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Bl\xE4ttern: < IV. Jahrgang, XXXVII. St\xFCck -
IV. Jahrgang, XXXIX. St\xFCck >
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IV. Jahrgang, XXXVIII. St\xFCck, den 21. September 1774.
I. Wissenschaften
Fortsetzung der Recension des zu Wien herausgekommenen Werkes, Analecta Scepusi Sacri & Profani Pars II. [ Siehe S. 289. St. XXXVII]
Die vierte Schrift: Breve Necrologium Scepusiense, von Seite 80. bis 83. ist eine Todtenliste, vornehmer Geistlicher, auch einiger weltlichen Personen, meist Dommherrn des hochw\xFCridgen Zip\xDFerkapitels, welche Herr Wagner, aus einem alten Kirchenbuche desselben, das noch im XIV. Seculo geschrieben worden, herausgezogen hat. —
Die f\xFCnfte, von S. 84. bis 104. wird so betitelt: Fragmenta Scepusiensia, Seculi XV. ex Joannis Dlugossi Historia Polonica , excerpta. Es ist bekannt, da\xDF Dlugo\xDF in seinen Geschichtsb\xFCchern verschiedenes, aufgezeichnet habe, daraus die ungarische Geschichte \xFCberhaupt, und insbesondere die Geschichte der Graffschaft Zip\xDF, viel Licht bekommt. Man findet bey ihm Erz\xE4hlungen, welche die \xE4ltern v\xE4terl\xE4ndischen Geschichtschreiber, entweder nur obenhin ber\xFChren, oder ganz und gar mit Stillschweigen \xFCbergehen. Beydes hat H. W. in so fern es Zip\xDF angehet, seiner Sammlung, aus dem Dlugo\xDF, eingetragen; doch nur Begebenheiten des XV. Jahrhunderts, weil diese seinem Zeitalter die n\xE4chsten sind, folglich auch die meiste Glaubw\xFCrdigkeit f\xFCr sich haben.
Die sechste Schrift, f\xFChret diese Aufschrift: Urbis Kesmarkiensis ab anno MCDXXXIII. ad MDXLVII. memorabilia, a scribis publicis ejusdem urbis adnotata, von S. 104. bis 113. Erz\xE4hlungen, welche der Herr Herausgeber, aus zwey alten Manuscripten, gesch\xF6pft hat, davon das eine zu K\xE4\xDFmark, aufbewahret wird. Es ist deutsch, mit gothischen Charaktern geschrieben, und geht bis zum Jahre 1474. Das zweyte scheinet eine Fortsetzung des erstern zu seyn, und erstrecket sich bis zum Jahre 1547 –
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Die siebente, von S. 113. bis 121. Antonii Bonfinii Congressus Regum Hungariae, & Poloniae, Leutschovia anno 1494. celebratus. Wladislaus der zweyte, hielt mit seinem Bruder Albert, K\xF6nige von Pohlen, eine feyerliche Zusammenkunft zu Leutschau, im Jahre 1494. Bonfinius hat diese Begebenheit, umst\xE4ndlich beschrieben, in seinen Geschichtsb\xFCchern Dec. V. Libr. IV. H. W. aber hat dieses St\xFCck, als eine der Grafschaft Zip\xDF ganz eigene Feyerlichkeit, seiner Sammlung einverleibet. In der kurzen Vorrede, zu diesem Auszuge, hat der gelehrte Sammler, eine Andkdote angebracht, daraus nicht undeutlich zu sehen, in welchem Werth, die Geschichtsb\xFCcher des Bonfinius bey unserm K\xF6nige Waldislaus dem 2ten gestanden. Er hat n\xE4mlich einen gewissen Johannes, der diese Geschichtsb\xFCcher nur abgeschrieben, mit seinem ganzen Geschlechte, in den Adelstand erhoben. Der ihm ertheilte Adelsbrief, den Bonfinius selbsten aufgesetzet hat, wird in dem Leutschauer Stadtarchiv verwahret, unter diesem Titel: Arma per Antonium Bonfinium Scriptorem Decadum rerum Hung. composita —
Die achte Schrift, ist ein Auszug, aus Jodoci Ludovici Decii Pohlnischer Geschichte drittem Buche, von der Verm\xE4hlung Barbar\xE4 von Zapolya, einer Gr\xE4finn von Zip\xDF, mit Sigismund dem I. K\xF6nig von Pohlen, im Jahre 1511; von ihrer Kr\xF6nung zu Krakau, 1512. und dann von ihrem 1515. erfolgten Tode; von S. 122. bis 129.
Die neunte Schrift, hat den Titel: Conradi Spervogel, Senatoris & Judicis Leutschoviensis, contracti annales Scepusienses, ab anno Christi MDXVI. ad MDXXXVIl; von Seite 129. bis 188. Eine betr\xE4chtliche Schrift, nur Schade, da\xDF H. W. das Original selbst, nicht haben konnte; h\xE4tte er es nutzen k\xF6nnen, so w\xFCrde manches vollst\xE4ndiger, und viel richtiger, im Druck erschienen seyn. Uns ist das Original von ohngef\xE4hr in die H\xE4nde gekommen, und das sezt uns in den Stand, einige Zus\xE4tze, zu der Einleitung des Herausgebers, hier beyzuf\xFCgen. Das ganze Werk, unsers Spervogels besteht aus 370. Bl\xE4ttern in Quarto, sehr dicht und unleserlich zusammengeschrieben; und zwar nicht wie H. W. vermuthet, deutsch, wenn wir einige wenige Stellen ausnehmen; sondern, gr\xF6\xDFtentheils lateinisch. Es f\xE4nget also an: In Nomine Domini nostri Jesu Christi, amen. Hic libellus continet, aliqua acta, sub judicatu meo anno 1516. Einer jeder Erz\xE4hlung von Wichtigkeit, deren im Originale viel mehrere sind, als hier im Druck erschienen, ist eine kurze Aufschrift vorgesetzet, die den Inhalt der Erz\xE4hlung bezeichnet. Im Jahre 1599. hat ein Notarius der Stadt Leutschau, dessen Namen wir nicht herausbringen konnten, dem Manuscripte folgenden Titel vorgesetzet: Conradi Spervogel von Costnitz am Bodensee b\xFCrtig, der Stadt Lewtscha
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gewesenen Mitwohner, von 16. bis auf das 38. Jahr, zusammen geschrieben, glaubw\xFCrdiges Diarium. Er hat auch ein vollst\xE4ndiges Register, dar\xFCber verfertiget, unter der Aufschrift: Regestum super historiam Cunradi Sperfogel.
Die zehnte Schrift, von S. 189. bis 277. ist ein Synoptischer Auszug, aus der Matrikel der Fraternit\xE4t der XXIV. Regalium. darinnen die denkw\xFCrdigsten Vorf\xE4lle und Begebenheiten des Zip\xDFerlandes im 16. Jahrhundert, aufgezeichnet worden sind*).
Die eilfte, Excerpta historica ex visitationibus Prepositurae, Capituli, & Parcoeciarum Scepusiensium, von S. 278. bis 292. Man findet hier brauchbare Materialien, zur k\xFCnftigen Geschichte, des hochw\xFCrdigen Zip\xDFerkapitels, und dann auch kurze Nachrichten, von einigen Zip\xDFerpfarrkirchen.
Die zw\xF6lfte, Georgii Molleri brevis narratio, de mutatione Dominorum urbis Kesmark, von S. 293. bis 296;
Die dreyzehnte, Anonymi relatio historica, quomodo Dominium Civitatis Kesmark, a Laszkio in Ruberum, ab hoc in Th\xF6k\xF6lium derivatum fit, von S. 296. bis 307. Beyde Erz\xE4hlungen, von den Ver\xE4nderungen der Herrschaft des Ke\xDFmarker Schlosses und der Stadt, stehen als ein Anhang, in der oben erw\xE4hnten Matrikel, der ehedem so genannten XXIV Plebanorum Regalium.
Die vierzehnte, von S. 308. bis 331. hat diese Aufschrift: Hungarici, seu Daciani Simplicissimi, peregrinatio Scepusiensis, cum descriptione praecipuorum locorum & montium carpaticorum. Im Jahre 1683. ist zu Leutschau bey Brewern gedruckt worden: Ungarischer oder Dacianischer Simplicissimus vorstellend, seinen wunderlichen Lebenslauf, und sonderliche Begebenheiten, gethaner Reisen ec. Der Verfasser dieses Werkchens, hat seinen Namen verschwiegen, aber nicht undeutlich zu erkennen gegeben, da\xDF er ein Schlesier, und dabey ein \xE4chter Simplicissimus gewesen. H. W. haf aus seinen Erz\xE4hlungen, nur das durch den Druck bekannt gemacht, welches die Grafschaft Zip\xDF eigentlich angehet — Den Beschlu\xDF unserer Sammlung, machen verschiedene \xE4ltere und neuere Innschriften, welche der Herausgeber, in einigen Zip\xDFerkirchen, an den Begr\xE4bni\xDFfahnen, an den W\xE4nden, Grabsteinen, und andern Todtenmonumenten, angetroffen hat, von S. 332. bis 357. Es sind nur die merkw\xFCrdigsten derselben, welche sonderlich in die Familiengeschichte vornehmer geist- und weltlicher Personen, einen Einflu\xDF haben, oder sonst denkw\xFCrdige Vorf\xE4lle bezeichnen, ausgesucht, und dieser Sammlung eingetragen worden. Am Ende des Werks, ist auch diesem IIten Theile, ein vollst\xE4ndiger Judex Chronologicus, der vornehmsten Sachen, beygef\xFCget.
Wir unterlassen nicht, im Namen des Zip\xDFerischen Publikums, dem
*) S. des 3ten Jahrganges zehentes St\xFCck, S. 76.
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verdienstvollen Herausgeber, f\xFCr diesen neuen Beytrag, zur vollst\xE4ndigern Geschichte der Grafschaft Zip\xDF, den verdienten Dank abzustatten, und w\xFCnschen ihm von Herzen, Gesundheit und Kr\xE4fte, aber auch edelm\xFCthige Bef\xF6rderer, damit ein so n\xFCtzliches, und f\xFCr unser Zip\xDF, so interessantes Werk, als noch der ruckst\xE4ndige IIIte Theil seyn wird, ins Stecken nicht gerathen m\xF6ge.
v. Cz.
II. Naturgeschichte.
Von den Steinspielne in Ungarn (Lusus naturae)
Nachdeme wir die eigentlichen und wahren Versteinerungen, des Thier - und Pflanzenreiches, wie auch die Steinverh\xE4rtungen im Wasser, oben bereits beschrieben haben; so k\xF6nnen wir auch noch, von solchen Steinen, bey dieser Gelegenheit etwas beybringen, die ohne fremde Uhrbilder, eine besondere, und entweder thierischen oder vegetabilischen oder auch k\xFCnstlichen K\xF6rpern \xE4hnliche Gestalt und Bildung, von Natur erhalten haben. Denn wiewohl dieselben keine wahre Versteinerungen nicht sind; so haben ihnen dennoch die Steinbeschreiber in diesem Artikel eine Stelle, und zwar aus dem Grunde gegeben; weil sie auf eben die Art, das Bild und die Gestalt eines Thiers oder eines Gew\xE4chses, oder sonsten, eines durch die Kunst zubereiteten Dinges vorstellen, als wenn dasselbe die Steinart nur angenommen h\xE4tte, und ehedem dasjenige wirklich gewesen w\xE4re, dessen Gestalt und Bildni\xDF es nunmehro im Stein vorstellet. Man siehet bey denen Steinspielen, nicht im geringsten, auf die innerlichen Bestandtheile und \xFCbrigen Eigenschaften eines Steines; sondern nur lediglich, entweder auf seine \xE4u\xDFerliche Gestalt und Form, oder auf die Zeichnungen und Bilder, die man daran wahrnimmt. Woraus ebeb zu begreifen ist: wie es angehe: da\xDF in allerley Arten von Steinen, n\xE4mlich in Sandsteinen, Kalcksteinen, Feuersteinen, Steinverh\xE4rtungen; auch so gar in Edelsteinen, Steinspiele ausfindig gemachet werden.
Diejenigen Steine, auf denen die Natur, durch eine scharfe metallische Feuchtigkeit, allerhand Abrisse und Bilder, von nat\xFCrlichen oder k\xFCnstlichen Dingen angebracht hat, werden gemahlte Steine (Lapides engraphi) genennet; solche hingegen, deren Figur mit einem nat\xFCrlichen oder k\xFCnstlichen Dinge eine Aehlichkeit hat, hei\xDFen Bildsteine (Litogliphi). Mit beyderley Arten von dergleichen Steinen, hat die g\xFCtige Natur, auch unser Vaterland, ziemlicherma\xDFen versehen.
Gemahlte Steine mit B\xE4umen oder Dendritischer Mergel, wurde bey Iglo in Zip\xDF, auf dem Rittersberg, in einem neu angelegten Sil-
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berbergwerke, vor ohngef\xE4hr einem Jahre, entdeckt. Auf diesen rothgelben Mergelsteinen, siehet man alerhand' dunkelgr\xFCne Abbildungen von kleinen belaubten B\xE4umchen und Geb\xFCschen, so zart und nat\xFCrlich abgeschildert, als wenn dieselben ein K\xFCnstler, mit dem Pinsel, auf den Stein aufgetragen h\xE4tte. Auf dem Gebiethe der XIII: Stadt Poprad, findet man in einem Walde, eine Menge scharzgrauer Steine, die auf dem Erdboden zerstreut liegen, und mit lauter wei\xDFen, aus einer andern Steinart Streifen ausgelegt sind; dem Auge scheinet es nicht anders, als wenn man Heckerling auf einem schwarzgrauen Boden gestreuet h\xE4tte. Diese untereinander verworrene Streifen und Flecken, stellen auf einigen Steinen allerhand Figuren vor, dergestalten, da\xDF man bald ein Kreuz, bald einen lateinischen Buchstaben, bald etwas anders darauf zu sehen bekommt. In der Abaujwarer Gespannschaft, giebt es bey dem Dorfe Fonya, sowol in, als auch au\xDFerhalb der Weing\xE4rten, eine gewisse Art von Steinen, die man Pseudochalcedonier zu nennen pflegt, darinnen man sehr oft Abbildungen von allerhand B\xE4umen und Thieren bemerket. Am Blattensee (lacus Balaton), sollen an einer Steinklippe, abgebildete Fische zu sehen seyn, und dergleichen, auch im Liptauer Komitat, in einer Art von Schiefersteinen, wiewohl sehr selten, gefunden werden; nur kann man diese Abschilderungen mit mehrerem Rechte, unter die Abdr\xFCcke von Fischen, als unter die gemahlten Steine z\xE4hlen*). Aber auch unter denen ungarischen Edelsteinen, findet man zuweilen welche, besonders unter denen Crysolithen und Opalen, die auf eine ganz besondre Art gezeichnet und gemahlt sind**). Wir haben in dem XIII. St\xFCcke des III. Jahrganges, bey der Beschreibung der ungarischen Chrysolithen und Hyacinthen S. 102. aus dem P. Cschiba***) ein Beyspiel von ei-
*) Wir finden keine wichtige Ursach, warum man das Mariengla\xDF (Vitrum moscouiticum, glacies Mariae) in einem weitl\xE4uftigen Verstande, aus der Reihe der gamahlten Steine auschlie\xDFen sollte. Denn wiewohl darinnen keine unterschiedene Materie, , sondern nur die Refraktion und das Brechen der hineinfallenden Lichtstraheln, die Figur und das Bild verursachet: so ist es doch in unsern Augen ein Bild und eine Mahlerey, welche den Liebhaber eben so belustiget, als wenn sie wirklich da w\xE4re, insonderheit wenn das Bild sch\xF6n und au\xDFerordentlich ist. Bey Schemnitz giebt es dergleichen Mariengla\xDF, welches mit den Farben eines Regenbogens Festungswerke und andere bilder unserem Auge vorstellet. Wir selbst haben vor etlichen Jahren ein St\xFCck in H\xE4nden gahabt, darinnen sich das Bild der gebenedeyten Jungfrau mit den sch\xF6nsten Farben zeigte, wenn man es in einer gewi\xDFen Stellung gegen das Tageslicht hielt.
**) Vor einigen Jahren sahen wir zu Neudorf in Zip\xDF, einen Crisolithen, der nun in eine ausw\xE4rtige Sammlung gekommen ist, in dessen Mitte die Natur einen schwarzen so regelm\xE4\xDFigen Triangel gebildet hatte; als wenn ihn die Hand des geschicktesten K\xFCnstlers mit Flei\xDF in den Stein eingelegt h\xE4tte.
***) Die Worte des Abbe Cschiba, lauten davon in seiner Diss. Historico-Physica p. 92. also: Abundant Cives Eperienses gemmis hujusmodi, quarum aliquot, diversorum colorum, refert se habuisse is, a quo haec
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nem Opal angef\xFChret, in welchem die Natur ein fleischfarbenes Menschenherz, so vollkommen und rein gezeichnet hatte: da\xDF auch der geschickteste Mahler nicht im Stande w\xE4re, es besser nachzumachen. Und wenn jemand M\xFChe und Kosten anwenden rn\xF6chte, allerhand Achatsteine, versteinertes Holz, wie auch unterschiedene Marmorarten (deren man viele in Zip\xDF , wie auch besonders auf dem K\xF6nigsberg antrift) zu schneiden, und poliren zu lassen; so ist kein Zweifel, man k\xF6nnte hierinne die sch\xF6nsten Bilder und Gem\xE4hlde entdecken. Nur dieses mu\xDF annoch be denen gemahlten Steinen wohl angemerket werden: da\xDF auch die Kunst, diese Naturspiele nachzuahmen, und beliebige Bilder und Abrisse in die Steine hineinzubringen verm\xF6gend sey; daher die Liebhaber, sich dieses, bey Erkaufung dergleichen Naturseltenheiten, zu einer Regel machen sollen; allezeit babey sehr behutsam und vorsichtig zu gehen.
So wenig es uns aber an gemahlten Steinen fehelt, eben so wenig mangelt es uns an Bildsteinen. Wir haben dieses oben bereits mit vielen Beyspielen erwiesen, und insonderheit, bey der Beschreibung der Tropfsteine dargethan, wie die Natur vermittelst des Wassers, in denen unterirdischen H\xF6hlen, allerhand steinerne Statuen, Figuren und Abblindungen von mancherley Gew\xE4chsen, Thieren und andern, durch die Kunst verfertigten Dingen, bis zur Verwunderung, und zum Erstaunen hervorbringe*). Au\xDFer denen angef\xFChrten aber, giebt es auch noch Adlersteine und dergleichen Dinge mehr, die in biese Klasse geh\xF6ren. Die Adlersteine, sind meistens braun von Farbe, ihrer Figur nach, entweder kugelrund, oder oval, oder auch noch anders gestaltet; auf der Oberfl\xE4che aber ungleich und runzlicht. Man bewundert sie aus keiner andern Ursache, als darum; weil sie eine verborgene Aush\xF6hlung in sich haben, welche entweder einen andern Stein, oder Wasser, oder sonsten etwas in sich eingeschlossen h\xE4lt. Wenn die Materie, die sich in der Aush\xF6hlung befindet, hart und von dem Stein abgel\xF6st ist, so verursachtg dieselbe ein Klappern, so bald der Stein in der Hand bewegt wird; sie haben daher den Namen der Klappensteine erhalten. Man findet welche davon, allein sehr sparsam und selten, auf denen Ranschenbacher und Pudleiner Feldern, im Zip\xDFer Komitat; desto h\xE4ufiger hingegen in der Marmaroscher Gespannschaft, auf einem Berge, der ohnweit Oek\xF6rmes\xF6, nordw\xE4rts liegt, in einer martialischen Erde eingeschlossen.
Pokkensteine (Variolithus) besizt der Zip\xDFer Komitat in der Gegend bey
accepi, unam videlicet, quae in medio referebat cor humanum carneo colore, tam apte a natura effigiatum, ut Apelles melius cor humanum effigiare non potuisset.
*) S. davon das XXVIII. St\xFCck dieser Bl\xE4tter S. 223.
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Kirchensdorf in gro\xDFer Menge: weilen aber in diesem ganzen Bezirke, lauter Tuftsteine zu sehen sind; so ist es wahrscheinlich, da\xDF sie mit diesen einerley Ursprung haben; nur mit diesem einzigen Unterschiede, da\xDF sich die Pokkensteine, mit andern kleinen Steinchen von einer andern Art und Farbe so gleich bey ihrer Entstehung vermischt haben, welche entweder oben auf dem Stein sitzen, oder in demselben eingeschlossen sind. In dem ersten Falle, nennet man sie Pokkensteine mit ausgelschlagenen Pokken; in dem leztern aber Pokkensteine mit eingeschlagenen Pokken, und wenn nur die blo\xDFen Narben daran zu kennen sind, Pokkenartige Steine. Wenn man nun die karpatischen Granaten, so wie dieselben mit ihrer Mutter liegen, als einen Bildstein betrachtet; so kann man sich dabey den vollkommensten Pokkenstein vorstellen, und dieses um desto lebhafter, je n\xE4her diese Granaten, sowohl an Gr\xF6\xDFe und Gestalt, als auch an Farbe, denen nat\xFCrlichen Blattern gleich kommen. Man siehet daran ein und ausgeschlagene Pokken, wie auch blosse Narben, wo die Granaten ausgefallen sind.
Man mu\xDF sich aber wohl in Acht nehmen, wahre und \xE4chte Versteinerungen, mit Bildsteinen zu verwechseln, oder sie daf\xFCr auszugeben und zu halten; welches gar leicht aus Uebereilung geschehen kann, wenn man entweder nicht zu errathen wei\xDF, was die versteinerte Sache ehedem gewesen sey, ehe sie in diesen Zustand gerathen ist: oder wenn man nicht begreifen will, wie es zugehen, da\xDF Versteinerungen von Gew\xE4chsen und Thieren, in einem Lande angetroffen werden, wo solche gew\xF6hnlicher Weise, weder zu wachsen, noch sonsten zu wohnen pflegen. Welch eine Reihe von Jahren, sahe man das so genannte versteinerte Geld in Ungarn, als blo\xDFe Bildsteine an, bis uns endlich die Beobachtung des hochseeligen Herrn Nikolaus von Palffy, ehemaligen k\xF6nigl. Ungarischen Kanzlers, und nachherigen Judex Curi\xE4 Excellenz von diesem Irrthum befreyte und auf die Gedanken brachte, da\xDF diese Geldsteine in Wahrheit nichts anders, als versteinerte Muscheln sind, wie wir oben im XXII. St\xFCck dieser Bl\xE4tter. S. 173. und 174. erwiesen haben. Wer h\xE4tte sichs wohl zum voraus vorgestellt, da\xDF der versteinerte Kopf Rosmarus, (welches Thier eigentlich in dem Nordmeere zu Hause ist) an dem Ufer der Thei\xDF in dem Temeschwarer Banate, gefunden werden k\xF6nnte? und dennoch ist es vor einigen Jahren geschen, wie uns davon der einsichtsvolle kaiserl. k\xF6nigl. Commissionsrath und Referent bey der hochl\xF6bl. Hofkammer in Berg- und M\xFCnzwesen Herr Christoph Traugott Delius, in seiner Einleitung zu der Bergbaukunst \xA7. 99. die zuverl\xE4\xDFigste Nachricht ertheilet hat. Ein Mensch, an dergleichen Wirkungen der Natur gerne zweifelt, oder dem die Gestalt eines solchen Thieres ganz unbekannt gewesen w\xE4re, oder sich son-
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sten an die allgemeine grosse Ueberschwemmung und andre m\xF6gliche Ver\xE4nderungen unserer Erdkugel nicht zu erinnern gewu\xDFt h\xE4tte; ein solcher Mensch h\xE4tte dieses so seltene St\xFCck, als ein blosses Naturspiel angesehen und verworfen; ein Kenner aber, wei\xDF es zu unterscheiden und zu sch\xE4tzen. Ansonsten m\xFCssen wir gestehen; da\xDF \xFCberhaupt die Steinspiele, au\xDFer der Belustigung, die etwa ein Liebhaber dabey findet, weiter nichts sonderbares auf sich haben. Die Einbildungskraft ist damit am meisten besch\xE4ftiget, und pflegt dabey sehr oft, bis zu einer Ausschweifung zu kommen. Die Anmerkung des gelehrten Wallerius, in seiner Mineralogie S. 514. und 515. verdienet den vollkommensten Beyfall, wenn er unter andern, von diesen Steinspielen schreibet: „Das gr\xF6bste und r\xFCdeste zu dieser Mahlerey oder Gesalt, welches diese Steine besitzen, hat die Natur bewirket; aber meistentheils hat eine lebhafte und starke Einbildungskraft der Steinliebhaber, die hierinn vorhandene und unordentliche Mahlereyen und Bildungen der Natur, zu der Feine gebracht, da\xDF man sie hernach mit den h\xF6hern Ausarbeitungen der Natur im Thier \xF6 und Pflanzenreiche vergleichen konnte. Man nennet sie nicht unrecht Lusius naturae, Steinspiele; aber man k\xF6nnte sie mit mehrerem Rechte der Steinliebhabersspiele lusus lithophilorum, nennen. Eine starke Einbildung kann aus nichts viel herausbringen.“ Dieses hat nun auch seine vollkommene Richtigkeit: denn die Einbildung, macht sich nicht nur aus kleinen Steinen, die sich mit H\xE4nden bewegen lassen, sondern auch aus unbeweglichen Felsen, Bergspitzen und ganzen Steinw\xE4nden, die sich dem Auge von Ferne vorstellen, mancherley Bilder. Woher haben denn sonsten die meisten Bergspitzen und ganze Gegenden des karpathischen Gebirges ihre Benennungen erhalten? als eben von dergleichen, durch die gesch\xE4ftige Einbildung verfertigten Bildern? Hier h\xF6ret man nennen, die K\xF6nigsnase, dort den Kamm; hier den Kessel; dort die Th\xFCrme, an einem andern Ort den M\xF6nch, und dergleichen Namen mehr, die allesamt, von solchen durch die Einbildung gemachten Vorstellungen gewisser Steinfelsen und Berge, ihren Ursprung erhalten haben.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.