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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XLIV. St\xFCck -
IV. Jahrgang, XLVI. St\xFCck >
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IV. Jahrgang, XLV. St\xFCck, den 9. November 1774.
I. Wissenschaften.
M\xFCnzwissenschaft.
Medaille Ferdinand des ersten und seiner Gemahlinn Anna, welche vermuthlich im Jahre 1531 gepr\xE4get worden ist.
I. Beschreibung der M\xFCnze.
Auf der Hauptseite der Medaille, siehet man, die gekr\xF6nten Brustbilder des K\xF6niges Ferdinand des ersten, und seiner Gemahlinnn Anna, neben einander, im links stehenden Profil, ohne Umschrift. Das Brustbild des K\xF6niges, mit kurz verschnittenen Haaren, ist geharnischt, jenes von seiner Gemahlinn Anna hingegen, mit einem zu damaligen Zeiten gew\xF6hnlichen pr\xE4chtigen Gewande angethan. Beyde haben eine geschlossene Krone auf dem Haupte, und den goldenen Vlie\xDF, umd den Hals. Auf der R\xFCckseite ist nichts, als Schrift, welche in einen Kranz eingeschlossen,
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aus sieben Zeilen bestehet: FERDINANDUS ET. ANNA ROM. HUNG. BOHE. REX. E. REGINA. ARCHID. uces, AUST. riae DUC. es, BURG. undiae &c.
II. Historische Erkl\xE4rung.
Eine Denkm\xFCnze, ohne Jahrzahl, und ohne Anzeige der eigentlichen Gelegenheit, welche die Pr\xE4gung derselben veranlasset hat, ist ein numismatisches R\xE4tzel, dessen Aufl\xF6sung, in Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten bestehet, welche so lange gelten m\xFCssen, bis der Numismatiker, durch ein historisches Zeugni\xDF, in den Stand gesetzet wird, etwas entscheidendes und zuverl\xE4\xDFiges davon zu sagen. Vorliegende Medaille geh\xF6ret in diese Klasse. Die Entstehungsgeschichte desselben, ist bis jezt noch dunkel und zweifelhaft; ob sie gleich gelehrte Numismatiker in ihren M\xFCnzb\xFCchern angef\xFChrt, auch zum Theil beschrieben haben, wie wir bald anzeigen werden.
Da\xDF solche bey einer besonders denkw\xFCridgen Feyerlichkeit verfertiget worden ist, kann man daraus schon abnehmen, weil davon St\xFCcke von ansehnlichem Werth, und verschiedener Gr\xF6\xDFe ausgepr\xE4ge worden sind. Wir haben in M\xFCnzb\xFCchern, Gold- und Silberst\xFCcke, alle von besonderm Werth entdecket. Joh. Tobias K\xF6bler beschreibet diese Medaille, i seinem vollst\xE4ndigen Dukatenkabinet, als ein Goldst\xFCck von vier Dukaten, der Herr Hofrath von Madai, im Thalekabinet, als einen raren Dikthaler*), und die vorliegende, ist von der Gr\xF6\xDFe und Gewicht, eines Halbthalers. Diese Verschiedenheit, und der nicht geringe Werth, zeigen zur Gen\xFCge, da\xDF unsere Denkm\xFCnze durch eine solenne Begebeneheit, veranlaset worden seyn m\xFCsse. Auf der M\xFCnze selbst, ist weder Jahrzahl, noch auch sonst ein Merkmal anzutreffen, daraus man die Begebenheit, die sie verewigen sollte, errathen k\xF6nte. Und die Innschrift des Reverses ist so allgemein abgefa\xDFt, da\xDF man sich dabey verschiedene Feyerlichkeiten gedenken kann. Bey dem ersten Anblick w\xFCrde man glauben, die Medaille, ist zum Andenken, der hohen Verm\xE4hlung Ferdinand des ersten; mit der ungarischen Prinze\xDFin Anna, welche im Jahre 1521. vollzogen worden ist, gepr\xE4get worden. Allein, so bald man die Titulatur der Reversseite recht ansiehet, findet man sogleich den Ungrund dieser Vermuthung. Ferdinand war damals als die Verm\xE4hlungsfeyerlichkeiten vor sich giengen, weder r\xF6mischer K\xF6nig, noch auch gekr\xF6nter K\xF6nig von Ungarn und B\xF6hmen, welches doch die Schrift der Reversseite ausdr\xFCcklich sagt.
Wir m\xFCssen daher eine andre Feyerlichkeit, aus der Lebens- und Re-
*) S. Dukatenkabinet ersten Theil, S. 16. Nro. 40. Vollst\xE4ndiger Thalerkabinet, zweyten Theil S. 4. Nro. 2392.
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gierungsgeschichte Ferdinand des ersten aufsuchen, welche die Auspr\xE4gung einer solchen Medaille mag veranlasset haben. Eine vorz\xFCglich wichtige Feyerlichkeit, war die Wahl und Kr\xF6nung Ferdinands, zum r\xF6mischen K\xF6nige. Jene ist den 5ten Jenner, im Jahre 1531. zu C\xF6lln am Rhein; diese aber, den 11ten desselben Monats, zu Achen, auf das pr\xE4chtigste vollzogen worden. Alles gieng dabey nach Wunsch, au\xDFer da\xDF der Churf\xFCrst Johann Friedrich von Sachsen, aus Ursachen, die wir hier nicht zu untersuchen haben, anf\xE4nglich seine Einwilligung zu dieser Wahl zu geben sich weigerte, bis er endlich nach dreyen Jahren, in einem Vergleich, Ferdinanden, f\xFCr den r\xF6mischen K\xF6nig feyerlich erkannte*).
Es ist aus Beyspielen, mehr als zu bekannt, da\xDF bey Kr\xF6nungsfeyerlichkeiten, das Andenken derselben zu verewigen, nicht nur kleine Auswurfm\xFCnzen, in Menge gepr\xE4get; sondern auch gr\xF6\xDFere Gold- und Silberst\xFCcke,
*) Unter andern deutschen und \xF6streichischen Schriftstellern, hat Caspar Ursinas Velius, Kaiser Ferdinand des ersten Geschichtsschreiber, die Wahl, und Kr\xF6nungsgeschichte desselben umst\xE4ndlich beschrieben, in Bello Pannonico, a Ferdinando I. Caesare & Rege Hungariae, cum Joanne, Comite Scepusiensi, regni aemulo feliciter gesto, S. 172 bis 176. nach der vortreflichen Ausgabe, welche der ber\xFChmte Herr Hofrath v. Kollar, im Jahre 1762 zu Wien, in gr. 4. aus einem Mscpt. der kaiserlichen k\xF6nigl. Bibliothek, zuerst veranstaltet hat.
von verschiedener Gattung, um solche, als besondere Gnadengeschenke, unter die vornehmen Anwesenden auszutheilen, verfertiget werden. Bey der Kr\xF6nung Ferdinand des ersten, zum r\xF6mischen K\xF6nige, ist ein Gebrauch, den so viele seiner Vorg\xE4nger, von je her ge\xFCbet haben, nicht aus der Acht gelassen worden. Ein Gebrauch der diese Solennit\xE4t, nicht nur sehr gl\xE4nzend, sondern auch unverg\xE4\xDFlich machte; Velius, dessen Beschreibung, dieser Feyerlichkeiten, wir unten in der Note angef\xFChret, hat unter andern pr\xE4chtigen Veranstaltungen dabey, auch diesen Umstand vorz\xFCglich bemerket. Er sagt: S. 175. Nach verrichteter Kr\xF6nung, sind silberne, auch goldene Denkm\xFCnzen, von den hohen k\xF6niglichen Bedienten unter das h\xE4ufig versammletet Volk an verschiedenen Orten, ausgeworfen worden*). Unsrer Medaille ge-
*) Hier ist seine eigene Erz\xE4hlung: Nummi argentei, etiam aurei, tali inscriptione, subinde in vulgus, ubi conferta multitudo erat, a Regiis Ministris sparsi: Ferdinandus Ungariae ac Bohemiae Rex, Archidux Austriae coronatur in Regem Romanorum Aquisgrani XI. Januarii M. D. XXXI. Der gelehrte Abbt Marquard Herrgott, hatt in seinem Monumentis Aug. Domus Austriacae, Tom. II Part. II. ad pag. 3. tab.I. Num X. diese M\xFCnze im Kupfer volrgestellt, und so beschrieben: Ferdinandus Hung. &. Bo. Rex. Arch. D. Au. Protome Ferdinandi armata, cum corona in capite, dextra sceptrum tenentis, sinistra globum Imperii, cruce instructum. Aversam sequens inscriptio implet, sex lineis absoluta: Coronatur in Rom. &c. kotn,&c. Luckius, stellt diese Auswurf-
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denket der Geschichtschreiber zwar nicht, noch auch des Umstandes, da\xDF unter die vornehmen Anwesenden, und Hofbedienten, dergleichen Gold- und Silberst\xFCcke, w\xE4ren ausgetheilet worden. Wer wird aber daran mit Grunde zweifeln k\xF6nnen, da diese Medaille in Gold und Silber w\xFCrklich da ist, und solche weder unter die M\xFCnzen, die gang und gebe sind, gerechnet, weder auf eine andere Feyerlichkeit, so leicht gedeutet werden kann? Es sey denn man w\xFCrde sagen, fsie w\xE4re etwa damals gepr\xE4get worden, als im Jahre 1534. auch der Churf\xFCrst von Sachsen, seine Stimme Ferdinand dem ersten gab, und ihm, in einen feyerlichen Vertrag, welcher zu Raaden in B\xF6hmen geschlossen wurde, vor den r\xF6mischen K\xF6nig erkannte. Gelehrte M\xFCnzkenner m\xF6gen den Ausspruch thun, welche von beyden Vermuthungen, die meiste Glaubw\xFCrdigkeit f\xFCr sich habe. Wenn der ber\xFChmte Abbt Herrgott, diese Denkm\xFCnze beschreibt; so sagt er von der Entstehung derselben nur so viel: Eidem sine dubio anno nummus hic, cui prior, (er redet von der unten beschriebenen Auswurfm\xFCnze) debetur; saltem post annum 1531. cusus fuit, quo Romanorum Rex creatus jam fuerat Ferdinandus*).
Nach diesen Untersuchungen, wenden wir uns zur Bildseite unserer M\xFCnze, dabey dieses das sonderbarste ist, da\xDF nicht nur der K\xF6nig Ferdiand, sondern auch seine Gemahlinn Anna, die Ordenskette des goldenen Vlie\xDFes, um den Hals h\xE4ngend haben. Wir nennen diesen Umstand was sonderbares. Denn hier erscheint eine k\xF6niglich ungarische Prinze\xDFinn, mit umgehagenen Orden des goldenen Vlie\xDFes, welcher noch heut zu Tage der gl\xE4nzendste und vornehmste ist, davon wir kein Beyspiel mehr aufweisen k\xF6nnen; hernach so finden wir auch, auf den Brustbildern, der folgenden kaiserlichen Gemahlinnen auf M\xFCnzen, nirgend mehr diesen Schmuck oder die Toisenkette, auf der Brust. Wir werden dar\xFCber, bey einer \xE4hlichen Vorstellung, auf einer andern M\xFCnze K\xF6nigs Ferdinand des ersten, einige
Bemerkungen machen.
v. Cz.
m\xFCnze auch im Kupfer vor, Sylloge Numismat. Elegantiorum &c, pag, 75.
*) S. desselben Monumenta Austr. Tom II. Par. II. pag. 10. wo diese Medaille Num. XII. im Kupfer gestochen ist, Luckius hat am a. O. au\xDFer der kleinen Auswurfm\xFCnze, auch noch eine gr\xF6\xDFere Medaille von der Kr\xF6nungsfeyerlichkeit Ferdinand des ersten im Kupfer vorgestellt, auf deren Hauptseite die gekr\xF6nten Brustbilder, Kaiser Karl des Vten und seines Bruders Ferdinand des ersten stehen; die Reversseite aber f\xFCllet folgende Innschrift: Carolus V. & Ferd. I. Fratres Ro. Imp. & Reges Hisp. Vtriusque Sici. Vng. Boe. &c. Archid Aust. D. Burg. MD. XXXI. hieraus ist zu ersehen, da\xDF bey der Wahl und Kr\xF6nung Ferdinand I. zum r\xF6mischen K\xF6nige, Denkm\xFCnzen, von allerley Gattungen gepr\xE4get worden sind.
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II. Geschichte.
Fortsetzung des Versuchs einer Geschichte der Buchdruckerey in dem K\xF6nigreich Ungarn.
Der ber\xFChmte Mathematiker und Astronom Johann M\xFCller, von Seinem Geburtsort, Regiomontanus genandt, welcher zuerst bey der Donauakademie, zu Pre\xDFburg, und dann, bei der k\xF6nigl. Hofakademie zu Ofen, als \xF6ffentlicher Lehrer gestanden, gieng wie Gassendus, in seinem Leben, berichtet, aus diesem Grunde aus Ungarn, nach Deutschland zur\xFCck*) und von ihm, l\xE4sset sich der Schlu\xDF leicht weiter, nach allen dahin geh\xF6rigen Folgen, machen. Um das Jahr 1433. ja eben in demselben, ist die Ungrische Chronik des Magister Johann Thuroczius, eines Ungrischen Rechtsgelehrten und Geschichtschreibers damaliger Zeit, zu Augsburg von Erhard Radolth, aber auf Unkosten des Theodor Fegers, oder eigentlich Fej\xE9rs (welches ungrische Wort, im Deutschen Wei\xDF bedeutet) gedruckt worden; und dieser Umstand mag einiger massen zum Beweise dienen, da\xDF die Druckerpressen zu Ofen, vielleicht schon um diese Zeit, in ihrem Gebrauche aufgeh\xF6ret hatten**).
Nach dem Tode Matthias Corvinus aber, welcher im Jahre 1490, zu Wien ganz pl\xF6tzlich erfolgte, nahm endlich nach und nach alles, wie in Absicht auf den bl\xFChenden Zustand des ganzen K\xF6nigreichs, also auch insonderheit, in Absicht auf den bl\xFChenden Zustand der Litteratur, sein v\xF6lliges trauriges Ende. Man darf, um sich davon zu \xFCberzeugen, nur in die Geschichte der darauf erfolgten Zeiten und Regierungen, mit einiger Aufmerksamkeit hineinsehen, so kommet man hierinn au\xDFer allen Zweifel*).
*) „Neque vero diu in officio hoc perstitit (n\xE4mlich in officio Doctoris in Academia Istropolitana Posonii, hei\xDFet es in der angef\xFChrten Commentation des Herrn Walla\xDFky p. 65. not. c.) „Ad Academiam Rudensem vel potius aulam translatus videtur. Ubi ad A. 1471. initium diversabatur, quo in Germaniam rediit. Causam, remque totam ita exponit biographus ejus Gassendus l. c. Quoniam interim per ea tempora (cum Budae morabatur) emersis occasio certandi de Bohemiae Regno, ipsaque Regio multis est exposita confusionibus (adde, sezt Herr Walla\xDFky hinzu, Patroni ejus, Rex & Archiepiscpus dissidebant invicem adeo, ut res ad bellum devenerit, quae quidem dubio procul causa est genuina difcessus) cogitavit Regiomontanus sedem studiis fixam ponere, & ideo se recipere Norimbergam, quam primum satuit. Venia itaque discedendi a Rege imperata, dicere etiam vale Archiepiscopo suo (Joan Vitezio) voluit - Strigonii - ac inde digressus Norimbergam tandem circa mediam veris pervenit, cet.
**) Vide WAllaszkii Comment p. 45. 46. & reliquos qui ibi citantur.
*) Man kann die Geschichte der Regierung des K. Wladislaus des II. und seines Soh-
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Denn ob gleich die Erhaltung und Vermehrung der ber\xFChmten Corvinischen Bibliothek zu Ofen, auch unter der Regierung des K\xF6nigs Wladislaus nicht ganz aus der Acht gelassen worden; wie davon Beweise vorhanden sind: so war doch dieses alles gegen dem vorigen, wie nichts, anzusehen, und gleich, mit verschiedenen andern Arten der Vernachl\xE4\xDFigung und Zerstreuung verbunden, so, da\xDF man gleichsam den ber\xFChmten B\xFCchersaal mit einem und dem andern Buche zwar vermehrte, und dagegen von Leuten, die darnach begierig waren, weit betr\xE4chtlichere Sch\xE4tze, und die raresten Codices aus derselben nach Belieben hivwegnehmen, und an andere Orte hinwegschaffen lie\xDF: welche Unachtsamkeit zuf\xE4lliger Weise zum Erhaltungsmittel einiger Theile von dieser k\xF6niglichen B\xFCchersammlung, in Absicht auf die bald darauf erfolgte v\xF6llige Zerstreuung und Zernichtung derselben geworden ist**).
Unter der Regierung des K\xF6nigs Wladislaus wanderten die Musen, bey den traurigen Aussichten, nach und nach, mit einiger Gem\xE4chlichkeit aus dem Lande: unter der ungl\xFCcklichen Regierung seines Sohnes Ludwig des zweyten aber, und nach der gro\xDFen Niederlage bey Mohatsch lief v\xF6llig alles, was noch von ihnen und ihrem Gefolge \xFCbrig war, mit schnellen Schritten davon. Die bekannte Nachricht des Brodericus von diesem ungl\xFCcklichen Treffen und seinen Folgen kann nicht ohne Entsetzen und innigster Wehmuth gelesen werden*).
(Die Fortsetzung folgt.)
nes Ludovici des II. nur in den sch\xF6nen hieher geh\xF6rigen historischen Compendiis des P. Palma, und Herrn Severini, der K\xFCrze wegen lesen, so wird dieses alles begreiflich.
**) Hievon handelt sehr sch\xF6n Herr Wallaszky l. c. Sect. VI. \xA7. XIX. & sequentibus, womit die comment. Pauli Fabri de Bibhot. Budensi, und andere hieher geh\xF6rige und zum Theil angef\xFChrte Schuften k\xF6nnen verglichen werden. Die Vorsicht hat in allem sehr wunderbare Wege: Sie l\xE4\xDFet sammlen um zu zerstreuen, und l\xE4\xDFet zerstreuen, da\xDF gesammlet werde. Eine genaue Entstehungsgeschichte der gro\xDFen Bibliotheken Europens w\xFCrde hievon sch\xF6ne Beweise geben.
*) Dieses war die Zeit, und der Vorfall, \xFCber welchen sich der unvergleichliche Vaterl\xE4ndische Poet, Joannes Filiszki de Filefalva, so r\xFChrend ausgedr\xFCcket hat, wenn er das h\xF6chst verungl\xFCckte K\xF6nigreich also redend anf\xFChret:
Quo mea mejestas? quo cessit gloria? quo me
Detrusit fatum & laevi, horrida numinis ira?
Quae Regina prius, totum celebrata per orbem
Victrucique manu natorum septa potentum,
Incedebam: eadem nunc heu solioque soloque
Et sobole avulsa (quam partim sustulitensis:
Partim triste jugum premit) afflictissima linquor:
Cur non posse queri saltcm licet? an quoque fatis
Catum ne liceat casus lugere nefandos.
Vide de Filiczkio Cvitting. p. 143. & I. F. Behamb in Notit Hung Antiquo-
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III. Vermischte Nachrichten.
Folgenden Brief haben wir einger\xFCckt;weil wir hoffen, er werde einigen von unsern Lesern wohl gefallen.
Meine Herren
Sie haben uns schon vieles von der Landwirthschaft in Ihren Bl\xE4ttern gesagt. Erlauben Sie, da\xDF ich Ihnen auch einen Artikel, die Pferdezucht betreffend, einschicke? Vielleicht ist er Ihnen anst\xE4ndig, um Ihren Nachrichten beygesezt zu werden.
Die Erziehung des Pferdes beruhet auf zwey Dingen: auf der Kunst und Natur. Man l\xE4st die Fohlen nur f\xFCnf, sechs oder sieben Monate saugen; und es w\xE4re besser, wenn man ihnen acht bis neun Monate gestattete. Nach den Saugmonaten giebt man ihnen t\xE4glich zweymal Kleyen und ein wenig Heu: man h\xE4lt sie eine Zeitlang im Stalle, bis sie die Mutter vergessen haben. Noch besser w\xE4re es, wenn sie in einem gewissen Bezirke herum liefen; weit besser in Gesellschaft ihres gleichen. Mit dem vierten Jahre kommen sie von der Weide weg, und werden alsdenn mit trockenem Grase gef\xFCttert; diese Ver\xE4nderung der Nahrung erfordert viele Vorsicht. Im M\xE4rzmonate sollte man sie auch des Nachts unter freyem Himmel lassen. Im Winter m\xFCssen alle Fohlen und Pferde nur eine gem\xE4\xDFigte Stallw\xE4rme haben. Die St\xE4lle sind selten ohne Fehler gebauet. Sie sollen etwas erh\xF6het stehen: und auch eine ziemliche H\xF6he; und an etlichen Seiten Fenster haben, damit die Luft ohngehindert durchziehen k\xF6nne. Diese sollte bey allen Thierwohnungen jederzeit rein gehalten werden, welches doch nicht anders, als durch genugsame Fenster und Luftl\xF6cher geschehen kann. Allenthalben mu\xDF man darauf sehen, da\xDF n\xFCtzliche Thiere eben so erzogen und gehalten werden, wie sie ohngef\xE4hr im Stand der Natur leben w\xFCrden.
Die Decke des Pferdestalles kann fast niemals zu hoch seyn. Die Ausd\xFCnstungen m\xFCssen sich ungeghindert erheben k\xF6nnen. Die M\xE4uern m\xFCssen dicke seyn, damit die K\xE4lte und Hitze nicht leicht durchdringen k\xF6nne. Bey gro\xDFer Hitze kann man die Fenster gegen die Mittagseite mit Stroh verwahren, und bey gro\xDFer K\xE4lte jene gegen der Mitternachtsseite. Die Reinlichkeit des Pferdestalles ist flei\xDFig zu beobachten.
Zu Erhaltung der Gesundheit und Vermehrung der Kr\xE4fte ist es sehr gut, die Pferde zuweilen die Freyheit em-
modernae Bernegg. Argent. edit. a. 1676.p. 182. von dem Brodericus, der Bischof zu Waizen, des K\xF6nig Ludov. des II. Canzler, und im Treffen zugegen gewesen, atque de ejus Narratione, aeque Czvitting. p. 91. & Appendicis p. 16.
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pfinden zu lassen, n\xE4mlich, da\xDF sie auf einem besondern Platz herumspringen k\xF6nnen. Dieses kann Winters und Sommers geschehen, nur bey der gro\xDFen Hitze nicht. Dieser Plaz sollte aber billig nahe am Stalle, wenigstens nicht weit davon seyn.
Das beste Futter m\xF6chte aus verschiedenen Arten von Klee bestehen. Gemeine Weiden sind nur eine Nothhilfe. Die Pferde haben von Natur dreyerley Gang: den Schritt, den Trab und den Galob, dazu kann man noch den Pa\xDF setzen. Ein Pferd gehet nur den Pa\xDF, wenn es schwach ist, und weder traben noch galopiren kann. Warum es, wenn es den Pa\xDF gehet, sehr m\xFCde werde, ist dieses die Ursache: seine zwey rechten F\xFCsse stehen auf der Erde, wenn sich die Linken erheben, und so gehet es wechselweise fort, also da\xDF die ganze Schwere allezeit nur auf einer Seite ist, folglich mu\xDF der Ruhepunkt sich bey jedem halben Schritte ver\xE4ndern, und das Pferd \xF6fters wanken. Dieses Wanken ist sehr erm\xFCdend und unbequem f\xFCr das Pferd, aber sehr angenehm f\xFCr den Reuter, er wird gleichsam gewiegt. Es giebt noch zwey andre G\xE4nge, der halbe Pa\xDF und der Mittelgalop, in welche schwache und \xFCbertriebene Pferde von selbst fallen. Der halbe Pa\xDF hat etwas vom Schritte und vom Zeltergange: Der Mittelgalop etwas vom Trab und Gallop: beyde entstehen von einer \xFCbertriebenen langen Strapaze, oder von einer gro\xDFen Lendenschwachheit.
Wenn man wein Pferd w\xE4hlet, soll man nicht sonderlich auf die Farbe sehen: sondern nur trachten, da\xDF es die wesentlich guten Eigenschaften besitze, n\xE4mlich Munterkeit und Sch\xF6nheit. Man verlangt, da\xDF es einen kleinen Kopf habe; schwarze Augen, gro\xDFe Nasenl\xF6cher, kurze und steife Ohren, einen breiten und angenehmen Hals, dichte und auf die linke Seite hangende Haare, eine breite, freye und starke Brust, einen gro\xDFen und geraden Bug runde Seiten, einen doppelten R\xFCckgrad, einen zusammengezogenen Bauch, gleiche und kleine Testikeln, breite und niedrige Lenden, einen langen und krausen Schweif, gleiche hohe und gerade Beine, ein rundes kleines und nicht eingebogenes Knie, runde Hinterbacken, dicke und starke Schenkel, einen harten, hohen, hohlen und runden Huf, eine kleine Krone; und endlich soll es munter und sanft seyn.
Ich bin mit vieler Hochachtung ec.
v. R.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.