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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 1, Text 7 (S. 77-79)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor: o. N.
Zuordnung: Geographie
(P77)
7. Nachricht von einer merkw\xFCrdigen H\xF6hle.
Unter die vielen Naturseltenheiten, mit welchen das K\xF6nigreich Ungern so reichlich versehen ist, geh\xF6ren auch die nat\xFCrlichen H\xF6hlen, von denen immer eine die andere an Merkw\xFCrdigkeit, \xFCbertrifft. Einige derselben sind schon ziemlich bekannt, und zum Theile auch untersuchet worden. Zu diesen geh\xF6ret die so genannte
Drachenh\xF6hle bey
Dem\xE9nfalwa in der
Lyptauer, die
Mazarna, und
Dupna in der
Thurotzer,
die bey
Filek in der
Neograder, die unweit dem
Zypserhause, und auf dem Ochsenberge in der
Zypser, die
Topschauer in der
G\xF6m\xF6rer, die Sadell\xF6er,
Silitzer und Borzower in der
Torner, die
Fun\xE1tzer in der
Bih\xE1rer Gespanschaft, und die auf dem Rauberberge in dem
Temescher Distrikte der Gr\xE4nzsoldaten.* Andere aber, besonders in den Blatnitzer,
* Von diesen findet man einige, wiewohl nur kurze Nachrichten, in der durch Hrn. v. Windisch 1780 herausgegebenen Geographie von Ungern.
(P78)
Netzp\xE1ler, Gro\xDF-Jessener, Moschower, Tur\xE1ner Zniper Gebirgen der Thurotzer,
die bey
Agtelek in der
G\xF6m\xF6rer Gespanschaft, und mehr andere, besonders in der Zips, find meist nur dem Namen nach, und den Anwohnern derselben bekannt. Wie sehr w\xE4re es daher zu w\xFCnschen, da\xDF meine gelehrten Landsleute durch das Beyspiel des
Herrn von Nedetzky, der von seiner Neigung zur Naturgeschichte getrieben, sich in die noch wenig bekannte H\xF6hle, bey dem in der
Bih\xE1rer Gespanschaft befindlichen walachischen Pfarrdorfe
Funatza gewaget, und uns davon eine umst\xE4ndliche, und sch\xE4tzbare Nachricht mitgetheilet hat,** gereitzet werden m\xF6chten, \xE4hnliche Untersuchungen zu unternehmen, und der gelehrten Welt durch diese Bl\xE4tter mitzutheilen.
Die H\xF6hle, von der ich hier eine, wiewohl ganz kurze Beschreibung mittheile, liegt eine Viertlstunde von dem zu der G\xF6m\xF6rer Gespanschaft geh\xF6rigen kalvinischen Dorfe Agtelek. (\xC1gtelek) Der Eingang in dieselbe ist so eng, und niedrig, da\xDF man nur mit grosser M\xFChe durchk\xF6mmt; und so mu\xDF man vier bis f\xFCnf Klafter lang abwerts kriechen, bis man zur H\xF6hle selbst, oder vielmehr zu den H\xF6hlen gelangt, denn, es sind deren wirklich verschiedene, die ziemlich hoch, und weitl\xE4ufig find. Auch immer eine die andere sowohl an Gr\xF6\xDFe als Merkw\xFCrdigkeit \xFCbertrift. Viele Stunden lang kann man aus einer in die andere gehen, ohne sie alle gesehen zu haben, denn wegen der f\xFCrchterlichen Abgr\xFCnde, die sich hin und wieder zeigen, wird ihre weitere Untersuchung unm\xF6glich; wie denn einige, die sich zu weit gewagt haben, nicht mehr zum Vorscheine gekommen sind. Daher auch die F\xFChrer selbst, derer man sich hier der Gefahr wegen bedienen mu\xDF, \xFCberall ihre Werkmaale haben, nach welchen sie ihren Gang einzurichten pflegen. — Diejenigen H\xF6hlen nun, welche besuchet werden k\xF6nnen, sind durchaus mit dem sch\xF6nsten
** Welche bey Trattner in Wien 1774 auf 36 Seiten in 8 gedruckt worden.
(P79)
Tropfsteine bedecket, der so, wie in verschiedenen andern H\xF6hlen unseres Vaterlandes, durch Hilfe einer lebhaften Einbildungskraft allerhand Bilder von Mausoleen, verfallenen Geb\xE4uden, Alt\xE4ren, Orgeln, Ungeheuern, und tausend anderen Gestalten dem Auge vorstellet. Zwischen dem Tropfsteine, qwillt an einigen Oertern ein helles Wasser hervor, und hin und wieder k\xF6mmt auch ein Bach zum Vorscheine, der sich bald durch unterirdische G\xE4nge verlieret, und in einiger oft ziemlich weiten Entfernung aber wieder sehen l\xE4\xDFt. In diesen Bach hat man \xF6fters Aenten gelassen, die erst in einer Strecke von mehr als einer Stunde wieder herf\xFCr kamen. — An manchen Oertern sieht man unlaugbare Spuren von Wagenr\xE4dern, und es l\xE4\xDFt sich daher muhtmassen, da\xDF diese H\xF6hle einst einen bessern, und gem\xE4chlichern Eingang gehabt haben m\xFC\xDFe. — Den Tropfstein aus dieser H\xF6hle braucht man in dortigen Gegenden bey verschiedenen Krankheiten des Hornviehs; mit welchem Erfolge, kann ich nicht sagen. Da er aber eine blendend wei\xDFe Farbe hat: so k\xF6nnte er wohl f\xFCr die Maler, und zum Uibert\xFCnchen der H\xE4user mit Nutzen zugerichtet werden.