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Bl\xE4ttern: < V. Jahrgang, V. St\xFCck - V. Jahrgang, VII. St\xFCck >



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V. Jahrgang, VI. St\xFCck, den 8. Horn. 1775.

I. Wissenschaften.

M\xFCnzwissenschaft.

Eine Denkm\xFCnze des ungarischen K\xF6nigs Ludwigs des zweyten.

Beschreibung dieser M\xFCnze.

Auf der Vorderseite erscheinet das Brustbild des K\xF6nigs im Profil, mit einem Lorberkranz auf dem Haupte, mit dicken und kurzgeschnittenen

Haaren mit einem Barte. Ein Mantel deckt die Schulter, und \xFCber denselben h\xE4ngt der Toison an einer goldenen Kette. Auf der Seite stehet quer die Jahrzahl 1525 und rund herum. LUDOVICUS. DEI. GRAtia HUNGARIE BOEMIE, EC etera REX.

Die R\xFCckseite bestehet aus zweyen neben einander liegenden mit einer

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Krone bedeckten Wappen, um welche sieben kleine Wappenschilder in die Runde gesetzt sind. Unter den gr\xF6\xDFten Wappen stehen die Ziffer L. M. und die Buchstaben K. B. In der Umschriftt lieset man DUX LUCEN. fis SLESIA. e. MAR. chio MORAVIE. & LUSAIE. &c.

Historische Erl\xE4uterung.

Da\xDF diese eine M\xFCnze zum Andenken einer merkw\xFCrdigen Begebenheit geschlagen worden, erhellet sowohl aus dem Stempel, als aus den auf der R\xFCckseite befindlichen Wappen der K\xF6niginn, welche man auf den gew\xF6hnlichen hungarischen M\xFCnzen nirgends antrift. Das Bildni\xDF des K\xF6nigs auf der vordern Seite ist ziemlich \xE4ltlich, und einem jungen F\xFCrsten von neunzehn Jahren gar nicht \xE4hnlich. Und obgleich, nach dem Zeugni\xDFe des Bohuslaus Balbinus, an dem K\xF6nig Ludwig, alles: die Geburt, die Kr\xF6nung, die \xFCbernommene Regierung, die grauen Haare und der Tod selbst, sehr fr\xFChzeitig war; so scheint doch der Stempelschneider hier die n\xE4mliche Z\xFCge etwas zu stark ausgedr\xFCckt zu haben. Das goldene Vlei\xDF hat dieser K\xF6nig bekommen, entweder vom Kaiser Maximilian dem ersten, als er im Jahre 1515 bey der von dreyen K\xF6nigen zu Wien gehaltenen Versammlung, zum Verweser des r\xF6mischen Reichs, durch ein \xF6ffentliches Dekret ernennet ward; oder vom Kaiser Karl dem Vten, als er mit Maria bemeldten Kaisers, und Ferdinands Erzherzogs von Oesterreich Schwester, verm\xE4hlet worden. Von den auf der R\xFCckseite befindlichen Wappen, und Buchstaben, werdenwir am Ende dieser Erl\xE4uterung das N\xF6thige ber\xFChren.

Und nun wollen wir untersuchen, bey welcher Gelegenheit diese M\xFCnze geschlagen worden. — Freylich werden diese Untersuchungen meist nur auf Muthma\xDFungen beruhen: aber auch Muthma\xDFungen behalten in der Geschichte ihren Werth so lange, bis man aus schriftlichen Zeugnissen mehrere Richtigkeit erlanget.

Das Jahr 1525, von welchem man bey unsern Geschichtschreibern sehr wenig aufgezeichnet findet, war f\xFCr den K\xF6nig Ludwig, wegen der innerlichen Unruhen gewi\xDF eines der Verdr\xFC\xDFlichsten. Man wei\xDF, was Stephan Werb\xF6tz, bey der zu Hatwan gehaltenen Versammlung f\xFCr Unruhe erregte; aber aus welcher Ursache dieselben entstanden, und durch wen sie haupts\xE4chlich unterst\xFCtzet worden, ist nur wenigen bekannt. Wir wollen daher die Geschichte besagten Jahres, hier so kurz, als m\xF6glich, erz\xE4hlen. Wir wissen es auch, da\xDF wir bey denjenigen, die f\xFCr den Johann Sapolya eingenommen sind, sehr schlechten Dank verdienen werden; wir hoffen aber den Liebhabern der Wahrheit, einen desto angenehmern Dienst, durch diese unsere Bem\xFChung zu erzeigen.

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Ludwig lie\xDF auf das 1525ste Jahr; einen Landtag nach Pest ausschreiben, und zu Er\xF6fnung desselben den 10ten May bestimmen. — Eine so unvermuthete Zusammenkunft lie\xDF keinen gar zu guten Ausgang hoffen. Denn schon, den dritten Tag, nach Er\xF6fnung desselben, schickte der bey Pest versammelte Adel, sechzig Abgeordnete an den K\xF6nig, die unter andern Forderungen haupts\xE4chlich darauf drangen, da\xDF der K\xF6nig seine bisherigen R\xE4the ihrer W\xFCrde entsetzen, und andre w\xE4hlen, da\xDF er die Deutschen von seinem Hofe abschaffen; da\xDF er den kaiserlichen Gesandten, der sich ungebethen in die ungarischen Angelegenheiten gemischet, nebst dem Venetianischen, der wegen des B\xFCndniss mit den T\xFCrken, mehr einen, Kundschafter, als Gesandten vorzustellen schien, das K\xF6nigreich zu verlassen, gebiethen sollte. — Der K\xF6nig begehrte Bedenkzeit darauf zu antworten; aber die ungeduldigen Ungarn schickten abermal 120 Abgeordnete nach Ofen, die das n\xE4mliche vom K\xF6nige begehrten. Unter diese mischte sich auch der k\xF6niglich pohlnische Gesandte, der im Namen seines K\xF6nigs, den Johann Sapolya, und den Herzog Laurenz von Ujlak, den Ludwigs Vater K\xF6nig Uladislaus der IIte des gr\xF6\xDFten Theils seiner G\xFCter beraubt hatte, auf das nachdr\xFCcklichste empfahl*). Der K\xF6nig antwortete endlich, da\xDF er die Gesandten des Kaisers, und der Republik, Venedig, ohne Ursach und ohne ihre Herren auf das H\xF6chste zu beleidigen aus dem K\xF6nigreiche nicht schaffen k\xF6nnte; die Deutschen aber w\xE4ren wegen der Gefahr, welche die T\xFCrken dem Reiche droheten in demselben h\xF6chst nothwendig. — Sogleich wurden wieder andere 120 Aedle an den K\xF6nig abgeordnet, die Ihn baten, in die Ebene Rakosch zu kommen, indem ihm der dort versammelte Adel viele sehr wichtige Sachen ohne Zeugen vorzutragen h\xE4tte. — Die Vertrauten des K\xF6nigs widerriethen ihm zwar dieses, und er selbst schien ihrem Rathe zu folgen. Aber den folgenden Tag begab er sich heimlich, und nur mit wenigen Trabanten bedeckt, dahin, und befahl, da\xDF diejenigen welche an ihn abgeschickt waren, hier ihre Forderungen \xF6ffentlich vortragen sollten. Nachdem also dieselben, alles das, was schon begehret worden, wiederholet hatten, verlangte der K\xF6nig Zeit, sich zu entschlie\xDFen: das Volk aber fing an zu murren, und sogar Drohungen wider den K\xF6nig auszustossen. So empfindlich ihm dieses seyn mu\xDFte, so sehr verbarg er doch seinen Unwillen, und redete fast gar nichts dawider. Seine Wache entfernte ihn sodann, nach und nach, von

*) In quello giorno hebbe audienzia lo abassadore del Re di Polonia, parlo parole generale & riccomendo la causa del Vajvoda di gli beni dal Duca Laurenzo.

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von dem von dem Hauffen, und bracht ihn gl\xFCcklich \xFCber die Donau, wieder nach Ofen zur\xFCck.

Die Aufr\xFChrer, welche die die Entfernung des K\xF6nigs beleidigte, schrieben einen Landtag, auf den Ged\xE4chtni\xDFtag des heiligen Johannes des T\xE4uffers, nach Hatvan aus, und luden die Bisch\xF6ffe sowohl, als die Magnaten dahin ein; Sie erkl\xE4rten sie aber auch, im Falle sie nicht erscheinen w\xFCrden, f\xFCr Feinde des Vaterlandes; dieses geschah den 21ten May. — Was sollte nun der K\xF6nig thun, da die Sachen schon so weit gekommen waren? Er gab den Aufr\xFChrern nach, und begab sich in Begleitung des p\xE4bstlichen Nuntius, Barons von Burgio, des Erzbischofs von Gran, des Palatinus, und einer nicht geringen Anzahl von Pr\xE4laten und Baronen, nach besagtem Hatvan. Dort h\xF6rte er eine Rede des Verb\xF6tz an, die er in der Muttersprache \xFCber zwo Stunden lang in der Versammlung gehalten. Der Inhalt dieser Rede bestund haupts\xE4chlich darinnen, da\xDF das Reich, durch die Tr\xE4gheit und den Geitz der R\xE4the, welche die k\xF6nigl. Gewalt gemi\xDFbrauchet, sehr merklich geschw\xE4chet worden, und da\xDF diesem Uebel nicht anders abzuhelfen w\xE4re, als wann ihre Stellen mit andern besetzet, und diesen, einige aus dem Adel zugegeben w\xFCrden, die mit ihnen gleiches Recht und Stimme h\xE4tten. Ferner, da\xDF jeder Provinz ein eigener Feldzeugmeister vorgesetzet; die L\xF6hnung der Militz vermehret; da\xDF die G\xFCter des Lorenz von Ujlak, sie m\xF6chten verkauft oder verschenkt worden seyn, Johann Sapolya gegeben werden *); und da\xDF endlich der Palatinus Stephan Bathori abgesetzet, und ein andrer erw\xE4hlet werden sollte. Dieses leztere verlangte der bewafnete Adel, der \xFCber siebentausend ausmachte, mit grossem Ungest\xFCmme, und einige nahmen, ohne des K\xF6nigs Bewilligung abzuwarten, den Redner, nach einem alten eingef\xFChrten Gebrauche, auf die Schultern und ruften ihn zum Palatinus aus. Dem K\xF6nige, der dieses mehr aus Nothwendigkeit, als Wohlgefallen gut hie\xDF, ward hernach auf jedes Haus ein Aufschlag von einem Gulden verwilliget, das \xFCbrige aber seiner Willkuhr g\xE4nzlich \xFCberlassen.

Unterdessen unternahm Johann Sapolya, durch seine Anh\xE4nger, die diesem Landtage beywohneten, verschiedene bedenkliche Dinge: den erstlich unterhielt er einige Personen aus der Militz, die den ganzen Adel f\xFCr ihn einnahmen. Diese bewirkten auch besonders die zugestandene Auflage, wovon sie den vierten Theil, der K\xF6niginn, in seinem Namen antrugen. Und als man auf die Abschaffung der Deutschen auf das hartn\xE4ckigste drang, und der K\xF6nig, f\xFCr sich, und seine Gemahlinn, nur zwey

*) - - di gli beni del Duca Laurentio & supplicato che si donassero al Vayvoda.

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Deutsche zu bahalten begehrte, aber auch dieses nicht erhalten konnte: so machten diese Vertrauten des Sapolya der K\xF6niginn, in Geheim zu wissen, da\xDF sie der Deutschen wegen, ohne alle Sorgen seyn sollte; indem sie alle gewi\xDF bleiben w\xFCrden. Es ist auch der Verdacht nicht ungegr\xFCndet, da\xDF die Anf\xFChrer damit umgiengen, nach dem Absterben oder der Hinrichtung*) des K\xF6nigs, dessen Gemahlinn mit dem Sapolya zu verbinden. Dieses erhellet sowohl aus dem, was wir erst gesagt haben, und da\xDF er eine Heurath mit Anna einer Schwester des K\xF6nigs Ludwigs in Frankreich ausschlug**). Die K\xF6niginn aber, die eine sehr tugendhafte und fromme Prinze\xDFinn war, entdeckte alle diese Anschl\xE4ge ihrem Gemahle, und wendete durch ihre Klugheit und Treue das Ungl\xFCck ab, welches ihm so schrecklich drohete***)

Und diese so gl\xFCcklich abgewendete Gefahr mag nun auch die Gelegenheit zu Pr\xE4gung gegenw\xE4rtiger Denkm\xFCnze gegeben haben. Dieses l\xE4\xDFt sich nicht nur aus der Lorberkrone, mit welcher das k\xF6nigliche Haupt gezieret ist; sondern auch das aus dem Wappen der K\xF6niginn, welches man sonst auf keiner Denkm\xFCnze dieses K\xF6nigs findet; nicht minder, aus dem, in der Mitte der beyden gr\xF6\xDFten Wappenschilde stehenden Buchstaben L. und M. welche die Anfangsbuchstaben der Namen des K\xF6nigs und der K\xF6niginn bedeuten, mit allem Grunde vermuthen. Die Buchstagen K. B. bezeichnet den Ort,****) wo die M\xFCnze geschlagen worden, obgleich diese Buchstaben ehedem eine ganz andere Bedeutung hatten*).

*) Alcuni sono, che sospettano Troppo grand secrete raggioni - - dicono che mandaranno il Re via, a regnare in l'altro mondo farian lo Voyvoda Re & li daran per moglie la Regina. Ein geliches bezeugen die von Thurnschwamm, der zu den Zeiten Mathias Corvinus, des Uladislaus II. dessen Sohn Ludwig und Ferdinands des ersten lebte, in seinen Manuskript befindliche Nachrichten: „Auch hat der Janos Vayda -- des K\xF6nigs Wohlfahrt von Jugend auf, als ich gesehen, gehindert --und dem K\xF6nig Ludwig nach dem Leben gestanden, und selbst K\xF6nig wollen werden.

**) Idem ibid - - Denn er nach des Uladislai Tochter, des K\xF6niges Ludewigs Schwester gestanden, und h\xE4tte gern den Vertrag verhindert, so zwischen dem alten Kaiser Maximilian, K\xF6nig Uladislao, Sigmund und Ludovico im 1515ten Jahre zu Wien aufgericht ist worden.

***) Wir haben  diese Nachricht aus einem Briefe, welchen der Baron von Borgio den 11ten Julii nach geendigtem Landtage an den Sodolet geschrieben hat, und der ein Augenzeuge aller dieser Begebenheiten war.

****) Und so w\xFCrden diese Buchstaben die Kremnitzer Gruben bedeuten m\xFCssen, welche in der ungarischen Sprache K\xF6rm\xF6cz Banya hei\xDFen. Den Banya bedeutet \xFCberhaupt eine Aerzgrube. Was das K. anbelangt, so hat dieses seine Richtigkeit, da\xDF dadurch die Bergstadt Kremnitz angedeutet werde: das B aber bezeichnet nicht die Grube, sondern den Kammergrafen, der dazumal Bernhard Boheim hie\xDF.

*) Wir werden dieses ehestens weitl\xE4uftiger und deutlicher in einer besondern

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Vielleicht aber ist diese Denkm\xFCnze von den Fuggern aus Dankbarkeit gepr\xE4get worden. Denn in der Zusammenkunft zu Hatvan, wo man so sehr auf die Abschaffung der Deutschen gedrungen, waren die Fugger haupts\xE4chlich genennet, die dazumal, den k\xF6niglichen Bergwerken, vorgesetzet waren, und betr\xE4chtliche Reichth\xFCmer erworben hatten. Man nahm ihnen daher diese W\xFCrde, und gab sie dem Emerikus Szeretscheni, einem erst k\xFCrzlich getauften Juden, der jedoch, weil er die M\xFCnze er die M\xFCnze viel geringer schlagen lie\xDF, gar bald wieder abgesetzet, und auf Begeheren des Adels, in das Gef\xE4ngni\xDF geworfen worden. Nachdem aber diejenige Aufr\xFChrer welche den Werb\xF6tz zum Palatinus erw\xE4hlet, von ihrem Begehren abgestanden, und alles der Willkuhr des K\xF6niges \xFCberlassen hatten; so bleiben die Deutschen wieder im Lande, und die Fugger bekamen die Verwaltung der Bergwerke gleichfalls wieder**), welche hernach, vermuthlich sowohl dieserwegen, haupts\xE4chlich aber, wegen der gl\xFCcklich abgewendeten Gefahr, in welcher das Leben des K\xF6nigs stund, diese Denkm\xFCnze pr\xE4gen lassen.

P. mit W.

II. Policey

Fortsetzung, der im IVten St\xFCcke abgebrochenen Untersuchung wegen der fremden Gold- und Schatzgr\xE4ber.

Mit solchen ungewissen Erz\xE4hlungen, die best\xE4ndig mit neuen Zus\xE4tzen vermehret, und von einem jeden mit andern Umst\xE4nden und Zus\xE4tzen hergesagt und wiederholet werden, unterh\xE4lt das gemeine Volk sich und seine Meinung von Goldraubern. Doch aber ist das noch nicht alles, wodurch dieses Hirngespenst zu v\xF6lligen Reife gebracht worden ist: Die Bauern, Schaafhirte, J\xE4ger und andere mehr, die sich eigener Verrichtungen halber, in denen Gebirgen viel und oft aufzuhalten pflegen, machen dem Volk mit vieler Plauderey wei\xDF, wie sie nicht allein Zauberer und Schwarzk\xFCnstler gesehen, sondern auch dieser ihre seltsamen Verrichtungen und Zaubereyen wahrgenommen, und genau beobachtet h\xE4tten. So erz\xE4hlete man unter andern: Da\xDF man diese Leute gesehen h\xE4tte, vor einem Felsen stehend oder kniend, wie sie aus einem Buche, das sie vor ihren Augen hatten, etwas hergelesen, da\xDF sich alsobald der Felsen, vor dem sie

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stunden oder knieten, von sich selbsten ge\xF6fnet; da\xDF sie sich durch diese Oefnung in das innere des Felsen hineinbegeben, und nach einem nicht allzulangen Verzug, mit reicher Beute beladen, wiederum an das Licht getreten; da\xDF sie alsdann die vorige Handlung neuerdings mit dem Buche wiederholet, und dadurch den Eingang in den Felsen verschlossen h\xE4tten; da\xDF sie sich endlich entweder auf einen alten h\xF6lzernen Stock, oder auf einen Mantel gesezt h\xE4tten, und in der Luft hinweg geflogen w\xE4ren. Andre wollen behaupten: sie h\xE4tten sich auch schon zuweilen M\xFChe gegeben, solchen verd\xE4chtigen Leuten recht nahe beyzukommen, sie zur Rede zu stellen, oder auch allenfalls sich ihrer zu bem\xE4chtigen und sie zu greifen: allein, so bald jene solches bemerkt, h\xE4tten sie sich entfernet, und die Flucht desto hurtiger genommen, je schneller und eifriger ihnen nachgesezt worden w\xE4re.

Endlich hei\xDFet es noch: wenn man auch auf das \xE4u\xDFerste Mittel verfiele, sie von ihrer Flucht zur\xFCck zu halten, und bereits im Begrif gewesen w\xE4re, aus einem Rohr Feuer auf diese Leute zu geben, so h\xE4tte man doch wider dieselben nichts ausrichten k\xF6nnen; indeme sie (wie es die Erfahrung zeigte) die Kunst bes\xE4\xDFen, sich pl\xF6tzlich mit einer Wolke umzugeben und zu bedecken, und den Augen und allen Nachstellungen ihrer Verfolger sich auf einmal zu entziehen.

So unger\xE4umt, so ausschweifend und l\xE4cherlich auch alle diese Dinge einem vern\xFCnftigen Naturforscher vorkommen m\xFCssen, so haben sie dennoch in den Gem\xFCthern des P\xF6bels so tiefe Wurzeln gefasset, da\xDF derselbe von dergleichen Vorurtheilen beynahe g\xE4nzlich eingenommen und beherrschet worden. Von dem P\xF6bel kam die Sache an diejenigen, die sie von einer andern Seite betrachteten, und die zwar mit Weglassung des Albernen und Abgeschmackten, gleichwolen diesen, wider dergleichen herumwandernde Ausl\xE4nder einmal gefa\xDFten und festgesezten Verdacht, aus andern Gr\xFCnden herzuleiten suchten. Sie stutzten dar\xFCber, da\xDF diese Leute ihr gepriesenes Vaterland, ihre Wohnungen und H\xE4user, ihre Freunde, Anverwandte und Hausgenossen, wegen eines so gewinnlosen Handels verliessen, und sich mit Gefahr ihres Lebens und ihrer Gesundheit, in ein fremdes und von ihrer Heumat so weit entferntes Land begeben. Sie konnten ferner die Ursach nicht errathen, warum diese Leute nicht so wohl in gro\xDFen und volkreichen St\xE4dten, wo sie sich mehr Gewinn und gr\xF6\xDFere Vortheile von ihrer Hanthierung versprechen k\xF6nnten, sondern nur meistentheils auf dem Lande und in geringeren Ortschaften, ihr Gewerbe zu treiben suchten? Endlich schien ihnen auch dieses noch ein Geheimni\xDF zu seyn, warum sie sich so oft und h\xE4ufig in den D\xF6rfern und kleinen St\xE4dten, die nahe an dem karpatischen Gebirge liegen, ja so gar in denen Gebirgen selbst sehen lassen, und da herumstreichen?

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Diese Gr\xFCnde scheinen allerdings bedenklicher zu seyn, sie sind viel besser und vern\xFCnftiger ausgesonnen: wenn wir sie aber recht erw\xE4gen, so sind dieselbe ebenfalls nur blosse Muthma\xDFungen, zu deren Erfindung die vorerw\xE4hnten Erz\xE4hlungen und wunderbaren Erscheinungen den Anla\xDF gegeben haben m\xF6gen. Sie beweisen in der That nichts anders, als h\xF6chstens so viel: da\xDF man aus dem Verhalten dieser Ausl\xE4nder, einigen Verdacht wider sie sch\xF6pfen k\xF6nnte, als h\xE4tten sie bey ihrem Gewerbe noch andre besonbere und heimliche Absichten, nicht aber, da\xDF sie wirkliche verkapte Goldr\xE4uber w\xE4ren: denn es wird noch au\xDFer dem gar zu viel erfordert, diesen Satz, klar und deutlich zu beweisen. Hingegen aber, wenn wir in der folgenden Abtheilung alle diese Quellen eines solchen Verdachts etwas genauer untersuchten und pr\xFCfen, und zugleich Ursachen anf\xFChren werden: warum sich diese Ausl\xE4nder bey ihrem Handel und Gewerbe hier zu Lande, so und nicht anders verhalten k\xF6nnen; so wird man deutlich sehen, wie hiebey allenthalben, nichts als \xFCbereilte und nicht genugsam \xFCberdachte Urtheile, zum Grunde liegen.

(Die Fortsetzung wird n\xE4chstens folgen.)

III. Vermischte Nachrichten.

Der Beyfall, mit welchem die in das Ungarische \xFCbersetzte Kassandra aufgenommen wird, von der wir im vorhergehenden St\xFCcke unsern Lesern eine kurze Nachricht ertheilt haben, muntert den Uebersetzer Herrn Alexander v. Barotzi, k\xF6nigl. Ungarisch-adelichen Garde, auf, seine Nebenstunden, wie er sie bisher auf n\xFCtzliche Besch\xE4ftigungen verwendet, vorz\xFCglich solchen Arbeiten zu widmen. Er ist aber gesonnen, k\xFCnftighin keine weitl\xE4uftige Werke mehr; sondern nur kurze und lehrreiche Schriften dazu zu w\xE4hlen.

Die Uebersetzung der beliebten Contes Moraux von H. v. Marmontel, wird das erste Geschenke seyn, das er seinen Landsleuten in kurzem machen will: sie ist beynahe fertig, und wird unter dem Titel: Erk\xF6ltsi Mes\xE9k dem Publikum mitgetheilet werden.

Unter den deutschen Schriften haben ihm die moralischen Briefe sehr schicklich zu seyn geschienen, sowol f\xFCr die Denkungsart des ungarischen Frauenzimmers, als f\xFCr die Jugend seiner Nation \xFCberhaupt. Er hat daher angefangen auch diese in das Ungarische einzukleiden: sie werden unter dem Titel: Erk\xF6ltsi Levelek zum Vorschein kommen.


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r3 - 08 Mar 2012, AgostonBernad
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