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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XVII. St\xFCck - IV. Jahrgang, XIX. St\xFCck >



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IV. Jahrgang, XVIII. St\xFCck, den 4. May 1774.

I. Wissenschaften

Fortgesetzter Auszug, von der Beschreibung der H\xF6hle bey Funacza.

\xA7. 9.

In dieser dritten H\xF6hle, sagt der Herr Verfasser, verweilte ich etwas l\xE4nger; die Umst\xE4nde erinnerten mich an die Versammlungen der ersten Christen, welche unter den harten Verfolgungen, entlegene unterirdische Oerter suchten, um ihre Andacht vereinigen zu k\xF6nnen.

Mit Unmuth verl\xE4sset er diese H\xF6hle; doch da er sich f\xFCrgenommen hatte, in das Innere des Berges so weit hineinzudringen, als es nur thunlich seyn w\xFCrde, sahe er sich nach einer neuen Oeffnung um. Er fand sie, nach einer genauen Untersuchung, jedoch so enge, da\xDF kaum zween neben einander gehen konnten. Durch diese enge Pssage aber gelangte er zur vierten H\xF6hle welche die vorigen drey an Weite und H\xF6he um vieles \xFCbertroffen hat. Das Licht der vier brennenden Fackeln war nicht hinl\xE4nglich, sie also aufzuhellen, da\xDF man den obern Theil derselben h\xE4tte ersehen k\xF6nnen. Auch ist der Versuch, welchen der Herr v. Nedeczky mit einem in die H\xF6he geworfenen Steine gemacht hat, um die H\xF6he zu entnehmen, furchtlos gewesen. Er konnte daher hiervon nichts bestimmen. Die H\xF6hle schien dem Augenma\xDF nach, rund zu seyn, und nur auf einer Seite schrenkte sie sich in die Gestalt eines Winkels. Die W\xE4nde waren hohl, und hatten das Ansehn, als ob sie sich hinaufw\xE4rts in einer W\xF6lbung zusammen schl\xF6ssen.

Unser H\xF6hlenforscher wollte noch weiter kommen. Nach langem und vielem Suchen wurde endlich, in einem Winkel, der kaum 3. Klafter hoch war, eine neue Oefnung zu welcher man hinauf klettern mu\xDFte, wahrgenommen. Hier stellte sich wieder ein neuer Raum dar, welcher aber durch das Licht einer einzigen Fackel genugsam beleuchtet werden konnte, und an verschiedenen Orten, besonders auf

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die W\xE4nde zu, so niedrig war, da\xDF man nicht aufrecht gehen konnte. Diese kleine H\xF6hle mag kaum vier Klafter in der L\xE4nge, und etwa drey in der Breite halten. Das ganz besondere, was der Herr Verfasser, von dieser kleinen H\xF6hle berichtet, bestehet darinne, da\xDF er in dem feuchten Boden, Eindr\xFCcke von Frauenzimmerschuhen gesehen, welche bis an die eine Wand der H\xF6hle fortgesetzt, auch der Lezte, davon kaum einen Fu\xDFlang entfernet war.

Hier nun fand sich das: non plus ultra.

Auf der Ruckkehr wandte der Herr Verfasser, welchen seine brennende Begierde die Weitl\xE4ufigkeit der H\xF6hle zu erforschen, nicht lange an einem Orte lie\xDF, sondern in das innerste hineintrieb, einige Zeit an, die gesehenen merkw\xFCrdigen Gegenst\xE4nde zu untersuchen. Er merket an, da\xDF diese H\xF6hlen \xFCberhaupt, aus den h\xE4rtesten Felsen bestehen, die jedoch nicht aller Orten gleich sind.

In der dritten H\xF6hle, die er durch die beygelegte Benennung Karakumb\xE4 bekannter machen will, sahe er, da er bey dem Lichte der Fackeln alles sehr gut wahrnehmen konnte, wie der Tropfstein, theils schon erh\xE4rtet war, theils zu erh\xE4rten begonnte. Es gefiel ihm besonders, da er fand, da\xDF diese Materie, welche aus den W\xE4nden der H\xF6hle herf\xFCrdrang, so wei\xDF, als der Schnee, und im Bef\xFChlen, hier etwas feucht, dort ganz trocken war. Die Tropfsteinzapfen, welche von der Gew\xF6lbung, in der Gestalt und Verschiedenheit der Eiszapfen, herabhiengen, hatten das Besondere an sich, da\xDF die dicken zu Stein verh\xE4rtet befunden, die d\xFCnnen hingegen, durch die W\xE4rme der Hand, wie Ei\xDF, zum zergehen gebracht worden sind. Diese waren in der Dicke eines Federkiels, inwendig hohl, in der L\xE4nge hielten sie ohngef\xE4hr drey Zolle; an den Spitzen der meisten waren Wassertropfen, wie das reinste Brunnenwasser klar und durchsichtig, die gr\xF6\xDFten Zapfen, hatten einen Schuh in der L\xE4nge: noch sahe man an dem h\xF6chsten Gew\xF6lbe einige, welche in der L\xE4nge eine halbe Klafter halten m\xF6gen.

Ein Theil der hier befindlichen Feuchtigkeit, woraus diese Zapfen entstehen, f\xE4llet auf den Boden, von dem er, an einem Orte verschluckt wird und ihn anfeuchtet, an einem andern aber zum Stein erw\xE4chset. So m\xF6gen die S\xE4ulen oder Pallisaden, wovon vorhin gemeldet worden, ihr Daseyn erhalten haben; indem sie mit dem gr\xF6\xDFern Zapfen gleiche Bestandtheile erhalten, nur da\xDF sie an sich selbst gl\xE4nzender und wei\xDFer als jene sind.

In der zwoten H\xF6hle stunden einige kegelf\xF6rmige S\xE4ulen, die kaum eine halbe Klafter hoch, und bald dicker bald d\xFCnner waren. Am Anbruch eines davon abgeschlagenen St\xFCckes zeigte es sich, da\xDF sie wie die Voriger, \xE4u\xDFerlich aus einer Materie entstanden zu seyn schienen; da\xDF aber gleichwolen die Bestandtheile von

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zwo besondern Gattungen gewesen sind, wovon die eine gl\xE4nzte, und dem Frauenglese \xE4nlich war; die andere ist nicht so weis, dennoch aber gl\xE4nzend, und von der ersten durch einen schwarzen Streif gleichsam abgesondert; welches besonders gut in die Augen f\xE4llet. man findet auch in dieser H\xF6hle, die oben beschriebene Art von Tropfstein der sehr wei\xDF, und vom Zucker, wenn er wie dieser, in kleine St\xFCcke zerschlagen, und damit vermischt wird, sehr schwer zu unterscheiden ist.

Noch fand sich nach dem 6. \xA7. in dieser H\xF6hle ein Stein, der die L\xE4nge einer Klafter, und die Breite von 6. Schuhen hatte, auch \xFCber den Boden etwa 2. Schuhe erhaben war. Dieser zog die Aufmerksamkeit unsers H\xF6hlenforschers auf sich; indem er auf der Oberfl\xE4che desselben eine von der natur gebildete Verzierung von Stein antraf, die mit einer Gattung Backwerks, welches in Ungarn, seinem Vaterlande, gew\xF6hnlich ist, alle nur immer m\xF6gliche Aehnlichkeit hatte; er zweifelt daran: da\xDF der geschickteste Steinmez dieses St\xFCck besser nachzubilden im Stande sey. Es war dasselbe, nach dem Maa\xDFe der Augen, genau |zirkelf\xF6rmig; und hatte im Duchschnitt 15. bis 16. Zolle; seine Dicke enthielte ihrer zween. Der obere Theil schien nach der genauesten Symmetrie, so wie dieses Backwerk in besondere Felder abgesondert, und eben so, wie bey diesem, durch Erh\xE4bungen und Vertiefungen unterschieden zu seyn. Der Herr Verfasser bedauert sehr, da\xDF er mit dem n\xF6thigen Werkzeuge nicht versehen gewesen, um ein so seltenes Spiel der Natur loszubrechen, und aus dieser unterirdischen unbekannten finstern Gegend heraus, an das Tageslicht zu bringen.

Neben diesem sahe er auf der Oberfl\xE4che des Steines noch eine Vertiefung, ie einen Halbzirkel vorstellte; und die eben so flach, als breit war. In dieser war eine Menge kleiner Steine, in der Gr\xF6\xDFe, theils von W\xE4lschen- und Haseln\xFCssen, theils von Erbsen und Bohnen. Einige darunter waren so glatt, da\xDF der Herr Verfasser durch ihre Bef\xFChlung gereizet, mehr den 100. St\xFCcke mit weggetragen hat.

In der etsten H\xF6hle, wo diese Gesellschaft, wieder zusammen kam, wurde eine Leiter wahrgenommen, die man beym hineingehen nicht sahe; sie war ohngfef\xE4hr 3. Klafter lang. Dieses bewog den Herrn Verfasser sich genauer umzusehen, und er fand deutliche Merkmale, wo man in der H\xF6hle mit Brechung der Felsen Versuche gemacht hatte. Er dachte hierbey an die Gruben, welche er auch in den andern H\xF6hlen hin und her gesehen hatte, und die 2. bis 3. Schuh tief waren. Ueber diese Umst\xE4nde macht er auf der 19ten Seite folgende Anmerkungen: Ich zweifele nicht, da\xDF diese Unternehmungen von gewissen Leuten herr\xFChren, die mit Tanzb\xE4ren, Affen, Murmelthieren, Mau\xDFefallen, oder Barometern und an-

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dern Gla\xDFwaren, die man alle mit sehr wenigem Gelde abl\xF6sen k\xF6nnte, die Gegenden Ungarns in gro\xDFer Anzahl durchstreichen; die Kostbarkeiten, womit die Natur unsere Gebirge beschenket hat; aufsuchen, mit au\xDFer Landes in fremde L\xE4nder tragen; zu ihrem Vortheil verwenden, und sich hierdurch, eine gn\xFCgliche Entsch\xE4digung, bey ihrem gewinnlosen Gewerbe; und eine Belohnung f\xFCr ihre m\xFChvolle halbj\xE4hrige Wanderschaft zu erwerben wissen.*)

(Die Fortsetzung folget)

II. Geschichte.

Fortsetzung, der genauen und ausf\xFChrlichen Nachricht, (S. 136.) vom Gr\xE4flich Th\xF6k\xF6lischen Hause.

Die einhemischen Nachrichten vom Gr\xE4flich Th\xF6k\xF6lischen Hause (denn bey diesen m\xFCssen wir doch stehen bleiben) besonders aber die Nachrichten von seinem Herkommen und Wachsthum, waren bisher sehr unzul\xE4nglich, und eben so widersprechend. Einige machten den Sebastian Th\xF6k\xF6ly, um das Jahr 1556. oder noch etwas sp\xE4ter, zum Stammvater dieses in so gro\xDFem Ansehen gestandenen Geschlechtes, und verwandelten ihn auf einmal, aus einem nichtsbedeutenden gemeinen Privatmannn, Pferd - und Viehh\xE4ndler, in einen Ungarischen Edelmann, Baron, Herrn von K\xE4\xDFmark, u. s. w. andere hingehen giengen weiter hinauf; sie behaupteten das Alterthum dieses Adelichen, und sodann gr\xE4flichen Hauses, und unterst\xFCtzten diese ihre Behauptung mit guten, und jene Meynung weit \xFCberwiegenden Gr\xFCnden; wor\xFCber, wenn wir sie angef\xFChrt und unsre eigene Gr\xFCnde, noch dazu werden gesetzt haben, dem geehrten Leser, das unpartheyische Urtheil frey bleiben soll. Die erste Meynung und Behauptung kommet in der oben gemeldten Geschichte der Stadt K\xE4\xDFmark, und besonders im IX. St. \xA7. 16. p 71. dieser \xC4nzeigen vor; welche auch Ladislaus Thuroczius in seiner Hungaria suis cum Regibus L. I. p. 239. und f. edet Tyrnav. a. 1768 annimmt, und aus einer m\xFCndlichen Relation eine zipserischen Edelmanns, der dieselbe wieder, von einem beynahe 90. j\xE4hrigen vornehmen Mann von Adel, der viele Jahre an dem Hofe des \xE4ltern Stephan Th\xF6k\xF6ly gelebet, und von diesem Hause sehr genaue

*) Es giebt sehr viele, die diese Meynung des Herrn Verfassers auch in Ansehung des Karpathischen Gebirges behaupten; und man sollte glauben, da\xDF der kleine Gewinn, den die hier angef\xFChrten Leute, bey ihren verschiedenen Gewerben, hoffen k\xF6nnen; sie blo\xDF allein an gro\xDFe St\xE4dte binden sollte, wo sie viel leichter, durch ihre Vorspiegelungen etwas erwerben: allein so siehet man sie auch auf den Dorfschaften herum wandern. Welcher Umstand allerdings f\xFCr diese Meynung streitet. Es w\xE4re sehr gut, wenn die in den benachbarten Gegenden wohnenden aufgekl\xE4rten M\xE4nner sich M\xFChe g\xE4ben, entweder den Ungrund dieser gemeinen Sage aufzudecken: oder mit solchen Absichten dahinkommende Landstreicher ausfindig zu machen, und sie nach ihren Verdiensten zu behandeln.

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K\xE4nntni\xDF gehabt haben soll, erhalten, weitl\xE4ufig und mit vielen Affekte, erz\xE4hlet:da\xDF es mit dem Aufkommen, und dem schnellen gro\xDFen Anwachs des Reichthums und des Ansehens dieses Hauses folgende Beschaffenheit gehabt habe: „Sebastian Th\xF6k\xF6ly, ein Mensch von niedriger und geringer Geburt, aber ein durchtriebener, und der k\xFChnsten Unternehmungen f\xE4higer Kopf, habe sich erstlich durch den Pferdhandel, den er in Siebenb\xFCrgen mit gutem Gl\xFCcke getrieben, betr\xE4chtliche Vortheile verschaft, und sodann, durch die, mit gr\xF6\xDFter Ungerechtigkeit und Gewissenlosigkeit an sich gezogenen gro\xDFen Sch\xE4tze, und Reichth\xFCmer eines gewissen t\xFCrkischen Bascha, sich v\xF6llig in das Ansehen gesetzet, in welchem man ihn, und seine Nachkommen, nach der Zeit gesehen. Es habe n\xE4mlich Th\xF6k\xF6ly, bey gedachtem starken Pferdehandel, ind der damaligen Ungarischen T\xFCrkey, elegenheit gehabt, mit einem sehr reichen >und beg\xFCterten T\xFCrkischen Kriegsobristen oder Bascha, in vertraute Bekanntschaft zu gerathen, welcher ihm, nachdem er durch die scheinbare Redlichkeit des Th\xF6k\xF6ly sehr eingenommen worden, seine Gesinnungen in Ansehung seines Uebergangs zu den Christen; weil er bey seiner Mahometanischen Religion gro\xDFe Skrupel gefunden, entdeckt, und ihn zur Mittelspersohn gew\xE4hlt, sein Verm\xF6gen und Baarschaften die in sehr gro\xDFen Summen befunden, nach und nach in den christlichen Theil von Ungarn zu transportieren, bis er selbst mit seiner ganzen Familie sicher nachfolgen, und dieses sein gro\xDFes Vorhaben v\xF6llig gl\xFCcklich werde ausf\xFChren k\xF6nnen. Th\xF6k\xF6ly habe diese, sich ihm anbiethende Gelegenheit, durch fremdes Gut reich und angesehen werden zu k\xF6nnen, mit beyden H\xE4nden, und unter den st\xE4rksten Betheurungen, von seiner Aufrichtigkeit und Gewissenhaftigkeit, ergriffen; so bald er sich aber mit diesem gro\xDFen Gut in Sicherheit sahe, habe er treulos und meyneidig den ehrlichen T\xFCrken selbst verrathen, und ins Verderben gest\xFCrzet, und auf diesen Grund des wider alle Treu und Glauben geraubten Verm\xF6gens, seines Hauses Macht und Ansehen erbauet.“ Dieses ist der Inhalt der Nachricht und Erz\xE4hlung des des Ladislaus Thuroczius an dem angezeigten Orte.

Der vortrefliche vaterl\xE4ndische Geschichtschreiber Mathias Bel hatte in seinem Prodromo, bey der Beschreibung der Stadt K\xE4\xDFmark und ihres Schlosses, wo er von der Th\xF6k\xF6lischen Familie handelt; indem er, wie es der Augenschein ausweiset, damals noch nichts, als die in eben diesen Bl\xE4ttern auszugsweise einger\xFCckte Nachrichten von der Stadt K\xE4\xDFmark vor sich gehabt, diese Meynung, doch gleich mit Weglassung der aus dem Thuroczi angef\xFChrten, und ihm nicht glaubw\xFCrdig vorge-

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kommenen Umst\xE4nde, ebenfalls angenommen, und dieses Haus, als ganz neu, blo\xDF von dem Sebastian Th\xF6k\xF6ly hergeleitet, so so da\xDF er l. c. p. 93. wo er von den Bem\xFChungen dieses Th\xF6k\xF6ly, das dominium arcis Kesmark, erblich an sich und seine Nachkommen zu bringen, handelt, unter andern ausdr\xFCcklich schreibet: „Th\xF6k\xF6ly tamquam homo novus, atque opibus, ad multorum invidiam, adluens, summorum praeterea virorum affinitatibus, puta, Nadasdiourum, Bottyaniorum, & connubio Susannae Doczy, innexus, spiritus sibi sumere, deque universa hac ditione, ad heredes, firmo jure transmittenda, cogitare Coepit.“ — Allein, nachdem er bey der Ausarbeitung seines gro\xDFen historischen Werkes, n\xE4mlich seiner Notitiae Hung. Novae Historico -Geographicae zu be\xDFern Nachrichten, in Absicht auf diese Familie, gekommen, \xE4nderte er seine vorige Meinung, und erkanntne aus guten Gr\xFCnden, das h\xF6here Alterthum ihres Adels und ihres Ansehens; wie in der Fortsetzung gezeiget werden soll.

III. Naturgeschichte..

Von der Palingenesie, oder Pflanzen Vegetation, aus ihren Salien.

Folgender Aufsatz ist uns von einem Freunde zugeschickt worde, um ihn in unsere Bl\xE4tter einzur\xFCcken, vielleicht finden sich Liebhaber, die hierdurch veranla\xDFt werden, diese Sache genau zu untersuchen, und uns Gewi\xDFheiten mitzutheilen:

In der Natur sind viele Geheimni\xDFe verborgen, welche nur von Liebhabern, von flei\xDFigen Suchern und Nachforschern gefunden, und erkennet werden. Die Zahl aber dieser ist noch sehr geringe, weil viele durch die Kunst verleitet, auf Abwege gerathen. Und wie gro\xDF ist die Menge derer, die das Verfahren der Natur sehen, und dennoch vor\xFCber gehen, ohne darauf Acht zu haben? Eine jede Jahrszeit bietet uns das Bewunderungsw\xFCrdige, das Nachforschungswerthe an. Allein, wen r\xFChret es? Was f\xFCr ein Beyspiel geben uns die Seidenw\xFCrme, der K\xE4fer, der Hornschr\xF6der ec. in Ansehung ihrer Verwandlung. . . Wir wollen itzo unsre Leser von dieser Betrachtung weg, un zu einer noch merkw\xFCrdigern hinf\xFChren.

Wir unterstehen uns hier, von einer Materie zu schreiben, die manchem, kaum dem Namen nach, bekannt ist, und deren Wirklichkeit auch von vielen in Zweifel gezogen wird. Die Palingenesie der Pflanzen aus ihrer Asche ist es, welche wir bekannter zu machen w\xFCnschen. Die M\xF6glichkeit dieser Sache wird von wahren Naturk\xFCndigern erkennet; diese wissen, was f\xFCr eine Kraft in der Asche verborgen lieget; nur sie sehen das Liecht, das hier im dunkeln leuchtet,

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und keinem Verschwinden, Verderben, noch der Verwesung unterworfen ist. Scheidek\xFCnstlern ists bekannt, da\xDF aus jeder Asche noch ein Salz heruagel\xE4utert werden k\xF6nne, welches mit dem allgemeinen Nahmen, Alkali oder Laugensalz benennet wird. In diesem Laugensalze, wenn es noch nicht gereiniget ist, befindet sich nebst andern Mittelsalien, auch noch ein gewisses Salz, da\xDF die Kraft Tugend und Eigenschaft der Pflanze enth\xE4lt. Allein so gewi\xDF es ist, da\xDF kein Gesch\xF6pf dem andern vollkommen \xE4hnlich siehet: eben so wenig hat auch ein aus derAsche eines Krauts, Holzes ec. herausgezuogenes Salz, eine vollkommene Aenlichkeit mit dem aus einem andern Kraute, oder Holze ec. herausgelaugten Salze. Die einem jeden Gesch\xF6pf vom Sch\xF6pfer zugetheilte eigenth\xFCmliche, und seine Gestalt oder Wesen bef\xF6rderende Kraft bleibet auch nach dem Tode in der Asche noch bestehen. Hat dieses alles seine Richtigkeit, ob es gleich der Naturunk\xFCndige nicht begreifen kann; so f\xE4llet es nicht so schwer, die M\xF6glichkeit der Palingenesie der Pflanzen aus ihrer Asche einzusehen. Wir wollen denen Liebhabern der Naturgeheimni\xDFe einige Anleitung hierzu geben.

Die von weyland Ihrer R\xF6misch kayserlichen Majest\xE4t Ferdinand dem III. dem P. Kircher zugeschnickte Beschreibung, vpn dergleichen Pflanzenerneuerung, verdienet hier zuerst angemerket zu werden.

Man nimmt vier Pfunde von einem wohlzeitigen Saamen einer selbst beliebigen Pflanze, und zersto\xDFet ihn im M\xF6rser: hierauf wird er in einem reinen Glase aufs beste verschlossen, und zum fernern Gebrauch aufgehoben. Wenn die Luft des Abends klar ist, so wird der zersto\xDFene Saame wieder aus dem Gla\xDF genommen, auf einer gl\xE4sernen Tafel ausgebreitet, und unter freyem Himmel hingesezet, damit der Thau die Nacht hindurch darauf fallen k\xF6nne. Auch ist es gut, weil doch diese Handlung im May geschehen mu\xDF, noch Thau besonders zu sammeln. Dieses geschiehet, wenn ein feines Leinentuch auf vier St\xF6cke gespannet oder aufs Gras ausgebreitet, und Morgens fr\xFChe in eine Sch\xFCssel ausgedr\xFCcket wirhd. Dieses ausgedr\xFCckte Wasser wird filtrirt, etlichemale destillirte, und auch aufgehoben. Bleibt eine Erde oder Hefe zur\xFCck; so wird diese calcinirt, und das Salz herausgelauget, welches unter das distillirte Wasser gethan wird. Hierauf wird der im Gla\xDF verwahrte Saame mit diesem Wasser drey Finger hoch \xFCbergossen, sodann hermetisch wieder verschlossen, und an einen warmfeuchten Ort, oder in Ro\xDFmist einen Monath lang hingesetzet. Nach diesem wird der Saame, wie eine Sulz, und ein Geist wie ein H\xE4utlein, von vielerley Farben, dar\xFCber schwimmend gesehen werden. Dieses versiegelte Salz wird den ganzen Sommer auf einen von der Sonne und Mond beleuchteten Platz hingestellet,

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und nur bey tr\xFCben oder regnerischen Wetter auf eine andere warme und trockene Stelle gebracht. In zween Monathen, zuweilen b\xE4lder, oder sp\xE4ter ist dieses Werk vollendet. Die Zeichen der Vollkommenheit sind: die leimichte Materie schwillet auf in die H\xF6he; Der Geist und das H\xE4utlein nehmen t\xE4glich ab; die Materie wird dicker; im Glase siehet man Ausd\xFCnstungen, und gleichsam einige Nebel, als den ersten Abri\xDF der herauswachsenden Pflanze. Endlich entstehet eine wei\xDFlichtblaue Asche, aus welcher St\xE4ngel, Bl\xE4tter, und Blumen herf\xFCr kommen: welches alles sich bey vorhandener W\xE4rme sehen l\xE4sset, und wenn diese hinweg auch wieder verschwindet, und in die Asche zur\xFCckkehret.

Nur mu\xDF das Glas recht wohl zugemacht bleiben. Dieses Naturspiel kann so oft wiederholet werden, so oft man das Glas auf eine warme Asche setzet, deren Abwesenheit weiter nichts, als oben besagte wei\xDFblaulichte Asche sehen l\xE4sset.

Sollen wir unsere Gedanken \xFCber diesen Proce\xDF sagen: so halten wir daf\xFCr, da\xDF es eben nicht n\xF6thig w\xE4re, den zerquetschten Saamen \xFCber Nacht unter freyem Himmel zu lassen, um ihn miot dem Thau zu vereinigen. Es ist genug, wenn ein reiner Thau gesammelt wird, und zwar in den ersten heitern Tagen im May. Weil nun auch ein Jahr fruchtbarer, mithin der Thau auch besser, als das andere ist; so kan die G\xFCte und die Tauglichkeit zu diesem Werk daran erkennet werden, wenn ein solcher Thauz, in einem verschlossenen Glase, bey einer gelinden W\xE4rme viele Gr\xFCne in einer Zeit von acht T\xE4gen blicken l\xE4sset. Von einem dergleichen Thaue m\xF6chte blo\xDF der gestossene Saamen drey Finger hoch angef\xFCllet, und wohl zugemacht an die Sonne, und in ihrer Abwesenheit, an die W\xE4rme gesetzt werden; so w\xFCrde nach erfolgter Eintrocknung der Feuchtigkeit ober besagte Wirkung auch erfolgen k\xF6nnen.

Eine andere Art wird n\xE4chstens mitgetheilet werden.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 01 Jul 2011, AgostonBernad
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