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Bl\xE4ttern: < V. Jahrgang, XXXII. St\xFCck - V. Jahrgang, XXXIV. St\xFCck >
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V. Jahrgang, XXXIII. St\xFCck, den 16. August 1775.
I. Wissenschaften.
Numismatik.
Fortsetzung der im vorigen St\xFCcke angefangenen Erkl\xE4rung der Johann Korvinischen M\xFCnze, von 1503.
Da nun weder in diesem Titel, noch in den Punkten des obigen Vertrags, der Moldauischen Wajwodschaft Erw\xE4hnung geschieht; so bleibet die Frage \xFCbrig, wie die Ueberschrift der, im vorigen St\xFCcke, abgedruckten M\xFCnze zu erkl\xE4ren sey?
Es ist unstreitig, da\xDF den K\xF6nigen von Ungarn, auf die Moldau und Wallachey, eine gerechte Pr\xE4tension geb\xFChret; und die Wajwoden beyder Provinzen, sich es auch oft gefallen lassen, ihre Abh\xE4ngigkeit von der Krone Ungarns zu erkennen. Im Anfang des XVIten Jahrhunderts war Stephan Wajwode in der Moldau, dieser lenkte bald auf die pohlnische bald auf die ungarische Seite, eben so, wie seine Vorfahren*). Der Prinz Albert, Casimirs K\xF6nigs von Pohlen Sohn, fiel deswegen im Jahre 1497. in die Moldau ein. Stephan gieng ihm mit einer Armee entgegen, und berief unter andern auch die Transilvanos siculos (die Zeckler) zu Hilfe. Wladislaus K\xF6nig von Ungarn nahm sich seiner an, und ersuchte Albertum, den Wajwoden in Friede zu lassen; damit er nicht auf die t\xFCrkische Seite sich zu schlagen gezwungen w\xFCrde * *).
*) Cromerus schreibt Lib. XXX. pag.. 432. Vencrat usa superiori tempore aliqoties, ut Moldavi, postquam semel ab Ungaris ad Polonos defecerung, in dissensione domestica de principatu, vel Turcici belli necessitate adducti, vel denique, ut est dubia gentis fides, Ungarici Regis clientelae denuo se addicerens.
**) Cromerus loc. cit hat hiebey die Anmerkung: Suam in eo rem Ungari proceres agere videbantur, quo Stephanum omnia pollicentem, cum tota gente sibi potius adjungerent.
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Albert lie\xDF sich bereden, einen Stillstand zu bewilligen; da er aber sein Heer zur\xFCckf\xFChren wollte, wurde er von den Moldauern \xFCberfallen, und aufs Haupt geschlagen. Im folgenden Jahre fiel Stephan in Pohlen ein, und verw\xFCstete Podolien und Reu\xDFen. Im Jahre 1499. kam es zum Frieden. Stephan behielt die Herrschaft von der Moldau, und machte sich anheischig, den Ungarn, sowohl als den Pohlen, wider den T\xFCrken Beystand zu leisten. Er hielt sich auch ruhig, bis zum Jahre 1503. Da er unvermuthet in Reu\xDFen einfiel, und Pokutien, ohne Widerstand, den Pohlen wegnahm; weil er meinete, es sey ihm dieser Strich Landes, unrechter Weise vorher entrissen worden. Es wurde also von Alexanders K\xF6niges von Pohlen Seiten, der Krieg wider ihn beschlossen, und im folgenden Jahre Pokutien wieder weggenommen. Stephan gieng in eben demselben mit Tod ab, und es folgte ihm in der Wajwodschaft, sein Sohn Bogdan der Scheele
*).
Mit diesen Umst\xE4nden l\xE4\xDFt sich der Titel, Johann Corvins, der auf der M\xFCnze vorkommt, schwer vergleichen. Die Ungarn schmeichelten dem Stephan; w\xFCrden sie ihm aber nicht von sich, noch mehr entfernet haben, wenn sie ihm in der Person des Waywodens, Johann Corvins, einen Nebenbuhler entgegen gestellet h\xE4tten. Wenn
***) Cromerus 1. c. Lib. XXX. p. 442.
Vermuthungen gelten, so deucht mich, die Sache lie\xDFe sich folgender massen begreifen. Der K\xF6nig von Pohlen war wider den Stephan aufgebracht; weil er , au\xDFer der Treulosigkeit, die er im Jahre 1497. bewiesen, und den Verw\xFCstungen, die er das Jahr darauf in Reu\xDFen angerichtet, auch Pokutien weggenommen hatte. Es wurde also im Jahre 1503. der Krieg wider ihn, vermuthlich auch dieses beschlossen, da\xDF er der Wajwodschaft entsetzet werden sollte. Vielleicht hat man diese Ehre, dem Johann Corvin angetragen, welcher nicht nur reich, und sehr beg\xFCtert, folglich zur Tragung der Kriegsunkosten geschickt war; sondern auch im Jahre 1502. durch die Streiferey, welche er mit dem Siebenb\xFCrgischen Wajwoden Petro, in Bo\xDFinien, wider die T\xFCrken unternommen, den Ruhm der Tapferkeit erhalten hatte. Vielleicht hat Corvin, zu dem vorhabenden Feldzug, wider Stephan, Geld m\xFCnzen lassen usw. Diese Muthma\xDFzung bekommt dadurch eine Unterst\xFCtzung, da\xDF in Pohlen eine alte Familie Corvins, ber\xFChmt gewesen, die ebenfalls den Raben mit dem Ring im Wappen f\xFChrte, wie Okolski im orbe Polonico berichtet. Cromer sagt auch am angef\xFChrten Orte, es haben sich in dem Heer des Johann Corvins, welches Bathori zerstreuet, sehr viele Wallachen befunden u.s.f. So weit Herr Felmer.
Da\xDF dieser Denarius, vom Johann Corvin, K\xF6nigs Mathias, nat\xFCr-
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lichem Sohne herr\xFChre, ist aus dem, was wir bereits oben gesagt haben, sehr wahrscheinlich, ja beynahe widersprechlich. Worauf sich aber das M\xFCnzrecht desselben in Moldau gr\xFCnde, wird wohl eine unaufl\xF6\xDFliche Frage bleiben. Die vorgetragene Muthma\xDFung, des gelehrten Felmers w\xFCrde allen Beyfalle verdienen, wenn sie nur durch einige glaubw\xFCrdige Zeignisse, unterst\xFCtzt werden k\xF6nnte. Das ist ohnstreitig war, da\xDF Stephan Wajwode von der Moldau, bald von Pohlen, bald von Ungarn abh\xE4nging war. Es ist aber auch gewi\xDF, da\xDF im Jahre 1503. eben derselbe Stephan, sich als ein getreuer Vasall Ungarns verhielte, und das Wladislaus der IIte, sein dominium directum, \xFCber den Stephan und die Moldau aus\xFCbete *) Welches Recht h\xE4tte also Johann Corvin gehabt, in eben demselben Jahre, zum gr\xF6\xDFten Pr\xE4jidiz des K\xF6niges Wladislaus und des Wajwoden Stephans, moldauische M\xFCnzen schlagen zu lassen?
Dieses und noch anders, bewog den gelehrten Herrn Daniel Cornides, von der Muthma\xDFung des seel. Felmers abzugehen, und in einem Briefe an diesen Gelehrten, das Recht Corvins moldauische M\xFCnzen pr\xE4gen
*) S. Sam. Timen, Imago Hungariae Novae cap. XIV. pag. 86. edit. Vienen anni 1754.
zu lassen, mit andern Gr\xFCnden erwei\xDFlich zu machen.
Wenn ich es wage, sagt Herr Cornides, meine Betrachtungen, \xFCber diese dunkle Materie anzustellen: so bilde ich mir ein, da\xDF die Corvinische Familie, alte Rechte, auf die Walachey und Moldau hatte. Hier sind die Gr\xFCnde zu diesen Rechten:
1) Von der pohlnischen Korvinischen Familie, giebt es einen Stamm, welcher die pohlnische Nomenclatur der lateinischen vorgezogen, und sich Hrana, (so hei\xDFet in der pohlnischen Sprache ein Raabe) nannte. Einer von diesen Hrana, Wk. Hrana, genannt, lie\xDF sich in Bo\xDFnien nieder, dessen Nachkommen Duces S. Sabae wurden oder Herrn der Provinz Herzegowina *). Es ist erwei\xDFlich, da\xDF diese Wk-Hrana ihre Eroberungen ausgedehnt; da\xDF einige von dieser Familie, in die Wallachey gekommen, und da\xDF sie hier, bis zu dem Grad, die Woywodschaft mit ihrer Familie zu verbinden, gestiegen sind. Beym Du Fresne * *) wird eines Vulcaici Wajwoden von der Wallachey, Erw\xE4hnung gethan. Aber Wk, Wulkus, Vuch, Vulcaicus, sind gleich bedeuten-
*) S. Du Fresne, Familias Daltnaticas Cap. XII. \xA7. a.
**) Loc. cit. cap. III. \xA7. 61. & repudiata postea Slava uxore, Vulcaies Valachiae Voivodae filia.
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de Namen, die einen Wolf bedeuten
*). Eben deswegen druckt auch Bonfin Dec. III. Libr. X. diesen Namen; durch Lupus aus. Der Raabe, so in den wallachischen Wappen stehet, best\xE4ttiget noch meine Meinung, weil Hrana, wie oben bereits gemeldet worden, einen Raaben bedenket. Von diesen Wk-Hrana, Wojwoden von der Wallachey, stammte wahrscheinlicher Weise Johann Hunyadi Corvinus ab, dessen Vater den Namen Voik, oder, Wk - Buti f\xFChrte.
2) Johann von Hunyad erhielt vom Wladislaus dem IIten ein Diplom, worinn er ihm Bulgarien schenkt, wenn er es den T\xFCrken werde aus den H\xE4nden reissen k\xF6nnen. Calimachus hat uns die Nachricht davon aufbewahret
**). Die Walachey aber, war vor diesem, mit Bulgarien verbunden; so wie z. E. Calo - Johannes, Prinz von Bulgarien und der Wallachey, uns hievon Zeugni\xDF giebt. Aus gleichem Grunde haben auch die Byzantinischen Geschichtschreiber, die Wallachen oftmals
***) S. Du Fresne, loc. cit. cap. III. \xA7. 53. Ceterum Vulci, seu Vulcani, vel, ut a Slavis effertur, Vuchi, Vulhsani, Vuchuci nomen, lupum sonat.
****) Lib. III, pag. 490. apud Schwandnerum: Hic (Hunyadis) regia sponsione pelactus, qua Wladislaus promissiles ei Bulgariae regnum & litteras quibus id continebatur, etiam quorundam procerum subreriptione firmatas, ei in fidem dedisset &. c.
Bulgaren genannt; auf gleiche Weise, wie deutsche Schriftsteller, unter dem Worte Ungarn, auch oftmals Siebenb\xFCrgen verstunden. Sehen Sie, da\xDF sind meine Muthma\xDFungen. —
In Wahrheit nur Muthma\xDFungen. Denn alles ist noch unzul\xE4nglich, das Dunkele unserer M\xFCnze vollkommen aufzuhellen. Selbst die beyden gelehrten M\xE4nner, deren Gedanken, wir hier vorlegen, glaubten dieses. Und deswegen hat besonders Herr Cornides, neue Untersuchungen \xFCber unserer R\xE4thselm\xFCnze angestellt, und bem\xFChete sich darzuthun, ob solche nicht dem Johann Mohyla, oder aber dem Johann Heraklides zuzuschreiben sey; davon wir f\xFCr diesesmal, nichts zu sagen haben: sondern erwarten von einen geschichtskundigen Gelehrten, die Aufl\xF6sung des r\xE4thselhaften bey diesem Denario.
II. Naturgeschichte.
Fortsetzung der Beschreibung unterschiedlicher Warmen B\xE4der und andrer Naturalien in den ungarischen Bergst\xE4dten.
(Siehe das XXX. und XXXIste Stuck.)
Weit \xE4lter aber und ber\xFChmter, als das bisher beschriebene, n\xE4mlich das Ribarer, ist das Stubner
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Bad *), als welches schon einige 100. Jahre bekannt seyn soll, und das ganze Jahr durch voll mit Badg\xE4sten ist. Es liegt in dem Thurozerkomitat bey dem Dorf Altstuben, davon es den Namen bekommen.
*) Von diesem Bade sagt der vorhin angef\xFChrte Brown S. 190. Das Wasser davon ist klar und hell, riecht aber nach Schwefel und setzt einen gr\xFCnen Bodensatz, f\xE4rbet aber das Holz, das dar\xFCber liegt gr\xFCn und schwarz, ver\xE4ndert aber die Farbe der Metallen so geschwind nicht, als schier meist alle die andern thun: denn ich lies eine ganze Nacht Geld darinnen stehen, das gleichwol nur gelblicht gef\xE4rbet war. Die Quellen kommen von uncen herauf, und gehen durch die L\xF6cher in den gebretterten Boden der Badstuben.
Die Hitze desselben kommt \xFCberein mit der W\xE4rme, so man in den K\xF6nigsbad in Engelland empfindet. Und sind der B\xE4der sieben an der Zahl. Das erste ist das Edelmannsbad: das andre aber ist vor feine ansehnliche Leute: das dritte vor die Bauren; das vierte vor die B\xE4urinnen; das f\xFCnfte ist das Bettlersbad: das sechste ist f\xFCr diejenige, so mit der fremden Krankheit behaftet sind: in den siebenten baden sich die Landlaufer und Zigeuner.
Diese B\xE4der liegen in einer Fl\xE4che, so an allen Seiten zwischen den Bergen eingeschlossen ist: die n\xE4chsten Berge aber liegen gegen Osten; und ist dieses dieselbe Spitze von dem Geb\xFCrge, welches an der andern Seite so reich an Metallen ist. Ich gieng mit, in eines von diesen B\xE4dern, und zwar mit einer guten Gesellschaft, so, da\xDF ich etwas zu lang darinnen aufgehalten ward; und empfand daher etwas Ungemach von der Hitze des Bades. So konnte ich auch ihre Gewohnheit nicht gut hei\xDFen, von Essen, Trinken und Schlafen, weil sie im Bad sind. Anmerk. Dieses ist vor hundert Jahren \xFCblich gewesen.
Wenn man seine Situtation etwas genauer betrachtet, so ist solches in einer anmuthigen Ebne zu sehen und gleichet einer Insel, welche der aus dem n\xE4chsten Berge flie\xDFende Bach, artig machet; und weil das warme Wasser an etlichen Orten ganz sanft aus der Erde heraus quillet, so hat man auch etliche unterschiedene B\xE4der anlegen m\xFCssen, und werden dieser 6. gez\xE4hlet, n\xE4mlich das Rothe, das Gr\xFCne, das Kleine oder das Neue; das Bauern, das Zigeuner und das Franzosenbad. Das erste ist das temperirteste; dann es liegt ganz nah an dem oben gemeldten Bache, aus welchem ohne Zweifel ein und die andere Ader sich unter die warmen Ouellen vermenget haben, und solches so temperirt machen wird: es ist sehr sauber im Quadrat gebauet mit zwo Th\xFCren, ein Tisch in der Mitte und B\xE4nke auf allen Seiten, \xFCber 15. Schritt lang und breit, mit sch\xF6nen Brettern, und rund herum mit einem Gang ausgelegt und gezieret. Dieses Bades bedienen sich auch die vornehmsten Leute, gleich wie der andern die Gemeinen, und sind diese schon viel w\xE4rmer, absonderlich das kleine, welches so hei\xDF ist, da\xDF man nicht wohl eine Stunde drinnen bestehen kann, und wird einem doch der ganze Leib so roth davon, als wie ein gesottener Krebs. Die Bauern k\xF6nnen dennoch wohl zween bis drey T\xE4ge und N\xE4chte darinnen zubringen, so da\xDF sie nicht allein in selbigem Essen und Trinken; sondern
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auch auf denen B\xE4nken so herum gemacht sind, liegen und schlafen; und halten diese einf\xE4ltige Leute das Baden f\xFCr ihr allgemeines Heilungsmittel: denn es mag ihnen fehlen was immer wolle; so gehen sie, ja sie reisen wohl etliche Meilen Weges in das Bad, gebrauchen solches etliche T\xE4ge auf oberz\xE4hlte Manier, und gehen wieder nach Haus.
Was nun seine Kraft und W\xFCrkung anbelangt, so f\xFChret es nebst dem Eysen, Alaun, am meisten Schwefel, welches sowohl die chimische Untersuchung, als der Geruch und Geschmack bezeigen; dann auch da\xDF es das Gold reiniget, das Silber aber schw\xE4rzet; gleich wie solches diejenigen, die darinnen mit dergleichen baden, bald erfahren. Inwendig gebraucht und getrunken, laxiret es zuweilen, meistens aber f\xFChret es den Sand gewaltig aus, vertreibet die Fieber und die Ufruchtbarkeit, und ist gut wider den Krampf.
Wenn man darinn badet und zwar ordentlich, macht es bey den meisten einen Ausschlag, und heilet selbigen wieder ab; es st\xE4rket die Glieder, und vertreibt ihre Schmerzen, und das Reissen und Brechen derselben; es dienet etlichen kontracten Leuten sehr wohl, wie auch denen so von dem Podagra inkommodiret werden, die es flei\xDFig an statt eines Pr\xE4servativs, alle Fr\xFChling gebrauchen. Ueber dieses zertheilet und zertreibet es die Geschwulsten, reiniget und heilet alte b\xF6se Sch\xE4den und Geschw\xF6re ec. Welche so viel gute Wirkungen dann machen, da\xDF es durch das ganze Jahr, Winter und Sommer \xFCber, von sehr vielen Leuten besucht wird, die auch alle, nach eines jeden Stand und Condition bester massen in allem bedienet werden k\xF6nnen. Absonderlich kommt ihnen der Sauerbrunnen, der ohnweit davon lieget und eines recht angenehmen Geschmacks ist, f\xFCr den Durst, welchen das Baden verursachet, im Sommer wohl zustatten.
Ferner liegt zwischen Schemnitz und Cremnitz ein vortrefflich warmes Bad, das Glash\xFCttenbad genannt, ohne Zweifel von denen Glash\xFCtten welche vor diesem daselbst aufgerichtet gewesen, und an deren statt, als sie in denen vorigen innerlichen Kriegen und Unruhen zerst\xF6hret worden, man jetzo eine kaiserliche Schmelzh\xFCtten erbauet hat. Dieses Bad nun ist zwar nicht sehr gro\xDF, wie es dann nicht \xFCber 12. Schritte lang und 6. breit seyn wird, aber sehr warm, da doch die Quelle \xFCber 200. Schritte auf den daran liegenden Berg entspringet, und von dannen das Wasser in vielen h\xF6lzernen offenen Rinnen herab in das Bad, welches in einer Ebene angeleget ist, gef\xFChret, und also ziemlich abgek\xFChlet wird. Es ist in denen Rinnen noch so hei\xDF, da\xDF die Inwohner daselbst gar wohl ihre Kleider waschen und ihre H\xFCner darinnen putzen k\xF6n-
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nen. Von zwanzig Jahren her, ist es meist w\xFCst gelegen, anjetzo aber (n\xE4mlich im 1703.) hat die kayserliche Cammer ein neues Haus gegen dem Bad \xFCber aufbauen lassen, worinnen gute und viele Zimmer f\xFCr die G\xE4ste zugerichtet sind, und wird es mit der Zeit wieder sehr in Ruf kommen; weil es fast einerley Effect mit dem Stubenbad hat; nur da\xDF es am meisten Kalchtheilchen f\xFChret, daher es an Farbe wei\xDFlich klar ist, und die Rinnen sammt denen Brettern und B\xE4nken, mit einer solchen weissen Materie wie Kalch \xFCberzogen sind, welche in Heilung offener \xFCblen Geschw\xF6re mit gr\xF6\xDFten Nutzen gebrauchet werden kann.
Zwanzig Schritt von dem Bad gegen Mitternacht ist eine Kluft zu sehen, die da insgemein das Schwitzloch tituliret wird, n\xE4mlich ein in Felsen von Natur gleichsam ausgehauene H\xF6le, einer kleinen Badstube ganz \xE4nlich . Der Eingang darzu ist sehr klein, so da\xDF man sich bucken mu\xDF, aus dem Felsen tr\xF6pfelt ein laulicht Wasser, darunter doch etliche Tropfen ganz kalt sind, in eine ausgehauene Cavit\xE4t einer halben Ellen tief herab. Graf Wesselini wayland Palatinus hat auf beyden Seiten darinnen B\xE4nke, in dem Felsen machen lassenm, drey auf einander, und k\xF6nnen ohngefehr 15. Menschen gar wohl auf einmal da Platz haben. Es ist aber so warm darinnen, wie es in einer Badstube nicht seyn kann, absonderlich auf der obersten Bank, so da\xDF man \xFCber eine viertel Stunde schwerlich daselbst sitzen kann; auf der untersten ist es erleidentlicher. Die Bretter damit die B\xE4nke belegt sind, werden nach und nach mit einem weissen Stein \xFCberzogen, welches nichts ist als coagulirtes Kalchwasser, das aus dem Felsen tr\xF6pfelt; den das ganze Gebirg ist voller Kalch, wie man auch aus dem wie ich oben von dem Bad gemeldet schlie\xDFen kann. Vor diesem Loch ist eine Vorh\xF6le oder offene Kluft in den Felsen, darinnen das Wasser so sich darinnen sammlet, seinen Abflu\xDF hat, und mu\xDF man \xFCber dieses auf einem kleinen Steg in das Schwitzloch gehen. Die Leute bedienen sich dieses Schwitzlochs zu Curirung aller deren Krankheiten, die da durch Schwei\xDF geheilet werden, als allerhand Ausschl\xE4ge, Katharre, Geschwulsten und dergleichen.
(Die Fortsetzung folgt.)
III. Vermischte Nachrichten.
Siebenb\xFCrgische Briefe.
Von T\xF6ppeltins Leben und Schriften.
Mein Freund!
T\xF6ppeltins oder eigentlich T\xF6ppels Ged\xE4chtni\xDF ist zu unsern Zeiten, sowohl durch eine neue Ausgabe sei-
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ner Originum — ; als durch des Herrn Consistorialraths Schwarzens Kritik erneuert worden. Dieses beweget mich ihnen einige Nachrichten von diesem ungl\xFCcklichen Gelehrten zu geben, die Czwittingern und Boden unbekannt gewesen. Nur einige, Freund ! denn so traurig ist das Schicksal unserer s\xE4chsischen Gelehrten Geschichte. Sie gleichet einem Kirchhof, der zwar viele Gr\xE4ber zeiget; aber wenige Denkm\xE4hler, welche die Geschichte seiner Todten erhalten. An Schriften von s\xE4chsischen Gelehrten, fehlt es gar nicht; allein wie unbekannt, wie vergessen ist die Lebensgeschichte der meisten! So bleibet mir auch ein Theil von der Geschichte unsers Laurentius T\xF6ppelt, mit einem Vorhange bedecket, den ich nicht anziehen kann Er nennet sich Toppeltinus de Medyes. Das erstere ist sein Geschlechtsname T\xF6ppelt, mit einer lateinischen Endigung, und das letzere nicht sein adelicher Beiname wie Leibnitz vermeinte, sondern der Name seiner Vaterstadt, die Medvisch war. Als ihm die dasige Schule zu eng wurde, begab er sich auf das ber\xFChmte Gymnasium, das der w\xFCrdige F\xFCrst, Gabriel Bethlen, zu Weissenburg gestiftet. Hier h\xF6rte T\xF6ppelt, insonderheit den berufenen Isaac Basirius. Diesen Gelehrten aber wunderlichen und unruhigen Mann hatte F\xFCrst Rakozi der zweyte 1654. von Konstantinopel kommen lassen, und ihm das folgende Jahr die Lehrstelle der verstorbenen Bisterfelds, in der Gotteslehre und Weltweisheit \xFCbergeben. Basirius wuste sich aber so wenig Freunde zu machen, da\xDF er nach dem Fall des F\xFCrstens 1660. f\xFCr gut befand, Siebenb\xFCrgen zu verlassen. Schon vorher unfehlbar 1658, war T\xF6ppelt mit einem jungen Patricier Tobias Fleischer, dessen Vater Andreas Fleischer, F\xFCrstlicher geheimer Rath, Graf der s\xE4chsischen Nation und K\xF6nigsrichter zu Hermanstadt war, auf hohe Schulen gegangen. Sie studirten zu Altdorf. Hier vertheidigte Toppelt 1661, eine eigene Streitschrift von der Verschiedenheit und Uebereinstimmung des b\xFCrgerlichen Rechtes, mit dem Municipalrechte der Siebenb\xFCrgischen Sachsen.
(Die Fortsetzung wird folgen.)