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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XXXI. St\xFCck - IV. Jahrgang, XXXIII. St\xFCck >



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IV. Jahrgang, XXXII. St\xFCck, den 10. August 1774.

I. Wissenschaften

Beschlu\xDF der Recension der Abhandlung von den Titeln und Wappen, welche Maria Theresia, als apostolische K\xF6nigin f\xFChret. Von Herrn Franz Karl von Palm.

(Im XXX. St\xFCcke S. 233)

Der Kaiser Maximilian II. dessen Mutter Anna, die bekannte K\xF6niginn von Ungarn, auch vom Jagello herstammte, schiene damit nicht sonderlich zu frieden gewesen zu seyn. Er wollte sich und seine Prinzen, bey der im Jahre 1572 vorzunehmenden Wahl eines K\xF6niges von Pohlen nicht ausschlie\xDFen lassen, wie dieses aus seinem Schreiben an den Bischof Carncovius erhellet*).

Und warum haben die Pohlen, nachdem Heinrich III. ihr K\xF6nigreich verlassen, den damaligen Waiwoden von Siebenb\xFCrgen, Stephan Batho-

*) Nihil dubitamus, quin ea praecipua maximaque cura Dominorum Senatorum, Nobilitatis omniumque illius clarissime Regni -ordinum futura sit, ut ei reipublicae, suo priucipe orbatae, quam optime provideatur, bonamque spem habemus, eos interim necessituainis nostrae ac vinculi propinquitatis, quae nobis cum illius Majestate (n\xE4mlich des K\xF6niges Sigism. Augusti ) intercesserat tum antiqua dominiorum nostrorum, cum illius Regni Provinciis coniunctionis, quae semper utrinque firmissime comodissimeque celebatur, iustam rationem habituros esse. In Stanislai Carncovii illustrium virorum epistolis Lib. II. epist. 1.

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ri mit dem Beding zum K\xF6nige erw\xE4hlet, damit er die Pohlnische Prinze\xDFin Anna heyrathen sollte? Da\xDF aber ihm diese Bedingung vorgeleget worden ist, erhellet aus dem Schreiben des benannten Bischofs Carncovius an den Pabst Gregor XIII.**)

Erst durch den Vertrag vom Jahre 1589. haben Rudolph, seine Br\xFCder, und Oheime, die in Pohlen eingef\xFChrte freye und willk\xFCrliche Wahl genehm gehalten, und alles Recht, so sie, als vom Jagello herstammende Prinzen, auf Pohlen, Lithauen, Preu\xDFen, Liefland, und andere L\xE4nder und Provinzen haben konnten, aufgegeben. Und dieses ist auch die Ursache, da\xDF solches von Philipp II. K\xF6nig von Spanien, in Ansehung seiner vierten Gemahlin der Erzherzoginn Anna, welche Kaiser Rudolph des II. Schwester gewesen, im Jahre 1598. gleichm\xE4\xDFig verlangt und vollzogen worden.

Wenn aber die Pohlen, bey dieser Gelegenheit, so viel zu erhalten gesucht h\xE4tten, da\xDF Rudolph, als K\xF6nig von Ungarn, auf die K\xF6nigreiche Gallizien und Lodomerien eine Verzicht h\xE4tte thun sollen: so w\xE4re es unumg\xE4nglich nothwendig gewesen, einen so wichtigen Punkt, mit ausdr\xFCcklichen Worten, in den Vertrag hinein zu bringen. Weder der K\xF6nig, noch die St\xE4nde von Ungarn h\xE4tten solches zugelassen. Und was h\xE4tten die Erzherzoge, Br\xFCder und Oheime, des Kaisers, welche, weder K\xF6nige von Ungarn waren, noch zu den St\xE4nden geh\xF6reten, dabey zu thun gehabt?

Der Herr Verfasser untersuchet weiter S. 79. folg. ob nicht diesen Rechten und Gerechtsamen eine Verj\xE4hrung im Wege stehe? und ob etwa die K\xF6nigreiche Gallizien und Lodomerien so klein gewesen, als es einige von Pohlen behaupten wollen.

**) Unde illud necessario statim consecutum est, ut illi, qui libertatem patriae opprimi iniquissimo ferebant animo, ejus vindicandae caussa, ad serenissimam Infantem Annam, ex clarissima, serenissimorum Regum nostrorum optime de Republica nostra meritorum progenie, Regiam dignitatem summo studio atque contentione deferent, eamque illustrissimo viro Stephano Transylvania Principi desponsarent. In Carncovii epistolis illustrium virorum Lib. III. epist. 7. Wolfgang. Bethlen schreibet davon in seiner Geschichte im VI. Buch S. 346. folgendermassen: omnes qui conventui interfuerunt, praecipue autem Petrus Zborovszky Palatinus Cracoviensiis cum fratribus & amicis suis, quos multos habuit virginem Annam, Sigismundi primi filiam, firmata jam aetatis, Reginam constituunt, eidemque maritum Stephanum Bathoreum, Palatinum Transylvaniae, ac futurum regni | poloniae Regem designant, additis novis conditionibus; imprimis cum inclytae Jegellonicae familiae, quae bic diu & felicissime regnavit,, tot extent erga Rempublicam Polonam imcomparabilis merita - ordines regni qui id maxime curant ut suorum Regum posteritati, cum summa dignitate & honestate, prospiciatur, ex communi omnium decreto, ante onmnia postulant, ut Illustrissimas Transylvaniae Palatinus & Serenissimam Poloniae Infantem, in uxorem ducat.

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Es wird das Gegentheil von ihm gr\xFCndlich dargethan.

Im VIII. \xA7. handelt der Herr Verfasser von den Titeln und Wappen der K\xF6nigreiche Cumanien und Bulgarien. Bela der IV. war derjenige K\xF6nig, welcher Cumanien oder die F\xFCrstenthumer Moldau, Walachey und Bessarabien mit der Ungarischen Krone verkn\xFCpft hat. Das K\xF6nigreich Bulgarien kam dazu, unter seinem Sohne Stephan dem V.

Und dieses war wohl die lezte Errungenschaft der Krone Ungarn. Wir hatten nach der Zeit m\xE4chtige K\xF6nige, welche \xFCber viele andere L\xE4nder, doch nicht als K\xF6nige von Ungarn; sondern als K\xF6nige und Erzherzoge von Oestreich, geherrschet haben.

Auch das konnte der Herr Verfasser in seiner gelehrten Abhandlung anzeigen, da\xDF einige von den angef\xFChrten zur heiligen Krone von Ungarn geh\xF6rigen K\xF6nigreichen, ihre besondere F\xFCrsten hatten; und da\xDF diese F\xFCrsten unsern K\xF6nigen unterworfen, und Lehnm\xE4nner von ihnen gewesen sind. Doch dieser Gegenstand wird in dem Staatsrechte von Ungarn abghehandelt.

So viel von der mit besonderer Gelehrsamkeit und Einsicht geschriebenen Abhandlung. Nun folgen darauf zwo Geschlechtstafeln. Auf der einen werden die Nachkommen des ungarischen Herzogs Arpad bis auf Ihre kaiserl. k\xF6nigl. apostolische Majest\xE4t Maria Theresia , unsere allergn\xE4digste Landesmuter, vorgestellet; auf der andern aber die durchlauchtigsten Vorfahren Sr. kaiserlichen Majest\xE4t Joseph II. bis auf den heiligen Ladislaus I. der K\xF6nig von Ungarn gewesen. Der Herr Verfasser h\xE4tte dem Publikum einen gro\xDFen Gefallen erwiesen, wenn er wenigstens die dunkelsten zu zweifelhaftesten S\xE4tze, mit einigen Zeugni\xDFen bew\xE4hret, und sie kurz angef\xFChret h\xE4tte. Man w\xFCnschet wenigstens zu vernehmen, wie und aus was f\xFCr Quellen man dieses werde darthun k\xF6nnen.

1) Da\xDF Anastasia, oder Agmunda K\xF6nig Andreas des I. Gemahlinn, eine Ru\xDFische Novogrodische Prinze\xDFinn gewesen. 2) Wie ihr Vater gehei\xDFen. 3) Ob dem heiligen Ladislaus, die vom Herrn Verfasser angegebene Gemahlinnen mit Grund beygelegt werden. 4) Ob Colomann dieses heiligen Ladislaus, und nicht Geysae des I. Sohn gewesen, und ob nicht Almus, sein leiblicher Bruder war, da ihm Cosmas von Prag,*) zum Jahre 1117. einen leiblichen Bruder des Colo-

*) Germanum Colomanni.

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manns ausdr\xFCcklich nennet. 5) Ob Stephan der II. eine Pohlnische Prinze\xDFin zu Gemahlinn gehabt. 6) Ob Euphrosia die Gemahlinn Geysa des II. eine Prinze\xDFin von Gallizien gewesen sey; und wie ihr Vater gehei\xDFen habe?

Und weil man eine gegr\xFCndete Hofnung heget, eine neue vermehrte und verbesserte Auflage von der Notitia rerum Hungaricarum vom Herrn Verfasser n\xE4chstens zu erhalten: so nimmt man sich die Freyheit ihn geziemend zu ersuchen, diese Umst\xE4nde in der neuen Auflage nicht au\xDFer Acht zu setzen.

B. in K.

II. Landwirthschaft.

Unter allen zur menschlichen Nahrung bestimmten Dingen, ist ohne Zweifel das Brod das erste und vornehmste Nahrungsmittel. Man wird sehr wenige Menschen finden, die es entrathen m\xF6gen: noch weniger aber, die durch den t\xE4glichen Gebrauch dessen \xFCberdr\xFC\xDFig w\xFCrden. Je mehr auch der Ueberflu\xDF des Getreides ein Land gl\xFCcklich, und der Mangel desselben ungl\xFCcklich machen, und eine oftmals gro\xDFe Gegend entv\xF6lkern kann; desto eifriger soll ein jeder Landmann darauf bedacht seyn, sowol seinen Getreidevorrath zu vermehren, als auch den bereits gesammelten nicht zu verschwenden. Und was die Verkaufung anbetrift, nur einen Theil davon zu verkaufen, und zween Theile aufzuheben, damit er jederzeit einen Vorrath auf zwey Jahre habe. Freylich kann dieses der arme Bauersmann nicht thun. Dieser ist gar oft zufriedenm, wenn ihm seine Aecker nur soviel j\xE4hrlich darreichen, um aus dem Verkauf des Getreides seine Steuern bezahlen, und von dem Uebrigen etwa noch einige Monate hindurch leben zu k\xF6nne.

Wir haben bisher Anweisungen zum Ackerbau, zur Vermehrung des Getreides und allerhand Feldfr\xFCchten in Menge beyhanden. Es ist seit etlichen Jahren zur Mode geworden, von der Landwirtschaft zu schreiben: und dennoch lieset man nichts, wie man das erhaltene Getreide auch sorgf\xE4ltig sammeln sollte. Ein Freund, der nicht alles nur obenhin anzusehen gewohnet ist, hat seit verschiedenen Jahren, das ausgdroschene Stroh betrachtet; hier fand er, da\xDF der Flei\xDF der Bauern beym Ausdreschen des Getreides in vilen L\xE4ndern einerley sey. Er untersuchte das Stroh, da\xDF er auf seinen Reisen hier und dort in Bettst\xE4tten fand. Und wie viele bald - und ganz volle Aehren muste er nicht erblicken. Wie

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sehr schlecht war manches Stroh ausgedroschen: und auch das bestausgesuchte war nicht leer von den sch\xF6nsten K\xF6rnern. Wer von der Wahrheit dieser in der Nachl\xE4\xDFigkeit gegr\xFCndeten Verschwendung \xFCberzeuget seyn will, der nehme nur einen Buschen Stroh, und suche ihn durch: so wird er eine ziemlich Anzahl K\xF6rner finden, die alle dem Verderben \xFCberlassen sind, und die dann alle, mit der gro\xDFen Anzahl, die auch nur in einem mittelm\xE4\xDFigen Lande auf solche Art dem n\xFCtzlichen Gebrauch zur menschlichen Nahrung entzogen werden, ohne allen Nutzen zu grunde gehen! Wie viele Menschen k\xF6nnten durch deren Aufbewahrung noch gesettigt werden. Bemelter Freund hat einsmals in einer kleinen Bettst\xE4tte einen Hut voll K\xF6rner gefunden, die durchs Liegen herausgegangen waren, und wo doch noch mehrere in ihren Halmen stacken. Um nun diesem Verderben vorzukommen, glaubt er, folgende sehr einfache Maschine m\xF6chte hinl\xE4nglich im Stande seyn, dieser Unwirthschaft vorzubeugen.

Nachdem die Frucht, oder das Getreide von allen Arten ausgedroschen ist; so soll man zween Balken, aufeinander legen, die aber ziemlich gut aufeinander passen. Zwischen diese Balken wird das Stroh geleget, da\xDF voran nur die ganze Aehren herausstehen: wenn nun eine solche Schicht nach der L\xE4nge der beiden Balken in proportionirlicher Dicke, aufgelegt worden: so wird der obere Balken vest daraufgedrucket, und dann wird auf die Aehren mit Stecken, oder ganz leichten Dreschflegeln geschlagen, welche Arbeit sogar Kinder verrichten k\xF6nnen, weil hierbey gar keine Gewalt, oder ein starkes Schlagen erfordert wird. Durch diese geringe und besonders von Armen leicht anzuschaffende Maschine werden alle noch im Stroh zur\xFCckgebliebene K\xF6rner ausfallen, weil die Halmen hier nicht auf der Erde liegen; sondern \xFCber den ersten Balken sich befinden, mithin der geringste Schlag schon hinl\xE4nglich seyn kann, die vorhandene K\xF6rner auf den Boden fallen zu machen. Wer will, kann auch die beyden Balken, nach Art einer Buchbinderpresse, mit, an beyden Enden stechenden, Schrauben machen lassen. Man wird es kaum glauben, wie viel durch diese Methode an K\xF6rnern auch nur in einem mittelm\xE4\xDFigen Dorfe allj\xE4hrlich gewonnen wird, welches in einem ganzen Lande zusammen genommen, sehr betr\xE4chtlich ist.

Wir \xFCberlassen es Liebhabern der Landwirtschaft, zu untersuchen, in wie ferne dieser Vorschlage thunlich und n\xFCtzlich ist.

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III. Vermischte Nachrichten.

Unter diejenigen Dinge, deren Ursprung nicht sonderlich bekannt ist, k\xF6nnen wir billig die Erfindung des Kartenspieles z\xE4hlen. Wir hoffen, unsre Leser werden es nicht \xFCbel nehmen, wenn wenn wir ihnen hievon eine Nachricht mittheilen, welche um so mehr merkw\xFCrdig ist, als man daraus ersiehet, da\xDF sogar mit der Erfindung und Vorstellung der Bilder in der Karte auch zugleich einige historische Umst\xE4nde und n\xFCtzliche Milit\xE4rregeln verkn\xFCpft gewesen sind.

Im Jahre 1392. hat ein Mahler Namens Jaquemin Gringoneur zu Paris das Kartenspiel erfunden, um den K\xF6nig Carl den VIten w\xE4hrend seiner Krankheit damit zu unterhalten. Man lieset in einer besondern Rechnung des Cassierers oder Oberaufsehers der Eink\xFCnfte erw\xE4hnten K\xF6niges des Carl Pouparts, n\xE4mlich in dem Register der Rentkammer: "dem Mahler Jacquemin Gringoneur f\xFCr drey mit Gold, verschiedenen Farben, und vielen Devisen gezierte Kartenspiele, um sie dem Herrn K\xF6nig zu seiner Erg\xF6tzung zu \xFCberbringen.. 56. Pariser Sous.“

Wie viele Personen spielen alle Tage Karten, ohne die ganz besondre Absicht, oder die Bedeutung davon zu wissen. Unter den verschiedenen Kartenspielen, ist das Piquet noch allezeit vorgezogen worden. Eine Dissertation des P. Daniel beweiset, da\xDF es symbolisch, allegorisch, politisch und historisch sey: und da\xDF dieses Spiel, die allerwichtigsten Maximen, sowol \xFCber den Krieg, als \xFCber die Regieruug enthalte. Zum Beyspiel As ist ein latienisches Wort, und bedeutet sowol eine M\xFCnze, als auch Wohlstand, Reichth\xFCmer.

Die As im Piquet haben die erste Stelle, gar vor der den K\xF6nigen: um damit anzuzeigen, da\xDF das Geld die Hauptsptspannnadcr im Kriege sey: und wenn der K\xF6nig daran einen Mangel leide, so w\xE4re seine Macht auch sehr schwach.

Die Trefeln, ein bekanntes Wiesenkraut, bedeuten: da\xDF ein General niemals mit seiner Armee auf solchen Pl\xE4tzen sich lagern solle, wo ihm die Lebensmittel fehlen k\xF6nnen, und wo es schwer ist, welche herbeyzuschaffen.

Die Piques und die Rauten caraux) deuten auf die Magazine bey einer Armee, die jederzeit wohl beschaffen und voll seyn sollen. Die Rauten waren gewisse Gattungen von starken und schweren Pfeilen

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die man mit einer Armbrust schosse, und die man also benennte, weil das Eisen daran viereckig war.

Die Coeurs stellen den Muth der Anf\xFChrer und Soldaten vor. David, Alexander, Cesar und Carolus Magnus stehen voran auf den vier Quadrillen, oder Piquetfarben, um damit anzuzeigen: da\xDF so zahlreich und brav auch die Truppen w\xE4ren, so h\xE4tten sie doch eben so kluge, als muthige und erfahrne Generals n\xF6thig. Wenn man sich in einer Stellung, oder auch einem unvortheilhaften Plaz befinde, und in der Unverm\xF6genheit, den Sieg zu erhalten; so m\xFCsse man dennoch trachten, da\xDF der dadurch verursachende Verlust so gering werde, als es m\xF6glich ist. Dieses findet man auch beym Piquetspielen, wenn die Stellung unsres Spieles \xFCbel aussiehet: wenn die As, die Quinten und Quatorzen wieder uns sind; alsdenn mu\xDF man sich vorsehen, und trachten, den Point zu erhalten, um dem Pick und Repick vorzukommen. Man mu\xDF den K\xF6nigen und Damen eine Wacht geben um das Capot zu vermeiden.

Man findet, da\xDF, aus einer tiefen Politik der der Kartenmacher, einige unter ihnen nicht mehr die Namen der K\xF6nige, Damen und Bedienten auf die Karten drucken liesen. Diese f\xFCr das wenige Vergn\xFCgen besch\xE4ftigte Arbeiter glaubten: ein Kartenspiel taugte zu nichts anders, als dadurch Geld zu gewinnen, oder zu verliehren: oder aufs h\xF6chste, die Zeit zu vertreiben.

Wir haben gesagt, da\xDF das erste Kartenspiel unter der Regierung Carls des Vten K\xF6niges von Frankreich erfunden worden w\xE4re. Nun wollen wir auch die Erkl\xE4rung der Namen von K\xF6nigen, Damen und Bedienten angeben.

Der Name der Treffeldame hei\xDFet Argine; und durch ein Anagrama, Regina. Diese war die K\xF6nigin Maria von Anjou eine Gemahlinn des K\xF6niges Carl des VIIten von Frankreich.

Die sch\xF6ne Rachel, Rautendame, war Agnes von Sorel.

Die Pikdame war das M\xE4dgen von Orleans, Johanne d'Ark, die als die keusche und kriegerische Pallas vorgestellt wurde.

Die Coeurdame durch Judith stellte Isabelle von Bayern vor. Sie war Judith, eine Gemahlinn von Ludwig dem G\xFCtigen.

Carl den VIIten K\xF6nig von Frankreich, erkennet man unter dem Namen David, der dem Pikk\xF6nig zu-

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Kommt. David, nachdem er lange Zeit vonseinem Schwiegervater Saul war verfolgt worden, gelanget zum K\xF6nigreich Jud\xE4a: allein mitten in seinem Gl\xFCcke hatte er den Verdru\xDF, seinen Sohn Absalon sich wieder ihn emp\xF6ren sehen. Car der VIIte, nachdem er von Carln dem VIten einem Vater enterbt und verbannt worden, erhielte aufs ruhmw\xFCrdigste sein K\xF6nigreich wieder: aber seine lezten Lebensjahre wurden dennoch durch den unruhigen Geist seines Sohnes Ludwigs des IIten beunrihiget, der sich unterstunde ihn zu bekriegen, und der auch selbst die Ursache seines Todes gewesen.

Alexander, Cesar und Carolus Magnus sind die Namen der K\xF6nige vom Coeur, den Trefeln und Rauten, um dadurch grosse Generals anzuzeigen.

Auf den Kartenbl\xE4ttern der vier Valets lieset man die Namen Ogier und Lancelot, von zween tapferen Helden zur Zeit Carl des Gro\xDFen. Die Namen de la Hire und Hector zeigen zween ansehnliche Hauptleute unter der Regierung Carl des VIIten. an.

Der Titel Valet war vor Alters ein Ehrentitel: die gr\xF6sten Herren hatten ihn so lange, bis sie zu Rittern geschlagen wurden. Die vier Valets stellten also den Adel vor: wie die Zehner, Neuner, Achter, Siebner ec. die Soldaten bezeichnen.

Man wei\xDF wohl, da\xDF man auch ohne diese Kenntni\xDF, sein Geld verliehren oder wieder gewinnen kann. Allein die Erkl\xE4rung - und Vergleichungen geben Anla\xDF, beym Spielen Betrachtungen anzustellen; und ziehen mehr Achtung f\xFCr das Kartenspiel nach sich: und etwas weniger Begierde nur blo\xDF zu gewinnen.

Der Herr von Crufaz saget: da\xDF man, oft spiele, um sich von der Gesellschaft der M\xFC\xDFigen lo\xDF zu machen.

Itziger Zeit spielet man sehr selten Karten, um sich damit die Zeit zu vertreiben. Die Begierde zum Gewinn sieget meistentheils \xFCber die urspr\xFCnglichen Verdienste dieses Spieles.

E.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 03 Sep 2011, AgostonBernad
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