzes, und breitet sich nach und nach gegen die Mitte, oder den Kern aus, und

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in w\xE4hrender Zeit, bis sie dahin kommet, vermodert das Mark, und verschwindet. In dem letztern Fall hingegen, gehet die Versteinerung unten bey der Wurzel an, und steiget senkrecht gegen den Stamm hinauf, allwo die Materie, welche die Versteinerung bewerkstelliget, durch das Mark, als durch einen lockern K\xF6rper, am ersten durchdringet, und den besten Platz, als auch die Zeit gewinnt, ihr Werk desto sch\xF6ner und vollkommener auszuf\xFChren.

Die mannigfaltigen Arten des versteinerten Holzes, werden zuweilen aus der Farbe, als worin sie sehr unterschieden sind, zuweilen auch aus der Strucktur und dem Jahrwuchs erkannt. Birnbaumholz ist meistens gelb, wie Wachs. Eichenholz kastanienbraun mit seinen wei\xDFgrauen Adern, welche den Jahrwuchs bezeichnen. Birkenholz ist entweder graublau oder bla\xDFgelb mit wei\xDFen Adern. Erlenholz pflegt entweder schwarz oder schwarzgrau zu seyn. Buchenholz ist grau mit wei\xDFen Flecken. Weidenholz f\xE4llt in das olivengr\xFCne, und das Haselstrauchholz nimmt insgemein seine wei\xDFe Farbe an sich. Tannenholz findet man in Niderrauschenbach im Zipser Komitat, welches in einen lockern Sandstein verwandelt ist. Man erkennet sein Uhrbild aus der Struktur und dem Jahrwuchs, welcher daran sehr deutlich in die Augen f\xE4llt. Es giebt aber auch au\xDFer denen schon im vorhergehenden angef\xFChrten Farben noch roth, violet und auf verschiedene andere Arten gef\xE4rbtes und geflecktes Holz, welches von einer solchen Gestalt, und Beschaffenheit ist, da\xDF es schwer h\xE4lt mit einer Gewi\xDFheit zu bestimmen, zu welcher Gattung es ehedem geh\xF6rte, ob es gleich im \xFCbrigen die allgemeinen Merkmale eines versteinerten Holzes vollkommen besitzt. Insonderheit ist dieses fast unm\xF6glich zu errathen, bey denen versteinerten Wurzeln von gro\xDFen und starken B\xE4umen, in welchen allerhand Quarzfl\xFCsse, die einen Carniol, Jaspis, Chalcedonier, Onix, Agat, oder auch geaderten Marmor vorstellen, vorhanden sind. Hieraus kann manschon den Schlu\xDF von selbsten machen, da\xDF nicht alles versteinerte Holz undurchsichtig sey, sondern da\xDF auch welches halb durchsichtig seyn m\xFC\xDFe. Ja Ungarn besitzt nicht allein solches, sondern auch ganz durchsichtiges und manches in der Farbe so au\xDFerordentlich sch\xF6n, da\xDF es einem Hyacinthen oder auch einem Opal von der zweyten Klasse sehr nahe kommt.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r6 - 21 Jun 2011, AgostonBernad
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