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Bl\xE4ttern: < V. Jahrgang, XVII. St\xFCck - V. Jahrgang, XIX. St\xFCck >



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V. Jahrgang, XVIII. St\xFCck, den 3. May 1775.

I. Wissenschaften

Versuch einer Geschichte der ungarischen Sprache.

Bey der Bearbeitung der Geschichte der herrschenden Sprachen in Ungarn, ist die ungarische noch r\xFCckst\xE4ndig geblieben. Ich w\xFCrde ihr gerne den ersten Platz, theils wegen ihrer Sch\xF6nheit, theils aber auch de\xDFwegen, weil sie die Landssprache ist, einger\xE4umet haben, wenn ich zu derjenigen Zeit, mit Quellen versehen gewesen w\xE4re, die mir bey der Ausarbeitung derselben n\xFCtzlich oder brauchbar w\xE4ren worden. Ich sahe mich daher gen\xF6thiget, sie auf eine gelegenere Zeit zu lassen. Und nun kann ich einiges, freylich nicht vieles, von ihr sagen. Doch hoffe ich, da\xDF selbst dieses wenige hinreichend seyn werde, ihre Schicksaale zu erl\xE4utern. Nur nimmt mich eines Wunder, da\xDF Johann Tschertschi, ehemaliger Rektor und Professor zu Scharosch- Patak*) in seinen observationibus Ortographico grammaticis de recta hungarice scribendi & loquendi ratione; Petrus Bod, in der Vorrede zur neuen Ausgabe des Dictionarii hungarici des Paris Papai, und Mathias Bel, dieser verdienstvolle Mann, in der

*) Ich habe Saros-Patak ganz ausgeschrieben und nicht abgek\xFCrzt, S. Patak, um nicht, wie David Sarkany Gelegenheit, zu geben, aus dem S. Patak, einen heiligen Patakum zu machen. Wie es Karl Andreas  Bel, Professor zu Leipzig gethan hat. Man siehe hievon D. Gottfried Schwarzens Versuch einer Beurtheilung der kritischen Schw\xE4nke \xFCber den 16. Psalm Davidsin einem  so genannten kritischen Collegio. Rintein 1764. 4. in der Vorrede pag. 2.3. wo er sagt: S. Patakus a sermonum de tempore  scriptoribus canonizatus. Den Fehler des Bels findet man in den zuverl\xE4\xDFigen  Nachrichten von dem gegenw\xE4rtigen Zustande der Wissenschaftgen auf das Jahr 1757. S. 406. So abgek\xFCrzt schreibt auch dieses Landst\xE4dtgen, in der ungarischen Gespannschaft Semplin, Lampe in seiner HIstoria Ecclesiae Reformatae in Ung.  & Transilv. p 589 - 598. ind. Conf. p. 493. Illicet nonnumquam etiam bonus  dormitat  Homerus!

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Vorrede zu seiner deutschen Grammatik, wo er doch die Geschichte der deutschen, b\xF6hmischen und lateinischen Sprache ganz k\xFCrzlich geliefert hat, zur Erl\xE4uterung der Geschichte der ungarischen Sprache nichts vorgetragen haben. Jedoch die Unzul\xE4nglichkeit der Quellen, wird wohl ohnfehlbar davon die Ursache gewesen seyn. Nun will ich es wagen, so viel es sich wird thun lassen, damit ich solches dem geehrten Publikum mittheilen k\xF6nne. Ich will auch dabey getreulich die Schriftsteller anzeigen, die ich zur Rathe gezogen habe.

\xA7. 1.

Priscus Rhetor erz\xE4hlet in seinen Excerptis de legat. p. 57. da\xDF Aetius ein r\xF6mischer Feldherr, dem Attila der Hunnen Heerf\xFChrer, einen gewissen Constantium zu dem Ende zugeschickt habe, damit er im Briefschreiben desselben beh\xFClflich seyn sollte. Ist dieser Bericht des Priscus gegr\xFCndet, so erhellet daraus, da\xDF die Hunnen zu denjenigen Zeiten in Wissenschaften sehr ungeschickt und unerfahren waren. Franciscus Foris Otrokoszi zieht diese ganze Erz\xE4hlung in seinen Origin Ung. P. 1. c.7.p. 318. & 319. in Zweifel. Laurentius Toppeltinus de Megyes hingegen behauptet in seinem Buche de origine & occasii Transylv. c. 8. p. 70. da\xDF die Hunnen, ehe sie den christlichen Glauben annahmen, nun, weder lesen noch schreiben konnten.

\xA7. 2.

Bey dieser Ungewi\xDFheit nun in der Behauptung des Satzes: ob die Hunnen einige Kenntni\xDF vom Lesen und Schreiben gehabt haben oder nicht, fragt es sich, welcher Art von Buchstaben sie sich eigentlich bedienet haben? Und hier will ich nach Anleitung des ber\xFChmten Bels in seiner exercitatione de vetere litteratura Hunno Scytbica p. 23. nur die verschiedenen Meynungen unserer Landsleute dar\xFCber anf\xFChren, und es einem jeden frey lassen, eine davon anzunehmen, welche er immer will. Denn in solchen Dunkelheiten, womit besonders die \xE4ltere Geschichte voll ist, kann man mit Gewi\xDFheit wenig behaupten, weil es uns an zuverl\xE4\xDFigen Quellen fehlet.

\xA7. 3.

Der angef\xFChrte Johann Tscherschi*), sagt in seinen bereits gedachten Observat. grammat. p. 1. \xA7. 2. Die Ungarn h\xE4tten sich, als sie noch in Scythien wohnten, eigener Buchstaben und Charaktere bedienet, und zwar so, da\xDF sie, von der rechten zur linken Hand, nach Art der Hebr\xE4er und \xFCbrigen Morgenl\xE4nder, schreiben. Und diese Art zu schreiben, treffe man noch bey den Sicklern in Siebenb\xFCrgen an. Albertus Molnar**)

*) Tchersi  starb im Jahre 1708 und hinterlie\xDF einen Sohn gleiches Namens, der sich  durch folgende Schriften ber\xFChmt machte. 1) Oratio secularis altero reformationis jubilaeo habita ad 31. Octobr. 1717. und 2) Aphorismi, in quibus antiquitates veterum Hebraeroum brevissimc exhibentur.   Bernae  1726. 8.

**) Albertus Molnar, ist zu Senitz im Jahre 1574.  gebohren, nachdem er zu Sankt

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in der Vorrede zu seiner ungarischen Grammatik S. 23. behauptet, da\xDF er diese Schreibart der Sickler nie gesehen habe, aber er bittet sich aus, wenn ja jemand einige Ueberbleibsel davon h\xE4tte, solche ihm zuzuschicken. Hingegen behauptet Georgius Csipk\xE9s *) Komaromi **) in seiner Ungaria illustrata p. 23. 24. da\xDF er solche selbst gehabt, und als solche angesehen habe, die zwar erstlich wahr ungrisch geschrieben waren, hernach aber mit r\xF6mischen Buchstaben w\xE4ren ausgedr\xFCckt worden. Dieser letztern Meynung pflichte ich selbst bey, und dieses zwar aus wichtigen Ursachen, die sich gar auf kein blindes Vorurtheil gr\xFCnden, und wor\xFCber ich n\xE4chstens meine Gedanken entdecken werde, wenn es mit Zeit und Mu\xDFe zulassen wird.

\xA7. 4.

So viel bleibt ausgemacht, da\xDF die alten Uguren, die wir vielmehr Ungarn nennen wollen, sich ihrer Muttersprache, weder bey \xF6ffentlichen noch besonderen Zusammenk\xFCnften und Versammlungen bedienet haben. Denn alle \xF6ffentliche Unterhandlungen und Statuten sind in lateinischer Sprache abgefast worden. Selbst die Urkunden der alten ungarischen K\xF6nige bezeigen dieses; und die \xE4ltesten Ges\xE4tze, welche im Corpore Juris hungarici befindlich sind, geben davon die bew\xE4rthesten Beweise.

\xA7. 5.

Freylich berufen sich einige darauf, da\xDF schon in dem bereits ber\xFChrten Corpore Juris hungarici eine Eydesformel befindlich sey, die in der ungarischen Sprache abgefa\xDFt ist, sie pflegt gemeiniglich dem Dekret des K\xF6niges Ludwig des I. beygef\xFCgt zu werden. Doch auf diesen Einwurft antworten wir: da\xDF solche erst im Jahre 1584. \xF6ffentlich bekannt gemacht w\xE4re worden, und zu ihrem Verfasser einen gewissen Mossoczius habe, der aber keine Anzeige macht, woher er solche hergenommen. In den aller\xE4ltesten Urkunden hat man sie nie wahrgenommen. Was aber dann?

G\xF6rgen, zu Debretzin und G\xFCnz, in den vaterl\xE4ndischen Schulen, seine Studien vollendet hatte, verf\xFCgte er sich nach Wittemberg, besuchtge Heidelberg, und endigte alsdann zu Stra\xDFburg den akademischen Lauf  seiner Wissenschaften. Er erhielt verschiedene Berufe; theils nach Patak als Professor, theils nach Fej\xE9rvar als Rektor, theils auch nach N\xE9meth-Ujvar als Rektor. Er schlug sie aber alle aus, und blieb zu Oppenheim. Seine vornehmsten Schriften sind folgende: 1. Lexicon Latino - graeco- Ungaricum & Ungarico Latinum. Frankfurth 1604. in gr. 8.  2) Seine ungrische Grammatik, gedruckt zu Hanau 1610. in 8. 3) Christianae religionis institutionem. Er starb zu Klausenburg in Siebenb\xFCrgen, wo Bisterius ihm folgende Grabschrift machte. Ungariae cunas; curas calami, thalamique, debeo Teutoniae; Dacia dat tumulum. Ein mehreres siehe bey Czwittinger sub littra M.

***) Wird in der Landessprache gelesen Tschipkisch.

****) War zu Debrezin erster Professor, dann reformierter Prediger, und ist theils wegen seiner ungarischen Bibel, theils auch wegen vieler anderen Schriften  ber\xFChmt, wor\xFCber sowohl Petrus Bod in seinem Magyar Athenas p. 146. als auch der bereits von mir angef\xFChrte Zwittinger sub littera K. nachzulesen.

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wenn sie zu den Zeiten Ludwigs erstlich in der lateinischen Sprache abgefa\xDFt, und alsdann von diesem Mossoczius, oder auch von einem andern ins Ungarische \xFCbersetzt worden w\xE4re. Selbst Joannes Corvinus de Hunyad *) der schwerlich recht latein gewu\xDFt hat, legte doch den Eyd der Treue in lateinischer Sprache ab, welches aus der Eydformel die man in demselben Dekrete antrift, wahrzunehmen ist.

\xA7. 6.

Wir k\xF6nnen daher in einer solchen Dunkelheit nichts mit Gewi\xDFheit behaupten, sondern m\xFCssen uns nur mit der besten Hofnung schmeicheln, da\xDF uns vielleicht die Zukunft, noch einstens, aus diesem Labyrinthe gl\xFCcklich heraushelfen, und eine Entdeckung machen lassen werde, wodurch diese Dunkelheit, aufgeheiterter vorkommen, und wir mit desto gewisserer Sicherheit werden schlie\xDFen k\xF6nnen, da\xDF Schriften oder Urkunden wirklich in Ungarischer Sprache sind abgefa\xDFt worden. Das aller\xE4lteste ungarische Buch, welches in dieser Sprache ist geschrieben worden, ist ohnfehlbar dieses, welches Georgius Ericus Weisbeck *) seiner epistola de eruditis Hungariae p. 4. anf\xFChret: n\xE4mlich Stephani Bythe, ehemaligen Hofprediger des Grafen Balthasar de Batthyan, Flora Ungarica die zu N\xE9meth-Ujvar im Jahre 1528. in 8. in der ungarischen Sprache herausgekommen ist.

\xA7. 7.

Hierauf kam zu Uj-Szigeth im Jahre 1539. in 8. Johannes Sylvestri **), ungarische Sprachlehre

*) Dieser Held ist in der ungarischen Geschichte,  viel zu bekannt,  als da\xDF ich seinen Charakter hier entwerfen sollte. Soviel erinnere ich blo\xDF, da\xDF er im Jahre 1445. da Ludovicus Posthumus nur erst das 5te Jahr seines Alters zur\xFCckgelegt hatte, mit einhelliger Stimme der Landesst\xE4nde zum Gouverneur des Landes ist erkl\xE4ret worden. Bey welcher Gelegenheit er auch den Eydder Treue ablegen mu\xDFte. Vid. Francisci Oroszii Orationes regum & principum magni regni Hungariae p. 297.

*) Gregorius Ericus Weisbeck, war ein Sohn des ehemaligen Johannes Weisbeck, Evangelischen Predigers zu Pre\xDFburg, studirte zu Leipzig, wurde erste Konrektor zu Pre\xDFburg, nachdem es ihm da nicht gefiel, verlie\xDF er seine Vaterstadt, begab sich nach Deutschland, wo er erst zu Alsleben, dann Halberstadt Superintendent worden. Er starb im Jahre 1746. Von seinen Schriften ist mir blos dieses angef\xFChrte Manuscript bekannt, davon ich einige Ausz\xFCge besitze. Diesen Brief schrieb er an Johannem Burium, Prediger zu Neusohl.

**) Wer dieser Johannes Sylvester, den einige Sylvassy oder Serestely nennen wollen, gewesen sey, ist mir unbekannt. So viel wei\xDF ich, das Petrus Monedulatus Lascovius, Pannonius in seinem  Buche, welches ich besitze: de homine magno illo in rerum natura miraculo, & partibus ejus essentialibus, besonders aber in seiner Vorrede, wo er die Anzeige von den Namen derjenigen Ungarn macht, die vom Jahre 1522 bis 1585.  zu Wittenberg studiret haben, auch unsern Johannes Sylvester seu alias sagt er Erd\xF6ssy, anf\xFChrt, und zwar im Jahre 1534.  Zu gleicher Zeit studirte auch mit ihm Lukas Sylvester: ob er sein Bruder,  oder nur ein naher Freund gewesen, wird daselbst nicht erinnert. Auch hat dazumal, der nachmalige Buchdrucker zu Uj- Szigeth Benedctus Abadi, mit unserem Sylvester studirt.

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aus, und bald darauf im Jahre 1541 in 4. das erste ungarische e neue Testament zum Vorschein, welches auch diesen Sylvester zum Uebersetzer hatte. Er eignete diese seine Arbeit dem r\xF6mischen K\xF6nige Ferdinand dem I. zu. Am Ende des Buches lieset man diese Worte: Uj - Szigethben Abadi Benedek nyomtatta vala 1541. esztend\xF6ben. Dieses ist aber dabey wohl zu merken, da\xDF er anstatt gy, ny, schreibe g' n' und anstatt das lange a der Ungarn so \xE1 zu zeichnen, zeichnet er also \xE2.

\xA7. 8.

Von dieser Zeit an bis auf unsere gegenw\xE4rtige, finden wir schon hinl\xE4ngliche Schriften in dieser unserer Landessprache gedruckt. Ja man bem\xFChet sich sogar die sch\xF6nstern moralischen und historischen Werke der Deutschen, um den Geschmack der Ungarn, bey Erlernung der sch\xF6nen Wissenschaften, zu bilden, und demselben eine ganz andere Gestalt zu geben, in diese Sprache zu \xFCbersetzen. So ist vor nicht gar langer Zeit, des unvergleichlichen Gellerts schwedische Gr\xE4finn, ins Ungarische \xFCbersetzt, in Siebenb\xFCrgen harausgekommen, und der n\xE4mliche Verfasser verspricht in der Vorrede, ein gleiches auch mit den \xFCbrigen Werken desselben vorzunehmen. Ich k\xF6nnte hier viele andere \xFCbersetzte Werke anf\xFChren, ich gedenke aber dieses bey einer andern Gelegenheit zu leisten. Von der ohnl\xE4ngst zum Vorschein gekommenen wohlgerathenen Uebersetzung der Cassandra ist in diesem Jahrgange unserer Bl\xE4tter gehandelt worden. Nur einen Umstand noch, kann ich hier mit Stillschweigen nicht \xFCbergehen, n\xE4mlich die r\xFChmlichen Bem\xFChungen einiger meinigen Landsleute. Mit wie vielem Vergn\xFCgen w\xFCrde ich ihre Namen hersetzen, wenn ihr Unternehmen mit einem gl\xFCcklichen Ausgange gekr\xF6net worden w\xE4re. So aber soll so gar der Ort, wo sich diese Gesellschaft formirte ungenennet bleiben.

\xA7. 9.

Diese damals junge Patrioten wollten im Jahre 1730. eine Gesellschaft zur Verbesserung der ungarischen Sprache, nach dem Beyspiel der zur Verbesserung der deutschen Sprache entstandenen Societ\xE4ten errichten. Sie setzten folgende Gesetze fest:

a) es sollte der Gesellschaft frey stehen, den Geschicktesten zum Vorsteher zu ernennen, dieser sollte El\xF6lj\xE1r\xF3 heisssen, und den ersten Sitz haben.

b) Der f\xFCr die gesellschaftlichen Sachen, Sorge tragen w\xFCrde, sollte den zweyten Rang haben, und Gondvisel\xF6 heissen.

c) Zu den Zusammenk\xFCnften sollten w\xF6chentlich zwo Stunden bestimmet seyn. Bey welcher Gelegenheit ein Mitglied, eine lesungsw\xFCrdige Abhandlung vorlesen, und diese alsdann von den \xFCbrigen, nach den Regeln der strengsten Kritik beurtheilet werden sollte.

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An dieser entstandenen Gesellschaft waren Vorsatz und Absichten lobenswerth, nur zu bedauern ist es, da\xDF es ihr an Unterst\xFCtzung und Aufmunterung fehlte, und da\xDF daher der Eifer, mit welchen die Sache angefangen worden, sehr bald erkalten mu\xDFte. Wie viel sch\xF6ne Uebersetzungen, und vielleicht auch Originalschriftsteller w\xFCrde jetzt Ungerland aufzuweisen haben, wenn dieses gemeinn\xFCtzige Vorhaben zu seiner v\xF6lligen Reife gekommen w\xE4r.

K. n. S. in E

II. Vermischte Nachrichten.

Wir haben in unsern Bl\xE4ttern schon manchmal die Werke geschickter K\xFCnstler angepriesen. Wir thun es auch itzo, da wir dem Publikum einen geschickten Orgelbauer, Namens Ignatz Johann Foglar aus M\xE4hren geb\xFCrtig, in Kremnitz aber wohnhaft, anzeigen, der bereits vor einigen Jahren in M\xE4hren und Pohlen verschiedene wohl eingerichtete und dauerhafte Orgeln, auch unter andern ein k\xFCnstliches und gro\xDFes Orgelwerk zu Chielz in der Waywodschaft Sendomir, welches aus 24. Ver\xE4nderungen bestehet, verfertiget hat. Denen Liebhabern sch\xF6ner Orgeln, wie auch Vorstehern neu zu erbauender Kirchen, wollen wir jede von diesen Ver\xE4nderungen besonders anzeigen. Es sind:

Zw\xF6lfe im Manual oder Hauptwerke.

Principal, stehet vorne im Gesichte, und hat 8 Fu\xDF: ist von Zinn.

Salicianal, 8 Fu\xDF: ist von Metall.

Quintad na, 8 Fu\xDF: von Metall.

Flautravers ist offen, 8 Fu\xDF: von Holz.

Principal, 4 Fu\xDF, von Metall.

Quintamajor, 3 Fu\xDF: von Metall.

Oktava, 2 Fu\xDF: auch von Metall.

Flauta amabilis, 4 Fu\xDF: von Metall.

Sesquialtera, beynahe 2 Fu\xDF: von Metall.

Spitzfl\xF6te, 4 Fu\xDF: von Metall.

Sedecima, 1 Fu\xDF: von Metall.

Mixtur, 1 Fu\xDF, ist dreyfach prima, quinta und oktava.

Sechse stehen im Pedal.

Subbatz, 16 Fu\xDF: von Metall. Salicianal, 8 Fu\xDF: von Metall,

Principal, vorne 8 Fu\xDF: von Zinn.

Rohrfl\xF6te, 4 Fu\xDF: von Metall.

Oktav vom Principal, 4 Fu\xDF: von Metall.

Mixtur, 4 Fu\xDF: zweyfach oktav und quinte.

Eben soviel sind im Positiv oder Brustwerke.

Principal, 4 Fu\xDF: von Metall.

Flauta major, von Holz.

Flauta minor, von Holz.

Oktav, 2 Fu\xDF: von Metall.

Fugara, 4 Fu\xDF: von Metall.

Sedecima, 1 Fu\xDF von Metall.

Und dann befinden sich noch zwo, den Paukenton nachahmende Pfeifen, in dem Hauptwerke.

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Dieser K\xFCnstler hat w\xE4hrend seines Aufenthalts in Kremnitz noch ein andres Kunstst\xFCck verfertiget. Es bestehet dasselbe aus einem fein und gut ausgearbeiteten Spinet, welches in einem so genannten Komodekasten, oben hinter dem Schreibepult, verstecket ist. Dieses wird nicht gesehen. Durch ein neben dem Schreibpult befindliches Tr\xF6pflein, wird das ganze Werk in Bewegung gebracht; wenn dieses niedergedruckt wird, so spielet es verschiedene St\xFCckchen. Wenn man den Schreibpult aufschlie\xDFet, so erblicket man die Tangenden von c. bis ins gestrichene f. Diese Klaviatur ist aber solchergestalt eingerichtet, da\xDF die innerhalb verborgene Maschine sowol diese Tangenden, nach Beschaffenheit der Melodie und des Basses unter w\xE4hrendem Spielen niederdr\xFCcken: als auch, da\xDF sie von einem K\xFCnstler, wie auf einem Fl\xFCgel gespielet werden k\xF6nnnen. Die Maschine bestehet aus einer Walze, auf welchem 6 bis 7 St\xFCcke aufgetragen, oder aufgestochen sind; und dann einem gleichfalls in dem Instrument verborgenen Uhrwerke, welches wann das St\xFCck ist dreymal geh\xF6ret worden, wieder mit einem besondern Uhrschl\xFCssel aufgezogen, und in Bewegbung gesetzet wird.

Man k\xF6nnte noch mehrere Walzen, und wenns auch 100. w\xE4ren, jede mit 6 bis 7 St\xFCcken versehen, hierzu verfertigen, welche alle nach einander, weil eine jede sich ganz leicht herausnehmen l\xE4st, hinein geschoben werden k\xF6nnte. Will ein Klaviermeister selbst darauf spielen, so darf er nur die Klaviatur ein wenig herausr\xFCcken, und alsdenn alles spielen, was auf einem ordentlichen Klavier oder Fl\xFCgel geschlagen werden darf.

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Fortsetzung, der verschiedenen Gebr\xE4uche fremder V\xF6lker, bey ihren Verheurathungen.

Auf der Goldk\xFCste *) nimmt ein jeder Mann so viele Weiber, als er erhalten kann; und aus der Anzahl derselben, berurtheilet man, den Reichthum und das Ansehen. — Alle Weiber bauen das Feld, bey reichen Leuten aber sind zwey davon befreyet. Die erstere hei\xDFt die gro\xDFe Frau, und hat die Regierung und Aufsicht im Hause. Die andere hei\xDFet die Bossan, weil sie ihrer Gottheit geweihet ist. Der Mann ist dieser beyden Weiber wegen sets eifers\xFCchtig, vorn\xE4mlich aber, wegen der letzteren, welche meist erkauft Sklavinnen, und sehr sch\xF6n sind. Bey diesen schlafen sie aus Religionsgr\xFCnden, haupts\xE4chlich aber am Dienstage, welches ihr Sabbath ist. Sonst hat die gro\xDFe Frau das Vorrecht, da\xDF sie die Gesellschaft ihres Mannes drey N\xE4chte in der Woche fordern kann, da die andern nur auf eine Anspr\xFCche machen k\xF6nnen. Sie leben aber dennoch meistentheils in guter Eintracht

*) Aus Bosmas, und Villaults Reisen.

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beysammen. Eine Frau, welche in der Hofnung ist, wird sehr geehret, und wenn es mit dem ersten Kinde ist, so werden ihrer gl\xFCcklichen Entbindung wegen, dem G\xF6tzen reichliche Opfer gebracht. Sobald sie sich in gesegneten Umst\xE4nden befindet, bringt man sie an das Ufer, wohin ihr eine menge Knaben und M\xE4gdchen folgen, und sie best\xE4ndig mit Koth und Unflat bewerfen. An der See taucht sie sich einigemal unter, und w\xE4scht sich auf das reinlichste. Man glaubt, da\xDF entweder die Mutter oder das Kind sterben m\xFC\xDFten, wenn man diese Gewohnheit unterlie\xDFe. — Sobald eine Frau ihre nahe Entbindung vermuthet, wird solches der ganzen Nachbarschaft angezeiget; und sogleich versammlet sich eine Menge von Leuten beyderley Geschlechtes um sie, in deren Mitte sie ohne allen Scheu entbunden wird. Dieses dauert selten \xFCber eine Viertelstunde, und ist weder mit Geschrey, oder oder andern Zeichen eines Schmerzes begleitet. Gleich nach ihrer Entbindung, giebt man ihr Wein und Brandtwein, mit Pfeffer vermengt, und | l\xE4\xDFt sie drey Stunden lang ruhen, hernach aber stehet sie auf, w\xE4scht das Kind, und gehet wieder ihren Gesch\xE4ften nach. — Wann eine Frau die eheliche Treue bricht, so kann sie der Mann verjagen, und eine andere nehmen. — Aber einige Schwarze heurathen blo\xDF darum viele Weiber, damit sie Geld gewinnen . Diese sind in der That mit ihrem Schicksal zufrieden, und geben ihren Weibern v\xF6llige Erlaubni\xDF, andere M\xE4nner zu ihren Besuchen anzureitzen, welche wann dieses geschehen, es sogleich ihren M\xE4nnern erz\xE4hlen, die dann solche V\xF6gel recht gut zu rupfen wissen. Auf diese Art d\xE4rfen die Weiber ihrer Regierung, ohne die mindeste Gefahr folgen, indeme sie zugleich den Nutzen ihrer M\xE4nner bef\xF6rdern. — Diese Gewohnheit herrschet aber nur unter den Schwarzen an der K\xFCste, dann die innl\xE4ndischen sind viel strenger. Einer Weibsperson, die in der Untreue betretten wird, kostet es allzeit das Leben, wofern der aufgebrachte Ehemann, von ihren Verwandten durch ansehnliche Geldsummen, nicht befriediget wird. — Ob nun glech die M\xE4nner so viel eheliche Treue von ihren Weibern fordern; so k\xF6nnen sie sich doch mit andern ungescheut lustig machen, ohne von ihren Weibern deswegen zur Rede gesetzet zu werden.

(Die Fortsetzung wird folgen.)


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r3 - 12 Mar 2012, AgostonBernad
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