Blättern:
< zum Text 39 –
zum Text 41>
XL.
(P313)
Beschluß des 36. Stücks.
Welch ein unermeßlicher Schatz von seltenen vierfüßigen,beydlebigen, u. kriechenden Thieren, von Fischen , Krebsen, Seeigeln,und anderen Bewohnern des Meers, von Vögeln, Insekten, Konchylien, von Würmern, Thierpflanzen, Steinpftanzen, Steinen, Erden, Minern,Versteinerungen, Wanzen, Bäumen, Früchten, Blühten, Saamen, Hölzern, u. s. w. aus allen Welttheilen und einzelnen Provinzen, könnte nicht mit der Zeit in einem solchen Kabinete vereinigt, und mit einem erstaunten Blick übersehen werden. Und wie sehr würde nicht eine solche Sammlung zur Ehre eines Staats gereichen! Denn wenn alles, was die Glückseligkeit einer Nation befördert, einem Staate neuen Glanz ertheilet, so ist es unstreitig, daß dieses von
(P314)
den Wissenschaften überhaupt gesagt werden muß. Je feiner die Sitten und Denkungsart eines Volks beschaffen ist, ein desto größerer Glanz verbreitet sich dadurch über einen Staat. Die Untersuchungen der Naturforscher gründen sich auf die Kenntniß der Werke der Natur. In der Natur aber kündigt alles den Schöpfer an, alles ist mit dem Gepräge seiner Allmacht bezeichnet.
Außer der Offenbahrung leitet keine Wissenschaft so unmittelbar auf den Begriff, und auf die Verehrung eines höchsten Weesens, als die Naturgegeschichte. Welch ein Vorzug für einem Staat, dessen Glieder sich in einer so ädlen Verfassung, oder in dem Zustande eines beständigen Wetteifers befinden , ihre irrdische und ewige Glückseligkeit wechselweise zu befördern!
Wie rühmlich ist es nicht außer dem für einen Staat, wenn er fähig ist, dem eifrigen Verlangen mit ädler Neubegierde erfüllter Reisenden eine Befriedigung anzubieten, u. sie zu reitzen, alle Kostbarkeiten einer öffentlichen Sammlung, gleichsam mit lüsternen Augen zu verschlingen!
(P315)
Ein Mittel, die Fett und Oelflecke aus den Kupfern zu bringen.
Man nimmt Schaafknochen, und brennet sie zu Pulver. Mit diesem Pulver reibt man den Flecken auf beyden Seiten des Bogens. Dann legt man den Kupferstich zwischen zwey Blätter reines Papier, und thut ihn unter die Presse, läßt ihn die Nacht hindurch darunter , wo sich dann der Flecken ausziehen wird. Sollte man aber noch etwas davon sehen, so kann man den Versuch noch einmal wiederholen, worauf sich alsdann gar kein Merkmaal eines Fleckens mehr mird blicken lassen.
Auf ungeleimtes Papier zu schreiben, daß es weder durchschlage, noch auslösche.
Man kann zuweilen auf Reisen, oder bey andern Vorfällen, in die Notwendigkeit gerahten, auf durch schlagendes Papier schreiben zu müßen. Dergleichen ungeleimte Papiere pflegen weder Dinte noch andere ftüßige Farbe zu leiden, ohne daß es durchschlägt, u. die ganze Schrift unlesbar wird. Wenn
(P316)
man also entweder auf Druckpapier, in einem gar nicht planirten Buche, einige Druckfehler verbessern, oder kleine Anmerkungen beschreiben wollte, oder wenn man gar auf ungeleimtes Papier, in Ermanglung eines bessern, einen Brief schreiben müßte, wie sollte man sich aus dieser Verlegenheit helfen?
Verlangte man weiter nichts, als daß auf einem solchen Papiere die Schrift nicht durchschlüge, so würde die Frage von einem jeden leicht beantwortet seyn; denn, Rohtstein, und Bleystift schreiben lesbar, ohne durchzuschlagen. Allein, so bald und so leicht eine solche Schrift geschrieben ist, eben so leicht verlöschet sie auch oft wider unsern Willen. Uiber dies pflegt besonders der Rohtstein auf einer daran gelegten Seite leeres Papiers abzuschmutzen, und schon dadurch unbrauchbar zu werden. Was ist also in dringenden Fallen für ein Mittel zu ergreifen ? Herr
Prof. Hanov macht ein ganz leichtes bekannt, wodurch man sich ohne viele Mühe, in dergleichen Verlegenheiten helfen kann.
Wenn man mit guter und reiner Bleyfeder auf ungeleinites Papier schreiben müßen, so ziehe man das beschriebene Papier durchs Wassers oder feuchte die
(P317)
beschriebenen Stellen mit der Zunge ab, und lasse hernach dieselben in mittelmäßiger Luft wieder trocknen. Nach Beobachtung dieses kleinen Kunstgriffes wird man nie etwas durchgeschlagenes finden, die Schrift wird nicht nur eben so beständig seyn, als wenn sie mit Dinte geschrieben worden, sondern man wird auch das Abschmutzen gar nicht zu befürchten haben.
Die Proben sind leicht gemacht, und es giebt Fälle, wo uns ihr sichrer Erfolg sehr wohl zu statten kommen kann.
Maximen und Gedanken.
Man kann sein Haus mit so vielen Gästen anfüllen, daß man selbst nicht Raum darinnen hat; und man kann seinen Kopf, mit so vielen fremden Gehirne ausstopfen, daß unser eigenes nicht vermögend ist, zu wirken.
Wir verlangen jederzeit, daß man verschwiegen seyn soll; und oft ist unser Geheimniß, daß wir einem andern vertrauen , selbst nichts anders, als daß uns von einem andern anvertraute Geheimniß.
(P318)
Mancher redet sehr oft von einem andern Uibels, weil er selbst die beschuldigte Handlung gethan haben würde, wann er an seiner Stelle gewesen wäre.
Es giebt Personen, die uns anfänglich durch einige Gesichtszüge eine starke Abneigung erregen; wir lernen sie mit der Zeit kennen ; nnd dieser anstößige Zug hindert uns nicht, sie liebenswürdig zu finden.
Die Scharfsinnigkeit, und ein erhabener Verstand, sind nicht halb so nützlich , als die gesunde Vernunft. Man findet ehe vierzig witzige Leute, als einen einzigen vernünftigen Mann. Wer nichts als Gold bey sich tragen will ; wird alle Tage, wegen des Mangels am gebräuchlichen Gelde verlegen seyn.
Wer eine Lüge sagt, bemerkt nicht wie viel er wagt; denn, er ist gezwungen, noch zwanzig Lügen zu erfinden, um die erste zu behaupten.
Es ist keine Kunst, zu thun, was man will; der aber ist ädel gesinnt, der nichts anders thut, als was er soll.
Es ist kein Stand, den man nicht rühmlich machen konnte, entweder durch das, was man darinnen thut, oder was man darinn leidet.
Her Tod hat erdichtete Uibel, welche
(P319)
die Natur nicht fühlen wird, und das Leben, wirkliche Plagen, welche die Weisheit nicht vermeiden kann
Viel Dankbarkeit bey einem Armen, ist ein sicheres Zeichen, daß er eben so viel Großmuht haben würde, wann er reich wäre.
Die Gelehrsamkeit ist wie der Merkurius; die kräftigste und vortreflichste Sache in einer erfahrnen Hand, in einer unerfahrnen aber die allerschädlichste.
Alles kann man nachahmen, nur die gesunde Vernunft nicht.
Die Ernsthaftigkeit, und eine närrische Hoffahrt, sind zwo Schwestern, die sich sehr ähnlich sehen, die man aber sehr leicht von einander unterscheiden kan. Die eine beantwortet die Höflichkeiten, die man ihr erweiset; die andere aber wird dadurch nur noch hoffärtiger.
Die Tapferkeit ist eine Mausfalle, und der Witz ein Vogelnetz, in welchem das Frauenzimmer sehr oft gefangen wird.
Die Schmeicheley, und das Lob sind zwo Schwestern aus verschiedener Ehe, und der ist gewiß recht fein, der sie nicht verwechselt.
Der Witz ein sehr gemeines Gut, der gesunde Verstand aber, ein ziemlich
(P320)
seltenes Eigenthum. Daher kömmt es, daß viele Schriftsteller sehr gut schreiben, und sich so schlecht aufführen.
Der weiseste, und rechtschaffenste Sterbliche, wird von Mängeln, und Gebrechen gedrückt; und er ist nur darum unter uns weise und tugendhaft, weil er weniger fehlerhaft und untugendhaft ist, als andere.
Einige menschliche Thorheiten, sind eben so beschaffen, wie die Flecken, welche sich selbst ausreiben, wenn sie trocken werden. Unter diesen stehen diejenigen, welche die Liebe veranlasset, oben an.
Alte Leute geben gern gute Lehren, um sich zu trösten, daß sie nicht mehr im Stande sind, böse Exempel zu geben.
Die alten Deutschen sagten: Das Wetter kennt man beym Winde, den Vater beym Kinde, die Herrschaft beym Gesinde.
Blättern:
< zum Text 39 –
zum Text 41>