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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XXXII. St\xFCck - IV. Jahrgang, XXXIV. St\xFCck >



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IV. Jahrgang, XXXIII. St\xFCck, den 17. August 1774.

I. Wissenschaften

Topographische Nachrichten.

Fortgesetzte Beschreibung von Bosnien.

Von hier kehre ich wieder um, gegen Sarajevo, und den Flu\xDF Bosna, zu der Hauptbr\xFCcke gegen Sonnenuntergang, welches die Strasse nach Travnik ist, und mit der gr\xF6sten Bequemlichkeit gemacht wird. Man mu\xDF jedoch zween kleine Berge, und einen ziemlich starken Bach, Foinitza genannt, \xFCber den eine steinerne Br\xFCcke gebauet ist, pa\xDFiren. Unweit dieser Br\xFCcke ist ein Eisenbergwerk, und eine Hammerschmiede, wo Feuergewehr, und S\xE4beln gemacht werden. Hiern\xE4chst befindet sich auch ein Franziscanerkloster unter dem Namen Foinitza, nebst einem Dorfe von beyl\xE4ufig 100 H\xE4usern von katholischen Einwohnern. Oberhalb dieser Eisenfabrike, ist ein gro\xDFes Gebirg, auf welchem viele, aber lauter t\xFCrkische D\xF6rfer, nebst zween Marktflecken, Namens Bussovacsa, und Vetesz, jedes von beyl\xE4ufig 50 H\xE4usern liegen. — Diese Oerter leben sehr elend, und blo\xDF von ihrer Handarbeit, weil sie keinen Ackerbau haben.

Von hier k\xF6mmt man nach Travnik, diese Festung ist nicht sonderlich gro\xDF, aber ziemlich erheblich, und die Residenz des in Bosnien kommandierenden Pascha, welcher in der t\xFCrkischen Sprache den Titel Ucskugli Pascha*) f\xFChret. Seine Garde bestehet aus 500 Mann, welche wei\xDFe Turbans tragen, und sich Passailje nennen. Sie sind alle gleich mundiret, und zu Pferde. Eine andre Gattung von Garde hei\xDFet Dellia, sie dienet zu Fusse, und bleibt immer in der Festung; so wie die zu Pferde mit dem Pascha ziehet, wann er abgel\xF6set wird. Beyde Garden

*) Pascha, von 3 Ro\xDFschweisen.

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m\xFCssen den Pascha so oft er verreiset, oder einen Spazierritt machet, begleiten, wozu ihnen das Zeichen durch ihre Musik gegeben wird. - Im Kriege bleiben diese Garden bey den Kommandirenden, an welche sich die Jenitschern schlie\xDFen.

Von der mittern\xE4chtlichen Seite der Festung Travnik befindet sich ein gro\xDFes Gebirg Vla\xDFich genannt, aus welchen ein starker Bach, der Latschpa hei\xDFet, entspringet, und durch die Stadt Travnik flie\xDFet, von da aber gegen Aufgang sich in den Flu\xDF Bosna ergie\xDFet. Dieser Bach treibet eine M\xFChle von 6 G\xE4ngen (Begluk Modenitza) welche f\xFCr die Besatzung bestimmet ist. Ein anderes Gebirg, welches hinter dem sogenannten Vla\xDFich lieget, hei\xDFet Schne\xDFnitza, und beyde sind die h\xF6chsten in ganz Bosnien. Zwischen diesem Gebirge entspringet der ziemlich starke Bach Ugar, welcher gegen Untergang der Sonne, in der Flu\xDF Verbas flie\xDFet. Aus dem Gebirge gehet ein Weg \xFCber denselben, und das so genannte Feld Werowina; auf welchem ein kleiner Maktflecken von etlich und f\xFCnfzig t\xFCrkischen H\xE4usern ist, und Skender Vakup hei\xDFet.

Von Travnik gegen Sonnen Untergang befindet sich eine kleine aber sehr alte Festung Jaicza genannt, an der, seit dem sie die T\xFCrken erobert haben, nichts repariret worden. Sie war ehedem sehr erheblich, itzt aber hat sie nur eine geringe Besatzung, mit etwas Artillerie. — Nicht weit davon ist ein kleiner See, den die T\xFCrken Giolisar nennen, und in der Mitte desselben ein kleines festes, aber w\xFCstes Schlo\xDF Bey dieser Festung ist ein kleiner Flecken von 65 H\xE4usern, in welchem auch ein Kadia wohnet, welcher den Distrikt, von besagter Vestung besorget. Dieser Bezirk ist ziemlich gro\xDF, und volkreich, halb von Christen, und halb von T\xFCrken bewohnt.

Von erw\xE4hnter Festung siehet man das Gebirg, aus welchem der Flu\xDF Werbas entspringt, und unterhalb dem Gebirge gehet die Strasse nach dem Marktflecken Kupre\xDF, wo Bosnien an Herzegowina gr\xE4nzet. Daselbst f\xE4nget sich das Gebirge Czerna Gora an, welches sich gegen Dalmatien, und zwar bis zu den darinne befindlichen Festungen Livno, und Glamotsch erstrecket. Zu Anfange dieses Gebirges, entspringet der Bach Bleva, welcher eine ganze Stunde gegen Anfang, in dem Werbas flie\xDFet. Bey dem Ursprunge desselben befindet sich ein kleiner Flecken desselben Namens, der etwas 50 t\xFCrkische H\xE4user z\xE4hlet.

Von da, seitw\xE4rts tv\xE4rref lieget ein altes Schlo\xDF und daran drey Marktflecken Skovie genannt, in welchen sich die Residenzen des Beg Kulmovrich befindet, der gleichsam Pascha, und Befehlshaber, von dem dortigen Striche Kliska genannt, und der Gegend, wo Lika, und Dalmatien mit Bosnien gr\xE4nzet, ist. Dieser Pascha hat eine Garde von 50 Mann zu Pferde, zu seiner Bedeckung.

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Unweit Skovie sind noch andere 2 Marktflecken, Warzarev und Vakup genannt, welche zusammen 250 H\xE4user haben. Hier befindet sich eine Fahrt \xFCber den Flu\xDF Werbas, und Vakup gehet die Strasse zu den Marktflecken Podra\xDFticza, woselbst sich eine sehr sch\xF6ne Ebene befindet, auf welcher, bey Kriegszeiten das Bosnische Fu\xDFvolk zusammenzur\xFCcken und gemustert zu werden pfleget. Die Reuterey hingegen ziehet sich um diese Zeit unweit Travnik, bey dem Flecken Wittovie zusammen.

Von hier 3 Stunden ungef\xE4hr gegen Aufgang, neben dem Flu\xDFe Werbas, siehet man die alte, nicht gro\xDFe, aber starke Festung Barschatz, welche mit etwas Artillerie versehen ist, und eine Vorstadt von 40 H\xE4usern hat. Von hier kann man wegen der Gebirge nicht nach Banjaluka kommen, sondern man mu\xDF sich nach Sonnenuntergang wenden, wo sich die B\xE4che Ugar und Werbas vereinigen, und auf der Anh\xF6he Trebowo, bis 10. Stunden lang bis zu einer Ebene Dobrinskopolje genannt, fortlaufen, wo man sodann gegen Banjaluka mit einer Armee ganz gem\xE4chlich marschieren kann. — Unter dem Gebirge sind einige D\xF6rfer.

Wenn man diese Ebene passiret, k\xF6mmt man auf das Dorf Smlanje, von welchem man immer auf flachem Felde, bis an den Werbas gehet. Dort ist das Dorf Krupan, mit einem Dorfe gleiches Namens, und ein w\xFCstes Kaludjer Kloster. — Bis zu diesem Dorfe ziehen sich die Gebirge von beyden Seiten des Werbas, bis zu einer Ueberfahrt. Von dannen aber gehet die Strasse \xFCber eine kleine Anh\xF6he zu dem dorfe Ljubatschwo, wo wieder ein neues Gebirg Tschemernitza genannt, entstehet, da\xDF sich bis an das Gebirg Ugar, und an den Marktflecken Skender Vakup ziehet. Am Fu\xDFe desselben befinden sich viele D\xF6rfer. Die dortige Gegend, welche sich bis Banjaluka erstrecket, hei\xDFet Ravne Werrowine, und wird von lauter Christen bewohnet.

An der mittern\xE4chtigen Seite stehen unter den Gebirgen Tissomatz,und Osmatsoha zween Marktflecken, nebst etlichen D\xF6rfern. Um diese Gebirge gehet die rechte Strasse nach Banjaluka, wo man in einiger Entfernung wieder ein kleines Gebirg antrift, auf welchem die Strasse in Felsen gehauen ist, und daher Ja\xDFle, (die Krippe) genennet wird. Dieser Weg ist so breit, da\xDF zween W\xE4gen ganz gem\xE4chlich neben einander fahren k\xF6nnen. Er f\xFChret zu einer Ebene, welche sich oberhalb Banjaluka, bis an den Werbas, erstrecket. — Und hier befindet sich abermal ein 3 Klafter breiter, in die Felsen gehauener Weg, beym Ausgange desselben aber, eine Br\xFCcke \xFCber den Werbas.

Gegen \xFCber stehet der Flecken Nowosellja, und auf der Seite des Dorfes Rui\xDFka, ziehet sich ein Ge-

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birg gegen den Werbas zu, da\xDF folglich gedachtes Gebirg, von Mitternacht, Nowosellja v\xF6llig von Banjaluka absondert.

Oberhalb Nowosellja, und hart unter dem Gebirge, welches sich bis an den Werbas erstrecket, befinden sich zwey B\xE4der, die in der bosnischen Sprache Banye hei\xDFen, davon die Festung Banjaluka ihren Namen bekommen hat. — Wann man nahe an die Stadt Banjaluka k\xF6mmt, so finden sich zween Wege oberhalb der Stadt, und einer unterhalb derselben auf Werbas zu. Jeder hat seine eigene Br\xFCcke unter besondern Namen. Die erste hei\xDFet Nowofelska, die zweyte Dikitja, und die dritte Czarewa. Eine vierte, welche die Festungsbr\xFCcke genannt wird, f\xFChret ebenfalls \xFCber den Werbas, da\xDF also die Festung Banjaluka sowohl, als die Stadt, zwischen zween kleinen Bergen lieget. Die Stadt erstrecket sich aufw\xE4rts der Festung auf eine Stunde. Bey der Festung ist sie etwas breiter, und unterhalb dem Werbas extendiret sie sich um dieselbe, gegen eine Ebene. In der Stadt, und Festung, werden auf 3000 H\xE4user gez\xE4hlet, und es sollen sich bis 6000 streitbare M\xE4nner darinnen befinden.

Die Festung Banjaluka ist ansehnlich, hat eine stark Ringmauer, 3. Schanzen gegen Untergang der Sonne, und gegen Aufgang flie\xDFet das Wasser Werbas vorbey. Neben diesem ist bis an den Saustrom, eine sch\xF6ne Ebene, die sich bis Gradiska erstrecket. Gegen dem Wasser hat die Festung keine Batterien, sondern es sind dieselben nur von der Seite, von welcher man sich der Festung n\xE4hern kann, aufgeworfen. Oberhalb der Festung, gegen Aufgang, ist neben dem Wasser, auch eine kleine Fl\xE4che, welche man mit einem Kanonenschu\xDF erreichen kann. Hier erhebt sich ein kleiner Berg Vla\xDFko Berdo genannt, welcher sich von Werbas bis an das Gebirg Rebrowatz und an das Dorf gleiches Namens erstrecket. Von dort gehet ebenfalls eine Strasse \xFCber diesen kleinen Berg, auf welcher man mit Bagage und Kanonen, auf Banjaluka kommen kann. Neben erw\xE4hnter Strasse, flie\xDFet ein kleiner Bach, der aus dem Gebirge Sneschnitza entspringet, und den Namen Werbanja bek\xF6mmt, und unterhalb Banjaluka, in den Werbas f\xE4llt.

(Ehestens wird die Fortsetzung folgen.)

II. Landwirthschaft.

Ein gegr\xFCndeter und genauer Unterricht von einer allgemeinen Kr\xE4uter- und Wurzeltrocknung ist eine Erfindung, die allen Seefahrenden & Officiers und Soldaten im Felde, den Reisenden, ja Land- und Gastwirthen, zur Brodersparni\xDF an-

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genehm: Armen aber, und \xFCberhaupt allen denen, welche ihre Tafeln mit Gem\xFCsen aus dem Kreuterreiche, zu allen Jahreszeiten besetzt zu sehen, Belieben tragen m\xF6chten, h\xF6chst wichtig seyn mu\xDF. Durch diese Erfindung k\xF6nnen alle, sowohl wildwachsende, als pfleghaft erzogene e\xDFbare Erdgew\xE4chse Jahrelang aufbewahret, und, da das Pfund Kr\xE4uter nach dieser Behandlung bis auf 3. 2. auch 1. Loth einzutrocknen pflegt, gro\xDFe Parthien in m\xE4\xDFigen papiernen Packeten, Kartusen genannt, bequem fortgebracht werden; wobey auch noch dieses besonders merkw\xFCrdig ist, da\xDF die eingetrockneten Gew\xE4chse in 5. 10. h\xF6chstens 15. Minuthen, mit ausnehmender Holzersparni\xDF, v\xF6llig weichkochen.

Bey dem Trocknen der Kr\xE4uter und Wurzeln werden blo\xDF die w\xE4\xDFrigen Theile von den Gew\xE4chsen ausgef\xFChrt; in Ansehung der \xFCbrigen Bestandtheile der Pflanzen hat man einzig dahin zu sehen, da\xDF sie weder verbrennen noch faulen; und so behalten die Gew\xE4chse, wenn sie gekocht werdne, Farbe, Geschmack, Kr\xE4fte und zartes Wesen. Eine Pflanze verliehret demnach an ihrer Schwere beym trocknen mehr oder weniger; w\xE4\xDFerige Theile bey sich f\xFChrt.

Das Trocknen geht in den Sommermonathen an der Sonne, wo man allenfalls besondere Ger\xFCste dazu erbauen kann, vortreflich von statten, ja sch\xF6ner noch, als auf irgend eine andere Art, und man hat dabey nichts weniger zu bef\xFCrchten, als da\xDF die Sonne die Kr\xE4fte auszieht. Hingegen taugt das Trocknen im Schatten und Luft, so wenig, als im Backofen, wo die Gew\xE4chse theils ungleich trocknen, theils gar verbrennen: oder in der Stube an B\xFCscheln aufgeh\xE4ngt, wo sie von Fliegen und Spinnen verunreiniget werden. Gleichwohl kann man die Gelegenheit im Sommer und an der Sonne zu trocknen, nicht immer haben; auch brauchen einige Gew\xE4chse zum Trocknen mehr, andere weniger Hitze; so trocknen z. E. Rosenbl\xE4tter, K\xF6rbel, Petersilienbl\xE4tter e. c. in einer recht hei\xDFen Stube, bequem und gut. Hingegen m\xFC\xDFen wei\xDFe Gew\xE4chse, als Blumenkohl, das Mark von Brockoli e.c. ohne vorher im geringsten zu welken, sogleich ganz frisch auf einen hei\xDFen Ofen gebracht werden; denn l\xE4\xDFt man sie zuvor welken; so werden sie braun und im Kochen z\xE4he. Auf dem Gesimse eines Ofens l\xE4\xDFt sich sehr gut trocknen, wenn nur wenig zu trocknen ist. Will man aber viel trocknen; so baue man einen mit horizontalz\xFCgen versehenen Ofen und von Ziegelsteinen, ohngef\xE4hr drey rheinische Fu\xDF hoch. Darauf machet man einen mit groben Leinen bespannten Rahmen, der gerade aufpasst, und auf diesen wird das zu trocknende Gew\xE4chs in einem leinen Tuch gethan. Ist nun das Gew\xE4chs hier ziemlich abgetrocknet, so wird es noch eine Zeitlang in dichten Sie-

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ben oder auf Rahmen, auf eine \xFCber den Ofen aufgeh\xE4ngte dichte Leuter hingestellt. Manche Kr\xE4uter sezt man auch gleich anfangs zum Trocknen hieher, und diese werden hier so gut, als auf dem Ofen.

Sind nun Kr\xE4uter und Wurzeln geh\xF6rig getrocknet; so hat man vor allen Dingen dahin zu sehen, da\xDF sie gut eingepackt werden, damit sie theils weniger Raum einnehmen, theils nicht feucht, und schimmlich, noch von Fliegen, Spinnen, Schaben verunreinigt oder verderbet werden. Dieses wird am besten, durch das Verpacken in Kartuse, oder f\xF6rmliche viereckigt papierene Packete, bewirkt. Hierbey verf\xE4hrt man also: man macht ein, nach Belieben gr\xF6\xDFeres oder kleineres, viereckigtes K\xE4stchen, oben und unten offen; und alsdenn einen ebenfalls viereckigten Trichter von Blech, der ganz durch die Forme reicht, und gem\xE4chlich aus und eingeht. Um diesen schl\xE4gt man das Papier, welches das Pr\xE4parat fassen soll, befestiget solches mit Siegellack oder Kleister, und schiebt es damit in die Form, damit es nicht breche, wenn man es etwa ins Feuchte gestellet hat, mit einem ganz willig in den Trichtger gehenden St\xF6ssel, so fest als man will, ein. Saure Pr\xE4parate werden vor dem Verpacken mit etwas Essig angefeuchtet; auch kann man alle andere mit etwas Wasser gelinde machen, man mu\xDF sie aber, nachdem sie verpackt worden, sogleich* wieder trocknen. So viel \xFCberhaupt!

Alle Kr\xE4uter und Wurzeln, so den Menschen zur Nahrung dienen, kann man sehr f\xFCglich unter diese drey Hauptklassen bringen, n\xE4mlich sie geh\xF6ren entweder zu den Zugem\xFCsen, oder zu den Sallaten, oder sie sind Gew\xFCrze.

I. Die Zugem\xFCse. Diese theilen sich wieder in ges\xE4uerte und unges\xE4uerte.

a) Die ges\xE4uerten; zu solchen geh\xF6ret:

1) Die gebackte Sauerkohl. Hierzu nimmt man Wei\xDFkohlk\xF6pfe; was vom Scharfkohl \xFCbrig bleibet; arme Leute nehmen auch nur die schlechten gr\xFCnen Bl\xE4tter. Besser ist gelber und gr\xFCner Savoyer- und Federkohl. Im Sommer macht man ihn auch von Kohlpflanzen. Einen sehr angenehmen und hellgr\xFCnen gehackten Sauerkohl bekommt man, wenn man gleich nach Johanni allerley \xFCbrig gebliebene Kohlsaamen untereinander dicht s\xE4et, und die Pflanzen alle zusammen einmacht. Ferner gebraucht man hierzu: die gehakten sauren Bettenwurzeln; in Pohlen Buraczki genannt; auch sind deren Bl\xE4tter hierbey nicht zu verachten. Vermuthlich kann man hier auch von Kohlraby, und vor einen weniger feinen Geschmack, von Kohlr\xFCben Gebrauch machen.

Die Zubereitung ist diese: die Gew\xE4chse m\xFCssen alle, um sie zur S\xE4ure zu bringen, zerhakt und gestampft werden, und zwar so lange,

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bis Wasser k\xF6mmt. Mit Salz darf man nicht eins\xE4uren, damit die Pr\xE4parate weniger Feuchtigkeit anziehen, auch schmackhafter werden. Man streuet alsdenn K\xFCmmel, Kranings- oder Mosbeeren (vaccina pallustris) oder Berberitzen, zerschnittene wilde saure Aepfel, Zitronenscheiben, auch nach Belieben, Wachholderbeeren ein. Dieses l\xE4\xDFt man nun, je nachdem man es sauer haben will, 14. T\xE4ge oder einen Monat lang zusammen stehen und s\xE4uren. — Zum Komi\xDFgut streuet man, unterm Einstampfen, um es noch s\xE4urer zu machen, auch immer etwas Rockenmehl darauf. — Nun wird dieser ges\xE4uerte Kohl, damit er auch zum geschwinden Garkochen pr\xE4pariret werde, in einer wohl verzinnten Casserole oder irdenem Topfe, mit so wenig Kofent, als er nur gekocht werden kann, oder wenn er angenehmer und s\xE4urer werden soll, mit gemeinem oder Weinessig, wozu auch Zitronenschale gethan werden kann, halb gar gekocht; hierauf aber zur Rahme auf dem Ofen gebracht, und unter flei\xDFigem Umr\xFChren getrocknet. — Hat man die Zwiebel nicht anf\xE4nglich, welches auch angehet, mit unterhacken und mit s\xE4uren lassen; so kann sie in dinne Scheiben geschnitten, zu gleicher Zeit getrocknet, und alsdenn, nebst beliebigen Gew\xFCrzen beygemischt werden. Soll nun das Pr\xE4parat verpacket werden; so feuchte man es mit scharfen E\xDFig oder Zitronen- Beberizen- Johannis- oder Kranigsbeerensaft, unter \xF6fterm Umr\xFChren dergestalt an, da\xDF es, wenn man es mit der Hand zusammenballet, wieder von einander f\xE4llt, und alsdenn packe man es auf das festeste ein. — Zum Gebrauch auf den Schiffen, und in den L\xE4gern im Felde, k\xF6nnte das Knoblauchspulver, als ein gutes luftreinigendes Mittel, gleich mit unters Kraut, in die Kartuse, verpackt werden; sonst aber legt man es nicht eher, als bey Tische, hinzu. — Ueberhaupt aber kann zum Hausgebrauche die Composition einfacher und weniger sauer seyn; zu Schiffe aber und im Felde macht sie eine gr\xF6\xDFere S\xE4ure heilsamer und weniger verderblich.

Will man nun das Pr\xE4parat kochen; so mu\xDF das Wasser oder die Fleischbr\xFChe nebst der Gr\xFCtze schon im vollen Sude seyn, wenn mans einthut: Es wird z\xE4rter; und diese Regel gilt von allen getrockneten Sachen. Auch kocht der Sauerkohl bey gelindem Kohlfeuer oder in einem Ofen besser, als \xFCber starkem Feuer. Je s\xE4urer das Pr\xE4parat ist, desto weniger braucht man zur Suppe; und es wird nicht unwahrscheinlich, wenn hierbey behauptet wird, da\xDF ein Soldat im Felde seine Suppenkr\xE4uter auf 1. 2. Monat bey sich in der Taschen f\xFChren k\xF6nne. Dergleichen Suppen ist erquicklich, und hilft oft vomFieber, Durchfall und andern Krankheiten, wo das Uebl seinen Grund in einer F\xE4ulni\xDF des Gebl\xFCths hat. — Aus dem gehakten Sauerkohl bereiten die Russen ihr Lieblingsgerichtge Schtsch\xFC genannt.

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Arme genie\xDFen ihn, als Suppe, bey den Reichen aber wird er mit allerhand Fleisch, besonders Rindfleisch, zugleich gekocht, und mit gekochten Schinken und sauren Milchrahm angerichtet; wobey auch die Zwiebel nicht gespahret wird auch thut man etwas ger\xF6stet Brod oder Zwieback, auch Rockenbolpulver hinzu. Von dem getrockneten Sauerkohl lassen sich auch, beydes sowohl kalte, als warme Getr\xE4nke, pr\xE4pariren; im ersten Fall legt man noch etwas Zwiback dazu ins Wasser; im zweyten ist er mit etwas Salz, als Thee, mit Beyfall getrunket worden.

2) Die auf ru\xDFische Bauernart ges\xE4uerten Kr\xE4uter. Man nimmt Distelkraut (carduus vulgaris: ) weder zu jung noch zu alt, junge Wildhopfensch\xF6\xDFlinge, Bocksbart (Tragopogon) Giersch (Podagraria) Wegbreit (Plantago latifolia) und andere e\xDFbare wildwachsende Kr\xE4uter, w\xE4schet sie, zerschneidet sie gr\xF6blich, br\xFChet sie und thut das abgebr\xFChete in ein Geschirr, streuet etwas Rockenmehl darauf, und r\xFChrt es mit Zugiessung so vielen Kofents, bis die Masse wie ein d\xFCnner Brey wird, und wenn man mit dem L\xF6ffel eindr\xFCckt, etwas Suppe hineintritt, wohl untereinander. Hat man keinen Vorrath von getrockneten Zwiebel, so thut man Lauch oder ein anderes Zwiebelkraut hinzu. Dieses nun sezt man zugedeckt in eine m\xE4\xDFig warme Stube, r\xFChrt es Morgens und Abends um, und so wird es in einigen Tagen sauer. Hierauf wird das Ges\xE4uerte ausgedr\xFCckt, und auf einem warmen Ofen unter \xF6ftern umr\xFChren getrocknet, und dann wieder zerrieben. Soll es verpackt werden; so wird es mit der davon abgedr\xFCckten Br\xFChe vorher angefeuchtet, und gestossener K\xFCmmel und Pfeffer hinzugethan. — Schmackhafter werden diese wilden Kr\xE4uter, wenn man sie, statt Kofents und Rockenmehls, mit einer starken s\xFC\xDFen Bierw\xFCrze einges\xE4uert hat; wie solche zubereitet werde, ist bekannt genug.

Diese sauren Kr\xE4uter werden ebenfalls, wie der gehackte Sauerkohl, mit Gersten- oder Hafergr\xFCtze, als welche sie wohl schmeckender und nahrhafter machen soll, gekocht. — Sind die Kr\xE4uter noch jung und zart; so braucht man sie vor dem Einmachen auch nicht abzubr\xFChen.

(Die Fortsetzung wird folgen.)


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 08 Sep 2011, AgostonBernad
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