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XX.
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Erste Fortsetzung von der Geschichte der Hunnen und Türken.
Unter einem dieser Kaiser, Namens
Pounu Tanjou, fieng das hunnische Reich an, in merklichen Abfall zu gerahten. Eine große Hungersnoht, die diese Völker empfanden, war der Vorbote vieler andern Unglücksfalle. Man besorgte, die Chineser möchten sich diese verdrüßlichen Umstände zu Nutzen machen
in das Land einzudringen, und das, was der Hunger verschont hatte, durch die Waffen vollends aufzureiben. Diese Hunnen, die sonst so stolz waren, demühtigten sich itzt, und suchten den Frieden. Die Chineser versagten ihnen denselben nicht, aber sie waren deswegen nicht geruhiger: ihre Schwäche, die man wußte, brachte ihnen von allen Seiten Feinde zu wege. Die
Tatarn aus den morgenländischen Gegenden griffen sie an, und nöhtigten sie, sich weiter gegen Norden zu begeben. Allein, das, was dieses Reich, welches China oft in Zittern gesetzt hatte, völlig zu Grunde richtete, war die
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Uneinigkeit, die in dem königlichen Hause entstand, Pounou Tanjou, ließ seinen Bruder, der sein Nachfolger seyn sollte, hinrichten, damit er seinen eigenen Sohn auf den Thron setzen könnte. Dieses war die Qwelle von allem seinen Unglücke, und von dem gänzlichen Untergange der Hunnen in der
Tatarey. Ein Prinz von eben dem Geschlechte, der eines Kaisers Sohn war, glaubte, da er sah, daß Tanjou seinen Bruder umgebracht hatte, das Reich müßte ihm zugehören. Seine Ansprüche hätten ihm beynahe das Leben gekostet, allein, weil er bey Zeiten gewarnet wurde, fand er Mittel zu entkommen, und stellte sich an die Spitze einer gewissen Anzahl von Horden, oder Zünften, die ihn zum Kaiser erklärten. Er herrschte über die Hunnen in den mittägigen Ländern , da hingegen Pounou Tanjou über die nördlichen regierte. Dieser Trennung wird in den persischen Geschichtschreibern
Mirkhand, und
Bridawi gedacht. Sie haben dem einen den Namen der
Mogols, und dem andern den Namen der
Tatarn gegeben. Nach dieser Theilung fanden die nördlichen
Hunnen die Chineser weniger als vorher geneigt, ihnen in ihrem Elende beyzustehen; die mittägigen setzten sich
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allzeit dagegen. Nach vielem Anhalten erhielten sie endlich den Frieden. Hierauf beschlossen sie, das
Maouarennaharische, oder
Transoyiaeische mit Krieg zu überziehen. Wie sie in diesem Lande siegten, so glaubten sie auch in China Sieger zu seyn. Ohne eine Achtung für die Unverbrüchlichkeit der gemachten Vertrage zu haben, fielen sie daselbst ein; sie fanden aber die
mittägigen Hunnen da, welche sie mit vielem Eifer zurücktrieben. Nach vielen Schlachten faßten die Chineser, welche von den letztern allzeit unterstützt, und angereitzet wurden, den Entschluß, die nördlichen Hunnen gänzlich auszurotten. Und dieses ward von dem
Generale Crouhen, der unter der Regierung des
Hiao Hoti, Kaisers aus der
Dynastie von Hau in China, die nördlichen Hunnen in der
Tatarey schlug, ausgeführet. Die Geschichte von dieser Begebenheit auf die Nachwelt zu bringen, ließ er auf einem Berge im
Turkestanischen, eine Innschrift eingraben, welche die Zeit, da es geschehen, anzeigte.
Von den auf diese Art überwundenen Hunnen, blieben einige in der Tatarey, und vermischten sich mit den Völkern, die man von den äußersten Morgengegenden hatte kommen lassen, ihr Land wieder zu
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bevölkern. Andere, welche die größte Anzahl ausmachten, rückten immer weiter gegen Abend, an den nördlichen Theil von Samarkand, und kamen, nach den chinesischen Geschichtschreibern, über das kaspische Meer hinauf, um die Gegenden von
Astrakan. Hier verlieren die Chineser sie aus dem Gesichte, aber von den persischen Geschichtschreibern erfahren wir, daß sie sich von dannen der
maotischen See genähert, und dann nach Europa hinüber gezogen sind, wo sie, nachdem sie an verschiedenen Orten ihr Glück versucht hatten, ihren Sitz in
Pannonien aufgeschlagen haben. —
Die Hunnen in den
mittägigen Gegenden, welche in ihrem alten Lande geblieben waren, haben ihre Macht daselbst erhalten, bis eine Horde von morgenländischen Tatarn,
Jouigen genannt, sie gänzlich unter das Joch brachte, und sich fast der ganzen Tatarey bemächtigte. Der Titel, den ihre Könige trugen, war
Khan, oder Khakan, der an die Stelle des Titels
Tanjou kam. Die
mittägigen Hunnen, welche nun auch die Reihe getroffen hatte, verjagt zu werden, richteten in dem nördlichen Theile von China verschiedene kleine Fürstenthümer auf, die aber, eines nach dem andern, zerstöret
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wurden. Eines von denselben, dessen Fürsten von den Kaisern der Hunnen abstammten, ward von
Tai-vou-ti, dem Kaiser des nördlichen Theiles von China, zu Grunde gerichtet. Dieses ganze Geschlecht, und die Hunnen mit demselben, begaben sich in ein Gebrige der Tatarey,
Erkene-kom genannt, daselbst waren sie hierauf mehr unter dem Namen der Türken bekannt, und beschäftigten sich, nach dem Berichte der chinesischen, und muhamedanischen Geschichtschreiber, mit Schmiedearbeit, zum Dienste der Khane der
Jouiger Tatarn, von denen ich eben geredet habe. So lebten sie einige Zeit hindurch, das ist, so lang, bis abendländische Völker die Jouigen anfielen.
Toumuen, das Haupt dieser Türken in dem Gebirge
Erkene-kom, zog gegen die Feinde aus, und schlug sie. Nach diesem Feldzuge hielt sich Toumuen für berechtiget, von dem Khakan, oder Kaiser der
Jouigen, seine Tochter zur Ehe zu verlangen. Man schlug sie ihm aber übermühtig ab, indem man sagte, daß es sich für einen Sklaven nicht schicke, die Tochter seines unumschränkten Herrn zu begehren. Durch eine solche Antwort ward Toumuen erbittert, und wider seinen Fürsten aufrührisch. Er tödtete den
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Abgesandten der Jouigen, und machte mit
Yen-ti, dem Kaiser des nördlichen Theiles von China , ein Bündniß. Im folgenden Jahre zog er wider die Jouigen zu Felde, schlug sie, und tödtete ihren Khan. Darauf nahm er selbst diesen Titel an, und ließ sich
Toumuen Ilkhan nennen. — Also ward in der Tatarey ein mächtiges Reich gestiftet, welches man damals das Reich der Türken nennte. Um das Andenken, von dem Ursprunge dieses Geschlechtes zu erhalten, hatte man die Gewohnheit, sich alle Jahre zu versammeln, und mit vielen feyerlichen Umständen ein heißes Eisen zu schlagen. Dieser Gebrauch ist bis auf die Zeit des
Genghitz Khan, der von diesem
Toumuen herstammte, beobachtet worden. Und daher kommt es, daß einige von unsern Geschichtschreibern, die nicht wohlberichtet gewesen, behauptet haben, dieser Fürst wäre der Sohn eines Schmiedes. Die
Jouigen, welche durch die Türken aus ihren Ländern vertrieben worden, sind allem Ansehen nach hinüber nach Europa gekommen, wo sie unter dem Namen der
falschen Avarer, oder Abarer, bekannt gewesen sind. Sie haben sich unter die nordlichen Hunnen gemenget, welche seit langer Zeit schon da waren;
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und diese beyden vereinigten Völker haben das Volk der Ungarn, das ist, der
ickoreischen Hunnen gestiftet. Dieser letztere Name ist eben derjenige, den die
Jouigen in der
Tattarey trugen.
Das, was ich eben von dem Ursprünge der zweyten Hunnen, oder Türken in dem
Turkestanischen angeführet habe, ist der wahrhafte Bericht der chinesischen Geschichtschreiber. Allein, sie haben sich mit einem Ursprünge, der nichts Wunderbares an sich hatte, nicht begnüget. Man hat zuversichtlich behauptet, und sogar geglaubt, daß ein
scythisches Volk ganz und gar von seinen Feinden erlegt worden, so, daß nur ein einziges Kind dem Morden entgangen, welchem man noch dazu Arme und Beine abgehauen, und es hernach mitten in eine See geworfen. Hier kömmt eine Fabel vor, die derjenigen ähnlich ist, welche die Römer von ihrem Romulus erdichtet haben. Man giebt vor, eine Wölfinn wäre durch das Unglück dieses Kindes gerühret worden, hatte es der Gefahr entrissen, und ihm Unterhalt verschaffet. - Der folgende Theil dieser Fabel läßt uns nicht zweifeln, daß man durch diese Wölfinn eine Weibsperson dieses Namens anzeigen wollen. Das Kind heurathete aus Erkenntlichkeit dieses
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Weibsbild, und sie ward schwanger. Beyde, Mann und Frau begaben sich in die Gebirge, welche an dem nordwestlichen Theile des Landes der
Igours liegen, und daselbst brachte sie zehn Kinder zur Welt, deren Nachkommen den Namen von
Assena annahmen. — Das, was ich von
Toumuen Ilkhan, dem Stifter des türkischen Reiches, anführen will, wird zur Erklärung dieser Fabel dienen. Dieser Fürst, welcher von den persischen Schriftstellern
Toumana genannt wird, war ein Sohn von
Bißikar, dem Sohne von
Kaidou, einem Abkömmlinge von
Bouzengir, dem Sohne der Königin
Alankawa. Diese Königin der
Mogols, oder Türken, in den Gebirgen der Tatarey, und vor der Wiederherstellung ihres Reiches, war mit zweyen Kindern Wittwe geblieben. Die Muhamedaner, und Chineser erzählen, daß sie während der Minderjährigkeit ihrer Söhne, die Regierung ihres kleinen Staates über sich nahm, und alle fernere Heurahten aus schlug. Inzwischen ward sie doch Mutter von noch drey andern Kindern, wovon der eine
Bouzengir hieß.
Die Fortsetzung folget im nächsten Blatte.
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