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XLII.

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Fortsetzung des 41. Stücks

Ich triumpfirte etwas rechtes, als ich diesen Brief las, und ich zeigte ihn meinem neuen Gemahle mit einem stolzen Lächeln. Wir beyde erfreueten uns herzlich über jede Zeile und jeden Ausdruck. Aber ach! die Freude war von kurzer Dauer. Mein Mann bezahlte mit meinem Gelde seine alten Spielschulden, und legte sich, gleich nach unserer Vermählung einen prächtigen Wagen, ein kostbares Geschirr, und sechs der besten Hengsten zu. Ich hatte mich mit so grosser Eile verehliget, daß ich nicht die Fürsichtigkeit haben konnte, von meinem eingebrachten mir genug vorzubehalten. Mein baares Geld ward in einer einzigen Redoute verspielet. Mein Halsgescheide ward, ich weis nicht wie, unsichtbar; und man kann sich leicht einbilden ;

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wie groß meine Bestürzung gewesen sey, als ich solches um den Hals einer gewissen Charlotte Gerne erblickte, da selbige mir in einer Kutsche begegnete, die vordem meinem Manne zuständig gewesen war. Mein Silbergeschirr verminderte sich täglich und ich würde nichts als Kupfer und Zinn übrig behalten haben, wenn nicht mein Mann von einem Fremden um 1000. Dukaten im Spiele geschnellet worden wäre, der, nachdem er ihn herausgefodert, auf dem Platze richtig erschien, und nachdem er meinen Mann im andern Gange ordentlich niederstieß , wegen des im Bassette erlittenen Verlustes, zugleich ihn und mich beruhigte. Warteneck war inzwischen noch immer mein heimlicher Verehrer gewesen. Er entdeckte mir wiederum seine ewige Zärtlichkeit, und erklärte sich, daß ich alle meine Güter, die ich nach genauer Untersuchung, noch größer befand, als ich geglaubt hatte, zu meiner Sicherheit für mich behalten könnte. Nunmehr aber empfing ich täglich die angenehmsten Komplimente und Lobsprüche von meinen Bekannten, daß ich ihn seiner Leidenschaft so unveränderlich gefunden. Ich war nicht mehr so schön, so blühend, als

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zuvor, und ich konnte destoweniger der Freude widerstehen, die ich darüber empfand, daß ich denen anwachsenden naseweisen Mägdchen in der Stadt zeigen konnte, wie es noch in meiner Macht war, einem angesehenen vernünftigen Manne Seufzer abzuzwingen. Zu diesem allen kam eine heimliche Hoffnung, daß er sich in einer verliebten Verzweiflung aufknüpfen , und mir die gröste Ehre, und den grösten Neid anderer Schönen erwecken würde. Ich entschloß mich also die dritte Gemahlinn des Hrn. Cuno von Grundheim zu werden. Ich versprach mir nichts, als hohe Freuden. Unser Stand und Reichthum berechtigten mich zu dieser Eitelkeit. Aber wie sehr fand ich mich betrogen! Er war kein Verschwender, er war mir nicht ungetreu ; und sein Herz wußte von keinen Bosheiten; und doch habeich bey ihm vielmehr ausgestanden, als bey allen andern Männern. Er war milzsüchtig. Ich mußte ganze Tage ihm zur Seite sitzen, und alle seine eingebildeten Leibesschwachheiten, und die traurigen Abwechselungen seiner Hitze und seines Frostes mir erzählen lassen. Der arme Herr wußte selbst nicht, wo es ihm schmerzte, noch was er haben wollte. Was ihn stärkte,

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wenn die Sonne schien, das machte ihn schwach, das schreckte ihn, wenn es regnete. Er hatte eigentlich keine Krankheit, aber er ahtmete kaum vor beständiger Furcht sich mit allen Krankheiten behaftet zu sehen. Endlich gerieht ich auf den Heilsammen Einfall, ihn mit Herrn Quirin Gruel, Medicinae Practico bekannt zu machen. Dieser Doktor war unvergleichlich. Er lehrte den Kranken die künstlichsten Namen und Ursachen aller Zufälle, über die er sich beklagte. Er bereicherte ihn mit einer Fülle von Recepten und Verordnungen. Er flößte ihm Juleppe bey warmen Wetter ein, und wiederholte bey ihm den Aderlaß, so oft er ein Fieber befürchtete. Ich will die Geschichte dieser trostlosen Zeit kurz machen, und nur melden, daß mein Mann seinen ziemlich gesunden Körper, durch die Sorge, ihn zu verbessern, ganz verderbte, und fast keine andere Nahrung, als Arzneyen, genoß, die in einer Speichelkur aufhörten, welche ihn endlich seines kümmerlichen Lebens und mich meiner ehelichen Bürde entledigte. Dergestalt starb auch Kuno v. Grundheim, und es war mir vorlängst bekannt geworden, daß Warteneck nicht nur gegen seine Freunde mit vieler Sprödigkeit

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von meiner letzter Ehe gesprochen, sondern sie auch versichert hatte ; er wollte mich auf ewig vergessen. Ich entschloß mich gleichfalls ; nie mehr an ihn zu gedenken, insonderheit, weil er dem Verlaute nach, im Begriffe stand, ein schönes und reiches Fräulein zu heurahten. Ich mißgönnete ihn heimlich seiner jungen Braut; folgte aber dem Rahte einer Base, die mich zum erstenmale besuchte. Diese gute Base belehrte mich aus ihrer eigenen Erfahrung, daß einen ungetreuen Verehrer und lieben Mann nichts so bald vergeßlich mache, als ein neuer. Sie trug mir zugleich einen ihrer Verwandten an, und sagte mir in aller Vertraulichkeit: Meine liebste von Grundheim! Sie sind eine vernünftige Dame, und kennen den Lauf der Welt. Sie begreifen es; Geld ist alles. Mein Vetter ist reich, und kann nicht lange leben. Er keicht, und hat einen trockenen Husten, der ein Vorbohte seines Todes und der Vortheile derjenigen ist, die ihn Heurahten wird. Ich entdeckte nachher, daß meine Base meinen Vetter eine gleiche Beschreibung von mir gemacht hatte. Aber die Besorgniß eines so zarten Frauenzimmers, als ich bin, ging bald so weit, und

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ihre Vorstellungen waren so schmeichelnd, daß ich die Hochzeit auf das möglichste beschleunigte, aus Furcht, er mochte noch vor derselben sterben. Er hingege besorgte ein gleiches von mir, und war eben so eilig als ich. Wir waren in 14. Tagen Mann und Frau. Doch beschlossen wir beyde solches in den ersten zwoen Wochen vor allen in geheim zu halten. In diesen 14. Tagen beehrte mich Warteneck mit einer Aufwartung, und eröffnete mir, daß er sich viel eher würde eingestellet haben,daferne ihn die Ehrfurcht nicht verhindert hätte, sogleich nach dem Tode meines Gemahls meiner Traurigkeit beschwerlich zu seyn. Itzt habe er die Zeit abgewartet, welche mir die Freyheit ertheilte, eine neue Wahl zu treffen , und die Heurahtshandlungen plötzlich abgebrochen , die ihm zum höchsten Vortheile geriehten, und fast so gut als geschlossen waren; denn er sey tausendmal mehr in mich verliebt, als er jemals zuvor gewesen. Ich habe niemals eine Erklärung mit so herzlicher Freude gehöret, als eben diese. Ich gab aber meinem Gesichte eine ernsthafte Stellung, und gestand ihm, wie die Nachricht von seiner Verbindung mit einer andern mir so nahe gegangen, daß ich in der ersten

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Hitze meines Unwillens, mich bereits mit einem Manne verheurahtet, an den ich in alle Ewigkeit nicht gedacht haben würde, wenn ich noch auf ihn hätte Rechnung machen können. Der arme Warteneck gerieht über diese Zeitung in die äußerste Verzweiflung, und nahm unverzüglich seinen betrübten Abschied, doch dergestalt, daß er alles, sich selbst und den Verleitungen seiner Freunde beizumessen, und nicht so sehr sich, als meine Person zu beklagen schien, weil er noch immer glaubte, daß ich die größte Liebe für ihn hätte. — Ich muß gestehen, daß ich meine Aufführung gegen so einen beständigen Liebhaber zeitig bereuen lernte. Mein Mann hatte eines von den ungerahtenen Gesichtern, die keinen, als ihren Besitzern, erträglich seyn können. Seine kleine Seele war noch niederträchtiger, und pöbelhafter, als sein Gesicht. Nur die Geldsucht hatte ihn veranlasset, mich zu heurahten, und er hätte, ich weiß nicht was, über sich ergehen lassen, um Geld zu gewinnen, oder zu sparen. Auf einen jeden Tag, der ihn in die geringste ausserordentlichen Unkosten gesetzt hatte, folgte eine Nacht ohne Schlaf und Ruhe, und dieser Mangel an Schlaf und

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Ruhe, war die unangenehmste Wachsamkeit, die eine verständige Frau an ihren Gatten bemerken kann. Er nannte mich die größte Verschwenderin im ganzen Lande, und die nöhtigsten Ausgaben wurden mir hundertmal verwiesen und bescholten. Ich sah ganz deutlich, er würde mich Hungers sterben lassen, oder weil ich eine gute empfindliche Frau bin, zu tode ärgern. Eine Nohtwehr ist erlaubt. Ich konnte der Welt nützlicher seyn, als er. Es war viel besser, ihn, als mich selbst, aufzuopfern, und nichts war leichter. Ich ließ so viel aufgehen, als mir möglich war, und ehe er es sich versah, besuchte ich ihn in einem neuen mit Gold gestickten Kleide, und mir einem Halsschmucke, der mir nicht weniger als 12000. Rthl. gekostet hatte. Er sagte kein Wörtchen, gieng aber in ein Nebenzimmer, und beruhigte sich, wie man muhtmasset, durch eine hinlängliche Dose Opium. Ich verhielt mich so wohl bey diesem Trauerfalle, daß ich selbst bis auf den heutigen Tag glaube, ihn habe der Schlag gerühret.

Der Beschluß folgt.


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Topic revision: r9 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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