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XIV.

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Von dem Kolibry

Aus den Mem. De Trevoux, und der Biblioth. Univ. & histor.

Der Kolibry ist ein amerikanischer Vogel, der wegen seiner Schönheit, seines guten Geruchs, wegen seiner Nahrung, und weil er so klein ist, für ein kleines Wunder der Natur kann gehalten werden. – Er ist nicht größer, als eine dicke Fliege, hat aber so schönes Gefieder, daß sein Hals, sein Schnabel, und seine Flügel den Regenboden darstellen. Er hat ein so lebhaftes Roht am Halse, daß man es für einen Rubin ansehen sollte. Der Bauch, und die Gegend unter den Flügeln, sind so schön gelb, wie Gold, die Schenkel grau, wie ein Schmaragd, die Füße, und der Schnabel schwarz, und glatt, wie Elfenbein. Die beyden Augen sehen wie Diamanten aus, haben eine eyrunde Gestalt, und die Farbe des polirten Stahls. Der Kopf ist grün, und hat

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Einen solchen Glanz, als wenn er vom Golde wäre. – Die Männchen haben einen kleinen Zopf auf dem Kopfe, der allen Farben gleichet, die sich an dem übrigen Körper befinden, und sind überhaupt schöner als die Weibchen. Wenn sie fliegen, so machen sie ein kleines Geräusch in der Luft, gleich als ob ein Wirbelwind sich erhübe; welches so plötzlich geschiehet, daß man sie ehe höret, als siehet. Sie leben nur vom Thaue, und von dem Safte der Blumen, den sie mit ihrer kleinen Zunge ausziehen, die länger als ihr Schnabel, nicht dicker als eine kleine Nadel, und hohl wie ein Rohr ist. Das Weibchen legt geimeiniglich zwey Eyer, so dick, wie eine Erbse. Und obgleich diese Thiere, sehr viel von ihrer Schönheit verlieren, wenn sie sterben, so bleibt ihnen doch soviel davon übrig, daß man amerikanische Frauenzimmer, daraus ihre schönsten Ohrgehänge machen. Sie riechen nach Ambra, und Muskus. So klein auch diese Vögel sind, so machen sie sich doch andern, die vielmal größer, als sie sind, fürchterlich. Man nennet sie Grosbeg, und sie sind etwas größer als die Drosseln, haben auch einen dicken, breiten, und spitzigen Schnabel. Kurs, sie sind sehr geschickt, die Jungen des

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Kolibry in ihren Nestern zu verschlingen. Wenn aber eine von den Alten dazu kömmt, so ist es ein Vergnügen, zu sehen, wie diese Grosbegs die Flucht nehmen, und schreyen, indem sie von den kleinen Kolibrys verfolgt werden. Erreicht sie der Kolibry, so hängt er sich mit seinen kleinen Klauen unter einen seiner Flügel, und sticht in mit seinem kleinen Schnabel, der so spitzig wie eine Nadel ist, bis daß er ihn wehrlos gemacht hat. Der Pater Plümier, der solches von diesen kleinen Thieren erzählet, sagt, er habe in dem Gesange des Kolibry keine Melody bemerket, sondern er gleicht nur einem sehr scharfen Zähneknirschen. – Sie hüpfen beständig von einer Blume zur andern, aber mit einer so großen Geschwindigkeit, daß man sie kaum wahrnehmen kann. Er saget ferner, er habe eines Tages zur Martinique, in einer ziemlichen Entfernung ein Gesummse, fast wie von einem Bienenschwarme vernommen, und das waren mehr als fünfhundert dieser kleinen Vögel, welche um einen großen Baum herumhüpften, der ganz mit Blumen bedeckt war. – Er unterscheidet zwey Geschlechter dieser Vögel, die man sehr allgemein in allen den Inseln siehet. Die Zunge des kleinsten Geschlechts ist einfach, das

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das größte aber hat eine doppelte. Er hat einige von jedem Geschlechte, getrocknet mit nach Frankreich gebracht, die er lange Zeit verwahret hielt; und er versichert, nie den Geruch von Ambra, und Muskus gefunden zu haben, den andere vorgeben.

Von der Pest zu Alepo im Jahre 1761.

Aus den Philos. Transact.

Diese Plage brach im Sommer 1761. aus, und hielt ein ganzes Jahr an. Es giengen aber viele unglückliche Begebenheiten vorher, wovon wir keine zuverlässige, und vollständige Nachricht erhalten haben. Der Winter von 1756. und 1757., war so streng, daß das Qwecksilber in Farenheits Thermometer, wenn es nur etliche Minuten in die offene Luft gestellet war, in die Röhre ganz hinunter sank, obwohl Aleppo im 36. Grad der Breite, mithin 16. Grade der Linie näher liegt, als London.

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Dieser Frost verderbte Millionen Oelbäume, welche mehr als 50. Winter überlebt hatten, und zugleich viele tausend Menschen. Der Mangel der Aerndte im folgenden Herbste, verursachte eine Hungersnoht. Denn, in diesem Lande der Faulheit, und der Sklaverey, lebt man von der Hand zum Munde. Der Hunger war so groß, das an vielen Orten Kinder in den Armen ihrer Mütter starben, welche dieselben, sobald ihnen der Ahtem ausgegangen war, aufassen. Viele Menschen kamen von den anliegenden Bergen und Dörfern, und stellten ihre Weiber, und Kinder, in Aleppo für ein paar Thaler zu Kaufe, um die Qwaal des Hungers, und die Annäherung des Todes, dadurch eine kurze Zeit aufzuhalten. Man sah zugleich Menschen, und Hunde, auf den Misthügeln in den Strassen, nach einem Stücke Aas, oder Knochen scharren. – Auf diese Hungersnoht folgte eine Pest, welche fast das ganze Jahr hindurch dauerte, und bey 60tausend Menschen hinwegriß. Die Jahre 1759 und 1760, waren wegen vielen Unruhen, und Erdbeben merkwürdig, und am Ende des Märzes brach die Pest, welche siet dem vorigen Herbste gleichsam im Schlummer gelegen, wieder aus.

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Gegen den May ward sie allgemein, und es starben immer einige, bis zur Mitte des Herbstmonats 1762. Im Brach- und Heumonate wurden täglich zwei bis drey hundert Menschen begraben. Unter andern besondern Vorfällen, welche von dieser Pest erzählet werden, sind folgende sehr merkwürdig. Eine Frau ward von einem Kinde entbunden, welches zwo Pestbeulen hatte, obgleich die Mutter völlig frei von dieser Plage war. Eine andere ward, während sie ihr Kind, welches beyläufig fünf Monate alt war, säugte, von der Pest angegriffen, und starb binnen einer Woche; da hingegen das Kind, ungeachtet es ihre Brust sog, und während der ganzen Krankheit in demselben Bette lag, der Seuche entgieng. Eine mehr als hundertjährige Frau bekam die Pest, und ward wieder gesund; zween ihrer Enkel aber, der eine von 12., und der andere von 16. Jahren, wurden von ihr angestecket, und starben. – Man sagt, daß die Pest auf der Insel Cypern, im Jahre 1760., zehen Männer gegen eine Frau hinweggegriffen, und daß sie den junden Personen beyderley Geschlechts am gefährlichsten gewesen.

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Die Motten aus dem Wollzeuge zu vertreiben.

aus dem Univ. Magazin.

Die Motten kommen aus den Eyern der Butterfliegen, die sich auf ein Stück Wollen- oder Haarenzeug festgesetzt haben. Sobald das junge Thier sein Ey verlässt, findet es alsobald eine Wohnung, und Nahrung, in dem rauchen Zeuge, oder in den Haaren eines Felles. Diese Wohnung ist mit verschiedenen Fäden, und ein wenig Leim auf dem Grunde des Zeuges fest gemacht, und hat zwo Oefnungen. Die Motte steckt ihren Kopf bisweilen an der einen, biwseilen an der anderen Oefnung heraus, und verzehrt, und verdirbt beständig alles, was um sie herum ist. Es ist aber sehr artig zu bemerken, daß das Gezelt dieser Kreatur allzeit dieselbe Farbe mit dem Zeuge hat, wovon sie genähret wird. Wann sie die Stelle um sich her kahl gefressen, so macht sie alle Bande dieses Gezeltes los, trägt es auf ihren Rücken etwas weiter, und heftet es mit zarten Stücken, auf einer neuen Stelle wieder fest. Hat sie rohte Wolle

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Abgenaget, und sollte nachher auf ein Stück grüner Wolle kommen, so wird ihre Wohnung, die bis daher ganz roht gewesen, von allen Seiten erweitert, und zu gleicher Zeit grün, und hat also eine vollkommene Aehnlichkeit mit dem Orte, wo sie ihre Nahrung findet. Auf diese Art fährt sie auf unsere Kosten zu leben fort, bis sie von ihrem Futter gesättiget ist, um welche Zeit sie erst in eien Nymphe gebildet, und hernach in eine Butterfliege verwandelt wird. Ein Mittel, wider dieses unserem Zeuge so schädliche Thier erlangt man, wann man die Tapeten, Vorhänge, und andere Zeuge, mit einem Bündlein roher Schaafswolle, die noch ihre natürliche Fettigkeit hat, öfters reibet. Dieses hat man entdeckt, da man bemerket, daß die Motte allzeit Felle, und Wolle ausleset, die schon bearbeitet worden. – ein anders Mittel ist, die Zeuge, und Tapeten wohlauszuklopfen, ehe die Butterfliegen ihre Eyer darein legen, und zwar in der Mitte des Sommers, und dafür Sorge zu tragen, dieselben nicht eher wieder in die Gemächer zu bringen, bis die Motten, und Butterfliegen mit Terpentinöl, oder Tobackrauche vertrieben sind.


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Topic revision: r14 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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