Ungrisches Magazin, Band 1, Heft 1, Text 1 (S. 1-14)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1781
Autor: Karl Gottlieb Windisch


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Vorbericht.

Der Wunsch so vieler Patrioten bey dem Schlusse der K. K. Privilegirten Anzeigen, welcher noch im Jahre 1776 erfolgte; und das Verlangen einiger Mitarbeiter derselben, ein neues Werk zu unternehmen, das wegen der Gegenstände mehr eingeschränkt, Abhandlungen im Zusammenhange enthalten, und mit der Herausgabe an keine gesetzten Tage gebunden seyn möchte;* ist nun erfüllet, und es erscheinet hiemit ein Magazin für die ungrische Geschichte, Geographie, Naturwissenschaft, und für die dahin, einschlagende Litteratur. Ob dieses Unternehmen ihrer Erwartung entspricht, — künftighin entsprechen wird, - muß ihre gütige Unterstützung entscheiden!

*Man sehe die Vorrede zum sechsten Jahrgange gedachter Anzeigen, die in Wien herauskamen.

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Der angelegte Plan dieses Werks ist etwas weitläufig, indem man sich nicht auf das eigentliche Königreich Ungern allein eingeschränket hat, sondern solches im weitläufigen Verstande genommen, auch von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galitzien, und Lodomerien, nebst dem Großfürstenthume Siebenbürgen, ja zuweilen von dem benachbarten Bosnien, Serwien, und der Walachey merkwürdige in diese Wissenschaften einschlagende Abhandlungen und Nachrichten mitzutheilen gedenket. Es wird daher auch niemanden befremden, wenn nicht gleich in den ersten Stücken, alles das, was in diesem Plane liegt, ausgeführet worden. Die Ausbildung desselben wird mehr als einen Band erfordern, und nur Stuffenweise hofft man zu dem aufgesteckten Ziele zu gelangen. Dann erst, wird auch das aufgeklärte Publikum urtheilen können, ob man die Hoffnungen desselben nicht getäuschet, und den Endzweck dieses Unternehmens verfehlet habe. Wenigstens

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wird man sich auf alle Art bestreben, den Beyfall desselben zu erwerben, und daher für eine gute Wahl, und beständige Abwechselung der Materien sorgen, um dadurch Lesern von so verschiedenem Geschmacke, nützlich und gefällig zu werden.

Man wird aber weder die Mitarbeiter, noch die Leser mit allzugeschwind auf einander folgenden Ablieferungen übereilen. Acht Bogen werden allemal ein Stück, und vier Stücke einen Band ausmachen, den allzeit ein Verzeichniß der abgehandelten Materien, und ein Sachenregister begleiten soll. Wo die blosse Beschreibung wichtiger Alterthümer, merkwürdiger Münzen, seltener Naturerzeugnisse, neue Erfindungen, und dergleichen, nicht hinreichend seyn kann, deutliche Begriffe zu verschaffen, da wird man solche allzeit durch richtig gezeichnete Kupferstiche zu erleichtern suchen.

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In diesem ersten Bande wird man einige Stücke finden, welche schon in den obengedachten K. K. privilegirten Anzeigen erschienen sind. Mein Freund, der würdige und gelehrte Pfarrer zu Hamersdorf in Siebenbürgen, Herr Johann Seivert, hat seine schönen, und lehrreichen Siebenbürgischen Briefe, so, wie ich verschiedene meiner Arbeiten verbessert, und vermehret, diesem Magazine einverleibet, und solches zu thun um so viel weniger Bedenken getragen: da sich besagte Anzeigen nicht nur in sehr wenigen Händen befinden, sondern auch außerhalb Landes gar nicht bekannt geworden sind. Und, da sie wegen ihres unschicklichen Kleides, nun wirklich der Vergessenheit schon ziemlich nahe sind so wünschte ich, und mit mir gewiß auch alle Freunde der ungrischen Litteratur, daß es den übrigen Mitarbeitern mehrerwähnten Journals gleichfalls gefallen möchte, mit ihren für unser Vaterland so nützlichen, und interessanten Arbeiten das Nämliche vorzuneh-

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men, und durch diese Blätter wieder in Kreislauf zu bringen.

In den künftigen Stücken gedenkt man auch Recensionen sowohl einheimischer als fremder Werke, deren Gegenstände nicht ausserhalb dem Plane dieses Magazins sind, einzurücken. Da man aber allen Tadel verabscheuet, so sollen diese Recensionen mehr ausziehend, und erzählend, als kritisirend seyn.

Und, indem ich nun denjenigen Gönnern und Freunden, welche mich mit ihren gelehrten Beytragen, bisher so liebreich unterstützet haben, den verbindlichsten Dank abstatte: so wünsche ich nichts so sehr, als daß ihre patriotischen Gesinnungen, noch mehr meiner gelehrten Landsleute zu ähnlichen Beyträgen anreißen, und zur Beförderung dieses allein zur Ehre unserer Nation abzweckenden Unternehmens anfmuntern möchte — Sollte ich, wie ich mir denn mit dieser süßen Hoffnung

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allerdings schmeichle, in der Folge mit neuen Beyträgen beehret werden, so bitte ich solche, entweder unmittelbar an mich, als den Herausgeber dieses Magazins, oder an den Verleger desselben, den privilegirten Buchhändler, Herrn Anton Löwe gütigst einzusenden, der sich dafür auf alle Art erkenntlich bezeugen, und für die äußerliche Gestalt dieses Werks alle mögliche Sorge tragen wird. Ich aber werde es für die reicheste Belohnung halten, wenn ich durch dieses Unternehmen etwas zur Ehre meines Vaterlandes, und zur Verbreitung der Wissenschaften in demselben, beyträgen werde.

Preßburg, den 6ten des Herbstmonats, 1781.

Karl Gottlieb v. Windisch.
Topic revision: r8 - 01 Oct 2008, AndreaSeidler
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