INHALTSVERZEICHNIS PRIVILEGIRTE ANZEIGEN
Bl\xE4ttern: < V. Jahrgang, XXXI. St\xFCck -
V. Jahrgang, XXXIII. St\xFCck >
(249)
V. Jahrgang, XXXII. St\xFCck, den 9. August 1775.
I. Wissenschaften.
Numismatik.
Ein silberner Denarius, Johannes Waiwodens der Moldau, vom Jahre 1503.
I. Beschreibung der M\xFCnze.
A) Das vierfeldige Wappen, in dessen Mittelschilde, ein Rabe mit dem Ring im Schnabel erscheint; Im ersten Felde stehen die ungarischen vier Streifen; im andern das doppelte Patriarchenkreuz; im dritten; zwey gekr\xF6nte L\xF6wenk\xF6pfe des K\xF6nigreichs Dalmatien; und im vierten ein L\xF6we, in der n\xE4mlichen Stellung, als der Bistritzer L\xF6we der Korviner. Umschrift: JOANNES WAIVODA 1503.
B) Ein sitzendes Marienbild mit t dem Jesuskinde auf dem rechten Arm, und darneben die Buchstaben S. und M. (Sancta Maria) Umschrift: PATRO-NA MOLD. aviae. Es sind zwey L\xF6chel in der M\xFCnze, davon das eine die Jahrzahl verstimmelt, und r\xE4thselhaft macht. Von dem D. an, auf dem Reverse bis an das L\xF6chel, stunde etwa ein, oder noch zween Buchstaben, die aber verwischt, und in
(250)
einem glatten Raum verwandelt worden sind. Der Denarius wiegt im \xFCbrigen neun Ducaten Gr\xE4ne *).
II. Historische Erkl\xE4rung
Die Nummi Vaivodales, sind eine seltene Erscheinung in dem Reich der M\xFCnzwissenschaft, und daher keine geringe Zierde, eines ungarischen M\xFCnzkabinets. Unsers Wissens ist dieses die erste, welcher durch einen Kupferstich bekannt gemacht wird. Und wie paradox ist derselbe nicht? Es wird wohl schwerlich jemand diesen Denarium, auf eine so entscheidende Art erkl\xE4ren, da\xDF dabey alle Schwierigkeiten und Einw\xFCrfe, sollten k\xF6nnen gehoben werden. Immer Schade, da\xDF das L\xF6chel, gerade in die Jahrzahl gerathen ist, und man also nicht gewi\xDF bestimmen kann, was eigentlich f\xFCr eine Zahl, an der Stelle des L\xF6chels gestanden. W\xFC\xDFte man diedarauf befindliche Jahrzahl mit Gewi\xDFheit, so w\xFCrde solches einiges Licht, bey der Erkl\xE4rung der M\xFCnze geben k\xF6nnen, und es w\xFCrde desto leichter seyn, sich aus der Geschichte Raths zu erholen. In Ermangelung dessen, wollen wir uns blo\xDF an das, in dem Mittelschilde, und im vierten Felde, befindliche Wap-
*) Noch im Jahre 1766. ist dieser rare Denarius in Siebenb\xFCrgen, zum Vorschein gekommen, der sich nunmehr in dem auserlesenen M\xFCnzkabinete, unsers hohen Maecenaten befindet.
pen halten, und daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit zeigen, da\xDF erw\xE4hnter Denarius, dem Johann Korvinus K\xF6nigs Mathias des I. nat\xFCrlichem Sohne, zuzuschreiben; und da\xDF die Jahrzahl 1503. diejenige diejenige sey, die auf der M\xFCnze mu\xDF erg\xE4nzet werden.
halten, und daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit zeigen, da\xDF erw\xE4hnter Denarius, dem Johann Korvinus K\xF6nigs Mathias des I. nat\xFCrlichem Sohne, zuzuschreiben; und da\xDF die Jahrzahl 1503. diejenige diejenige sey, die auf der M\xFCnze mu\xDF erg\xE4nzet werden.
Wir sagen, Johann Korvinus, des K\xF6nigs Mathias des I. nat\xFCrlicher Sohn ist der Urheber unseres Denarii. Diese Muthma\xDFung gr\xFCnden wir zuerst auf das Wappen im Mittelschilde, und im vierten Felde; hernach auf den Namen, womit der M\xFCnzherr bezeichnet wird; und endlich auf das Gepr\xE4ge der M\xFCnze selbsten. Im Mittelschilde des Denarii, erscheint ein Raab, mit einem Ring, in dem Schnabel; und im vierten Felde, ein L\xF6we, in der n\xE4mlichen Stellung, als der Bistritzer L\xF6we. Beydes ist der Korviner Geschlechtswappen gewesen *) Der M\xFCnzherr, wird auf der M\xFCnze Johannes genennet; folglich mu\xDF derjenige, aus der Korvinischen Familie, der unsern Denarius hat schlagen lassen, Johannes gehei\xDFen haben. Nun aber waren in der Korvinischen Familie nur zween, die den Namen Johannes f\xFChrten, n\xE4mlich Johann Hunyad Korvinus, der Vater des K\xF6niges Mathias des I. und dessen nat\xFCrlicher Sohn, Johann Korvinus.
*) S. des IVten Jahrganges XIV. St\xFCck.
(251)
Einem von beyden, mu\xDF demnach, vorliegender Denarius zugeeignet werden.
Vom ersten l\xE4\xDFt sich was solches nicht behaupten. Denn zu Johannes von Hunyad Zeiten, hat man noch keine Jahrzahl auf die ungarischen M\xFCnzen schlagen lassen; diese Gewohnheit ist erst, unter Wladislaus dem II. aufgekommen. Hernach so ist ja Johann von Hunyad noch im Jahre 1456. gestorben, unser Denarius aber muthma\xDFlich im Jahre 1503. und also zum allerwenigsten, ein halbes S\xE4culum sp\xE4ter gepr\xE4get worden. Hieraus folget unwidersprechlich, da\xDF dieser Pfenning, vom Johann Korvin, dem nat\xFCrlichen Sohne Mathias des I. Wenn ihn anders ein Korviner pr\xE4gen lassen, herr\xFChren m\xFCsse. Unsere Muthma\xDFung, erh\xE4lt endlich einen grossen Grad der Wahrscheinlichkeit dadurch, wenn man noch bedenkt, da\xDF gegenw\xE4rtige M\xFCnze, in allen St\xFCcken, den M\xFCnzen Mathias des I. vollkommen \xE4hnlich ist. Vermuthlich wird Johann Korvin, von dem M\xFCnzmodel seines Vaters, nicht haben abweichen wollen.
Dieses alles vorausgesetzt, l\xE4\xDFt sich nun auch, die durch das L\xF6chel verstimmelte Jahrzahl 1513. leicht erg\xE4nzen. Es kann n\xE4mlich diese Jahrzahl, keine andere, als 1503. seyn. Den Johann Corvin starb im Jahre 1504. folglich kann die Zahl nicht etwa 1513,1523.1533. 1543. u. s. w. bedeuten.
So viel von der Aversseite unsers Denarii. Wie vergleichen wir aber die Umschrift des Reverses, Patrona Moldaviae? Mit welchem Rechte, konnte sich Johann Korvin Waivodam Moldaviae nennen? Mit welchem Recht Moldauische M\xFCnzen pr\xE4gen? Ein numismathisches R\xE4thsel, dessen Aufl\xF6sung den Flei\xDF vieler Gelehrten besch\xE4ftiget hat; die daher auch alles hervorsuchten, um den Avers der M\xFCnze mit dem Reverse zu vergleichen. Wir wollen einiger Gedanken dar\xFCber, die sich durch ihre Gr\xFCndlichkeit vorz\xFCglich auszeichnen, unsern Lesern, hier mittheilen *); besonders aber den Aufsatz ganz einr\xFCcken, welcher den vortreflichen Martin Felmer, diese ehemalige Zierde des gelehrten Siebenb\xFCrgens zum Verfasser hat. Herr Felmer f\xE4ngt so an:
Ich trage nun gar kein Bedenken, die bewu\xDFte M\xFCnze dem Johann Korvinus beyzulegen. Die Nachrichten von diesem nat\xFCrlichen Sohne, des K\xF6nigs Mathias des I. sind in denen Geschichtschreibern, der damaligen Zeiten sehr zerstreut, und auch unvollkommen. Herr D. Burchhardt
*) Wir besitzen sie durch geneigte Mittheilung des k. k. Gubernialraths im Gro\xDFf\xFCrstenthum Siebenb\xFCrgen (Titl.) Herrn von Bau\xDFnern, der gleich damals, als dieser Denarius zum Vorschein kam, alle Numi\xDFmatiker aufforderte, um ihre Erl\xE4uterungen dar\xFCber schriftlich einzuschicken.
(252)
* *) hat aber gew\xFCnschet, da\xDF jemand dieselbe sammlen m\xF6ge. Was mir davon bekannt geworden, bestehet in Folgendem.
Johannes war der Liebling seines Vaters, aber auch des ungarischen Volkes. Dieses pflegte ihn aus Z\xE4rtilichkeit nur Hansel (Hanselium) zu nennen * * *). Mathias lie\xDF es an einer guten Erziehung desselben nicht ermangeln. Sein Lehrmeister war Galeotus Martius, ein gelehrter Italiener, der in Bononien Professor gewesen, und vom Mathias die Aufsicht \xFCber seine sch\xF6ne B\xFCchersammlung bekommen hatte. In der Zueignungsschrift des Salomon Hungaricus, oder de egregie, sapienter, jocose dictis ac factis Regis Mathie *) nennet er Johannem, Inclitum Ducem ; ein Titel den man je und je, den rechten Prinzen in Ungarn zu geben pflegte. Mathias hatte mit seinem Sohne, nichts geringeres im Sinne; als da\xDF er ihn zu seinem Nachfolger einsetzen
**) Siehe Jacob a Mellen, Series Regum Hung. e numis aureis cap. VIII. \xA7. III. pag. 90. unten in der Note.
***) S. Cromeri Hist. Polon. Lib. XXIX. pag. 417.
*) Diesen Tractat hat Sigismund Selenius zu Wien 1563; Johann Bocatius zu Kaschau 1611. herausgegeben; Bongars, und der verdiente Herr von Schwandtner haben denselbigen in ihre Collectiones Script. Rerum Hungaricarum einger\xFCcket.
wollte. Er war eben im Begriff, denselben mit der Mayl\xE4ndischen Prinze\xDFin Bianka zu verm\xE4hlen, und ihme M\xE4hren, Schlesien, und die Lausitz, nebst dem Titel eines K\xF6nigs von B\xF6hmen abzutreten, da ihn der Tod, im Jahre 1490. am Palmsonntage \xFCbereilte * *). Sogleich bem\xE4chtigte sich Johannes der Hauptstadt in Ungarn, und verschiedener anderer Vestungen * * *), und machte einen Anspruch auf den erledigten Thron. Diejenigen uner den Ungarn, welche von keinem ausw\xE4rtigen K\xF6nig wissen wollten, fielen ihm zu * * * *).Die \xFCbrigen erkl\xE4rten sich, theils f\xFCr den Wladislaus K\xF6nig von B\xF6hmen; andere f\xFCr Maximilian, den Iten r\xF6mischen Kaiser; und noch andere f\xFCr Albert Casimirs, des K\xF6nigs von Pohlen j\xFCngeren Sohn, Wladislai Bruder. Man machte Anfangs, dem Johann Korvin, alle g\xFCtige Vorstellungen, um ihn zu bewegen, da\xDF er von seiner Forderung, abstehen m\xF6gte * * * * *) Er verwarf
**) S. Henelii Annales Siles. pag. 209. Tom. I. Scriptor. Silesiac. III. Sommersbergii; Bonfin. Dec. IV. Lib. VIII. Cromeri hist. Polon, Lib. XXIX. p. 427. Timon Epitom. Chronolog. ad ann 1489, sequ.
***) Lud. Tubero, Coinment de rebus suo tempore gestis. Lib. I. \xA7. VI.
****) S. Cromer. loc. cit. pag. 427.
*****) Statuunt (Magnates) cum ne ad privatam fortunam detrahi videretur, honoribus ac titulis augere----Spondent, igitur Regulo - - - totam Illyrici Regionem, quae Hungarorum Imperio subjecta erat, cum Bani nominc, quod pau-lo a regio distat, additis insuper, multis principum virorum patrimoniis quae Mathias partim emerat, partim successionis jure -- obtinuerat &c. Tubero Comment. Lib. I. \xA7, XIV. p. m. 129. 130.
(253)
aber alle diese Antr\xE4ge, lie\xDF in Ofen eine gute Besatzung, und brachte ein ansehnliches Heer zusammen. Stephan Bathori, der Siebenb\xFCrgische Waywod, gieng ihm zu Leibe, und schlug ihn bey Sar-viz. Weil nun Beatrix, die verwittibte K\xF6niginn Stephan von Zapolya, der Palatinus und die meisten Magnaten, auf Wladislai Seite hinlenkten, und das Schlo\xDF zu Ofen sowohl als Wischegrad, wo die Krone war, auf einmal belagert wurde; so verlohr der ungl\xFCckliche Johann Korvin allen Muth, und both die Hand, zu dem vorher ausgeschlagenen Vertrage, willig dar. Die Punkte davon hat Tubero *) folgenderma\xDFen ausgedr\xFCckt:
*) n\xE4mlich da\xDF alljenes, was in der verlohrnen Schlacht bey S\xE1r-viz erbeutet worden, ihme wiedergegeben, auch au\xDFer dem Gouvernement von Dalmatien, die ganze v\xE4terliche Verlassenschaft, nebst dem, was er schon lange vorhin besessen \xFCberlassen werden m\xF6chte. Loc. cit. Lib. II. \xA7. II. p. m. 138. Eine weitl\xE4ufige Erkl\xE4rung davon hat Rewa de Monarch. & S. Corona Reg. Hung. Cent. VI. pag. 691. edit. Schwandtner. gegeben, wo alle dem Johann Korvin angetragene Ehren, und G\xFCter namentlich bestimmet werden.
primurn, ut quidquid Regulo, in praelio ad S\xE1rvizium Comisso, esset ereptum, restitueretur, adjecta insuper Dalmatiae praefectura, cum omnibus rebus ei a patre relictis, atque ab se dudum possessis, &c. Kraft dieses Vortrags, hat sich derselbe einen Ducem Oppaviae, & Liptoviae, Dalmatiae, Sclavoniae Croatiae Banum genennet; wie es die Unterschriften in Corpore Juris beweisen. **).
(Die Fortsetzung folgt.)
II. Vermischte Nachrichten.
Siebenb\xFCrgische Briefe
Beschlu\xDF der Nachricht von dem traurigen Schicksal der Stadt Bistritz, im Jahre 1602.
[Siehe das XXXI. St. S. 244.]
Unterdessen hatte die Besatzung zu Bistriz den barbarischen Entschlu\xDF gefasset, die B\xFCrgerschaft zu ermorden, und sich der Stadt zu bem\xE4chtigen. Doch einer von ihnen hatte noch so viel menschlichen Gef\xFChles, da\xDF er den ganzen Tag tiefsinnig
**) S. Decretum Wladislai II. an. 1495. 1500. & 1504.
(254)
und traurig herumgieng. Seine Wirthin befragte und drang so lange in ihn, da\xDF er ihr das ganze Geheimni\xDF der Bosheit entdeckte; aber mit der Bedingung, sie m\xF6chte ihn diese Nacht verbergen. So gleich eilete die Frau zu dem Stadtpfarrer, und zeigte ihm an, da\xDF die Besatzung Befehl habe, die folgende Nacht um 12 Uhr, ihre Hauswirthe zu ermorden, und sich der Stadt zu bem\xE4chtigen. Derselber erschrack und gab eilends dem Rath, davon Nachricht. Man beschlo\xDF die Stunden zu verz\xF6gern. Dieses hatte einen erw\xFCnschten Erfolg. Die B\xF6sewichter warteten die ganze Nacht hindurch, es sollte zw\xF6lfe schlagen, im ihre m\xF6rderische Absichten auszuf\xFChren, und es schlug erst den folgenden Tag Nachmittags. So war ihr h\xF6llischer Vorsatz vernichtet, welchen der Rath alsogleich dem Generalen Basta berichtete. Wie ungl\xFCcklich ist doch eine Stadt, die in ihrem Besch\xFCtzern, nur geschworene Feinde n\xE4hret. Die Zeckler vertheidigten N\xF6sen nicht, um seine B\xFCrger so muthig; sondern um sich selbst. Sie hatten das \xE4usserste zu bef\xFCrchten, darum wollten sie gar nichts von Uebergabe wissen. Allein die B\xFCrger waren ihrer Besch\xFCtzer so satt, als ihrer Belagerer, und \xFCbergaben die Stadt. Denn jene ver\xFCbten was sie wollten, eigneten sich alle G\xFCter der verstorbenen B\xFCrger zu, und sagten frey: Wenn Basta gleich abz\xF6ge, w\xFCrden sie dennoch Bistriz als ihr Eigenthum behalten. Deswegen gab sich Bayersdorfer, damaliger Stadtrichter, in Begleitung einiger Geistlichen und Rathsherrn in das kaiserliche Lager, und erhielten von Basta, f\xFCr 32000 Gulden, die Aufhebung der Belagerung; doch, da\xDF die Ungarn mit allen ihren G\xFCtern die Stadt r\xE4umen sollten. Diese weigerten sich aber, weil sie es ohne die \xE4usserste Gefahr nicht thun konnten. Allein Basta gelobte ihnen ein sicheres Geleite; und so sahen sie sich gen\xF6thiget, den ersten Sonntag in der Fasten, mitten durch das im Gewehr stehende kaiserliche Heer auszuziehen. Vor den Packw\xE4gen ritte Michael Vitez und Albert Noaki mit hundert Speerreitern, und hinten folgeten zweihundert Fu\xDFknechte. Basta legte eine kleine Besatzung von Deutschen in die Stadt, und zog mit dem \xFCbrigen Heer auf Wallendorf. Allein von seinem Nachzug kehrten etliche hundert Mann um, jagten den abziehenden Ungarn nach, und pl\xFCnderten sie rein aus. Wie selten gedeihet doch ungerechtes Gut! Sie hatten viele G\xFCter verstorbener B\xFCrger mit sich weggef\xFChret, sie genossen aber iherer nicht. Vitez der gewesene Commendant, wurde gleich Anfangs erschossen, alles was sich widersezte niedergehauen, und das adeliche Frauenzimmer auf das sch\xE4ndlichste mi\xDFhandelt. Es war ihen nicht genug, sie zu misbrauchen; sie zogen sie splitternacket aus, und jagten sie bey gro\xDFer K\xE4lte zu einem Zeitvertreib im Schnee herum. Eine Dame, die so
(255)
nacket der Stadt zueilte, ergriffen sie, steckten ihr einen Knebel in Mund, und stiessen sie unter das Eis. Die noch so gl\xFCcklich waren, die Stadt zu erreichen, wurden nach so vielen Beleidigungen, dennoch mitleidig aufgenommen, und mit Kleidern versorgt. Basta erfuhr mit gro\xDFem Zorn diese Untreue seiner Soldaten. Er r\xFCckte sogleich den folgenden Tag, mit einem Regiment in die Stadt, lie\xDF ihnen die gemachte Beute wegnehmen, und die R\xE4delsf\xFChrer hinrichten. Unter diesen war ein Walloner, der selbst den Generalen hatte erschiessen wollen, als er ihren z\xFCgellosen Muthwillen zu b\xE4ndigen gesuchet. Basta lie\xDF ihn aus der Stadt schleiffen; darauf wurde er lebendig vor dem Pranger geviertheilet, und die Theile auf vier Landstrassen ausgesteckt. Bald hernach zug Basta mit seinem Kriegsvolk nach Klausenburg. Das arme Bistritz! So w\xFCrde es endlich von seinen Feinden und gleich verderblichen Freunden befreyet. Allein, wie kurz war diese Ruhe! nach etlichen Wochen kam ein kaiserlicher Hauptmann mit Wallonern, die r\xFCckst\xE4ndige Bezahlung von 32.000 Gulden abzuholen. Ein neues Ungl\xFCck f\xFCr Bistriz ; Durch Verwahrlosung eines brennenden Lichts entstunde eine Feuersbrunst, die einen gro\xDFen Theil der Stadt ein\xE4scherte, und was das Feuer verschonte, wurde ein Raub der Soldaten. Sie fielen in die brennenden H\xE4user, erbrachen Keller und Gew\xF6lber, raubten alles und zogen den folgenden Morgen, als am Palmsonntag, in aller Fr\xFChe ab.
Nach diesen Trauerspielen erz\xE4hlt der Herr Verfasser, wie Bistriz und die dasigen Gegenden zugleich auch mit der \xE4ussersten Hungersnoth bestrafet gewesen. In der Stadt galt ein Vierrtel Katzenfleisch vier Kreuzer. Auf dem Lande gab es noch kl\xE4glichere Scenen. Ein armer Mann kommt in dem Dorf Rinteln zu einem Weibe, und bittets sie seinen kleinen Sohn bey sic zu halten, bis er irgendwo Lebensmittel bekommen k\xF6nnte. Der ungl\xFCckliche Vater! er gehet aus, aber bey seiner Zur\xFCckkunft findet er seinen Sohn nicht mehr. Das Weib vom Hunger gedrungen, hatte ihn geschlachtet, und bis auf den Kopf gegessen, diesen aber wegen seines Grinden weggeworfen. Der bek\xFCmmerte Vater foderte seinen Sohn, sie bekannte endlich ihre Gausamkeit, und zeigte ihm den Kopf. Dieses Fleisch hatte ihr so wohl geschmeckt, da\xDF sie auch iohr vor drey Tagen begrabenes Enkelchen ausgrub, und mit ihm ihren Hunger stillete. Endlich wurden diese ihre Unthaten entdecket, und sie starb in dem Gef\xE4ngni\xDF. — H\xF6ren Sie, mein Freund! noch schr\xF6cklichere Begebenheiten. Bey Somosch Ujvar opferte ein Vater mit seinen drei S\xF6hnen, seine eigene Frau und zwo T\xF6chter dem Hunger auf. Da auch diese Ungl\xFCcklichen verzehret wa-
(256)
ren beratschlagten sich Vater und S\xF6hne, welchen sie nun von ihnen selbst schlachten sollten. Traurig sahen sie sich unter einander an. Die S\xF6hne gehen auf die Seite, und weil sie noch in der Bl\xFCte der Jahre waren, ihr Vater aber alt und schwach, so beschliessen sie dessen Tod. Sie kommen, ergreifen und schlachten ihn, ihren Vater! Zu Vatsch wurden ihrer drey gefangen, deren einer seine Frau, der andere seine Schwester ermordet und gegessen. Der dritte hatte in den H\xE4usern die Leuthe wie rasend angefallen, tod geschlagen, und ihnen H\xE4nde und F\xFCsse abgehauen, die er dann im Dunkln des Waldes verzehret.
Die giftige Seuche der Pest richtete nicht weniger gro\xDFe Verw\xFCstungen an. Bistriz sahe sich fast ohne B\xFCrger, und die volkreichen D\xF6rfer ohne Einwohner. Viele blieben ganz und gar w\xFCste, und wurden nicht mehr angehauet. Denn 1603. verheerte Moses Czekel diese Gegend auf das neue, und belagerte Bistriz. Die B\xFCrger retteten sich noch g\xE4nzlichen Untergang durch die Zusage, ihn f\xFCr ihren F\xFCrsten zu erkennen, wenn es die andern s\xE4chsischen St\xE4dte thun wurden. Czekel nahm Geiseln und hub die Belagerung auf. Diese aber kehrten bald zur\xFCcke, da Czekel in Burzelland Schlacht und Leben verlohr. — Mein Freund! sind unsere Zeiten nicht goldene gegen diese? der wilde Krieg und dessen schr\xF6ckliche Begleitungen sind unsern B\xFCrgern unbekannt. Der tolle Geist der Emp\xF6rung ist unterdr\xFCckt. Unsere St\xE4dte werden pr\xE4chtiger, unsere D\xF6rfer ihren Einwohnern zu enge. Wir geniessen den Segen des Landes im Schosse der Ruhe und Sicherheit. Gott und Theresia schenkt uns
dieselbe :
Sie schmachtet unter Ihrer
W\xFCrde,
Wir sehen die Pracht, Sie f\xFChlt
die B\xFCrde,
Wir schlafen sicher, weil Sie
wacht.
Lassen Sie uns denn, Mein Freund! lassen Sie uns diesen erhabenen Quellen unserer Gl\xFCckseligkeit, ewig Preis, Liebe und Treue opfern.
S. **)