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V. Jahrgang, XXVI. St\xFCck, den 28. Junii 1775.

I. Wissenschaften.

Ungarische Numismatik

Ein gemeiner Ducaten Ludwigs des ersten K\xF6niges von Ungarn, vom Jahre 1342. bis 1382.

I. Beschreibung der M\xFCnze

Die Hauptseite dieser Goldm\xFCnze, enth\xE4lt einen nach der L\xE4nge getheilten dreyeckigten Schild, mit dem ungarischen und neapolitanischen Wappen, in einer ans sechs Bogen bestehenden zierlichen Einfassung. Die Umschrift hei\xDFt: + LODOUICI D.ei G.ratia R.egis VNGARIE (scil. moneta. aurea) Auf der Reversseite erscheint der heilige Ladislaus, ehemaliger K\xF6nig in Ungarn, vow\xE4rts sehend, mit einem k\xF6niglichen Mantel bekleidet, die Streitaxt in der rechten, und den Reichsapfel in der linken Hand haltend. Das gekr\xF6nte Haupt des heiligen K\xF6niges, ist mit einem Schein umgeben; beyde Seiten aber, mit vier untereinander gesetzten Lilien bes\xE4et, wor\xFCber zur linken eine kleine Krone stehet. Die Umschrift ist: SANTUS (Sanctus) LADISLAUS. R. ex. Die lateinischen Buchstaben, arten hier schon gr\xF6\xDFtentheils, in die so genannte M\xF6nchsschrift.

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II. Historische Erkl\xE4rung.

Unsre ungarischen K\xF6nige, haben von jeher, nicht nur silberne Denarios, in gro\xDFer Menge; sondern auch goldene M\xFCnzen, da sie das Metall dazu im Lande h\xE4ufig hatten, auspr\xE4gen lassen *). Unter dem heiligen Ladislaus, waren die Byzantiner * *) in Ungarn schon stark gang und g\xE4be, wie dieses aus seinen De-

*) Der kaiserliche Antiquarius Herr von Haer\xE4us konte von dem ersten ungarischen K\xF6nige Stephan dem Heiligen, einen goldenen Bracteaten aufweisen. S. des ber\xFChmten Joh. Jac. Mosers 15te Anmerkung \xFCber Joh. Peters v. Ludwig, Einleitung zu dem deutschen M\xFCnzwesen, mittlerer Zeiten Seite 67. Unser gelehrter H. D. Schwarz erw\xE4hnt auch eines goldenen Bracteatens von diesem K\xF6nige, welcher in dem weltber\xFChmten M\xFCnzschatz zu Gotha aufbehalten wird, in seiner Commentation: Samuel Rex Hungariae, qui vulgo Aba audit, &c. Seite 53. In der allgemeinen Einleitung, in das ungarische M\xFCnzwesen, werden wir davon umst\xE4ndlich handeln.

**) Die goldenen M\xFCnzen wurden ehedem Byzantii, Byzantiner genennet. Byzantii aber, waren goldene M\xFCnzen, welche unter den griechischen Kaisern, zu Konstantinopel gepr\xE4get waren. Diese Art Goldm\xFCnzen kamen erstlich in Italien in Gang, hernach aber auch in andern europ\xE4ischen L\xE4ndern, ja sie hatten nicht nur in den europ\xE4ischen L\xE4ndern einen starken Lauf: sondern die europ\xE4ischen Regenten, fiengen sehr zeitig an, dieselben nachpr\xE4gen zu lassen, welchen der Name, der ehedem nur jenen eigen gewesen, n\xE4mlich Byzantiner gleichfalls beygeleget worden ist. Mehrere Nachrichten, davon kann man lesen, in Du Prelne dissert. de inferioris aevi numismatibus, und Josephi Liruti a Valle Frigida, Dissertatione sopra la moneta die Friuli, Cap. 22. bey Argelato de monetis Italiae Part II. pag. 168. sequ.

creten in dem ungarischen Gesetzbuch oder Corpore Juris, zur Gen\xFCge erhellet. Die nachfolgenden K\xF6nige haben, bis auf Karl den I. diese Gattung Goldm\xFCnzen, im Lande, nach dem Beyspiel anderer europ\xE4ischen F\xFCrsten, beybehalten *). Karl der I. hat darauf aus nachahmung seiner neaplitanischen k\xF6niglichen Vorfahren, an statt der Byzantiner, die Florenen oder Goldgulden eingef\xFChret, und alles Gold, nach florentinisch- neapolitanischen Schrot und Korn ausm\xFCnzen lassen, wie wir dieses ein andersmal ausf\xFChrlicher vorzutragen gedenken. Das Decret dieses K\xF6niges, vom Jahre 1342 in dem Corpore Juris Hungarici, P. I. pag. 159. u. f. der neuesten Tyrnauer Ausgabe, sagt es uns * *) Sein

*) Ob Ladislaus der I. und seine Nachfolger Bela der I. und Geysa der II. zu Constantinopel,oder aber im Lande selbst, Goldm\xFCnzen, nach dem Bizantinischen Schrot und Korn, schlagen liessen; oder, ob sie nur die Byzantinerm, der griechischen Kaiser, im K\xF6nigreich Ungarn einf\xFChrten, und auch best\xE4ndig bearbeiteten, wird wohl bey der so gro\xDFen Dunkelheit der Geschichte hierinnen, und dem Mangel an zuverl\xE4ssigen Zeugnissen, nicht eher mit Gewi\xDFheit entschieden werden, als wenn eine solche Goldm\xFCnze, durch einen gl\xFCcklichen Zufall zum Vorschein kommen sollte, und diese w\xFCrde die gr\xF6\xDFte Zierde eines ungarischen M\xFCnzkabinets seyn. Denn alles, was die \xE4ltesten Zeitb\xFCcher davon sagen, ist so viel: Byzantiosque permisit currere per districtum regni sui. Wie unbestimmt ist dieses. In der allgemeinen Einleitung, wollen wir einige Muthma\xDFungen dar\xFCber wagen.

**) Da\xDF Karl der I. Florenen oder Goldgulden (florenus auri ) zuerst in Ungarn schlagen lassen, haben unsere Numismatiker, bis jetzt durchg\xE4ngig behauptet. Es sind auch die Goldgulden desselben, zur Zeit, die ersten, in dem ungarischen Dukatenfach. Wir wollen bey Erl\xE4uterung eines solchen Goldguldens, uns umst\xE4ndlicher hier\xFCber erkl\xE4ren. Wenn einem Diplom Ladislai des IV. vom Jahre 1278, beym Wagner. Analect. Scepusii P. I. pag. 118. sequ. zu trauen ist, so wird es sehr wahrscheinlich, da\xDF schon unter diesem K\xF6nige, die Byzantiner in Abschlag gekommen, und an deren Stelle, Goldgulden, wenigstens florentinische Goldgulden eingef\xFChret werden, und ziemlich im Gang gewesen sind. Die Worte des Diploms lauten also: Quod annuatim - - - idem Elias Comes - assumsit solvere unum florenum auri &c. Karl der I. der im Jahre 1312. Dieses Diplom best\xE4ttiget hat, setzt die Richtigkeit der Wagnerischen Lesart au\xDFer Zweifel, mit den Worten: qoud florenum auri,  quem nobis ratione  terragii-----secundum tenorem privilegii ipsius Regis Ladislai superius inserti, dare tenerentur. Um das Jahr 1250- sind die Goldgulden zu Florenz . aufgekommen, von da aus haben sie sich bald, durch den starken Handel, den diese Stadt damals f\xFChrte, in den benachbarten L\xE4ndern ausgebreitet, wie dieses der Verfasser notitiae Urbium Mscpt. bey Muratorio de monetis  Italiae pag. 60. bezeuget. Es konnten Cj also schon um das Jahr 1278. florentinische Goldgulden in Ungarn gang und g\xE4be seyn; zumal da Ladislaus der IV. eine Italienische Prinze\xDFin, des K\xF6niges von Sicilien, Karl des I. Tochter zur Gemahlinn hatte. Doch wir getrauen uns vor jetzt, noch nichts zu entscheiden, bis wir davon mehrere Urkunden und Beweise in die H\xE4nde bekommen.

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Sohn und Nachfolger, Ludwig der gro\xDFe, hat diese Art Goldm\xFCnzen beybehalten, und alle nachfolgende K\xF6nige von Ungarn, wiewohl mit einigen Ab\xE4nderungen, wie wir es in der Folge unserer M\xFCnzarbeit, bemerken werden.

Von Ludwig dem I. hat man Goldgulden, von zweyerley Schlag. Die eine Art derselben f\xFChret auf dem Reverse, das Bild des heiligen Johann des Taufers, und auf dem Avers, entweder eine Lilie, oder das ungarisch-neopolitanische Wappen *). Diese sind h\xF6chst rar. Die zweyte Gattung ist diejenige, die wir hier in Kupfer vorstellen, mit dem Bildni\xDF des heiligen Ladislaus, welche auch zu den seltenen in dem ungarischen Ducatenfach zu zehlen ist. Es ist dieses die erste Goldm\xFCnze mit dem Bild des heiligen Ladislaus. In dieser Stellung — kommt das Bild dieses heiligen, auf allen ungarischen Ducaten vor, bis auf den K\xF6nig Mathias den II. aus dem glorw\xFCrdigen Erzhause von \xD6sterreich, der hierinne eine Aenderung macht, und statt des heiligen K\xF6niges, sein eigenes Bildni\xDF, auf die Ducaten pr\xE4gen lie\xDF. Ja Ludwig der Gro\xDFe, hat auch auf einige seiner Silberm\xFCnzen, davon wir ein gut conservirtes Original besitzen, den heiligen Ladislaus, in der n\xE4mlichen Stellung, schlagen lassen, welches man weder auf einer \xE4ltern zur Zeit bekannten Silberm\xFCnze, noch auf den silbernen Denariis der nachfolgenden K\xF6nige antreffen wird.

(Die Fortsetzung folgt.)

*) Accurate Abbildungen derselben, wird man finden, in D. Burgharts Supplementen, zu des Jacob a Mellen, Serie Regum Hungariae, e numis aureis. Tab. II. n. 19. 20.

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II. Vermischte Nachrichten.

Fortsetzung der Muthma\xDFungen, von dem Ursprung und dem rechten Vaterlande der Zigeuner.

Wir wollen einen Versuch wagen, und sehen, ob es nicht m\xF6glich w\xE4re; den Ursprung dieses Volks in einer ganz andern Weltgegend zu entdecken, und ob eine Muthma\xDFung (denn f\xFCr keine Gewi\xDFheit wollen wir sie nicht ausgeben) die wir hier vorlegen, nicht eben so viel Wahrscheinliches auf ihrer Seite haben m\xF6chte, als des Vulkanius seine; ob sie gleich von denen meisten entweder verworfen, oder vernachl\xE4\xDFiget worden ist; weil man best\xE4ndig nur darauf bedacht gewesen, die eigene Aussage der Zigeuner wahrscheinlich oder glaubw\xFCrdig zu machen. Wir lesen in der Geschichte der Mogolen von einem gewissen Chan oder Beherrscher dieses Volks, der uns, als ein Stifter der ersten Periode in der mogolischen Monarchie, vom Jahre 1206. beschrieben wird. *) Dieser

*) Wenn wir hier von der mogolischen Monarchie reden, so ist darunter nicht diese zu verstehen, welche noch heute in Indien von dem gro\xDFen Mogol beherrschet wird; indem diese erst im Jahre 1498. von Babur gestiftet worden ist; jene hingegen von Dschingis Chan im Jahre 1206. S. Schl\xF6tzers Vorstellung seiner Universalhistorie, von Mogolen S. 212. u. f.

hie\xDF Cinghis Chan, oder nach der Arabischen Schreibart Dschinkis Chan, dessen Descendenten nach seinem Tode lange Jahre, doch mit abwechslendem, Gl\xFCcke dieses Volk beherrschten. Dieses Haus oder Geschlecht derer Cinghis Chan, stehet noch heute unter dem Krimischen Tartarn, die doch ohnstreitig wahre Abk\xF6mmlinge der Mogolen sind, im Flor und gro\xDFen Ansehen; zumalen auch in dem letzten Friedensschlu\xDF zwischen Ru\xDFland und der Pforte dieses fest gesetzet worden, da\xDF die Krimischen Tartarn und alle dahin geh\xF6rigen V\xF6lker, sich allezeit einen Chan aus dem Cinghis Chanischen Stamme nehmen sollenund m\xFCssen. Halte man nun den Namen Zindelo, dessen Aventinus **) als eines Zigeunerischen K\xF6niges oder Herzogs gedenket, gegeneinander, und stelle zwischen beyden eine Vergleichung an, so wird man sichs bald vorstellen k\xF6nnen, wie durch ein blosses Mi\xDFverst\xE4ndni\xDF, aus einem Cinghis ein Zindelo, oder Zinadel entstehen konnte. Wenn man ferner bendenkt, da\xDF die Namen einer Familie, gesetzt, wenn auch die Sprache eine Volks untergehet, dennoch unverr\xFCckt und unge\xE4ndert beybehalten werden, weil man darauf seine Rechte pfleget zu gr\xFCnden, so ist es gar nicht ungereimt zu schlie\xDFen, da\xDF Zindelo eintweder ein wahrer oder auch nur ein angema\xDFter Anverwand-

**) Avent. Annales Boiarum Lib. VII. pag. 509.

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ter der Dschinkiser gewesen seyn mag. Als sich nun nach der Zeit das ungeheure Reich der Mogolen, wegen seiner Weitl\xE4uftigkeit zerdr\xFCmmerte, und in sieben von einander abgesonderte Hauptstaaten zerfiel: so wurde unter diesen einer Dschagatai genennet, und ihr Chan, der Dschagataische Chan: ein andere Stadt hie\xDF Dsongar, und seine Gleider Dsongari. Endlich hat sich auch in dem letzten Kriege zwischen Ru\xDFland und der Pforte, ein Heerf\xFChrer der kr\xFCmmischen Tartarn herf\xFCrgethan, den man Devlet Sveray nannte. Lauter Benennungen, die mit der Zigeunersprache, so wie dieselbe noch heute unter ihnen im Gange ist, die gr\xF6\xDFte Verwandtschaft haben *) Wenn wir uns weiter vorstellen, da\xDF die Mogolen ein schmutziges Volk waren * *) welches sich in gewisse Hor-

*) Dschagatai, kan von dem Zigeunerischen Wort Dscha d. i. geh, hergeleitet werden, und so viel, als ein herumstreichendes Volk bedeuten. Dsongari, und Zingari, ist fast einerley. Devlet, stammen vielleicht von Devla her, worunter die Zigeuner die Gottheit verstehen, und kann bey denen Tartarn auch ein Name seyn, womit sie alles, was hoch und ansehnlich ist, verehren. Wenn jemand diese beyde Sprachen vollkommen in seiner Gewalt h\xE4tte, so ist nicht zu zweifeln, er k\xF6nnte viel \xE4hnliches darinnen finden und entdecken.

**) Zwinger in theatr. vitae hum. Vol. 17. pag. 3900. giebet uns von denen Tartarn folgenden Abri\xDF, dessen Bild mit der . Lebensart der Zigeuner sehr genau \xFCbereinkommet: Uno in loco non diu commorantur, sed depastis pascuis, cum armentis uxoribus & liberis, quos in plaustris & equit secum circumserunt, alio commigrant, gravem  infelicitatem putantes, diu in codem loco morari itaque liberis suis sic grave malum imprecantur: Utinam eodem in loco perinde ut Christianus perpetuo haereas, propriumque foetorem olfacias. An einem Orte halten sie sich nicht lange auf, sondern wenn die Wayden einmal abgeh\xFCtet worden, so ziehen sie mit ihren Viehe Weibern und Kindern, welche sie auf Karren und Pferden mitschleppen anderswohin. Sie halten es f\xFCr ein gro\xDFes Ungl\xFCck an einem Orte lange zu verbleiben: eben deswegen, wenn sie ihren Kindern etwas Uebels auf den Hals w\xFCnschen wollen, so pflegen sie zu sagen: da\xDF sie an dem n\xE4mlichen Orte, eben so wie die Christen, immer verbleiben, und den eigenen Gestank riechen m\xFCssen.  Conf. Bilder Geographie S. 335. Die Tartarn sind Leute von einer schwarzbraunen Farbe, stark vom Leibe und mitttler Statur. Ihre Kost ist Pferdefleisch, welches sie von gefallenen Aesern nehmen. Sie schlagen gemeiniglich ihre Zelte in offenen Feldern auf, und pflanzen dieselben von einem Orte zum andern.

den, deren jedwede au\xDFer dem Gro\xDFchan, ihren besondern Chan hatte, getheilet hatte, und da\xDF dieses Volk um das Jahr 1401. in dem westlichen Asien, nahe an den Staaten der Osmanner herumschw\xE4rmte: wie leicht konnte es angehen, da\xDF sich einige, und zwar solche Horden, die aus den niedertr\xE4chtigsten Leuten bestunden, von dem gro\xDFen Haufen abgerissen, und sich bald darauf, theils in Africa theils in Europa ausgebreitet haben? Hieraus ist eben zu ersehen, wie sowohl die Sprache dieser beyden V\xF6lker, als auch ihre Sitten, nebsts denen historischen Umst\xE4nden, unserer Muthma\xDFung von dem Ursprunge und dem rechten Vaterlande der Zigeuner,

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gar im geringsten nicht entgegen sind.

Nun ist nichts mehr \xFCbrig, als da\xDF wir auch noch etwas von ihrer eigenen Tradition sagen, worauf sich diejenigen so gro\xDFe Rechnung machen, die das Zigeunervolk, f\xFCr urspr\xFCnglich und gebohrne Egyptier, meistens deswegen halten wollen; weil sie dieses selbst gestanden und gesagt haben. Wir k\xF6nnen aber dagegen mit eben solcher Zuverl\xE4\xDFigkeit darthun und behaupten, da\xDF sie sich zuweilen auch Tartarn nannten. Es bezeuget zwar dieses, so viel uns wissend, au\xDFer Zierizio *) sonsten niemand; allen Zierizius ist ein glaubw\xFCrdiger Schriftsteller, und der Name Tartarn, Thatern und Tatten, welchen man den Zigeunern nicht allein in Deutschland, sondern auch in Ungarn mehrmalen, sowohl im gemeinen Sprachgebrauch, als auch in \xF6ffentlichen Schriften * *) beygeleget hat, kann diesem Zeugni\xDF das gr\xF6\xDFte Gewicht geben. Denn eben so, wie der Name Egyptier und

*) Zierzieus c. 39. ad Const. Carol. V.

**) Mandatum poenale Com. a Stolberg A. 1579. Septemb. Conradi Spervogel,Diarium ad A. 1534. in Manuscripto originali p. 300. Dominica ante Philippi & Jacobi Dominus de Csernako (Capitaneus Leutschoviensis) misit aliquos equites ad novam Villam (Neudorff) ub jacuerunt Pagani nominantur die Ziganen. Vid. Selecta ex Chronicis Leibitzeriana ad eundem annum in Analect. Scepusii Caroli Wagner P. II. pag. 52.

Pharaoner, sich auf ihre eigene Aussage gr\xFCndet: also konnte auch der Name Tartarn, den n\xE4mlichen Ursprung haben. Da\xDF aber die Zigeuner weder in der Sprache, noch in den Sitten mit denen Egyptiern \xFCbereinkommen, solches sagt Ahasv. Fritschius mit ausdr\xFCcklichen Worten *). Es lassen sich doch beyde Muthma\xDFungen auf eine gewisse Art vereingen: indem es nicht unm\xF6glich ist, da\xDF diese Landstreicher auch in Egypten gewesen sind, und sich eine Zeitlang daselbst aufgehalten haben, ehe und bevor sie in unsere Gegenden einr\xFCckten. Vom Jahre 1401 da sie sich von dem gro\xDFen Haufen der Mogolen, wie wir oben erinnerten, abgerissen hatten, bis 1411. und weiter hinaus, da sie sich hier sehen lie\xDFen, und also innerhalb zehen oder auch mehr Jahren, haben sie wohl Zeit genug gehabt, bey ihrer gew\xF6hnlichen Wanderungssucht, diesen Plan auszuf\xFChren. Nachdeme aber Einigen von ihnen der Wohnplatz in Egypten nicht allerdings anst\xE4ndig war, aber wie Vulcanius meynet, da\xDF sie von dem Sultan vertrieben worden w\xE4ren, so konnte es geschehen, da\xDF sie, mit Zurc\xFCklassung eines Theils von ihrem Volke, deren Nachkommen noch heute da

***) Ahasv. Fritschii, Diatribe hist. politic. de Ziganorum origine &c. Aegyptios esse, ut vulgo quidem persuatum, non facile dixerim, com moribus ac linguae Aegyptorum dissimilimi semper fuerint.

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zu sehen sind, davon, und durch Pal\xE4stinam, Syrien, klein Asien, \xFCber den Hellespont, bis die Gegenden an der Donau und so weiter vorger\xFCckt sind. Und auf diese Art, k\xF6nnte man des Vulkanius Meynung gelten lassen und zugeben, da\xDF die Zigeuner zwar aus Nubien oder Egypten anhero kommen, dem ungeachtet aber, dennoch urspr\xFCnglich von denen Mogolen und Tartarn abstammen k\xF6nnen.

Diejenigen die das Zigeunergeschlecht von Hunnen, Arabern Patschinaciten, und dieser Art V\xF6lkern herleiten, weichen von unerer Meynung nicht g\xE4nzlich ab; indem es noch unausgemacht ist, ob die Hunnen des Attila, nicht auch schon Mogolen gewesen sind*)? Nur da\xDF diese weiter

*) Schl\xF6zer sagt in der Vorstellung seiner Universal hist. S. 212. Vermuthlich waren schon die Hunnen des Attila Mogolen. Und der ber\xFChmte Georg Pray, der wegen seiner historischen Kenntni\xDF seinem Vaterland Ehre machet, hat der gelehrten Welt eben dieses R\xE4tzel vorgelegt, indem er eine ganze Sammlung Mogolischer W\xF6rter, die mit der hungarischen Sprache \xFCberein kommen, anf\xFChret, und endlich hinzusetzet: Quod si his ea jungamus, quae olim de Mogolibus congesseram, & cum nostris, ut ex contentione vocum constabit, pulchre consentiunt, fortasse erunt ex viris cruditis, quibus occasio ad manum erit, nec exotica despicatui sunt, qui id sibi dent operae, ut affinitatem Mogolorum cum Hungaris, qui se priscis temporibus Mogoros dixere, diligentius indagent. Video hinc, nisi fallor, januam aperiri, ad plures detegendas gentes, quae nobiscum cognatae sunt. V. Ejus. Dissert. Criticas in Annales veteres  Hunnorum Avarum. Dissert. II. pag. 41. - 42.

zur\xFCck in die alten Zeiten gehen; wir aber uns die Mogolen also vorstellen, wie sie in der neuen Geschichte vom Jahre 1200. u. f. vorkommen. Der scharfsinnige Otrokotschi h\xE4lt daf\xFCr, da\xDF sich dieses Volk mit denen Abaren zugleich, in diese Gegend eingeschlichen habe, und f\xFChret dieses zum Grund an: weil die Abaren ihre Heerf\xFChrer Chagane zu nennen pflegten, und die Aussprache des n\xE4mlichen Worts einen Zigeuner viel gel\xE4ufiger und seiner Mundart angemessener w\xE4re, als einem andern unter uns * *) Joh. Tomka Sasky, sahe dieses Volk an, f\xFCr Abk\xF6mmlinge, entweder der Avarischen Tartarn, welche Karl der Gro\xDFe im neunten Jahrhundert vertreiben, oder der Patschinaciten, die im 12ten Jahrhundert ausgerottet wurden, und einige Ueberbleibsel von sich in der Walachey sich dasselbe fortgepflanzet h\xE4tte * * *).

**) Fr. Foris Otrokocs, Orig. Hung. P. I. p. 171. Succurrit mihi annon ex hisce Ciganis olim multi imo plures fuerint inter Abares, quam intcr alios Hunnos citius egressos, quibus familiarior poterat ess vox illa (Chagan) Abaribu\xBB usitata, qui suos Duces appellarunt Chaganos: quam nostris — Etsi ignota mihi illorum linqua, tamen ut ex pronunciatione illorum colligo, nomen Chagan facilius illi hodie pronunciabunt, quam nostri.

***) Szaszky Comment. de diversis populis Hung. \xA7. 7. Addo loco ultimo singulare Zingarorum genus, quod vel ex Tartarorum, Avarum, quos Carolus Magnus Seculo IX. profligavit, vel ex Paozinaczitarum, qui Seculo XII. extinciti sunt, risiduis in Valachia reliquiis propagatum esse opinor. — Es hat also das Ansehen, als habe sich Bodinus \xFCbereylet, wenn er Lib. V. de Rep. Cap. 2. schlechterdings sagt: Nec Tartaros vel Scytas esse (sc. Zingaros) adsenerare licet, quamvis quoad mores & vitae genus iis non adeo videantur absimiles.

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Das sicherste, welches wir von diesem Geschlechte wissen und sagen k\xF6nnen, bestehet darinne: da\xDF sie im Anfange des funfzehnten Jahrhunderts und zwar entweder im Jahre 1414, wie Zeiler berichtet *), oder wie es die meisten Geschichtschreiber, im Jahre 1418, nach Deutschland gekommen sind. Ihre Anzahl bestund in 14000. Menschen, M\xE4nner, Weiber und Kinder zusammengerechnet, die sich aber nicht beysammen hielten; sondern in verschiedene Haufen theileten, deren einer sich hie, der andere dorthin wendete, und Pferde, Esel und Maulesel mit sich f\xFChreten * *). Sie stunden unter

*) Zeiler schreibt, da\xDF sie dazumal zuerst in Hessen angekommen. Ep. 276.

**) Stumpf, und aus demselben Crusius p. 156.

dem Befehl eines K\xF6nigs, oder Obristens Namens Michael, und da sie im Jahre 1439. in Bayern erschienen, hatten sie einen K\xF6nig, der sich Zindelo oder Zindadel nennen lie\xDF *). Stumpfius schreibet, da\xDF sie bey ihrer ersten Ankunft die n\xF6thige Lebensmittel f\xFCr bares Geld gekauft, und viel Gold und Silber bey sich gehabt, ob sie gleich in schlechten und zerrissenen Kleidern giengen. Da\xDF aber diesen Leuten auch dann und wann ein mehreres aus ihrem Vaterlande zugeschicket worden sey, daran ist wohl billig zu zweifeln, und scheinet, da\xDF dieser Gechichtschreiber hierinnen zu viel gesagt habe: Denn, wenn dieses geschehen w\xE4re, h\xE4tte man wohl ihr Vaterland so vermiessen k\xF6nnen, da\xDF dar\xFCber so viel gestritten werden mu\xDFte?

(Die Fortsetzung folgt.)

***) Avent. Annal. Bojarorum Lib. VII. pag. 509. Eadem tempestate (Scil. 1439) furacissimum illud genus hominum, colluvies atque sentina variarum gentium, quae in Confinio Imperii Turcarum atque Ungariae habitant (Zingaros appellamus) Rege Zindelone nostras peregrare coepere regiones.



Das Blatt wird fortgesetzt und auf das k\xFCnftige halbe Jahr Pr\xE4numeration angenommen.
Topic revision: r3 - 05 Aug 2012, KatalinBlasko
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