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Bl\xE4ttern: < V. Jahrgang, IV. St\xFCck - V. Jahrgang, VI. St\xFCck >



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V. Jahrgang, V. St\xFCck, den 1. Horn. 1775.

I. Wissenschaften.

Wien.

Zu Ende des abgewichenen Jahres hat hier die von Trattnerische Presse verlassen: Cassandra, melyet Franziab\xF3l forditott, Barotzj Sandor, Magyar Nemes Test\xF6rz\xF6. d. i. Kassandra, welche aus dem franz\xF6ischen (in das Ungrische) \xFCbersezt hat Alexander von Barotzi, k\xF6nigl. Ungrisch-adelicher Garde.

Die Heldengeschichte der Kassandra, welche den Herrn de la Caprenede zum Verfasser hatte, und ihrer Zeit so gro\xDFen Beyfall fand, da\xDF davon mehrere Auflagen erfordert wurden, d\xFCrfte verschiedenen unserer Leser nicht unbekannt seyn. Wir gedenken daher bey Erz\xE4hlung ihres Inhalts, uns nur in soferne aufzuhalten, als es n\xF6thig seyn will, die Wahl des Herrn Uebersetzers zu rechtfertigen.

De la Calprenede legte bey dem Entwurfe seiner Erdichtung, die Geschichte Alexander des Gro\xDFen zum Grunde, so wie man sie im Kurtius, Plutarchus und Justinus lieset: er nahme sich dabey die Freyheit, nicht nur von verschiedenen bekannten Begebenheiten, andre Ursachen anzugeben: sondern er lie\xDF auch aus dem entlegensten Scythien einen Helden auf den Schauplatz tretten, der an Tapferkeit und Tugenden dem gro\xDFen Alexander nicht weichet, und der ihn an Standhaftigkeit in Widerw\xE4rtigkeiten noch weit \xFCbertrift. Um ein f\xFCr die Leser interessantes Gewebe zu wirken, l\xE4\xDFet er ihn zur Persischen Prinzen\xDFinn Skatira eine heftige Liebe gewinnen, welche ihn zwinget (er ist noch ganz jung) seinen Vater und sein Vaterland zu vergessen; sich bey den Persern aufzuhalten; durch wichtige Dienste die Gunst des Darius zu

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suchen; f\xFCr ihn, wider sein eigenes Volk und seinen Vater, die Waffen zu f\xFChren; dann wider die Macedonier und Alexandern zu streiten; nach dem Tode des Persischen K\xF6niges, und der Verm\xE4hlung der Skatira mit Alexandern, sein Leben und seine Freyheit zu wagen: nach dem Absterben Alexanders aber sich neuen Gefahren aussetzen. Hier bringet der Verfasser alles zusammen, so wol an dem vormals sehr pr\xE4chtigen persischen Hofe, als bey dem siegreichen Heeres des gro\xDFen Weltbezwingers, um seinen Helden desto mehr zu erheben, und das Gem\xE4lde vollkommener zu machen. Er hat um seinen Endzweck zu erreichen, in dieser Scene so gar die Schwester des Prinzen, Berenice erscheinen, und die Helden aus Scythien dabey mitwirken lassen.

Wir haben dieses hier darum angemerkt, damit der Herr Uebersetzer in der Zueignungsschrift, aus der wir einige Stellen hersetzen wollen, desto verst\xE4ndlicher werde.

Diese ist an die ungarische Nation gerichtet. Er sagt darinn: Wem k\xF6nnte ich die Denkw\xFCrdigkeiten verschiedener Helden des Orients, besonders aber die Begebenheiten eines Prinzen und einer Prinze\xDFinn von Scythien mit mehr Rechte zueignen, als jener edlen Nation, die nicht allein von diesem ber\xFChmten Volke abstammet, sondern auch das Heldenblut bis auf unsere Zeiten forgepflanzet, nach so vielen Jahrhunderten, bekannte und denkw\xFCrdige Beweise davon gegeben hat. — — Man findet, f\xE4hrt er fort, bey den Ungarn Beyspiele in den mitlern und auch neuern Zeiten, von den erhabenen Eigenschaften, welche ehemals an diesen ihren Vorfahren die Welt bewundert hat.

Er nennet einige ber\xFChmte ungarische Helden; und macht auch des Ungars Erw\xE4hnung, welcher zu Belgrad, da er einen T\xFCrken, der den Belagerern ein verabredetes Zeichen zu geben trachtete, daran nicht anders verhindern konnte, sich mit ihm mit unvermeydlichen Verluste seines Lebens vom Thurn hinabgestr\xFCrzet hat. Dieser Ungar sagt der Herr Uebersetzer, schl\xE4ft in der Vergessenheit, und wenn seine ausnehmende That nach Verdiensten nicht erhoben worden; so ist nichts anders Schuld daran, als da\xDF es uns weiwelch trauriges Schicksal: an beliebten Geschichtschreibern fehlte.

Es unters\xFCtzet dieses mit einer hierauf sehr wohl passenden nachdr\xFCcklichen Stelle aus dem Horaz, die wir nicht ungern hersetzen:

Vixere fortes ante Agamemnona

Multi, sed omnes illacrimabiles

Urgcntur, ignotique longa

Nocte, carent quia vate sacro .

Es gereichet der k\xF6niglich ungarisch - adelichen Garde zu einem besondern Ruhme, hiedurch ein Bewei\xDF an den Tag geleget worden,

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wie ihre Nabenstunden zum Nutzen und Dienste ihres Vaterlandes verwendet werden. Und die ungarische Nation wird sowol dem Herrn von Barotzi f\xFCr den bey der wohlgerathenen Uebersetzung, nicht im geringsten gesparten Flei\xDF sehr verbunden seyn: als dem Herrn Verleger vielen Dank f\xFCr die sch\xF6ne Herausgabe wissen, welche nicht weniger die neu gegossenen ungarischen Lettern, als die dazu gestochenen St\xFCcke bestens empfehelen, und zum Beweise dienen, da\xDF der Herr v. Trattnern keine Gelegenheit vorbey la\xDFe, seinem Vaterlande die f\xFCr dasselbe hegende Liebe zu bezeigen.

II. Policey.

Fortsetzung, der im IVten St\xFCcke abgebrochenen Untersuchung wegen der fremden Gold- und Schatzgr\xE4ber.

Er sch\xFCtzte seine Unschuld vor und erz\xE4hlte, auf was Art und Weise er in dieses Land gekommen; da\xDF er f\xFCr seine Aufrichtigkeit und Willf\xE4hrigkeit von seinem Reisegef\xE4hrten angef\xFChret, und wie er nun sehen kann, von ihm g\xE4nzlich verlassen worden w\xE4re. Nachdem aber diese Kurzweil lange genug gedauert hatte, so nahm er den ge\xE4ngstigten Bauern in seine Wohnung hinein, gab sich ihm zu erkennen, und redete eben so vertraut und freundlich mit ihm, als er es ehedem zur Gewohnheit hatte. Hierauf zeigte er ihm den Pracht und alle Reichth\xFCmer seines Hauses, mit diesen Worten: Alles dieses kommet aus eurem Gebirge; sehet, so reich seyd ihr, und solche Sch\xE4tze liegen in eurem Lande in gro\xDFer Menge; allein Gott l\xE4\xDFet euch nicht zu ihren Besitz kommen; indem er wei\xDF, da\xDF ihr dabey den Flei\xDF und die Tugend verlassen, und euch selbst den Woll\xFCsten und allen Lastern aufopfern w\xFCrdet. Uns aber, die wir so weit entfernet sind, hat Gott zu diesen Sch\xE4tzen und Reichth\xFCmern die Th\xFCre er\xF6ffnet. Nach diesem bewirthete er seinen getreuen Hauswirth auf das beste, und bef\xF6rderte ihn wiederum mit einer guten Gelegenheit, nachdem er ihn mit einer Belohnung von sich lie\xDF, bis in seine Heimath *). Nach Verlauf dreyer

*)  So viel ist von diesem Paul Knot zuverl\xE4\xDFig und gewi\xDF, da\xDF er um eben diese Zeit in gro\xDF Lomnitz lebte, und endlich auch daselbst gestroben sey. Ein leiblicher Sohn dieses Mannes ist erst vor zwey Jahren gestorben, und ein Enkl von ihm ist ncoh am Leben. Dieser aber wei\xDF, au\xDFer dem, was er von andern geh\xF6ret hat, nicht das mindeste von einer solchen Wanderschaft seines verstorbenen Gro\xDFvaters. So viel kann wohl an der Sache seyn: da\xDF dieser Paul Knot mit einem Mau\xDFfalltr\xE4ger oder sonsten mit einem Ausl\xE4nder von solcher Art, der  in seinem Hause einzukehren gewohnet war, und den er wohl kannte, eine solche viertelj\xE4hrige Reise mag gethan haben:

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Monathe soll dieser Mann gl\xFCcklich wiederum in sein Haus gekommen seyn, und auch einiges Geld mit sich gebracht haben, ohne zu wissen und sagen zu k\xF6nne, in was f\xFCr einer Stadt oder in welchem Lande er gewsen sey.

Eine ziemlich \xE4nliche Begebenheit soll sich auch in ehemaligen Zeiten mit einem Tuchmacher, dessen Name aber bereits in die Vergessenheit gerathen ist, in der k\xF6nigl freyen Stadt K\xE4\xDFmark ereignet haben. Ein unbekannter Ausl\xE4nder kam, wie man sagt, in das Haus dieses Tuchmachers, und verlangte von ihm gegen richtige und baare Bezahlung, etliche Ellen von dem gr\xF6bsten Tuche, welches er in seiner Werkstatt h\xE4tte. Der Tuchmacher war damit versehen, und legte es dem K\xE4ufer vor. Allein so bald es dieser ansahe, so sezte er den Fehler daran aus; da\xDF es die erforderliche Breite nicht h\xE4tte, und solcher Gestalt zu seinen Absichten untauglich w\xE4re. Der Geldbegierige Tuchmacher war in dem Augenblicke mit seinem Vorschlag fertig, wie diesem Mangel abzuhelfen w\xE4re, n\xE4mlich auf solche Art; da\xDF man das Tuch doppelt zusammenheften, und dadurch die geh\xF6rige Breite zu Stande bringen sollte. Dieser Gedanke war dem K\xE4ufer so anst\xE4ndig, da\xDF er seine vollkommene Zufriedenheit dar\xFCber bezeugte, und den Tuchmacher so wohl um die baldige Ausf\xFChrung desselben, als auch um seine Gesellschaft bey seiner Unternehmung ersuchte. Dieser willigte in alles und machte nicht allein das Tuch zu rechte; sondern nahm auch dasselbe und folgte dem Unbekannten nach, in das karpatische Gebirge. Nachdem nun diese bey einige Th\xE4ler durchgewandert hatten, so kamen sie endlich zu einer anmuthigen Wasserquelle. Hier hier stunden sie stille, und der Ausl\xE4nder nahm das erkaufte Tuch in seine Hand und breitete es bey den Ausflu\xDF des Wassers auf den Erdboden aus; der Tuchmacher hingegen sahe ( nicht ohne Erstaunen und Verwunderung) einen gl\xE4nzenden Sand mit dem Wasser zugleich aus dieser Quelle herausrollen, der sich an das ausgebreitete Tuch

besonders zu einer  solchen Zeit, da er in seiner Haushaltung nicht vieles zu vers\xE4umen hatte, und nebenbey von diesem Ausl\xE4nder (von welchem er ohnfehlbar dazu bedungen wurde, damit er ihm sein Werkzeug und Ger\xE4the helfe im Lande herumtragen) etwas verdienen konnte. Nach Verlauf dreyer Monate kam Paul Knot wieder in sein Haus,  brachte etwas von seinem verdienten Gelde, und jedermann verwunderte sich \xFCber seinem langen Ausbleiben, und erkundigte sich wegen seiner Reise und Verrichtungen. Knot wurde dessen \xFCberdr\xFC\xDFig und m\xFCde, und wu\xDFte des neugierigen P\xF6bels auf keine andere Art lo\xDF zu werden, als durch eine Erz\xE4hlung, in welcher das ungereimte und erdichtete jedermann wahrnehmen konnte. Doch fanden sich solche die es glaubten, und diesen Scherz, wor\xFCber Knot in seinem Herzen lachte, als eine wahre Geschichte ihren Kindern beybrachten, diese aber solche wiederum andern mit mehrerer Versicherung erz\xE4hlten, weil sie es von ihren Eltern vernommen haben, und so mag das M\xE4rchen von des Knots Wanderung ganz nat\xFCrlich zu Stande gekommen seyn.

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festsezte. Nachdem man des Sandes genug hatte, wurde das Tuch aufgehoben, der Sand zusammen gerollet, eingepakt, von diesem Ausl\xE4nder mitgenommen, und die Stelle verlassen. In der Zur\xFCckreise gestund der Fremdling, da\xDF er Gold gesammlet h\xE4tte, er\xF6fnete das Geheimni\xDF dem Tuchmacher, und hinterlie\xDF ihm folgenden Unterricht: da\xDF wenn er ja in Zukunft eines so sch\xE4tzbaren Sandes habhaft werden wollte, so sollte es ihm erlaubt seyn, zu dieser Quelle zu gehen, und die Sache so, wie er es von ihm gesehen hat, anzustellen; nur das einzige w\xE4re dabey unumg\xE4nglich und nothwendig; den Tag, die Zeit und Stunde genau zu beobachten. Der gute Tuchmacher freuete sich schon zum voraus \xFCber das Gl\xFCck und \xFCber den Reichthum, den er nun ganz gewi\xDF in seiner Gewalt zu haben glaubte. Er merkte sich die Zeit, den Tag und die Stunde auf das flei\xDFigste, und sahe seinem Gl\xFCcke ein ganzes Jahr entgegen, welchem er sich t\xE4glich und st\xFCndlich zu n\xE4hern vermeinte. Er gieng best\xE4ndig mit diesen Gedanken um, und machte allerhand Entw\xFCrfe. Und kaum war dieser lange gew\xFCnschte Tag im folgenden Jahre angebrochen, so befand er sich bereits auf dem Gebirge, und wandte sich bald hie bald da, voll Hofnung und Begierde, damit er dieser reichen Quelle bald ansichtig werden m\xF6chte: allein nach vielem herumgehen und suchen, fand er doch zulezt diese gesuchte reiche Quelle nicht, und mu\xDFte endlich mit vereytelter Hofnung trostlos wieder an seine Werkstatt gehen, in welcher er zwar nicht eine so reiche, doch aber viel sicherere Geldquelle fand.

(Die Fortsetzung folgt.)

III. Staatswirthschaft.

Anmerkung

Ueber die Bepflanzung der Landstrasse mit B\xE4umen.

Der erhebliche Nutzen, welcher aus der Bepflanzung der Landstrassen mit B\xE4umen entspringen w\xFCrde, ist die Vermehrung des Holzes, \xFCber dessen Mangel und Theurung, man fast in allen europ\xE4ischen L\xE4ndern, gleiche Klagen f\xFChret. Es w\xFCrde daher unter andern Mitteln, denselben abzuhelfen, gewi\xDF eines der vornehmsten seyn, wann sowol die Landstrassen, und Wege, als die Ufer der Fl\xFCsse und B\xE4che, auch andere \xF6de oder zu Aeckern und Wiesen untaugliche Pl\xE4tze mit B\xE4umen besetzet w\xFCrden. Und wie viel solche Pl\xE4tze trift man nicht \xFCberall an, auf welchen eine unglaubliche Menge B\xE4umer stehen k\xF6nnten! — Eine Meile enth\xE4lt 4000 geometrische Schritte, und ein geometrischer Schritt 5 gemeine Schuhe. Wann nun ein jeder Baum 3 geometrische

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Schritte, oder 15 gemeine Schuhe von einander gepflanzt wird, so kommen in einer Reihe, auf einer L\xE4nge von einer Meile 1333, und in einer gedoppelten noch einmal so viel B\xE4ume zu stehen. Und nun \xFCberrechne man den Nutzen, der aus dem Holze derselben, nothwendigerweise entstehen mu\xDF!

Bey einer solchen Bepflanzung aber, wenn sie anderst den gew\xFCnschten Endzweck erreichen soll, mu\xDF man nicht ohne Einsicht, und Kenntni\xDF verfahren. Man mu\xDF dabey haupts\xE4chlich auf den Grund und Boden sehen; denn, alle Arten von B\xE4umen kommen nicht \xFCberall fort; aber es giebt keinen so schlechten Grund, in welchem nicht wenigstens eine oder die andere Gattung von B\xE4umen wachsen sollte. Aus dem letzteren folget zwar, da\xDF man keine einzige Gattung ganz auschlie\xDFen m\xFC\xDFte, denn auch die schlechteste ist nicht ganz ohne Nutzen; denn \xE4dlern Arten derselben mu\xDF man zwar den Vorzug einr\xE4umen; aber auch von diesen w\xFCrde ich nicht alle ohne Unterscheid anrathen, um damit die Landstrassen, und andere Wege zu besetzen. Alle fruchtbringende B\xE4ume w\xFCrde ich ganz davon ausshlie\xDFen; denn sie sind dem Bestehlen zu sehr ausgesezt, und etliche Birnen oder Aepfel zu erhaschen, zerbricht der l\xFCsterne Wanderer oft die st\xE4rksten Aeste: sie werden \xFCberdie\xDF, weder gro\xDF noch alt, und k\xF6nnen auch nicht geholzet werden. Auch Eichen und Buchen halte ich nicht geschickt dazu, weil sie zu viel Zeit brauchen, bis sie gro\xDF und schlagbar werden. Birken lasse ich in sandigten, Weiden und Erlen im nassen Boden gelten; wo aber nur mittelm\xE4\xDFiges, und nicht gar zu d\xFCrres Erdreich sich befindet, w\xFCrde ich vorz\xFCglich die Esche empfehlen, welche fast zu dieser Absicht geschaffen zu seyn scheinet. — Dieser Baum hat eine \xFCberaus angenehme Gestalt, einen geraden, hohen und glatten Stamm, bekommt auch eine sehr sch\xF6ne und dicke Krone. Seine Bl\xE4tter die etwas sp\xE4t ausschlagen, und seine dem Auge sehr angenehme hellgr\xFCne Farbe haben, sind ein \xFCberaus gutes Futter, sowohl f\xFCr die Schaafe, als das Hornvieh *). Er k\xF6mmt in trocknen Boden sehr gut fort, und giebt in 20 bis 25 Jahren Bauholz von 8 bis 10 Zollen im Quadrate. Dieses Holz wird wegen seiner Z\xE4he und Festigkeit von den Wagnern sehr stark gebraucht, und die Tischler verarbeiten auch viel

*) In Deutschland giebt es D\xF6rfer, die rund herum mit diesen B\xE4umern besezt sind. Die B\xE4umer pflegen sie alle Sommer abzuk\xF6pfen, das Laub auszutrocknen, und damit den Winter \xFCber ihre Schaafe und Rinder zu f\xFCttern, die es nicht nur gern fressen, sondern dabey auch ganz gesund bleiben. Damit sie aber mehr Laub davon gewinnen, so pflegen sie das Abk\xF6pfen \xF6fter zu wiederholen; und ob gleich dieses meist zu Unzeit geschieht, so schadet es doch diesen Baume nicht, ja er treibt wegen seines h\xE4ufigen Safts, und weiten Markes, nur desto st\xE4rker wieder aus.

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davon; besonders aber werden die Wurzeln und Masern, wegen ihrer buntgestammten Adern, und der H\xE4rte, zu allerhand eingelegten Arbeiten verwendet, auch verschiedene musikalische Instrumente aus diesem Holze verfertiget**).

Zur Feurung ist es ebenfalls hart genug; und an Dauer in der Erde, \xFCbertrift es alle uns bekannte Holzsorten. Ueberdie\xDF aber hat dieser Baum die Art, da\xDF, wann er abgehauen wird, seine Wurzel eine Menge Sprossen hervortreibt, die in einer Zeit von drey Jahren, wenigstens 10 Schuhe hoch werden. Man ziehet diese B\xE4ume, entweder aus dem Saamen, oder aus Abschl\xF6\xDFlingen der Wurzel; und wann ihre St\xE4mme einen Zoll im Durchschnitte haben, sind sie am besten zu versetzen. Sie sind auch jung so steif, da\xDF sie nicht einmal diue Pf\xE4hle n\xF6thig haben.

Diesen so sch\xF6nen und nutzbaren Baum, w\xFCrde ich also empfehlen, um damit, sowohl die Landstrassen, als andere unbrauchbare Oerter zu bepflanzen. Und es ist gewi\xDF zu bedauern, da\xDF man ihn bisher so wenig angebauet hat, da er doch einen so betr\xE4chtlichen Nutzen abwirft; so schnell w\xE4chst, und in dem schlechtesten Boden so gut fortkommt. —

Es ist mir zwar nicht unbekannt, da\xDF man wider die Bepflanzung der Wege und Strassen, eine menge Einwendungen zu machen pfleget, die jedoch sehr leicht widerleget, und vernichtet werden k\xF6nnen. — Die Strassen sagt man, w\xFCrden wegen des best\xE4ndigen Schattens, den die B\xE4ume machen, nicht so gut und bald austrocknen, als wann sie in der freyen Luft bleiben. — Doch, dieser Einwurf kann gar leicht gehoben werden, wenn man die Landstrassen, bey uns in Ungarn eben so, wie in Oestreich zurichtete, und ihnen einen harten, und dauerhaften Grund verschaffte. Man wei\xDF, da\xDF solche allezeit vor dem andern Erdreiche erh\xF6het, und auf beyden Seiten mit Gr\xE4ben, in welche das Regenwasser abflie\xDFet, versehen sind. Hinter diesen Gr\xE4ben w\xFCrden die B\xE4ume gar f\xFCglich gesetzet werden, und ohne dem mindesten Schaden stehen k\xF6nnen.

Ein anderer Einwurf betrift den Schatten, welchen die B\xE4ume auf die an dem Stra\xDFen liegende Aecker machen, und dadurch dem Wachsthume der Fr\xFCchte nachtheilig werden sollen. — Dieses w\xFCrde gelten, wann der Schatten immer an einem Orte bliebe, da er aber, verm\xF6ge des Laufs der Erde um die Sonne, nicht

**) Ihre Rinde soll gegen das dreyt\xE4gige Fieber eben so wirksam, wie die Peruanische seyn,  nur, da\xDF sie in st\xE4rkerem Gewichte genommen   werden mu\xDF. Siehe hievon Heisters Di\xDFert. Ac medicamentis germaniae indigenis.

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einmal eine ganze Stunde an einem Orte bleibet; so geh\xF6rt dieser Einwurf unter die Vorurtheile, welche die gr\xF6bste Unwissenheit ausgehecket hat.

Ferner sollen auch die Wurzeln der B\xE4ume, welche oft sehr weit fortschleichen, dem Wachsthume des Getraides nachtheilig seyn; da uns doch die Erfahrung lehret, da\xDF die Seitenwurzeln der B\xE4ume meist zween Schuhe tief liegen, und ihre Nahrung gr\xF6\xDFtentheils aus der untern Erde ziehen, die Wurzel der K\xF6rner aber, mehr nicht, als zween Schuhe Erde n\xF6thig haben. .

Auch das Vieh, sagt man, welches meist auf den Strassen getrieben wird, w\xFCrde die B\xE4ume abfressen, oder sonst besch\xE4digen. Da die B\xE4ume aber, wie ich oben gemeldet, \xFCber den Graben gesetzet werden m\xFC\xDFten; so w\xE4re es dem Vieh ohnehin unm\xF6glich dazu zu gelangen. Ueberdie\xDF aber mu\xDFten die Hirten auch besonders darauf Acht haben, da\xDF durch ihre Heerde kein \xE4hnlicher Schade gesch\xE4he.

Endlich glaubt man, w\xFCrden die vielen Aufseher weit mehr kosten, als man von dem zu erzielenden Holze hoffen k\xF6nnte. Aber die Kosten w\xFCrden hier auch so gro\xDF nicht seyn: denn jedes Dorf oder jede Gemeinde hat ohnehin ihre Feldh\xFCter, die zugleich auch die Aufsicht \xFCber diese Anstalten sehr leicht versehen k\xF6nnten; und ein bestimmendes Pfandgeld, welches ihnen von denen, welche einen solchen Baum besch\xE4digten, ausgemacht werden sollte, k\xF6nnte ihren Flei\xDF und Aufmerksamkeit um ein merkliches vermehren. —

Ich w\xFCnsche daher, da\xDF diese wenige Anmerkungen dem patriotischen Publikum zu weiterem Nachdenken dienen, und dasselbe reitzen m\xF6gen, mit diesem Vorschlage einige Versuche anzustellen: geschieht dieses, so bin ich versichert, da\xDF sich der gro\xDFe Nutzen davon, zum Vergn\xFCgen des Landesherrn sowohl, als zum Vortheile meines Vaterlandes, nach wenigen Jahren, veroffenbaren und bew\xE4hren werde.

v. W.


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r3 - 08 Mar 2012, AgostonBernad
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