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XLI.

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Einer erfahrnen Wittwe Bekentniß von ihren sechs Ehen.

Es ist kein Stand unerträglicher ; als der Wittwenstand. Ich habe diese Traurige Wahrheit durch meine Erfahrung leider! sechsmal bekräftigen müßen. Man halt sich.in allen Gesellschaften über verlassene, betrübte Weiber auf, die ihre Männer verlohren haben. Viele beklagen, viele trösten uns über diesen Verlust; die meisten aber verübeln uns die Klugheit, solchen zu ersetzen. Man nennet uns unglücklich, wenn wir zu Wittwen werden, und man tadelt uns durch ein unendliches Splitterrichten, wenn wir aufhören, Wittwen zu seyn. Das ist gewiß das unbilligste, das grausamste Verfahren von der Welt, und ich arme Frau möchte Blut weinen, wann ich an das Unrecht gedenke, daß wir theils von Weibern, theils von

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solchen Männern erleiden mußen, welche aus blossem Neide die freudige Endschaft der kläglichsten Einsamkeit mißbilligen. Ich will für diesesmal nur dem menschlichen Geschlechts die deutsche Wahrheit sagen, welches uns schwachen Frauen, nach Beschaffenheit der Stunden so angenehm,oder so verhaßt ist, daß wir weder mit ihnen, noch ohne sie leben können. — Ich darf nur die Schicksale meiner Ehen anzeigen, um allen Frauen, die zu einer neuen Ehe schreiten, das Wort zu reden, und zugleich allen Männern eine Röhte abzujagen. Nur den einzigen Mann nehme ich aus, den ich itzo so wenig unleidlich finde, daß ich nach einer gewissen, mir und andern Frauen angebohrnen Großmuht, vielleicht auch allen übrigen, nur um seinetwillen vergeben werde. — Ich ward von meinem Oheim und Vormünder meinem ersten Eheherrn, wie ich nachher erfahren, um den dritten Theil meines Vermögens, verhandelt, als ich ohngefehr 15. Jahre alt war. Er sah mich nicht anders an , als ein Kind, welches er nach seinem Eigensinne erziehen, lenken, und regieren konnte, wie er nur immer wollte. Wann er mit meinem Mägdchen, in meiner Gegenwart,

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schäkerte ; oder ihr wohl gar einen Kuß gab, so schien ich ihm viel zu jung, und zu einfältig, um etwan einen Übeln Verdacht daraus zu schöpfen. Kam er wohl berauscht, und nach Mitternacht zu Hause , so hieß es, die Mode und die Art der großen Welt bringen es so mit sich. Er gab mir keinen Häller von meinem Gelde in die Hände, denn ach! wie hat te ich armes Kind einen Haller anzulegen gewußt! Mein Mann nahm endlich eine schöne Nichte zu sich ins Haus, um wie er sagte, der Haushaltung vorzustehen , und zu meinem Besten das Gesinde in Ordnung zu halten; denn , wie hätte ich über ein ganzes Haus die Aufsicht haben können? Und da dieser nützlichen Haushälterinn so viel baares Geld gegeben ward, als sie nur verlangte; wie es auch in Betracht der grossen Mühe, die sie mir abnahm, ganz billig war, so durfte ich mir es nicht in den Sinn kommen lassen, über die merkliche Vertraulichkeit zwischen ihm und einer so nahen Verwandtinn zu klügeln. Ich war zu feige, um mich zu widersetzen, aber nicht dumm, und kindisch genug, um das alles zu glauben. Ich wußte zwar heimlich diese Verachtung zu rächen, aber mit der Bescheidenheit, und der Stille

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aller furchtsamen leidenden Weiber; bis es endlich dem Himmel gefiel, mich auf ewig von meinen Tyrannen zu befreyen. Mit einem Worte ich ward durch seinen Tod eine junge wohlbemittelte Wittwe. Meiner Jugend und meinem Reichthume konnte es an Verehrern nicht fehlen, und es hatten verschiedene derselben schon während der letzten Krankheit meines Mannes, sich bey mir einzuschmeicheln gesucht. Der wohlgebohrne Herr Bode von Warteneck, war der erste, der sich um meine Gunst bewarb, und darinnen dem Rahte eines seiner Vettern, meines Bekannten folgte, der ganz eigentlich wußte, wie weit sich mein Vermögen erstreckte. Der von Warteneck ist ein artiger Cavalier, und er würde einem jeden so sehr gefallen, als er sich selbst gefällt, wenn nicht ein jeder sehe, daß seine Liebe und Hochachtung sich in einem einzigen, und zwar einem solchen Vorwurfe beschränket, der ihm immer schöner scheinen wird, als alles in der Welt. Ich meyne seine eigene Person. — Er hatte die größte Hoffnung mich in wenigen Monaten zu ehligen, u. er bewies sich so unbesorgt, so freymühtig, so voller Zuversicht, daß ich ihn in seiner Einbildung meisterlich stärkte, um

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meinen gerechten Stolz zuunterhalten ; und einen so galanten Verehrer nicht zu verlieren. Ich hatte die kleine Bosheit, seine erste Liebeserklärung mit so vieler Unschuld und Befremdung anzuhören, ich erröhtete darüber so reitzend, daß ich ganz deutlich wahrnehmen konnte ; wie es ihm das Herz einnahm, und wie er mich für ein unerfahrnes, frommes und kerngutes Weibchen hielt. Ein Mann, der von einem Frauenzimmer diese Meynung heget, liebet sie immer mehr, als er selbst glaubet. Ich siehe mit einer schadhaften Freude, wie glücklich ich seine Lust zu meinem Vermögen gerochen hatte, und je mehr ich begriffe, daß es in meiner Macht stand, ihm weh zu thun, je mehr gebrauchte ich mich dieser Stärke, und erlaubte auch verschiedenen andern, um mich anzuwerben. Er war von meiner unbedachtsamen Unschuld, nach seiner ersten Meinung, schon so sehr überzeugt, daß er die Menge meiner Verehrer, meiner Schönheit zuschrieb, und aus einigen Seitenblicken und Veränderungen meiner Gesichtsfarbe beständig schloß, er sey der beste Hahn im Korbe; ja, so oft ich ihm recht unbarmherzig begegnete, so schieb er noch alles meiner Furcht und Klugheit zu. Er hatte

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Mitleiden mit mir, daß ich meine Neigung für ihn, in Gegenwart meiner Freunde, durch so großen Zwang verheelen mußte; als ich endlich den 60jährigen Ernst von Frost heurahtete. Es ist leicht zu erachten, daß meine Trähnen über den Verlust dieses Gatten nicht zu häufig gewesen sind. Ich hatte deren so viele in der ersten Woche nach unserer Hochzeit vergossen, ich über legte so oft, wie ich zwey lange träge Jahre in einen uneigentlichen Witwenstande zugebracht, daß ich mich auch nicht entbrechen konnte, vier Wochen, nach dem er,in der Gruft seines Vaters mit vielem Gepränge beygesetzt worden, seinen Erben mir heimlich antrauen zu lassen. Ich kann nicht allerdings läugnen, daß ich vor dieser Veränderung nicht selten an den von Warteneck gedacht haben sollte; aber ich fand bald, daß er sich immer noch ein wenig gedulden konnte, und er selbst hielt es überdieß für unanständig, um mein Jawort anzuhalten, ehe das Jahr verflossen war. Ich wählte ihn also in meinem Herzen zu meinem vierten Ehemanne,und heurahtete voritzt den muntern Kart Rüstig. Dieser war 25. Jahre alt, 6. Fuß lang, und im ganzen Lande war kein besserer

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Jäger, als er. Mir dünkt also, daß ich zu gewissen Zeiten, meinen zweyten Mann mir wirklich wieder gewünscht habe. Der dritte folgte, von Morgen an, bis gegen Abend seinen Hunden. Nur sie, und andere nicht viel bessere Jagdgenossen, leisteten ihm, die ganze Nacht hindurch, bey Tische Gesellschaft. Doch, ich bin ihnen wenigstens dafür verbunden , daß sie ihn so lange durch Büsche, und Gräben geführet haben, bis er den Hals gebrochen. Warteneck gab sich vom neuen alle Mühe, die Stelle des Verstorbenen zu bekleiden, und in Wahrheit, auch ich war fast entschlossen, ihn itzt glücklich zu machen. Es gab sich aber außer ihm ein allerliebster junger Officier an, der hatte bereits 2 oder 3 meiner Freundinnen sehr erbittlich gefunden, und seine ehrfurchtsvolle Anwerbung mußte mich mit desto größerem Rechte etwas stolz machen. Der eifersüchtige Warteneck erfuhr solches , und schrieb mir einen so trotzigen Brief über die Pflichten einer Wittwe,daß ich aus blossem Aergernisse, und um mich an ihm zu rächen, den jungen Officier noch an demselbigen Tage heurahtete. Kaum mochte eine halbe Stunde nach der priesterlichen

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Einsegnung verflossen seyn, so erhielt ich ein bußfertiges Schreiben von dem wohlgebohrenen Hrn. Bode von Warteneck, in welchem er mit aller Zärtlichkeit und Ehrerbietung mich um Verzeihung des Fehlers baht ; den er aus Uibereilung und Liebe begangen hatte. Die Fortsetzung folgt.

Ein bewährtes Mittel alte verloschene Schriften wieder leserlich zu machen.

Man nimmt fein zerstossene Galläpfel, thut sie in eine mit weißen Wein angefüllte Phiole, setzt solche wohl verbunden 24. Stund in die Wärme; nachher treibt man solches im Distilirofen einmal über, und hebt es zum Gebrauche auf. Dieser bestehet darinnen, daß man einen Schwamm damit anfeuchtet, und die unleserlichen Stellen damit reibet.


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Topic revision: r8 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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