Die Korrespondenz zwischen Daniel Cornides und Tamás Róth

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Daniel Cornides an Tamás Róth de Királyfalva

Pest, 13. Januar 1778

Nach Cornides’ ausführlichen Neujahrswünschen und Gratulation zur Geburt des Enkelsohnes beantwortet er Róths Brief. Cornides freut sich, dass Róth sich mit Verständnis zu der Vergrößerung des Privilegs der Zigeuner geäußert hat. Cornides bedankt sich für das Verzeichnis der verwandten ungarischen und slawischen Vokabel, die von Herrn Gunda zusammengestellt worden sind, und schickt dieses zurück.
Cornides bedauert, dass er Herrn von Karpe nicht getroffen hat, um mit ihm geographische Begriffe bei Anonymus zu klären.
Nun geht Cornides auf die von Róth diskutierte Ableitung der Wörter keresztség –Taufe, keresztelés – Taufe, keresztény – Christ ein. Diese Begriffe dürften die Ungarn von den Slawen übernommen haben.
Cornides führt weiter aus, dass die Ungarn vor ihrer Ankunft in Europa ein eigenes Wort für Kreuz gehabt haben müssen, da das Zeichen des Kreuzes sehr alt ist und es auf heidnischen Münzen schon vor Christi Geburt abgebildet war, wie es aus dem Werk Gretsers über das Hl. Kreuz zu entnehmen ist.
Die Frage Róths, ob die Hunnen mit den Ungarn identisch wären, möchte Cornides zu einem späteren Zeitpunkt beantworten.

Illustris Domine,
Domine, et Patrone gratiosissime!

Quas ad me, nihil tale opinantem, nuperrime exarare dignatus es Litteras, benevolentiae et eruditionis plenas, maxima mea cum voluptate accepi. Patere vero, ut antequam responsionem meam exordiar, de felicibus novi anni auspiciis, et de nato venustissimo nepote, gratulandi apud TE defungar officio. Numen supremum precor, ut non solum hunc, quem ingressi sumus, annum TIBI iubeat esse auspicatissimum, sed et complurimos alios annos, longa serie sese excipientes, vitae TUAE adiiciat, TEque ad ultimam usque senectutem salvum ac sospitem praestet; Nepotulum praeterea recens natum in sui nominis gloriam, in parentum avorumque suorum solatium, et illustris familiae decus clementissime conservet. Iam ad singula Litterarum TUARUM momenta accedo. Privilegium Ciganis elargitum, non ingratum TIBI fuisse, maiorem in modum laetor. In posterum etiam si quid nactus fuero, attentione TUA non indignum, submittam protinus. Pro benevole mecum communicato Indice vocabulorum Hungaricorum et Slavonicorum a Dno Gunda congesto, quem nunc remitto, eas TIBI, Illustris Domine, quas debeo, gratias ago maximas. Risu paene corrui, cum in Notam TUAM, quam post vocem Silib, de Hungaris Angelis adscripsisti, incidissem. Ha! ha! ha!
Doleo sane, quod Dnum de Carpe, e Slavonia reducem, coram salutandi non habuerim occasionem. Reditum eius vix quisquam alter desideravit vehementius, ac ego. Is enim in enodandis nonnullis difficultatibus Geographicis, apud Anonymum Belae Regis Notarium occurrentibus, innare me unus omnium optime potest, quod se facturum esse, mihi olim pro summa sua humanitate liberalissime erat pollicitus. Rivulus ex Comitatu Neogradiensi Aszodinum defluens, qui ab Anonymo Cap. 33. Caliga vocatur, non alter est, quam Galga, quem Matth. Belius in Notitia Hungariae , Tomo III. pag. 15. cum omnibus suis sinnosis anfractibus accuratissime omnino describit. Quod ad Pásztó attinet, facit eius mentionem Anonymus eodem Capite 33. Mones, Illustris Domine, Hungaros, antequam Paszto attigissent, Zagyvam transire debuisse; et revera Anonymus Capite praecedente 32, idem asserit. Elegantia sunt, quae de vocibus Hungaricis Keresztség, Keresztelés et Keresztény adfers, neque tamen ita comparata, ut nullum dubitationi relinquant locum. Mihi certe ex Slavonicis Krst, Krestan videntur ducere originem. Neque est, quod objicias. Krst Slavis baptismum, Kereszt vero Hungaris crucem notare, ac proinde vocem hanc posteriorem, licet quoad sonum conveniat cum priori, nequaquam ab illa derivatam videri, utpote significationis diversae. Facilis tamen responsio. Probabile nimirum valde est, vocem Kereszt Hungaris peraeque baptismum significasse antiquitus, formatasque esse voces Keresztség, Keresztelés ad normam plurimarum aliarum vocum. Quemadmodum enim Musika, et Musikálás; mű et művelés; tsere et tserélés rem prorsus eandem indicant: ita quoque Kereszt et Keresztelés. Sed fit hoc inde quoque perspicuum, quod Epiphaniae diem Hungaris Viz-Kereszt nuncupent a baptismo aquae, quod nempe illa die aquam lustricam /: Weihwaßer :/ consecrare consuenerit Ecclesia Romana. Caeterum illud ultro largior, Hungaros, diu ante eorum in Europam adventum, habuisse propriam suam crucis denominationem. Certe enim signi crucis apud ipsos quoque gentiles antiquissimus est. Ac de iis crucibus, quae in Ethnicorum nummis aliisque monumentis iam ante Christum natum usurpatae cernuntur, prolixe agit Gretserus in Operibus de sancta cruce, Tom. I. Lib. II. cap. 38. sq. item Tomo III. Lib. I. cap. 3. Crucis praeterea supplicium apud Persas Scythasque; ut rectissime observasti, longe ante Christi tempora fuit in more positum. Quare, si rem habuerim rei quoque denominationem habuisse necesse est. Illud saltem negaverim, Hungaros ante suscepta sacra Christiana crucem Kereszt appellasse. Aliud procul dubio habuerint vocabulum quoddam; quo crucem exprimebant, quod tamen, ut complurima alia, oblivioni iam traditum est, postquam nempe crucem Christi, καζέξοχήν crucem nuncupavere, vocabulo ab aliis Christianis, Slavis utputa, mutuato. Quoniam vero cruci Christi initiamur per baptismum, factum inde reor, ut maiores nostri vocabulum Kereszt ad baptismum quoque significandum progressu temporis traducerent imitatione Slavorum.
An Hunni iidem, qui Hungari, quaestio est altioris indaginis, de qua pluribus, si iusseris, agam alia opportunitate.
Illustrissimae Dominae puerperae cum voto propediem restituendie pristim valetudinis, manus demisse osculor, constanter perseveraturus

Illustris Domine,
TUI

Scribebam raptim Pestini, d. 13. Januar. 1778.

Cultor devotissimus, et obsequentissimus servus
Daniel Cornides.

[Beigefügter Briefumschlag:] Monsieur
Monsieur Thomas Roth de Királyfalva, Premier Assesseur
de plusieurs Comitats &c.
à
Szirák

[Notiz von Róth auf Briefumschlag:] 1778. 13. Jan. Szirakia
Dieses Kuvert ist in der Briefsammlung fälschlicherweise nach dem Brief vom 3. Jänner 1779 eingeordnet.

Deutsche Übersetzung des Briefes:

Vornehmer Herr, gnädigster Herr und Patron!

Ich habe mit größter Freude Deinen Brief voller Wohlwollen und Bildung, welchen Du neulich mir, nichts derartiges Ahnendem, zu schreiben für würdig gehalten hast, bekommen. Es steht wahrlich an, dass ich ehe ich meine Antwort ausführe, zu den glücklichen Vorzeichen des neuen Jahres und zur Geburt des sehr entzückenden Enkels, die Pflicht, Dir zu gratulieren, wahrnehme. Ich bitte die höchste Macht, dass sie nicht nur diesem Jahr, das wir betreten haben, befiehlt, Dir sehr günstig zu sein, sondern auch den sehr vielen anderen Jahren, die in einer langen Reihe, Deinem Leben hinzugefügt, einander folgen, und für Dich bis zum äußersten heilen und glücklichen Greisenalter sorgt; ferner möge es das neugeborene Enkelchen zur Ehre seines Namens, zum Trost seiner Eltern und Großeltern und zum Stolz der illustren Familie mildest erhalten. Schon gehe ich zu den einzelnen Abschnitten Deines Briefes über. Ich freue mich in einem größeren Maß, dass das vergrößerte Privileg der Zigeuner Dir nicht unangenehm war. Wenn ich des späteren auch irgendetwas zufällig finden würde, was Deiner Aufmerksamkeit nicht unwürdig ist, werde ich es unverzüglich nachschicken.Für das wohlwollend mir mitgeteilte von Herrn Gunda zusammengestellte Verzeichnis der ungarischen und slavonischen Vokabel, welches ich nun zurückschicke, erweise ich diesen größten Dank, den ich Dir, Illustrer Herr, schulde. Ich bin vor Lachen fast gestorben als ich auf Deine Schrift, die Du nach dem Ausruf Silib über die ungarischen Engel geschrieben hast, gestoßen bin. Ha!ha!ha!
Es schmerzt mich allerdings, dass ich nicht die Gelegenheit hatte, Herrn von Karpe, der aus Slavonien zurückgekehrt ist, persönlich zu grüßen. Seine Rückkunft hat kaum irgendjemand anderer heftiger ersehnt als ich. Denn dieser kann mir als einziger von allen in einigen zu erklärenden geographischen Schwierigkeiten, die bei Anonymus, Notar König Bélas, auftauchen, helfen, was zu machen, er mir einst wegen seiner höchsten Menschlichkeit freundlichst versprochen hatte. Das aus dem Nógrader Aszód hinabfließende Bächlein, das von Anonymus im Kap. 33 Caligo genannt wird, ist nichts Anderes als Galga, das Matthias Belius in der Notitiae Hungariae, Band III, S. 15 mit all seinen gewundenen Verkrümmungen insgesamt sehr genau beschreibt. Was Pásztó betrifft, macht Anonymus dessen Erwähnung im selben Kap. 33. Du erinnerst mich, Illustrer Herr, dass die Ungarn bevor sie Pásztó erreicht hätten, die Zagyva überqueren mussten, und Anonymus behauptet fürwahr im vorigen Kap. 32 dasselbe. Es sind Feinheiten, die Du über die ungarischen Wörter keresztség, keresztelés und keresztény anführst, und dennoch nicht so beschaffen, dass sie dem Zweifel keinen Platz lassen. Mir scheint gewiss, ihren Ursprung aus dem Slavonischen Krst, Krestem abzuleiten. Und es ist nicht, wie Du entgegnest, Krst die slawische Taufe, kereszt wahrlich als ungarisches Kreuz zu sehen, und daher ist es erlaubt, dass dieses letztere Wort, wie weit auch der Klang mit dem vorigen übereinstimmt, keineswegs von jenem abgeleitet scheint, da ja wegen der unterschiedlichen Bedeutungen. Die Antwort ist jedoch leicht: Es ist freilich sehr wahrscheinlich, dass das Wort kereszt in alter Zeit den Ungarn gleich Taufe bedeutet hat, und die Wörter keresztség, keresztelés nach der Richtlinie von mehreren anderen Wörtern gebildet wurden. Nämlich so wie Musika und Musikálás; mű und művelés, tsere und tserélés genau dieselbe Sache bedeuten: so auch kereszt und keresztelés. Dies sei aber auch deshalb klar, weil die Ungarn den Tag der Epiphanie nach dem Taufwasser viz-kereszt nennen, weil freilich die Römische Kirche an jenem Tag das Weihwasser zu weihen pflegte. Im übrigen gestehe ich darüber jenes, dass die Ungarn lange vor ihrer Ankunft in Europa, ihre eigene Benennung des Kreuzes hatten. Denn gewiss ist das Zeichen des Kreuzes bei denjenigen Stämmen sehr alt. Und von diesen Kreuzen, die auf den Münzen der Heiden und auf anderen Andenken schon vor Christi Geburt gebraucht wahrgenommen werden, schreibt Gretzer lange in den Werken vom Heiligen Kreuz, Band I, Buch II, Kap. 38, f., ebenso Band III, Buch I, Kap. 3. Außerdem war die Strafe des Kreuzes bei den Persern und den Skythen, wie Du sehr richtig erkannt hast, lange vor den Zeiten Christi in den Brauch gestellt. Deshalb, wenn sie eine Sache hatten, brauchte diese Sache auch eine Benennung. Ich verneine wenigstens jenes, dass die Ungarn vor dem angenommenen chistlichen Glauben das Kreuz kereszt genannt hatten. Sonst hatten sie ohne Zweifel ein gewisses Wort, womit sie Kreuz ausdrückten, das jedoch, wie sehr viele andere schon in Vergessenheit geraten ist, nachdem sie das Kreuz Christi hatten, nachdem das Wort von anderen Christen, wie z. B. den Slawen, entlehnt worden war. Da wir ja wahrlich durch die Taufe dem Kreuz Christi geweiht werden, halte ich es für eine Tatsache, dass unsere Vorfahren das Wort kereszt auch zur Bezeichnung der Taufe mit Fortschreiten der Zeit durch die Nachahmung der Slawen übersetzten. Ob die Hunnen dieselben waren wie die Ungarn, ist die Frage einer höheren Forschung, von der ich, wenn Du befiehlst, zu einer anderen Gelegenheit mehr schreiben werde.
Der vornehmsten Herrin Wöchnerin küsse ich niedergesunken die Hand mit dem Wunsch in den nächsten Tagen die Gesundheit wiederzuerlangen, der beständig verharrende
Des vornehmen Herrn,
Dein

Schnell in Pest geschrieben, am 13. Januar 1778

ergebenster Verehrer und gefälligster Diener
Daniel Cornides
Topic revision: r4 - 21 Mar 2011, AndreaSeidler
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