INHALTSVERZEICHNIS PRIVILEGIRTE ANZEIGEN

Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XXIV. St\xFCck - IV. Jahrgang, XXVI. St\xFCck >



(193)

IV. Jahrgang, XXV. St\xFCck, den 22. Junii 1774.

I. Wissenschaften

Erbl\xE4ndische Geschichte.

Fortsetzung der Nachrichten von dem Gr\xE4flich Th\xF6k\xF6lischen Hause.

Stephan Th\xF6k\xF6ly, dieses Namens der \xE4ltere*) des Sebastian Th\xF6k\xF6ly mittlerer Sohn, ward im Jahre 1581. gebohren, und nach dem Tode seines Vaters, und dem Wegsterben seiner \xFCbrigen Geschwister, der Universalerbe, der ganzen so sehr betr\xE4chtlichen v\xE4terlichen Verlassenschaft. Er vermehrte diese noch mehr, durch die gl\xFCckliche Verm\xE4hlung mit der Catharina Thurso, einer Tochter des ber\xFChmten ungarischen Palatins, Georg Thurso, der 1616. im 49. Jahre seines Alters, auf seinem Schlosse zu Birsch, das Zeitliche verlassen, und dieselbe mit seiner zwoten Gemahlin der Elisabeth von Czobor, erzeuget hatte. Ihr Bruder war der einzige hinterla\xDFene m\xE4nnliche Erbe dieses Hauses, Emericus Thurso, der 1621. den 19. October im 23. Jahre seines Lebens auch schnell dahingestorben, und dem Th\xF6k\xF6li durch die Verkn\xFCpfung mit seiner Schwester, zu einer so neuen gro\xDFen Erbschaft in Absicht auf die weitl\xE4ufigen Thursonischen G\xFCter, aus dem Weg getretten ist. Die Hochzeit des Stephan Th\xF6k\xF6li mit dieser so gl\xFCcklich gew\xE4hlten reichen Braut, ward auf

*) In den Nachrichten der Ausl\xE4nder von diesem Hause, findet man besonders in Absicht auf die zween Stephan Th\xF6k\xF6ly gro\xDFe Verwirrung. Die meisten machen aus beyden, dem \xE4ltern und dem j\xFCngern, oder Vater und Sohn eine Person, und legen dem letzern, der doch gar nicht alt gestorben, ein sehr hohes Alter bey. Wir haben zween eigenh\xE4ndig unterschriebene Briefe, den einen vom \xE4ltern, und den andern vom j\xFCngern Stephan Th\xF6k\xF6ly, in welchem leztern, der eigentlich ein Leichenbrief ist, ein benachbartes adeliches Haus zur Beerdigung seines Vaters, Stephan Th\xF6k\xF6ly des Aeltern, von ihm und seinem Bruder Sigmund, eingeladen wird; da\xDF also der Unterschied dieser zween Th\xF6k\xF6li, des Vaters und des Sohnes ganz offenbar ist.

(194)

dem gedachten Residenzschlo\xDF Birsch im Jahre 1620. den 1. M\xE4rz vollzogen**). Und hieraus l\xE4sset sich nun der gro\xDFe Anwachs des Reichthums und die Macht dieses Hauses begreifen. Man hat glaubw\xFCrdige Zeugni\xDFe, durch welche behauptet wird, da\xDF sich die Eink\xFCnftge dieses Hauses von allen seinen Herrschaften und G\xFCtern, zu dieser Zeit, schon auf etliche Tonnen Goldes j\xE4hrlich belauffen haben, und noch immer weiter angewachsen sind. Sein Hofstaat war, als die Hofstaat eines Ungarischen Magnaten, besonders, nach der damaligen Zeit und Art, ungemein gl\xE4nzend: und gleichwie er von seinen, durch die vornehmesten Europ\xE4ischen L\xE4nder gemachten Reisen, einen ungemein guten Geschmack, an der Baukunst, Mahlerey, und andern solchen sch\xF6nen, und vorz\xFCglich auf reiche und gro\xDFe H\xE4user sich beziehenden K\xFCnsten mit sich in sein Vaterland zur\xFCckgebracht hatte, und dabey mit allem Ueberflu\xDF am Gelde, zur m\xF6glichsten Aeu\xDFerung desselben, versehen war; also unterlie\xDF er es auch nicht, denselben durch die Auff\xFChrung der pr\xE4chtigsten Geb\xE4ude, kostbare Meublirung, und andren solche, mehr f\xFCrstlich als freyherrliche Einrichtungen, recht sichtbar zu machen. Man mu\xDF erstaunen, wenn man besonders beym Bel in seinem Prodromus und gro\xDFen historisch-geographischen Werke, bey der Beschreibung der von den Th\xF6k\xF6lischen inne gehabten Schl\xF6sser, die Nachrichten von dem Aufwande lieset, der in den ungeheuersten Geldsummen, in Betracht eines solchen Hauses, auf den Bau in denselben gemachet worden. Wir wollen davon zum Beweise etwas weniges anf\xFChren, in Meinung da\xDF es unsern Lesern nicht ungangenehm seyn k\xF6nne. Bel giebt in seinem Prodromus, Seite 103. vom K\xE4\xDFmarker Schlosse, wie es besonders dieser Stephan Th\xF6k\xF6ly der \xE4ltere, erbaut und zur Vollkommenheit gebracht hatte, folgend Beschreibung: "Es ist dieses Schlo\xDF mit zwey Mauern (welche, wie wir als Augenzeuge dazu setzen k\xF6nnen, und besonders die innere, ausserordentlich hoch und stark sind) umgeben, die dazu noch von f\xFCnf sehr festen und mit sch\xF6nen rothen Ziegeld\xE4chern gedeckten Th\xFCrmen gezieret und besch\xFCtzet werden. Um die Mauren gehet ein breiter tiefer Graben: Der Zugang geschiehet durch ein einziges Thor, welches in die Mauren der Stadt K\xE4\xDFmark hinengebauet ist, und nocht izt das Wappen des

**) In dem Diario des Georgii Z\xE1vodskii, welches Bel in seinem Adparatu Dec. 1. Mon. VIII. mittheilet, der ein vielj\xE4hriger Rath und geheimer Secretaire bey diesem gro\xDFem Hause gewesen, hei\xDFet es hievon, ad A. M. DC. XX. "Die 1. Martii Magnificus Dominus Stephanus Th\xF6k\xF6ly , Dominus in Kesmark, feliciter celebravit nuptias, cum Magnifica virgine, Catharina Thurzo, perpetua Comitissa de Arva, Byttschae.“ Vom ber\xFChmten Palatino, Georg Thurzo, kann das n\xF6thige am besten, aus dem Buche Palatini Regni Hungariae &c. so zu Tyrnau im Jahre 1752 in Fol. edirt worden. pag. 169. u. f. wie auch in dem jezt gedruckten Diario des Zavodski. pag. 372. u. f. Adpar. Belian. ersehen werden.

(195)

Th\xF6k\xF6lyschen und Thursonischen Hauses auf einem sch\xF6nen Marmor ausgehauen zeiget.

(Die Fortsetzung folgt.)

II. Nachricht.

Von einem bey der k\xF6niglich-ungarischen XIII. Stadt Poprad, ohnl\xE4ngst gefundenen Golddrath.

Zips hat noch nicht aufgeh\xF6rt, seinen Einwohnern, unter der Erde verscharrte Sch\xE4tze und Kostbarkeiten durch Zuf\xE4lle zu entdecken und vorzuzeigen. Die Begebenheit, die sich im Jahre 1772. bey Teplitz ereignet hatte*), ist noch im frischen Andenken, und es sind kaum zwey Jahre verstrichen, so ist eine \xE4hnliche wieder da, die wir jezt, unsern geehrten Lesern, umst\xE4ndlich vorlegen wollen.

In den ersten Tagen des Brachmonats, gieng ein Innwohner, aus der k\xF6niglichen 13. Stadt Poprad (Deutschendorf) in den auf deren Gebiet befindlichen Wald, in der Absicht, um einige alte St\xF6cke von abgehauenen B\xE4umen auszugraben, und dadurch seinen Mangel am ben\xF6thigten Brennholz abzuhelfen. Zur Hilfe bey diesem Gesch\xE4fte, nahm er, einen bey ihm in Diensten stehenden Knaben, mit sich, der das Ungl\xFCck hat, weder von seinem Geburtsort, noch von seinen Eltern etwas zu wissen. Dieser Bauernjunge, machte sich ganz alleine \xFCber den ersten alten Stock, den er vor sich sahe, und suchte seine Wurzeln von dem Erdreich lo\xDF zu machen, und zu befreyen: er hakte zu dem Ende mit seiner Haue, fest neben dem Stock, in die Erde hinein, und verjagte damit zwo Flederm\xE4use, die unter dem Rasen ihren Aufenhalt hatten, aus ihrer Wohnung heraus; womit er einige Augenblicke, nach Gewohnheit der Knaben, sich verweilte, bald aber wieder an seine Arbeit gieng. Er haute zum zweytenmal in die Erde, l\xFCftete den Rasen, und r\xFCckte ihn

*) Siehe im II. Jahrgang, das XIV. St\xFCck, S. 358. hier m\xFCssen wir noch anmerken, da\xDF bey Umgrabung des Rebenakers, nicht lange hernach, wieder ganze St\xFCcke von solchem Golde gefunden worden, die rund wie Ringe von dem Umfang eines Trinkglases aussahen, und am Gewichte, mehr dann 5. Pfund hatten. Die Bauern wurden darauf schl\xFC\xDFig, dieses gefundene Gold, Ihro Majest\xE4t, der Kaiserinn K\xF6niginn, selbst allerunterth\xE4nigst zu F\xFCssen zu legen; welches sie auch den 15. Junius des vergangenen Jahres bewerkstelligten, da sie Ihrer Majest\xE4t, auf allerh\xF6chsten Befehl, durch Vermittlung Sr. Exzellenz des Herrn Grafen von Balascha vorgestellt worden sind. Die allegn\xE4digste Monarchin, hat einem jeden insbesondere 12. Dukaten, f\xFCr ihre zur\xFCckgebliebene Weiber austheilen und ihnen zugleich andeuten lassen, da\xDF jeder von ihnen lebenslang, alle Monate einen Dukaten, aus dem ihren Dorfe n\xE4chst anliegenden Salz- order Drey\xDFigstamte, zu erheben haben w\xFCrde. Das gefundene Gold ist auf allerh\xF6chsten Befehl gepr\xFCft, gesch\xE4zt, und dann bestimmt worden, was den Bauern Bauern daf\xFCr zu zahlen sey.

(196)

etwas von seiner Stelle: da ward er mit Verwunderung eines Klumpens gewahr, der aus lauter zusammen gerolleten, und verschiedentlich gewundenen, bald etwas dickern, bald etwas dinnern gelben Drath bestund. Diesen ergreift er sehr begierig, und lauft damit zum Wasser, um solchen vom Sand und Erde zu reinigen und abzuwaschen. So bald er seinen gefundenen Schatz rein hatte, zeigte er denselben andern Knechten und Gesinde vor, die mit ihm gleiche Arbeit im Walde verrichteten, und sich h\xE4ufig um ihn her einfanden. Weil der Knabe nichts weniger dachte, als da\xDF dieser klumpen Drath, \xE4chtes und feines Gold sein sollte; fieng er gleich an, damit freygebig zu seyn, und andern kleine St\xFCckchen davon auszutheilen. Endlich kam sein Hauswirth dazu, der von der ganzen Sache noch nichts wu\xDFte. Kaum ward der Knabe seiner ansichtig, so both er ihm diesen Drath mit folgenden Ausdr\xFCcken zum Verkaufe an: Seht, ich habe einen gelben Drath gefunden, den ihr in eurer Haushaltung, besonders bey eurer Sense, womit ihr das Getraide pflegt abzumehen, gar wohl gebrauchen k\xF6nnet, gebt mir etwas daf\xFCr, ich will ihn euch gern, um einen geringen Prei\xDF \xFCberlassen. Unter diesem Handel des Knabens von ohngef\xE4hr ein angesehener B\xFCrger, den der Anblick des Draths so gleich befremdete, und auf den Gedanken brachte, dieser gelbe Drath, den beyde nur f\xFCr Me\xDFing hielten, k\xF6nnte Gold seyn. Er gab daher, ohne Verzug dem Richter des Orts H. Maleter, davon Nachricht, der aus Vorsichtigkeit, alles, auch die vertheilten St\xFCckchen von einem jeden abfordern, und zu sich bringen lie\xDF. Und nach dem es sich in Wahrheit befunden, da\xDF der gefundene Drath \xE4chtes Gold sey, ist der ganze Vorrath versiegelter, dem Stadtmagistrate, bis auf weitere Anordnungen, zur Verwahrung \xFCbergeben worden. Der Dienstboth bekam indessen zu seiner Beruhigung, ein neues Kleid, welches ihm auf Kosten der Gemeine, angeschaft wurde.

Als diese Begebenheit unter den P\xF6bel kam, so giengen den folgenden Morgen ganze Schaaren goldhungriger Menschen, an den n\xE4mlichen Ort hinaus, in Hofnung, nach dieser Spuhr, mehreres Gold zu finden. Allein aller Bem\xFChungen waren vergeblich. Eine einzige Person von der ganzen Schaar dieser Goldsucher, trug doch ein altes, und nach einem ganz besondern Modell verfertigtes Hufeisen zur Beute davon, welches sie mit vieler M\xFChe unter den Wurzeln, eines halb vermoderten Stocks hervor zog.

Die Gegend, in welcher dieser Golddrath verscharrt gelegen, ist etwas feucht und sumfigt, etwa eine halbe Stunde, von demjenigen Orte, entlegen, an dem die Teplitzer Bauren vor zwey Jahren, einen \xE4hnlichen Golddrath zu finden das Gl\xFCck hatten. Nur war dorten der Vorrath viel betr\xE4chtlicher, als hier; da

(197)

das ist gefundene Gold, nicht mehr als vierzehen Loth am Gewichte betr\xE4gt. Es scheint im \xFCbrigen von eben derselben G\xFCte und Arbeit zu seyn, wie jenes war; denn der Drath, davon der Dickeste, einer Federkiele, der Mittlere einem Strohalmen, und der Feinste, einer subtilen Gabelspitze gleichet, ist auf mancherley Weise in Ringe gekr\xFCmmet, und zusammengebogen, wie der Teplitzer gewesen ist.

Wir lassen einem jeden die Freyheit, von dem Ursprung unseres Golddraths in diesen Gegenden, nach seinen Belieben und Einsichten zu denken und zu urtheilen. Uns kommt es sehr wahrscheinlich vor, da\xDF es ein besonderer Schmuck des 14ten oder 15ten Jahrhunderts gewesen seyn m\xFCsse. Denn es ist mehr als zu wohl bekannt, da\xDF die ungarische Nation, von je her an massiven Golde und Silber, ein ganz eigenes Belieben fand; also, da\xDF sie ohne Unterschied des Geschlechtes, verschiedene Schmuck und Zierathen von dergleichen Metall, vorz\xFCglich an ihrem Leibe trugen. Die Kriegeshelden belegten damit ihre Kleider, ihre Waffen, ja auch ihre Pferde. Wie m\xF6glich war es nun, da\xDF in gef\xE4hrlichen und unruhigen Zeiten, deren wir in unserem Vaterlande nur allzuviel hatten, dergleichen Kostbarkeiten, in die Irre gerathen konnten? Mancher verscharte sein Gold und Silber selbst in die Erde, um es sicher zu erhalten, starb dar\xFCber, oder kam auf eine andere Art weg, und der vergrabene Schatz, blieben in der Erde. Ein anderer floh vor seine Feind, verlohr seinen Schmuck, oder warf ihn vors\xE4tzlich von sich, und weil niemand da war, der ihn sogleich aufheben sollte, so \xFCberwuchs er mit Geb\xFCsche und Gra\xDF, senkte tiefer in die Erde hinein, und nun nach Verlauf einiger hundert Jahre kann ein anderer, durch einen ohngef\xE4hren -Zufall, dadurch reich und gl\xFCcklich gemacht werden*).

Man hat im \xFCbrigen, noch mehrere Beyspiele, da\xDF in unsern Gegenden theils alte Waffen, theils Gold- und Silberrath, gefunden worden sey. Im Jahre 1736. zogen die Arbeiter in einem Steinbruch, einen Golddrath, unter der Dammerde herf\xFCr, welcher beynahe, eine halbe Klafter lang war, von welcher Begebenheit ein glaubw\xFCrdiger Augenzeige noch am Leben ist. Eben so hat man vor einigen Jahren, Drath von schlechtem Silber, mit dem Pfluge herausgeworfen, der so verwickelt und gewunden war, da\xDF niemand errathen konnte, zu was vor einem Gebrauch derselbe ehemals gedienet

*) Auch das zu Toplitz gefundene gold, war fast nichts anders, wie es der Augenschein hernach lehrte, als ein ritterlicher Schmuck aus dem mittleren Zeitalter; denn man fand in eben diesen Gegenden, wo das Gold gelegen, zwo mit Innschriften versehenen Uren, daraus zu ersehen war, da\xDF auf den dortigen Gefilden, zween heldenm\xFCthige Balascha, ihr Leben, in Verfechtung ihrer geistlichen Sicherheit, verlohren haben.

(198)

haben sollte. Solche Begebenheiten ereignen sich zwar nicht t\xE4glich; doch sieht man hieraus, da\xDF dergleichen sich in Zips mehrmalen schon ereignet haben, und in Zukunft, auch noch \xF6ftere ereignen k\xF6nnen.

v. H. in Z.

III. Vermischte Nachrichten.

Fortsetzung der im vorigen St\xFCcke abgebrochenen patriotischen Betrachtungen.

Es gereicht dem allerdurchlauchtigsten Erzhause Oesterreich zum unsterblichen Ruhme, da\xDF auch in denen Spanischen Niederlanden, eben dergleichen Bequemlichkeiten, f\xFCr die Handlung, und f\xFCr Reisende, vorhanden, und nur vor wenig Jahren, durch des Prinz Carls von Lothringen k\xF6nigl. Hoheit, ruhmw\xFCridge Anstalten ein neuer Schiffreicher Kanal, von Br\xFC\xDFel bis Lowen, zu Stande gekommen ist. Wer bewundert nicht,k\xF6nigliche Werk der Vereinigung zweyer Meere, n\xE4mlich des abendl\xE4ndischen Oceans, mit dem Mittell\xE4ndischen, in Frankreich, durch den, viele Meilen langen Kanal von Toulouse bis Defieres im Languedoc, wie auch den Kanal oder neuen Graben, zur Vereinigung der Oder, mit der Elbe, unterhalb Frankfurt, bey M\xFChlrose, welche der glorw\xFCrdigste Churf\xFCrst von Brandenburg, Friedrich Willhelm der Gro\xDFe, durch die Spree und Havel, bewerkstelliget, und im vorigen Jahrhunderte, zum gro\xDFen Vortheil der Handelschaft, vollendet hat! Zu diesem kommet noch, was des itzt regierenden K\xF6niges in Preu\xDFen Majest\xE4t, zu Vereinigung der Oder mit der Weichsel, durch die Netze und Warta, und den Kanal bey Bromberg, Pakosch und Thorn, noch im Werke hat.

Aus allem diesen so gut gelungenen, als h\xF6chstl\xF6blichen kaiserl. und k\xF6niglichen nicht ohne Ursach angef\xFChrten Exempeln, schlie\xDFe ich nun dieses, da\xDF, durch welche Mittel obgedachte ausw\xE4rtige L\xE4nder, kultivirt, und gl\xFCcklich gemachet worden sind, durch eben diese, auch die Gl\xFCckseligkeit, des mit allem, mehr als obige Provinzen, versehenen K\xF6nigreichs Ungarn, durch erw\xFCnschte kaiserl. und k\xF6nigl. Vorsorge, bef\xF6rdert werden k\xF6nne.

Ich habe in meiner im XLV. XLVI. und XLVII. St\xFCcke des III. Jahrganges dieser Anzeigen, einverleibten Abhandlung, von denen, mit viel oder wenigerm Luftgeist begabten ungarischen Wassern, S. 368. Not. (*). nur im Vorbeygehen, einige Erw\xE4hnung gethan, ob es nicht rathsam w\xE4re, da\xDF, so wohl zur Bef\xF6rderung des Kommerzii, als auch zur merklicher Verbesserung der Luft, und davon dependirender Gesundheit bey Menschen und Vieh, Verbesserung des Ackerbaus, Wiesewachses, und der einer gesunden W\xFCtterung, auf denen d\xFCrren Haiden Niederungarns, h\xF6chst

(199)

ben\xF6thigten Viehzucht, genugsame Kan\xE4le, und Wasserleitungen, aus denen obern Comitatern, in die tieferen Ebenen, und hart an volkreiche, am Wasser mangelnde Oerter, als Zeglid, K\xF6r\xF6sch, Ketschkemet, im Pester Comitat, und von der \xFCber Halasch, Janko, nach Baja, oder allenfalls, noch tieffer in die Donau zu leiten?

Ein hoher G\xF6nner, und Bef\xF6rderer, wie aller, also auch dieser dem Lande n\xFCtzlicher Gedanken, w\xFCrdigte mich nicht allein seines vollkommenen Beyfalles hier\xFCber, sondern befahl mir auch ausdr\xFCcklich, diese meine vorl\xE4ufige Gedanken fortzusetzen, und dann, auch dieses zu beweisen, da\xDF die Vereinigung der Thei\xDF mit der Donau, unterhalb bemeldten Ortschaften, zur Verbesserung der nieder Ungarischen Luft, zur Vermehrung einer bessern Viehzucht, zur Bef\xF6rederung des Ackerbaus, und Emporbringung des Kommerzii, und hiezu n\xF6thigen Bequemlichkeiten der Reisenden und Fahrenden, allerdings m\xF6glich, n\xFCtzlich, und zu besserem Aufkommen des K\xF6nigreichs, n\xF6thig sey.

Ich will, mit meinen ohma\xDFgeblichen Gedanken, niemanden vorgreifen, doch aber, um solche, als ein getreuer Unterthan, bey meinem bereits 68. j\xE4hrigen Alter, solche mir nicht absterben zu lassen, gewissen Principia hiermit bekannt zu machen, wovon bey k\xFCnftiger, kurz oder langanstehender, und vorzunehmender Bewerkstellung, Gebrauch gemachet werden kann.

Es w\xE4re n\xE4mlich 1) vor allem, das Terrain, jenseits des Pesther Komitats, und der ganzen Ebene, zwischen der — unterhalb Solnok fliessenden They\xDF, und der, oben, nicht viel \xFCber 9. Meilen davon gelegenen unten aber, allgemach spitzig zugehenden, und in der Breite der W. Entfernung stets abnehmenden Donau, kennen zu lernen: denn, ob zwar, wie bekannt, die Thei\xDF ohnedem oberhalb dem Temeschwarer Banat, bey Titel, in die Donau flie\xDFt, so dienet doch diese, viel zu tief liegende Kommuniakation, denen obern, mehr bev\xF6lkerten, und zu der Handlung mit Oestreich besser gelegenen, Gespanschaften, zu wenigem Vortheil. Der ins k\xFCnftige zu hoffende Nutze, erfordert daher eine h\xF6her gelegene Vereinigung, wenigstens zwischen Solnok, und folglich einen, bis nach Baja, schr\xE4g zugehenden Kanal.

2) Diese Revieren m\xFC\xDFten,*) mit akkuraten Nivellierinstrumenten und Wasserwagen, genau abgewogen, und mit Ausweichung aller auch nur kleineren Feldanh\xF6hen, und Santh\xFCgel , wohl aufgenommen werden, ob das Ufer der They\xDF, mit jenem der Donau in horizontaler Linie, von Solnok, bis D\xF6msch\xF6d, an, zu messen sich gleich befinde, oder, ob das eine, h\xF6her als das andere sey?

*) Nach des Gullielmini de Natura fluminum (in Act. Erud. Lips. A. 1720. p. 297.) item des Manfredi (ibid A. 1720. p. 291.) recensirten, und bey dem Po gebrauchten Principiis.

(200)

3) Da es der Augenschein giebet, da\xDF die Donau, zwischen Ofen und Pest einen schnellen Lauf und Fall hat, und deshalben auch nicht in so krummen schlangenf\xF6rmigen Linien, wie die Thei\xDF, ober und unter Solnock rinnet, so ist dieses, auch ohne Instrumenten abzunehmen, da\xDF bey Pest, das Ufer der Donau, viel h\xF6her, als jenes der They\xDF, bey Solnock, sey; folglich, man in dem Bette der Donau, etliche meilen hinunter, ohngef\xE4hr bis Baja, durch Nivellirungen, und Wasserwagen, einen solchen Ort suchen m\xFCsse, welcher nebst der Oberfl\xE4che des Donauwassers, um sehr viel tiefer, als die Oberfl\xE4che der They\xDFwassers bey Solnock liege, um, bey diesem, den Ausflu\xDF, bey jenen aber, den Einflu\xDF, des etwann k\xFCnftig zu beschlie\xDFenden Kommunikationskanals, in einen durch abh\xE4ngige oder sumpfichtge Gegenden (per declivia terreni oder paludum) schreghin zuf\xFChrenden Linie, zu bestimmen.

4) Da auch die Oberfl\xE4che der Fl\xFCsse, sich nach der Beschaffenheit des Bettes richtet, so m\xFCste in beyden Fl\xFC\xDFen auf Schiffen oder Fl\xF6\xDFen, auch die Tiefe des Wassers, und die H\xF6he desselben, \xFCber beyder abw\xE4rts gehenden Grund, durch etliche ℔ schweres Senkbley abgemessen, und absonderlich dahin gesehen werden, da\xDF an dem Ort des zubestimnenden Einflu\xDFes, des durch den Kanal rinnenden They\xDFwassers, der Donaugrund, wo m\xF6glich, nicht nur in der Mitte der Donau, sondern an dem Einflu\xDFufer, tiefer, als derjenige der They\xDF sey, um einen bessern Zug dahin, zu erhalten, zumalen diese, nur durch eigene Schwere flie\xDFen mu\xDF.

5) Sollte die Ausf\xFChrung dieses Vorschlags, durch obbemeldte Untersuchung, \xFCber kurz oder lang, f\xFCr m\xF6glich erkannt werden, so w\xE4re, ohne Maa\xDFgebung, ein Kanal, von 12. Klaftern Breite, und 2. Klaftern Tiefe, auf die L\xE4nge, ohngef\xE4hr von 8. Meilen, anfangs genug; ma\xDFen das Wasser, mit der Zeit, sich selbst eine gr\xF6\xDFere Tiefe aussp\xFChlet.

6) Der augenscheinlich zu hoffende Nutzen, von der verbesserten Luft vom Ackerbau, und der Viehzucht; die Ausbreitung der Handlung, und Erleichterung der Zufuhr, w\xFCrden die hierunter aufgewandten Kosten, mit der Zeit reichlich wieder ersetzen, und die G\xFCter der Eigenth\xFCmer, in den an der They\xDF gelegenen Comitatern, w\xFCrden auch dieses Nutzens sich zu erfreuen haben, da\xDF, durch einen gro\xDFen Theil des abzulenkenden Wassers viel Erdreich gewonnen, und die \xFCberm\xE4\xDFigen Ueberschwemmungen, evitiret werden k\xF6nnten.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 01 Aug 2011, AgostonBernad
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback